Die Eli-Waisen im Januar

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe:

Neujahrstag in Nairobi, und die Aufregung der Keeper über den Anbruch des neuen Jahres entging auch Sities nicht. Sie hatte verstanden, dass dies ein Festtag sein musste, rannte im Gelände herum und ermutigte die anderen, es ihr nachzutun! Dennoch, der Tod von Baby Wasin am 8. Januar 2011 dämpfte die freudige Stimmung, vor allem die Keeper, Mutara und Klein Naipoki waren tief betroffen über den Verlust ihres Gefährten. Wasin war schon seit Anfang an sehr fragil und kämpfte zuletzt mit dem Durchbruch ihrer Backenzähne. Trotz allem ist der Verlust eines Nursery-Babies immer ein fürchterlich emotionales Ereignis und Verluste wie dieser werden auch mit den Jahren nicht einfacher! Ruhe in Frieden, kleine Wasin, mit all den anderen, die wie du viel zu früh gehen mussten.

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Ansonsten war es ein friedlicher und glücklicher Monat für die Nursery-Waisen. Allein die Löwen aus dem Nairobi-Park sorgten für Panik, als fünf von ihnen den Elefanten am 30. Januar den Weg versperrten. Olare, Murka und Mutara waren drauf und dran sie anzugreifen, wurden aber von den Keepern zurückgehalten. Als einer der Löwen plötzlich brüllte, begann die Flucht zurück zu den Stallungen, und Kudup war der schnellste von allen! In der darauffolgenden Nacht umkreisten mehr als die fünf, die tagsüber gesehen wurden, die Ställe und hielten die kleinen Elefanten in heller Aufregung. Sie versuchten entweder in die Schlafsäcke der Keeper zu kriechen oder die Stalltür einzutreten, um zu flüchten. Am Ende mussten sich die Keeper draußen aufstellen, um den Elefanten zu zeigen, dass sie sie beschützen. Am nächsten Morgen waren alle völlig gerädert, und selbst Murka, die ihre Milch am schnellsten herunter schlingt, verzichtete freiwillig!

Die erste, der sich morgens heraus traute, war Olare, die anschließend von Stall zu Stall ging, um sich zu vergewissern, dass jedes einzelne “Herden“-Mitglied wohlauf war! Die Waisen zögerten den ganzen Tag, hinaus in den Busch zu gehen, und als sie schließlich doch allen Mut zusammen nahmen, wichen sie ihren Keepern nicht von der Seite! Ab sofort wurde das Stallgelände noch besser beleuchtet, und wir hoffen, dass die Löwen dadurch abgeschreckt werden können! Wann immer sie in der Nähe sind, verstecken sich die Warzenschweine im Gelände der KWS-Angestellten. Dafür überqueren sie sogar die Hauptstraße, um ja nicht das öffentliche Gelände der Post und der Banda-Schule verlassen zu müssen!

Klein Naipoki ist inzwischen der Liebling aller, besonders vergöttert wird sie von Mutara und jüngst auch von Makireti, die inzwischen mit Mutara um Naipokis Aufmerksamkeit wetteifert. Olare ist eine sehr kompetente Leitkuh, und sie ist die Beste dabei, die jungen Bullen zu bändigen. Vor allem Chemi Chemi, der nach wie vor ziemlich aufmüpfig ist und vor allem gerne die kleinen Kühe besteigt! Kibo und Kandecha verbringen Stunden mit ihrem Krafttraining. Sie sind beste Freunde bis zu dem Tag, an dem Kibo dummerweise versuchte, auf Kandecha aufzusteigen. Das Ganze endete in einem erbitterten Streit, und nicht einmal Olare konnte die beiden trennen, so dass die Keeper einschreiten mussten. Kibo ist zwar älter und stärker, aber Kandecha hat die längeren Stoßzähne. Und er setzte sie in diesem Fall auch ein, was Kibo zur Weißglut trieb! Chemi Chemi hat wohl ein Auge auf Kalama geworfen, denn sie ist offenbar von seiner Drängelliste gestrichen worden!

