Die Rettung von Thamana

 

Die Rettung von Thamana liegt schon eine Weile zurück, genau wie Lemeki hat er schon eine Weile in der Station des Sheldrick Wildlife Trust (SWT) in Kaluku im Tsavo East Nationalpark gelebt.

Im Jahr 2018 kam eine Patrouille des Kenya Wildlife Service am Morgen des 21. November an der großen Schleife des Voi-Flusses im Nationalpark vorbei. Die Ranger sahen etwas in der Mitte eines großen austrocknenden Wasserlochs, und als sie genauer hinschauten, merkten sie, dass es ein winziges Elefantenbaby war, das im Matsch feststeckte! Es schien noch nicht einmal einen Monat alt zu sein. So etwas passiert immer wieder: die Familie des Kalbs hatte zweifellos lange versucht, es aus dem dicken Schlamm zu befreien, irgendwann aber musste sie aufgeben und schweren Herzens weiter ziehen, um nicht die ganze Herde in Gefahr zu bringen. Das Baby hatte offenbar schon eine ganze Weile dort festgesteckt und Glück gehabt, dass es die Nacht überlebt hatte! Um das Wasserloch herum waren Spuren von Raubtieren zu finden, aber diese waren anscheinend auch wegen des Schlamms nicht an das Kalb herangekommen.


Die Ranger krempelten die Hosen hoch und stapften durch den dicken Matsch, um das kleine Kalb zu befreien, bevor sie es auf die Ladefläche ihres Land Cruiser legten. Das ganze spielte sich nicht weit von den Stallungen des SWT in Voi ab, und so fuhren sie mit ihm erst einmal dorthin. Der kleine Bulle war winzig im Vergleich zu den Waisen, die dort leben, aber der Chef der Auswilderungsstation Joseph Sauni ist ein erfahrener Keeper und wusste, was zu tun war. Er brachte das Kalb in ein Gehege, befreite es vom Schlamm und gab ihm genug Wasser, damit es nicht austrocknete. Er wich nicht von seiner Seite und so umsorgte er es liebevoll, bis ein Transport zur Baby-Station in Kaluku es abholen konnte. Das Kalb wurde Thamana genannt, was auf Suaheli soviel wie „etwas Wertvolles“ bedeutet.

 

 

 

 

Nach weniger als einer Stunde kam der Helikopter in Voi an, um Thamana abzuholen. Da er noch so jung war und aus der Gegend stammte, wurde er nach Kaluku gebracht, wo die besten Voraussetzungen für sein Überleben gegeben waren, und wo auch der kleine Waisenelefant Lemeki schon lebte. In den ersten Monaten ihres Leben müssen verwaiste Elefantenkälber häufig ums Überleben kämpfen, aber der kleine Thamana machte sich zum Glück – auch dank seiner Keeper und der Gesellschaft seines Freundes Lemeki – prima. Im Gegensatz zu so vielen anderen Kälbern, die in diesem Alter gerettet werden, musste er keine Höhen und Tiefen durchmachen, sondern war von Anfang an gesund und putzmunter! Vermutlich war er gerade noch zu jung, um sich richtig an seine Familie zu erinnern, sodass seine psychologischen Wunden nicht allzu sehr schmerzten. Trotzdem ist er einer der ganz wenigen Waisen, die komplett ohne Probleme durch diese schwierige Zeit gekommen sind.

 

 

 

 

Thamana schien sich nie etwas aus Lemekis königinnengleicher Art zu machen, so unbeschwert und gutmütig wie er ist. Im Gegenteil, die beiden ergänzten sich hervorragend, und mit ihnen wurde es nie langweilig. Mit der Zeit gesellten sich weitere kleine Waisenelefanten zu ihnen, und inzwischen hat er jede Menge gute Freunde in Kaluku. Er ist auch äußerst freigiebig mit seiner Liebe und Zuneigung, und so hat sich über die letzten Jahre eine enge Freundschaft zwischen ihm und Joseph, der gerade erst zur Zeit seiner Rettung als Keeper in Kaluku angefangen hatte, entwickelt; die beiden trifft man fast immer zusammen an!

 

 

 

 

Thamana ist ein furchtloser, lebensfroher kleiner Bulle, obwohl das Leben ihm ganz zu Beginn übel mitgespielt hat. Er ist gesund und fröhlich, mit einem gut gefüllten runden Bauch und immer einem Lächeln auf dem Gesicht. Irgendwann wird er wieder in Tsavo, Kenias größtem Nationalpark, wo er geboren wurde, in Freiheit leben; bis es soweit ist, hat er noch viel Spiel und Spaß bei seiner Familie aus Elefanten und Menschen vor sich und wird während dieser Zeit groß und erfahren genug werden, um dann auswildern zu können.

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(übersetzt aus dem englischen Original; alle Bilder © Sheldrick Wildlife Trust)