Jahresrückblick 2016- –  RETTET DIE ELEFANTEN AFRIKAS e.V.

 

Das Jahr 2016 ist zu Ende, und es ist damit Zeit, Bilanz zu ziehen, ob und wie sich die Situation der Elefanten verbessert hat.

 

 

Wilderei

Die Wilderei an Afrikanischen Elefanten ist zum Glück seit 5 Jahren stetig zurückgegangen, aber immer noch ist die Tötungsrate höher als die Geburtenrate. In diesem Jahr wurden nun die Ergebnisse der Großen Elefantenzählung bekanntgegeben. Die Zahlen sind erschreckend: Es gibt nur noch 352.271 Savannen-Elefanten in 18 afrikanischen Ländern. Fast 30 % der Savannenelefanten wurden zwischen 2007 und 2014 gewildert. Das bedeutet 144.000 getötete Tiere und ein Rückgang der Population von 8 % pro Jahr.

 

Bei den Waldelefanten gab es die bestürzende Beobachtung, dass zwischen den Jahren 2002 und 2013 – 65- % aller Waldelefanten umgebracht worden sind. Wegen ihrer besonders langsamen Vermehrung schätzen Experten, dass es mindestens 90 Jahre dauert, bis sie diese Verluste wieder wettmachen können – falls der Mensch ihnen eine Chance dazu gibt.

 

Insbesondere in Angola sind die Verluste herb. Von 200.000 Elefanten vor dem Bürgerkrieg überleben bis heute nur noch 3400.

 

Gegen Ende des Jahres wurde auch im Tschad seit längerer Pause wieder Wilderei vermerkt.

In Mali wurden leider wieder zahlreiche Wüstenelefanten getötet, wodurch deren Ausrottung innerhalb von nur drei Jahren droht.

 

Auch die zweitausend übriggebliebenen Elefanten Äthiopiens leiden stark unter der Wilderei. Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit wird auch in Kenias Massai Mara stark gewildert. Im Südsudan dezimieren Verbrecher weiterhin die Elefantenpopulationen.

 

Insgesamt verlagert sich der Fokus der Wilderer spürbar mehr auf den Süden Afrikas. Sogar im bisher als sicher gegoltenen Botswana sind in diesem Jahr zig Elefanten gewildert worden, ebenso ist die Elefantenwilderei erstmals seit vielen Jahren im Krüger Nationalpark Südafrikas und in Namibia steil angestiegen. In einigen Gebieten Simbabwes ist die Wilderei verheerend, wobei die wiederholte Vergiftung von Elefanten mit Zyankali im Hwange Park und im Nordwesten des Landes besorgniserregend ist.

 

 

Kampf gegen die Wilderei

Der Kampf gegen die Wilderei seitens der Naturschützer wird nun immer moderner: Drohnenüberwachung von Gebieten und DNA-Analyse von beschlagnahmtem Elfenbein ermöglichen die Verfolgung von Wilderern und Schmugglern über Länder hinweg. In vielen Ländern Afrikas wurden die Gesetze gegen Wilderei verschärft.

 

 

Schmuggelfunde

Frachtkontrollen an Grenzen, immer häufiger unterstützt von Spürhunden, bringen viele Ergebnisse, zeigen jedoch mit der Unmenge an beschlagnahmten Stoßzähnen auch, wieviele Elefanten nach wie vor tagtäglich abgeschlachtet werden, vor allem angesichts der Tatsache, dass die Funde ja nur ein Bruchteil des tatsächlich geschmuggelten Elfenbeins sind. Allein in Vietnam fanden Zollbeamte 6,5 Tonnen des illegalen Materials. Weitere große Beschlagnahmungen gab es in Malaysia, Kenia, Tansania, Kambodscha, Thailand und im Südsudan. Doch auch in Europa wurden gewaltige Posten von Elefantenzähnen entdeckt: Neben Spanien, Frankreich und Österreich gerät nun auch der illegale Handel in Deutschland ins Rampenlicht: In einem PKW auf der Autobahn bei Würzburg, am Flughafen Schönefeld in Berlin und in einer illegalen Elfenbeinwerkstatt in Koblenz wurden insgesamt 1,3 Tonnen Elfenbein entdeckt!

 

 

Elfenbeinzerstörungen

Da illegales Elfenbein nicht verkauft werden darf, haben sich im Jahr 2016 mehrere Staaten entschlossen, ihre Elfenbeinlager zu zerstören. In Asien zerstörten Sri Lanka, Malaysia, Singapur und Vietnam große Mengen Elfenbein. In Hongkong wurde die letzte Charge von insgesamt 28 Tonnen zerstört. In Afrika fanden in Malawi, Kamerun und im Südsudan Elfenbeinzerstörungen statt. Die weitaus größte Menge von Elfenbein, nämlich 106 Tonnen, wurde bei der spektakulären Verbrennung in Kenia zerstört. In Europa war Italien das einzige Land, das eine Zerstörung durchführte.

