Die einheimische Korruption tötet Afrikas Nashörner und Elefanten

Die einheimische Korruption tötet Afrikas Nashörner und Elefanten

Foto: Das Bild, das am 24. Juni 2014 zur Verfügung gestellt wurde, zeigt eine am 19. Juni 2014 grasende Elefantenherde im Kasigau Wildtier-Wanderkorridor zwischen Tsavo Ost und Tsavo West, der durch das Projekt – Wildlife Works – geschützt wird, Kenia, 19. Juni 2014. EPA/DANIEL IRUNGU

 

Die Wilderei und der Wildtierhandel haben in ganz Afrika das Niveau einer Pandemie erreicht, eine steigende Anzahl von Arten ist noch während unseren Lebzeiten vom Aussterben bedroht.- 

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Obwohl diese Krise – chronisch verursacht durch den Mangel an nachhaltigen wirtschaftlichen Alternativen und der wachsenden Nachfrage nach Wildtier-Produkten wie Elfenbein und das Horn von Nashörnern – sehr komplex ist, wird diese Multi-Milliarden-Dollar-Industrie in mehreren Afrikanischen Ländern durch Bestechung und Korruption auf allen Regierungsebenen vorangetrieben.

Auch eine nur oberflächliche Zusammenfassung der negativen Auswirkungen dieser Entwicklung liest sich sehr deprimierend:

 

Tansania

 

  • Tansania, das schnell zu Afrikas Hauptquelle von illegalem Elfenbein wurde, hat seit 2006 zwei Drittel seiner Elefanten durch Wilderei verloren. Als Hauptursache wurden geheime Absprachen zwischen korrupten Regierungsbeamten und Verbrechersyndikaten identifiziert. Wildhüter liefern entscheidende Informationen an die Wilderer, Polizeibeamte liefern die Waffen, die zuständigen tansanischen Finanzbeamten geben die Container mit dem Elfenbein für den Export frei und die regierenden Chama cha Mapinduzi (CCM) Parteifunktionäre bieten ein hohes Maß an Schutz für den Wildtierhandel.

 

  • 2012 wurde eine Liste von Personen, die in die Elefanten-Wilderei involviert waren – darunter auch prominente Politiker – an Präsident Jakaya Kikwete übergeben. Im folgenden Jahr wurden vier CCM-Mitglieder des Parlaments, darunter auch der Partei-Generalsekretär Abdulrahman Kinana, aufgrund ihrer Beteiligung namentlich genannt. Gegen keine der darin verwickelten Personen wurde jemals weiter ermittelt und keine dieser Personen wurde verhaftet.

 

  • 2013 kritisierte Tansanias Rechnungshof das Ministerium für natürliche Ressourcen und Wildtiertourismus sowohl für die erheblichen Mengen an Lagerbeständen von Elefanten-Stoßzähnen, die unter seiner Aufsicht verschwunden waren als auch für die nicht gemeldeten Wilderei-Vorfälle.

 

  • Anfang dieses Jahres versorgten Polizeibeamte Wilderer mit Waffen, verschafften ihnen Zugang zum berühmten Selous Reservat und nahmen das Elfenbein an sich, nachdem fünf Elefanten getötet worden waren.

 

  • Ein kürzlich veröffentlichter Bericht der Umweltbehörde (EIA) stellt fest, dass letztlich die höchsten Regierungskreise Tansanias für die Dezimierung der Elefantenpopulation des Landes verantwortlich sind, da sie weder sicherstellen, dass Wildtiergesetze durchgesetzt werden noch, dass höhere Verurteilungsquoten erreicht werden, wenn solche Fälle vor Gericht kommen.

 

 

Sambia

 

  • 2013 entließ Sambias Minister für Tourismus und Kunst den Generaldirektor der Zambia Wildlife Authority (ZAWA), Edwin Matokwani, zusammen mit mehreren seiner Kollegen, aufgrund von Amtsmissbrauch und Korruption im Zusammenhang mit kommerziellen Jagdunternehmen.

 

  • Im selben Jahr wurde Verteidigungsminister Geoffrey Mwamba am Internationalen Flughafen Kenneth Kaunda mit drei großen Taschen voll mit Elefanten-Stoßzähnen gefasst. Er wurde ohne Anklage freigelassen, nachdem er sich auf seine diplomatische Immunität berief. Die Stoßzähne wurden von der ZAWA beschlagnahmt, aber tauchten zwei Tage später am selben Flughafen im Gepäck eines Chinesischen Diplomaten wieder auf. Es wurden keine weiteren Schritte unternommen.

 

 

Mosambik

 

  • Wilderei-Vorfälle, die an die mosambikanische Polizei und den Grenzschutz gemeldet werden, werden selten weiterverfolgt. Es sind Fälle bekannt, bei denen Schmiergeldzahlungen erzwungen wurden und Straftäter ohne Anklage freikamen, nachdem eine Bar-„Anzahlung“ getätigt wurde.