Chemi Chemi IMG_0187

Jede Änderung in der Schlafordnung sorgt für Unruhe unter den Nursery-Waisen. Kalama wurde in einen der neuen Ställe mit Chemi Chemi untergebracht, und im nächsten Abteil schlafen nun Naisulu und Kitirua. Kalama hängt jedoch immer noch sehr an ihrem alten Schlaflager und rennt jeden Abend zuerst dorthin, bevor sie sich in ihren neuen Stall begibt. Dort hält sie für einen Moment inne, um sicher zu gehen, dass Chemi Chemi in seinem Kompartiment ist. Erst dann geht sie hinein. Nebenan teilen sich Naisula und Kititua einen Stall, auch wenn das besonders zur Fütterungszeit schwierig ist, so dass die Keeper sie dann kaum trennen können. Es zeichnet sich also ab, dass die beiden demnächst noch einmal umgesetzt werden müssen. Die Nursery-Elefanten sind immer sehr besitzanzeigend, wenn es um ihre Milchration geht (in der Wildnis teilt auch kein Elefantenbaby das Gesäuge seiner Mutter). Sogar die kleine Naipoki toleriert niemanden in der Nähe ihrer „Fütterungsdecke“. Für jeden Elefant wird zur Fütterung eine Decke aufgehängt, unter der die Flasche heraus geschoben wird und an der sie ihren Rüssel beim Saufen ablegen können. Diese Decke ist heilig, und sollte es ein Warzenschwein wagen, zu dicht heran zu kommen, wird es umgehend verjagt.

Warthog encouter eles at w. hole (1)

Ishanga ist immer noch „quengelig“ – ein Anzeichen für ihr seelisches Leiden nach dem Verlust ihrer Elefantenfamilie. Diese Wunden heilen nur sehr langsam. Dummerweise war sie so leichtsinnig, eines Mittags an der Suhle nach Chemi Chemis Milchflasche zu greifen, und die Strafe folgte stehenden Fußes! Chemi Chemi ließ seine Flasche zurück, und jagte sie bis hin zu den Keepern. Und selbst in deren Anwesenheit gelang es ihm, sie mit solcher Kraft hin zu schubsten, dass sie sich mehrfach überschlug! Zweifellos wird sich Ishanga beim nächsten Mal gut überlegen, ob sie sich wieder an seiner Milch vergreift!

Klein Naipoki ist ein echter Charakterkopf, und ihre Zuneigung gegenüber Keeper Mishack ist nicht zu übersehen. Wann immer Mishack Dienst hat, klebt sie an seiner Seite. Sie „spricht“ sogar mit ihm in merkwürdigen Elefantenlauten, und bettelt um seine Hand, damit sie daran saugen kann. Sie ist einer der großen Nursery-Lieblinge, die auch die Herzen aller mittäglichen Besucher erobert hat. Aber nicht nur diese, sondern auch die der Keeper, denn sie ist sehr intelligent, ein Freigeist und hat eine unglaublich gewinnende Art. Am Schlammbad schlendert sie entlang der Absperrung, so dass alle sie streicheln können, und sie hatte sichtlich Spaß dabei. Wie auch immer – diese Popularität hat auch Neider, und in diesem Fall ist es Sities, die bisher im Zentrum aller Aufmerksamkeit stand! Sities versteckt ihre Missgunst überhaupt nicht, aber alle anderen – sogar Chemi Chemi – waren und bleiben dem Neuzugang Naipoki gewogen.

Mutara next to her favourite baby, Naipoki IMG_0231

Freitags ist immer „Kokos-Tag“, das heißt alle Waisen werden mit Kokosnussöl eingerieben. Was nach einer Wohltat klingt, würden Naisula, Kitirua und Ishanga lieber meiden. Nach der „Ölung“ kratzen sich die die Waisen immer ausgiebig an den Bäumen, offenbar kitzelt die durchblutete Haut nach der Behandlung. Aber das Öl hält die Haut geschmeidig und enthält die richtigen Fettsäuren. Trotz allem wälzen sie sich am Freitag alle immer besonders lange im Schlamm.

