Die Rettung von Maisha

Am 5. September 2017 beobachteten Wildhüter des Kenya Wildlife Service vom Irima-Berg im Tsavo East Nationalpark aus ein verlassenes Elefantenkalb, das zu einem Wasserloch wankte und, nachdem es etwas gesoffen hatte, zusammenbrach. Sie verständigten sofort das vom David Sheldrick Wildlife Trust finanzierte mobile Tierarztteam in Tsavo und den Tierarzt des Kenya Wildlife Service, Dr. Poghon, und zusammen mit einigen Keepern der Auswilderungsstation in Voi eilten sie zu der Stelle.

 

 

Dort fanden sie ein kleines, etwa 10 Monate altes Kalb vor, das leblos in der unerbittlich brennenden Sonne lag, umgeben von nichts als vertrockneter Erde. Der südliche Teil des Nationalparks wird zurzeit von einer schrecklichen Dürre heimgesucht, und die wenigen Elefantenherden, die in der Gegend geblieben sind, kämpfen ums Überleben. Das zeigt, wie wichtig die Entscheidungen der Leitkühe der Herden sind, denn in großen Teilen von Tsavo wie auch im Tsavo West Nationalpark gibt es noch ausreichend Futter; nur südlich des Galana-Flusses und des Voi-Flusses herrscht große Trockenheit, da die Regenfälle im April und Mai weitestgehend ausgefallen sind. Ungefähr 150 Elefanten sind schon der Dürre zum Opfer gefallen.

Maisha wird am 5. September gefundenDie Keeper und Tierärzte kümmern sich um das ausgezehrte Kalb
Verzweifelte Versuche, sie zu retten
Dank des sofortigen Eingreifens der Teams konnte das Leben dieses kleinen Babys gerettet werden, obwohl sie trotz Infusion zunächst gut zwölf Stunden leblos dalag. Dr. Poghon versorgte das kleine Mädchen direkt vor Ort noch medizinisch, bevor sie vorsichtig auf eine Matratze gelegt und in einer 40-minütigen Fahrt zu den Stallungen in Voi transportiert wurde. Dort konnte sie in einem schattigen Gehege weiter versorgt werden, während das Rettungsflugzeug bereits unterwegs war. Es war so schnell wie möglich vom Wilson-Flughafen in Nairobi aus aufgebrochen, nachdem klar war, dass ein Waise gerettet werden musste. Der Flug dauert anderthalb Stunden, und in solchen Fällen zählt jede Minute! Als das Team in Voi landete, hatte sich an ihrem Zustand noch nichts geändert, und die Keeper luden den leblosen Körper ins Flugzeug, während nur ein ganz flacher Atem aus ihrem Rüssel darauf hindeutete, dass sie noch lebte. Sie wurde während des ganzen Flugs und der anschließenden Fahrt vom Wilson-Flughafen zum Waisenhaus weiter mit Infusionen versorgt, und als sie schließlich am Ziel auf das frische Heu in ihrem Stall gelegt wurde, war sie eiskalt und hatte extrem niedrigen Blutdruck. Die Keeper versuchten, sie auf die Beine zu bringen, aber sie war einfach zu schwach. Ihr Rüssel lag leblos auf dem Boden, und während Angela ihren Körper unter den Decken massierte, um ihren Kreislauf wieder in Schwung zu bringen, öffnete sie die Augen – da erkannten alle, dass noch der Wille zum Leben in ihr war! Das war um etwa 14:30 Uhr, und den Rest des Nachmittags bekam sie weiter Rehydrierungsflüssigkeit und Medikamente, damit ihr ausgezehrter Körper wieder zum Leben erweckt werden würde.

Versuche, Maisha warm zu haltenDr. Poghon gibt dem Kalb eine Infusion
Maisha auf dem Weg zum FlugfeldAlles ist bereit, um Maisha ins Flugzeug zu verladen
Maishas lebloser KörperWährend des Fluges nach Nairobi
Maisha in ihrem Stall in Nairobi
Wir gaben die Hoffnung nicht auf, und ließen die ganze Nacht über nicht locker; um Mitternacht schließlich konnte sie aufgerichtet werden und hatte genug Kraft, zum ersten Mal wieder allein zu stehen. Und was noch wichtiger war: sie konnte auch ein wenig Milch aus der Flasche nuckeln. Allerdings hatte sie noch nicht genügend Kräfte, um mit ihrem Rüssel Grünfutter zu fressen oder auch zu kauen. Als die Keeper ihr mit der Hand ein paar saftige Blätter geben, nuckelte sie nur ein wenig an ihnen herum. Erstaunlicherweise musste sie sich nicht wieder hinlegen, und am Morgen sah sie schon wieder besser aus, sodass sie in ein Gehege gebracht werden konnte, wo die wärmende Morgensonne auf sie schien. Emoli, unser anderes Dürreopfer aus dem südlichen Tsavo, war nebenan und sorgte dafür, dass sie sich wohlfühlte.

Maisha erholt sich in ihrem GehegeMaisha knabbert am Grün
Das kleine Mädchen wurde Maisha genannt, Suaheli für „Leben“, was uns sehr passend erschien, nachdem sie so um ihr Leben kämpfte und es schließlich wiederfand. Emoli und Maisha werden nun zusammen wieder gesund. Sie stehen sich gegenseitig bei, so wie sie sich zusammen durch die schlimmsten Tage gebissen haben, und werden von Tag zu Tag wieder kräftiger. Bald konnten sie schon wieder zusammen zum Schlammloch laufen, um sich dort, abseits von den größeren Raufbolden, in Ruhe einzustauben. Nur Luggard, Musiara und Sattao schlossen sich gelegentlich dem Duo an und vermittelten ihnen neue Liebe und Aufmerksamkeit. So sind die zwei Babys Emoli und Maisha nun unzertrennliche Freunde geworden und erholen sich wieder, nachdem sie in letzter Minute den Klauen des Todes entrissen wurden.

Maisha sieht wieder besser aus
Emoli und Maisha sind zwei kleine Wunderkinder, und alle Beteiligten sind stolz darauf, die beiden gerettet zu haben. Sie sind echte Freunde fürs Leben geworden.

Emoli und MaishaMaktao und Maisha
Emoli und MaishaSattao, Maisha und Emoli
Die Dürre 2017 hat schlimme Ausmaße angenommen: Da es während der langen Monate der Trockenheit nicht genug Futter für Hunderte von Elefanten im südlichen Tsavo gibt, sind schon viele von ihnen gestorben und hatten nicht wie Maisha und Emoli das Glück, rechtzeitig gerettet zu werden.

 

Übernehmen SIE jetzt eine Patenschaft für Maisha

– 

 

Sattao, Maisha und Emoli
(übersetzt aus dem englischen Original)