Am 6. Juli kontaktierte Richard Bonham von der Big Life Foundation Angela wegen eines verwaisten Elefanten, von dem ihm von den Narraengolo im Chyulu-/Amboseli-Gebiet berichtet wurde. Ein Wildhüter von Big Life, der gerade außer Dienst, aber in der Nähe war, bestätigte die Berichte und Craig Miller von Big Life schickte Scouts in die Gegend, in der es zuletzt gesehen worden war. Sie fanden ein sehr kleines, abgemagertes Kalb vor, ohne dass irgendwelche anderen Elefanten in der Nähe zu sehen gewesen wären. Bis heute ist nicht klar, warum es verlassen worden war.
Nach einer kurzen Beratung mit dem Kenya Wildlife Service beschlossen die Mitarbeiter bei Big Life, das Waisenkalb zu retten, da es noch sehr jung war. Sie sprachen mit Angela ab, dass es vom Mbirikani-Flugfeld in den Ebenen unterhalb der Chyulu-Berge abgeholt werden sollte, das dem Rettungsort am nähesten liegt. Diese Gegend ist Teil des Gemeindelands der Massai, und dort, entlang des Korridors zwischen den Nationalparks Amboseli und Chyulu Hills, befinden sich viele ihrer Anwesen. Glücklicherweise sind die Bemühungen zum Schutz der Wildnis dort auf sehr fruchtbaren Boden gefallen, und im Großen und Ganzen funktioniert das friedliche Zusammenleben von Wildtieren und Hirten dort recht gut. Trotzdem kommt es gelegentlich zu Konflikten, und manchmal werden Elefanten als Reaktion auf Zwischenfälle mit Speeren angegriffen.
Als das Rettungsteam vom DSWT in Chyulu Hills landete, fand es ein kleines, etwa fünf Monate ales Kuhkalb vor, das offenbar schon etliche Tage ohne ihre Mutter hatte auskommen müssen, bevor es entdeckt worden war – darauf deutete jedenfalls ihr abgemagerter Zustand hin. Sie war extrem ausgetrocknet und bekam sofort etwas Milch und Flüssigkeit. Dann machte sich das Team zusammen mit einigen interessierten Gemeindemitgliedern, die sich inzwischen angesammelt hatten, daran, sie auf den Rückflug nach Nairobi vorzubereiten. Sie legten sie auf die Rettungsmatratze, banden ihre Beine fest und deckten sie mit einer Decke zu. Nachdem sie im Flugzeug verstaut worden war, bekam sie sofort eine Infusion, die ihr half, den 45-minütigen Flug zu überstehen.
Bei ihrer Ankunft im Waisenhaus wurde sie in einen warmen Stall neben dem von Ambo, einem anderen geretteten Babyelefanten aus Amboseli, gebracht. Beruhigt von einem Keeper, weichem Heu und einer herunterhängenden Decke begann sie sofort, von dem vielen Grün zu fressen, das für sie geschnitten worden war. Für einen so jungen Waisen ist das etwas ungewöhnlich, aber offenbar konnte sie, in der Wildnis auf sich allein gestellt, nur überleben, indem sie von der Vegetation fraß. Sie war erschöpft und schnell legte sie sich ins Heu und schlief tief und fest. Sie wusste nun, dass andere Elefanten um sie herum waren, denn inzwischen waren die anderen Waisen für die Nacht nach Hause zurückgekommen. Wir haben sie Esampu genannt, ein Massai-Wort, das Licht und Schatten bedeutet und auch der Name der Gegend ist, aus der sie gerettet wurde. Warum Esampu ihre Familie verloren hat, bleibt ungeklärt, aber möglicherweise war der Mensch-Wildtier-Konflikt die Ursache.
Wir haben es geschafft, in den folgenden Tagen ihren Gesundheitszustand und ihre Verdauungstätigkeit zu stabilisieren, und als ihre Kräfte langsam zurückkehrten, konnte sie auch die anderen Babys in den Wald begleiten, zusammen mit ihren neuen besten Freunden Tamiyoi und Pare. Esampus Rettung war ein voller Erfolg, und da sie ein fröhliches Mädchen ist, hat sie sich schnell eingelebt. Sie frisst gut, sowohl ihre Milch als auch Grünfutter, und so ging es ihr schnell sehr viel besser. Sie liebt die Gesellschaft der anderen Elefanten und genießt es auch, mit ihrer menschlichen Familie zu spielen.