 

  • Ein „Netz offizieller Mittäter“, einschließlich Verwaltungs-, Justiz- und Finanzbehörden in den nördlichen Provinzen von Niassa und Cabo Delgado, darunter die Kriminalpolizei, Staatsanwälte und Gerichte, erleichtert das Abschlachten der Elefanten in dieser Region in einem solchen industriellen Ausmaß.

 

  • Regierungsbeamte sind bekannt dafür, Wilderer mit großkalibrigen Waffen versorgt und ihnen Zugang zu geschützten Gebieten verschafft zu haben sowie einen reibungslosen Transport des Elfenbeins und des Horns der Nashörner aus dem Land heraus sichergestellt zu haben.

 

  • 2010 wurden im Mecula Bezirk 12 Elefanten mit Waffen getötet, die von der Polizei geliefert worden waren. Im folgenden Jahr wurden acht Grenzschutzmitglieder gefasst, die 350 kg beschlagnahmtes Elfenbein verkauften. Aber anstatt sie zu bestrafen, wurden sie in einen anderen Bereich versetzt.

 

  • Seit 2012 sind mehrere Tonnen Elfenbein aus Mosambiks offiziellen Lagerbeständen verschwunden. Es werden geheime Absprachen durch Regierungsbeamte auf hoher Ebene vermutet.

 

  • Der Regierungspartei Frelimo wird vorgeworfen, dass sie die Einnahmen aus Elfenbeinverkäufen von mehr als 50 Elefanten, die mithilfe von Militärausrüstung im Niassa National-Schutzgebiet gewildert wurden, dafür genutzt haben, ihren Kongress, der 2012 in Pemba stattfand, finanziert zu haben.

 

  • Flughafen-Zollbeamte in Maputo sind bekannt dafür, dass sie als Gegenleistung für ein Schmiergeld, Gepäck, welches das Land verlässt, nicht untersuchen. Ähnliche Dienste bieten Zoll- und Polizeibeamte für Container, die von Chinesischen Holzunternehmen aus Pemba verschickt werden. Der Polizeichefin von Cabo Delgad, Dora Manuel Majante, wurde vorgeworfen, die Abfertigung von Elfenbein und anderer Schmugglerware im Flughafen und Hafen von Pemba zu ermöglichen.

 

  • Ein beträchtlicher Anteil der hunderte Wilderer, die im Krüger Nationalpark verhaftet oder getötet wurden, waren Mitglieder der mosambikanischen Armee, Polizei und des Grenzschutzes.

Uganda

 

  • Anfang dieses Jahres wurde Ugandas Präsident Yoweri Museveni gebeten, bei der Verhaftung von hochrangigen Regierungsbeamten zu unterstützen, die in den illegalen Wildtierhandel involviert sind. Es wurde nichts unternommen.

 

  • In diesem Monat verschwand mehr als eine Tonne der Elfenbein-Lagerbestände aus einem Regierungsgewölbe. Eine lokale Zeitung schrieb, dass Beamte der Uganda Wildlife Authority (UWA) mit den Händlern unter einer Decke stecken und für den weit verbreiteten Elfenbeindiebstahl verantwortlich sind. Seitdem wurden sechs hochrangige Mitarbeiter der UWA, einschließlich des Geschäftsführers Andrew Seguya, suspendiert, bis das Ergebnis der polizeilichen Untersuchung vorliegt.

 

 

Sudan

 

  • Die Miliz ist angeblich zusammen mit der Sudanesischen Regierung an der Elefantenwilderei bis in Länder wie dem Tschad, Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik und der Demokratischen Republik Kongo beteiligt, der Elfenbeinhandel erfolgt über die Regierung und das Militär in Khartum.

 

 

Süd Sudan

 

  • Ende 2005 hatte der zwei Jahrzehnte andauernde Krieg zwischen Süd- und Nord-Sudan die lokale Elefantenpopulation von mehr als 80.000 auf weniger als 5.000 reduziert. Seitdem droht der anhaltende innerstaatliche militärische Konflikt zwischen der offiziellen Regierungsarmee und den Rebellen die Elefantenpopulation vollständig auszurotten, da die Soldaten Elefanten und andere Wildtiere wegen ihres Fleisches und des Elfenbeins niedermetzeln.

 

 

Demokratische Republik Kongo

 

  • Die Mitglieder der Armee der Demokratische Republik Kongo werden von vielen Beobachtern als die führenden Wilderer in den ausgedehnten östlichen Regionen des Landes angesehen. Bis zu ihrem Abzug 2011 standen auch die ugandischen Besatzungsstreitkräfte in direktem Zusammenhang mit der Wilderei.

