Die Waisen im April

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe in Nairobi: April 2020

Die Nursery in Nairobi ist zwar immer noch für die Öffentlichkeit geschlossen, aber die Arbeit geht natürlich weiter, so wie an allen Standorten unseres Auswilderungsprogrammes. Jetzt, da der Tagesablauf nicht mehr von der öffentlichen Besucherstunde um 11 Uhr diktiert wird, haben die Waisen auch einmal andere Freßplätze im Park erkundet. Gegen 11 Uhr rennen sie trotzdem zur Suhle und wälzen sich in den aufgeschütteten Erdhaufen. Der April war weitestgehend grau, bewölkt und durchsetzt mit heftigen Regenschauern, so daß die Waisen nicht besonders viel gebadet haben. Stattdessen haben sie sich lieber in der roten Erde gewälzt.

Tagwa mag die Erdhügel ganz besonders. Einmal beobachteten wir sie dabeu, wie sie mit Dololo, Kiombo, Maktao und Sattao spielte und sie sich gegenseitig von oben herunter schubsten. Tagwa legte sich auf einmal einfach auf den Hügel und blockierte mit ihrem ganzen Gewicht das Getummel. Sie mag es, wenn die Erde ihren Bauch kühlt und das ist ihre Lieblingsposition. Die jungen Bullen ließen sich nicht beirren und zogen davon, um ihre Spielchen woanders fortzusetzen.

Tagwa wird langsam zu groß für die Nairobi-Nursery und wir beobachten, daß sie ungeduldiger mit den Jüngeren wird. Sie ist eine gute Leitkuh und die Waisen folgen ihr ohne Zögern. Aber manchmal wird sie ungehalten, besonders mit den Jüngsten Roho und Naleku. Dann ist es Maisha, die die Rolle des Vermittlers und der Leitkuh übernimmt. Sie kümmert sich hingebungsvoll um Klein Roho und Klein Naleku, wartet immer auf sie, begleitet sie überall hin und bringt ihnen kleine Kniffe bei, z.B. wo man saftiges Futter im Busch findet. Roho bedient sich dann manchmal direkt aus ihrem Maul!

Roho hat sich auch ein paar andere, nicht immer gute, Gewohnheiten von den anderen Waisen abgeschaut. Genau wie Mukkoka ist er neuerdings sehr gierig geworden, wenn es um die Milchflasche geht. Er rennt wie Mukkoka wie ein Blitz und wild trompetend und schreiend zur Futterstelle, so als ob er den Keepern bescheid geben will, daß er unterwegs ist! Mukkoka hat jetzt natürlich Konkurrenz und die Beiden liefern sich wilde Wettrennen, oft Kopf-an-Kopf und mit viel Geschubse.

Obwohl Naleku sehr schüchtern wirkt, ist sie sehr willensstark und läßt sich von den jungen Bullen, inklusive Roho, nicht die Butter vom Brot nehmen. Roho ist nicht besonders gewillt, die Aufmerksamkeit der älteren Kühe mit Naleku zu teilen und schubst sie auch gern mal. Aber dann schubst sie ihn einfach zurück, so wie sie es von den älteren Elefantengelernt hat. In jedem weiblichen Elefantenbaby stecken halt die Qualitäten einer Leitkuh! Sie ist jetzt viel selbstbewußter und führt die Waisen im Busch sogar manchmal an.

Am 11. April ließen wir unseren Neuankömmling Naboishu erstmals zum Rest der Herde. Er hatte sich gut akklimatisiert und an die Keeper gewöhnt. Die Herde wurde neben seinem Stall gefüttert, so daß er sehen konnte, daß sich alle freundlich gesonnen waren. Als sie fertig waren, wurde Naboishu herausgelassen. Tamiyoi war wie immer am freundlichsten und grüßte ihn bereits in seinem Stall. Zu Beginn war er sichtlich nervös und versuchte einen Scheinangriff. Aber als er erstmal mit der Herde im Wald war, hatte er sich schnell beruhigt und verbrachte den Rest des Tages vor allem mit Ziwadi und Maisha. Er versucht immer noch die Herdendynamik zu verstehen und wer seine Freunde sind, aber das ist normal. Mit Dololo, der inzwischen etwas ungestüm geworden ist, hat er so seine Probleme. Aber die Keeper und die anderen Elefanten sind immer zur Stelle, wenn Dololo zu rüpelhaft wird. Musiara, der schon immer sehr sanftmütig war, ist Naboishus Beschützer und hat immer ein Auge darauf, daß ihn niemand anrempelt. Naboishu verbringt seine Tage am liebsten mit Nabulu und Kiombo, manchmal auch Ziwadi.

