Die Waisen im April

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe in Nairobi: April 2021

Anders als unsere Freunde in Tsavo, hatten wir einen schönen verregneten April in Nairobi. Regen ist in Afrika immer willkommen, aber manchmal ist es dann morgens auch ganz schön kalt. Die Keeper mussten die Kleinsten wieder in ihre dicken Decken einpacken. Sogar die unerschütterlichsten unter ihnen, so wie Naboishu, kuschelten sich lieber an ihre Freunde, während die Keeper mit ihrer warmen Tasse Tee in den Wald liefen. Es war lustig, zu beobachten, wie sich die Waisen gegenseitig schubsten, so daß einer die Führung der Gruppe übernahm und damit zuerst durch das kalte, nasse Gebüsch stapfen musste!

Der Regen bedeutete natürlich auch jede Menge Spaß und Spiel für die Waisen und statt des Wasserlochs wurde nun in den Pfützen gespielt. Die Suhle war sogar für unsere Wasserratte Roho zu kalt. An den wenigen Tagen, an denen es nicht regnete, waren die Waisen voller Energie und rannten morgens regelrecht in den Wald zum Fressen. An einem Morgen hatten sie es so eilig, daß sie sich nicht einmal die Zeit nahmen, sich gegenseitig zu begrüßen, so wie sie es normalerweise tun. Naleku, Bondeni und Kinyei jagten zwischendurch noch ein paar Paviane. Natürlich waren die Affen viel zu schnell für die Elefanten und flüchteten sich in die Bäume. Naleku versuchte noch, sie mit dem Rüssel zu erwischen und stellte sich auf die Hinterbeine, so als wolle sie auf den Baum klettern!

Olorien ist eine kleine Eigenbrötlerin. Sie ist sehr zurückhaltend und schüchtern, aber sucht mehr und mehr die Nähe der Keeper. Sie ist eng befreundet mit Kinyei, Kindani, Bondeni und besonders Ziwadi. Ziwadi sucht sich sehr proaktiv ihre Freunde aus. So zum Beispiel den Neuzugang Rama. Die beiden fressen am liebsten zusammen und machen auch kaum eine Pause, wenn sie zusammen auf Futtersuche sind. Rama lernt sehr schnell und hat sich schon sehr gut in den Nursery-Alltag eingefügt. Er kennt schon das Signal für die Milchfütterung, genau wie Larro und Mukkoka, und gibt den anderen Bescheid, wenn die Flaschen unterwegs zum Fütterungsplatz sind.

Trotz ihrer Größe sind Elefanten ziemlich schreckhaft. Eines Morgens fraß Kiasa von einem Busch, als plötzlich eine große Motte (!) direkt in ihr Gesicht flatterte. Die arme Kiasa erschreckte sich so sehr, daß sie laut trompetend ins Gebüsch flüchtete. Der Alarm versetzte auch den Rest der Herde in Panik, weil sie nicht wußten, wovor sie Angst hatte. Die Keeper brauchten eine Weile, um die Waisen wieder zu beruhigen.

Maisha ist in den letzten Wochen ziemlich gewachsen und wir haben mit den Vorbereitungen für den Umzug von ihr, Nabulu, Maktao, Mukkoka, Kiasa und Kiombo in den Nationalpark Tsavo-Ost begonnen. Einige ihrer Milchflaschen bekommen sie jetzt im Umzugs-Lkw, damit sie sich daran gewöhnen, über die Rampe zu laufen. Maisha war eine vorzügliche Nursery-Leitkuh, genau wie ihre Vorgängerinnen Tagwa, Mbegu und Oltaiyoni, um nur einige zu nennen. Wir wissen, daß Larro danach den Staffelstab erfolgreich übernehmen wird. Sie hat schon jetzt die richtigen Leitkuhqualitäten.

Maisha genießt inzwischen noch ein paar der Vorzüge, die man hat, wenn man die Größte in der Nursery-Herde ist. Mit ihrer Größe kann sie die höchsten und grünsten Äste an den Bäumen erreichen. Aber sie ist auch sehr gutmütig und Bondeni, Roho, Naleku, Kindani, Kinyei und Olorien haben das schnell durchschaut. Wenn Bondeni durch den Wald zieht, folgt ihm eine kleine Schlange Elefantenbabys und sammelt alles auf, das ihm herunterfällt. Roho musste dabei lernen, daß er Maisha jetzt teilen muss und das war nicht leicht für ihn. Einmal hat er einen Rüffel von Maktao und Maisha abgekommen, als er frustriert den kleinen Bondeni schubst. Obwohl Roho und Naleku generell gut miteinander klar kommen, streiten sie auch oft wie kleine Geschwister, und Roho zettelt die Streitereien meistens an.