Die Abwehrtaktik des “Büsche-Klopfens“ wurde in diesem Monat nur selten beobachtet – bis zum Monatsende, als die Löwen auftauchten. Die ansässige Impala-Herde ist immer eine willkommene Partie, die von den Waisen durch das Gelände gejagt wird – mit Olare an der Spitze. Sities jagt am liebsten die Eichhörnchen, die zur Mittagszeit im Busch immer um die Keeper herum sitzen, in der Hoffnung, etwas zum Naschen abzubekommen. Nur hatte Sities nicht damit gerechnet, dass eines der Eichhörnchen ihr plötzlich buchstäblich zwischen die Beine schoss, und sie verlor vollkommen die Nerven. Der Schock endete in „Massen-Büsche-Klopfen“, einer Art und Weise, ungebetenen Eindringlingen zu sagen, dass sie hier nicht erwünscht sind.

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe:

Mit dem neuen Jahr machten 29 Elefantenwaisen den endgültigen Schritt zurück in die Wildnis und reihten sich in die wilde Herde aus Tsavos Norden ein: Yatta (die Hauptleitkuh), unterstützt von Nasalot, Mulika und Kinna, als auch die Junior-Leitkühe, die oftmals noch kleine Splittergruppen anführen – Wendi, Loijuk, Sunyei, Galana, Naserian, Sidai, Lualeni, Lenana, Makena und Chyulu. (Ol Malo wurde schon lange nicht mehr gesehen. Allerdings war sie schon immer sehr unabhängig, wenngleich auch ziemlich zerbrechlich. Sie verbrachte seit eh und je viel Zeit mit wilden Freunden oder ganz allein, aber momentan fehlt uns jegliches Lebenszeichen.) Auch die verwaisten Jungbullen Napasha, Taita, Ndomot, Madiba, Buchuma, Rapsu, Challa, Kenze, Kamboyo, Zurura, Orok, Tomboi und Kora gehören dieser Gruppe an.

meibai, kenze & loijuk

Meibai, der objektiv gesehen noch ein Junior ist, pendelt zwischen den Großen und Kleinen hin und her. Weggelockt wird er regelmäßig von Galana, die ihn vergöttert. Erst am 12. Januar brachte sie ihn zurück zur Gruppe, die noch von den Keepern betreut wird. Er kam an diesem Abend mit Galanas Splittergruppe (Naserian, Sidai und Sunyei), und weil er immer noch Milch braucht, brachten ihn die Keeper zurück in den Stall mit Kilaguni, Sabachi, Suguta, Melia, Ithumbah, Chaimu und Tumaren. Galana und die anderen Ex-Waisen wollten Meibai partout nicht zurücklassen und stürmten sogar den Stall, um ihn wieder heraus zu holen! Am Ende setzten sich jedoch die Keeper durch, und brachten Galana und Co. zurück ins Freie, wo sie sich die ganze Nacht aufhielten und warteten. Meibai blieb bis zum 25. Januar bei den Keepern und dem Rest der Junior-Gruppe, bis er von der cleveren Galana wieder weggeschmuggelt wurde.

kilanguni & ithumbah.