Obwohl sie nicht ganz so mütterlich wie viele der anderen Kühe ist, bemüht sich Nabulu sehr um Kiombo und hat eine enge Freundschaft mit Naboishu. Eines Tages, ganz früh am Morgen, konnten sie dabei beobachtet werden, wie sie sich durch ihre Stallabsperrung hindurch liebkosten und liebevoll ankollerten. Als die Waisen dann um 6 Uhr aus ihren Ställen gelassen wurden, wartete Nabulu auf Naboishu und sobald seine Stalltür aufging, rannte er zu Nabulu und die beiden spazierten gemeinsam zum Rest der Herde. Den Keepern gegenüber ist er immer noch ein bißchen schüchtern, aber die Milchfütterung läßt er sich nicht entgehen und ist genauso erpicht auf seine Flasche wie die anderen Waisen.

Ziwadi und Luggard sind sehr dicke Freunde geworden und werden fast täglich dabei gesehen, wie sie zusammen fressen. Luggard verbringt jetzt weniger Zeit mit Musiara und den anderen Bullen, aber mehr Zeit mit den Kühen. Ziwadi ist die perfekte Gefährtin für Luggard, weil sie auch nur langsam läuft und nicht so stürmisch ist wie viele andere junge Elefanten. Vielleicht liegt das auch an den Krampfanfällen, die sie in der Vergangenheit plagten, aber sie versucht immer noch, besser mit ihrem Rüssel umzugehen, besonders beim Wasser Saufen. Sie scheint manchmal irritiert, daß sie das Wasser mit ihrem Rüssel ansaugen und dann in ihren Mund spritzen muss. Ihr ist es immer noch am liebsten, einfach den Kopf ins Wasser zu tunken und direkt mit dem Mund aus der Wasserquelle zu saufen. Beim Suhlen hat sie auch noch wenig Koordination über ihren Rüssel und schmeißt den Dreck überall hin, nur nicht auf ihren Körper. Am Ende legt sie sich meistens einfach in den Dreck und wälzt sich, bis sie überall bedeckt ist.

Zwischen Larro und Maktao scheint sich auch eine Freundschaft anzubahnen. Darüber freuen wir uns sehr, denn zu Beginn mochten sie sich nicht besonders! Maktao ist seit Langem Larros Stallnachbar und jetzt scheinen sie sich näher gekommen zu sein. Sie werden oft beim gemeinsamen Fressen oder Ringen beobachtet.

Kiasa scheint eine Art gespaltene Persönlichkeit zu haben. Auf der einen Seite kümmert sie sich unglaublich aufopferungsvoll um die jüngeren Waisen, besonders um Roho und Naleku. Auf der anderen Seite ist sie immer noch eine unglaubliche Nervensäge während der Milchfütterung, wo sie ständig die Flaschen von anderen stibitzen will. Die Keeper haben wirklich alle Hände voll zu tun mit ihr, und sie sollte das eigentlich schon besser wissen!

Unsere Nashörner: Maxwell ging es diesen Monat viel besser. Er war voller Energie und genoss seine Luzernepellets am Morgen sowie eine Auswahl von frisch geschnittenem Grünfutter, die er jetzt hätte, wenn er im Busch umherwandern könnte. Die Waisen haben früh morgens oft mit ihm am Gatter gespielt, bevor sie sich auf den Weg in den Busch gemacht haben. Sie freuen sich immer sehr, wenn Maxwell mit ihnen spielt. Nach dem Frühsport zieht er sich dann gerne wieder zurück für ein Morgennickerchen.

