Die Rettung von Alamaya

Am späten Nachmittag des 17. März 2015 erhielt Angela einen Anruf von KWS-Veterinäroffizier Dr. Limo, dem Chef der vom DSWT finanzierten mobilen Tierarzt-Einheit in der Maasai Mara. Er berichtete von einem verwaisen Elefanten im Purungat-Gebiet bei der Mara-Brücke, innerhalb des Maasai Mara Schutzgebiets. Die Wildhüter des Mara Schutzgebiets beobachteten das Kuhkalb schon eine Weile und es schien nun klar zu sein, dass es allein ist, denn es war sogar schon von Hyänen angegriffen worden. Das Schicksal ihrer Herde und ihrer Mutter und warum sie alleingelassen wurde, bleibt im Dunkeln.

Alamayas erster Tag

 

Da es schon spät war, organisierte Angela umgehend eine Rettungsaktion – wohl wissend, dass das Kalb noch eine Nacht draußen bei den Raubtieren der Mara möglicherweise nicht überleben würde. Das DSWT-Team brach eilig von Nairobi aus auf, während die mobile DSWT/KWS-Tierarzt-Einheit der Mara mit Dr. Limo dorthin fuhr, wo das Kalb zuletzt gesehen worden war. Da die Zeit knapp wurde und es keine Elefanten in der Nähe gab, fingen die Mitglieder der mobilen Tierarzt-Einheit zusammen mit den Wildhütern des Mara Schutzgebiets das ungefähr 14 Monate alte Kuhkalb ein. Das war gar nicht so einfach, denn obwohl das Kalb verletzt war, war es noch erstaunlich kräftig. Das Team bewältigte diese Herkulesaufgabe und konnte das Kalb festbinden und auf den Tierarzt-Landcruiser laden. Es wurde zum Serena-Flugfeld gefahren und dort warteten alle auf die Landung des Rettungsflugzeugs mit den DSWT-Keepern.

Ankunft in der MaraDas Tierarzt-Team mit dem Kalb auf der Ladefläche
Das Kalb im FahrzeugDie Matratze wird vorbereitet und das Kalb versorgt
Da es schon dämmerte, war es wichtig, dass der kleine Elefant zum Abflug bereit war, sobald das Flugzeug gelandet war. Um 18:30 Uhr war es soweit und alle fassten mit an, um das Kalb sicher vom Tierarzt-Fahrzeug in das Flugzeug zu laden, bevor die Sonne unterging. Andernfalls hätten alle über Nacht bleiben müssen, da der Wilson-Flughafen in Nairobi um 20 Uhr schließt. Das kam aber für das schon eingefangene Waisenkalb nicht in Frage und alle arbeiteten hart, sodass das Flugzeug bereits um 19 Uhr mit dem im Laderaum gesicherten Kalb abheben konnte. Nach einem 55-minütigen Flug landete das Flugzeug in der Dunkelheit am Wilson-Flughafen. Das Kalb war während des Fluges ruhig geblieben. Bei genauerer Untersuchung stellten wir fest, dass ihr Hinterteil angebissen worden war; ihre Genitalien waren verwundet und ihr Schwanz komplett abgebissen. Ihre Rettung kam gerade noch rechtzeitig.

Das Kalb auf der MatratzeDer Rüssel des Kalbs
Das Kalb wird aus dem Auto geladenSonnenuntergang beim Abflug
Auf dem HeimwegLandeanflug auf den Wilson-Flughafen
Um 20:30 Uhr kam dieser wunderbare kleine Elefant in der Sicherheit des Waisenhauses an. Die 33 hier lebenden Waisen tröteten ihr zur Begrüßung zu. Obwohl es schon dunkel war, begannen wir noch, ihre furchtbaren Wunden zu reinigen und zu behandeln. Wir untersuchten auch, wie schlimm es wirklich war: Obwohl ihr Genitalbereich schlimm zugerichtet war und viel abgebissen worden war, hatte sie keine Probleme beim Urinieren. Ihr Schwanz war vollständig abgebissen, doch ihr Rektum war glücklicherweise unbeeinträchtigt. Nach der Behandlung halfen wir ihr auf die Beine und immerhalb einer Stunde soff sie frisches Wasser und fraß frisches Grün.

Das Kalb wird ausgeladenDas Kalb wird in den Pickup gelegt
Das Kalb im Pickup des DSWTNächtliche Ankunft im Waisenhaus
Das Kalb wird ins Gehege gebracht und behandeltDie von den Hyänen verursachten Verletzungen
Es dauerte bis zum frühen Morgen, bis sie sich langsam an ihren Keeper herantraute, um etwas Milch aus der Flasche zu trinken. Schon am Ende ihres ersten Tages war sie aber richtig auf den Geschmack gekommen und trank ihre Flaschen-Milch genüsslich. Bald nuckelte sie auch schon an den Fingern der Keeper. Auch ihr Gehegenachbar Ziwa hatte großen Einfluss darauf, dass sie sich sehr schnell beruhigte und sie genoss es sehr, endlich wieder Elefantengesellschaft zu haben.

Wir haben sie Alamaya genannt, was das Maa-Wort für „mutig“ ist. Sie wurde in der Nähe von Boromokos Rettungsort gefunden, hat ein ähnliches Gesicht, mit deutlich hervorstehenden Augen und wunderschönen Wimpern. Sie ist auch genauso liebevoll und umgänglich und hat sich erstaunlich schnell im Waisenhaus eingelebt. Wir können uns gut vorstellen, dass sie mit dem kleinen Boromoko verwandt ist, denn die beiden haben ein sehr ähnliches, ungewöhnliches Aussehen und wurden in genau der gleichen Gegend gerettet.

Alamaya in ihrem GehegeOltaiyoni begrüßt Alamaya
Alamaya kommt aus ihrem GehegeAlamaya wird von den Anderen begrüßt
Ihre Wunden werden weiterhin regelmäßig gereinigt und mit grüner Tonerde bedeckt, damit sie sich nicht infizieren. Es dauerte nicht lange, bis wir Alamaya zu den anderen Waisen lassen konnten, und das gefiel ihr sehr. Sie genießt es, endlich wieder eine liebende Elefantenfamilie um sich zu haben und die Waisenhaus-Babys nahmen dieses kleine Mädchen wirklich herzlich in Empfang und überschütteten sie mit ihrer Aufmerksamkeit. Fast umgehend lernte sie den üblichen Tagesablauf von den Anderen und ohne zu zögern und ohne Unsicherheiten hat sich Alamaya eingelebt und erscheint schon fast wie ein alter Hase.

Alamaya im WaldOltaiyoni mit Alamaya
Barsilinga, Alamaya, Suswa und LemoyianOlsekki, Alamaya und Oltaiyoni
Wir sind allen in der Mara, die diese zeitkritische Rettung möglich gemacht haben, außerordentlich dankbar. Viele Menschen haben so viel beigetragen und sie ist heute nur dank all ihrer Bemühungen am Leben, denn eine weitere einsame Nacht in der Mara hätte sie wohl nicht überlebt. Alamaya hat noch eine lange Reise vor sich, bis ihre physischen und psychischen Wunden geheilt sein werden, doch sie ist ein mutiges kleines Mädchen. Sie ist glücklich, eine zweite Chance bekommen zu haben, und wir sind guten Mutes, dass sie sich vollständig erholen wird.

(übersetzt aus dem englischen Original)

 

 

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Alamaya's first day walking in the woods

 

 

Die Waisen mit Alamaya im BuschAlamaya mit den Anderen im Wald
Draußen im Busch
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