Die Rettung von Kiombo

Am 17. März 2019 bekam Robert Carr-Hartley vom Sheldrick Wildlife Trust (SWT) einen Anruf von Samuel Tunai, dem Gouverneur des Bezirks Narok. Dieser Bezirk im Westen Kenias enthält unter anderem das Schutzgebiet Maasai Mara. Von dort war dem Gouverneur von einem verwaisten Elefanten berichtet worden, und ein Team von Wildhütern wurde ausgeschickt, um das Kalb zu beobachten und zu beschützen, sollte es nötig werden.

Drei Tage zuvor war in der Nähe der Kadaver einer Elefantenkuh gefunden worden, die Milch gegeben hatte, und die Vermutung lag nahe, dass das verwaiste Kalb ihr Baby gewesen war. Andere Elefanten hielten sich in der Gegend auf, aber keine der Gruppen schien das Baby aufnehmen zu wollen. Es war in einem Alter, in dem es auf jeden Fall noch Milch und Schutz vor Raubtieren brauchte und ansonsten nicht überlebt hätte. Noch am Tag der Rettung traf es auf eine kleine Gruppe, bestehend aus einer Kuh mit ihren drei Kälbern, von denen eines sich sehr für das kleine Baby interessierte. Die Begegnung war zwar sehr freundschaftlich, aber kurz, und die kleine Herde zog weiter, während das Baby allein zurück blieb; es machte noch nicht einmal Anstalten mitzugehen.

Die mobile Tierarzteinheit der Maasai Mara, angeführt Dr. Limo vom Kenya Wildlife Service (KWS) und finanziert vom SWT, machte sich auf den Weg zum Ort des Geschehens, nachdem sie auch das Hauptquartier des KWS in Nairobi informiert hatte. Vor Ort bestätigten sie noch einmal, dass es sich zweifellos um einen Waisen handelte. Man kann den Gesundheitszustand eines Elefanten sehr gut an seinem Kopf erkennen: ist das Gesicht bereits eingefallen, mit hervorstechenden Knochen an der Wange und Vertiefungen in der Schläfengegend, dann geht es ihm nicht gut. In diesem Fall waren die Symptome deutlich erkennbar, und das Baby hatte wohl schon seit einigen Tagen ohne Milch auskommen müssen. Die Tierarzteinheit machte sich zusammen mit den Wildhütern von KWS und dem Schutzgebiet daran, das Kalb einzufangen und es auf den Landcruiser zu hieven, damit es zum nächsten Flugfeld in Olkiombo gebracht werden konnte. Dort warteten sie auf das Rettungsflugzeug aus Nairobi.

 

 

 

In der Zwischenzeit machte sich ein Team von Keepern des SWT-Waisenhauses in Nairobi auf den Weg, um den kleinen Waisen abzuholen. Die Vorbereitungen liefen wie am Schnürchen, und die beiden Teams kamen zur gleichen Zeit am Flugfeld in der Maasai Mara an. So gab es keine unnötigen Verzögerungen, und das Kalb wurde schnell vom Fahrzeug ins Flugzeug geladen, sicher festgebunden und nach Nairobi geflogen. Schließlich kam es im Waisenhaus des SWT im Nairobi-Nationalpark an.

Es war eine ungewöhnliche Ankunft eines frisch geretteten Waisen in Nairobi, denn im Gegensatz zu vielen anderen, die im Laufe der Jahre gerettet wurden, war der Neuling relativ zahm. Es schien fast, als ob der kleine Bulle froh war, im Waisenhaus zu sein. Er wünschte sich scheinbar nichts weiter als Futter zu haben, in Sicherheit zu sein und von freundlich gesinnten Wesen umgeben zu sein. Im Nu hatte er sich an die Milch aus der Flasche gewöhnt und begann, an den Fingern der Keeper zu nuckeln. Dass er gleich so freundlich zu den Keepern war, überraschte alle, vor allem, da er immer noch ordentlich Kraft hatte. Nach nur zwei Tagen war er bereit, mit den anderen in den Nationalpark zu gehen. Er wurde Kiombo genannt, nach der Gegend, in der er gefunden wurde, und er bereitete den Keepern keinerlei Probleme, sondern gewöhnte sich in Windeseile an sein neues Leben im Waisenhaus.

 

 

 

Nach ein paar Tagen hatte sich Kiombo schon perfekt eingelebt, und nun kommt er jeden Abend ganz selbstverständlich wie alle anderen im Höchsttempo zurück zu seinem Nachtgehege gerannt. Er trinkt zufrieden seine Milchflasche leer, futtert ein wenig von dem frisch geschnittenen Grün in seinem Gehege und lässt sich bald auf sein Bett aus weichem Heu fallen. Dort schlummert er zufrieden ein, in dem Bewusstsein, dass er jetzt in Sicherheit und von Freunden umgeben ist.

 

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(übersetzt aus dem englischen Original)