Die Waisen im April

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe: April 2019

 

Es war unsäglich heiß in der Nursery und wir rechneten jeden Tag mit dem Regen. Die Vegetation wurde täglich trockener und die Waisen müssen jetzt weiter laufen, um genug Futter zu finden. Unsere Kleinsten, Larro und Neuankömmling Kiombo folgten Malima und Sagala auf Schritt und Tritt, und die Beiden entwickelten regelrechte Muttergefühle und waren sehr fürsorglich. Weil sie schon um einiges älter sind, konnten sie an die höher liegenden Äste und Zweige reichen und zogen sie für die Kleineren herunter. Malima ist zwar jetzt freundlicher zu den jüngsten Waisen, aber sie ist immer noch sehr frech und hört auch nicht immer auf die Keeper – genau wie ihr Freund Kuishi. Die beiden feisten Jungkühe werden wohl gegen Ende des Monats nach Tsavo umziehen. Es ist an der Zeit, daß sie von den älteren Elefanten unter deren Fittiche genommen werden und ein paar Manieren lernen. Kuishi versucht bei der Mittagsfütterung immer, die um die Schubkarre verschüttete Milch aufzusaugen und mag es überhaupt nicht, wenn jemand anderes es ihr nachmacht. Zur Fütterung fängt sie auch gerne mal eine Rauferei an, genauso wie wie Kiasa, die kein Stück ruhiger geworden ist. Als Kuishi eines Tages keine verschüttete Milch vorfand, schmiß sie aus Frust alle leeren Flaschen herum!

 

Emoli scheint im Augenblick der ausgebuffteste kleine Jungbulle in der Herde zu sein, und obwohl alle Waisen gerne mit den anderen spielen – um ihn machen sie einen großen Bogen. Die Mini-Leitkühe Malima und Tamiyoi haben immer ein Auge auf ihn und sind schnell zur Stelle, wenn er einen anderen Elefanten in der Gruppe ärgert. Mukkoka wird mit zunehmendem Alter auch frecher und ärgert ab und an unseren Neuankömmling Kiombo. Der läßt sich jedoch nicht aus der Ruhe zu bringen und hat sich prima in die Nursery-Herde eingelebt. Manchmal wird er dabei beobachtet, wie er alleine frißt, aber meistens ist er mit Kuishi und Malima unterwegs, die ihn beide leidenschaftlich vor Jungbullen wie Mukkoka verteidigen.

 

Tagwa ist immer noch eine fantastische Leitkuh und Sprachrohr ihres Lieblings Sattao, und sobald er einen Pieps von sich gibt (aus welchen Gründen auch immer), ist sie sofort zur Stelle, um nach dem Rechten zu sehen. Auch Enkesha entwickelt sich zu einer guten Anführerin und engagiert sich sehr in ihrer kleinen Splittergruppe. An einem Morgen konnten wir sie dabei beobachten, wie sie Luggard, Nabulu, Kiombo, Mukkoka und Larro ins tiefe Dickicht führte. Die sieben Streuner mußten zur 9-Uhr-Fütterung sogar von den Keepern abgeholt werden!

 

Nabulu hat sich inzwischen auch sehr gut in der Nursery eingelebt. Sie kennt die Fütterungszeiten und weiß, daß es nach der Mittagsflasche Zeit zum Baden ist. Trotzdem ist sie immer noch skeptisch, besonders gegenüber den eher stürmischen Charakteren wie Kiasa. Kiasa, Maktao und Dololo werden immer wieder dabei erwischt, wie sie Nabulu in der Suhle besteigen wollen. Am liebsten und meisten ist sie mit Tamiyoi, Malima, Sattao und Larro zusammen.

 

Musiara und Luggard sind Stallnachbarn und ein gutes Beispiel dafür, wie die ständige Nähe meistens unweigerlich zu einer dicken Freundschaft führt. Wegen seines verletzten Beins kann Luggard nicht wirklich schnell laufen und Musiara weiß das sehr gut, und passt sich seiner Geschwindigkeit an. Da die anderen Waisen zur Futtersuche immer immer ins Dickicht ausschwärmen, lassen es die beiden Baby-Bullen gemütlich angehen. Jotto ist ebenfalls sehr aufmerksam gegenüber seinem Freund Luggard und läßt ihn ungern allein. Einmal, als Luggard tatsächlich hinter dem Rest der Herde zurückfiel, kehrte Jotto um, um nach ihm zu sehen und schob ihn sogar einmal von hinten an, als ob ihn das schneller machen würde! Maktao und Kiasa sind wohl eher die Ausnahme unter den guten Nachbarn, denn sie streiten sich ständig um das Grünfutter, das ihnen abends in den Stall gelegt wird. Es wird immer wieder hin und her durch die Absperrung gezogen, manchmal die ganze Nacht über.

