ATE News: August und September 2020

Pazia säugt ihre Zwillinge gleichzeitig

News vom Amboseli-Trust-for-Elephants – die Monate August und September 2020:

 

Im August und September war es in Amboseli trocken und staubig, was für diese Jahreszeit allerdings nicht ungewöhnlich ist. Verwöhnt durch die reichen Niederschläge der letzten zwei Jahre hatte das Team des Amboseli Trust for Elephants (ATE) jedoch fast vergessen, wie staubig eine Trockenzeit sein kann!

 

Elefanten im bereits trockenen Grasland.
Elefanten im bereits trockenen Grasland.

 

Trotz der Regenpause war die Straße zum ATE-Camp weiterhin überflutet. Da das Wasser des Amboseli-Lake ist ziemlich salzhaltig ist und das Team jetzt bereits zwei Jahre hindurchfahren musste kam es mit der Zeit zunehmend zu Schäden an den Fahrzeugen.

Noch mehr Sorgen bereiteten ATE allerdings die Prognosen für die nächste Regenzeit im November / Dezember. Die angekündigten Niederschläge würden die Straße noch mehr unter Wasser setzen und sie allmählich komplett zerstören. Nach Rücksprache mit dem neuen KWS-Direktor für Amboseli und dem KWS-Ingenieur wurde klar, dass ein Damm gebaut werden musste. Dies bedeutete für ATE zwar zusätzlichen finanziellen Aufwand – war aber unvermeidbar. Die Arbeiten wurden auch bald begonnen und waren erfreulicherweise bereits Ende September abgeschlossen.

 

Noch immer ungelöst sind hingegen die durch die Covid-19-Pandemie ausgelösten Probleme. Es gibt weiterhin fast keine Touristen in Amboseli. Der Kenya Wildlife Service, viele Organisationen wie ATE sowie die lokale Bevölkerung haben wichtige Einnahmen – für viele Familien die einzigen, welche sie hatten! – verloren. ATE musste darüber hinaus aber auch feststellen, dass die Einnahmen durch Spenden stark zurückgingen. Auch von seinen Unterstützern waren viele durch die Pandemie und den damit verbundenen Lockdown in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Es war ihnen schlicht nicht mehr möglich soviel wie sonst zu spenden. Diese finanziellen Probleme gefährden zunehmend die Aufrechterhaltung aller für den Schutz der Elefanten so wichtigen Aktivitäten.

 

Die Sümpfe in Amboseli sind für die Elefanten eine wichtige Nahrungsressource.
Die Sümpfe in Amboseli sind für die Elefanten eine wichtige Nahrungsressource.

 

Leider gab es auch bei den Elefanten selbst besorgniserregende Beobachtungen: Im September bemerkte das ATE-Team, dass Angelinas Zwillinge aus der AA-Familie ziemlich dünn aussahen und sehr teilnahmslos wirkten. Die Kälber wurden daher sorgfältig überwacht.

 

Tatsächlich haben die AA’s im Vergleich zu anderen Familien eine relativ niedrige Überlebensrate bei ihren Kälbern. Dies könnte daran liegen, dass sie während der trockenen Monate für die Nahrungssuche wesentlich mehr Zeit als andere Familien in den Sümpfen verbringen. Dadurch sind ihre Kälber gezwungen sich stundenlang im Wasser aufzuhalten, wo sie von ihren Müttern nicht regelmäßig gesäugt werden können. Doch Elefantenkälber sind gerade im ersten Lebensjahr besonders auf regelmäßige und ausreichende Vesorgung mit Milch angewiesen. Außerdem verbrauchen sie während der langen und anstrengenden Wanderungen durch den Sumpf besonders viel Energie. Und schließlich sind Elefantenkälber auch sehr anfällig für Lungenentzündungen, wenn sie lange Stunden im kaltem Wasser verbringen müssen.

 

Im Vergleich dazu ging es Pazia und ihren beiden Zwillingskälbern aus der PA1-Familie weiterhin sehr gut. Und dass obwohl Pazia und ihre Familie sich ebenfalls lange in den Sümpfen aufhalten – wenn auch nicht so lange wie die AA’s. Der Grund dafür dürfte sein, dass die PA1’s eine ebenso einfache wie wirkungsvolle Strategie bezüglich ihrer Kälber entwickelt haben: Sie nehmen zumindest die kleinsten nicht mit in die Sümpfe sondern lassen sie in der Obhut älterer Kälber und Kindermädchen in regelrechten „Kindergärten“ zurück. Eine sehr intelligente Lösung!

 

Pazia säugt ihre Zwillinge gleichzeitig
Pazia säugt ihre Zwillinge gleichzeitig, ihr älterer Sohn Ptolomy fühlt sich dabei etwas vernachlässigt…

 

Aber auch Astrid, die junge Matriarchin der AA’s, konnte eine Verbesserung der Situation für die Kälber ihrer Familie bewirken. Sie schaffte es das Streifgebiet ihrer Familie bis in den Ol-Tukai-Wald auszudehnen, der während der Trockenzeit ebenfalls wichtige Nahrung liefert. Daher muss jetzt auch der AA-Nachwuchs weniger Zeit im Sumpf verbringen.