 

 

Südafrika

 

  • Eine Reihe von führenden Beamten, die 2012 vom „Endangered Wildlife Trust“ akquiriert wurden, sind der Meinung, dass Korruption im Zusammenhang mit Wildtier-Verbrechen in Südafrika weit verbreitet ist, insbesondere im Hinblick auf die Genehmigungen von CITES (Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen; auch Washingtoner Artenschutzübereinkommen genannt) und TOPS (bedrohte und geschützte Arten). Offizielle Maßnahmen gegen korrupte Beamte bleiben die Ausnahme.

 

 

Simbabwe

 

  • Elite-Mitglieder von Robert Mugabes Regierungspartei ZANU-PF kontrollieren zunehmend weite Teile der Naturschutzgebiete im Land und einige, so glaubt man, bessern dort ihre Deviseneinnahmen durch Elefanten- und Nashornwilderei auf.

 

  • 2013 setzten angeblich Wilderer zusammen mit bekannten ranghohen Mitgliedern der ZANU-PF Partei, Polizeibeamten und Beamten des Simbabwe Wildtier Managements Zyanid ein, um mehr als 100 Elefanten im Hwange National Park zu töten.

 

  • Seit diesem Jahr ist die letzte frei umher wandernde Elefantenherde, die vermeintlich durch einen Präsidentenerlass vor der Jagd und dem Ausmerzen geschützt ist, bedroht. Entgegen dieser Regierungsverordnung beanspruchte eine Frau namens Elisabeth Pasalk, deren Bruder Veranstalter für Jagdsafaris ist, unrechtmäßig einen Teil des Lebensraums der Herde, errichtete eine Safari Lodge und erklärt das Gebiet zu einem „Conservancy“ – ein gängiger Euphemismus für „Jagdkonzession“. Naturschützer glauben, dass diese Übernahme durch politischen Einfluss von hoher Stelle unterstützt wurde, dass die illegale Jagd Teil von Pasalks Plänen ist und dass die Elefanten des Präsidenten das beabsichtigte Ziel sind. Die Regierung von Simbabwe hat nichts gegen die Situation getan.

 

 

Es ist Zeit, zu handeln

 

Die Beweise sind erdrückend: Afrikanische Regierungen sind mitschuldig an der Massenausrottung des Wildtier-Erbes des Kontingents.

 

Eine Reihe von ihnen haben sich öffentlich verpflichtet, die Wilderei aufzuhalten. Tansania z.B. ist ein Unterzeichner der Erklärung der Londoner Konferenz 2014 über den Handel mit illegalen Wildtieren. Diese Erklärung fordert Null-Toleranz gegenüber Korruption und Präsident Kikwete hat sich kürzlich für ein Moratorium für alle Elfenbeinverkäufe ausgesprochen. Noch hat Kikwetes Regierung wenig Absicht gezeigt, diese Versprechen in die Realität umzusetzen und sie bleibt weiterhin stark in diese Katastrophe verwickelt.

 

Es bedarf des politischen Willens, drastische Maßnahmen zu ergreifen. Dazu gehört, korrupte Aktivitäten, die im Zusammen mit Verbrechen gegen Wildtiere stehen, auf allen Regierungsebenen zu identifizieren und zu untersuchen, korrupte Personen – viele von ihnen sind gut bekannt – aus dem Dienst zu entlassen und sie entsprechend der Bestimmungen des Strafrechtssystems strafrechtlich zu belangen.

 

Die internationale Gemeinschaft, einschließlich der CITES, trägt einen Teil der Verantwortung. Wenn die Korruption nicht energisch genug bekämpft wird, wenn Regierungen, die dafür bekannt sind, korrupt zu sein, nicht sanktioniert werden, wenn internationales Recht nicht durchgesetzt wird, wenn kein komplettes Verbot für den internationalen und inländischen Handel von Nashorn-Horn, Elefanten-Elfenbein und anderer Wildtier-Waren eingeführt wird und wenn keine Zerstörung aller Regierungslagerbestände solcher Waren gefordert wird, dann sind auch sie mitschuldig an der sich anbahnenden Katastrophe.

 

Im Juli forderten die Environmental Investigation Agency (EIA) und die International Rhino Foundation (IRF) die US-Regierung auf, Handelssanktionen gegen Mosambik zu verhängen für seine Mitschuld am Abschlachten der Elefanten und Nashörner in Südafrika. Die Regierung von Präsident Obama muss diesen dringenden Aufruf noch beherzigen.

Die Beseitigung der Korruption wird die Katastrophe nicht beenden. Aber wenn wir die systemische Korruption, die das Ganze ermöglicht, nicht stoppen, dann wird Afrikas Wilderei-Krise unheilbar sein. Die Folge ist das Aussterben von Nashörnern, Elefanten, Löwen, Schuppentieren und unzähligen anderen unersetzlichen Arten, die dieses Jahrhundert angesichts der ungezügelten menschlichen Gier nicht überleben werden.

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Originalartikel von Andreas Wilson-Späth, erschienen am 28 November 2014 im Daily Maverick, Südafrika, übersetzt aus dem Englischen.