Die Waisen im September

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe:

Die Löwen des Nairobi-Nationalparks haben auch in diesem Monat für einige Aufregung gesorgt. Am 8. September jagte eine Löwin einen Buschbock, dessen Fluchtweg sich mitten durch die friedlich grasende Elefantengruppe schlug. Aufgeschreckt stoben sie in alle Himmelsrichtungen davon, und die Keeper hatten alle Hände voll zu tun damit, sie wieder zusammen zu treiben. Die Löwin tötete noch am selben Tag eines der ansässigen Warzenschweine – ganz in der Nähe der Stallungen – und bewachte ihre Beute bis spät nachmittags, als sie schließlich ihre drei Jungtiere zum Fressen holte.

Ishanga, die selber unter sehr dramatischen Umständen gerettet wurde (die Helfer mussten sie buchstäblich aus den Fängen eines Löwen befreien), nimmt sich Neuankömmlingen immer höchstpersönlich an. Sie wich Kilabasi und Dabassa nicht von der Seite, versuchte immer wieder, sie durch Berührungen mit ihrem Rüssel zu trösten und bleibt auch bei ihnen, wenn sie sich beim Grasen von der Gruppe entfernen. Das ist ein uns bekanntes Verhalten bei Elefantenbabys, die noch sehr traumatisiert sind und im Stillen um ihre Familien trauern.

Dabassa IMG_8868 (2)

Auch für Neuzugang Rombo war sie da, als dieser am 5. September erstmals aus dem Stall zu den Waisen durfte. Dabassa war daraufhin nicht so erfreut, wahrscheinlich weil sie nun Ishanga mit Rombo teilen sollte. Sie schubste ihn herum, wann immer sich ihr eine Gelegenheit dazu bot. Rombo ist trotz allem nach wie vor einer von Ishangas Schützlingen, und da er schon kleine Stoßzähne hat, wird er sich auch gegen Dabassa zu behaupten lernen. Anfangs war er noch sehr schüchtern, besonders beim Suhlen, wenn viele fremde Menschen um ihn herum waren. Aber nachmittags, wenn die Pateneltern auf Besuch in die Nursery kommen dürfen, lässt er sich inzwischen häufiger blicken.

Ishanga opn the left with Mutara IMG_8970 (1)

Am 5. September erreichte uns erneut ein Anruf: ein Elefantenbaby aus dem brenzligen Korridor zwischen Tsavo West und Ost, aus dem auch Kilabasi, Dabassa und Rombo gerettet wurden, sollte nach Nairobi gebracht werden. In der Region sind die Menschen Elefanten nicht wohl gesonnen. So wurde Murka mit einer tiefen Speerwunde im Kopf und Rombo im Ohr und in der Schulter zugerichtet. Die neue Elefantenwaise war ein etwa einjähriges Weibchen, und wir nannten sie „Mbuyuni“. Ihr Zustand war erbärmlich, sie war stark abgemagert und hatte Hungerödeme am Unterbauch und Hals. Kurz nachdem Sie geborgen wurde, fiel sie ins Koma, und auch die Infusion konnte sie nicht mehr zurückholen. Sie starb am Abend des nächsten Tages, und es machte uns sehr traurig, dass wir zu spät gekommen waren.

Rombo IMG_9010 (1)

Am 10. September schon der nächste Einsatz: Dieses Mal handelte es sich um ein weibliches Kälbchen aus der Gegend von Kihari um den Mt. Kenya Nationalpark. (Auch Mumbushi stammte aus dieser Region, wo in letzter Zeit mehr und mehr Elefanten gewildert werden.) Auch sie war etwa ein Jahr alt und wehrte sich standhaft gegen alle Rettungsversuche. Wie schon so viele vor ihr, gab sie schließlich völlig entkräftet auf und musste an den Tropf gehangen werden. Als sie zu neuen Kräften kam, war sie so widerspenstig, dass kein Keeper in dieser ersten Nacht bei ihr im Stall bleiben konnte. Tano wurde schließlich in die Nachbarbox gebracht und konnte ihr beweisen, dass sie den Keepern vertrauen konnte. Wir nannten die Kleine „Kihari“, und sobald sie am nächsten Tag ihre erste Flasche Milch bekommen hatte, wurde sie zusehend ruhiger. Schon vier Tage später, am 14. September, durfte sie zu den anderen Waisen, und wurde (besonders von den älteren Kühen und Ishanga) freudig empfangen. Während Kainuk das Lieblingsbaby von Turkwel ist, versuchten Mutara und Shukuru, Kihari immer bei sich, Naipoki und Sities zu haben. Im Vergleich zu Rombo, der auch erst kurz zuvor in die Nursery gekommen war, war Kihari schon selbstbewusst genug, um sich mittags vor den Besuchern zu zeigen. Ansonsten zieht sie die Gesellschaft von Rombo, Kilabasi und Dabassa vor, mit ersterem hat sie sich inzwischen gut angefreundet.