 

Tatsächlich sahen alle anderen, dieses Jahr geborenen AA-Kälber, sehr gesund aus. Das könnte bedeuten, dass die Probleme der Zwillinge doch auf das etwas schlechtere Nahrungsangebot der Trockenzeit zurückzuführen sind. Denn dadurch konnte Angelina vermutlich nicht ausreichend Milch produzieren. Erfreulicherweise wirkten die Zwillinge Ende September / Anfang Oktober wieder stärker und agiler. Wenn sie es bis zum Beginn der nächsten Regenzeit schaffen werden sich ihre Überlebenschancen deutlich verbessern. Alle wünschen ihnen das so sehr!

 

Im August erhielt ATE endlich gute Nachrichten über Ellas Teil der EB-Familie. Diese hält sich mittlerweile fast ständig außerhalb des Parks in der Selenkay Conservancy auf. Leider kann das ATE-Team dieses Gebiet nicht oft besuchen. Doch nun gelang es Mitarbeitern des Porini Camps Fotos von Ellas Gruppe zu machen, die sie freundlicherweise an ATE weiterleiteten. Auf diesen Bildern konnte man sehen, dass es allen gut ging und Ella, Evalline und Elettra alle neue, männliche Kälber hatten.

 

Schlafendes Elefantenkalb
Schlafendes Elefantenkalb

 

Die EB-Gruppe von Enid hielt sich hingegen regelmäßig in der Nähe des ATE-Camps auf. Sie schien zumindest vorerst keine Pläne zu haben den Park wieder zu verlassen. Das ATE-Team freute sich sehr darüber, obwohl sie nachts oft durch die EB’s geweckt wurden, wenn sie unmittelbar neben den Zelten nach Nahrung suchten. Doch letztlich waren die dadurch verursachten Geräusche auch erfreulich, denn es war beruhigend zu wissen, dass sich Enid und ihre Familie an einem sicheren Ort befanden.

 

Auch viele weitere Familiengruppen wurden regelmäßig beobachtet. Darunter beispielsweise die GB’s, FB’s, OA’s, PA’s und PC’s. Dabei wurden noch mehrfach neugeborene Kälber entdeckt. So hatte Golda, die Matriarchin der GB’s ein weibliches Kalb zur Welt gebracht.

Die Kühe der GB-Familie zeichnen sich durch ihren besonders starken Zusammenhalt aus. Und es gibt immer eine große Zahl von begeisterten Kindermädchen, die den Müttern gerne bei der Betreuung ihrer Babys zur Seite stehen. Davon werden nun auch Golda und ihr neugeborenes Kalb profitieren.

 

Wie die Untersuchungen ATE’s ergeben haben besteht für die Töchter von Matriarchinnen eine deutlich höhere Chance eines Tages selbst die Position einer Leitkuh zu übernehmen als für andere Familienmitglieder. Möglicherweise wird dies auch auf Goldas Baby zutreffen – aber bis dahin vergeht noch viel Zeit.

 

Elefantenkuh auf Nahrungssuche in den Sümpfen.
Elefantenkuh auf Nahrungssuche in den Sümpfen.

 

Oft entstehen auch enge Freundschaften zwischen verschiedenen Elefantenfamilien, die dann häufig zusammen umherziehen. So wurden beispielsweise die OA’s in den letzten Monaten meistens in Gesellschaft der PA’s gesehen. Zu dieser Familie gehören Pazia und ihre Zwillingskälber. Gut möglich, dass die OA’s auch von diesen beiden Babys angezogen wurden, da Zwillingsgeburten bei Elefanten nur sehr selten vorkommen.

 

Doch die OA’s haben auch selbst eine Reihe neuer Kälber. Zu ihnen gehört Outlooks kleiner Junge. Dieser zeigte sich sehr verspielt und neugierig. Einmal näherte er sich sogar dem Fahrzeug des ATE-Teams um es genauer zu betrachten. Das ist nicht untypisch für ein OA-Kalb. Denn diese kommen aus einer relativ großen Familie und sind meistens sehr selbstbewusst. Das könnte daran liegen, dass sie bei Bedarf jederzeit Unterstützung von vielen Familienmitgliedern erhalten. Und deshalb können sie es wagen auch mal das eine oder andere kleinere „Risiko“ einzugehen.