Maktao und Mukkoka waren schon immer gute Vorbilder für die Jüngsten. Roho ist eingeschüchtert von Maktaos Große und traut sich nicht, mit ihm zu ringen. Aber Mukkoka wäre der perfekte Lehrmeister für ihn und Naboishu. Maktao passt die meisten Vormittage auf Rama, Ziwadi, Kinyei, Kindani, Olorien und Bondeni auf, denn die gehen nicht so gerne tief in den Wald. An Tagen, an denen die Waisen alle zusammen losziehen, spielt Maktao gerne mit den gleichaltrigen Jungbullen Kiombo und Mukkoka. Weil Maktao seine Rolle als „guter Onkel“ so ernst nimmt, hatte Maisha mehr Freizeit, die sie mit ihrem neuen besten Freund Kiombo verbrachte!

Unter den älteren Kühen ist Nabulu die strenge Erzieherin und kommt damit manchmal als ein bißchen grantig rüber. Gegen Monatsende wirkte sie ein bißchen entspannter. Als Maisha eines Nachmittags in den Wald wanderte, blieb Nabulu bei Bondeni, Kinyei und Naboishu. Sie bereitete sogar eine Spielecke für die Kleinen vor, indem sie die Erde mit ihren Stoßzähnen und Füßen auflockerte, so daß die Kleinen eine Dreckdusche nehmen konnten.

Naboishu ist immer noch das lauteste Mitglied der Nursery-Herde. Die Waisen ignorieren ihn meistens, aber manchmal müssen sie ihrem Freund sagen, die Lautstärke ein bißchen herunterzudrehen! Wir konnten das einmal bei der mittäglichen Milchfütterung beobachten. Naboishu, Mukkoka, Maktao, Larro und Nabulu rannten wie immer wie wild zu ihren Flaschen. Die Aussicht auf die Milchflasche entfesselt immer Naboishus gesamtes Geräusche-Repertoire und an diesem Tag war es besonders laut. Mukkoka war so genervt, daß er seine Milchflasche abstellte, nur um Naboishu wegzujagen! Die Keeper sind dazwischen gegangen und trennten die beiden Streithähne, so daß alle in Ruhe ihre Milch aussaufen konnten.

Jedes der Elefantenwaisen hat seinen eigenen Charakter und damit einen eigenen Platz in unseren Herzen. Es ist immer traurig, wenn sie aus der Nursery in eine der Auswilderungsstationen umziehen – aber zugleich ist es auch eine große Belohnung, denn schließlich wollen wir ja, daß sie irgendwann wieder in der Wildnis leben.

Unser Nashorn: Für Maxwell, unser blindes Spitzmaulnashorn, ist die Regenzeit die allerschönste Jahreszeit. Die Keeper hören ihn sogar nachts durch sein Gehege rennen. Und wer meint, daß er dann morgens müde sein müsste, der irrt. Noch bei Sonnenaufgang planscht und suhlt er sich im Schlamm. Wenn er dann doch irgendwann ein Nickerchen braucht, legt er sich auf den Haufen Luzernepellets, damit ihm die gierigen Warzenschweine nichts wegstibitzen.

 

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: April 2021

Der April war weitestgehend bewölkt und schwül. Wir hofften jeden Tag auf Regen, aber es gab nur ein paar kurze Schauer. Wir hoffen, daß es das noch nicht war, mit der kleinen Regenzeit, denn von Juni bis September ist es wieder planmäßig trocken. Es ist schon recht kühl, so wie üblich um diese Jahreszeit; Juni und Juli sind in der Regel die kältesten Monate. Der Wetterwechsel hatte auch seine Vorzüge, denn wenn es trockener wird, ziehen die Löwen an die frequentierten Wasserlöcher auf der Südseite des Mzinga-Berges, wo viele Beutetiere saufen. Wir sind natürlich immer auf der Hut, nachdem was letzten Monat mit Zebra Nzuki passiert ist. Zebra Diria weicht den Keepern seit dem Vorfall nicht von der Seite.

