Newsletter aus Kenia / die Eli-Waisen im Mai

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe

Ein großes Ereignis war in diesem Monat der Umzug von Dida, Kimana und Ndii, die am 11. Mai in drei großen Lastwagen und von ihren Keepern begleitet nach Voi gebracht wurden. Die ungewöhnliche Geräuschkulisse in den frühen Morgenstunden (um 4 Uhr) ist immer unbehaglich für diejenigen, die in den Ställen geblieben sind und genau wissen, dass gerade irgendetwas vor sich geht. Die drei Waisen, die umziehen sollten, begaben sich ohne große Aufregung auf ihren jeweiligen Anhänger, nur Ndii brauchte ein wenig Unterstützung. Gegen 5 Uhr fuhren die Lkws schließlich ab – immer ein äußerst sentimentaler Augenblick für alle, die zurückbleiben, besonders für die Elefanten, die die Abwesenheit ihrer Freunde natürlich sofort bemerken und sie vermissen, aber auch für diejenigen Keeper, die die Waisen von klein auf Tag für Tag betreut haben. Zwei der Keeper haben die Elefanten auf ihrer Reise begleitet und werden noch in Voi bleiben, bis sie sich dort eingelebt haben. Robert Carr-Hartley und sein Vater Roy begleiteten den Konvoi, wie schon so oft, und das ist gut so, denn es gab auf der Fahrt einige technische Probleme (verursacht durch verunreinigten Diesel) zu beheben.

Kimana

Bei ihrer Ankunft am Ziel waren die drei Elefantenwaisen nach dieser langen Fahrt völlig übermüdet, aber zuerst einmal wurden sie von den anderen Voi-Waisen auf das Herzlichste begrüßt. Schließlich kennen sie sich schon aus Nursery-Zeiten und besonders Kenia war ganz aus dem Häuschen, ihre drei Freunde wieder zu haben. Schon am nächsten Morgen hatten sich die drei Neuankömmlinge ganz gut eingewöhnt und starteten entspannt in ihren ersten Tag in ihrem neuen Zuhause. Nur Ndii war noch ein bisschen überwältigt und hielt sich an diesem ersten Tag lieber an ihre (vertrauten) Keeper aus der Nursery.

In der Nursery ging der Alltag weiter, aber Kibo schien unter der Trennung besonders zu leiden, denn er hatte in einer der darauffolgenden Nächte einen heftigen Albtraum. Vielleicht erlebte er im Traum seinen Sturz in das Loch am Fuße des Mt. Kilimandscharo noch einmal nach. Jedenfalls wachte er schreiend auf, strauchelte wild umher und versuchte, in seiner Panik aus dem Stall zu klettert. Er war gar nicht mehr zu beruhigen, und so ließen ihn die Keeper heraus und führten ihn in den alten Stall von Dida. Dort beruhigte er sich ein wenig, aber am nächsten Morgen war er ziemlich gerädert und schläfrig! Als die Waisen abends von ihrem Tagesmarsch zurückkehrten gefiel ihm Didas Stall plötzlich gar nicht mehr so gut. Wahrscheinlich lag er zu sehr abseits, und so wurde er in den ehemaligen Stall von Ndii, zwischen Olare und Suguta, verlegt. Dort fühlte er sich bedeutend sicherer. Früher hatte er immer auf seinen Mini-Stall bestanden, in den er kaum noch hineinpasste, aber jetzt benötigte er offensichtlich einen Stall, der für einen Heranwachsenden „standesgemäß“ ist.

Kibo & Kilaguni

Der Streit um Baby Sities zwischen Suguta, der Leitkuh der Baby-Gruppe, und Olare ging in die nächste Runde… Olare wartete jeden Morgen auf Sities, wenn die aus ihrem Stall kam, um noch vor Suguta bei ihr zu sein, denn ihr Stall liegt ein wenig weiter entfernt. Da die jüngeren Waisen zum Grasen jedoch noch nicht so weit in den Busch gehen, hat Suguta Sities immer ganz für sich allein, sobald die beiden Gruppen getrennte Wege gehen. Die beiden großen Mädchen teilen sich also ein Baby und Suguta scheint sich mit diesem Mittelweg arrangieren zu können.