Alle Ex-Waisen kamen am frühen Morgen des 3. Januars ins Stallgelände und grasten zwei Stunden lang mit den Kleinsten, bevor sie sich wieder abseilten. Allerdings blieb Nasalot als Babysitter zurück. Nasalot himmelt Kilaguni an und somit ist diese Aufgabe für sie eher ein Vergnügen als lästige Pflicht. Wendi hat sich Ithumbah als Schützling auserkoren, und Galana bemuttert Meibai, wo es nur geht. Die Splittergruppen haben sich in diesem Monat oft mit den Jüngsten getroffen. Am Nachmittag des 9. und am 17. kamen Nasalot, Wendi, Galana, Sunyei und Tomboi gegen 10 Uhr morgens mit einem wilden Freund im Schlepptau und blieben bis nach dem obligatorischen Schlammbad am Mittag. Am 21. Januar brachte Naserian eine der Splittergruppen zu der Stelle, an der die Jüngsten grasten, mit dabei waren Lualeni, Kora und ein wilder Jungbulle. Schon am nächsten Tag kam Galana mit 11 Ex-Waisen zum Saufen ins Stallgelände, und am 24. war sie mit 17 Gefährten zum Grasen zurück. Als die Gruppe wieder ging, blieb Galana noch den ganzen Tag bei den Kleinen und brachte sie abends zu den Ställen zurück. Mit Anbruch des nächsten Tages war sie zurück und verbrachte wieder den ganzen Tag mit den Jüngsten. Allerdings hatte sie das wohl alles gründlich geplant, denn am Nachmittag beim Grasen schlich sie sich mit Meibai davon, ohne dass die Keeper etwas bemerkten! Die Keeper sind fest davon überzeugt, dass Galana völlig berechnend gehandelt hat, um ihren geliebten Meibai zu kidnappen!

wendi & ithumbah drinking water

Am 27. Januar war Wendi mit ihrer Splittergruppe und zwei wilden Bullen zurück, sie kamen zum Saufen an die Ställe. Tags darauf, am 28., nutzte eine wilde Familie die Stalltränke. Der kleine Trupp bestand aus einer Elefantenmutter mit ihren drei Jungtieren: zwei Bullen (3 und 6 Jahre) und einer 9-jährigen Kuh. Die vier waren sichtlich entspannt und wälzten sich sogar genüsslich in der Mini-Suhle auf dem Gelände. Es ist noch gar nicht so lange her, dass sich wilde Herden ins Stallgelände wagen, und bedeutet einen großen Meilenstein. Es zeigt, dass wilde Elefanten wieder die Region bevölkern, die sie vor 30 Jahren aufgrund der heftigen Wilderei in den späten 1970ern, 80ern und 90ern verlassen hatten. Unsere Waisen sind definitiv mitverantwortlich dafür, dass sich die wilden Elefanten zurück wagen.

Im Laufe des Monats hatten sich Challa, Ndomot und Yattas wilder Rekrut Mgeni von der Herde abgeseilt und wurden viele Tage lang nicht gesehen. Umso erleichterter waren die Keeper, als Challa am 29. zusammen mit Wendi, Loijuk, Rapsu, Galana und Meibai auftauchte. Von Ndomot und Mgeni fehlt allerdings immer noch jede Spur, aber mit größter Wahrscheinlichkeit haben sich die beiden einer wilden Herde angeschlossen.

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Aber auch Yattas Gruppe tauchte am 11. Januar auf, begleitet von zwei ziemlich nervösen wilden Jungbullen. Die Keeper setzten sich ein wenig von der Gruppe ab, um die beiden nicht zu verunsichern. Sie alle gemeinsam – inklusive der wilden Elefanten – badeten mittags zusammen. Am 30. Januar brachten Yatta, Mulika, Kinna und Nasalot Makena, Lenana, Chyulu, Sidai und die Jungs Orok, Buchuma und Kenze mit. Begleitet wurden sie von zwei wilden Bullen, und alle verbrachten sie den ganzen Tag mit den Kleinen. Abends eskortierten sie sie noch zurück zum Stallgelände. Nur Meibai glänzte durch Abwesenheit. Offenbar genoss sie ein paar Tage Wildnis mit Galana.

Der Monat endete mit einem Besuch der Großen Yatta, Mulika, Nasalot und Kinna, die eines Abends mit Makena (die erst kürzlich in die Gruppe aufgenommen wurde), Selengai, Lenana, Chyulu, Buchuma, Taita, Orok und einem wilden Artgenossen. Nur wenige Tage verlebten die von den Keepern betreuten Waisen ohne ihre älteren Freunde. Die Trockenzeit schnallt den Gürtel jetzt wieder enger, die Bäume werfen ihre Blätter ab und alle stellen sich auf den tropischen „Winter“ ein.