Ansonsten gibe es eigentlich nicht viel Neues in Voi. Sobald das Tor des Geheges morgens aufgeht, springen Mbegu, Godoma, Emoli, Tagwa, Tamiyoi, Pika Pika, Ndotto, Ngilai, Lasayen, Murit und Sagala aufgeregt heraus, denn sie wissen, daß ihre Milchflaschen auf sie warten. Wenn sie ausgesoffen haben, fressen sie mit den älteren das Luzerne-Zusatzfutter. Tundanis Lieblingssnack ist nach wie vor von der Akazie hinter dem Elektrozaun, über den er geschickt seinen Rüssel steckt, um an die Leckerei zu gelangen. Er und Suswa zogen an manchen Vormittagen zu Zweit zum Fressen los, aber gesellten sich zur Mittagsmilch und zum Suhlen wieder zur Herde.

In der Trockenzeit sind Wasserstellen rar, so daß ein paar wilde Herden zum Saufen zur Tränke am Affenbrotbaum kamen. Während einem dieser Besuche hatte Ishaq-B das Glück mit einem Kälbchen der Herde Kontakt aufzunehmen, ohne dass seine Familie das bemerkte. Godoma, Emoli, Tamiyoi und Sagala wollten die Gunst der Stunde auch nutzen, aber das erregte natürlich sofort die Aufmerksamkeit der wilden Kindermädchen. Aber sie schienen sehr entspannt und beobachteten das Spiel einfach aus nächster Nähe. Dem Kälbchen schien die Spielstunde mit den Waisen sehr zu gefallen, vielleicht auch, weil es im Mittelpunkt stand. Irgendwann wollte es, daß seine neuen Freunde mit ihm under wilden Herde mitkommen, aber keines der Waisen traute sich. Pika Pika ist immer verzückt von anderen Elefantenbabys. Einmal wollte sie mit einer wilden Herde und deren Baby mitziehen, aber Rorogoi hielt sie davon ab.

Pika Pika ist das jüngste Mitglied der Voi-Herde und wird daher scharf von den älteren Kühen bewacht, ganz besonders von Ndii und Kenia. Einmal sah Ndii Ndotto zu nah an Pika Pika stehen und nahm an, er würde sie belästigen. Sie kam herübergerannt und schubste Ndotto weg. Dabei kam sie mit ihrem Stoßzahn in seine Haut. Zum Glück war es nur eine oberflächliche Verletzung, die die Keeper schnell versorgten. Normalerweise findet man Pika Pika zwischen Kenia und Ndii, während Rorogoi, Ishaq-B und Panda versuchen, an sie heran zu kommen. Sie verbringt kaum einen Moment allein, sei es beim Fressen oder Baden im Wasserloch.

Araba wurde durch Pika Pika von der Rolle des Nesthäkchens in der Voi-Herde verdrängt, aber hat immer noch genug Bewundererinnen unter den älteren Kühen. An kalten Tagen kuschelt sie sich trotzdem immer noch an ihre liebste Kenia, und sie kann auch immer auf Ndiis Hilfe zählen, wenn sie sie braucht. Eines Nachmittags wurde Araba von Mashariki geärgert und Ndii kam ihr sofort zu Hilfe. Ndoria scheint langsam reifer zu werden und hat diesen Monat niemanden geärgert – am schönsten war, daß ihre Beißattacken aufgehört haben!

Ngilai ist immer noch der Star jeder Show, besonders im Schlammbad. Das kalte Wetter hielt die meisten Waisen davon ab, ins Wasser zu gehen. Aber Ngilai rennt geradezu ins Wasser und taucht sogar seinen Kopf unter. Er versucht auch, seine Freunde zu animieren, aber nur Murit gibt gegebenenfalls nach, aber dann eher widerwillig. Er steht dann meistens nur am Rand und bespritzt sich mit Wasser. Ngilai hat über seine Badeeskapaden relativ wenig Zeit für seinen ehemals besten Kumpel Ivia, den Büffel, gehabt. Ivia hat noch letzten Monat nur Augen für Ngilai gehabt, aber das scheint sich langsam zu wandeln. Ndotto hat die Möglichkeit ergriffen, mit Ivia zu spielen, als Ngilai im Wasser beschäftigt war. Sogar Mbegu und Godoma durften manchmal mitmachen. Aber Ngilai hat immer einen treuen Spielgefährten, und das ist Emoli.