 

Als der Regen gegen Ende des Monats endlich einsetzte mussten auch die Kleinsten wie Larro, Mukkoka, Dololo und Maktao wieder vor der Kälte geschützt werden und wurden mit Decken behangen. Wenn der Regen besonders stark ist, werden sie manchmal auch in den Stall zurückgebracht bis es wieder aufklart. Wenn sie bei einem Wolkenbruch gerade im Wald sind, stellen sich die älteren Waisen meist unter Bäumen mit dichten Kronen unter, oder sie versuchen, sich unter die Regenschirme der Keeper zu zwängen! In der Trockenzeit springen die meisten Waisen zur Abkühlung gerne in die Suhle, ganz besonders Musiara; Sattao und besonders Dololo sind dagegen keine Wasserraten. Aber wenn man sich Dololos Geschichte vor Augen führt (er steckte bis zum Kopf im Schlamm fest, nur sein Rüssel ragte noch zum Atmen heraus), verwundert die Phobie nicht im Geringsten.

 

Am 8. April haben wir in der Masai Mara ein etwa 10 Monate altes Elefantenbaby geborgen. Sie wurde im Stall neben Maktao untergebracht. Der schien zuerst Angst vor dem Neuankömmling zu haben, beruhigte sich aber bald wieder und näherte sich ihr, als ob er sie beschnuppern müsste. Und später beobachteten wir ihn dabei, wir er die Kleine tröstete.

 

Unsere Nashörner: Maxwell, unser blinder Nashornbulle, liebt den Regen und Schlamm in allen Versionen. Beim ersten Tropfen begann er ausgelassen in seinem Gehege herumzurennen und sich zu wälzen. An einem besonders regnerischen Tag konnten wir keinen Zentimeter Haut mehr erkennen, alles war unter einer dicken Schlammschicht verdeckt. Diesen Monat hatte Max allerdings überhaupt keine Lust auf die ortsansässigen Warzenschweine, die sonst eigentlich immer bei ihm willkommen sind. Aber an den meisten Tagen zwängten sie sich durch die Gatterstäbe, und bedienten sich an seinen Luzernepellets – kein Wunder, daß er von ihnen angenervt war! Einmal erwischte er eins und drängte es in die Ecke seines Geheges bis es panisch mit Quieken anfing. Die Keeper kamen nachschauen und lenkten Max kurz ab, so daß dem Futterdieb die Flucht gelang. Mit den Elefantenwaisen spielt er jedoch immer gerne (vielleicht, weil sie nicht in sein Gehege kommen?). Während Ambo, Tamiyoi, Maisha und Kiasa außen am Zaun auf und abrennen, jagt er auf der anderen Seite des Zaunes vergnügt neben ihnen her.

 

Ein paar andere tolle Nashorn-Nachrichten gibt es auch. Wir haben Solio gesichtet, die offenbar jetzt in einem anderen Revier, tiefer im Park, lebt. Es ist möglich, daß sie mit einer älteren Kuh mitgezogen ist. Nashörner sind streng territorial und jedes Revier wird von meist älteren Tieren dominiert. Wir freuen uns, daß Solio offenbar fest integriert in die Nashornpopulation im Nairobi-Nationalpark integriert ist!

 

 

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: April 2019

 

Das ganze Land wartet auf den Regen, der schon wieder zu spät dran ist. Die hohen Temparaturen und die Unbarmherzigkeit der Sonnenstrahlen hat die letzten Monate sehr anstrengend gemacht. Aber irgendwann kündigte der Donner den Regen an und schließlich kam das kühlende Naß. An besonders heißen Tagen konnten es die Waisen nicht erwarten ins Wasserloch neben dem großen Affenbrotbaum zu springen. An bewölkten Tagen gingen sie gar nicht erst hinein, und wir brachten ihnen die Milchflaschen dahin, wo sie an diesem Tag fraßen. Als der Regen einsetzte, labten sich die Elefanten am nassen Grün, rollten sich auf dem kühlen Boden und beschmissen sich mit der kühlen, nassen Erde. Es war ein großer Spaß, sie dabei zu beobachten. All die wilden Elefanten die wir in den letzten Monaten an unseren Wasserlöchern gesehen haben, ziehen jetzt wieder weiter, weil sie auch anderswo wieder Wasser und Futter finden. Das ist natürlich ein bißchen schade für die Waisen, die so viele tolle Begegnungen mit den wilden Artgenossen hatten – manchmal an der Suhle und oft auch in Begleitung von Büffeln.

