ATE News: April bis Juli 2017

Während der Monate April und Mai fand in Amboseli die „große“ Regenzeit statt. Diese fiel allerdings wieder einmal eher dürftig aus. Normalerweise gibt es hier durchschnittliche Regenmengen von 63,56 mm im April und 24,77 mm im Mai. Dieses Jahr fielen im April nur 20 mm und im Mai 36 mm Niederschlag. Dadurch kam es zu einem deutlich spärlicheren Pflanzenwachstum als üblich.

 

Den Elefanten und anderen Tieren ging es zwar trotzdem noch gut, denn das vorhandene frische Grün reichte aus um sie alle ausreichend mit Nahrung zu versorgen. Aber es fiel ihnen schwer Fettreserven anzulegen. Keine gute Ausgangsbasis für die kommende Trockenzeit!

Auch die Menschen der Amboseli-Region waren von den trockenen Bedingungen betroffen. Sowohl die lokalen Massai wie die Forscher des Amboseli Research Projects blickten nicht ohne Sorgen in die Zukunft. Dürreperioden halten immer besondere Herausforderungen bereit und speziell Mensch-Wildtier-Konflikte nehmen zu.

 

Zunächst waren die Verhältnisse aber noch angenehm. Die Elefanten befanden sich allgemein in guter Verfassung und es gab sogar einige Geburten zu verzeichnen. Beispielsweise brachte Garbatula aus der GB-Familie ein Baby zur Welt.

 

Viele Elefantenfamilien schließen sich während der Regenzeit in großen Herden zusammen. Sie genießen das Zusammentreffen mit anderen Gruppen, mit alten Freunden und neugeborenen Kälbern. Bei diesen Gelegenheiten zeigen sich auch besonders deutlich die starken Emotionen, sozialen Bindungen und Verhaltensweisen der Grauen Riesen.

 

Es gibt aber auch Familien, welche den Trubel der großen Zusammenkünfte lieber meiden, für sich bleiben und auf gelegentliche Begegnungen mit befreundeten Gruppen warten.

 

Die AA-Familie hielt sich besonders häufig in der Umgebung des ATE-Camps auf und- dies ermöglichte- viele Beobachtungen. Die sieben Jahre alte Kuh Airstream befand sich eines Tages in besonders- ausgelassener Stimmung und startete- spielerische Scheinangriffe auf das Auto von Vicki Fishlock.

 

Andere Familien zeigten nicht so regelmäßige Verhaltensmuster. Die berühmte EB-Familie hat sich nach dem Tod ihrer legendären Matriarchin Echo im Jahr 2009 in drei Gruppen aufgeteilt. Diejenige von Edwina bleibt normalerweise ziemlich zuverlässig im Kernbereich des Amboseli-Parks, wo sich schon Echo bevorzugt aufgehalten hatte. Bis Anfang April wurde sie hier auch dieses Jahr öfter beobachtet. Danach verschwand sie jedoch und wurden bis Juli nicht mehr gesehen. Vielleicht war sie in weiter nördlich gelegene Gebiete gewandert, wo sich die beiden anderen Teile von Echos Familie, die Gruppen von Ella und Enid, gerne aufhalten. Auch Echo hatte diese Regionen gelegentlich aufgesucht, war allerdings nie lange dort geblieben. Mit der nächsten Trockenzeit erwartete man aber die Rückkehr der EB’s in den Park.

 

Diese Trockenzeit kam dann auch mit dem Monat Juni und setzte sich im Juli fort. Wasser gab es nach wie vor genug, denn die Amboseli-Sümpfe werden selbst während der schlimmsten Dürren durch unterirdische Zuflüsse vom Kilimanjaro gespeist. Doch das ohnehin spärlich Nahrungsangebot schwand schnell dahin. Die Elefanten hatten zwar die Möglichkeit in den Sümpfen selbst nach Futter zu suchen. Doch das war nur eine Notlösung. Denn Sumpfvegetation ist leider wenig nahrhaft – und offensichtlich auch nicht besonders schmackhaft. Sobald wie möglich weichen die Elefanten auf andere Nahrung aus.

 

Teilweise existieren während der Trockenzeiten auch noch andere Futterquellen, beispielsweise kleine Inseln in den Sümpfen, die nahrhafteres Gras bieten. Gerade diese ergiebigeren Futterquellen sind aber heißbegehrt und daher treten die sonst so sozialen und friedlichen Grauen Riesen hier gelegentlich auch in Konkurrenz zueinander. Dabei kommt es allerdings kaum zu echten Auseinandersetzungen. Aber sowohl Individuen wie Familien setzten auf ihre Position in der Rangfolge und vertreiben rangniedrigere Konkurrenten von begehrten Futterplätzen. Gerade Elefanten, die in der Hierarchie weit unten stehen, müssen daher besonders überlegt und intelligent vorgehen um über die Runden zu kommen.

 

Elefanten suchen in den Sümpfen nach Nahrung.

 

Bei einer Gelegenheit verjagte Abra von den AA’s Erica von den EB’s. Dies konnte sie sich allerdings nur erlauben, weil Enid, die Matriarchin von Ericas Gruppe, nicht vor Ort war. Diese hätte ein derartiges Verhalten gegenüber einem Mitglied ihrer Familie niemals toleriert.

 

Enid und ihre Gruppe waren seit Ende Dezember nicht mehr gesehen worden. Anfang Juli kehrten sie dann endlich – wie auch die meisten anderen EB’s – in den Park zurück. Zur großen Freude des ATE-Teams waren sowohl Enid wie auch eine andere Kuh namens Esprit in Begleitung neuer Kälber, die sie während der Zeit ihrer Abwesenheit zu Welt gebracht hatten!

 

Glücklicherweise stehen die Grauen Riesen Trockenzeiten und sogar Dürren nicht völlig hilflos gegenüber. Vor allem die Matriarchinnen haben viele Erfahrungen gesammelt auf die sie nun zurückgreifen können. Sie wissen wo sie noch Nahrung finden und werden daher im Allgemeinen mit dieser Situation fertig.

 

Im Juni und Juli befanden sich daher die meisten Elefanten noch immer in guter Verfassung und auch die kleineren Babys machten einen gesunden Eindruck.

 

Allerdings kam es, wie befürchtet, auch zu Mensch-Wildtier-Konflikten. Emily Kate von den EB’s wurde mit einer Speerwunde entdeckt. Es gelang glücklicherweise sie zu behandeln und sie scheint nun auf einem guten Weg zu sein wieder vollständig gesund zu werden. Doch nicht alle Elefanten haben so viel Glück.

 

Nun kommt es vor allem darauf an wie sich die nächsten Monate entwickeln werden. Es ist davon auszugehen, dass die nächste Regenzeit frühestens Ende Oktober oder Anfang November beginnt. Man kann nur hoffen, dass es den erfahrenen Matriarchinnen bis dahin gelingt genug Nahrung für ihre Familien zu finden.