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Von den jüngeren Waisen, die noch von den Keepern betreut werden, führen Ithumbah und Suguta die Gruppe an. In letzter Zeit haben sich aber auch Melia und Chaimu eingebracht. Kilaguni und Sabachi, die einzigen Bullen neben den fünf kleinen Kühen, haben viel Spaß bei ihren täglichen Raufereien und versuchen auch ihr Glück bei Meibai, wenn er in der Nähe ist. Meibai verspürt offenbar ab und an Appetit auf Milch und bekommt seinen Teil, wann immer er auf Besuch kommt. Er genießt sichtlich die Vorzüge der Wildnis gemeinsam mit Galana, zeitgleich aber auch die Annehmlichkeiten bei seiner menschlichen Ersatzfamilie. Es ist herzerwärmend zu sehen, wie groß und stark und glücklich dieser kleine Bulle geworden ist, wenn man an den Tag seiner Ankunft in der Nursery 2009 zurück denkt, als er abgemagert und schwach dem Tod nur knapp von der Schippe sprang!

Monatsbericht für die Voi-Gruppe:

Auch in Süd-Tsavo wird es immer trockener, so dass Zusatzfutter für die dort lebenden 12 Elefantenwaisen hingeschickt wurde. Auch die Ex-Waisen, die zwar nunmehr in der Wildnis leben, aber trotzdem ab und an auf eine Stippvisite kommen, bekommen davon ab. Am 8. Januar gab es ein wenig Sprühregen, und noch einmal am Monatsende, aber das war bei Weitem nicht genug Niederschlag, um die Pflanzen zum Wachsen zu bringen. Die Waisen waren noch kontaktfreudiger als sonst und es gab viele Interaktionen mit Mitgliedern aus Emilys Gruppe und auch zu wilden Herden, denen sie unterwegs im Busch begegneten. Eine sehr freundliche kleine Elefantenfamilie, die schon in der Vergangenheit öfter auf dem Stallgelände war, kam am 11. Januar nach langer Pause zum Saufen zurück an die Tränke.

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Am 16. trafen unsere Schützlinge auf eine wilde Herde, und Wasessa hätte gerne noch mehr Zeit mit ihnen verbracht. Allerdings warteten die Milchflaschen an der Suhle auf die Waisen, und die hatten für den Rest der Gruppe eindeutig Priorität! Auch am 18. Januar war die Gruppe mit wilden Artgenossen zusammen, und Wasessa und Siria konnten die Augen nicht von einem kleinen wilden Kälbchen in der Gruppe lassen. Kenia aber schlug sie um Haaresbreite und nahm kurz mit dem Baby Kontakt auf, bis die wilde Mutter einschritt und ihren Nachwuchs zurückverlangte, denn ihr war das große Interesse der drei Waisen nicht entgangen! Am 21. Januar schließlich brachte die wilde Leitkuh Catherine ihre Familie zur Stalltränke. Catherine war eine Freundin der einstigen Leitkuh Eleanor, und selbst Daphne hatte die beiden einmal verwechselt, was mit einem gebrochenen Bein endete. Catherines wilde Babies spielten mit unseren Waisen, so lange, bis Lesanju sie davon jagte. (Lesanju ist nicht sehr gesellig, sei es mit den Ex-Waisen oder wilden Elefanten. Vielleicht hat sie Angst, ihre Schützlinge an eine andere Gruppe zu verlieren. So passierte es ja zum Beispiel mit Siria, die 2009 von einer wilden Herde entführt wurde.) Catherine kennt unsere Waisen schon lange, hatte sie doch Eleanors Gruppe übernommen, als diese zum ersten Mal trächtig war und die Gruppe in Catherines Obhut ließ, als die Geburt nahte. Sie wollte ihr Kälbchen fernab von den Menschen zur Welt bringen, damit es ihr niemand wegnehmen konnte – so wie es selbst die Elefanten untereinander manchmal tun!

