Ex-Waise Emily führt ihre Herde erfolgreich durch die Dürre des Jahres 2017

Die Ex-Waisen in Voi sind nun seit vielen Jahren unabhängig von den Keepern der Auswilderungsstation. Jedes Jahr migrieren sie während der langen Trockenzeit zwischen August und November hin zu Gebieten, in denen es mehr zu fressen gibt. Dieses Jahr war das schwierigste seit Jahrzehnten, denn eine lange und schlimme Dürre hatte den südlichen Teil des Tsavo East Nationalparks fest im Griff, und natürlich machten sich alle Sorgen um die Ex-Waisen. Über 200 wilde Elefanten fielen den Bedingungen und der Futterknappheit in der Gegend zum Opfer. Die Herde der Ex-Waisen mussten sich auf die Weisheit ihrer Leitkuh Emily verlassen und darauf hoffen, dass sie im Laufe der Jahre von den wilden Herden in Voi gelernt hat, so eine lange Dürre zu überstehen. Glücklicherweise bekamen wir die Nachricht, dass die Ex-Waisen sich etwa 100 Kilometer entfernt in Tsavo West und den angrenzenden Taita-Ranches aufhielten, die in dieser Zeit einen wichtigen Zufluchtsort für die Elefanten von Tsavo darstellen. Als dieses Jahr der erste Regen in Tsavo fiel und die Wasserlöcher sich wieder füllten, konnten die Ex-Waisen nach Voi zurückkehren. Am 4. November, zur Mittagszeit, waren Ndara mit ihrem Baby Neptune und Tassia die ersten, die an der Auswilderungsstation auftauchten, um ihren ehemaligen Keepern, ihrer menschlichen Familie, und den jüngeren Waisen in Voi Hallo zu sagen.

Ndara läuft hinter dem kleinen Neptune herNdara und ihr Baby Neptune

 

Neptune und TassiaTassia
Sie hatten eine ordentliche Wanderung von über 100 Kilometern hinter sich und waren wohl – mit einem so kleinen Baby wie Neptune – weit über einer Woche unterwegs gewesen. Das war nur möglich geworden, da der einsetzende Regen rund um Tsavo die natürlichen Wasserlocher wieder gefüllt hatte und die Vegetation frisch ergrünt war. Andernfalls hätten sie das mit dem Kleinen im Schlepptau nicht fertig gebracht.

Kurz nach der Ankunft von Ndaras Gruppe erreichte die Keeper eine Nachricht vom Kenya Wildlife Service, dass zwei Elefanten offenbar den Durchgang unter der neu gebauten Eisenbahntrasse hindurch verpasst hatten und so am Voi-Fluss auf der falschen Seite des Zauns zum Nationalpark herausgekommen waren. Die Keeper vermuteten, dass es sich um Ex-Waisen handeln könnte, und als sie vor Ort ankamen, waren es tatsächlich Lesanju und Sinya! Die beiden folgten erfreut den Keepern, die sie zu einer Lücke im Zaun führten, und konnten sich schließlich an den Stallungen zum Rest ihrer Herde gesellen. Sie bekamen eine ordentliche Portion Luzernenheu und Kopra, das sie begeistert futterten, bevor sie nach etwa einer Stunde wieder in den Park zurückgingen. Am nächsten Tag kam dann Ndaras Herde zusammen mit den Ex-Waisen Lempaute, Kivuko, Dabassa und Layoni, die während der letzten Monate in der Umgebung von Voi geblieben waren, zu den Stallungen. Man konnte Lempaute die Begeisterung ansehen, wieder mit Lesanju vereint zu sein, ihrer besten Freundin seit frühesten Kindertagen, als die beiden im Alter von nur wenigen Wochen ins Waisenhaus in Nairobi gekommen waren.

Lesanju säuft an den Stallungen frisches WasserLesanju bei den keeperabhängigen Waisen
Sinya und Lesanju futtern LuzernenheupelletsSinya lässt sich das Luzernenheu schmecken
Genau eine Woche darauf, am 11. November wurde der Rest der Ex-Waisen gesichtet: Emily, ihre Kälber Eve und Emma, Edie mit ihrem Baby Eden, Sweet Sally mit dem kleinen Safi, Lolokwe, Siria, Taveta, Mewya und zwei wilde Bullen. Sie hatten offenbar ebenfalls den Durchgang unter der Eisenbahn verpasst und waren am Zaun des Parks entlang bis zum Eingang gelaufen. Dort standen sie nun und hofften, dass sie herein gelassen würden! Es wurde ein Durchgang im Zaun für sie geöffnet, und sie machten sich schnurstracks zu den Stallungen auf, wo ihre menschliche Familie schon wartete. Als sie angekommen waren, machten sich die Erwachsenen hungrig über das frische Luzernenheu her, während die Keeper Emma, Eden und Safi zusahen, die sich gegenseitig über das Gelände jagten; sie waren alle bei bester Gesundheit.

Emily kommt anEden (rechts) und ein junger wilder Bulle
Eden, Emma und Safi an den StallungenEmily (links) und Edie
Edie mit Baby EdenSafi, Emma und Eden spielen
Sweet Sally mit Kalb Safi
Es ist wunderbar, die Ex-Waisen wieder zu sehen, nachdem sie so lange weg waren, und rührend, wie selbstverständlich sie ihre menschlichen Freunde und die Waisen an den Stallungen begrüßen kommen. Vor allem aber waren alle dankbar und begeistert, dass diese ehemaligen Waisenelefanten, die von Menschen aufgezogen wurden, nun das Leben in der Wildnis meistern, sich ihrem natürlichen Instinkt entsprechend verhalten und die langen Wanderungen, die für ihr Überleben wichtig sind, geschafft haben. Zwei Tage später schließlich tauchten früh am Morgen die restlichen Mitglieder der Ex-Waisen-Herde am Eingangstor in Voi auf: Icholta mit Baby Inca, Thoma und ihr Kalb Thor, Seraa, Wasessa, Rombo und Mzima waren der gleichen Route wie Emily gefolgt und haben den Korridor unter der Eisenbahn links liegen gelassen. Als sie zurück im Nationalpark waren, gingen auch sie erst einmal zu den Stallungen, holten sich etwas Luzernenheu ab und soffen frisches Wasser, bevor sie in den Park weitergingen.

Icholta, gefolgt von IncaWasessa
Mzima (links), Inca und IcholtaDer kleine Thor mit Inca
Ein von Menschen geschaffenes Objekt, die neue Eisenbahnlinie, die großenteils auf einem hohen, unüberwindlichen Bahndamm verläuft, hat ihre Wanderung ein wenig durcheinandergebracht, doch im Großen und Ganzen kannten sie ihren Weg. Und vor allem waren sie alle bei bester Gesundheit und sind erfolgreich durch dieses schreckliche Dürrejahr gekommen, dem so viele ihrer wilden Artgenossen zum Opfer gefallen sind. Diese hatten es nicht geschafft, sich rechtzeitig in besser geeignete Gebiete zurückzuziehen; Elefanten brauchen genügend Wasser in den Wasserlöchern, und wenn diese einmal ausgetrocknet sind, ist es zu spät, sich auf den Weg zu machen. Leider haben es viele der wilden Elefanten dieses Jahr nicht geschafft, nachdem die Regenfälle im April und Mai praktisch ausgefallen sind und es bald darauf kaum noch Futter im südlichen Teil Tsavos gab.

Ein wilder Bulle säuft zusammen mit Emilys Herde
(übersetzt aus dem englischen Original)