Ndotto war eine Frühgeburt und war lange Zeit zu klein, aber mittlerweile ist er ordentlich in die Höhe geschossen! Mbegu scheint das auch bemerkt zu haben und provoziert ihn jetzt gerne immer mal zu einem kleinen Ringkampf – wahrscheinlich, um ihm zu zeigen, daß sie ihm überlegen ist. Aber es braucht mehr als eine Mgebu, um Ndotto müde zu kriegen! Eines Nachmittags wurde er zuerst von Mashariki herausgefordert, dann von Suswa und schließlich von Arruba. Danach schien auch Ndotto müde zu sein und folgte der Herde willig ins Nachtlager.

Während es Ndotto immer agiler wird, wird Lasayen eher ruhiger. Er ist immer noch Ndottos bester Freund, aber lange nicht mehr so verspielt wie Ndotto, Ngilai, Murit oder Emoli. Tagwa ist auch so ein Elefant, die es eher ruhiger angeht, so als ob sie die Spielerein als Zeitverschwendung ansieht und ihre Zeit lieber mit der Futtersuche verbringt! Sie, Tamiyoi und Sagala sind für gewöhnlich die Ersten, die morgens in den Busch aufbrechen. Und sie bestehen auf diese Rolle, wie Ngilai auf die harte Tour herausfand. Er wollte das Trio einmal überholen, wurde sofort von Sagala geblockt und von Tagwa am Schwanz gezogen.

Während wir auf ein paar ordentliche Regenfälle warten, geht es den Voi-Waisen weiterhin sehr gut und dafür sind wir sehr dankbar.

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: April 2021

Wir verbrachten den Großteil des Monats damit, sehnsuchtsvoll auf den Himmel zu starren und auf das Einsetzen der langen Regenzeit zu warten. Aber erst zum Ende des Monats brach der Himmel auf und es begann, kräftig zu regnen. Wir hoffen, daß das nicht der letzte Niederschlag war, vor der langen Trockenzeit.

Die Waisen verbrachten die meiste Zeit mit der Futtersuche an einem ihrer Lieblingsfreßplätze, westlich des Ithumba-Berges. Dort trafen sie auch oft auf die Ex-Waisen Yatta, Wendi und deren Herden, die die meiste Zeit diesen Monat in der Gegend waren, wo sie genügend Wasser fanden. Sobald es regnete, waren sie jedoch wieder verschwunden.

Wendis Gegenwart sorgt immer für einige Unruhe. Die Waisen lieben es, mit ihren Töchtern Wiva und Wema zu spielen, aber Wendi war schon immer sehr ausgebufft und das Alter und ihre Mutterrolle haben sie nicht wirklich verändert. Ihr Lieblingsstreich ist es, die Waisen von ihren Keepern zu trennen, wenn die Keeper sie irgendwo hinführen möchten. Eines Abends waren sie auf dem Heimweg, als sie von irgendetwas aufgescheucht wurden. Nachdem sich der erste Schreck gelegt hatte, merkten sie, daß 14 Waisen – Roi, Naseku, Oltaiyoni, Siangiki, Mteto, Mundusi, Ndiwa, Malkia, Maramoja, Sapalan, Esampu, Malima, Dololo und Sattao – abhanden gekommen waren! Die Keeper machten sich gleich auf die Suche und trafen irgendwann auf Wendis Herde. Anstatt den Keepern beim Suchen zu helfen, tat sie alles dafür, den Keepern den Weg abzuschneiden. Irgendwann wurde es dunkel und die Keeper unruhig. Es war das erste Mal, daß so viele Waisen auf einmal die Nacht im Busch verbringen mussten!

