Die Rettung von Roho

(übersetzt aus dem englischen Original; alle Bilder © Sheldrick Wildlife Trust)

Der neueste Elefantenwaise des Sheldrick Wildlife Trust (SWT) in Nairobi ist der kleine Roho. Seine Rettung begann in den frühen Morgenstunden des 16. Oktober 2019. Eine Hundestaffel war gerade auf Anfrage des Kenya Wildlife Service (KWS) im Nationalpark Tsavo West unterwegs, wo am Vorabend zwei verdächtige Personen gesichtet worden waren, die möglicherweise Wilderer waren. Als die SWT-Hundestaffel gerade mit den Rangern des KWS und des Tsavo Trust zur Lagebesprechung zusammenkam, erreichte sie der Bericht eines Piloten: er hatte auf einem Patrouillenflug ganz in der Nähe ein kleines Kalb gesehen, das offenbar neben dem Kadaver seiner Mutter ausharrte.

In solchen Fällen ist Eile geboten, und so änderte das Team aus Rangern kurzerhand ihren Plan und machten sich zu der angegebenen Stelle auf. Zunächst hatte es den Anschein, dass der Pilot sich mit den GPS-Koordinaten getäuscht haben musste, denn die Helfer fanden sich bald in einem steilen Hang aus Lavagestein wieder, in dem sie sich durch dichtes Gebüsch kämpfen mussten. Sie konnten sich kaum vorstellen, dass hier eine Elefantenkuh mit ihrem Kalb unterwegs gewesen war. Nichtsdestotrotz marschierten sie weiter.

 

 

 

Als die Helfer oben ankamen, bot sich ihnen ein trauriges Bild: eine stattliche Elefantenkuh lag tot im Gebüsch, daneben ihr etwa neun Monate altes Kalb, das sich in dieser unwirtlichen Gegend versuchte, an ihren Körper zu drängeln. Der Rettungshubschrauber hatte in der dichten Vegetation auf schroffem Vulkangestein keine Chance zu landen, und so gab es keine andere Möglichkeit, als mit dem Kalb zu Fuß hinunter zu gehen. Der Waise war zwar klein, hatte aber noch ordentlich Adrenalin im Blut und widersetzte sich tapfer allen Versuchen, ihn zum Gehen zu bewegen.

Nach etlichen vergeblichen Versuchen schafften es ein paar der Retter schließlich mit dem Kalb hinunter – indem sie ihn abwechselnd trugen und versuchten zu schieben – bis sie schließlich am Fahrweg angekommen waren. Die Temperaturen waren inzwischen stark gestiegen, und so warteten sie im Schatten einer Akazie, während sie dem Baby zur Abkühlung stetig Wasser hinter die Ohren und über den Rücken schütteten. Nach kurzer Zeit kam der Helikopter des SWT mit Justus, einem der erfahrensten Keeper aus Nairobi, um den kleinen Waisen abzuholen. Nach der Landung wurde er im Hubschrauber festgebunden, und bald waren sie wieder auf dem Rückflug. Die Hundestaffel von SWT und KWS machte sich unterdessen wieder daran, die vermuteten Wilderer zu verfolgen.

 

 

 

Im Waisenhaus in Nairobi bereiteten die Keeper inzwischen alles für den Neuankömmling vor, der in seinen Stall gebracht wurde, nachdem der Hubschrauber sicher gelandet war. Die Keeper mussten eilig aus dem Weg gehen, nachdem sie ihn los gebunden hatten, denn der kleine Bursche hatte er noch viel Energie! Im Laufe der folgenden Wochen gewöhnte er sich gut ein und genoss die viele Aufmerksamkeit der Keeper und der anderen Waisen der Herde. Er wurde Roho genannt, was auf Suaheli so viel bedeutet wie „Temperament“ – ein passender Name für diesen tapferen kleinen Elefanten.

 

 

 

Niemand weiß, warum sich Rohos Mutter zu dieser unwirtlichen Stelle aufgemacht hatte; eine Autopsie förderte keine weiteren Hinweise zutage. Es könnte allerdings sein, dass sie sich von den Wilderern, denen das Ranger-Team auf der Spur war, in die Enge getrieben fühlte und ihr Baby deshalb dorthin führte. Obwohl sie das nicht überlebt hat, war es wenigstens nicht ganz umsonst, denn ihr Baby konnte schließlich in Sicherheit gebracht werden. Alle Beteiligten sind froh, dass all die Anstrengung sich gelohnt hat und der kleine Roho nun in einer liebevollen Umgebung und einer neuen Familie aufwachsen kann.

 

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