 

Ein ganz besonderer Höhepunkt war der Kontakt zu einer wilden Herde mit einem winzigen Baby in ihrer Mitte. Mbegu, Naipoki, Mashariki und Mudanda wollten es aus der Herde herauslocken und mit ihm spielen. Auch die kleinen Bullen wie Nelion und Tundani konnten mit den wilden Jungbullen im Teenageralter spielen. Aber nicht alle Waisen sind gleichermaßen begeistert über diese Begegnungen. Als Kenia zum Beispiel eines Tages enthusiastisch auf eine wilde Herde zulief, um sie zu begrüßen, protestierte die kleine Araba lauthals. Kenia machte auf den Hacken kehrt und ging stattdessen zu ihrem kleinen Schützling zurück.

 

Tahri und Araba sind nach wie vor die verhätschelten Nesthäkchen. Ndii wacht über Tahri, während Araba der Augapfel von Kenia und Kihari ist. Ndii kann sehr böse werden, wenn andere junge Kühe wie Panda versuchen, Kontakt zu „ihrem“ Baby aufzunehmen und dann schirmt sie es regelrecht ab. Panda ist aber sehr ausdauernd und sobald Ndii mit irgendetwas anderem abgelenkt ist, nutzt sie ihre Gelegenheit und lockt Tahri weg, um ein Weilchen mit ihr zu spielen oder zu fressen. Mbegu sorgt immer noch für ihre sechsköpfige Nursery-Herde, aber Ndii hat ein Auge auf Ndotto geworfen. Bis auf Ndotto ist die kleine Herde wilden Elefanten gegenüber eher vorsichtig. Ndotto ist sehr mutig und freundlich und hat kein Problem damit, sich einfach neben einen Tusker zu stellen! Ngilai und sein bester Freund Murit könnten den ganzen Tag Ringen (wenn sie nur nicht zwischendurch fressen müssten…) und Godoma übt sich in Führungsfertigkeiten. Die Übung ist auch zwingend notwendig – diesen Monat lief sie einmal so schnell voraus, daß der Rest der Herde den Anschluß verlor. Als sie auf einmal auf eine Horde Paviane traf und sich umdrehte, merkte sie, daß ihre Herde fehlte und sie rannte so schnell sie konnte zurück.

 

Ndoria ist inzwischen von der Milchflasche abgesetzt und verbrachte einen Tag mit einer wilden Herde, mit der sie zum Wasserloch zog. Als Mbegu, Ngilai und Lasayen an diesem Tag ihre Milch ausgesoffen hatten lud Ndoria sie großzügig in die Runde der wilden Herde ein, so als würde sie schon lange dazugehören. Der Rest der Waisenherde kam wenig später auch noch hinzu. Eines der wilden Kälber sprang in die Tränke und rührte das Wasser mit seinem Rüssel um, während die Waisen versuchten, zu saufen. Naipoki zögerte nicht lange und drängelte den Störenfried aus der Tränke. Tundani stand bereit, für den Fall, daß sie Verstärkung brauchen sollte. Es war allerdings Panda, der es schließlich gelang! Nach einer Stunden trennten sich die wilden Elefanten von den Waisen und sie alle widmeten sich wieder der Futtersuche. Mbirikani, die nach etwa einem Jahr im Februar wieder zurückgekommen war, besucht die Waisen immer mal wieder und verbringt dann einen Tag mit ihnen auf Futtersuche im Busch. Sie ist ein guter Vermittler zwischen den wilden Elefanten, mit denen sie inzwischen zusammen lebt, und den Waisen. Wer weiß, vielleicht gründet sie eines Tages ihre eigene Herde mit ein paar anderen Voi-Waisen, wie zum Beispiel Panda, mit der sie sehr gerne und viel Zeit verbringt.