Was als nächstes geschah, war noch unerwarteter. Am nächsten Morgen um 6 Uhr standen 12 der 14 Abtrünnigen mit einem wilden Elefantenkalb vor dem Stallgelände und forderten ihre Milchflaschen und ihre Portion Luzerne ein. Sattao und Dololo waren nicht dabei, aber da Dololo einer der Lieblinge der Ex-Waisenkühe ist, gingen wir davon aus, daß sie bei ihnen waren. Roi und Oltaiyoni waren von all dem Tohuwabohu gar nicht begeistert, hoben ihre Rüssel in die Luft, um die Fährte der kleinen Bullen aufzunehmen und sahen sehr nervös aus, als sie sich auf die Suche machten. Die Keeper verstanden, daß sie mit den Ex-Waisen kommunizierten und ließen sie gewähren. Die beiden Kühe liefen schnurstraks in den Busch um ihre Schützlinge wieder zu holen. Zur Mittagsmilch kamen beide mit Sattao und Dololo zur Suhle. Es hat uns sehr beeindruckt, daß sie verstanden, daß die Waisen noch viel zu jung waren, um alleine im Busch zu bleiben und außerdem noch ihre Milch brauchten. Die Keeper waren sehr stolz auf die beiden Kühe.

Aber die Streiche hörten nicht auf, als Wendi und ihre Herde weiterzogen. Kithaka, Orwa und Garzi wurden einmal aus der Ferne gesehen, sind aber dann wieder im Busch verschwunden, ohne wenigstens Hallo zu sagen! Sie haben sich ganz offensichtlich absichtlich versteckt, was für die Keeper immer bedeutete, daß da etwas „im Busch“ war. Es dauerte auch nicht lange, eigentlich nur bis zur mittaglichen Milchfütterung, als sie (erfolgreich) versuchten Sana Sana, Mundusi, Pare, Malima und Mteto wegzulocken. Die Fünf blieben für den Rest des Nachmittags mit dem Trio im Busch, selbst als der Rest der Waisenherde den Weg nach Hause antrat. Aber die fünf Waisen schienen nicht zu begeistert von der Aussicht, die Nacht im Busch zu verbringen. Gegen 19:30 hörten die Keeper Elefantenkollern von der Kanziku-Straße nahe dem Stallgelände. Sie riefen die Namen der Verschollenen und es dauerte nicht lange und sie tauchten auf. Eine Stunde später kamen Kithaka, Orwa und Garzi aus der gleichen Richtung und bestätigten unseren Verdacht. Wir waren jedoch erleichtert, daß sich wenigstens Mutaras Herde diesen Monat gut benahm.

Siangiki, Olsekki, Oltaiyoni, Tusuja, Barsilinga und Naseku sind in der „Abschlussklasse“, wie die Keeper sagen, und jeder Zeit bereit, in die Wildnis überzusiedeln. Dieser Gruppe werden ein paar mehr Freiheiten gelassen, was die Ausgangssperre anbelangt. Dieser Freiraum ist wichtig, denn wir möchten, daß sie neue Freundschaften schließen, besonders mit wilden Artgenossen.

Barsilingas Fußverletzung ist inzwischen völlig verheilt und wir denken, daß er und sein bester Freund Tusuja bald den nächsten Schritt in die Unabhängigkeit wagen. Sie verbrachten diesen Monat ein bißchen Zeit mit Kithakas Herde, denen sich Barsilinga vor zwei Jahren (vor seiner Verletzung) angeschlossen hatte. Barsilinga läßt sich Zeit mit der Wiederauswilderung, aber hängt sich an jeden Ex-Waisenelefanten, den er trifft und verbringt den Tag mit ihm, ihr oder ihnen. Die Nächte verbringt er nach wie vor im Stallgelände.

Lenana und ihr Baby Lapa gehören für gewöhnlich zu Yattas Herde Ex-Waisen, aber offenbar haben sie diesen Monat ihre eigene kleine Splittergruppe mit Ukame, Kalama und Lemoyian gebildet. Ukame hat sich selbst zum Chef-Kindermädchen von Lapa ernannt und nimmt ihre Rolle sehr ernst. In der Waisenherde hat sie nie besonders viel Mutterinstinkt gezeigt. Sie war eher als launisch bekannt, aber jetzt scheint sie ihre Berufung gefunden zu haben, und die nimmt sie sehr ernst. Lapa liebt die Aufmerksamkeit und der kleine Schelm rennt gerne wie verrückt herum, mit seinem Kindermädchen Ukame im Windschatten, damit ihm nichts passiert!

