ATE News: Dezember 2017 bis Januar 2018

News vom Amboseli-Trust-for-Elephants – die Monate Dezember 2017 und Januar 2018:

 

Im November war die schreckliche, acht Monate anhaltende Dürre des Jahres 2017 endlich zu Ende gegangen und durch die langersehnte Regenzeit abgelöst worden! Diese setzte sich im Dezember mit ergiebigen Niederschlägen fort, welche in kürzester Zeit eine beeindruckende Regeneration der Pflanzenwelt zur Folge hatten. Für unzählige Tiere bedeutete dies die Rettung aus einer Zeit der schlimmsten Entbehrungen.

 

Die Amboseli-Elefanten haben eine schlimme Dürre überstanden.

Noch ist das ATE-Team damit beschäftigt festzustellen, welche und wie viele Opfer die Dürre gefordert hatte. Aber wenigstens ist bereits sicher, dass die furchtbaren Ausmaße des Jahres 2009 nicht erreicht wurden. Damals starben in Amboseli ungefähr 400 Elefanten als Folge der extremen Trockenheit. Dieses Jahr waren es vermutlich zwischen 50 und 60 Tiere — vorwiegend- ältere Individuen und Kälber. Aber auch eine noch relativ junge Leitkuh, die 49 Jahre alte Amelia von den AA’s, erlag den äußerst schweren Bedingungen.

 

Diese Verluste sind natürlich für alle Mitglieder des ATE-Teams sehr schwer zu ertragen. Gleichzeitig sehen sie darin jedoch einen wesentlichen Bestandteil des natürlichen Kreislaufes von Trocken- und Regenzeiten. Je nachdem ob die Bedingungen gut oder schlecht sind nimmt die Zahl der Elefanten zu oder wieder ab. Ein harter Weg um die Balance zwischen Pflanzen und Tieren aufrecht zu erhalten.

Allerdings verringerten sich während der letzten Jahrzehnte die Abstände zwischen den Dürreperioden, was mit dem von Menschen (mit) verursachten Klimawandel zusammenhängen dürfte. Dadurch verschärften sich die Probleme bereits und für die Zukunft ist mit einer weiteren Steigerung zu rechnen.

 

Nun aber herrschten endlich wieder gute Bedingungen und den Elefanten bot sich ein reiches Angebot an frischer, grüner Nahrung und zahlreichen, neu entstandenen Wasserstellen. Sie mussten nicht mehr täglich die Sümpfe aufsuchen, um sich dort mit Wasser und der – wenig nahrhaften – Sumpfvegetation zu versorgen. Und man sah regelrecht wie sie nach den langen, entbehrungsreichen Monaten wieder aufblühten und sich erholten! Ihre abgemagerten Körper wurden rund und die noch vor kurzem hervorstehenden Wangen-, Schulter- und Hüftknochen verschwanden hinter kleinen Fettpolstern.

 

Die Elefanten finden wieder ausreichend Nahrung in Amboseli.

 

Auch die Stimmung der Grauen Riesen änderte sich sehr zum Positiven. Sie waren verspielt und übermütig – sogar die Erwachsenen! – und freuten sich über die Begegnungen mit anderen, befreundeten Elefanten – Familien oder Bullen. Dies zeigten sie sehr ausdrucksstark durch lautes Grollen und Trompeten, wobei ihre Schläfendrüsen ein Sekret absonderten, welches oft in breiten Bändern über ihre Gesichter lief.

 

Die Elefanten haben wieder viel Zeit für soziale Kontakte.

In vielen Herden gab es auch wieder Nachwuchs, der bei dem reichen Nahrungsangebot sehr gute Überlebenschancen hatte. Von den AA’s brachte Ann, die Tochter der verstorbenen Amelia, noch im November ein weibliches Kalb zu Welt, welches sich prächtig entwickelte und sehr verspielt zeigte. Und dann gebar Astrid im Dezember ein männliches Kalb. Diese Geburt war für das ATE-Team besonders bemerkenswert, da Astrid leider zu den unglücklichsten Elefantenmüttern des Amboseli-Gebiets gehörte. Von allen ihren Nachkommen überlebten bis jetzt nur ihre Tochter Annan und deren Tochter Ashanti. Alle hofften sehr, dass es dieses Mal auch Astrids neugeborener Sohn schaffen würde!

Und schließlich brachte auch noch Artemis im Dezember ein männliches Kalb zur Welt, welches ein idealer Spielgefährte für Astrids Sohn werden dürfte.