 

Die P-Familien hatte dem ATE-Team über die Jahrzehnte viele Informationen über die Flexibilität von Familiengruppen bei Elefanten geliefert. Ursprünglich waren sie eine einzige große Familie – die größte in Amboseli. Doch zu Beginn der achtziger Jahre begannen sie sich in kleinere Gruppen aufzuspalten. So entstanden auch die PC’s, die sich später erneut in zwei Untergruppen aufteilten. Diese bestehen bis heute fort und werden von Placida und Petula angeführt. Beide haben ihre Rolle als Leitkühe bereits in sehr jungem Alter, Anfang zwanzig, übernommen. Und Beide haben ihre Aufgaben sehr gut erfüllt. Auch wenn sie räumlich teiweise unterschiedliche Wege gegangen sind. Während sich Placida vorwiegend innerhalb des Amboseli-Nationalparks aufhielt zog Petula es vor die meiste Zeit außerhalb der Parkgrenzen zu verbringen. Doch meisterte sie es sehr gut Konflikten mit Menschen aus dem Weg zu gehen. Im August und September war allerdings auch Petula mit ihrer Gruppe zurück im Park und sie hielten sich vorwiegend in der Nähe von Placida und ihrem Teil der Familie auf. Ein deutliches Zeichen, dass sie sich sehr gut verstehen und trotz der gewöhnlich räumlichen Trennung stark miteinander verbunden sind.

 

Auch unter den Amboseli-Elefanten gibt es stoßzahnlose Individuen.
Auch unter den Amboseli-Elefanten gibt es stoßzahnlose Individuen.

 

Die PA’s hatten hingegen gezeigt, dass Elefanten auch bereit sein können fremde Individuen in ihren Verband aufzunehmen. So adoptierten sie eine jugendliche Kuh, die den Namen Puff erhielt. Diese integrierte sich so gut, dass sie heute den Rang der Matriarchin innehat.

Es ist immer faszinierend das Verhalten der Grauen Riesen zu beobachten. Wenn man dies über viele Jahrzehnte kontinuierlich fortsetzt, wie es das Team des ATE macht, wird man viele „allgemein übliche“ Verhaltensweisen erkennen. Doch kann man in vielen Bereichen immer wieder auch Abweichungen von der „Norm“ feststellen. Puff ist so ein Beispiel. Während die meisten Elefantenkühe ihr gesamtes Leben in ihrer Geburtsfamilie verbringen gibt es doch auch einige, die den Wechsel in eine andere Gruppe vollziehen. Oft sind dies Teenager, deren Mutter bereits verstorben ist und die nach einer Art „Mutterersatz“ Ausschau halten. Manchmal finden sie diesen eben eher in einer vielleicht eng befreundeten Gruppe als ihrer tatsächlichen Geburtsfamilie.

 

Eine Elefantenkuh und ihr Kalb in den Sümpfen.
Eine Elefantenkuh und ihr Kalb in den Sümpfen.

 

Da auch im August noch mehrere Elefantenkühe paarungsbereit waren befanden sich viele Bullen bei den Familiengruppen. Zu ihnen gehörten Upendo, ein 33 Jahre alter Bulle aus der UA-Familie, Grewia, ein Bulle der GB-Familie mit einem Alter von 29 Jahren sowie Chemosit, ein 33 Jahre alter Bulle aus der CB-Familie. Von ihnen befand sich gerade Upendo in Musth, was ihm einen großen Vorteil verschaffte. Die Musth ist eine Phase, die bei fast allen erwachsenen, männlichen Elefanten jährlich, manchmal aber auch nur alle zwei oder drei Jahre auftritt und mehrere Wochen oder sogar Monate dauert. Die Dauer und Häufigkeit der Musth hängen stark vom körperlichen Zustand eines Bullen ab. Während dieser Phase haben sie nicht nur ein deutlich gesteigertes Interesse an Paarungen sondern reagieren auch sehr aggressiv gegenüber anderen Bullen. Normalerweise wird jeder Elefantenbulle, der sich nicht in Musth befindet, jedem Musth-Bullen aus dem Weg gehen, selbst wenn er sonst einen deutlich höheren Rang besitzt. Nur die Musth-Bullen untereinander achten weiterhin auf den jeweiligen Rang. Treffen zwei Musth-Bullen mit unterschiedlichem Rang aufeinander so wird der mit dem niedrigeren Status dem anderen den Vortritt lassen. Nur wenn sich Musth-Bullen von gleichem Rang begegnen kann es zu echten und teils heftigen Kämpfen kommen. Doch Upendo traf auf keinen entsprechenden Herausforderer und so blieb die Situation weitgehend friedlich.

 

Die Situation der Elefanten in Amboseli ist nicht ohne Probleme. Die Gier nach Elfenbein, die wachsende menschliche Bevölkerung und die damit einhergehende Zunahme an Mensch-Wildtier-Konflikten, der Klimawandel und nun auch noch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie, das alles gefährdet das Überleben der Grauen Riesen – in ganz Afrika. In Amboseli haben sie aber immerhin Menschen an ihrer Seite, die alles tun um diese Gefahren abzuwehren. NGO’s wie der Amboseli Trust for Elephants, der Kenya Wildlife Service und auch viele Mitglieder der lokalen Bevölkerung haben in der Vergangenheit bereits viel für den Schutz der Elefanten erreicht und werden sich auch künftig mit aller Kraft weiter für sie einsetzen.

