ATE News: August bis September 2018

News vom Amboseli-Trust-for-Elephants – die Monate August und September 2018:

 

 

Im August und September geht in Amboseli normalerweise die „Große Trockenzeit“ zu Ende – und gleichzeitig ist dies ihre härteste Phase. Die Weideflächen sind vertrocknet und der Wind treibt den berüchtigten, sodahaltigen und mehlfeinen Staub über die Ebenen.

Doch dieses Jahr war anders! Dank der außergewöhnlich reichhaltigen Niederschläge der letzten Regenzeit, welche ungefähr die doppelte Menge eines durchschnittlichen Jahres erreichten, gab es wesentlich bessere Bedingungen!

 

Die Sümpfe im Zentrum des Parks werden ohnehin das gesamte Jahr mit Schmelzwasser vom Kilimanjaro versorgt und liefern zuverlässig Trinkwasser für alle Tiere. Daneben bieten sie mit der Sumpfvegetation auch eine wichtige Nahrungsressource. Diese ist allerdings für viele Tiere, wie Zebras, kaum zu erreichen. Anderen, wie den Elefanten, bietet sie nur eine relativ nährstoffarme Kost! Das schwächt die Tiere auf die Dauer sehr und sie wirken dann oft müde und lethargisch.

Dieses Jahr jedoch hatten die reichen Regenfälle ein so starkes Pflanzenwachstum ausgelöst, dass das Nahrungsangebot selbst zum Höhepunkt der Trockenzeit noch bestens war. Was sich auf die körperliche wie mentale Verfassung der Elefanten und anderen Tiere sehr positiv auswirkte!

 

Viele Herden kehrten in den Park zurück, denn außerhalb trockneten die Savannen schneller aus. Sie genossen das außergewöhnlich gute Nahrungsangebot und ihre Kälber zeigten sich verspielt und ausgelassen. Zu diesen Rückkehrern zählte auch die ZB-Familie, die sich zwei Jahre lang in Tansania aufgehalten hatte!

 

Die ZB-Familie ist nach zwei Jahren wieder zurück aus Tansania!

 

Mehrere der Elefantenfamilien machten es sich zur Gewohnheit regelmäßig den Palmwald zu besuchen, innerhalb dessen das Camp des ATE-Teams liegt. Die AA’s, EB’s, GB’s und PC’s gehörten zu jenen, die häufig gesehen wurden.

 

Die AA’s waren weiterhin sehr häufig alle zusammen in einer Gruppe anzutreffen. Für diese Familie ist das ein eher ungewöhnliches Verhalten, welches sie zeigt, seit Astrid vor ein paar Monaten die Rolle der Matriarchin übernommen hatte. Noch ist nicht ganz klar ob es dauerhaft etabliert wird und ob es durch einen neuen Führungsstil Astrids oder doch von anderen Einflüssen ausgelöst wurde.

 

Auch den Kälbern der AA’s geht es gut. Besonders im Fall von Astrid’s erst wenige Monate alten kleinen Sohn ist dies sehr erfreulich, da bisher sowohl von ihren Kindern wie Enkeln nur ihre Tochter Annan überlebt hatte.

 

Eines Tages besuchten die AA-Kühe Alexandra und Andrea das ATE-Camp. Dabei wurden sie von einer großen Schar Kuhreiher begleitet. Die weißen Vögel umschwärmten die Elefanten und versuchten die Insekten zu fangen, welche von den Grauen Riesen aufgescheucht wurden. Dies ist ein typisches Verhalten und die Elefanten in Amboseli sind so sehr an die Begleitung durch die Kuhreiher gewöhnt, dass sie oft kaum Notiz von ihnen zu nehmen scheinen. Häufig kann man sogar sehen, wie sie den Vögel erlauben auf ihren Rücken zu „reiten“!

Die AA’s boten zusammen mit den Reihern ein wunderschönes Bild mit dem Kilimanjaro im Hintergrund.

 

Ein Teil der PA-Familie vor der Kulisse des Kilimanjaro!

