Die Rettung von Pika Pika

Bei Aufklärungsflügen über Tsavo sieht man häufig kleine Gruppen von Elefanten über die weiten Ebenen schreiten. Auf einem Routine-Flug am 5. September fiel allerdings Keith Hellyer, dem Piloten der Organisation Wildlife Works, etwas ungewöhnliches auf: ein kleines, offenbar noch milchabhängiges Kalb in Gesellschaft von fünf erwachsenen Bullen!

Die nächste Elefantenfamilie war sehr weit entfernt, und zu allen milchgebenden Kühen dort schien es auch kleine Kälber zu geben, sodass der Kenya Wildlife Service (KWS) den Sheldrick Wildlife Trust (SWT) informierte, dass wohl eine Rettung nötig werden würde. Während an der Auswilderungsstation in Voi ein Team zusammengestellt wurde, flog der Pilot des SWT selbst noch einmal die Stelle an, um Fotos von dem Kalb zu machen. Bei der Auswertung dieser Fotos wurde klar, dass es sich tatsächlich um ein kleines verwaistes Kalb handeln musste, das den Schutz der Bullen gesucht hatte. Also wurde eine Rettungsaktion gestartet.

Es war klar, dass die Begleiter des kleinen Kalbs ein Problem bei der Rettung darstellen würden. Daher machte sich der Hubschrauber des SWT daran, die Gruppe vorsichtig in Richtung des nächstgelegenen Fahrwegs zu treiben, wo das Team auf sie wartete. Es lief alles wie am Schürchen; das Kalb sonderte sich von den Bullen ab und lief geradewegs in Richtung der Helfer, und die Bullen trotteten weiter, ohne sich weiter darum zu kümmern, was dort passierte. Das kleine Mädchen konnte problemlos eingefangen werden und wurde, in Decken gewickelt, für den Transport vorbereitet.

Es wurde beschlossen, dass das Kalb nicht erst nach Nairobi ins Waisenhaus gebracht werden, sondern gleich in der Auswilderungsstation in Voi aufwachsen sollte. Es war nicht mehr ganz klein, und die Station war vom Rettungsort nicht allzu weit entfernt. Dort schien es ihr sofort gut zu gefallen, denn obwohl sie offensichtlich noch ziemlich verwirrt war, machte sie sich gleich über das frisch geschnittene Grün her, das in ihrem Gehege auf sie wartete. Dieses Gehege ist gut zur Eingewöhnung von Neulingen geeignet – es liegt innerhalb des Teils der Stallungen, in dem Mbegu und ihre kleine Gruppe die Nacht verbringen, und so war sie bald umgeben von anderen Elefanten. Das half ihr, sich schnell heimisch zu fühlen.

 

 

 

Wie erwartet, beanspruchte Mbegu sofort das kleine Kalb für sich. Sie hat es allerdings nicht leicht, denn auch die ältere Mädchen sind geradezu verrückt nach kleinen Babys und waren begeistert, einen Neuling in ihrer Mitte vorzufinden! Alle versuchten, sie zu knuddeln, aber Mbegu gibt gut acht, nicht immer alle an sie heran zu lassen. Inzwischen ist sie zum Mittelpunkt der Waisenherde geworden, grast mit ihren Freunden zusammen draußen im Busch und planscht im Schlammbad herum, umgeben von ihrer neuen Familie.

Das kleine Mädchen wurde in einem Gebiet gerettet, das im Schatten eines großen Felsmassivs, genannt Pika Pika, liegt – so kam sie zu ihrem Namen. Es ist nicht ganz klar, warum Pika Pika verwaiste. Die Trockenzeit dieses Jahr war wieder sehr hart, und viele Elefantenherden mussten bis weit jenseits der Grenzen des Tsavo-Nationalparks ziehen, um genug Futter zu finden – daher kam es wieder häufig zu Konflikten zwischen Menschen und Wildtieren, und etliche kleine Elefantenkälber wurden so von ihren Familien getrennt. Ein solches Waisenbaby sucht dann meist den Schutz von Bullen, um nicht Opfer der gefürchteten Löwen und Hyänen Tsavos zu werden. Leider können solche Bullengruppen ein kleines Kalb aber nicht mit der lebensnotwendigen Milch versorgen, und früher oder später bleibt das Baby ausgehungert zurück. Glücklicherweise blieb der kleinen Pika Pika dieses Schicksal erspart, und sie bekommt nun die nötige Pflege und Versorgung von den Keepern in Voi, bis sie alt genug ist, wieder ein eigenständiges Leben in der Wildnis Tsavos zu führen.

 

Übernehmen Sie jetzt eine Patenschaft für Pika Pika

 

 

 

(übersetzt aus dem englischen Original; alle Bilder © Sheldrick Wildlife Trust)