 

Wer den Amboseli Trust for Elephants und seine Arbeit für die Elefanten in Amboseli unterstützen möchte kann uns eine Überweisung unter dem Stichwort „ATE“ auf unser Konto mit der

IBAN: DE30 2003 0000 0621 9182 83 und der BIC: HYVEDEMM300 zukommen lassen.

 

Oder ganz einfach per Paypal:

 

 

Wir danken allen Unterstützern im Namen des gesamten ATE-Teams und der Elefanten ganz herzlich dafür! Wir wissen gerade in diesen schweren Zeiten jede Hilfe sehr zu schätzen!

ATE News: Dezember 2019 und Januar 2020

Eine hübsche Elefantenkuh aus Amboseli.

News vom Amboseli Trust for Elephants: Die Monate Dezember 2019 und Januar 2020:

 

Amboseli erlebte einen fantastischen Jahreswechsel 2019/2020: Im Dezember und Januar fiel Regen, Regen und noch mehr Regen! 324 mm wurden im Dezember gemessen und 71,5 mm im Januar. Die besten Voraussetzungen für ein großartiges Jahr mit vollen Wasserstellen und üppigen, grünen Weideflächen!

 

In Kenia bedeutet Regen gute Zeiten für Menschen und Tiere. Die meisten Kenianer, die außerhalb der Städte leben, sind Kleinbauern, deren Existenz von ausreichenden Niederschlägen abhängt. Regen sichert gute Ernten und fördert das Gedeihen des Viehs. Ebenso profitieren auch die Elefanten und anderen Wildtiere von den ergiebigen Regenfällen. Sie finden überall Wasser und Nahrung im Überfluss.

 

Elefantenfamilie im Sumpf
Eine Elefantenfamilie in einem der Sümpfe Amboselis.

 

In diesen Zeiten nimmt die Konkurrenz zwischen Menschen und Elefanten um wichtige Ressourcen stark ab und es gibt kaum Konflikte – ein enormer Unterschied zu den trockenen Monaten!

 

Eine besondere Herausforderung bildeten während der Regenzeit allerdings die Straßen im Park. Viele von ihnen waren überflutet, einschließlich der Zufahrtsstraße zum Camp des Amboseli Trust for Elephants (ATE). Der Weg wurde deshalb mit Stangen markiert, um nicht davon abzukommen.

Zum Glück bleiben in Amboseli aber viele Straßen auch im überfluteten Zustand fest und stabil. Es besteht daher kaum Gefahr stecken zu bleiben – vorausgesetzt, man verliert den Weg nicht. Es ist nur darauf zu achten langsam durch das Wasser zu fahren, um den Motor nicht überfluten!

Vor allem der östliche Teil des Parks war abseits der befestigten Wege völlig unpassierbar geworden. Die ATE-Mitarbeiter*innen mussten daher ihre Feldzeiten sehr sorgfältig planen – und häufig ihre Ferngläser zu Hilfe nehmen.

 

Ein Kalb untersucht eine interessante Stelle am Boden.
Ein Kalb untersucht eine interessante Stelle am Boden.

 

Passend zu den guten Umweltbedingungen gab es in Amboseli einen echten Babyboom bei den Elefanten. Jeden Tag wurden vom ATE-Team neue Kälber entdeckt. Es machte große Freude, die kleinen Elefantenkälber mit hauchdünnen rosa Ohren, noch viel zu weit wirkender Haut und winzigen Rüsseln neben ihren Müttern zu sehen. Elefanten werden sehr emotional, wenn es ein neues Familienmitglied gibt und so fanden viele aufgeregte Begrüßungen statt.

Die AAs gehörten zu den Familien, die Anteil an diesem Babyboom hatten: Im Dezember brachte Ava ein gesundes und energiegeladenes männliches Kalb zur Welt.

Das Geschlecht der Neugeborenen zu bestimmen war allerdings manchmal schwierig, da der derzeitige hohe Graswuchs oft genug den notwendigen, genauen Blick erschwerte. Doch die ATE-Teams geben nie auf!

 

Elefantenkuh mit Kalb im Sumpf
Eine Elefantenkuh mit ihrem Kalb bei der Nahrungssuche im Sumpf.

 

Viele Elefantenkühe waren jetzt auch paarungsbereit, darunter Abra von den AAs. Der Bulle Valde aus der VA-Familie zeigte großes Interesse an ihr und bewachte sie vor anderen Bullen. Valde war in Musth und hatte sich möglicherweise bereits mit Abra gepaart, bevor das ATE-Team dort ankam. Mit seinen 31 Jahren stand er zwar erst am Beginn des Lebensabschnitts in dem Elefantenbullen reelle Chancen auf Paarungen haben doch die VA-Familie ist die größte im Amboseli-Ökosystem, und Bullen aus dieser Familie besitzen sehr selbstbewusste Persönlichkeiten. Überraschenderweise wurde Valde dann aber von einem anderen Bullen namens Cynadon vertrieben. Cynadon war ebenfalls in Musth und mit 29 Jahren nur wenig jünger als Valde, doch für sein Alter sehr groß. Cynadon paarte sich erfolgreich mit Abra und Valde zog ohne viel Aufhebens davon.