Naipoki at the front playing with everyone IMG_8838 (2)

Die Ankunft von Kihari zog wieder einmal eine Änderung der Schlafordnung nach sich, die aber dieses Mal vergleichsweise entspannt ablief. Tano wurde neben Kihari untergebracht, Mutara und Shukuru (die inzwischen zu groß für ihren Stall geworden waren) kamen in ein größeres Gehege, und Naipoki zog neben Sities ein. Die war außer sich vor Freude, dass die Kleinsten jetzt alle zusammen waren. Sie und Naipoki sind inzwischen unzertrennlich. Ishanga und Kilabasi sind zusammen im Nachbarstall untergebracht, während sich Dabassa und Rombo jetzt Kalamas und Chemi Chemis alten Stall teilen.

Kihari IMG_8732 (39)

Am 22. September dann noch ein Anruf, dieses Mal war es Joseph Sauni, Head Keeper in Voi, der von einem zweieinhalbjährigen Elefantenbulle aus dem berüchtigten Korridor zwischen Tsavo West und Ost aus der Gegend von Kasigau berichtete. Das Rettungsteam wurde zusammengetrommelt, und am 23. September um 15 Uhr nachmittags kam der kleine Bulle in der Nursery an. Er wurde „Kasigau“ genannt, hatte 5-7 cm lange Stoßzähne und eine klaffende Wunde an der Rüsselbasis, die offensichtlich von einem Speer oder einem Pfeil stammte. Obwohl er sehr abgemagert und geschwächt war, hatte er noch genug Energie und Kraft, um sich die Keeper nachts vom Leibe zu halten. Am nächsten Morgen mussten sie ihm dagegen schon beim Aufstehen helfen. Er trank seine Milch zuerst aus einem Eimer, später aus der Flasche, die ihm durch das Gatter hindurch gereicht wurde. Als er wieder zu Kräften gekommen war, konnte er sogar alleine wieder aufstehen, war aber immer in Alarmbereitschaft, sobald sich ihm ein Mensch auch nur näherte. Am dritten Tag saugte er dann bereits an Fingern, wenn auch nur durch das Gitter vor seinem Stall. Am Tag sechs waren seine Beine angeschwollen, so dass er zu den anderen hinaus gelassen wurde. Ishangas Freundschaftsangebot stieß er ruppig zurück, wurde dann aber von Dabassa geschubst (warum sollte es ihm besser gehen, als Rombo!). Dabassa wird schon noch merken, was er davon hat, sobald Rombo und Kasigau groß und selbstbewusst geworden und auf Revanche aus sind!

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Am 29. September nach der Besucherstunde ereignete sich eine kleine Tragödie: Tano und Naipoki stritten darum, wer näher am vorderen Keeper laufen durfte. Kasigau glaubte wohl, dass sie vor irgendetwas Angst hatten und weg liefen und rannte in den Busch. Einer der Keeper nahm die Verfolgung auf – und stolperte über einen Baumstumpf. Die anderen Waisen glaubten, von einem anderen Wildtier angegriffen zu werden und stoben in alle Richtungen auseinander, trampelten Büsche nieder, trompeteten und brüllten in heller Aufregung. Kasigau rannte daraufhin immer weiter und weiter in den Busch. Alle Keeper mussten auf den Plan gerufen werden und suchten nach dem kleinen Ausreißer. Sie fanden ihn schließlich im Dickicht. Während ein Teil ihn umzingelte, holten die anderen ein paar der Waisen, um ihn zu guter Letzt zu den Stallungen zurück zu bringen. Das völlig entnervte Nashorn Solio war zwischenzeitlich auch geflüchtet und ließ sich erst wieder zum Stall zurück locken, als ihr jemand eine Handvoll Luzerne anbot!