 

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: April 2019

 

Auch in Ithumba war es diesen Monat unsäglich heiß, und wir konnten den Regen kaum erwarten. Das Schöne an der Trockenzeit ist lediglich, daß wir dann immer jede Menge unserer Ex-Waisen, wilde Elefantenherden und Bullen wiedersehen. So auch dieses Jahr. Sie alle fühlen sich versorgt in der Nähe des Stallgeländes, weil wir überall Wasser bereitstellen. Einmal tranken die Elefanten sage und schreibe 40.000 Liter Wasser an einem Tag! Aber die Tränken in Ithumba sind nur einige der Wasserlöcher, die der Sheldrick Trust in Tsavo mit Wasser bestückt.

 

Als der Regen einfach nicht einsetzen wollte, haben wir noch eine Suhle in der Nähe des Stallgeländes ausgehoben, weil es in der Umgebung noch jede Menge Futter gab. Die Keeper haben die Waisen auch in ein neues Gebiet geführt, wo es sie vorher noch nicht zum Fressen hinverschlagen hat: das (derzeit) trockene Flußbett des Kalovoto, wo es viel Vegetation gibt. Trotzdem blieben die Waisen vorerst nah bei den Keepern und haben sich nicht allzu weit verstreut, aus Angst, in diesem Neuland verloren zu gehen. Sie gingen nur so weit, daß sie die Keeper noch sprechen hören konnten. Die neue Gegend schien ihnen aber gut zu gefallen.

 

Die Ex-Waisen kamen regelmäßig morgens ins Stallgelände, um etwas von der Luzerne abzubekommen, die wir den Waisen füttern. Manche von ihnen, wie Yatta, Kinna und Galana säugen immer noch ihren Nachwuchs und daher kann ihnen ein wenig eiweißreiches Zusatzfutter nicht schaden. Manchmal kommen sogar wilde Bullen nachschauen, was die Waisen da Leckeres fressen und dann stören sie sich keineswegs an den Keepern. Die wilden Elefanten haben sich den Alltag in der Auswilderungsstation schnell eingeprägt und sind inzwischen fest mit den 63 in der Wildnis lebenden Ex-Waisen verbandelt.

 

An den wenigen Tagen, an denen die Ex-Waisen nicht vorbeischauten, freuten sich die Waisen, alles Grünfutter für sich allein zu haben und nicht für die Älteren und deren Nachwuchs Platz machen zu müssen. Nasalots kleiner Wirbelwind Nusu versuchte einmal, mit Garzi zu ringen. Garzi konnte überhaupt nicht nachvollziehen, wie um alles in der Welt Nusu überhaupt auf die Idee gekommen war, daß die Beiden nur annähernd Sparringpartner auf Augenhöhe wären und schubste Nusu ganz vorsichtig von sich. Nusu sollte vorsichtig sein, denn nicht alle unsere Bullen sind so verständnisvoll wie Garzi! Esampu freute sich, Galanas Baby Gawa wiederzusehen, das jetzt genauso groß wie sie selbst ist, und die beiden spielten ausgiebig miteinander. Esampu spielt mit all den Babys gerne, an einem Tag begann sie mit Yoyo und Gawa und zum Schluß noch mit Kama, bevor sie sich wieder der Futtersuche widmete.

 

Das kleine Trio Orwa, Narok und Bomani besuchten die Waisen diesen Monat auch ein paar Mal und grasten mit ihnen im Busch. Der 16-jährige Ex-Waisenbulle Buchuma kam auch einmal vorbei, wenn auch nur ganz kurz. Der riesige Tomboi schaute zwei Mal vorbei, einmal mit einer wilden Herde und ihrem Kälbchen. Ex-Waise Mulika mit Baby Mwende, die normalerweise mit Yattas Herde umherziehen, wurden dieses Jahr immer noch nicht gesehen. Aber wir glauben, sie sind mit Sidai und Ololoo zusammenn sind, die wir auch noch nicht zu Gesicht bekommen haben. Durch die guten Niederschläge im letzten Jahr, gab es überall genug zu fressen und die Ex-Waisen wandern daher jetzt ebenfalls weiter weg. Olares Herde besteht aus Tumaren, Melia, Kandecha, Chemi Chemi und Kalama, und sie alle kamen diesen Monat ein paar Mal zum Luzernefressen ins Stallgelände. Normalerweise sehen wir sie auch oft und lange gar nicht.