 

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: April 2020

Ndotto hat diesen Monat ziemlich herumgeprahlt und die anderen Waisen oft daran erinnert, in was für einen großen, starken Bullen er sich gerade entwickelt. Wenn die schon teilweise ausgewilderten Elefanten Nelion und Tundani auf einen Besuch vorbei kamen, ergriff er meistens die Initiative für einen Ringkampf und das, obwohl die Beiden drei Jahre älter (und größer) sind! Wenn er niemanden anderen zum Üben hat, dann provoziert er gerne Suswa, die älteste Kuh in der Voi-Herde, oder auch gerne mal Arruba. Arruba vergöttert immer noch Klein Pika Pika, das Nesthäkchen der Voi-Gruppe. Pika Pika verbringt ihre Tage ebensogern mit Arruba, gelegentlich auch mit Ndotto! Nelion versuchte öfter, Arruba zu besteigen, vermutlich um die Rangordnung auszukämpfen, aber das verängstigt Pika Pika immer und dann ruft sie die anderen um Hilfe.

Obwohl sie sich hauptsächlich mit Ndotto beschäftigen, kommen Nelion und Tundani fast jeden Tag in die Voi-Stallungen. Sie schlafen außerhalb, aber begleiten die Waisen morgens meistens in den Park zum Fressen. Die anderen, halb ausgewilderten Waisen, Kenia, Ndii, Mashariki, Araba, Ishaq-B und Ndoria, kommen längst nicht so oft vorbei, sind aber ebenfalls in der Gegend. Ishaq-B schaut dann und wann nach Tundani und Nelion, was vielleicht auch ihrer guten Beziehung zu Mbegu und deren Herde geschuldet ist. Bei diesen Gelegenheiten versuchen Mbegu und Godoma ihr bestes, Ndotto von der Herde fernzuhalten, denn man konnte beobachten, daß sie Ndotto in Kenias Herde locken wollten, was für ihn noch viel zu früh ist.

Kenias Herde konnte auch ab und zu an den Hängen des Msinga-Berges beim Grasen gesehen werden. Sie kamen an diesen Tagen meistens nicht mehr bei den Waisen vorbei. Wenn sie kommen, dann meistens am Morgen, wenn den Waisen die Luzernepellets ausgeteilt werden. Während Tundani und Nelion aus Kenias Herde regelmäßig hereinschauten, kam der Rest nur ab und zu vorbei, und das sorgte für jede Menge freudige Aufregung – überall Trompeten, Kollern und Enthusiasmus, gefolgt von ausgelassenen Spielen.

Am 7. April kam Kenia mit ihrer Herde sehr früh ins Stallgelände. Den Keepern fiel auf, daß Mashariki nicht dabei war, nur Kenia, Ndii, Ishaq-B, Ndoria und Araba. Mashariki ist in der Vergangenheit immer einmal wieder mit wilden Elefanten weitergezogen und wir vermuten, daß dies auch dieses Mal der Fall ist – vielleicht hat sie irgendwo als Kindermädchen angeheuert! Die Keeper, die Ranger und unsere Piloten hielten auf ihren täglichen Kontrollgängen und -flügen alle Ausschau nach Mashariki, aber haben sie bisher nicht entdeckt. Wir hoffen, daß es ihr gut geht, sie das „wilde Leben“ genießt und sie uns bald einmal wieder besucht.

Auch Sagala hat eines Tages der Freiheitsdrang gepackt und es gelang ihr, sich von der Waisenherde wegzustehlen und einer wilden Herde anzuschließen, die in der Nähe graste. Als die wilde Herde weiterzog ging Sagala einfach mit und ignorierte die Rufe der Keeper. Die fuhren letztlich mit einem Auto hinter der Elefantenherde her und es gelang ihnen, Sagala von ihnen zu trennen und zurück zu bringen. Sie braucht schließlich immer noch ihre Milch!