 

Die Musth-Phase tritt bei Elefantenbullen normalerweise einmal im Jahr auf und kann mehrere Monate dauern. Die Bullen zeigen dann starkes Interesse an paarungsbereiten Kühen und verhalten sich anderen Bullen gegenüber sehr dominant. Jeder „Nicht-Musth-Bulle“ geht ihnen aus dem Weg. Untereinander aber spielt der Rang nach wie vor eine wichtige Rolle. Wenn sich Musth-Bullen unterschiedlichen Ranges begegnen wird der rangniedrigere das Feld räumen und eventuell sogar die Anzeichen der Musth verlieren. Treffen hingegen eher gleichrangige Musth-Bullen aufeinander, so kann dies zu den wenigen echten Kämpfen führen, die zwischen Elefanten stattfinden können. Cynadon musste Valde also offenbar sehr eindeutig von seiner körperlichen Überlegenheit überzeugt haben.

 

Ein großer Elefantenbulle aus Ambosli.
Ein großer Bulle zieht durch die Ebenen Amboselis.

 

Der Jahreswechsel bot dem ATE-Team auch Einblicke in einen ganz anderen Bereich aus dem Leben der Elefanten – der Entwicklung familiärer Strukturen. Die EB-Familie bietet ein gutes Beispiel. Viele Jahrzehnte wurde sie von der berühmten und erfahrenden Matriarchin Echo angeführt, die ihre Familie sehr erfolgreich durch gute und schlechte Zeiten gebracht hatte. 2009 wurde Echo leider ein Opfer der damals herrschenden verheerenden Dürre. Seitdem waren die EBs damit beschäftigt zu klären wer Echos Nachfolge antreten sollte. Zunächst gab es mehrere Anwärterinnen für diese Position und die Familie teilte sich in mehrere Gruppen auf. Echos Tochter Enid zeigte damals eher wenig Interesse an diesen Aktivitäten. Sie trauerte unglaublich lange und stark um ihre verstorbene Mutter und verbrachte, nur in Gesellschaft ihrer Kälber, lange Zeit in der Nähe von Echos sterblichen Überresten. Doch nachdem sie offenbar die schlimmste Phase ihrer Trauer überwunden hatte begann sie den Kontakt zu den anderen Familienmitgliedern wieder aufzunehmen. Und im Laufe der Jahre schienen die meisten EBs sich für Enid als neue Matriarchin zu entscheiden. Enids Führungsstil entsprach ziemlich eindeutig dem ihrer berühmten Mutter und sie nutzte auch weitgehend dieselben Weidegründe, welche vor allem im Zentrum Amboselis liegen. Hin und wieder machte sie aber auch Ausflüge bis zum Kilimanjaro im benachbarten Tansania, womit sie ebenfalls einer Tradition Echos folgte.

 

Eine hübsche Elefantenkuh aus Amboseli.
Eine hübsche Elefantenkuh in der Savanne Amboselis.

 

Nur Ella, vermutlich eine Schwester oder Nichte Echos, mit ihren Kälbern sonderte sich mehr und mehr ab, um ihre eigenen Wege zu gehen.  Sie hielt sich vorwiegend nördlich des Amboseli-Nationalparks auf und kehrten nur zu gelegentlichen Besuchen zurück. Derartige Entwicklungen wurden unter den Elefanten Amboselis schon öfter beobachtet. Vor allem größere Familien können nach dem Tod einer Matriarchin in kleinere Einheiten zerfallen. Dies muss allerdings nicht unbedingt dauerhaft sein. Manchmal schließen sich diese Untergruppen nach einiger Zeit wieder zu einer Einheit zusammen. Außerdem können sich Elefantenfamilien auch unter normalen Umständen in verschiedene Gruppen aufteilen, um beispielsweise während Trockenzeiten leichter Nahrung für alle zu finden. So war man auch im Fall der EBs vorsichtig und wartete erst einmal die weitere Entwicklung ab. Nachdem die gegenseitigen Besuche aber immer seltener wurden und Ella sich fast nur noch im Norden aufhielt entschied das ATE-Team nun die beiden Gruppen als eigenständige Familien zu betrachten.  Ob es wirklich so bleibt oder Ella eines Tages doch wieder dauerhaft zurückkehrt wird die Zukunft zeigen.

 

Im Moment gibt es jedenfalls nun Enids Gruppe, die weiterhin als EB-Familie bezeichnet wird und mit 41 Mitgliedern die viertgrößte Familie Amboselis bildet. Und dann gibt es Ellas Familie, die als EB2-Familie noch 11 Mitglieder zählt.