 

 

Öffentlichkeit

Sowohl Papst Franziskus als auch islamische Geistliche in Indonesien und Malaysia sprachen sich gegen Wilderei und Elfenbeinschmuggel aus.

 

Die Zeitung „The Guardian“ ist nun dabei, ein Jahr lang über alle Aspekte der bedrohten Lage der Elefanten zu berichten, und der Filmstart von „The Ivory Game“ sorgte ebenfalls für viel Aufmerksamkeit.

 

Mehr und mehr Menschen wissen um die drohende Ausrottung von Elefanten. Das Thema ist weltweit erheblich bekannter geworden als es noch vor einigen Jahren war. Und die Öffentlichkeit ist zunehmend beunruhigt. Eine weltweite Umfrage ergab, dass die meisten Menschen Elfenbeinhandel ablehnen.

 

 

Konferenzen

Neben verschiedenen internationalen Treffen zum Wildtierschutz war es speziell die Arten-schutzkonferenz in Johannesburg, die das Jahr 2016 für alle Vereine und Organisationen, die sich um Artenschutz kümmern, prägte und alle menschlichen „Resourcen“ mit unzähligen Vorbereitungen in Atem hielt.

Schon im Vorfeld wurde bekannt, dass sowohl Namibia als auch Simbabwe wieder mit Elfenbein handeln wollten und ensprechende Anträge einreichten. Ganz im Gegensatz hierzu setzte sich die aus 29 Ländern bestehende African Elephant Coalition nachdrücklich für die höchste Schutzstufe der Elefanten ein und brachte entsprechende Vorschläge ein. Die IUCN und das EU-Parlament stimmten in eigenen Konferenzen für die Schließung aller lokalen Elfenbeinmärkte.

 

Ergebnisse der Artenschutzkonferenz in Johannesburg waren letztendlich

– die Resolution zur Schließung aller lokalen Elfenbeinmärkte,

– die Beendigung eines geplanten Elfenbeinhandelssystems,

– die Ablehnung der Handelsanträge von Namibia und Simbabwe,

– jedoch auch die Verwehrung der höchsten Schutzstufe für die Elefanten aller Länder.

 

Diese Resultate bedeuten eine erhebliche Verbesserung der Schutzstellung der Elefanten, jedoch ist das Handelsverbot weiterhin eingeschränkt. Die Botschaft an Wilderer, Schmuggler und Käufer bleibt gefährlich uneindeutig: Einiges Elfenbein ist verboten, anderes nicht.

 

Lesen Sie Näheres über die Beschlüsse der Artenschutzkonferenz hier: http://www.reaev.de/wordpress/wp-content/2016/12/rea-position-zu-ergebnissen-von-cites-cop17.pdf

 

 

Märkte, Länder

Eine ETIS-Studie zeigte auf, dass sich der illegale Elfenbeinhandel weltweit verstärkt hat. Andererseits sind die Preise für Elfenbein in China, dem weltgrößten Markt, gefallen. Große Online-Unternehmen wie eBai, Etsy, Pinterest usw. haben Wildtier-Produkte aus ihren Programmen genommen.

 

Die EU hat einen Aktionsplan gegen Wildtierhandel erstellt. EU-Parlamentarier riefen zu einem vollständigen, EU-weiten Elfenbeinhandelsverbot auf.

 

In den USA, dem nach China zweitgrößten Elfenbeinmarkt, wurde ein Verbot erlassen, das es verbietet, Elfenbein innerhalb der diversen US-Staaten zu importieren und exportieren. Jedoch gibt es nur innerhalb von New Jersey, New York, Californien, Washington, Oregon und Hawaii ein Elfenbein-handelsverbot, das auch innerhalb dieser Staaten gilt.

 

Malawi, Mosambik, Angola und vor allem Tansania machen nun deutliche Anstrengungen, die Wilderei mit strengeren Gesetzen und deren tatsächlicher Durchführung zu bekämpfen. In Kenia und Tansania wurden Elfenbeinschmuggler schon mit 20 Jahren Haft bestraft.

 

Botswana gab auf der Artenschutzkonferenz bekannt, dass es seine Elefanten freiwillig unter den Schutz von CITES Appendix I (höchste Schutzstufe) stellt und drängte auf ein weltweites Elfenbeinhandels-verbot.

 

Leider gab es auch wieder Exporte von Dutzenden von lebenden Elefanten aus Swaziland und Simbabwe für Zoos in den USA und in China zu vermelden.

 

In Thailand wurden Anstrengungen unternommen, den lokalen Elfenbeinhandel besser zu kontrollieren.

 

Malaysia und Singapur entpuppten sich als Hauptdrehkreuze für den illegalen Elfenbeinhandel.

Japan stellte sich in einer Studie als ein weiterer großer, äußerst unkontrollierter Elfenbeinmarkt heraus. Das Land hat auf der Artenschutzkonferenz eindeutige Absichten geäußert, weiterhin handeln zu wollen.