Das Gebiet um Voi sieht im Moment wirklich wunderschön aus. Wir hatten langanhaltende Regenfälle, sehr untypisch für diese Jahreszeit. Aber die Pflanzenwelt wuchs und gedieh und die Waisen haben jede Menge frisches Futter, haben alle ein paar Kilos zugelegt und sind dementsprechend voller Energie. Besonders Godoma, Pika Pika, Emoli und Ndotto, und ganz besonders wenn Tundani und Nelion dabei sind. Dann rollen sie sich wie kleine Aalwelse (eng. mudfish) im Schlamm herum. Mudanda hat ihnen hier und da den Spaß verdorben, weil sie, wie schon letzten Monat, einige ihrer Rappel hatte. Einmal rannte sie durch das Wasser, täuschte einen Scheinangriff vor und schubste ihre Freunde so lange mit ihren Stoßzähnen bis sie schließlich die Flucht ergriffen.

Ngilai und Emoli waren die Gierschlünder des Monats. Ngilai schlingt seine Flasche meistens so schnell herunter, daß er längst fertig ist, wenn die anderen noch saufen. Dann beginnt er überall zu betteln. Emoli dagegen startet jeden Morgen ein Wettrennen zur Milchfütterung, rennt wie ein Verrückter an Tahri, Pika Pika und Ngilai vorbei.

Am 3. April wurden zwei verwaiste Büffelkälber namens Cheza und Ivia aus Kaluku nach Voi gebracht, um hier wieder ausgewildert zu werden. Sie haben sich sehr schnell eingelebt, mussten sich aber vor den Waisenelefanten in Acht nehmen, die sie gerne verscheuchen wollten – ganz besonders Ngilai. Aber die kleinen Büffel sind an Elefanten gewöhnt und haben sich nicht verschrecken lassen. Pika Pika hat einmal versucht, Ivia mit einem Scheinangriff zu beeindrucken, aber das lief komplett ins Leere – Ivia fraß unberührt weiter! Die Elefantenwaisen sind auch nicht besonders gastfreundlich gegenüber Tawi, der Elenantilopenwaise, die ebenfalls hier in Voi aufwuchs. Er war im April öfters zu Besuch, und bei einem kleinen Zwischenfall mit Murit, verletzte der sich am Fuß. Der Fuß verheilte schnell, aber Murit war immer noch sauer, als er Tawi später im April noch einmal sah. Aber Tawi ließ sich nicht beeindrucken und so ließ Murit die Angelegenheit schließlich auf sich beruhen.

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: April 2020

Tusuja war wie viele Bullen in seinem Alter diesen Monat sehr veraltensauffällig. Er ist jetzt sechs Jahre alt und versucht seinen Rang in der Herde zu verteidigen. Er provoziert gerne und benimmt sich sehr rüpelhaft. Mit Galla und Olsekki ringt er besonders gerne, aber er kann sich auch gut alleine beschäftigen. Dann rollt er sich auf dem Boden herum und gibt mit den verschiedensten Posen an, während er wild mit seinem Rüssel in der Luft herumfuchtelt. Er ist ein richtiger Exhibitionist geworden!

Wir denken oft an seine Rettung im Jahr 2015. Er war 15 Monate alt und wurde ganz alleine in der weiten Savanne entdeckt, mit keinem anderen Elefanten weit und breit in Sicht. Da wir uns um seine Sicherheit sorgten und auch über die Luft keine anderen Dickhäuter in der Nähe finden konnten, wurde er eingefangen. Über Nacht gelang ihm die Flucht aus dem Anhänger, noch bevor unser Team bei ihm eingetroffen war. Die Suche nach ihm ging also weiter und er wurde irgendwann im hohen und dicht gewachsenen Elefantengras in der Masai Mara gefunden. Gemeinsam mit den Wildhütern in der Masai Mara gelang es unseren Keepern, ihn einzufangen und in die Nursery zu bringen. Dort angekommen, zeigte sich schnell sein freundlicher und ruhiger Charakter. Er akzeptierte die Keeper sofort und folgte ihnen überall hin, und daher wurde ihm der Name Tusuja gegeben, der in der Sprache der Maa soviel heißt wie „zu folgen“. Mittlerweile ist er unabhängiger und folgt niemandem mehr einfach so. Im Gegenteil, er gibt gerne einmal die Richtung der Herde an und führt sie auch gerne mal zur Milchfütterung. Wenn er eine gute Zeit in der Suhle hat, ist er oft der letzte, der aus dem Schlamm steigt. Er scheint sich in beiden Rollen sehr gut zu fühlen und wirkt zufrieden und selbstbewußt. Olsekki ist sein bester Freund und geht auch gerne mal dazwischen, wenn Tusuja mit Mundusi oder einem anderen Bullen ringt.