 

Ellas Gruppe wurde regelmäßig von Reiseveranstaltern und Partner-Organisationen gesehen und man weiß daher, dass es ihr gut geht. Das ATE-Team geht davon aus, dass es auch bei den EB2s zu mehreren Geburten gekommen ist. Eine Überprüfung ist jedoch erst möglich, wenn der Regen nachlässt, da die Straßen in Ellas derzeitigen Aufenthaltsgebiet momentan ziemlich unpassierbar sind. ATE hofft, dass es zwischen Juli und August trocken genug wird um wieder dorthin fahren zu können und dann die EB2-Familie persönlich zu sehen.

 

Ein junger Bulle - begleitet von Kuhreihern.
Ein junger Bulle – begleitet von Kuhreihern.

 

Während einige Familien wie die AAs und EBs auch während dieser regenreichen Monate oft beobachtet werden konnten waren war dies bei anderen nur selten möglich, da sie sich in schwer zugänglichen Gebieten aufhielten. Hierzu gehörten neben den EB2s auch die GBs, ebenfalls eine der größten Familien Amboselis mit derzeit 49 Mitgliedern. Und auch sie scheinen sich in zwei dauerhafte Einzelfamilien aufgeteilt zu haben. Gail führt nun ihre eigene Gruppe, die als GB2 bezeichnet wird, während man für Goldas Gruppe die Bezeichnung „GB“ beibehielt.

 

Golda und ihre GBs waren leider nur aus großer Entfernung zu sehen. Es schien aber allen gut zu gehen. Gail hingegen kam zu einem Besuch direkt ins Camp von ATE, welches in einem Palmenwald, dem Ol-Tukai-Orok-Forest, liegt. Es gibt mehrere Elefantenfamilien, welche hier gerne gelegentlich vorbeischauen. Ein Grund dafür ist sicher das gute Nahrungsangebot, doch offenbar wollen einige Elefanten auch dem ATE-Team „Hallo“ sagen. Sie nähern sich den Zelten und warten bis jemand vom Team auf sie aufmerksam wird und einige Worte mit ihnen spricht. Dann setzen sie ihren Weg fort.

 

Das ATE-Team hat in den langen Jahren seines Bestehens ein außerordentlich vertrauensvolles Verhältnis zu vielen Elefanten in Amboseli aufgebaut. Dadurch wurden viele einzigartige Beobachtungen  möglich, die unser Wissen über die Grauen Riesen, ihr beeindruckendes Sozialverhalten und ihre Fähigkeiten revolutioniert haben. Darüberhinaus wurde es ATE dadurch aber auch möglich Schutzmaßnahmen gegenüber Bedrohungen unterschiedlichster Art zu entwickeln. Diese Aufgabe wird gerade in Zukunft immer größere Bedeutung gewinnen.

ATE News: Februar und März 2019

News vom Amboseli Trust for Elephants – die Monate Februar und März 2019:

 

Dieses Jahr war es in Amboseli während der Monate Februar und März ziemlich trocken und sehr heiß. Was allerdings durchaus dem normalen Wechsel von Regen- und Trockenzeiten entspricht, da Februar und März in die „kleine“ Trockenzeit fallen. Erst Anfang April ist mit dem Beginn der nächsten Regenzeit zu rechnen.

Trinkwasser gibt es in Amboseli allerdings immer ausreichend, da die Sümpfe im Zentrum des Parks das gesamte Jahr über mit Schmelzwasser vom Kilimanjaro gespeist werden.

Problematisch kann es jedoch bei den Weideflächen werden, welche verdorren, wenn die Regenfälle zu lange ausbleiben.

Die meisten Pflanzen, Tiere und auch die in dieser Region lebenden Menschen kommen mit diesen Verhältnissen ganz gut zu recht. Während der niederschlagsreichen Zeiten erholen sie sich und bilden, wenn möglich, Reserven, von denen sie in den trockenen Monaten zehren.

 

Eine Elefantenfamilie wandert am Rand eines Sumpfes in Amboseli entlang.

 

„ATE News: Februar und März 2019“ weiterlesen

ATE News: April bis Mai 2018

News vom Amboseli-Trust-for-Elephants – die Monate April und Mai 2018:

 

Die sogenannte „Große Regenzeit“ wurde dieses Jahr ihrem Namen wirklich gerecht! Sie begann ungewöhnlich früh bereits im Februar und brachte außergewöhnlich starke und ergiebige Regenfälle mit sich. Die während der Monate März bis Mai gefallenen Niederschläge entsprachen etwa 150 % der Menge eines gesamten durchschnittlichen Jahres!

 

Zwar wurde dadurch fast der gesamte Park überschwemmt aber das erschwerte „nur“ die Fortbewegung der Menschen. Die Straßen und Pisten standen zum großen Teil unter Wasser – auch wenn in Amboseli viele davon- ohnehin auf Dämmen verlaufen. Das ATE-Team musste daher die Zufahrt zum Camp durch Pfähle markieren um nicht versehentlich vom Weg ab zu geraten. Allerdings waren teilweise auch die richtigen Wege so hoch überflutet, dass das Wasser durch die Autotüren ins Innere der Land-Rover gelangte…

 

Elefantenkuh in bester Verfassung!

