Die Rettung von Ndotto

Direkt auf der Spitze der Ndotto-Berge, in Kenyas nördlichstem Grenzbezirk, wurde ein winziges neugeborenes Elefantenbaby gefunden, das sehr verwirrt, allein und ängstlich zwischen einer Herde Ziegen und Schafe herumirrte. Das kleine Kalb fand sich offenbar sehr schnell nach der Geburt zwischen den Nutztieren der nomadischen Samburu der Gegend wieder. Es ist möglich, dass die Anwesenheit der Menschen die Mutter verschreckt hatte, nachdem ihr Kalb versehentlich zwischen die Tiere der Samburu geraten war. Die traditionellen Samburu-Hirten leben dort sehr isoliert, in einer schlecht erreichbaren Gegend Kenias, die gleichzeitig wunderschöne und majestätische Landschaften hat. Obwohl viele Samburu und ihre Nutztiere in friedlicher Koexistenz mit den wilden Tieren leben, kann der Mensch-Wildtier-Konflikt versehentlich die Ursache solcher Tragödien sein.

 


Das winzige Baby war just an diesem Tag geboren worden und die Samburu kamen an der Geburtsstätte vorbei. Die Elefanten waren in alle Richtungen geflohen und waren nicht mehr zu sehen, als die schockierten Hirten das Elefantenbaby mitten in ihrer Herde fanden. Sie brachten es am Abend des 5. August 2014 in die Sicherheit ihres Samburu-Boma, ihrer Heimstätte. Die Nabelschnur des Kalbs war noch frisch, seine Ohren noch pink und es war noch sehr wackelig auf den Beinen und lernte gerade erst, wie man richtig läuft. Ohne die Führung seiner Mutter folgte er nun dem, was er für seine Familie hielt, da er noch zu jung war, um den Unterschied zu erkennen.
Seine Herde war eine der wenigen, die zu den Spitzen der Ndotto-Berge zurückgekehrt waren, wo noch vor 30 Jahren viele wilde Elefanten umherwanderten, und jetzt sind sie auf der Suche nach einer sicheren und reichhaltigen Umgebung. Die Samburu, die sich erst wieder daran gewöhnen müssen, ihren Lebensraum mit Elefanten zu teilen, versuchten, es mit seiner Mutter wiederzuvereinen, doch das scheiterte.

Das Kalb bei den HirtenDie Retter mit dem Kalb
Das Kalb mit seinen RetternDas Kalb mit seinen Rettern
Als es dunkel wurde, zögerten die Bewohner, denn sie hatten Angst vor dem Kalb, doch sie ließen es die Nacht in Gesellschaft der Nutztiere verbringen. Die Familie, deren Tieren das Kalb gefolgt war, sah am nächsten Morgen, wie verzweifelt hungrig das Kalb war und weil sie so besorgt waren, gaben sie ihm etwas von ihrem Maisbrei zu fressen, der „uji“ genannt wird und aus Maismehl, Fett und Kuhmilch besteht. Wir beim David Sheldrick Wildlife Trust und alle, die sich auskennen, wissen, wie gefährlich Kuhmilch für Elefantenkälber ist, doch diese Menschen taten, was sie für das Beste für das Kalb hielten.

Der Hubschrauber kommt anDie Keeper warten auf das Kalb
Der Rettungshelikopter
Da die Gegend um dieses wunderschöne Gebirge extrem abgelegen ist, haben die Samburu keinen Zugang zu irgendeiner Form von Kommunikation, Transport, Straßen oder sogar Strom, doch sie wussten, dass das Baby Hilfe braucht und zwar schnell. Noch an diesem Morgen eilte einer der Bewohner den Berg hinab und suchte einen Wildhüter am Fuß des Bergs, der für eine Naturschutzorganisation namens Milgis Trust arbeitet, die von Helen Douglas-Dufresne geleitet wird. Das ist kein kurzer Weg und sicher kein leichter ohne angemessene Wege oder Straßen, doch schon gegen Mittag hatte er den Wildhüter gefunden. Dieser stundenlange Fußmarsch zeigt, wie entschlossen die Bewohner waren, dieses kleine Elefantenleben zu retten!

Dem Wildhüter stehen einige Funkgeräte zur Verfügung und er meldete diesen Vorfall sofort an Helen, die ihrerseits schon einige Elefantenkälber gerettet hat und sofort das Hauptquartier des DSWT informierte. Da es nun aber schon zu spät war, um noch an diesem Tag eine Rettungsmission zu starten, wurde diese für den nächsten Morgen angesetzt. Der Wildhüter bekam nun die wichtige Aufgabe, gemeinsam mit dem Bewohner den Berg wieder hinaufzueilen, um GPS-Daten über den Aufenthaltsort des Kalbs zu ermitteln, die bei der Rettung helfen würden und außerdem nach Anweisungen des DSWT weiter für das Kalb zu sorgen.
Sie rannten buchstäblich den Berg hinauf und er nahm das kleine Kalb sofort unter seine Fittiche. Er brachte es in die Sicherheit und Wärme des Boma, deckte es mit Decken zu und stellte sicher, dass es nichts weiter bekam als Elektrolyte, ehe es am folgenden Tag die spezielle Milchformel für Elefanten bekommen konnte.

