Die Rettung von Mapia

Am 2. November 2017, als die anhaltende Dürre nach dem ausgefallenen Regen der vergangenen Monate auf dem Höhepunkt war, fanden Wildhüter des Kenya Wildlife Service während einer Patrouille ein kleines Elefantenkalb. Es war zusammengebrochen und lag nördlich des Galana-Flusses auf einer Route, die Elefanten häufig benutzen, bereit zum Sterben. Eine Herde hielt sich noch nahe des Mapea-Tals auf, zwischen dem Fluss und dem Yatta-Plateau, der längsten Lava-Gesteinsformation der Welt, die sich über 300 Kilometer erstreckt. Durch diesen Einschnitt durchqueren die Elefantenherden traditionell die Yatta-Hochebene auf ihren Wanderungen durch den heutigen Tsavo East Nationalpark. Am Fuß der Hochebene fließt der Galana-Fluss entlang, der schließlich in den Indischen Ozean mündet, und hier baute seinerzeit David Sheldrick, der Gründer und erste Chef des Nationalparks, die Straße über Fluss und Hochebene, der heute noch den südlichen mit dem nördlichen Teil verbindet.

Auf einer der Migrationsrouten der Elefanten lag nun dieser ausgemergelte kleine Elefant. Die Ranger waren sich nicht sicher, ob er überhaupt noch am Leben war, und machten sich nicht viele Hoffnungen, dass er aushalten würde, bis Hilfe aus Voi angekommen wäre. Glücklicherweise erstatteten sie sofort per Funk Bericht, und ein Team von Keepern der Auswilderungsstation, begleitet von weiteren Wildhütern des KWS eilten zu der Stelle. Nach der schlimmen Dürre sind die Mitarbeiter des DSWT inzwischen geübt, wenn es darum geht, zusammengebrochenen Dürreopfern durch lebensrettende Maßnahmen zu helfen, und sie brachten alles Notwendige mit. Zugleich wurde DSWT-Hubschrauberpilot Andy Payne informiert, der im Hauptquartier in Kaluku die Rettungsaktion vorbereitete. Die Teams am Boden und in der Luft sprachen sich ab, und so ging keine Zeit verloren, was in diesem Fall immens wichtig war.

 

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Als das Team aus Voi nach einstündiger Fahrt in dem Teil des Parks angekommen war, sah es nicht gut aus. Obwohl seine Herde noch in der Nähe am Flussufer wartete, gab es keine andere Möglichkeit als das bewegungsunfähige Kalb auf den Landcruiser zu verladen und sich zum Lugard-Flugfeld auf der Südseite des Galana-Flusses zurückzuziehen. Nach der kurzen Fahrt von 5 Kilometern wurde es in den Schatten einer Schirmakazie gelegt und erste Wiederbelebungsversuche unternommen. Es bekam eine Infusion – nicht einfach, da der Blutdruck schon so niedrig war, dass die Blutgefäße kaum zu spüren waren. Zur Erleichterung aller bewegte sich das Baby nach einer Weile wieder, und die Hoffnung wuchs, vielleicht doch noch rechtzeitig zu Hilfe gekommen zu sein. Während die Flüssigkeit, die er nun bekam ihn langsam wiederbelebte, öffnete der kleine Bulle seine Augen und reagierte auch wieder.

Nun konnte er auf den Transport zum Waisenhaus vorbereitet werden – alles zur heißesten Zeit des Tages, als die Temperaturen 38 Grad im Schatten erreichten! Andy war inzwischen mit dem Helikopter angekommen und hatte auch schon die Rücksitze ausgebaut, sodass der kleine Elefant vorsichtig eingeladen, bequem hingelegt und seine Beine festgebunden werden konnten. Währenddessen bekam er weiter die wichtigen intravenösen Flüssigkeiten, die ihn am Leben erhielten. In kürzester Zeit war er wieder auf dem Weg, per Luft ins Waisenhaus in Nairobi, wo in den kommenden Wochen und Monaten intensive Pflege notwendig sein würde, um ihn wieder gesund werden zu lassen. Der kleine Bulle, der ungefähr ein Jahr alt war, wurde Mapia genannt, nach der Gegend, in der er in letzter Sekunde gefunden wurde.

Mapia auf dem Landcruiser am TropfMapia wird für die Reise mit dem Helikopter vorbereitet
Mapia wird im Helikopter festgebunden
Nach seiner Ankunft im Waisenhaus wurde Mapia erst einmal in ein Gehege gebracht. Da sich allerdings Wolken auftürmten, die baldigen heftigen Regen ankündigten, beschloss Angela, dass er in einen Stall umziehen sollte. Er würde einige Tage intensive Pflege brauchen, und für ein so schwaches Baby könnte starker Regen durchaus gefährlich werden.

Mapia kommt in Nairobi anMapia nach der Landung im Hubschrauber
Mapia wird losgebundenMapia wird ausgeladen
Mapia hängt immer noch am TropfDas Kalb wird in ein Gehege gebracht
Ambo war im Stall nebenan und konnte dem Neuankömmling während der ersten Nacht gut zureden und ihn beruhigen.

Lebenserhaltende FlüssigkeitAmbo im Stall nebenan
Auch Ambo will dem kleinen Mapia helfenDer kleine Mapia eingewickelt in Decken
In den nächsten Tagen stand sein Leben auf Messers Schneide, er brach immer wieder zusammen, und nicht nur einmal war schnelle erste Hilfe nötig. Aber mit der Zeit begann er, Milch zu trinken und auch von dem frisch geschnittenen Grün, das Tag und Nacht in seinem Stall bereit lag, zu fressen. So erholte sich dieser wunderbare kleine Elefant langsam wieder. Er sah noch lange Zeit recht mitgenommen aus, hatte eingefallene Ohren und faltige, rissige Haut, die erahnen ließen, was er mitmachen musste. Doch nach ein paar Wochen war er wieder zu Kräften gekommen, sodass er sich schließlich den Anderen draußen im Wald anschließen konnte.

Mapia mit faltigen OhrenMapia staubt sich ein
Mapia kuschelt mit MalkiaMapia an seinem ersten Tag im Wald
Mapia bekommt MilchMapia und Ndotto
Seitdem hat er sich vollständig erholt und ist wieder ein kleiner, gesunder Elefant geworden. Sein tragisches Schicksal hat ihn seiner Familie beraubt, aber in ein paar Jahren wird er wieder in der Wildnis Tsavos leben und vielleicht sogar irgendwann seine Familie wiedertreffen. Ohne seine Rettung und die monatelange Pflege wäre er heute nicht mehr am Leben – er hatte das Glück, einer der wenigen Opfer der Dürre des Jahres 2017 zu sein, die noch gerettet werden konnten. Über 350 der insgesamt 12500 Elefanten, die im Tsavo-Nationalpark leben, hatten weniger Glück, und sie starben unter den schwierigen klimatischen Bedingungen.

 

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Mapia geht es wieder gut
(übersetzt aus dem englischen Original)