Die Rettung von Sokotei

Alle beim DSWT, KWS, Save the Elephants (STE) und ihren Anhängern beobachteten Anfang April eine Woche lang einen Elefanten namens Cherie, der um sein Leben kämpfte. Cherie ist eine Elefantenkuh aus einer Familie, die als „First Ladys“ bezeichnet wird und in Samburu in Nordkenia lebt. Sie schien krank und hatte Magenschmerzen, bevor sie am 7. April 2014 zusammenbrach, während ihr 5-6 Monate altes Kalb hilflos daneben stand. Der KWS-Veterinär-Offizier Dr. Bernard Rono, der auch die vom DSWT unterstützte mobile Tierarzt-Einheit Meru anführt, wurde nach Samburu gerufen, um sie aus sicherer Entfernung zu begutachten, da sie offensichtlich zu schwach für eine Betäubung war. Dr. Rono konnte keine sichtbaren Verletzungen feststellen und war nicht sicher, was ihr fehlte. Es brach allen Anwesenden das Herz, einfach nur danebenzustehen, nichts tun zu können und nur auf die Wunderheilkräfte der Elefanten zu hoffen.

 

 

Cherie wurde während der Nacht beobachtet und ein Rettungsteam stand bereits bereit, damit ihr Kalb schnell gerettet werden kann, falls der schlimmste Fall eintritt. Doch am Morgen des 8. April war sie wieder auf den Beinen, säugte ihr Kalb und war von ihrer Familie umgeben. Alle Beteiligten schöpften wieder Hoffnung, doch leider hat es nicht sollen sein. Am Nachmittag legte sich Cherie an einem Flussufer nieder und schien dahinzuschwinden. Auch ihr Kalb schien nun schwächer und etwas apathisch zu sein, da es nicht genug Milch bekommen hatte. Das Team war hin- und hergerissen. Sie konnten entweder das Kalb retten, was bedeuten würde, dass Cherie eingeschläfert werden müsste, oder ihr noch eine Chance auf eine Genesung geben.

Sokotei umrüsselt seine MutterSokotei versucht zu trinken

Erneut schien sich Cheries Gesundheitszustand über Nacht stark zu verbessern und am 9. April graste sie an den Commiphora-Büschen, die auch die Samburus zur Medizingewinnung verwenden. Doch die arme Cherie brach am Nachmittag erneut zusammen und ließ Jedermann geschockt zurück.

Cherie und Sokotei ruhen sich ausNeben seiner Mutter liegend
Traurigerweise legte sich Cherie am Abend des 9. Aprils das letzte Mal hin, dieses Mal in einem ausgetrockneten Flussbett. Sie starb und ließ ihr Kalb und jeden, der ihren Überlebenskampf beobachtet hatte, trauernd zurück.

Sokotei bewacht Cherie
Die Wildhüter des KWS, einige Aufklärer der Nasuulu-Gemeinde und die STE-Beschäftigten blieben über Nacht um das Kalb zu bewachen. Es stürmte während der Nacht und das Kalb wollte den Schutz der Familie suchen und den leblosen Körper seiner Mutter zurücklassen. Die „Aufpasser“ versuchten ihn zu fangen, da sie Angst hatten, ihn aus den Augen zu verlieren, und sie sicher waren, dass er alleine ein zu leichtes Opfer für Raubtiere ist. Doch er war stärker als gedacht und nachdem sie ihn zwei Stunden durch das Gebüsch des Sokotei-Gebiets verfolgt hatten und im Matsch herumgerutscht waren, mussten sie aufgeben. Zum Glück konnten sie ihn am nächsten Morgen aufspüren. Die Rettung war aufregend: Sie mussten mehrere Elefantenbullen abwimmeln und sich durch das dichte Sokotei-Gebüsch kämpfen. Schlussendlich war das Bullkalb aber gefangen und wurde angemessenerweise Sokotei genannt.

Das Kalb ist gefangenDas Kalb und seine Retter
Das RettungsflugzeugDas Rettungsteam von STE und KWS-Wildhüter
Das DSWT-Rettungsflugzeug landete in Samburu und mit Hilfe aller an der Rettung Beteiligter wurde das Kalb schnell für den Flug nach Nairobi in das Flugzeug geladen. Der Flug war ohne besondere Vorkommnisse und er wurde sofort an eine Infusion gelegt, um der Dehydration entgegenzuwirken und sein Stressempfinden zu senken. Er kam am frühen Nachmittag des 10. Aprils im Waisenhaus an und war offensichtlich sehr durstig, denn er schlang sofort zwei Flaschen Milch, eine Flasche Wasser und eine Flasche Rehydrierungsflüssigkeit hinunter. Nachdem sein Durst gelöscht war, begann er seine neue Umgebung zu untersuchen und schaute sich alle Ecken seines Zuhauses an. Er stellte sich sogar an seinen Gehegewänden auf. Sokotei war gar nicht aggressiv gegenüber den Keepern oder besorgten Zuschauern und steckte seinen Rüssel bereitwillig heraus um die Leute zu untersuchen. Als zwei Keeper in sein Gehege kamen, war er nach wenigen Scheinattacken bereit, sie zu akzeptieren und nuckelte an ihren Fingern. Schließlich legte er sich hin, erschöpft und trauernd.