Das Kalb wird abgeladenDas Kalb wird aus dem Hubschrauber geladen
Das Kalb wird zum Stall getragenEin winziges Bündel
Das Kalb kommt in einen Stall
Noch in den Abendstunden des 6. August wurde ein Plan für eine Hubschrauber-Rettung gemacht, da das die einzige Möglichkeit war, zu dem Baby zu kommen. Die Planungen zogen sich die ganze Nacht hin, damit die Rettung so glatt wie möglich ablaufen konnte und das Kalb sicher und schnell die Fürsorge, Milch und medizinische Versorgung des Waisenhauses bekommen konnte, die es so dringend brauchte. Der Hubschrauber wurde von Tropic Air gemietet.

Um 6:45 Uhr am Donnerstag, den 7. August stand fest, dass die Rettungsaktion noch immer nötig war und die Hubschrauber-Crew machte sich auf den Weg nach Norden zu den Ndotto-Bergen, um zu den genannten GPS-Koordinaten zu gelangen. Gegen 8 Uhr landete der Hubschrauber an einer geeigneten Stelle in der Nähe des Boma, in dem der Baby-Elefant untergebracht war.

Dem Kalb wird auf die Beine geholfenNdotto auf den Beinen
Ndotto nach seiner AnkunftNdotto bekommt Milch
Das kleine Kalb heißt NdottoNdotto trifft ein paar Keeper
Ndotto draußenNdotto auf den Beinen kurz nach seiner Ankunft
Das Rettungsteam war erstaunt, wie klein dieses winzige neugeborene Kalb war, als es langsam aus der Hütte kam, denen folgend, die so selbstlos für ihn gesorgt hatten. Er wurde zum Hubschrauber geführt, vorbereitet und für den Flug festgebunden. Das kleine, in Decken gehüllte Bündel würde auf den Rücksitz geladen.
Inzwischen bereiteten auch die Keeper in Nairobi alles auf seine Ankunft vor.

Ndotto mit einem Keeper draußenNdotto spielt
Ndotto hat SpaßNdotto spielt mit einer Schaufel
Ndotto und LasayenNdotto staubbadet
Ndotto genießt seine MilchflascheNdotto und Sokotei
Schlechte Wetterbedingungen verzögerten den Abflug etwas, doch um 10 Uhr kam der Helikopter schließlich am Waisenhaus an und blies Staubwolken in die Luft, als er am Schlammbad landete. Sobald die Motoren stillstanden, wurden die Türen geöffnet und die Keeper sahen das winzige Bündel, das nicht mehr als 40kg wiegen konnte! Das Kalb konnten sie ohne Probleme auf den Armen tragen und sie legten es in Decken in einen der warmen Ställe und wickelten es aus. Wir vermuten, dass das winzige Baby eine Frühgeburt gewesen war, denn es war außerordentlich klein. Der kleine Bulle wurde sofort mit einer frischen Milchmischung gefüttert, die er hungrig akzeptierte und wurde danach noch an eine Infusion gelegt.

WaisenhausbabysNdotto und die anderen Babys
WaisenhausbabysNdotto in seinem Stall
Lasayen und NdottoNdotto kaut auf einem Zweig
Wir haben ihn Ndotto genannt, nach den Ndotto-Bergen, die in Suaheli „träumen“ bedeuten. Da Ndotto ganz frisch geboren war, war seine Pflege von Anfang an eine Herausforderung und es dauerte dreieinhalb lange Monate, ehe er anfing zu zahnen, was bestätigte, dass er vermutlich ein paar Monate zu früh zur Welt gekommen war. Aus diesem Grund haben wir abgewartet, bevor wir Ndotto ins Patenprogramm aufnahmen, da wir Angst hatten, das Glück zu sehr herauszufordern. Er hat jetzt das Zahnen überstanden und seine vier Zähne sind draußen. Obwohl er nun fünf Monate alt ist, ist er noch immer kleiner als alle neugeborenen Elefanten, die bei uns ankommen, doch er steckt schon voller Dummheiten und Energie!

(übersetzt aus dem englischen Original)

 

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Ndotto bekommt ein StaubbadNdotto nuckelt an Peters Finger
Ndotto beim StaubbadMbegu, Ndotto und Kauro
Ndotto bekommt ZuneigungSüßer Ndotto
Ndotto mit einer Maasai-DeckeNdotto und Lasayen
Ndotto spielt mit einem Stock