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Emilys Gruppe kam in diesem Monat recht häufig zu Besuch. Das erste Mal, am 2. Januar, entdeckten die Keeper Mweyas geschwollenes Gesäuge, ein relativ deutliches Indiz für eine Trächtigkeit. Mweya ist ein Elefant aus Uganda, die Anfang 2001 im Queen Elizabeth Nationalpark gefunden und im Alter von nur einem Monat in die Nairobi-Nursery kam. Inzwischen ist sie zwar schon 10 Jahre alt, aber vielleicht noch ein wenig zu jung, um schon Mutter zu werden. Wir hoffen, dass sie ihren Nachwuchs erst zur Welt bringt, wenn sie 11 oder besser noch 12 Jahre alt ist. [Elefanten haben eine Trächtigkeitsdauer von ca. 22 Monaten. Anm. d. Übers.]

Etwa zwei Wochen später kam Mweya allein, um die Waisen zum südlichen Ende von Mazinga Hill zu führen. Dort stieß Lolokwe aus Emilys Gruppe hinzu, die etwas weiter weg grasten. Siria kam in den Genuss eines Trainingskampfes mit Big Boy Lolokwe, der inzwischen 12 Jahre alt ist. Er war ebenfalls erst einen Monat alt, als er im August 1999 in die Nursery kam. Siria war sehr stolz, wie freundlich Lolokwe mit ihm umging.

Orphns drinking (2)

Joseph Sauni, Chef-Keeper in Voi, traf Emily und 11 weitere Waisen am 19. Januar auf ihrem Weg zurück zu den Ställen. Dabei stellte er fest, dass Emily eine böse Wunde an ihrer Schulter hatte, die vermutlich von einem „Panga“ [einem Buschmesser] oder einem Speer stammte. Und Irima lahmte heftig. Die Keeper eskortierten die Ex-Waisen zum Stallgelände, wo sie Emilys Wunde behandelten. Für Irimas Bein konnten sie vorerst nichts tun, da sie sich nicht untersuchen lassen wollte. Allerdings geht es ihr inzwischen deutlich besser, so dass wir von einer Verstauchung ausgehen.

Die Ex-Waisen und die meisten wilden Herden des südlichen Parks verlassen um diese Jahreszeit wieder mehr und mehr das Parkgelände, um auf den benachbarten Farmen ihr Futter zu suchen. Offenbar sind sie dabei auf Widerstand durch Menschen gestoßen, die für die Wildtiere nur wenig übrig haben. Emily und ihre Gruppe wurden mit Kraftfutter versorgt, in der Hoffnung, dass man sie dadurch noch ein wenig länger in der Nähe halten konnte, um Emilys Schulter und Irimas Bein überwachen und gegebenfalls behandeln zu können. Am nächsten Morgen waren sie wieder am Stall, während Lesanju ihre Gruppe lieber in die entgegengesetzte Richtung führen wollte!

Während eines Routinestreifgangs am 28. Januar trafen die Keeper auf Ex-Waise Solango, der sich schmerzverzerrt in Richtung Stallgelände schleppte. Er lief buchstäblich nur noch auf drei Beinen und konnte seinen verletzten Lauf nicht einmal aufsetzen. Die Keeper begleiteten ihn langsam nach Hause und brachten ihn in Emilys altem Stall unter, so dass man seine offenbar ernste Verletzung in Ruhe untersuchen konnte. Er war wohl schon lange unterwegs, und nachdem er gesoffen und ein wenig gefressen hatte, war er so erschöpft, dass er sich hinlegte und für die nächsten 24 Stunden schlief!

