Der Kibwezi-Wald begrüßt seine ersten Elefantenwaisen – Murera und Sonje ziehen um

Am 24. Juni 2014 machten sich Murera und Sonje auf die langersehnte Reise nach Umani Springs, die brandneue Auswilderungsstation des David Sheldrick Wildlife Trusts im Kibwezi-Wald. Diese Einheit ist nun eine von drei Auswilderungsstationen des DSWT, neben denen in Ithumba und Voi. Die beiden Waisen wurden für Umani Springs ausgewählt, da sie beide körperliche Beeinträchtigungen davongetragen haben: Murera hatte eine gebrochene Hüfte, die inzwischen geheilt ist, doch ihr Bein ist noch immer schwach; Sonje hatte eine Projektilwunde an ihrem Bein, die ihr Knie fast komplett steif werden ließ. Wegen dieser Verletzungen könnten sich die beiden Waisen in ihrem weiteren Elefantenleben niemals an die harten Umweltbedingungen im Tsavo-Nationalpark gewöhnen. Dort müssten sie in der Trockenzeit riesige Entfernungen zurücklegen um Futter und Wasser zu finden. Die Umani Springs Station im Kibwezi-Wald dagegen ist eine hervorragende Lösung und Murera und Sonje, sowie andere Elefanten mit ähnlichen Behinderungen können dort eine zweite Chance auf ein wildes Leben bekommen, in einer freundlicheren und üppigeren Umgebung.

Die Ausläufer des Kibwezi-Walds erstrecken sich bis zum Chyulu-Hills-NationalparkDie neue Auswilderungsstation im Kibwezi-Wald

Der Kibwezi-PalmenwaldDer Kibwezi-Wald Richtung Chyulus
Der Kibwezi-Wald liegt in den Ausläufern des Chyulu-Hills-Nationalparks, in dem der DSWT ein 73 Quadratkilometer großes Stück Grundwasserwald vom Kenya Wildlife Service zur Verwaltung gestellt bekommen hat und dabei eine öffentlich-private Partnerschaft zur Erhaltung und zum Schutz dieses einzigartigen Ökosystems ins Leben rief. Der Wald ist ein Teil des „Saving Habitats“ (engl. Lebensräume schützen) Programms des DSWT. 4 Jahre nach dessen Beginn ist sein Erfolg deutlich zu sehen: Die Wildtierzahlen sind deutlich nach oben gegangen, während die Wilderei und andere illegale Aktivitäten stark zurückgegangen sind. Schutzprogramme wurden eingerichtet und die lokale Bevölkerung profitiert vom Rückgang des Mensch-Wildtier-Konflikts, mehr Arbeitsplätzen, verschiedensten Förderprogrammen und höheren Niederschlägen aufgrund der erfolgreichen Erholung des Waldes. Der DSWT hat 42km Elektrozaun errichtet und das Gelände ist nun von drei Seiten geschützt. Zusammen mit der üppigen Vegetation ist dies einer der Hauptgründe dafür, dass es eine gesunde Wildtierpopulation gibt, zu der auch Elefanten gehören. Die vierte Seite ist offen zum Chyulu-Hills-Nationalpark und weiter nach Tsavo-West. Der DSWT arbeitete eng mit KWS und KFS (Kenya Forest Service) zusammen, um diese dritte Auswilderungsstation zu errichten, was dank einer sehr großzügigen Spende zu diesem Zweck verwirklicht werden konnte.

Der Kibwezi-Wald beherbergt eine große Zahl verschiedenster Pflanzen und versteckter Geheimnisse; von den Frischwasserquellen, deren Wasser durch das poröse Gestein des Chyulu-Gebirges gesickert ist und nun im Wald dem Lava-Boden entspringt, bis hin zu den Baobab-Bäumen, die langsam dem üppigen Grundwasserwald mit seinen großen Feigenbäumen, von denen es zwölf verschiedene Sorten gibt, Platz machen. Palmenwälder gehen über in große Lichtungen mit frischen Wasserlöchern und im Hintergrund thronen die wunderschönen Chyulu Hills mit ihren bewaldeten Gipfeln, sowie Amboseli und der Kilimanjaro. Dieses einmalige Ökosystem wird ein ideales Zuhause für Murera und Sonje und die anderen, noch folgenden Waisen sein und sie werden viel Kontakt mit wilden Elefanten haben. Durch die Einnahmen aus der Umani-Springs-Lodge, die in Besitz des DSWT ist, kann auch ein Großteil der Gebühren an den KFS zum Schutz dieses Lebensraums aufgebracht werden und das Kibwezi „Saving Habitats“-Programm ist damit beinahe selbsttragend.

Der spektakuläre Chyulu-Hills-NationalparkDie wunderschönen Chyulu-Hills
Die Umani-Springs-LodgeEines der Zimmer in Umani Springs
Der Eingang zur Umani-Springs-LodgeDie Umani-Springs-Lodge für Gäste
Während der Umzug von Murera und Sonje immer näher rückte, wurde viel mit den Keepern und mit Milch geübt, doch Sonje wehrte sich vehement dagegen, in den Elefanten-Umzugs-LKW einzusteigen – ganz im Gegensatz zu Murera, die bereitwillig ihrem Keeper hineinfolgte. Als schließlich der Tag erreicht war, an dem die beiden die viereinhalbstündige Reise von Nairobi zum Kibwezi-Wald antreten sollten, war der KWS-Tierarzt Dominic Mijele dabei, damit Sonje mit einem Betäubungsmittel in den LKW geladen werden konnte. Um 4 Uhr stieg zuerst Murera ohne Probleme ein, während Sonje kurz betäubt und auf einer Matte vorsichtig in den LKW gezogen wurde. Danach wurde sie wieder aufgeweckt.