Das Kalb und das Rettungsteam kommen am Flugfeld anDas Kalb wird zum Flugzeug getragen
Das Kalb wird für den Flug gesichertWährend des Flugs
Sokotei kommt im Waisenhaus anSokotei wird in sein Gehege gebracht
Der süße Sokotei kurz nach seiner AnkunftSokotei schläft
Es dauert nicht lange, bis wir andere Waisen zu seinem Gehege brachten, die schon begierig waren, herauszufinden, was dort los ist. Barsilinga und Kithaka waren die ersten beiden, die sich dem Tor näherten und die drei kleinen Elefanten begrüßten sich mit den Rüsseln. Tundani war der Nächste, gefolgt von der jungen Suswa. Barsilinga blieb die ganze Zeit bei ihm und spendete eine Menge Trost, doch der freche Kithaka hatte es eher auf Streiche abgesehen und wollte Sokoteis Besucher umstoßen. Sokotei begriff schnell, dass ihn nur die Kette mit dem Vorhängeschloss davon abhielt, sich den anderen Elefanten anzuschließen. Er versuchte, sie mit seinem Rüssel zu entfernen! Schließlich war es Zeit für die anderen Waisen, in den Busch zurückzukehren und Sokotei die Ruhe zu lassen, die er nach der dramatischen Rettung und dem Verlust seiner Mutter brauchte. Er schien aber sichtlich aufzublühen, nachdem er die anderen Waisen gesehen hatte, spielte mit seinem Grünfutter, rollte sich auf dem Boden umher und legte sich anschließend zum ausruhen nieder.

Sokotei im GehegeSokotei wird von einem Keeper begrüßt
Sokotei genießt das GrünfutterSokotei nuckelt an seinem Rüssel
Sokotei und Barsilinga begrüßen sich
Inzwischen hat Dr. Rono in Samburu eine Autopsie an Cherie durchgeführt und es stellte sich heraus, dass sie an einem Darmverschluss litt und den Darm schon eine ganze Woche nicht entleeren konnte. Als Folge hatte sich eine Infektion ausgebildet und ihr Darm hatte angefangen zu faulen.

Glücklicherweise zeigten Sokoteis Bluttests nichts besorgniserregendes. Er schloss sich gleich am nächsten Tag den anderen Waisen im Busch an und genoss ihre Gesellschaft. Er vermisste jedoch trotzdem noch seine Mutter. Er genoss seine Milch, doch hatte schlimmen Durchfall, der schwer in den Griff zu kriegen war. Sein Magen konnte einfach nicht mit dem ganzen Stress und der anderen Milch umgehen. Wir änderten seine Unterkunft, sodass er näher an Barsilinga war, der ihm gut zu tun schien. Außerdem bekam er Antibiotika um seinem Magen zu helfen und wir änderten seine Milch-Formel.

Sokotei mit den anderen im BuschSokotei aund Arruba begrüßen sich
Sokotei und NgashaSokotei und Tundani
Glücklicherweise schienen diese beiden Strategien erfolgreich zu sein und nach unsicheren zwei Wochen normalisierte sich seine Verdauung und er wurde stärker und mit jedem weiteren Tag auch glücklicher. Er lebte sich ein, liebt noch immer seine Milchflaschen und hat seine Keeper lieb gewonnen. Obwohl er anfangs am Abend nur zögerlich in seinen Stall zurückging, hat er sich inzwischen an den Tagesablauf gewöhnt und rennt jeden Abend mit den Anderen nach Hause und macht es sich für die Nacht bequem. Wir sind inzwischen zuversichtlich, dass Sokotei eine zweite Chance auf ein wildes Leben bekommt – dank des Einsatzes und Engagements all jener, die soviel gegeben haben, um diesen kleinen Burschen zu retten.

Sokotei trinktSokotei
Sokotei beim SchlammbadSokotei und Rorogoi
Wir hoffen, dass Cheries Sohn ein starker erwachsener wilder Bulle werden und ihre Gene in die nächste Generation weitertragen wird.

 

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(übersetzt aus dem englischen Original)