 

Garamba und Georgia von den GB’s verbrachten ebenfalls einmal einen ganzen Nachmittag direkt beim Camp. Und auch Golda wurde mehrmals gesehen. An einem Tag gehörte sie zu einer großen Herde, die aus Angehörigen verschiedener Familien bestand – darunter beispielsweise auch den PC’s.

 

Von den EB’s hingegen hielt sich weiterhin nur Enid’s Gruppe im Park auf. Diese zählte ebenfalls zu den häufigen Besuchern des ATE-Camps. Ella’s Gruppe- befand sich- stattdessen nachwievor- in einem benachbarten Gebiet im Norden. Es war den ATE-Mitarbeitern noch nicht gelungen sie dort selbst zu Gesicht zu bekommen. Aber sie erhielten eine Reihe aktueller Fotos von Safari-Guides, Rangern oder Mitarbeitern anderen NGO’s, welche eindeutig Ella und ihre Gruppe zeigten – und belegten, dass auch sie sich in bester Verfassung befanden.

 

Inzwischen gehören 1.800 Elefanten zum Projekt des Amboseli Trust und die Team-Mitglieder können jeden einzelnen identifizieren. Allerdings ist es natürlich sehr schwer bis unmöglich alle ständig im Auge zu behalten. Vor allem wenn sie den Park verlassen. Daher ist es äußerst hilfreich über einige zusätzliche „Augen“ zu verfügen, die das Team mit Informationen und Bildern versorgen.

 

Einige Mitglieder der SB-Familie.

 

Die junge Kuh Echeri, deren 2015 geborenes Kalb im Juli aus einer Grube befreit werden musste, war im September leider bereits erneut auf Hilfe angewiesen. Dieses Mal entdeckte Norah Njiriani, dass sich Echeris 2012 geborener Sohn Embere in Schwierigkeiten befand. Mitarbeiter der Ol Tukai Lodge hatten sie informiert, weil er seinen Rüssel in einem Drahtzaun, der das Gelände der Lodge umgibt, verfangen hatte. Norah konnte- zwar beobachten, dass es ihm gelang, sich selbst zu befreien und zu seiner Familie zurückzukehren. Doch stellte sie- fest, dass sich ein weiteres Stück Draht um eines seiner Vorderbeine gewickelt hatte. Zwar hatte sich dieses noch nicht zusammengezogen und verursachte ihm deshalb keine Schmerzen, doch konnte er natürlich jederzeit damit irgendwo hängen bleiben und dann ein echtes Problem bekommen. Daher wurde die mobile Tierarzteinheit des KWS/DSWT um Hilfe gebeten, die auch bereits nach kurzer Zeit vor Ort eintraf. Inzwischen aber war Embere mit seiner Familie in den nahegelegenen Sumpf gewandert. Dort konnte man ihn unmöglich betäuben. Es blieb nichts anderes übrig als die Aktion auf eine bessere Gelegenheit zu verschieben.

Norah war während der nächsten Tage unentwegt damit beschäftigt nach Embere Ausschau zu halten. Doch entweder war er wie vom Erdboden verschluckt oder er befand sich bereits wieder im Sumpf! Erst nach mehreren Tagen entdeckte sie ihn endlich in einem geeigneten Gelände. Sofort wurde der Tierarzt erneut gerufen, der in kürzester Zeit vor Ort war. In einer Gemeinschaftsaktion vom KWS/DSWT-Tierarzt-Team, Rangern des KWS und dem ATE-Team konnte Embere in einer nur 15 Minuten dauernden Aktion von dem gefährlichen Draht befreit werden.

 

Die Mitarbeiter des ATE beteiligen sich grundsätzlich nur in absoluten Notfällen an derartigen Einsätzen. Denn jedes Mal wenn so etwas notwendig war, stellten sie fest, dass die Elefanten hinterher eine Weile ihren Autos mit einer gewissen Unsicherheit begegneten.

In diesem Fall aber war es anders: Echeri, Embere und ihre Familie zeigten nicht die geringste Verunsicherung sondern verhielten sich gegenüber den ATE-Fahrzeugen und ihren Insassen als wenn nichts vorgefallen wäre. Sie müssen verstanden haben, dass Embere geholfen wurde und ihr Vertrauen in das ATE-Team war ungebrochen!