Die Rettung von Barnoti

Barnoti verlor seine Mutter zu einer Zeit, in der er trotz allem beste Überlebenschancen hatte – nur um in der jetzigen harten Dürre doch noch in Lebensgefahr zu geraten.

Im April 2019 freute sich in Amboseli die BC-Familie, wie sie beim Amboseli Trust for Elephants (ATE) bekannt ist, über Zuwachs: ein kleines Baby von Bouenza, einer der bekanntesten Kühe der Region um den Nationalpark. Sie war 1992 geboren worden und Mutter von mehreren Kälbern, darunter zwei Töchter, die sie über die Jahre hinweg begleiteten. Diese wunderbare kleine Familie musste sich riesig gefreut haben über den kleinen Bullen, den Bouenza zur Welt gebracht hatte, und der vom ATE Barnoti genannt wurde.

Leider starb aber Bouenza im November 2020, offenbar eines natürlichen Todes. Barnoti war zu dem Zeitpunkt erst 19 Monate alt – eigentlich zu jung, um ohne Mutter überleben zu können. Aber die sonstigen Umstände hätten nicht günstiger sein können: es hatte gerade jede Menge Regen gegeben, und es gab Futter im Überfluss, genug, um die fehlende Milch seiner Mutter zu ersetzen. Und natürlich hatte er auch noch seine zwei älteren Schwestern, die sich liebevoll um ihn kümmerten.

In der zweiten Jahreshälfte 2021 verschlechterte sich die Situation aber zunehmend, denn es gab kaum Regen, als eigentlich Regenzeit hätte sein sollen, und das Futter für die Elefanten wurde schnell knapp. Für alle Arten von Wildtieren begann der tägliche Überlebenskampf – für ein so kleines Kalb wie Barnoti natürlich eine umso schwierigere Situation. Nach einigen Wochen magerte er zusehends ab, und schließlich war er zu schwach, um noch mit seiner Familie mithalten zu können. Am 19. Oktober traf der Vorsteher des Natioalparks Barnoti ganz allein an, und er sah sehr mitgenommen aus. Er benachrichtigte sofort die Mitarbeiter des ATE, die wiederum den Sheldrick Wildlife Trust (SWT) zu Hilfe riefen, um eine Rettungsaktion zu starten.


Dort wurden sofort alle nötigen Vorbereitungen getroffen, während die Leute des ATE zusammen mit der mobilen Tierarzteinheit von SWT und Kenya Wildlife Service Barnoti vor Ort beobachteten, damit er nicht in der Wildnis oder in einem Sumpfgebiet verschwand. Als das Rettungsflugzeug gestartet und nur noch eine halbe Stunde von Amboseli entfernt war, fingen sie ihn schließlich ein und brachten ihn schon einmal zum Flugfeld.

 

 

 

 

 

Es war keine einfache Rettung, denn mit zweieinhalb Jahren ist Barnoti kein wirklich kleiner Elefant mehr! Mit vereinten Kräften wurde er aber schließlich sicher im Flugzeug verstaut und war auf dem Weg nach Nairobi. Peter, einer der erfahrensten Keeper des SWT, war mit dabei und beruhigte den kleinen Bullen während des Fluges. Am Nachmittag kamen sie wohlbehalten im Waisenhaus an.

 

 

 

Die Dürreopfer unter den Elefantenwaisen müssen häufig lange um ihr Überleben kämpfen, und so stellten sich die Mitarbeiter des SWT auf eine schwierige Zeit bei Barnoti ein. Er gewöhnte sich aber zumindest sehr schnell ein. Die anderen freuten sich wie immer über das neue Mitglied der Herde und drängelten sich vor seinem Gehege. Barnoti, der ein aufgeschlossener kleiner Bulle zu sein scheint, begrüßte sie freundlich und wollte sie gleich hinaus in den Wald begleiten. Zu Beginn war er aber noch sehr schwach und musste erst wieder zu Kräften kommen. Trotzdem war es natürlich ein gutes Zeichen, dass er sich den anderen anschließen wollte.

 

 

 

 

 

 

Der kleine Barnoti hat in seinem Leben schon viele Höhen und Tiefen erlebt. Noch ganz jung verlor er seine treusorgende Mutter, und man kann sich kaum vorstellen, wie schwierig es für seine Schwestern gewesen sein muss, ihn zurückzulassen. Aber er hat sich durchgebissen, und nun hat er wieder eine Familie und kann hoffungsvoller in die Zukunft schauen. Inzwischen ist er auch ein vollwertiges Mitglied der Waisenherde geworden. Er hat sich schon Mukkoka, der inzwischen ein ganz stattlicher junger Bulle ist, als großes Vorbild genommen. Und besonders gut angefreundet hat er sich mit dem kleinen Taabu, der selbst erst seit wenigen Monaten im Waisenhaus lebt.

      
Übernehmen Sie jetzt eine Patenschaft für Barnoti?
(übersetzt aus dem englischen Original; alle Bilder © Sheldrick Wildlife Trust)