Chemi Chemi rempelt die anderen Elefanten immer noch auffällig oft mit ihrem Kopf. Mit dieser schlechten Eigenart hat er sich ziemlich unbeliebt gemacht und ist ständig im Clinch mit den Älteren. Er ist ein kratzbürstiger kleiner Zeitgenosse, sehr besitzergreifend gegenüber seinen Keepern und nicht leicht zu bändigen ist. Er hat eine starke Persönlichkeit und wird eines Tages – sobald er von seinen Artgenossen erzogen wurde – ein stattlicher Bulle werden.

In diesem Monat gab es auch wieder Grund zur Sorge um Mawenzis Gesundheit. Es gibt keinen Hinweis auf eine spezifische Krankheit, auch eine regelmäßige Entwurmung brachte keine Besserung. Wie die meisten Babys, die aus dem Loch am Mt. Kilimandscharo geborgen wurden und zur Amboseli-Elefantenpopulation gehören, ist auch Mawenzi kein besonders robustes Kalb. Als sich die Farbe ihres Kots dunkel verfärbte, erinnerten wir uns an die Symptomatik bei Bhaawa, der einfach so dahinsiechte, und wir konnten damals nichts für ihn tun. Mawenzi bekam eine Behandlung mit einem Antibiotikum aus der Gruppe der Sulfonamide, allerdings höher dosiert und über einen längeren Zeitraum als üblich. Die Farbe ihres Stuhls und ebenso ihr Appetit haben sich seitdem verbessert, so dass wir darauf hoffen, dass sie über den Berg ist.

Mawenzi & Melia

Sehr erfreulich war die Genesung von Baby Sities, denn der Durchbruch ihrer Zähne hatte ziemlich an ihren Kräften gezehrt. Jetzt, da ihre Zähne herausgewachsen sind, legt sie wieder an Gewicht zu und ist ein verspielter und verschmitzter kleiner Elefant, die mit ihren Wünschen nicht hinter dem Berg hält. Selbst Chemi Chemi jagt sie gerne umher, denn schließlich kann sie im Notfall auf die Unterstützung von Olare und Suguta zählen.

Tano playing with Mutua

Am 24. Mai begannen die Dreharbeiten zu dem IMAX-3D-Kinofilm über die Nursery-Waisen. Eine zwei Tonnen schwere Kamera und ihre kleineren Ausführungen sowie ein riesiges Aufgebot an High-Tech-Ausrüstung und einem Team von etwa 30 Leuten sind für die Zeit der Dreharbeiten im Gästehaus des Trusts unterbracht. Zu Beginn waren die Waisen nicht so kooperativ wie es sich die Filmemacher vorgestellt haben, und auch das Wetter spielte nicht ganz mit. Die Waisen waren von all der Technik ziemlich verunsichert und auch durch die Tatsache, dass so viele fremde Menschen plötzlich in ihrem Zuhause herum stapften, schien sie sichtlich zu irritieren. Nach ein paar Tagen hatten sich jedoch alle aneinander gewöhnt und die Arbeit konnte beginnen. Das IMAX-Team scheint sehr zufrieden mit den bisherigen Aufnahmen und hat Sities zum Mittelpunkt des Beitrages gemacht. Im Juni filmt die Crew dann in Ithumba und Voi, was mit Sicherheit eine noch größere Herausforderung werden wird.

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe

Schon lange haben wir um Sians Gesundheitszustand, der sich immer weiter verschlechterte, gerätselt und gebangt. Ihr Problem begann mit einer Umfangsvermehrung am Fuß, die unter Betäubung von Dr. Ndeereh, dem Tierarzt unserer mobilen Einheit in Tsavo, untersucht wurde. Er sagte, es handelte sich hierbei um eine Verkalkung eines ihrer Zehennägel. Dieser Befund passt zum schlechten Zustand ihrer Zähne, die mit Löchern durchsetzt und sehr brüchig sind. Da bei Elefanten im Laufe eines ganzen Lebens die Backenzähne fünf Mal nachwachsen, hatten wir darauf gehofft, dass die zweiten Zähne besser aussehen. Leider wurde unsere Hoffnung enttäuscht und somit tappen wir weiter im Dunkeln. Die Erkrankung könnte jedoch mit dem mineralstoffreichen Boden in Amboseli, ihrer Heimat, zusammenhängen!