 

Am 4. April gab es ein bißchen Nieselregen, der zumindest die Außentemperaturen ein klein wenig abkühlte. Aber der Regen ließ uns noch bis zum 24. April warten. Im Vergleich: Letztes Jahr begann die Regenzeit schon Ende März und wir hoffen jetzt, daß es trotz der Verspätung genug Niederschlag geben wird. Sobald die ersten Tropfen gefallen waren, strömten die Ex-Waisen und wilden Elefanten aus und die Waisen hatten wieder ein bißchen Ruhe nach dem ganzen Trubel. Sie vertrieben sich die freie Zeit damit, mit ihren kleinen Stoßzähnen Löcher in den Boden zu graben und sich anschließend die feuchte Erde auf den Rücken zu schmeißen. Obwohl sie selbst erst drei Jahre alt ist, führt Sana Sana besonders gern die Waisenherde an. Sei es am Morgen aus den Ställen oder mittags zur Suhle. Sana Sana war erst neun Monate alt, als sie zu uns kam. Damals war sie von einer Hyäne verstümmelt worden, weil sie keine Herde um sich hatte. Ihr Mutterinstinkt war schon in der Nairobi-Nursery sehr stark ausgeprägt, so daß ihre Führungsambitionen keine Überraschung sind, auch wenn viele der Herdenmitglieder älter als sie sind. Weil sie ein so besonnener Charakter ist, läßt man sie gerne gewähren.

 

Kithaka und Barsilinga sind die beiden älteren Jugbullen, die derzeit Zwischen der Waisenherde und der Wildnis hin- und herpendeln, so sie dann meistens mit Garzi und Lemoyian unterwegs sind. Zwischen der Rettung von Kithaka und Barsilinga liegen nur wenige Monate, und weil sie damals erst wenige Wochen alt waren, sind sie stark auf einander geprägt. Sie sind ein perfektes Beispiel dafür, wie sich in der Nursery lebenslange Freundschaften ausbilden.

 

Aber neue Freundschaften entstehen auch in den Auswilderungsstationen. Sapalan und Enkikwe zum Beispiel sind mittlerweile unzertrennlich, wenn auch eher aus einer Notlage heraus. Sapalan ist ein ganz ruhiger Zeitgenosse und läuft sehr langsam, und Enkikwe humpelt und kann daher auch nicht so schnell laufen. Durch diesen Umstand verbrachten die beiden viel Zeit miteinander und freundeten sich an. Sie scheinen die Gesellschaft des Anderen wirklich sehr zu genießen. Sapalan ist sehr höflich und friedfertig, was gut für Enkikwe ist, der für’s Ringen noch nicht stark genug ist.

 

Rapa brachte uns diesen Monat zum Lachen. Der couragierte kleine Bulle läßt keine Gelegenheit aus, seine Kräfte zur Schau zu stellen, auch wenn er gar nicht gewonnen hat. Eines Nachmittags beim Suhlen blockierte ein wilder Bulle zwei Büffel, die ans Wasser wollten, bis alle Waisen fertig gesoffen hatten. Die Büffel zogen sich schnell zurück, nachdem sie selber ihren Durst gestillt hatten. Als Rapa die Büffel fortlaufen sah, rannte er ihnen hinterher und tat er so, als würde er sie verjagen. Er kam zurück und wollte sich feiern lassen, trompetete und stampfte voller Stolz, so als hätte er die Büffel in die Flucht geschlagen.

 

 

Monatsbericht für die Kibwezi-Gruppe in Umani Springs: April 2019

Die Freude war groß, als im Kibwezi-Wald zur Monatsmitte endlich die ersten Regentropfen fielen und für ein wenig Abkühlung sorgten. Nach nur einem Schauer konnte man bereits beobachten, wie sich die Pflanzenwelt erholte und sich die Wildtiere an den frischen Trieben ergötzten. Bis dahin waren die Waisen den ganzen Tag mit der Futtersuche beschäftigt. Der Regen hatte natürlich auch ein paar unangenehme Begleiterscheinungen. Die armen Sonje, Murera und Mwashoti mußten alles etwas ruhiger angehen lassen, damit sie auf den schlammigen Pfaden nicht ausrutschten. Sie haben alle alte Beinverletzungen und kämen nicht so leicht wieder hoch, falls sie hinfielen. Der Regen brachte außerdem die unangenehmen Safari-Ameisen, oder ‘Siafu‘ zurück. Sie breiten sich innerhalb von Minuten aus und ihr Biss ist sehr unangenehmen. Als sie eines Nachts im Stallgelände einfielen, flüchteten sowohl die Keeper aus ihren Zelten als auch die Waisen aus ihren Ställen und rannten in den Wald, um die aufdringlichen Insekten abzuschütteln. Sie kehrten erst am frühen Morgen ins Stallgelände zurück und waren bei Sonnenaufgang sichtlich erschöpft.