 

Viele Kälber sind nun wieder sehr verspielt.

Bei der EB-Familie gab es ebenfalls Anlass zu großer Freude. Zunächst entdeckte das ATE-Team, dass Edwina, eine Tochter der legendären ehemaligen Matriarchin Echo, ein männliches Kalb bekommen hatte. Nachdem sie noch um ihre 2015 geborene Tochter trauerte, welche vermutlich während der Dürre gestorben war, konnte sie in ihrem neuen Baby sicher wieder etwas Trost finden.

Und dann brachte auch Elise am 24. Januar ein männliches Kalb zur Welt – ihr erstes Baby überhaupt und zugleich eines der ersten, welche im neuen Jahr im Amboseli-Gebiet zur Welt kamen! Elise ist eine Tochter Enids, deren Mutter ebenfalls Echo war. Daher handelt es sich bei Elises Sohn nun bereits um einen Ur-Enkel Echos!

 

Die EB-Familie sorgte aber auch noch auf andere Weise für Unterhaltung im positiven Sinn! Sie hatte es sich angewöhnt ihre Ruhepausen auf dem Emali-Damm einzulegen, über den die Hauptzufahrten zur Ol Tukai Lodge und zum ATE-Camp verlaufen. Da der Damm auf beiden Seiten von Wasser umgeben war, konnten Autos nirgends ausweichen. Die EB’s sorgten durch ihre Entspannungs-Pausen für eine regelmäßige Sperrung der Piste und genossen sichtlich ihr Vorrecht auf Nutzung des Weges! Dabei zeigten sie allerdings keinerlei Anzeichen von Aggressivität – es schien ihnen einfach Freude zu bereiten, die Passanten zu nötigen einen Stopp einzulegen und einen Blick auf sie zu werfen. Die Touristen waren von dieser aufregenden Erfahrung, von so großen, schläfrigen Elefanten blockiert zu werden, absolut begeistert – und das ATE-Team (meistens) auch!

 

Eine Elefantenkuh in Begleitung von Kuhreihern.

Während der Regenzeit kommen nun auch viele Kühe in den Östrus und werden dadurch für die Bullen besonders interessant. Von diesen haben vor allem diejenigen, welche gerade in Musth sind, die besten Paarungs-Chancen. Musth-Bullen sind sehr dominant und aggressiv gegenüber anderen Bullen. Diese gehen ihnen daher auch in jedem Fall aus dem Weg. Sogar ein Bulle, der normalerweise ein deutlich höheren Rang hat, lässt einem Musth-Bullen stets den Vortritt.

Treffen hingegen zwei männliche Elefanten aufeinander, von denen sich gerade beide in der Musth-Phase befinden, wird der mit dem niedrigeren Rang die Dominanz des anderen anerkennen. So werden Auseinandersetzungen weitgehend vermieden. Nur zwischen Musth-Bullen von annähernd gleichem Rang kann es zu ernsthaften Kämpfen kommen – doch das ist glücklicherweise selten der Fall.

 

Zwei Bullen am Rand der Sümpfe.

Auf die Kühe wirken die Musth-Bullen aber in jedem Fall sehr attraktiv! Vor allem die älteren und größeren unter ihnen. Die Matriarchinnen scheinen sogar besonders darauf zu achten, dass ihre Familienmitglieder sich nur mit wirklich großen Bullen paaren. Diese werden meistens sehr freundlich und respektvoll begrüßt und alle Mitglieder der Herde sind sehr aufgeregt, wenn einer dieser Bullen tatsächlich an einer Kuh Interesse zeigt. Paarungen finden oft inmitten der Herde statt und werden von den anderen Familienmitgliedern mit allen Anzeichen großer Aufregung beobachtet. Das Grollen, Grummeln und Trompeten steigert sich zu einem gewaltigen Lärm, welchen Cynthia Moss als „Paarungs-Spektakel“ bezeichnet.

 

Natürlich kommt es zu allen möglichen Jahreszeiten zu Paarungen und auch Musth-Bullen können jederzeit angetroffen werden. Aber die Regenzeiten bieten hierfür doch die besten Voraussetzungen.

Dies war nun auch im Dezember und Januar der Fall und daher ist davon auszugehen, dass es nach 22 Monaten – der üblichen Dauer eine Schwangerschaft bei Elefanten – einen Babyboom in Amboseli geben wird!