Offener Brief an den japanischen Premierminister Shinzo Abe

Im Kampf gegen den Elfenbeinhandel gibt es einen weiteren offenen Brief mehrerer Nichtregierungsorganisationen, an dem sich REA beteiligt hat. Dieser ist an den japanischen Premierminister Shinzo Abe gerichtet.
Übersetzt aus dem englischen Orgininal:

brief-japan-unterzeichner

 

27. April 2015

 

Betreff: Ausdruck der Sorge gegenüber Premierminister Abe bezüglich Japans Elfenbeinhandel und der Dezimierung Afrikanischer Wald- und Savannenelefanten

 

Sehr geehrte Exzellenz Premierminister Abe,

 

wir, die unterzeichnenden Organisationen, rufen Japan als Vertragsstaat der Londoner Deklaration und der Absichtserklärung von Kasane über den illegalen Wildtier-Handel dazu auf, eine Vorreiterrolle im Kampf gegen den illegalen Elfenbeinhandel einzunehmen. In Anbetracht der globalen Krise durch die Elefantenwilderei, bitten wir sie hochachtungsvoll darum, den Binnenhandel mit Elfenbein in Japan ab sofort zu verbieten, um die verbleibenden wilden Afrikanischen Elefanten zu retten. Dies sind unsere Bedenken:

 

Japans Elfenbeinkontrollsystem vermag es nicht, das Waschen illegalen Elfenbeins zu verhindern

 

Seit 1970 hat Japan Elfenbein von mehr als 250.0001 Afrikanischen Elefanten eingeführt, wobei ein Großteil davon von Stoßzähnen stammt, die auf illegalem Weg erworben wurden, durch die Tötung von wilden Elefanten. Japan wurde auch zweimal die Erlaubnis zum Kauf von Elfenbein erteilt, obwohl die UN-Konvention über den internationalen Handel mit gefährdeten Tier- und Pflanzenarten (CITES) seit 1989 den internationalen Handel mit Elfenbein Afrikanischer Elefanten verbietet; dieses Verbot wurde als Reaktion auf die weltweite Wilderei-Krise in den 1970er und 1980er Jahren ausgesprochen2. 1997 sicherte sich Japan CITES-genehmigte Elfenbeinkäufe von fast 50 Tonnen Elfenbein aus Simbabwe, Botwana und Namibia. 2008 durfte Japan weitere 48 Tonnen Elfenbein importieren.

 

Als Bedingung für beide Einfuhrgenehmigungen erklärte sich Japan bereit, ein lokales Elfenbeinkontrollsystem zu installieren, welches das Waschen von illegalem Elfenbein verhindern sollte. Leider hat dieses System nicht funktioniert, sondern stattdessen dazu beigetragen, die Verbraucher zu verwirren, die internationale Nachfrage nach Elfenbein zu erhöhen und die Wildereiraten in die Höhe zu treiben.

 

Besonders große Bedenken verursacht das „Registrierungs“-Programm für Elfenbein, das dafür benutzt werden kann, für illegale Stoßzähne oder solche aus dubiosen Quellen einen legalen Status zu erhalten. Allein in den letzten vier Jahren hat die japanische Regierung 5.600 Stoßzähne mit einem Gesamtgewicht von über 50 Tonnen „registriert“3, und insgesamt wurden seit 1995 über 14.000 Stoßzähne und damit insgesamt 185 Tonnen Elfenbein registriert4,5. Diese „Registrierung“ von Stoßzähnen stellt eine weit offene Hintertür dar, durch die illegales Elfenbein für den japanischen Markt gewaschen werden kann.

 

Japans Elfenbeinmarkt ist umfangreich und wächst

 

Die Regierung Japans verwaltet den größten Vorrat an Stoßzähnen und Stoßzahn-Teilen – über 340 Tonnen6. In Japan gibt es auch mehr Elfenbein-Einzelhändler als in jedem anderen Land – über 7.570, nach Schätzungen von 20147. Desweiteren sind die japanischen Internet-Händler Rakuten und Yahoo! Japan die größten bekannten Internet-Elfenbeinhändler weltwelt, beide mit jeweils tausenden Angeboten von Elfenbeinprodukten im Sortiment8; in über 90 Prozent der Fälle sind dies traditionelle Namenssiegel aus Elfenbein, genannt Hanko, die dafür bekannt sind, häufig aus illegalen Stoßzähnen gemacht zu sein9.

