Waisenblogs-Beitrag Kibwezi, 15.05.2021

Samstag, 15. Mai 2021
Die Waisenherde in Umani Springs versucht so langsam, sich wieder in ihr normales Leben hinein zu finden – auch wenn sie in Gedanken natürlich immer noch bei Luggard sind. Lima Lima hörte heute in der Nähe der Wasserquellen verdächtige Geräusche, und da sie ein neugieriges Mädchen ist, machte sie sich auf die Suche nach der Ursache. Die Keeper gingen hinterher, damit sie sich nicht zu weit entfernte, und an den Quellen sahen sie tatsächlich zwei miteinander kämpfende Büffelbullen. Lima Lima trompetete sie an, aber die beiden waren zu vertieft in ihre Rangelei, sodass Lima Lima zurückkam und sich als Verstärkung Murera, Sonje und Quanza holte. Zu viert machten die Elefanten ein so lautes Getröte, dass sie die Büffel damit einschüchterten, und diese sich in verschiedene Richtungen aus dem Staub machten. Es kehrte wieder Ruhe ein, und den Rest des Tages konnten die Waisen ungestört grasen.

Waisenblogs-Beitrag Kibwezi, 14.05.2021

Freitag, 14. Mai 2021
Als die Waisen heute draußen im Busch grasten, merkten die Keeper, dass Lima Lima nicht da war. Die Keeper vermuteten, dass sie am Morgen mit den Auswilderern mitgegangen war, aber als diese später auftauchten, war Lima Lima nicht bei ihnen. Einer der Keeper ging zurück zu den Stallungen, um sie dort zu suchen; und tatsächlich – dort stand sie unter der Akazie, an der Luggard immer Halt machte und schien sich dort am wohlsten zu fühlen. Der Keeper setzte sich eine Weile zu ihr und gab ihr Zeit zum trauern, aber als er schließlich versuchte, sie zur Herde mitzunehmen, wollte sie nicht mitkommen. Erst als er sich ein paar Luzernenheupellets geholt hatte, ließ sie sich überzeugen. Schließlich kamen die beiden zurück zu den anderen, die sie freundlich begrüßten. Auch die Auswilderer stehen nachts häufig lange unter Luggards Lieblings-Akazie und kollern und trompeten ab und zu dabei.

Waisenblogs-Beitrag Kibwezi, 13.05.2021

Donnerstag, 13. Mai 2021
Elefanten können wie Menschen auch um ihre Lieben trauern, zum Beispiel indem sie Orte aufsuchen, die sie an sie erinnern. Murera und Lima Lima gehen immer wieder zu einer besonderen Stelle beim Schlammloch, wo sich Luggard am liebsten aufhielt. Wann immer einer der anderen Waisen dorthin kommt, wird er oder sie von Murera weg gescheucht – außer Lima Lima, die dort bleiben darf! Die beiden hatten eine besonders enge Beziehung zu Luggard, und so haben sie am meisten zu tun, seinen Verlust zu verarbeiten. Wenn die Waisen am Abend nach Hause kommen, dann halten sie häufig an einer einzelnen Akazie vor der Auswilderungsstation an, wo Luggard häufig verschnaufte, bevor er in sein Gehege ging. Immer wenn es daran vorbei geht, bleiben Lima Lima und Murera stehen und berüsseln den Boden und den Baumstamm eine Weile, und auch die anderen schließen sich ihnen manchmal dabei an.

Waisenblogs-Beitrag Kibwezi, 12.05.2021

Mittwoch, 12. Mai 2021
Die Waisenfamilie trauert noch immer um den Verlust ihres Lieblings Luggard. Lima Lima und Murera schien es am Vortag am meisten mitgenommen zu haben; sie gingen immer einmal wieder von der Herde weg und standen allein herum. Heute waren die beiden sehr unruhig und grasten nicht viel, sondern berüsselten sich immer wieder – vielleicht um sich gegenseitig Trost zu spenden. Gegen Abend kamen dann die Auswilderer an, die vermutlich schon mitbekommen oder zumindest gespürt hatten, dass Luggard nicht mehr da war. Sie trompeteten, als sie Lima Lima und Murera begrüßten, und alle standen mit umschlungenen Rüsseln ein paar Minuten um die beiden herum und kollerten. Vielleicht hatten sie ihnen neuen Mut zugesprochen, denn danach schienen die beiden wieder etwas besser gelaunt zu sein. Es ist schön zu sehen, wie die Waisenfamilie in so einer schweren Zeit zusammensteht.

Waisenblogs-Beitrag Kibwezi, 11.05.2021

Dienstag, 11. Mai 2021
Für die Waisen und ihre Keeper war es eine schlimme Nacht, in der Luggard ganz unerwartet starb. Er war schon eine Weile nicht ganz auf der Höhe, und als sich sein Gesundheitszustand plötzlich verschlechterte, versuchten die Keeper alles in ihrer Macht stehende, um ihm zu helfen. Er bekam eine Infusion, aber trotz allem starb er in der Nacht gegen 1 Uhr. Die Keeper wie auch die Waisen waren am Boden zerstört, und die Elefanten kollerten und stießen verzweifelt gegen ihre Gehegetore. Die Keeper versuchten, ihre Schützlinge zu beruhigen und bereiteten ihnen schließlich Milchflaschen, die etwas dabei halfen. Murera lief noch weiter unruhig in ihrem Gehege herum, bis sie schließlich erschöpft genug war, um etwas zu schlafen. Am Morgen standen dann die Mädchen trauernd an Luggards Gehege. Er war noch in der Nacht von den Keepern in den Wald zu einer Stelle, an der er begraben werden kann, gebracht worden; die anderen berüsselten sein Heu und die Holzpfosten seines Geheges und kollerten traurig. Elefanten können miteinander kommunizieren, ohne dass Menschen etwas davon mitbekommen – vielleicht hatten sie auch schon eine Weile geahnt, dass es Luggard nicht gut ging. Auf jeden Fall ist es ein schrecklicher Verlust für alle, denn Luggard war der unumstrittene Liebling aller Waisen und Keeper. Die Keeper ließen den Elefanten noch Zeit, um zu trauern, und nach einer Stunde brachen sie mit ihnen langsam hinaus in den Wald auf, um mit dem Grasen zu beginnen.