Grund zur Sorge gab diesen Monat Kainuks Auge, in das sie sich offenbar beim Grasen oder Spielen im Busch einen Zweig gerammt hatte. Der weiße Fleck deutete auf eine Verletzung der Hornhaut hin. Eine Behandlung mit Antibiotika schlug nicht an, und der Augenarzt vermutete eine sekundäre Besiedelung mit Pilzen. So genannte Antimykotika, also Medikamente gegen Pilzbefall, sind hierzulande aber nur schwer aufzutreiben. Die Kikuyu Augenklinik konnte uns glücklicherweise aushelfen, und die Wunde scheint zu verheilen. Ob ihr Augenlicht lebenslang beeinträchtigt bleibt, ist allerdings noch nicht klar. Sities hat dieses Handicap sogleich ausgenutzt und schubste Kainuk auf der blinden Seite vor den Kopf – und beglich damit eine alte, noch offene Rechnung.

Die Nashörner: Maxwell scheint förmlich für Solios täglichen Besuch zu leben. Morgens, wenn sie ihren Stall verlässt, fordert sie ihn durch die Absperrung seines Geheges zu einer kleinen Balgerei heraus. Max ist immer da und wartet auf sie, den Schwanz nach oben gerichtet (das bedeutet aufgeregte Freude). Abends, wenn sie von ihrem Tag im Busch zurück kehrt, wartet er auf sie und scheint auf eine weitere Runde Ringkampf zu hoffen. Falls ihr nicht danach ist und sie ihn ignoriert, versucht er ihre Aufmerksamkeit durch das Versprühen seines Urins zu erhaschen. Solios Keeper könnte darauf auch gerne verzichten, denn Max“ Urin ist so beißend, dass die Pfähle mittlerweile weiß geworden sind!

Solio wird immer unabhängiger. Die Keeper sagen, dass sie ihren eigenen Kopf hat und nicht mehr viel darauf gibt, was die Keeper meinen. Sie ist inzwischen 17 Monate alt, gut proportioniert und wächst rasend schnell!

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: September  /  2011

Ein einzelnes Elefantenkälbchen wurde am 22. September in der Nähe der Kiwanjani Lodge am Kasigau Massiv gesichtet und am nächsten Tag von den Keepern und dem De-Snaring Team in Voi gerettet. Der kleine Bulle ist etwa zweieinhalb Jahre alt und wurde vorerst in den Voi-Stallungen untergebracht, von wo er anschließend in die Nursery nach Nairobi geflogen wurde. Er hatte offensichtlich schon eine ganze Zeit keine Milch bekommen und zusätzlich eine eiternde Speerwunde an der Rüsselbasis. Es scheint, als sei auch er ein Opfer des besonders brutalen und elefantenfeindlichen Menschenschlages, der sich auf der alten Elefanten-Wanderroute zwischen Tsavo West und Ost niedergelassen hatte. Das Kälbchen wurde inzwischen Kasigau genannt.

Es ist und bleibt extrem trocken in Tsavo, das in guten Zeiten als Halbwüste eingestuft wird. Seit einigen Jahren schon gab es nicht mehr ausreichend Niederschläge. Der Trust hat daher einige Lkw-Ladungen an Luzerne geschickt, die die Waisen nun täglich zusätzlich bekommen, da das Futterangebot in ihrem Umkreis immer weniger und trockener wird. Die Luzerne kommt auch bei den Ex-Waisen gut an und ist ein ausgezeichnetes Lockmittel, damit sie immer mal wieder an den Stallungen vorbeischauen. Selbst die wilden Elefanten naschen von dem Grünzeug, wenn auch nur das, was die Waisen übrig gelassen haben. Aber somit können wir auch der wilden Population in diesen harten Zeiten etwas Gutes tun. Eine der wilden Gruppen besteht aus zwei Kühen und einem Kalb, und die drei waren in diesem Monat am 2., 18. und 27. September zum Saufen und Luzerne-Naschen im Stallgelände.