Zu unserer großen Überraschung verbrachte Lualeni den Großteil des Aprils allein mit ihrem Baby Lulu. Natürlich sind sie nie wirklich allein, da sie tagsüber oft auf die Waisen trafen. Eines Nachmittags wichen die Waisen auf einmal vom Weg ab und die Keeper sahen, wie sie schnurstraks auf eine Suhle zusteuerten, wo Lualeni und Lulu sich gerade entspannten! Lualeni hatte sie offenbar „gerufen“. Bevor sie Mutter geworden war, war sie dafür bekannt, Waisenelefanten aus der Obhut der Keeper zu kidnappen. Daher waren die Keeper auch besonders auf der Hut! Aber am Monatsende war Lualeni wieder mit Wendis Herde vereint und schien ihre Leitkuhambitionen vorerst wieder auf Eis gelegt zu haben.

Diesen Monat gab es oft Besuch von wilden Elefantenbullen an der Suhle. Die Waisen, ganz besonders Olsekki, sind immer sehr eingeschüchtert von den imposanten Erscheinungen. Trotz seiner Ehrfurcht ist er immer der Erste, der die Besucher begrüßt, auch wenn die ein bißchen verunsichert sind beim Anblick der Elefanten-Menschen-Gruppe! Ex-Waise Challa besuchte uns auch ein paar Mal und Tomboi kam Anfang April mit Wendis Herde.

Heranwachsende Elefantenbullen lieben es, zu ringen, aber es ist in der Regel nur ein spielerisches Kräftemessen. Dadurch erarbeiten sie sich Respekt und einen Rang in ihrer Herde. Der sechsjährige Karisa ist immer sehr vorsichtig mit Jüngeren, so daß Musiara und Sattao am liebsten mit ihm trainieren und neue Tricks lernen. Pare und Mapia sind nicht ganz so nachsichtig, so daß ihre jüngeren Gegner das Spielfeld meist als frustrierte Verlierer verlassen. Mundusi ist ein weiterer enthusiastischer Ringer und es überraschte daher nicht, daß er eines Morgens humpelte. Die Keeper konnten keine Verletzung finden, so daß wir davon ausgingen, daß er sich während einer Trainingseinheit gezerrt hatte. Und zum Glück war das Humpeln nach einigen Tagen auch wieder verschwunden.

Die Kühe in der Herde versuchen meistens, die Ringkämpfe abzuwürgen, bevor sie zu stürmisch werden. Oltaiyoni war früher eine Mini-Leitkuh in der Nairobi-Nursery und jeder weiß, daß sie das Kämpfen unterbricht, wenn es zu grob wird. Aber auch die anderen Kühe – Roi, Siangiki, Naseku und Kamok – passen ganz genau auf und greifen ein, sobald sie den Eindruck bekommen, daß einer ihrer Schützlinge zu grob angepackt wird. Besonders auf Ambo achten die Drei besonders und der sonnt sich ausgiebig in der Aufmerksamkeit. Er ist ein freundlicher, liebenswürdiger kleiner Bulle und wir beobachten ihn zu gerne, wenn er irgendwo hinspaziert und seinen Rüssel dabei glücklich von einer Seite zur anderen schwenkt.

Wir hoffen, daß es noch ein bißchen mehr regnet, aber ansonsten geht es uns insgesamt sehr gut in Ithumba.

 

Monatsbericht für die Kibwezi-Gruppe in Umani Springs: April 2021

Unsere Umani-Herde wächst und gedeiht und kommt ihrem Leben zurück in der Wildnis damit immer näher. Die kleine Enkesha scheint den Prozess noch beschleunigen zu wollen, damit sie endlich mit den „Nachtschwärmern“ losziehen kann. Sie braucht aber immer noch ihre Milch und ist noch viel zu jung, um vollzeit mit Zongoloni & Co. unterwegs zu sein, aber sie versucht es trotzdem. Die Keeper und Leitkuh Sonje müssen sie derzeit immer im Blick haben. Immer, wenn Enkesha zu den Waisen zurückgebracht wird, ist sie ein bißchen niedergeschlagen. Aber dann kommt die sanftmütige Shukuru auf den Schirm, tröstet sie mit leisem Kollern und es dauert nicht lange, und Enkesha ist wieder ihr fröhliches Selbst. Shukuru erlaubt ihr dann auch, die Gruppe wieder nach Hause zu führen, um sie abzulenken. Wenn Zongoloni nicht bei Enkesha ist, dann ist Mwashoti ihr auserwählter Lieblingsspielgefährte. Die Beiden hecken immer irgendetwas aus, jagen am liebsten Schmetterlinge, Vögel oder Paviane oder kämpfen sich zusammen durchs Unterholz.