Trotz Zusatzfutter und der gegenwärtig guten Futtersituation in Ithumba nach den Regenfällen, hat sich Sians Zustand noch immer nicht verbessert, eher das Gegenteil ist der Fall: sie ist immer noch matt und antriebslos. Weil auch der Verdacht eines Befalls mit Magen-Darm-Parasiten nahe lag, wurde sie gründlich, mehrfach und mit verschiedenen Medikamenten entwurmt – es half nichts, obwohl sie durchaus ein paar tote Würmer ausschied. Auch eine Antibiotika-Behandlung mit Noroclav-® (Amoxicillin/Clavulansäure) half nichts, und so müssen wir befürchten, dass es sich bei Sian, ähnlich wie bei Mweiga, um eine (angeborene) chronische Erkrankung handelt und sie nicht sehr alt werden wird.

Was uns besonders bewegt, ist die Aufmerksamkeit, die die anderen ihr entgegenbringen. Besonders Zurura, ein junger Bulle und ihr bester Freund, leistet ihre immerfort Gesellschaft, vor allem, wenn sie hinter den anderen zurückfällt. Er kümmert sich so rührend um sie, wie Burra und Morani es einst bei Mweiga getan haben. Die Waisen sind alle sichtlich besorgt und scheinen ihr Unglück zu verstehen. Um ihr Mitgefühl zum Ausdruck zu bringen, legen sie ihre Rüssel auf Sians Rücken und stehen tröstend an ihrer Seite. Alle sind sichtlich betroffen, Sian leiden zu sehen, und so geht es auch ihren Keepern und dem Rest ihrer Menschenfamilie, vor allem, weil wir nichts für sie tun können. Auch Yattas Gruppe der Ex-Waisen ist besorgt und zeigt ihre Zuneigung, wann immer sie mit den Jüngsten zusammen kommen, was in diesem Monat fast täglich der Fall war. So blieben Wendi und Galana einen ganzen Nachmittag bei ihr, nachdem sie sich am Schlammbad getroffen hatten. Sie begleiteten sie abends in gemächlichem Tempo zurück zu den Stallungen und wollten sie am liebsten in ihr Schlafquartier bringen, aber diesen Wunsch mussten die Keeper abschlagen. Wendi blieb vor der Tür und beobachtete Sian eine lange Zeit, bevor sie wieder zum Rest ihrer Gruppe zurückkehrte. Bleibt uns also wenigstens der kleine Trost, dass Sian in ihrem kurzen Leben nie an mangelnder Zuneigung seitens ihrer Artgenossen und ihrer menschlichen Pflegefamilie zu leiden haben wird.

 

Yatta kam am 1. Mai mit ihrem Freund an die Stallungen, wahrscheinlich hatten die beiden gerade ihre Flitterwochen beendet. Zwei Tage später traf Loijuks Gruppe im Busch auf Mgeni, Yattas wilden Rekruten, einen Bullen von etwa 14 Jahren, und begleiteten ihn zu Yattas Gruppe. Am 20. Mai wurde er noch einmal inmitten von Yattas Gruppe gesehen, dieses Mal in Begleitung eines anderen wilden Bullen in seinem Alter.

kina, mgeni & yatta quitting mud bath

Yatta und ihre Gruppe standen den ganzen Monat in engem Kontakt mit den kleinsten, noch von den Keepern betreuten, Waisen. Manchmal warteten sie schon früh am Morgen am Stallgelände auf sie, ein anderes Mal trafen sie sich im Busch und verbrachten dort ein wenig Zeit zusammen oder sie suhlten gemeinsam im Schlamm und traten abends gemeinsam den Heimweg an. Es gab Tage, an denen Yatta alle Ex-Waisen bei sich hatte, auch diejenigen, die normalerweise ein Teil von Wendis Splittergruppe sind. An anderen Tagen wiederum kamen Wendi mit ihrem Anhang oder Yatta allein.