Auch Emilys Gruppe kam in diesem Monat des Öfteren an die Stallungen. Die Waisen hatten somit viele Begegnungen mit ausgewilderten und wilden Artgenossen. Laikipia, der große Bulle, kam am 5. September noch bevor Emily und ihre Konsorten eintrafen, und am nächsten Tag brachte er Ex-Waise Mpala mit. Laikipia dachte jedoch nicht im Traum daran, die Luzerne mit Mpala zu teilen, so dass die Keeper ihm eine eigene kleine Portion gaben. Am 7. September kam Laikipia noch einmal alleine und am 8. September waren die Herden von Emily und Edie im Stallgelände – Icholta war bereits hochtragend. Die Waisen waren jedes Mal so beschäftigt mit ihrer Milch oder dem Knabbern von Grünfutter, dass sie die Ex-Waisen gar nicht beachteten. Nur Siria verließ den Stall, um die alten Freunde zu begrüßen.

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Die Keeper glauben, dass Emily versucht, Mpala aus ihrer Gruppe wegzuschicken. Natürlich aus gutem Grund: mit seinen 13 Jahren ist er inzwischen in dem Alter, in dem er als Bulle langsam seine eigenen Wege gehen muss. Die Keeper sahen, wie er der Herde in sicherer Entfernung hinterher trottete, sich aber dann nicht traute, von der Luzerne zu naschen, als Emilys Herde fraß. Die Keeper hatten wieder Mitleid mit ihm und gaben ihm heimlich eine Handvoll. Mpala graste den ganzen 16. September mit einem wilden Freund an den Hängen des Mazinga Hill und brachte ihn abends auf eine Portion Luzerne und zum Saufen ins Stallgelände.

Zweimal haben wilde Herden in diesem Monat am künstlichen Wasserloch im Park gewartet – in Rüsselreichweite vom Traktor, der die Senke und Traufen füllte. Offenbar verstehen sie, dass der Traktor ihnen nicht gefährlich wird, sondern einen Gefallen gewährt. Die Waisen waren bei diesen Gelegenheiten auch nicht weit und freuten sich über den wilden Besuch, der mit gemeinsamem Bad und Saufen endete. Am 28. September, als die wilde Herde sich auf den Weg machte, gingen Siria und Wasessa mit ihnen – Letztere völlig gefesselt von einem kleinen wilden Kälbchen. Die anderen Waisen, inklusive Dida, folgten den Großen noch ein kleines Stück, entschieden sich aber letztlich dafür, zu ihren Keepern zurück zu kehren. Die Keeper glauben, dass Dida die Herde vielleicht sogar kennt, weil sie in ihrer Gegenwart so entspannt blieb.
Die kleine, zarte Dida geht für gewöhnlich nicht gern ins Wasser, besonders wenn sich überschwängliche Bullen in der Suhle wälzen. Dank Kenia und Lesanju, die sie abschirmten, hatte sie in diesem Monat einige Male viel Spaß beim Baden. Alle Kühe in Lesanjus Gruppe kümmern sich um Dida, aber Kenia ganz besonders. Die Freundschaft von Shimba und Taveta hat in diesem Monat ein ganz neues Niveau erreicht: Shimba, dessen ganze Aufmerksamkeit normalerweise seinem Futter gilt, gibt einem kleinen Ringkampf mit seinem Freund Taveta mittlerweile Vorrang!

Diese kleinen Kräftemessen werden oft von Wasessa unterbrochen, vor allem wenn Tassia darin verwickelt wird. Sie bewacht ihn emsig und erlaubt den größeren Bullen auf keinen Fall, ihn herum zu schubsen. Siria ist ganz besonderer Charakterkopf in Lesanjus Gruppe und außerdem der aufgeschlossenste. Er freundet sich immer als erster mit wilden Besuchern an und fordert am liebsten Mzima heraus.