 

Nicht alle Insekten, die mit dem Regen kommen, sind schlecht, und so war es besonders lustig, Shukuru, Lima Lima und Zongoloni bei ihrer Jagd nach den Schmetterlingen zuzuschauen, die dicht über ihren Köpfen flatterten. Lima Lima war einmal so stürmisch bei der Sache, daß sie ausrutschte, hinfiel und das Spiel für sie damit abrupt beendet war. Zongoloni und Quanza sind derzeit unzertrennlich und werden oft beim gemeinsamen Grasen gesehen.

 

Alamaya und Mwashoti versuchten, unter Sonje und Murera Unterschlupf vor den Regentropfen zu finden, was sehr unterhaltsam zu beoachten war. Mwashoti passt gerade so unter Mureras Ohren, aber Alamaya war zu klein für Sonje, so daß sie – wie alle anderen – naß wurde! Alamaya war sehr verängstigt, als sich ein kleiner abendlicher Schauer in ein handfestes Gewitter entwickelte. Er drückte sich gegen sein Dach und stanzte mit seinen Stoßzähnen Löcher in die Bleche. Ziwa, Ngasha und Faraja machten es ihm leider direkt nach, so daß am nächsten Tag größere Reparaturen fällig waren.

 

Alamaya hat in der letzten Zeit ausgiebig zu Ringkämpfen animiert. Besonders gern ringt er mit Ziwa, aber die Kämpfe dauern in der Regel nicht lange, denn Ziwa ist viel stärker. Außerdem spielt er lieber mit Jasiri und Ngasha, die älter sind. Alamaya spielte ein paar Mal mit Ngasha, aber hat großen Respekt vor den älteren Kühen wie Murera und Sonje. Er ist immer noch empfindlich, wenn jemand seinen Schwanzstummel berührt und läßt besonders die Bullen nicht in die Nähe seines Hinterteils.

 

Ngasha, Faraja und Ziwa werden langsam älter und verbringen mehr und mehr Zeit außerhalb des Stallgeländes. Jasiri ist auch manchmal mit dabei. Sie kommen abends meistens erst weit nach den Jüngeren zurück und stehen dann kollernd im Dunkeln vor dem Stallgelände und bitten die Keeper um Einlaß.

 

Die Waisen hatten diesen Monat viele schöne Begegnungen mit wilden Elefanten. Während die Jüngeren und Shukuru noch schüchtern sind, nimmt Lima Lima meistens sofort den Kontakt auf. Einige der wilden Bullen scheinen sich für sie und Sonje besonders zu interessieren. Das wird von den älteren Bullen in der Waisenherde allerdings nicht so gern gesehen, und als ein wilder Bulle Lima Lima einmal ins Stallgelände folgte, verbündeten sich Ngasha und Jasiri und verjagten ihn zurück in den Busch.

Eine andere Kontaktaufnahme mit wilden Artgenossen lief weniger glimpflich ab. Die wilde Herde vermischte sich mit den Elefantenwaisen und die Keeper hatten Probleme ihre Waisen von der Meute abzusondern, aber als die Waisen losrannten, rannten ihnen die Keeper nach. Bei der Flucht durchs Dickicht wurde einer der Keeper von einem Ast im Gesicht getroffen und rief um Hilfe. Lima Lima hörte ihn und kehrte um. Sie fand Keeper Amos, dem seine Kollegen gerade auf die Beine halfen und anschließend seine Verletzung versorgten.

 

Die Waisen waren danach ein bißchen vorsichtiger mit ihren wilden Interaktionen und passten besser auf ihre Keeper auf, besonders wenn eine wilde Herde in der Nähe war. Murera und Lima Lima waren – wie immer – besonders gewissenhaft. Lima Limas liebevoller Charakter läßt ihre tolpatschigen Fehler schnell in Vergessenheit geraten. Und auch, wenn sie beim Füttern gierig ist und sich Milchflaschen stibitzen will, die Keeper können ihr einfach nicht böse sein.