Solango is admitted in the stockd for medication (7)

In der Zwischenzeit haben wir uns den Rat verschiedener Tierärzte in Nairobi und den unserer Homöopathin Lesley Suter eingeholt, da wir von einem Knochenbruch ausgingen. Man kam zur Übereinstimmung, dass vorerst nichts unternommen werden sollte, außer Solango möglichst ruhig zu stellen, und den natürlichen Heilungsprozess zu unterstützen. Schmerzbehandlung war nicht wirklich eine Option, da er dann sein verletztes Bein mehr belasten würde als nötig. Pflanzliche Heilmittel und eine Bachblütentherapie wurden eingeleitet, und jetzt hoffen wir, dass es ihm bald besser geht. Die Tatsache, dass Solango wusste, wo er Hilfe finden würde, bestätigt uns in der Annahme, dass unsere ausgewilderten Waisen sich uns in einer Notlage immer anvertrauen, und das stimmte uns sehr glücklich.

Am 23. Januar gab es eine besondere Überraschung für Dida, Taveta und Ndii, denn die Kindermädchen von Baby Eve – Sweet Sally und Mweya – erlaubten ihnen, mit Emilys wildem Nachwuchs zu spielen. Alles ging gut, bis Siria hinzu stürzte und die Babysitterinnen ihren Schützling abzogen. Die jungen Kühe verfolgten Eves Fährte in der Hoffnung, dass sie zurückkäme. Aber das Gegenteil war der Fall, sie drehte sich sogar um und drohte ihnen! Offenbar war sie von all der plötzlichen Aufmerksamkeit ein wenig überrumpelt. Am 25. gab es den nächsten Höhepunkt, als die Big Boys Lolokwe, Burra und Laikipia den Nachmittag mit den Waisen verbrachten. Siria gewährten sie ein schattiges Plätzchen als es um die Mittagszeit sehr heiß wurde. Lesanju und die kleinen Kühe hielten sich aus Angst, bestiegen zu werden, in sicherer Entfernung, und Lesanju war sichtlich erleichtert, als ihr die Bullen auf dem Rückweg zu den Stallungen, wo die Milch und das Bad warteten, nicht nachkamen. Die drei Big Boys gingen offenbar zu Emilys Gruppe zurück, denn die gesamte Herde kam am Abend noch einmal auf einen Abstecher ins Stallgelände zurück.

Bura (2)

Am 26., als Siria sich gerade mit dem 10-jährigen Mpala balgte, kam Emilys Gruppe noch einmal. Bei dieser Gelegenheit entschloss sich Siria, mit den Großen mitzugehen, und alles Rufen seitens der Keeper brachte ihn nicht zurück. Der Ruf der Milchflasche zeigte dagegen Wirkung, und so war er mittags wieder zurück beim Rest der Herde! Einen Tag später kam Laikipia allein und führte die Jüngsten zum Grasen in Richtung KWS Hauptquartier. Er blieb für drei Stunden bei ihnen, bevor er zu Emilys Gruppe zurückkehrte. Schon am nächsten Tag war er zurück, dieses Mal in Begleitung von Burra. Die beiden Ex-Waisen verbrachten den ganzen Morgen mit den Jüngsten, und ließen Mzima, Shimba und Siria freien Lauf bei einer wilden Rauferei. Als Burra sich verabschiedet hatte, brachte Laikipia die Waisen zurück zum Stall, wo sie ihre Milch bekamen und sich im Schlamm suhlten. Anschließend begab er sich wieder zu seiner Gruppe.

Mzima scratching up

Am 31. Januar fielen seichte Regenfälle und sorgten somit für ein wenig Abkühlung. Allerdings reichte der Niederschlag lediglich für eine ausgelassene Stimmung unter den Keepern und ihren Schützlingen! Am Monatsende ging es Solangos Bein schon sichtlich besser, er konnte seinen Fuß wieder aufsetzen, so dass er sich ausgiebig an dem großen Felsen im Stallgelände scheuern konnte. Die Gesellschaft der Waisen scheint ihm sehr zu gefallen, und sie besuchen ihn immer morgens vor und gleich abends nach ihrem Tag im Busch. Wir hoffen, dass er bald wieder ganz der Alte ist.