Am 11. September, auf ihrem Weg zum Schlammbad, trafen die Waisen eine Herde wilder Elefanten, die gerade unterwegs zur Stalltränke war. Lesanju kehrte um und schloss sich den wilden Elefanten an, weil sie ein kleines Kälbchen in der Gruppe entdeckt hatte. Die Waisen folgten ihr, was sehr ungewöhnlich ist, denn Lesanju mag es normalerweise gar nicht, wenn ihre Schützlinge zu nah an wilde Elefanten oder die Ex-Waisen herankommen. Sie hat immer Angst, dass ihre eines „ihrer Babys“ von älteren Leitkühen weggenommen werden könnte. Ihre Ambitionen auf das kleine wilde Kälbchen wurden jedoch von dessen großer Schwester zunichte gemacht.

Alles in Allem war es ein friedlicher Monat für die Waisen in Voi. Sie hatten immer ausreichend Luzerne aus Nairobi und zweimal Besuch von Schülern aus ortsansässigen Schulen (auf Initiative des Trusts).

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: September 2011

Am 2. September ereignete sich ein mittelschweres Drama, als Neuzugang Ololoo sich zu vier grasenden wilden Bullen am Kalovoto Wasserlauf gesellte und schließlich mit ihnen weiter zog. Die Keeper versuchten verzweifelt ihn zum Umkehren zu überzeugen, wurden aber durch die wilden Beschützer von ihm ferngehalten. Am nächsten Morgen machten sie sich auf die Suche und fanden ihn in der Obhut von Ex-Waise Wendi und ihrer Splittergruppe. Sie hatten die Gruppe Bullen offenbar überzeugt, Ololoo wieder frei zu geben. Die Keeper wussten, dass Wendi ihn sicher nach Hause bringen würde und ließen ihn vorerst bei ihr. Sie sollten recht behalten, denn sie brachte ihn schon mittags zum Schlammbad, wo sich bereits Yatta, deren Gruppe Ex-Waisen und ein paar wilde Freunde suhlten. Nach dem gemeinsamen Wälzen im Schlamm, wurde Ololoo wieder der Gruppe Waisen und ihren Keeper übergeben. Ololoo geriet noch einmal in Versuchung, als eine Gruppe mit acht Bullen am 6. September zum Schlammbad kam, aber dieses Mal hörte er auf die Rufe der Keeper. Seitdem haben die Ex-Waisen inklusive Yatta ein Auge auf ihn geworfen, wahrscheinlich weil sie davon ausgehen, dass er bald zurück in die Wildnis kehrt.

Kora, hat sich bei den Waisen wieder völlig von der Verwundung mit einem Giftpfeil erholt, und sich wieder ihrer alten Gruppe angeschlossen. Er und seine beste Freundin Lualeni halten sich aber nach wie vor in der Nähe der Waisen und ihrer Keeper auf. Lualeni kam am 10. September ganz allein und hatte nur Augen für Ololoo, begleitete ihn zur Milchflasche und zum Schlammbad und führte die ganze Gruppe anschließend auf die Hänge des Ithumba Hill. Sie und Kora kamen am 7. September gemeinsam mit Ex-Waise Challa und verbrachten den ganzen Tag mit den Waisen. Später beim Schlammbad gesellten sich auch noch die Ex-Waisen und ein paar wilde Elefanten dazu. Auch den 12., 21. und 23. September verbrachten Lualeni und Kora mit den Jüngsten.

Yatta, die Ex-Waisen, Mgeni und weitere wilde Freunde haben im September so manchen Nachmittag mit den Waisen verbracht. Am 29. kamen sogar zehn große Bullen zur Suhle, am 30. September waren es sechs wilde Elefanten mitsamt Mulika, Selengai, Galana, Meibai und Taita. Wendi kam am 30. September noch einmal kurz vorbei, um bei Ololoo nach dem Rechten zu schauen, und blieb gerade mal 30 Minuten.

