Die Rettung von Lemeki

 

In Kenia ist das Wetter mitunter sehr launisch – Anfang 2018 war es allerdings extrem, als sintflutartige Regenfälle im ganzen Land für Chaos sorgten. Genau in dieser Zeit, am 20. März 2018, bekam der Sheldrick Wildlife Trust (SWT) einen Anruf vom Mara Elephant Project (MEP) in der Maasai Mara, dessen Scouts ein Tier erspäht hatten, das hilflos mit den wilden Fluten des Mara-Flusses kämpfte.

Es stellte sich heraus, dass es ein kleines Elefantenkalb war, nicht viel mehr als eine Woche alt! Die Mitarbeiter des MEP schafften es, dem reißenden Fluss zu trotzen und das kleine, durchnässte Baby in Sicherheit zu bringen. Beim SWT wurde inzwischen eilig ein Helikopter organisiert, der das Kalb abholen sollte. Es war ein kleines Mädchen und wurde Lemeki genannt, nach der Gegend, in der es gefunden wurde.


Es war unmöglich herauszufinden, wie weit die kleine Lemeki schon von den Fluten mitgerissen worden war, aber dass sie die Tortur überhaupt überlebt hatte, war schon ein kleines Wunder! Es war aber klar, dass sie noch nicht alles überstanden hatte; frischgeborene Elefantenkälber sind erst einmal sehr empfindlich, und da sie offenbar lange Zeit im kalten Wasser war, bestand die Gefahr, dass sie eine für Elefanten lebensbedrohliche Lungenentzündung entwickeln würde. Da zu der Zeit auch Nairobi immer wieder von starken Überschwemmungen heimgesucht wurde, entschieden die Mitarbeiter des SWT, das angeschlagene Kalb direkt zu dem Stützpunkt in Kaluku im Tsavo-Nationalpark zu fliegen, wo es deutlich wärmer und vor allem trockener war.

 

 

 

 

 

 

Als der Hubschrauber in Kaluku landete, versammelten sich die Helfer dort und waren gespannt auf das kleine Elefantenmädchen, das schon so viel in seinem kurzen Leben mitmachen musste. Über die Jahrzehnte wurden beim SWT schon hunderte Elefantenkälber gerettet, aber Lemeki erwies sich als ein ganz besonderes Goldstück! Als sie herauskam, sah sie reichlich mitgenommen aus – aber sie eroberte mit ihrer einzigartigen Persönlichkeit sofort die Herzen aller! Die Helfer schauten amüsiert zu, wie dieses kleine Bündel von Elefant sofort aufgeregt herum flitzte und jedem hinterherlief, der sich mit ihr beschäftigte.

Lemeki war das erste Elefanten-Waisenbaby in Kaluku, und die Mitarbeiter des SWT dort waren auf ihre Ankunft nicht wirklich vorbereitet gewesen. Sie begannen sofort, einen geeigneten Stall zu bauen, und in der Zwischenzeit konnte es sich Lemeki in dem behelfsmäßig zum Stall umfunktionierten Erdgeschoss des Hauptgebäudes bequem machen. Alle hatten damit gerechnet, dass sie um ihr Leben würde kämpfen müssen, aber erstaunlicherweise ging es ihr schnell immer besser. Und so schwang sie sich mit ihrer vereinnahmenden Art in kurzer Zeit zur inoffiziellen Königin von Kaluku auf! Alle lagen ihr ergeben zu Füßen und bemühten sich, ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen!

 

 

 

 

 

 

Kaum einen Monat nach Lemekis Rettung starb Angela Sheldricks Mutter Daphne. In der traurigen Zeit danach war die kleine Lemeki wie ein Licht am Ende des Tunnels, das allen wieder Hoffnung gab. Vor allem für Angela war sie wie Balsam für die Seele; nachmittags auf der Wiese kam Lemeki häufig angerannt, legte ihren Kopf in Angelas Schoß und umrüsselte sie liebevoll. Es war fast wie vor langer Zeit, als Daphne Sheldrick anfing, kleine Elefantenwaisen in Voi aufzuziehen – eine wunderbare Geschichte, die sich nun wiederholte.

So brachte Lemeki mit ihrer gute Laune verbreitenden Art wieder Freude ins Leben aller beim SWT. Elefantenkühe entwickeln sich häufig zu ernsten, treusorgenden Mutterfiguren – aber Lemeki scheint eher wie Wendi zu werden: ausgelassen, vorlaut und immer für eine neue Albernheit gut! Sie liebt es, im Rampenlicht zu stehen, und lässt keine Gelegenheit dazu aus. Beginnt man, sich um andere Dinge zu kümmern, dann steht sie sofort mit neuen Späßen auf der Matte, und man kommt nicht umhin, sich wieder mit ihr zu beschäftigen!

Natürlich passiert es nicht oft, dass Königin Lemeki nicht im Mittelpunkt steht. Mit ihrer zauberhaften Art zieht sie Menschen wie Tiere in ihren Bann. So entdeckte sie, als sie noch recht neu in Kaluku war, einen kleinen Schwarm kurz zuvor geschlüpfter Perlhühner, den Neville Sheldrick aufzog. Er gab sich viel Mühe, sich gut um die kleinen Vögel zu kümmern, damit sie einmal um seine Unterkunft herum leben würden. Als allerdings Lemeki dazukam, übernahm sie sofort das Kommando über die Küken, und ab da kam sie jeden Tag zu Besuch, um mit ihren gefiederten Freunden auf Abenteuerreise zu gehen und am Flussbett des Mtito-Flusses zu spielen. Die kleinen Perlhühner waren von ihr genauso begeistert wie alle anderen, und kaum war Lemekis neuer Stall nahe des Hauptgebäudes fertig, zogen sie dorthin um und leben seitdem auf ihrem Dach!

 

 

 

 

 

Es war wohl ein Wink des Schicksals, dass Lemeki zu einer Zeit extremen Wetters gerettet wurde, denn sie ist wirklich ein als Elefant verkleideter Wirbelwind! Mit ihrer Persönlichkeit zieht sie alles und jeden in ihren Bann, und wenn sie einmal groß ist und wieder auswildert, dann wird ihr sicherlich ganz Tsavo zu Füßen liegen!

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(übersetzt aus dem englischen Original; alle Bilder © Sheldrick Wildlife Trust)