Zwei Mal in diesem Monat kamen die Mitglieder aus Wendis Gruppe ohne ihre Anführerin oder gar Yatta, am 14. waren es Lualeni, Kora, Naserian und Challa und tags darauf wurden die vier noch von Rapsu begleitet.

Am 10. Mai nahm Wendis Gruppe Kenze in ihre Obhut und er verbrachte die Nacht mit ihnen im Busch. Es war schon Abend, die Kleinsten waren auf dem Rückweg nach Hause und Kenze wollte partout nicht in seinen Stall. Er wartete bei Wendis Gruppe und sobald die anderen alle in ihren Nachtlagern waren, zog er mit seinen großen Freunden in den Busch. Mit seinem Beitritt in die Gruppe der Älteren bleiben nur noch zwei junge Bullen in der Obhut der Keeper, namentlich Zurura (Sians Helfer) und der kleine Meibai, der jüngste Zuwachs der Ithumba-Waisen und Liebling aller.

Meibai badet in der Zuneigung von allen und wann immer die Älteren mit den Jüngeren zusammen sind, wird er mit Aufmerksamkeit und Liebe nur so überschüttet. Nasalot fraß eines Tages die ganze Zeit direkt neben ihm, an einem anderen Tag war es Yatta selbst, am nächsten Kinna und so weiter. Loijuk, die Junior-Leitkuh ist sehr besitzergreifend, wenn es um Meibai geht und will ihn auf keinen Fall an die älteren Elefantenkühe verlieren. Als er sich am 13. Mai nach dem Schlammbad gar nicht mehr von den Großen trennen mochte und Loijuks Kollern vehement ignorierte, kehrte sie in den Matsch zurück und schubste ihn hinaus! Als die Keeper ihr zu Hilfe kamen, gab Meibai auf und tat wie ihm geheißen war, aber ganz offensichtlich genießt er die Zeit mit den Älteren ganz besonders. Loijuk (und alle anderen Ithumba-Waisen) werden sich freuen, wenn im Juni dann die nächsten Neuzugänge aus der Nursery nach Voi kommen – zwei Bullen, der entspannte Kilaguni und der feiste Sabachi, sowie die kleine Chaimu. Das Ereignis wird sogar vom IMAX-Team für den Kinofilm festgehalten!

 

Von der Sorge um einmal Sian abgesehen, war der Mai ein durchweg glücklicher Monat für die Ithumba-Waisen. Alle Ex-Waisen waren ständig in der Nähe und verbrachten viel Zeit mit den sieben, in der Obhut der Keeper verbliebenen, jüngsten Elefanten. Da alle natürlichen Senken noch Wasser tragen und auch die Vegetation noch üppig grün ist, sind die wilden Elefanten bisher nicht auf die Stalltränke angewiesen – umso besser!

 

Monatsbericht für die Voi-Gruppe

Die etablierten Kühe in Voi sind Lesanju (die Hauptleitkuh), Lempaute, Wasessa, Sinya und Kenia. Shira hatte die Gruppe vor ein bis zwei Monaten mit einer wilden Herde verlassen. Die Bullen der Gruppe sind Siria (der Willensstärkste), Shimba und Mzima, beides gute Freunde, sowie Taveta und Tassia, die sich ebenfalls sehr nahe stehen – auch wenn Tassia noch sehr an seiner „Ersatzmutter“ Wasessa hängt.

