Die Rettung von Kiasa

Neville Sheldrick war mit einem der Flugzeuge des David Sheldrick Wildlife Trust (DSWT) auf einem planmäßigen Patrouille-Flug vom Hauptquartier in Kaluku in den südlichen Teil des Tsavo East Nationalparks unterwegs. In einer Gegend, die „Triangle“ genannt wird, nahe des Zusammenflusses der beiden Flüsse Tsavo und Athi, bemerkte er ein kleines Elefantenkalb, das von zwei großen Bullen begleitet wurde. Er suchte die Gegend nach Elefantenherden ab, aber weit und breit war nichts zu sehen.

 

 

Ein paar Tage zuvor hatte er auf einem Aufklärungsflug nicht weit von der Stelle den Kadaver einer Elefantenkuh gesehen, die an den Folgen der Dürre gestorben war. Er zählte eins und eins zusammen, und alarmierte sowohl den Kenya Wildlife Service (KWS) als auch die Zentrale in Kaluku, damit DSWT-Pilot Andy Payne mit dem Helikopter die Angelegenheit untersuchen und feststellen konnte, ob es wirklich so war, wie er befürchtete. Er übermittelte die GPS-Koordinaten der Stelle, an der er die Bullen mit dem Baby gesehen hatte, und setzte dann seine Patrouille im Süden fort, wo die schlimme Dürre und das resultierende magere Nahrungsangebot vielen Elefanten das Leben gekostet hatte. Die Vermutung bestätigte sich – es waren tatsächlich zwei Bullen bei dem winzigen Baby, und weit und breit keine Elefantenkühe zu sehen. Dr. Jeremiah Poghon von der mobilen Tierarzteinheit in Tsavo wurde zum nächstgelegenen Flugfeld, am Nordufer des Galana-Flusses (wie der Athi dort heißt) gebracht, und auch das Anti-Wilderei-Team des DSWT aus Mtito, das mit dem KWS zusammenarbeitet, machte sich auf den Weg zu der Stelle.

Kiasa mit zwei großen ElefantenbullenKiasa hat nur zwei Bullen als Begleitung
Kiasa mit den beiden BullenDas Team nähert sich Kiasa mit dem Auto
Ohne Muttermilch wäre das Schicksal dieses Kalbs besiegelt gewesen, da ihr Alter auf irgendetwas zwischen fünf und acht Monate geschätzt wurde. Nachdem so viele Elefanten während der Trockenheit umgekommen waren und ganz in der Nähe erst kürzlich eine tote Kuh gefunden worden war, bestanden kaum Zweifel, dass es sich hier um ein Waisenbaby handelte. Die beiden treusorgenden Bullen beschützten das kleine Mädchen und leisteten ihr Gesellschaft, aber sie konnten sie natürlich nicht mit der lebensnotwendigen Milch versorgen; noch dazu ließ die Trockenheit nicht nach. Nachdem Neville Dr. Poghon vom Hauptquartier zum Flugfeld am Galana geflogen hatte, trafen sie Andy mit dem Helikopter, der sie zu der Stelle brachte, wo schon das Mtito-Team wartete. Der Tierarzt bestätigte, dass sie ohne eine Rettung nicht überleben würde, nicht ohne noch einmal die Gegend abgeflogen zu haben, ob nicht doch irgendwo noch eine Herde zu sehen war. In dem offenen Gebiet war es nicht schwierig, die beiden Bullen mit dem Helikopter vorsichtig von dem Baby weg zu scheuchen, sodass das Rettungsteam es leicht einfangen konnte. Sie war noch recht kräftig, aber trotzdem verloren die Retter keine Zeit. Sie legten das Baby auf die Matratze und banden ihre Beine gut fest, sodass sie in den Hubschrauber geladen und direkt ins Waisenhaus des DSWT nach Nairobi geflogen werden konnte. Da die Rückbank des Hubschraubers ausgebaut ist, ist dort genug Platz für ein kleines Kalb und ein Teammitglied, das es auf dem einstündigen Flug nach Nairobi betreuen kann.

Kiasa wird auf den Flug vorbereitetKiasa wird während der Rettungsaktion gekühlt
Kiasa wird in den Hubschrauber geladen
Als der Helikopter im Waisenhaus landete, waren einige Keeper zur Stelle, um das kleine Kalb schnell auszuladen und auf der Matratze zu einem vorbereiteten Stall zu tragen. Sie war sehr durstig und schlang gierig Flüssigkeit herunter, sowohl Wasser als auch Milch. Danach schlief sie gleich ein – offenbar hatte sie der Tod ihrer Mutter und die Rettungsaktion sehr mitgenommen. Sie wurde in einem Stall neben dem von Maktao einquartiert, sodass sie am Abend, als die anderen Waisen nach Hause kamen, die Gesellschaft ihrer Artgenossen genießen, sich mit ihnen unterhalten und sich auf diese Weise etwas beruhigen konnte.

Der Helikopter landet im Waisenhaus in Nairobi
Schon am nächsten Tag konnte sie hinaus zu den anderen Waisen, und obwohl diese sie alle neugierig begrüßten, blieb sie unbeteiligt und hielt sich fern. Das kann man häufig mit Waisen dieses Alters beobachten; sie vermissen ihre verlorene Familie so sehr, dass sie noch lange traurig sind, und obwohl sie unter Artgenossen sind, wollen sie häufig in Ruhe gelassen werden und trauern. In dieser Zeit ist die menschliche Betreuung sehr wichtig, und die Keeper müssen ihr die ganze Liebe, Aufmerksamkeit und körperliche Nähe schenken, die so ein Elefantenbaby braucht. So ist es keine Überraschung, dass Kiasa bald sehr an ihren Keepern hing. Maktao, das andere Baby, das sehr auf die Keeper fixiert ist, wurde natürlich gelegentlich eifersüchtig, doch Kiasa ließ sich von ihm nicht einschüchtern; dass er sich hin und wieder lautstark beschwerte, kümmerte sie nicht weiter. Ein paar Wochen lang versuchte sie immer wieder, sich tagsüber von der Gruppe weg und zu den Stallungen zurück zu schleichen, aber inzwischen hat sie sich an den Tagesablauf gewöhnt, und Tagwa kümmert sich besonders liebevoll um sie.

Kiasa zum ersten Mal draußen im WaldKiasa mit ihrem Keeper
Alle wollen umsorgt werden!Kiasa erkundet ihre neue Umgebung
Kiasa draußen im Busch
Körperlich hat sich Kiasa mit der Zeit erholt und ist wieder wohlgenährt und kräftig geworden. Und glücklicherweise ist sie nun auch auf dem besten Wege, ihr psychisches Trauma zu überwinden. Sie spielt jetzt häufiger mit den anderen und tummelt sich mit Begeisterung im mittäglichen Schlammbad – und ab und zu macht sie sich sogar den Spaß, die Besucher mit Matsch zu bespritzen!

 

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Kiasa macht sich gutSchlafenszeit für Kiasa
Kiasa bei den anderen WaisenKiasa albert herum
(übersetzt aus dem englischen Original)