Die Rettung von Kamili

 

In Tsavo herrscht weiter eine unerbittliche Dürre; wegen der große Hitze und der verspäteten Regenfälle haben es alle Wildtiere schwer. Kamili ist ein neues Waisenbaby, das keine Chance aufs Überleben gehabt hätte, wenn es nicht durch einen glücklichen Zufall gerettet worden wäre.

Am Nachmittag des 3. Oktober 2021 ging beim Sheldrick Wildlife Trust ein Anruf ein: ein Kalb war in der Gegend von Satao im Tsavo East Nationalpark zusammengebrochen. Trevor, einer der Mitarbeiter des nahegelegenen Außenpostens, war gerade auf Patrouille, um sicherzustellen, dass die Wasserlöcher in der Gegend in ordnungsgemäßem Zustand waren und genug Wasser für die wildlebenden Tiere liefern konnten. Während die Keeper in Voi sich auf eine Rettung vorbereiteten und alle dazu nötigen Hilfsmittel und Medikamente zusamenstellten, machte sich Trevor in Richtung Satao auf den Weg.


Dabei kam er an einem Elefantenkalb vorbei, dem es sehr schlecht zu gehen schien. Er konnte direkt bis zu dem kleinen Mädchen gehen, denn sie war so schwach, dass sie nicht mehr als ein paar unsichere Schritte gehen konnte. Ihm wurde schnell klar, dass dies noch ein anderes Kalb war, als das, welches eigentlich gerettet werden sollte: den Berichten zufolge hätte es gar keine Reaktion mehr zeigen sollen, während dieses hier immerhin noch auf den Beinen war – auch wenn es sie die letzte Kraft kostete!

 

 

 

 

 

 

Das konnte nur eins bedeuten: plötzlich mussten zwei verwaiste kleine Elefanten gerettet werden! Dabei zählt jede Minute, und so wurde weitere Verstärkung aus dem Hauptquartier in Tsavo in Kaluku mobilisiert und ein Rettungsflugzeug startete in Richtung Satao. Traurigerweise kam für das ursprünglich gemeldete Kalb jede Hilfe zu spät – aber für das kleine Mädchen konnte vielleicht noch etwas getan werden! Kaum war das Rettungsteam bei ihr angekommen, bekam sie eine Infusion und wurde vorsichtig in den Schatten geleitet. Das Flugzeug landete, und in Windeseile wurde sie an Bord gebracht, damit es wieder starten konnte, denn die Sonne ging schon unter. In Nairobi kam sie dann schon bei Dunkelheit an, und dort erwarteten sie die Keeper mit ausreichend Wasser, Futter, frischem Grün und den nötigen Medikamenten.

 

 

Dank dieser eilig durchgeführten Rettungsaktion konnte Kamilis Leben gerettet werden. Bei solchen Dürre-Opfern können Minuten den Unterschied zwischen Leben und Sterben ausmachen. Sogar im Waisenhaus hing ihr Leben noch eine Weile am seidenen Faden, und erst nach ein paar Wochen, in denen sie von den Keepern aufopfernd gepflegt wurde, begann sie sich schließlich zu erholen. Sie ist immer noch recht mager, aber inzwischen legt sie langsam wieder zu, und die Backen und der Bauch füllen sich wieder. Aber vor allem hat sie ihren Lebensmut wiedergefunden, was mindestens genauso wichtig ist! Kamili ist ein wunderbarer kleiner Elefant, mit sehr ausdrucksstarken Augen.

 

 

 

 

Es wird nie mit Sicherheit geklärt werden, warum sie verwaiste – vermutlich musste ihre Herde sie zurücklassen, weil sie nicht mehr kräftig genug war, Schritt zu halten. Aber ab jetzt wird sie nirgends mehr zurückbleiben müssen. Sie ist noch immer sehr schüchtern und interagiert nur mit anderen, wenn diese auf sie zukommen; doch glücklicherweise sind die Mitglieder der Waisenherde in Nairobi ja sehr gesellig, und so wird sie regelmäßig von freundlichen Artgenossen umsorgt. Vor allem Kindani und Kinyei kümmern sich rührend um den kleinen Neuling der Herde. Auch wenn alle traurig sind, dass es das andere Waisenbaby aus Satao nicht geschafft hat, so hat die ganze Geschichte doch für Kamili ein gutes Ende genommen – dank des glücklichen Zufalls, dass Trevor an ihr vorbei kam.

   
  
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(übersetzt aus dem englischen Original; alle Bilder © Sheldrick Wildlife Trust)