Wasessa & Lempaute

Nachdem sie morgens ihre Nachtlager verlassen, bekommen sie ihre Milch und spielen ein wenig auf dem Stallgelände umher. Später machen sie sich auf zum Grasen in der Nähe und am Fuße von Mazinga Hill. Die Mittagsmilch und ihr Schlammbad bekommen sie in der Regel im Stallgelände, aber wenn sie den Vormittag im Park selbst verbracht haben, suhlen sie in einem riesigen natürlichen Wasserloch – zumindest noch so lange wie die Senke Wasser hält. Sobald sie austrocknet, wird irgendwo im Busch ein Schlammbad für die Waisen und ihre Lieblingsbeschäftigung improvisiert, wo auch Tanks mit Trinkwasser bereitgestellt werden. Seit der Dürre 2009 werden regelmäßig Viehherden in den Park getrieben und sowohl die wilden als auch unsere Elefanten verlassen den Park in Richtung Taita Ranch, die gleich an das Schutzgebiet grenzt. Ein besonders beliebter Rückzugsort ist die Ngutuni Ranch, gleich an der Parkgrenze. Dort haben die Keeper am 4. Mai auf ihrer motorisierten Patrouille auch Emily mit ihrer Gruppe gesichtet. Sie bemerkten einen Pfeil, der in ihrem Rumpf steckte und es gelang ihnen, sie und ihre Gruppe über den Voi-Fluss zurück in den Park zu lotsen. Dann brach allerdings die Nacht herein und die Aktion musste vertagt werden. In der Zwischenzeit wurde allerdings die mobile tierärztliche Einheit benachrichtigt, dass Emily am nächsten Tag Hilfe brauchte.

Am frühen Morgen des nächsten Tages, machten sich die Keeper auf dem Weg um Emily aufzuspüren und fanden sie nur etwa 200 m entfernt von den Stallungen. Sie war mit ihrer Gruppe auf dem Weg zum Stallgelände, offenbar schmerzte sie der Pfeil. Ihre Begleiter wurden in einen der Ställe gelockt und mit einer Handvoll Kopra, getrocknetem Kokosfleisch, bestochen. Nur Sweet Sally, die Babysitterin von Emilys Kälbchen Eve, weigerte sich und war sichtlich besorgt, als sie sah wie Emily nach dem Betäubungsschuss zusammen sank. Die Keeper mussten sie und die kleine Eve in der Nähe halten, während Dr. Pogrom den Pfeil aus Emilys Körper entfernte, die Wunde reinigte und ihr ein Langzeit-Antibiotikum spritzte. Schließlich gab er ihr ein Antidot auf die Betäubung und sie kam langsam wieder zu sich, so dass der Rest ihrer Gruppe aus dem Stall gelassen werden konnte.

Irima, Mitglied in Emilys Gruppe, musste vor einiger Zeit auch ein Pfeil entfernt werden und bei ihm schien es, als eiterte die Wunde nach, so dass der Tierarzt ihn nochmals betäuben und untersuchen musste. Glücklicherweise war nichts vom Pfeil zurückgeblieben und die Wunde heilte von innen her gut aus. Irima konnte also wieder aufgeweckt werden und die ganze Gruppe blieb noch eine Weile in der Nähe des Stallgeländes. Emily führte ihre Gruppe in dieser Zeit die Führung zum Grasen am Mazinga Hill.

Am folgenden Tag wurden sie von Lesanjus Gruppe begleitet und Siria hatte eine wundervolle Zeit beim Spielen mit den großen Jungs aus Emilys Herde. Lesanju war gar nicht glücklich über den Wunsch ihrer Gruppe, die Älteren zu begleiten. Denn diese schlugen einen Weg ein, der sie zu weit weg von ihrer Basis führen würde. Sie versuchte ihr Bestes, die Jüngsten zum Umkehren in die entgegengesetzte Richtung zu überzeugen. Erst die Aussicht auf ihre Mittagsmilch lockte sie von Emilys Gruppe weg und zurück zum Stallgelände. Danach schaffte Lesanju es auf clevere Art und Weise, sie auf die von ihr geplante Route (und weg von Emily) zu führen!

Am nächsten Tag wollte Siria unbedingt Emilys Gruppe finden, um wieder mit den älteren Bullen spielen zu können. Schade für ihn, aber Emilys Gruppe war inzwischen weiter gezogen. Doch schon am 10. Mai kehrten sie auf eine Stippvisite zurück. Lesanju legte gleich einen Schritt zu, offenbar befürchtete sie, dass Emilys Gruppe ihre Schützlinge von der Milchmahlzeit ablenken oder gar etwas wegnehmen könnte. In der Tat versuchten die älteren Bullen ihr Glück: Lolokwe versuchte an Shimbas Flasche zu naschen, Solango hielt sich an Lempautes Flasche und Laikipia probierte es bei Siria. Die Keeper sprachen ein Machtwort und die kleinen konnten in Ruhe ihre Milch saufen!