Mwashoti kann man ebenfalls beim Wachsen zusehen. Er hat die Rolle des Beschützers für die Jüngsten in der Herde angenommen. Während eines Besuches der „Nachtschwärmer“, stampfte er mit flatternden Ohren auf Faraja zu, damit der der Umani-Herde bloß nicht zu nahe kommen konnte. Faraja ist zum Glück sehr entspannt und lief einfach um den stampfenden Mwashoti herum, um zu den Waisen zu gelangen.

Während Faraja und Ziwa sehr höflich sind, trifft auf Jasiri und ganz besonders Ngasha eher das Gegenteil zu. Faraja und Ziwa werden in der Regel freudig von den Waisen begrüßt, aber wenn Ngasha auftaucht, werden alle nervös. Im Moment gilt seine ganze Aufmerksamkeit dem Besteigen der älteren Kühe, besonders Murera. Das ist ziemlich mutig von ihm, denn Murera kennt Ngasha seit der Nursery und weiß genau, wie sie ihn in die Schranken weisen muss. Aber seine Hartnäckigkeit nervte Murera mit der Zeit, besonders weil sie eigentlich rund um die Uhr mit Luggard beschäftigt ist. Ngashas Hartnäckigkeit ist allerdings auch sehr beachtlich, weil er noch so jung und unerfahren ist. Und genau das ließ sein Vorhaben auch komplett scheitern – Murera kann seine Avancen einfach nicht ernst nehmen! Besonders, weil er beim Nachstellen manchmal sogar über seine eigenen Füße stolpert… Mwashoti ist dann schnell zur Stelle und klettert auf ihn rauf. Wir haben noch nicht ganz durchschaut, ob das ein Spiel ist oder der Versuch, Murera zu beschützen! An einem anderen Tag hat sich Mwashoti auch noch Enkesha zur Verstärkung geholt. Die Beiden trompeteten wie verrückt und kletterten auf Ngashas Rücken, bis er aufgab und sich in den Busch zurückzog. Die Keeper stehen meistens auf Abruf, um gegebenfalls einzugreifen, aber das ist meistens nicht nötig, denn die Elefanten regeln das untereinander. Ngasha wird nie zu grob, wenn Ziwa oder Faraja in der Nähe sind, denn er weiß, daß sie ihn heftig bestrafen würden.

Vielleicht lag es auch an all dieser Tollerei, daß Ngasha sich letzten Endes das Bein verletzte. Er tauchte eines Tages humpelnd im Stallgelände auf, so daß wir die mobile tierärztliche Einheit des Sheldrick Wildlife Trust/Kenya Wildlife Service in Tsavo riefen, um ihn zu untersuchen. Er hatte sich nichts gebrochen oder eingetreten, so daß wir vermuten, daß er sich lediglich gezerrt hatte. Nach ein paar Tagen war das Humpeln verschwunden und er wieder sein altes, stürmisches Selbst. Wir haben ihn später im April noch einige Male alleine beim Grasen gesehen, was wahrscheinlich bedeutete, daß Zongoloni ihn immer wieder in eine Auszeit geschickt hat.

Wir staunen mehr und mehr über Zongolonis Leitkuhqualitäten. Sie ist die einzige Kuh in der Gruppe der „Nachtschwärmer“, unsere kleine Herde, die die Nächte jetzt immer im Busch verbringt. Aber ihre Stellung in der Gruppe wird von den Bullen überhaupt nicht in Frage gestellt. Eines Tages kam die kleine Herde mit einem jungen, wilden Bullen im Schlepptau. Als er die Keeper und die Waisen sah, begann er zu trompeten und auf Angriff zu gehen. Zongoloni wußte genau, was zu tun war und stellte sich zwischen ihn und die Umani-Waisen bis er sich beruhigte.