 

Die meisten Tiere kamen mit den Folgen der ergiebigen Regefälle wesentlich besser zurecht. Sie wichen einfach auf höher gelegenes Land in der Nachbarschaft aus. Dort gab es kaum Überschwemmungen und trotzdem üppige Weideflächen.

Wenn mit Beginn der nächsten Trockenzeit die Überflutungen im Park zurückgehen werden sich die Überschwemmungsflächen in grüne Savannen mit saftigen Gras verwandeln, wodurch die Nahrungsversorgung für weitere Monate gesichert ist!

 

Die Elefanten befanden sich daher in bester körperlicher Verfassung und das wirkte sich auch deutlich auf ihr Verhalten aus. Vor allem die Kälber aber auch Kühe und sogar Bullen waren verspielt und ausgelassen. Männliche Elefanten sind ohnehin häufig dabei zu beobachten wie sie ihre Rangfolge durch Schiebeduelle klären. Diese verlaufen grundsätzlich freundlich und fair. Es kommt kaum zu ernsthaften Verletzungen. Nur zwischen Bullen von etwas gleichem Rang, die sich beide gerade in der Phase der „Musth“ befinden, kann es zu ernsthaften Kämpfen kommen.

 

Kämpfende Elefantenbullen

 

Einige Elefantenfamilien arrangierten sich besonders gut mit den Überschwemmungen und hielten sich auch im April und Mai die meiste Zeit innerhalb des Parks auf. Hierzu gehörten beispielsweise die AA’s, die EB’s und die GB’s, also einige der bekanntesten Familien Amboselis.

 

Die AA’s hatten das Glück, dass ihre wichtigsten Weidegründe ohnehin zum Großteil von den Überflutungen verschont geblieben waren. So konnten Sie problemlos in ihrem Kerngebiet bleiben, und dort einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen nachgehen: Dem Weiden in den Sümpfen!

 

Nachdem die letzte Leitkuh der AA’s ein Opfer der Dürre geworden war nahm nun Astrid ihren Platz ein. Sie scheint ihrer Aufgabe gewachsen zu sein – und möglicherweise auch einen etwas anderen Führungsstil zu praktizieren. In der Vergangenheit duldete die AA-Familie fremde Jungbullen nicht besonders gerne in ihrer Mitte. Sie vertrieben diese meistens ziemlich schnell. Nun hielt sich Garango, ein jugendlicher Bulle aus der GB-Familie, einen ganzen Tag zwischen den AA’s auf! Vielleicht bedeutet dies, dass Astrid den Jungbullen gegenüber mehr Toleranz zeigt als ihre Vorgängerinnen – vielleicht war es aber auch nur eine Ausnahme. Das ATE-Team wird die Entwicklung jedenfalls im Auge behalten! Es ist immer faszinierend zu beobachten welche Verhaltensweisen Elefanten entwickeln, beibehalten oder auch verändern! All dies belegt die stark ausgeprägten individuellen Charakterzüge der Grauen Riesen.

 

Elefantenpaarung während der Regenzeit

 

Eine weitere Veränderung konnte man in der räumlichen Verteilung der Familienmitglieder feststellen. Vor und während der Dürre hatten sich die AA’s meistens in kleinere Untergruppen aufgeteilt. Nun waren häufig alle in einer Gruppe zusammen anzutreffen.

 

Sehr erfreulich ist die Entwicklung von Astrids kürzlich geborenem Sohn. Ihm geht es sehr gut! Es ist großartig zu sehen wie ausgelassen er herumtobt! Eines Tages spielte er fröhlich er mit Artemis Sohn, der letzten Dezember geboren wurde. Die AA’s hielten sich gerade am Observation-Hill auf und das abschüssige Gelände sorge für aufregende Entwicklungen bei den Schiebe-Duellen der beiden Jungs! Da sie fast dasselbe Alter haben sind sie ideale Spielgefährten. Und das werden sie bleiben, bis sie eines Tages zu unabhängigen jungen Bullen herangewachsen sind – vielleicht sogar darüber hinaus! Denn Elefanten – auch Bullen – bilden oft lebenslange Freundschaften.

 

Die AA’s machten insgesamt einen sehr glücklichen Eindruck! Nur Astrid’s Tochter Annan war eine Ausnahme – aus mehr als verständlichem Grund: Sie hatte im April ihr kleines Kalb verloren! Es war bereits ihr viertes gewesen – und keines davon hatte überlebt! Annan blieb nahe bei ihrer Mutter und unterstützte sie in dem sie auf ihren kleinen Bruder aufpasste. Gerade in diesen Situationen wird der soziale Charakter der Grauen Riesen besonders deutlich. Sie trauern um ihre Toten – beginnen aber bald wieder sich um die Lebenden zu kümmern.