 

Japans Vollzugssystem ist schwach und die Strafen vernachlässigbar

 

2011 legte die Tokioer Polizei Beweise gegen Takaichi Inc., Japans größte Firma für Elfenbein-Verarbeitung und Großhändler für Elfenbein-Hanko, vor, die belegen, dass diese Firma 58 illegale, nicht registrierte Stoßzähne erworben hatte10. Diese Stoßzähne waren Teil der 500 bis 1.600 unregistrierten, illegalen Stoßzähne, die Takaichi zwischen 2005 und 2010 erworben hatte11. Bis zu 87 Prozent der in diesem Zeitraum verkauften Hanko wurden aus diesen illegalen Stoßzähnen gefertigt12. Takaichi Inc. erhielt eine Strafe von umgerechnet 12.500 US-Dollar und keiner der drei verantwortlichen Leiter wurde zu einer Freiheitsstrafe verurteilt.

 

Afrikas Waldelefanten sind aufgrund des japanischen Marktes besonders gefährdet

 

Über 100.000 Afrikanische Elefanten wurden zwischen 2010 und 2012 gewildert13. Die seltenere Art der Waldelefanten, die nur in sechs afrikanischen Ländern vorkommt, hat einen katastrophalen Rückgang der Population zu verzeichnen. Zwischen 2002 und 2013 ging die Zahl der Waldelefanten um 65 Prozent zurück14. Obwohl höchstwahrscheinlich auch andere Länder zum Teil für das Verschwinden der Waldelefanten verantwortlich sind, ist Japan das einzige Land der Welt, in dem eine spezifische Nachfrage nach den Stoßzähnen der Waldelefanten herrscht15. Sie werden auch „hartes Elfenbein“ genannnt und dieses wird benutzt, um Hanko Namenssiegel, Netsuke Schnitzereien, Bachi Plektra, Essstäbchen und andere Gegenstände herzustellen. Der Verkauf von Produkten aus „hartem Elfenbein“ muss mit größter Dringlichkeit thematisiert und unterbunden werden.

 

Japan kann die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft im Kampf gegen die Elfenbeinwilderei am besten unterstützen, indem es den Binnenhandel von Elfenbein verbietet

 

Im ihre Elefanten zu schützen, haben viele afrikanische Nationen den Elfenbeinhandel verboten. Als Reaktion auf die derzeitige Wilderei-Krise wurden auch in anderen Ländern Initiativen zum Verbot des Elfenbein-Binnenhandels gestartet, so in den Vereinigen Staten von Amerika auf nationaler wie auf Bundestaatsebene und in Europa. Wir begrüßen die kürzliche Ankündigung der japanischen Regierung, die Kontrolle des Elfenbeinhandels im Internet zu verstärken, doch es muss noch mehr getan werden16. Wir bitten daher Japan, sich den Bemühungen der internationalen Gemeinschaft, die Krise zu beenden, anzuschließen und folgende Maßnahmen zu ergreifen:

  • Verabschiedung eines sofortigen und dauerhaften Verbots der „Registrierung“ von Stoßzähnen, um diese verheerende Hintertür zu schließen.
  • Verbot des Binnenhandels mit Elfenbein in Japan, mit dringendster Priorität auf Hanko aus Elfenbein, hartes Elfenbein für jegliche Zwecke und den Internet-Handel mit Elefanten-Elfenbein und jeglichen anderen Elefanten-Produkten.
  • Drastische Anhebung der Strafen, inklusive verbindlicher Haftstrafen für den Verkauf, Besitz oder Transport von illegalem Elfenbein.Wir danken Ihnen, dass Sie ihren Teil dazu beitragen, die Ausrottung der Afrikanischen Wald- und Savannenelefanten zu verhindern.

 

Mit freundlichen Grüßen,
Allan Thornton
President
Environmental Investigation Agency, PO Box 53343, Washington, DC 20009

 

African Wildlife Foundation, 1400 16th St NW #120, Washington, DC 20036, USA

All Life In Viable Environment (ALIVE), 5-18-10-102, Honkomagome, Bunkyo-ku, Tokyo, 113-0021, Japan

Animal Welfare Institute, 900 Pennsylvania Ave SE, Washington, DC 20003, USA

Born Free USA, 2300 Wisconsin Ave., NW, Suite 100B, Washington, DC 20007, USA

Born Free Foundation, Broadlands Business Campus, Langhurst Wood Rd, Horsham RH12 4QP, United Kingdom

Conservation Justice, Libreville, Gabon

The David Sheldrick Wildlife Trust, P.O. Box 15555, Mbagathi, 00503, Nairobi, Kenya

The David Shepherd Wildlife Foundation, Saba House, 7 Kings Road, Shalford, Guildford, Surrey GU4 8JU, United Kingdom

Eco Activists for Governance & Law Enforcement, Central and West Africa

Elephant Action League, USA

ElephantVoices, Norway/USA

Humane Society International, 2100 L St., NW Washington, D.C. 20037, USA

International Fund for Animal Welfare, 1350 Connecticut Ave NW # 1220, Washington, DC 20036, USA