Zongoloni und ihre Herde treffen die Waisen oft tagsüber im Busch. Alamaya, der seit einiger Zeit zu den „Nachtschwärmern“ gehört und nutzte die Gelegenheit, um ein bißchen anzugeben. Er liebt es, die Waisen zu den allerbesten Futterplätzen zu führen, um ihnen zu zeigen, wie gut er sich im Kibwezi-Wald auskennt. Aber bei allem Freiheitsdrang, ist er immer noch ein junger Elefant. Einmal, als er gerade die Herde anführte, ließ er sich von einem Buschbock ablenken und begann ihn, durchs Dickicht zu scheuchen. Zongoloni übernahm und erinnerte ihn mit einem lauten Trompeten daran, daß er gerade seine Herde stehen gelassen hat!

Wenn die Sonne untergeht und die Umani-Herde sich auf den Weg ins Stallgelände macht, sammeln sich die „Nachtschwärmer“ um Zongoloni, so als ob sie den Plan für die Nacht besprechen würden. Zongoloni führt sie meistens in Richtung Kithasyo-Rollfeld im Chyulu Hills Nationalpark, wo sich nachts viele Elefantenherden versammeln. Die Keeper fragen sich oft, wie weit und wohin die Gruppe nachts wandert. Manchmal bringen sie nachts auch wilde Freunde zum Saufen an die Stalltränke.

Shukuru führt ein sehr friedliches Leben, entwickelt aber langsam auch eigene Fertigkeiten. Die Keeper sind sehr stolz auf ihren Geruchssinn. Shukuru hat viel Zeit mit Lima Lima verbracht, die unser hauptamtlicher „Späher“ ist und von der sie offensichtlich viel gelernt hat. Wenn sie ihren Rüssel hebt, um eine Fährte aufnimmt, wissen die Keeper, daß entweder die „Nachtschwärmer“ oder Wildtiere in der Nähe sind. Das ist natürlich sehr hilfreich, denn die Keeper wollen nicht unvermittelt auf einen Büffel oder ein Raubtier treffen. Quanza und Shukuru sind immer noch dicke Freunde und können oft zusammen beim Fressen beobachtet werden.

Am Morgen des 20. April hatte Luggard starke Bauchschmerzen. Die anderen Waisen haben das auch gemerkt und die älteren Kühe reihten sich vor seinem Gatter auf und tätschelten ihn mit ihren Rüsseln. Die Keeper gaben ihm Medizin und wollten ihn sich ausruhen lassen, aber nur wenige Minuten später sprang er auf und wollte in den Tag starten. Später an der Suhle planschte er wie immer und bespritzte sich mit Schlamm. Es schien ihm besser zu gehen und Luggard hat sehr aufmerksame Kühe um sich, die immer auf ihn aufpassen: Murera, Sonje, Lima Lima und Quanza haben einen geheimen Schichtplan, so daß immer irgendjemand an seiner Seite ist.

Während Lima Lima sehr gastfreundlich ist, ist Murera für gewöhnlich sehr mißtrauisch gegenüber wilden Besuchern, vielleicht, weil sie sich um Luggard sorgt – bis auf eine Ausnahme diesen Monat! Eines Morgens, alle waren gerade aus ihren Nachtlagern gekommen und begannen langsam ihren Tag, da tauchte ein hübscher, stattlicher wilder Bulle vor dem Stallgelände auf. Er stand still vor dem (offenen) Tor und beobachtete, was da so vor sich ging. Dann sah er Murera und ging vorsichtig auf sie zu und schien sie auf einen Spaziergang in den Busch einzuladen. Zu unserer kompletten Überraschung nahm sie seine Einladung an und ließ Luggard mit seinen anderen Kindermädchen Lima Lima und Quanza zurück. Das war ein großer Schritt für Murera, die mit ihren elf Jahren mittlerweile das älteste Mitglied der Umani-Herde ist. Die Keeper sind sich sicher, daß ihr Verehrer jetzt öfters vorbei kommt.

Es gab auch ein bißchen Regen in Umani, der uns alle ziemlich überraschte. Die Keeper und ihre Schützlinge starteten ihre Wanderung im Sonnenschein und wurden plötzlich von einem Unwetter überrascht. Auf dem eiligen Weg zurück begleiteten Murera und Lima Lima Luggard auf beiden Seiten, so daß er trocken und warm blieb. Im Kibwezi-Wald warteten wir – wie der Rest im Nationalpark Tsavo Ost und West – auf weiteren Regen, bevor im Juni wieder die Trockenzeit beginnt.