 

Elefantenkuh und- Kalb vor dem Kilimanjaro

 

Auch von den EB’s wurden viele Familienmitglieder öfters innerhalb der Parkgrenzen gesichtet. Ella und ihre Töchter hielten sich allerdings, wie schon in den Vormonaten, außerhalb des Parks im Selengai-Conservancy auf. In diesem Gebiet ist das Futterangebot besonders reichhaltig – vermutlich ein Hauptgrund für ihre Aufenthaltswahl.

Die meisten anderen Angehörigen der EB-Familie verbrachten jedoch viel Zeit innerhalb Amboselis. Am 9. Mai brachte hier Elana, eine Urenkelin der berühmten Echo, ein weibliches Kalb zur Welt. Nachdem sie ihr erstes Kalb verloren hatte (was häufig bei Elefanten vorkommt) hofften alle sie würde bald eine zweite Chance erhalten. Nun war es so weit und die Bedingungen dieses Jahres hätten hierfür nicht besser sein können! Nur extrem selten gibt es ein so reiches Nahrungsangebot. Elana sollte es unter diesen Umständen leicht fallen ausreichend Milch für ihr Baby zu produzieren.

 

Die Mitglieder der GB-Familie befanden sich ebenfalls in bester Verfassung. Was für ein Unterschied zur Situation gegen Ende der nur wenige Monate zurückliegenden Dürre! Jetzt trafen sich Gruppen der GB’s gerne mit anderen Familien und genossen die Annehmlichkeiten dieser guten Zeiten!

Außerdem gab es auch bei ihnen Familienzuwachs: Garamba brachte am 13. Mai ein weibliches Kalb zur Welt! Auch sie hatte bisher leider nur wenig Glück mit ihrem Nachwuchs gehabt. Sie bekam zwar bereits fünf Kälber, doch diese waren fast alle in noch sehr jungem Alter gestorben. Letztlich hatte bisher nur eines ihrer Babys überlebt: Gakuo, welches 2011 zur Welt kam. Nun hoffen natürlich alle, dass es auch ihre neue kleine Tochter schaffen wird. Dank der außergewöhnlich guten Bedingungen dieses Jahres hat sie hierfür auch die besten Chancen!

Tatsächlich gab es in vielen Familien Nachwuchs. Ein ganz besonderes Ereignis fand allerdings in der PA-Familie statt: Die junge Kuh Paru brachte Zwillinge zu Welt! Ein männliches und ein weibliches Kalb! Zwillingsgeburten kommen bei Elefanten nur extrem selten vor. In Amboseli fand die letzte vor 38 Jahren statt. Damals wurde Estella aus der EA-Familie die Mutter von Eclipse und Equinox, ebenfalls einem Mädchen und einem Jungen. Beide Kälber haben überlebt! Das ist gar nicht selbstverständlich, da viele Elefantenkühe kaum in der Lage sind genug Milch für zwei Babys zu produzieren. So hätte es Paru also gar nicht besser treffen können als ihre Zwillinge in einem Jahr mit so außergewöhnlich ergiebiger Regenzeit zur Welt zu bringen! Das ATE-Team wird die Entwicklung ihrer Kälber natürlich genau im Auge behalten!

 

Eine Elefantenherde wird von einem Bullen besucht.

 

Letztlich bestimmen verschiedene Faktoren, wie viele Babys eine Elefantenkuh ihm Laufe ihres Lebens zur Welt bringt – und wie viele davon überleben.

Einer davon ist die Länge des Zeitraums, währenddessen sie grundsätzlich in der Lage ist Babys zu bekommen: Also in welchem Alter sie zum erste Mal zur Paarung bereit ist und in welchem dies zum letzten Mal geschieht. Dies hängt ebenso von genetischen Veranlagungen wie von mehr oder weniger günstigen Umweltbedingungen ab.

Von großer Bedeutung ist auch die Unterstützung, die eine Kuh von ihrer Familie erhält. Gibt es viele junge Kühe so steht immer eine große Zahl von Babysittern zur Verfügung, die eine Mutter entlasten. Und weniger Stress erleichtert ihr die Produktion von ausreichend Milch.

Besonders wichtig ist die Anzahl erfahrener älterer Kühe in einer Familie. Diese helfen gerade jungen und unerfahrenen Kühen die richtigen Entscheidungen zu treffen um ihren Kälbern zu möglichst optimalen Überlebenschancen zu verhelfen.

Und schließlich ist auch das Geschlecht der Kälber ein wichtiger Faktor: Bullenkälber benötigen deutlich mehr Kalorien als Kuhkälber, da sie schneller wachsen. Gerade in Jahren mit schlechter Nahrungsversorgung sinken daher ihre Überlebenschancen deutlich. Falls eine Kuh viele männliche Kälber bekommt und gleichzeitig häufig Dürreperioden herrschen, kann sich das sehr negativ auf ihren Fortpflanzungserfolg auswirken.

 

Dieses Jahr sorgte die Große Regenzeit jedenfalls dafür, dass die Überlebenschancen aller neugeborenen Kälber außergewöhnlich gut sind. So kann das ATE-Team ziemlich optimistisch in die Zukunft blicken.