 

In Kambodscha, Vietnam, Myanmar und Laos wurde vermehrter Elfenbeinhandel im Grenzverkehr mit Chinesen festgestellt. Nachdem es in China schwieriger wird, geschmuggelte Ware zu verkaufen und die chinesische Regierung gegenüber Wildtierverbrechen härter durchgreift, weichen die kriminellen Händler und die Käufer auf die umgebenden Länder aus.

 

Anfang des Jahres sorgte Hongkong für eine Sensation mit der Ankündigung, den Import und Export von Elfenbein verbieten zu wollen, enttäuschte dann aber mit der Enthüllung eines Stufenplanes, mit dem der Handel erst in fünf Jahren (bis Dezember 2021) beendet sein soll.

 

China hingegen machte kurz vor Jahresschluß die Ankündigung, seinen Markt bereits in einem Jahr, also zum Jahresende 2017, zu schließen! Auf einen solchen Plan hatten viele Artenschutzorganisationen seit Jahren hingearbeitet und gehofft. China ist der größte Elfenbeinmarkt, und die meisten aufgefundenen Schmuggelsendungen sind für China bestimmt. Dass dieser Markt geschlossen wird, und zwar in einem so relativ kurzen Zeitraum, ist die beste Neuigkeit, die es unter den gegenwärtigen Umständen für Elefanten geben kann! Wir gratulieren China zu dieser Entscheidung!

 

Hinweis: Kurznachrichten zum Elefantenthema können Sie auch immer hier nachlesen:

http://www.reaev.de/wordpress/?page_id=5056

 

 

Tätigkeiten unseres Vereins (REA)

Nicht zuletzt hat unser Verein mit vielen Aktionen einen Beitrag dafür geleistet, den Bekanntheitsgrad der bedrohten Lage der Elefanten zu erhöhen, u.a. mit der Organisation von mehreren Demonstrationen im Zuge der weltweiten „Globalen Märsche für Elefanten und Nashörner“, die 2016 in mehr als 140 Städten weltweit stattfanden. Experten gaben bekannt, dass diese Demonstrationen mit der Aufmerksamkeit, die sie wecken, den Tieren aktiv helfen. Der Lichtelefant, den unser Vereinsmitglied, Christian Felix, erdacht und erbaut hat, war der Mittelpunkt der Münchner Demonstration und Thema in den Medien.

 

REA hatte in diesem Jahr Kontakt zum deutschen Umweltministerium aufgenommen und war erstmals als Beobachter auf der Artenschutzkonferenz. Unser Verein war Mitunterzeichner von diversen offenen Briefen an offizielle internationale Stellen mit Forderungen für besseren Elefantenschutz.

 

Wir möchten Ihnen, liebe Elefantenfreunde, noch einmal sehr herzlich für die vielen Unterschriften auf unserer Petition gegen den Elfenbeinhandel danken, die Sie für uns getätigt und gesammelt haben. Die Petition wurde an alle Parteien der Artenschutzkonferenz übermittelt und vor Ort in Johannesburg gemeinsam mit anderen, sehr ähnlich lautenden Petitionen, vom Delegierten des Landes Benin in seiner Rede für die Listung aller Elefanten im höchsten Schutzstatus erwähnt. Leider konnte die höchste Schutzstufe für alle Länder dieses Mal noch nicht erreicht werden, aber wir geben nicht auf und werden dieses Ziel unbeirrt weiter verfolgen.

 

Wir verzeichnen reges Interesse an unseren Regionalgruppen, die wir an einigen Orten starten konnten und sind hocherfreut über die vielen Sonderaktionen für Elefanten, die aus Ihren Reihen kamen!

 

Mit Ihren Spenden haben wir nicht nur den Ihnen bekannten Projekten des David Sheldrick Trust, des Amboseli Trust for Elephants und Save the Elephants in Kenia, sowie der WAG beim Schutz von Elefantengebieten in Malawi kräftige Hilfe gewähren können, sondern konnten auch neue Projekte wie die dringend benötigte Unterstützung von Rangern der Organisation MAPP in Simbabwe und das Aufklärungsprojekt Peace for Conservation in Tansania bezuschussen. Ohne Ihre Hilfe hätten wir diese für Elefanten so hilfreichen Projekte nicht fördern können. Noch einmal tausend Dank für Ihre Unterstützung unserer Elefantenprojekte im vergangenen Jahr!

 

 

Das Gesamtresümee für die Elefanten für 2016 lautet: Es konnten weltweit und bei uns in Deutschland erhebliche Fortschritte erreicht werden, jedoch sind die Elefanten damit bei weitem nicht gerettet. Es werden immer noch rund 30.000 Elefanten pro Jahr getötet, und die Gefahr der Ausrottung in den kommenden Jahrzehnten ist nach wie vor real. Wir müssen weiterarbeiten und werden auch im neuen Jahr alles tun, was in unserer Macht steht, um die Grauen Riesen für unsere Nachwelt zu erhalten.