Sorgen haben wir uns um Kilaguni gemacht, der schon seit der Nursery gelegentlich an Verstopfung leidet. Hauptgrund dafür ist das Narbengewebe an seinem Darmausgang, das diesen stark verengt. Die Narbe hat ihm einst eine Hyäne beschert, die ihm den Schwanz abbiss, kurz nachdem seine Mutter von Wilderern getötet wurde. Die Keeper mussten ihm mit der Hand ein wenig Kot aus dem Rektum holen, damit er nicht weiter verkrampfte, und von Nairobi wurde unterdessen Molasse und Tonerde geschickt, die seinen Kot weicher machen und die Darmbewegung anregen sollten. Sollte das nicht helfen, war auch noch ein Abführmittel auf pflanzlicher Basis im Gepäck. Aber dazu kam es glücklicherweise nicht und es ging ihm schon bald besser. Kalama hatte an einem Tag Koliken und rollte sich auf dem Boden, um die Krämpfe zu lösen. Man hatte Würmer in ihrem Kot gefunden und nach der Wurmkur ging es ihr schnell wieder besser.

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Die Ex-Waisen Makena und Zurura tauchten am 22. September bei den Stallungen auf und hatten beide sehr an Gewicht verloren, Makena noch mehr als Zurura. Sie wurden beide entwurmt und bekamen eine Handvoll Luzerne, Milchwürfel, Kopra und Grünfutter. Sie schlemmten die ganze Nacht und schlichen sich im Morgengrauen wieder davon zu ihrer Herde. Seitdem kommen sie hin und wieder, um sich ein paar Leckereien abzuholen und sehen wieder viel besser aus.

Rafiki, der beste (wilde) Freund der Waisen, stattete den Waisen am 29. September mit ein paar wilden Kumpanen einen Besuch ab. Die Kleinen waren hingerissen.

Die Mitglieder des kleinen Rudels Wildhunde soffen am 6. September an unserer Stalltränke und versuchten es noch einmal am Ende des Monats, wurden aber lange Zeit von einem wilden Elefanten ferngehalten. Die Waisen wurden diesen Monat im Busch von einem Büffel erschreckt; aber dem nicht genug, am 14. September flüchteten sie vor einer Rotte Warzenschweine. Nur Suguta, Sabachi und Kandecha nahmen all ihren Mut zusammen und gingen in den Angriff über – schließlich hatten sie in der Nursery genug Erfahrung im Jagen von Warzenschweinen gesammelt.

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Es ist trockener als sonst in Ithumba, so dass sich vor allem die Neuzugänge wie Chemi Chemi und Kalama mit Wasser, das sie aus ihren Mägen saugen, abkühlen müssen. Sie bespritzen sich dann vor allem hinter den Ohren. Am 13. September regnete es leicht, und die Waisen genossen es sichtlich. Ansonsten ist die Futtersuche lang und mühsam, so dass sie ebenfalls Luzerne und anderes Kraftfutter aus Nairobi zugefüttert bekommen.

Am 17. September überraschten die Keeper zwei Jäger im Gebüsch, die sofort die Flucht ergriffen und einiges an frisch erbeutetem Fleisch fallen ließen. Die Keeper meldeten den Zwischenfall und übergaben das konfiszierte Fleisch dem Kenya Wildlife Service (KWS) in Ithumba. Die Wilderei nimmt im ganzen Land ein riesiges Ausmaß an, forciert durch die steigende Nachfrage nach Elfenbein in China. Der Elfenbeinpreis hat einen neuen Höchststand erreicht. Naturschützer versuchen alles Menschenmögliche, um die Regierung zu strengeren Sanktionen zu überzeugen. Selbst das Erschießen von bewaffneten Wilderen in, die in Schutzgebieten ertappt werden (wie zu Zeiten von Daniel arap Moi), ist als Option wieder auf dem Tisch. Seit Kora damals verletzt wurde, darf der Trust ein Team von Wildhütern auf saisonaler Basis einstellen, die dann gemeinsam mit den Rangern des KWS das nördliche Gebiet des Nationalparks Tsavo-Ost patrouillieren. Geleitet wird das Einsatzkommando von Richard Moller, und das Team hat seit Beginn großartige Arbeit geleistet. Aber es reicht längst nicht aus um die Metzelei auf nationaler und internationaler Ebene einzudämmen. Auch CITES muss sich weiter anstrengen, um den Fernen Osten daran zu hindern, Afrikas begrenzte und bedrohte Ressourcen zu plündern.