Der Umzug von Arruba, Mashariki und Rorogoi war ursprünglich für den 19. November geplant gewesen. Das Einladen verlief an diesem Tag sehr entspannt, und die drei Waisen waren bereits um 4 Uhr abfahrbereit. Dramatisch wurde es aber zwei Stunden nach der Abfahrt. Wegen heftiger Regenfälle und unbefestigten Umleitungen auf der Mombasa-Nairobi-Schnellstraße blockierte ein umgestürzter LKW die Straße völlig und hunderte weitere Lastwagen hatten sich schon in einem 20km langen Stau angesammelt. Wir entschieden sofort, den Umzug abzubrechen, da wir nicht riskieren konnten, die Elefanten über sehr lange Zeit in dem LKW eingesperrt zu lassen. Also wurden die drei Mädchen wieder nach Hause zum Waisenhaus chauffiert. Sie schienen von ihrem Ausflug gar nicht verwirrt zu sein und gingen gleich zur 9 Uhr-Fütterung wie gewohnt wieder in den LKW hinein. Sie wurden gleich wieder darin gefüttert, weil sie ja bei einem späteren Versuch noch einmal würden einsteigen müssen. Dieser etwas unwirkliche Morgen schien die Elefanten gar nicht zu beeindrucken, jedenfalls ließen sie sich nichts anmerken.
Der Umzug wurde dann für den 4. Dezember erneut geplant. Die Babys wurden um 3 Uhr geweckt und erhielten Beruhigungsmittel, damit die ganze Aktion ihnen nicht zuviel Stress bereiten würde. Rorogoi ging ohne Probleme in ihr Abteil. Als aber Arruba und Mashariki die Szene wiedererkannten und die vielen Keeper um sie herum und das Licht in den Bäumen sahen, wussten sie sofort, dass etwas Besonderes los war. Sie weigerten sich einzusteigen und knieten sich sogar hin. Ein Gummiband wurde um ihre Vorderbeine gelegt und mit Milch als Lockmittel wurden sie schließlich mit vereinten Kräften in den LKW geschoben. Sobald sie drin waren, schienen sie sich damit abgefunden zu haben, tranken ihre Milch mit großem Enthusiasmus und blieben ansonsten ruhig. Dieses Mal brach der Elefantenkonvoi erst etwas verspätet um 4:30 Uhr auf die Reise auf.
Die Keeper ließen den Elefanten eine Weile Zeit sich kennenzulernen, bevor sie die Neulinge zum Wasserloch riefen. Arruba und Mashariki war es sichtlich warm, denn Tsavo ist deutlich heißer als Nairobi. Sie kühlten sich begeistert am Wasser ab. Mashariki kletterte tatsächlich ins Wasserloch und Lesanju folgte ihr, um ihr Gesellschaft zu leisten. Bei der ganzen Aufregung versuchte Taveta, Arruba zu besteigen, doch die Keeper griffen ein und unterbanden den Versuch. Inzwischen war Rorogoi von allen anderen großen und kleinen Waisen umgeben. Es dauerte nicht lange, bis sie alle im Wasserloch waren und es schwierig wurde, die Neulinge von den angestammten Bewohnern zu unterscheiden. Nach einer Weile sammelten die Keeper ihre Schützlinge zusammen. Arruba und Mashariki antworteten sofort, und die Anderen folgten ihnen. Arruba und Mashariki führten dann gleich die Gruppe das erste Mal in den Busch. Rorogoi blieb zuerst zurück, bemerkte aber schnell, dass ihre Waisenhaus-Freunde weg waren und lief ihnen eilig hinterher. Draußen im Busch unterhielten sich Tundani, Lentili und Nelion mit ihnen, während Sinya die Rolle des Babysitters übernahm.
Die Waisen schliefen in der Nacht gut und schrien auch nicht in ihrem neuen Gehege, das sie sich mit den anderen teilen. Lesanjus Herde blieb in ihrem offenen Gehege, denn sie wollten die jungen Neulinge im Auge behalten. Bei Sonnenaufgang warteten die jungen Waisen geduldig an den Toren der Gehege auf ihre Milch. Sie wussten sofort, wo sie hingehen mussten, als die Tore geöffnet wurden. Dort schlossen sich ihnen bald die etwas älteren und schließlich auch die großen Waisen an. Als Lesanjus Herde zum Wasserloch herunterkam, machten die jüngeren Waisen ihnen Platz. Arruba, Mashariki und Rorogoi gaben den Weg in den benachbarten Busch vor und fingen gleich neben Sinya zu grasen an. Die anderen Waisen machten mit und niemand hatte es eilig, woanders hinzukommen. Als die Herde den Mazinga-Berg hinaufstieg, schienen die Neulinge wie Zuhause zu sein. Sie bewegten sich in dem felsigen Gebiet problemlos und genossen die neue Aussicht, die Gerüche und das Futter, das sie fanden.
Wir freuen uns darauf, ihren weiteren Fortschritt beobachten zu dürfen und sind gespannt, wie sich diese Mini-Leitkühe des Waisenhauses in die Voi-Herde integrieren, wo sie nun die Kleinsten sind. Das wird sicher eine Umstellung für sie werden, besonders für Arruba, doch auch sie wird ihren Weg zurück in die Wildnis mit Freuden gehen. Diese Reise wird noch einige Jahre dauern, und wir werden sie dabei wachsam begleiten. Die ersten Schritte sind getan, und die Neuankömmlinge sehen schon richtig glücklich in ihrem neuen Zuhause aus. Sie sind von einer sehr liebevollen Adoptivfamilie umgeben und werden, wie viele unserer Ex-Waisen, eines Tages wissen, was es bedeutet, eine eigenen Familie zu haben, mit eigenen, in der freien Wildnis geborenen Babys.