Sonje kurz vor der AbfahrtDie Elefanten sind bereit für die Reise
All das dauerte nicht lange und der Konvoi brach bereits um 4:30 Uhr auf. Mit von der Partie waren die Keeper Amos, Simon und Philip Okonde, um sicherzugehen, dass es den Elefanten gut ging und sie während der Fahrt genug zu fressen hatten. Direkt dahinter folgten Angela Sheldrick, Robert Carr-Hartley und Daphne Sheldricks drei Enkel Taru und Roan Carr-Hartley und Emily Chavrier.

Die Reise auf der Nairobi-Mombasa-AutobahnDer LKW fährt in den Kibwezi-Wald
Die Einfahrt in den Kibwezi-WaldDie Waisen kommen endlich in Umani Springs an
Murera kommt zuerst heraus
Die Fahrt verlief ruhig und dank der frühen Abreise kamen die Waisen schon sehr früh an. Es war erst 8:30 Uhr als der Konvoi in den Kibwezi-Wald hineinfuhr und den 15km langen Weg durch den Wald folgte, bevor er schließlich an der sehr hübsch gewordenen neuen Auswilderungsstation ankam. Sie ist von schattenspendenden (u.a. Gelbrinden-)Akazien umgeben; sie wurde sorgsam von Angela Sheldrick entworfen und so gebaut, dass sie den Waisen in der Nacht Schutz bietet und gleichzeitig nicht zu sehr in die unberührte Natur des Waldes eingreift. Philip Okonde ist der Chef-Keeper dieser neuen Einheit und übernimmt damit die Rolle, die Edwin, Benjamin und Joseph so hervorragend für die Waisen in den anderen Einheiten ausfüllen. Philip zur Seite stehen am Anfang Amos, Simon und Aden – ein sehr erfahrenes Keeper-Team.

Philip Okonde - der neue Chef-KeeperSonje
Der Wald ist ein üppiger Dschungel für die WaisenDie neuen Stallungen aus der Luft
Murera kam zuerst aus dem LKW und trank sofort ihre Milch, dicht gefolgt von Sonje, die, obwohl sie beim Betreten des LKW so zögerlich war, erstaunlich guter Dinge war. Beide waren sichtlich verwirrt durch ihre neue Umgebung, begannen aber trotzdem sofort, ihre Mägen mit der genüsslich großen Auswahl in ihrem neuen Zuhause zu füllen. Ihren Keepern folgend erkundeten sie die Gegend, wobei Sonje die Führung übernahm, da Murera von dem Umzug noch etwas überwältigt war.

Die Keeper zeigen den Waisen die TränkeMurera und Sonje schauen sich um
Die Keeper umsorgen die NeuankömmlingeMurera in ihrem neuen Zuhause
Auch das Kibwezi-Wald-Team, bestehend aus den Beschäftigten der Umani-Springs-Lodge, dem DSWT Anti-Wilderei-Chyulu-Team und James Mbuthia, dem Chef des DSWT-Kibwezi-Wald-Programms war schon gespannt. Sie alle warteten auf die Ankunft der Waisen in ihrem neuen Zuhause, das über Monate langsam Gestalt angenommen hatte. Dieser Tag war wirklich für alle Beteiligten aufregend.

Murera frisstMurera liebt die neue Vegetation
Die Keeper kümmern sich um die WaisenSpaziergang über das Gelände
Den ersten Tag verbrachten die Waisen dicht bei den Stallungen, wo sie auch ein Schlamm- und Staubbad nehmen konnten, und am Abend gingen sowohl Murera als auch Sonje fröhlich in ihre neuen Stallungen und schienen rundum zufrieden mit ihrer neuen Umgebung zu sein. Es war trotzdem offensichtlich, dass sie ihre Elefantenfreunde vermissten. In dieser ersten Nacht besuchten wilde Elefanten die Stallungen, die gekommen waren, um aus den für die Waisen außerhalb des Elektrozauns aufgestellten Tränken zu saufen. Murera war während der Nacht etwas verunsichert und brauchte die beruhigende Nähe der Keeper, doch insgesamt verlief, dank der hervorragenden Planung, ihr erster Tag in Umani Springs problemloser als Angela und Robert es sich hätten ausmalen können.

Es gibt viele WasserlöcherSonje und Murera mit Robert Carr-Hartley auf ihrem ersten Spaziergang in den Busch
The Nachtunterkünfte der WaisenMurera
Was Murera und Sonje noch nicht ahnten: Drei ihrer besten Freundinnen – Zongoloni, Quanza und Lima Lima – schlossen sich ihnen am 27. Juni an. Der Bericht dieses zweiten Umzugs nach Kibwezi wird bald folgen.

 

(übersetzt aus dem englischen Original)