Ndara mit Pfeilen beschossen

Joseph Sauni, oberster Keeper in der Voi-Auswilderungsstation im Süden des Nationalpark Tsavo-Ost, befand sich gerade auf einer Routinestreife, als er am 13. April 2012 den Ex-Waisen aus Emilys inzwischen wilder Herde über den Weg lief. Diese war tatsächlich gerade auf dem Weg zum Stallgelände und mit dabei war Ndara, die augenscheinlich humpelte.

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Ndara wurde 2001 im Alter von nur 8 Monaten aus einer Grube an der Nairobi-Mombasa-Wasserleitung gerettet. Diese Leitung hat ihren Ursprungsort an der Mzima-Quelle in Tsavo-West und durchläuft auf ihrem Weg in die Küstenstadt Mombasa Tsavo-Ost und seine angrenzenden Farmen. Ndara wurde in der Nähe des Grundstückes der Rukinga-Ranch gefunden, nicht weit vom Buchuma-Eingang zum Park.

Sie wurde damals in die Nairobi-Nursery geflogen und kam später – mit 2 Jahren – in die Voi-Auswilderungsstation, von wo aus sie sich Stück für Sück in die wilde Elefantengemeinschaft des südlichen Tsavo-Ost eingliederte. 2005 hatte sie sich dann gänzlich abgenabelt und verließ das Stallgelände zusammen mit Emily (der damaligen Leitkuh der Herde). Mit dabei waren damals noch Loisaba, Ilingwezi, Tsavo, Laikipia, Salama, Aitong und Sweet Sally, die mittlerweile eine der Kindermädchen für Emilys wildes Kälbchen Klein Eve (* 10.12.2008) ist.


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ist inzwischen 12 Jahre alt und durchaus schon im gebärfähigen Alter. Joseph Sauni bemerkte ihr Humpeln und sah doch tatsächlich drei Pfeile in ihrem Körper stecken: einer in der Flanke, einer im Rücken und ein dritter im Vorderfußgelenk – der Grund für ihr Humpeln. Dr. Poghon, der Tierarzt des Kenya Wildlife Service (KWS), der für die tierärztliche Versorgung im Trust zuständig ist, wurde angerufen und betäubte Ndara, so dass die Pfeile entfernt und die Wunden versorgt werden konnten. Dies geschah noch am gleichen Tag, unweit der Voi Safari Lodge, und kurze Zeit später wachte Ndara wieder auf und folgte dem Rest der Herde in den Busch.

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Am 23. April kam sie – dieses Mal allein – zurück zu den Voi-Ställen und humpelte noch heftiger als zuvor. Ihr linker Vorderfuß war stark angeschwollen und offenbar heftig entzündet. Die Keeper versuchten ihr Bestes, sie im Stallgelände zu halten, so dass Dr. Poghon sie untersuchen und beobachten konnte, aber irgendwann in der Nacht verschwand sie wieder. Dr. Poghon hatte in der Zwischenzeit seinen wohlverdienten Urlaub angetreten und war daher nicht erreichbar, als Ndara am 28. April wieder auftauchte und sie durch die Verletzung kaum noch auftreten konnte.

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Es gelang uns, ein paar Tierärzte zusammen zu trommeln, die empfohlenen Medikamente aufzutreiben, und dann flogen sie alle nach Tsavo, sedierten Ndara und konnten das betroffene und tatsächlich schwer entzündete Gelenk gründlich spülen. Die Wunde wurde örtlich mit Antibiotika und grüner Tonerde versorgt; anschließend bekam Ndara entzündungshemmende Medikamente und ein Langzeitantibiotikum gespritzt. Schließlich konnte sie aus der langen Sedation (mit einem Antidot) wieder aufgeweckt werden und steuerte wackelig ihren einstigen Stall an. Dort konnte sie sich wohlbehütet ausruhen und wieder gesund werden.

Schon am nächsten Tag war die Besserung sichtbar! Die Schwellung war stark zurückgegangen, und sie konnte den Fuß wieder belasten. Die Keeper setzen die vom Tierärzt angeordnete Behandlung fort und Ndara genoss in der Zwischenzeit den täglichen Besuch der 13 Voi-Waisen. Sie begrüßten sie jeden Morgen, wenn sie aus ihrem Nachtlager gelassen wurden, mittags beim Suhlen im Stallgelände und abends, wenn sie aus dem Busch zurück kehrten. Ndara kam frisches Grün- und Zusatzfutter, ihr eigenes Schlammbad und jede Menge Liebe und Zuneigung von ihrer Menschenfamilie. Inzwischen kann sie ihren Stall wieder verlassen und grast tagsüber in der Nähe des Stallgeländes. Aber sie kommt abends immer wieder selbständig zurück in ihren Stall, wo sie sich hinlegen und sicher schlafen kann.

Wir sind den Tierärzten außerordentlich dankbar, dass sie sich so um Ndara gekümmert haben und sie jetzt wieder auf dem Weg der vollständigen Genesung ist. Bald wird sie mit Emilys Herde und den Ex-Waisen weiter ziehen können. Ihre Geschichte ist nur ein weiterer Beweis, dass auch, wenn unsere Ex-Waisen inzwischen in der (gefährlichen) Wildnis leben, den Wildtieren immer noch klar im Vorteil sind. Denn sie wissen, wo sie Hilfe suchen und finden können.

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