Gegen Mittag am Mittwoch, den 27. März 2013, rief Cynthia Moss vom Amboseli Elefanten-Trust (ATE) in der Nairobi-Nursery des David Sheldrick Wildlife Trusts (DSWT) an. Cynthias Team in Amboseli hatte just an diesem Morgen nicht weit entfernt von ihrer Forschungsstation ein etwa einjähriges, verlassenes Kälbchen entdeckt. Bei näherer Betrachtung fiel ihnen die Albino-Färbung, das ungefähre Alter und Geschlecht auf. Es handelte sich tatsächlich um Jasiri, den wunderhübschen Sohn von Jemima, Leitkuh der JB-Familie, die seit Jahren vom ATE beobachtet wurde. Er wurde im Dezember 2011 geboren und war das allererste Albino-Kälbchen in Amboseli, in den 40 Jahren seit der ATE die hiesigen Elefanten studierte.
Ein Jahr nach Jasiris Geburt, folgte an Weihnachten 2012 die Tragödie, als der ATE Jemimas Leiche fand. Man hatte angenommen, dass sie von Wilderern erschossen wurde, obwohl ihre Stosszähne noch intakt waren. Jemimas Tochter Jalila, eine Enkelin in Jasiris Alter und Jasiri selbst waren seither verschwunden. Nach mehreren Monaten vergeblicher Suche, hatten alle die Hoffnung aufgegeben, sie jemals lebend wieder zu sehen.



Der schicksalhafte Tag folgte drei Monate später, als Jasiri (Kiswahili für „mutig“), allein im Park auftauchte, etwa 20 Kilometer von der Stelle, an der seine Mutter gestorben war. Es wird angenommen, dass Jasiri überlebt hatte, weil er vor dem Tod seiner Mutter entweder in sehr guter körperlicher Verfassung war und es zu dieser Zeit ausreichend Futter in Amboseli gab oder, dass Jasiri zwischenzeitlich von einer anderen laktierenden Elefantenkuh angenommen worden war und er genug Milch zum Überleben bekommen hatte. Denn unserer Erfahrung nach ist die Wahrscheinlichkeit geradezu Null, dass ein Elefant in diesem Alter sechs Wochen ohne Milch überlebt. Aber wir wissen auch alle, dass manchmal noch Wunder geschehen.
Als die Nachricht aus Amboseli eintraf, bewaffnete sich das Rettungsteam in Nairobi sofort mit Ersatzmilch und Notfallmedikamenten und machte sich auf den Weg zum Wilson-Airport in Nairobi. Sie kamen um 13:30 Uhr an, wurden freundlich von den Mitarbeitern der Fluggesellschaft begrüßt, die bereits alles organisiert hatte und gingen an Bord des wartenden Flugzeugs. Es ging in Richtung Amboseli Nationalpark südwestlich von Nairobi; ein Sturm verdunkelte den Himmel im Osten und dicke Wolken verdeckten die Sicht auf die Erde. Aber nach ca. 30 Minuten setzte das Flugzeug zur Landung an und surrte über die flachen, grünen Ebenen von Amboseli, wo sich Elefanten in den flachen Gewässern tummelten.














Gegen 17:30 Uhr kam Jasiri in der Nursery an, wo alle Keeper zu Hilfe eilten, um ihn in seinen Stall zu hieven, wo ihm die Seile schließlich abgenommen wurden. Sie wussten, dass er sich wehren würde, auch wenn er nach dem Transport völlig erschöpft sein mußte, und suchten das Weite, sobald er losgebunden war. Wie erwartet sprang Jasiri auf seine Füße und bot eine eindrucksvolle Drohhaltung. Er rannte im Stall auf und ab und hielt alle auf Abstand – bis er der Versuchung nachgab und sich über das frische Grünzeug hermachte, das vor ihm auf.