Die Keeper waren in diesen Tagen mit den Vorbereitungen zur Ankunft von drei weiteren Nursery-Babys beschäftigt, die für den 11. Mai erwartet wurden. Im Stallgelände wurde eine neue Suhle ausgehoben, die sofort von den Ex-Waisen und Lesanjus Gruppe eingeweiht wurde.

Am Mittag des 11. Mai trafen nun Dida, Ndii und Kimana ein. Um 5 Uhr morgens waren sie in der Nursery losgefahren und die Reise wurde ein paar Mal unterbrochen, denn zwei der Lkws hatten Probleme mit der Dieselzufuhr. Die Elefanten waren sehr müde und taumelig als sie von der Rampe stiegen. Wie immer folgte ein enthusiastisches Stelldichein zur Begrüßung, allen voran Lesanju, Lempaute, Sinya und vor allem Kenia, die sich noch besonders gut an die drei in der Nursery erinnern konnte, da sie ja selbst erst kürzlich aus Nairobi nach Voi gekommen war. Kimana machte die Hitze in Tsavo zu schaffen und so stürzte er sich augenblicklich in die Stalltränke. Auch seine Milch trank er mit den Füßen im Wasser, während Dida und Ndii ihren Keepern aus der Nursery nicht von der Seite wichen. Offenbar fanden sie die neue Umgebung (mit alten Bekannten) noch sehr verwirrend! Wasessa war in der Zwischenzeit – wie üblich – mit Tassia, ihrem Liebling, beschäftigt. Sie hatte nie viel Kontakt zu den drei Neuankömmlingen, weil sie schon verhältnismäßig alt war als sie verwaiste und daher nicht so lange in der Nursery lebte.

Es gab sofort Streit darum, wer den Neuen am nächsten sein darf, zwischen Lesanju, Lempaute, Sinya und Kenia. Kenia hatte es auf Klein Kimana abgesehen, so wie Lesanju und Lempaute, und letzten Endes gewann sie diese Runde. Also widmeten sich Lesanju und Lempaute Dida. Ndii blieb zuerst lieber noch bei ihren Keepern, wird aber wahrscheinlich unter die Fittiche von Sinya geraten!

Emilys Gruppe wurde am 19. Mai noch einmal in der Abgeschiedenheit von Mazinga Hill gesehen. Irima schien zu humpeln und hing hinter der Gruppe zurück. Allerdings wurde sie von Nyiro und Buura begleitet. Als sie tags darauf gegen 18 Uhr an den Stallungen auftauchten konnten die Keeper allerdings nichts Verdächtiges an ihrem Fuß oder Bein feststellen – also handelte es sich wahrscheinlich nur um eine Zerrung o.ä.

Kimana und Ndii durften die Gruppe erstmals anführen, als sie am 21. Mai die Stallungen verließen. Als sie jedoch auf ihrem Weg zu Mazinga Hill auf einen Dikdik stießen, brachen sie in Panik aus und flohen zu ihren Keepern, die sie – gemeinsam mit dem Rest der Gruppe – erst einmal beruhigen mussten!

Kimana führt die Gruppe an

Tassia und Taveta hatten eine heftige Auseinandersetzung als Tassia Tavate daran hinderte, in die Nähe von Wasessa zu gehen. Wasessa hat eigentlich eine Schwäche für beide, aber Tassia ist eindeutig ihr Liebling und so wurde der arme Taveta sanft weggeschubst. Ein paar Tage später waren die Wogen geglättet und die beiden spielten fröhlich Verstecken miteinander.

Am Monatsende hatten sich die drei Neuankömmlinge gut eingelebt. Kenia kümmerte sich vor allem um Kimana, sie steht mucksmäuschenstill, wenn er an ihren Ohren saugen will. Lesanju und Lempaute teilen sich die Aufsicht für Dida, während Ndii sich immer noch an die Keeper klammert. Aber Sinya wird für sie da sein, wenn sie sich eines Tages auf ihre Elefantenherde einlässt.