Japan Wildlife Conservation Society, 102 MoutAPT.1-11-19, Sakai Musashino-shi, Tokyo, Japan 180-0022, Japan

Last Great Ape Organisation, Yaoundé, Cameroon

Projet d’Appui à l’Application de la Loi Faunique, 227 rue Campel, Brazzaville, Republic of Congo

Pro Wildlife, Kidlerstr. 2, 80339 Muenchen, Germany

Rettet die Elefanten Afrikas e.V., Bodelschwinghstr. 30, 50170 Kerpen, Germany

Tanzania Elephant Protection Society, P.O. Box 586, Morogoro, Tanzania

Tears of the African Elephant, Japan

WildAid, 744 Montgomery Street, Suite 300, San Francisco, CA 94111, USA

WildlifeDirect, Via Africa Conservation Fund (Kenya), P.O. Box 24467, Karen 00502, Nairobi, Kenya

World Animal Protection, 450 Seventh Avenue, 31st Floor, New York, NY 10123, USA

 

 

1 TRAFFIC (1997). „STILL IN BUSINESS: The Ivory Trade in Asia, Seven Years After the CITES Ban.“; Sakamoto, Masayuki (2013), “What Lies Beneath: Exposing the Loopholes Within Japan’s Control of Internal Ivory Trade,“ Japan Tiger and Elephant Fund, PDF

2 Die 1989 getroffene Entscheidung, alle Populationen Afrikanischer Elefanten auf den Appendix I der UN-Konvention über den internationalen Handel mit gefährdeten Tier- und Pflanzenarten (CITES) zu setzen, verbot jeglichen kommerziellen internationalen Handel mit dem Elfenbein Afrikanischer Elefanten, was einen starken Rückgang der Wilderei in weiten Teilen Afrikas verursachte und die Erholung vieler Populationen zur Folge hatte, die nach Jahrzehnten der Wilderei für den globalen Elfenbeinhandel stark dezimiert waren.

3 Ministry of Environment (2015), Antwort vom 6. Februar 2015 auf die E-mail des Japan Tiger and Elephant Fund, Wildlife Division Nature Conservation Bureau Ministry of Environment, Tokyo Japan (in japanisch)

4 Sakamoto, Masayuki (2013), “What Lies Beneath: Exposing the Loopholes Within Japan’s Control of Internal Ivory Trade,“ Japan Tiger and Elephant Fund, PDF

5 Ministry of Environment (2015), Antwort vom 6. Februar 2015 auf die E-mail des Japan Tiger and Elephant Fund, Wildlife Division Nature Conservation Bureau Ministry of Environment, Tokyo Japan (in japanisch)

6 Alle Vorräte stehen in Privatbesitz. Japan’s report on trade control in ivory and ivory markets (2014), PDF

7 Japan’s report on trade control in ivory and ivory markets (2014), PDF

8 Environmental Investigation Agency (2014). Blood e-Commerce: Rakuten’s profits from the slaughter of elephants and whales, Link

9 Environmental Investigation Agency (2014). Blood e-Commerce: Rakuten’s profits from the slaughter of elephants and whales, Link

10 Sakamoto, Masayuki (2013), “What Lies Beneath: Exposing the Loopholes Within Japan’s Control of Internal Ivory Trade,“ Japan Tiger and Elephant Fund, PDF

11 Sakamoto, Masayuki (2013), “What Lies Beneath: Exposing the Loopholes Within Japan’s Control of Internal Ivory Trade,“ Japan Tiger and Elephant Fund, PDF

12 Sakamoto, Masayuki (2013), “What Lies Beneath: Exposing the Loopholes Within Japan’s Control of Internal Ivory Trade,“ Japan Tiger and Elephant Fund, PDF

13 Wittenmyer, G., Northrup, J.M., Douglas-Hamilton, I., et al. (2014) Illegal Killing for ivory drives global decline in African elephants. Proceedings of National Academy of Science.

14 Maisels F, Strindberg S, Blake S, Wittenmyer G, Hart J, et al. (2013) Devastating Decline of Forest Elephants in Central Africa. PLoS ONE 8(3): e59469. doi:10.1371/journal.pone.0059469. Neuere Daten: “New Data Shows Continued Decline of African Forest Elephants“ (2013) Wildlife Conservation Society Pressemitteilung, Link, siehe auch PDF

15 Nishihara, T. (2012) Demand for forest elephant ivory in Japan. Pachyderm No. 52, Link

16 Mainichi (April 16, 2015). Government to reinforce regulations on online domestic ivory trading, Link