Die Rettung von Nabulu

Am 30. Januar erreichte den Sheldrick Wildlife Trust (SWT) in Nairobi ein Anruf vom Kenya Wildlife Service (KWS), und kurz darauf gleich ein weiterer von der mobilen Tierarzteinheit in der Maasai Marai, die vom KWS betrieben und vom SWT finanziert wird. Es ging um ein verwaistes Elefantenkalb, das seit über zwei Wochen im Oloisukut-Schutzgebiet in der Maasai Mara beobachtet worden war. Die Ranger hatten gehofft, es würde sich wieder einer wilden Herde anschließen.

Leider blieb das Baby die ganze Zeit allein, obwohl sich viele Herden in der Gegend aufhielten. Sie verschwand immer einmal wieder für ein paar Tage im Gebüsch, sodass die Ranger und auch die Safaribesucher keine Spur mehr von ihr sahen. Aber sie tauchte immer wieder auf, jedoch niemals in Begleitung anderer Elefanten. Ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich zusehends, und schließlich stimmten alle Beteiligten überein, dass sie gerettet werden sollte, um ihr die Chance auf ein langes und glückliches Leben zu erhalten – bei den vielen Raubtieren, die es in der Maasai Mara gibt, hätte sie sonst nicht lange überlebt!

 

So machte sich Dr. Limo, der Chef der mobilen Tierarzteinheit der Mara, Ende Januar auf die Suche nach ihr, denn sie war wieder einmal im dichten Gebüsch in felsigem Gebiet verschwunden. Erst am 1. Februar konnte sie eingefangen werden, und eilig wurde das Rettungsflugzeug aus Nairobi angefordert, denn es war schon später Nachmittag.

Die vielen Helfer, die sich die größte Mühe gaben, es dem kleinen Pechvogel so angenehm wie möglich zu machen, waren erleichtert, als das Flugzeug gegen 18 Uhr wieder vom Flugfeld in der Maasai Mara startete, mit den Keepern und dem Kalb sicher an Bord verstaut. Auch eine Infusion wurde verabreicht, da das kleine Mädchen schon sehr abgemagert war. Es war schon weit nach 20 Uhr, als das Team schließlich mit der wertvollen Fracht auf dem Fahrzeug am Waisenhaus in Nairobi ankam.

 

 

Das Baby wurde mit Gekoller von allen Seiten begrüßt, denn die Waisen vor Ort hatten natürlich gleich gemerkt, dass ein Neuling angekommen war. Sie bekam ein freies Gehege neben dem von Tagwa. Sie war verständlicherweise sehr aufgeregt und rannte gegen das Tor, lief in ihrem Gehege umher und zerrte kräftig an dem geschnittenen Grün, sodass auch Tagwa nach einer Weile unruhig wurde – die große Nervosität nebenan ist sie nicht gewöhnt! Schließlich steckte Tagwa den Rüssel durch die Holzpfosten zwischen den beiden Gehegen, um das neue Baby zu beruhigen, und das funktionierte auch ganz gut. Das Kalb ist geschätzt 22 Monate alt, ein kleines Mädchen, das den Namen „Nabulu“ bekommen hat, was in der Sprache der Maasai so viel bedeutet wie „wachsen“.

Es dauerte eine ganze Weile, bis Nabulu sich im Waisenhaus eingewöhnt hatte, denn sie war lange in einer angsteinflößenden Umgebung allein unterwegs gewesen. Was genau passiert war und warum sie verwaiste, ist nicht vollständig geklärt; es gibt aber zurzeit wieder häufiger Fälle von Mensch-Wildtier-Konflikt in der Gegend, aus der sie kommt, da mit der einsetzenden Trockenzeit die natürlichen Ressourcen Wasser und Futter wieder hart umkämpft sind. Vermutlich war das der Grund, warum sie ihre Familie verlor.

Nach einigen Tagen begann Nabulu sich aber einzuleben – sie fing an, an den Fingern der Keeper zu nuckeln, wie alle Babys es gerne tun, und lernte ihre Milchflaschen zu schätzen. Ihr Verdauungssystem hatte lange mit Parasiten zu kämpfen, und auch eines ihrer Ohren fiel in sich zusammen. In ihrem abgemagerten Zustand gab sie ein trauriges Bild ab. Sie sollte sich möglichst bald den anderen Waisen anschließen, um nicht zu lange in ihrem Gehege bleiben zu müssen – obwohl sie noch ein wenig wild war. So hatten die Keeper es bei den Fütterungen auch nicht leicht mit ihr, denn wann immer sie gierig zu ihrer Milch gelaufen kam, war das Geschubse und Gedrängel groß! Aber zum Glück gibt es im Wald einen knorkeligen Baum, hinter dem sich die Keeper gut verstecken können, wenn es etwas hitziger wird. Dieser „Milch-Baum“, wie er von den Keepern genannt wird, erwies sich wieder einmal als sehr hilfreich, bis Nabulu schließlich soweit war, dass die Keeper nicht mehr vor ihr weglaufen mussten.

 

 

 

Und bald war die Freude groß, als auch ihr Ohr wieder kräftig genug war und ihr allgemeiner Zustand sich besserte. Obwohl sie sehr kleine Ohren hat, ist sie doch ein sehr hübsches kleines Elefantenmädchen. Die Folgen ihrer traumatischen Erfahrungen, ihr neurotisches und unberechenbares Verhalten, lassen nun langsam nach, und es zeigt sich, dass sie ein freundlicher und netter Elefant ist. Die Waisen und menschlichen Helfer um sie herum helfen ihr dabei, und sie vertraut ihnen langsam. Ihr bester Freund Luggard war es, der ihr in den ersten Tagen zur Seite stand, als sie noch zu aufgewühlt war, um am Mittagsschlammbad teilzunehmen; inzwischen hat sie einige Fortschritte gemacht und sich an das Leben im Waisenhaus gewöhnt, und sie ist jetzt bei allem dabei, was die Elefanten erleben.

 

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(übersetzt aus dem englischen Original)