Am 12. April haben wir uns riesig über eine Stippvisite unseres Ex-Waisenbullen Zurura gefreut. Er kam abends kurz im Stallgelände vorbei und noch einmal am 15. April, als die Waisen im Busch fressen waren. Von dort hat er sie sogar zurück ins Stallgelände begleitet. Über den Rest des Monats haben wir ihn immer mal wieder gesehen, zum Beispiel mit Orwa, Bomani oder Chemi Chemi. Die kamen am 18. April auf einen kurzen Besuch vorbei und wir haben uns ebenfalls sehr gefreut, da wir sie lange nicht gesehen hatten. Von da an sahen wir die Drei jeden Tag für den Rest des Monats. Tagsüber fraßen sie mit den Waisen im Busch und abends brachten sie sie wieder zurück zum Stall. Dann verbrachten sie die Nächte vor dem Stallgelände und warteten morgens auf die Waisen für den nächsten Ausflug in den Park! Mittlerweile haben sie sogar ein „Schlafzimmer“; einen festen Schlafplatz in der Nähe der Wassertanks, wo sie sich sogar zum Schlafen hinlegen. Wir vermuteteten, daß sie vielleicht wegen Barsilinga gekommen waren, der immer wieder den Versuch machte, sich abzunabeln. Diese Vermutung bestätigte sich später, als sie ihn eines Tages mitnahmen und ihn erst spät abends, kurz vor Mitternacht, wieder ablieferten. Obwohl Barsilingas Fuß sehr gut heilt und er den Ruf der Wildnis wieder spürbar lauter hört, ist er noch nicht so weit. Sein Fuß muß immer noch täglich behandelt werden. Und obwohl er tagsüber gerne verschwindet, so kommt er abends, wenn auch spät, immer selbständig wieder zurück ins Stallgelände.

Ein weiterer Ex-Waisenbulle hat uns diesen Monat mit einem Besuch beehrt: Challa. Das letzte Mal hatten wir ihm im März gesehen, als wir ihn wegen einer Wunde behandeln mußten. Diese war immer noch nicht gänzlich verheilt, so daß wir ihn ins Stallgelände lockten, um einen besseren Blick darauf werden zu können – und Challa folgte ohne Widerstand! Das nächste Mal sahen wir ihn am 29. April.  Namalok will sich jetzt behaupten lernen und daß am liebsten mit den viel älteren, inzwischen ausgewilderten Ex-Waisenbullen. Er lief selbstbewußt zu Challa hinüber, begrüßte ihn und stieg unbeirrt ins Wasserloch zum Baden. Gegen Ende des Monats konnten wir ihn beobachten, wie er sich verschmitzt an Zurura heran schlich und ihn zu einem kleinen Ringkampf herausforderte! Zurura kann die Größe von Namalok natürlich gut einschätzen und zog sich irgendwann einfach zurück. Ein anderes Mal kam Ex-Waise Kainuk vorbei und Namalok war sofort Feuer und Flamme, sich mit dem „wilden Bullen“ zu ringen.

Sapalan und Enkikwe sind nach wie vor gute Freunde und verbringen viel Zeit zusammen, oft beim Fressen. Roi nimmt sich bei der Milchfütterung häufiger daneben und verursachte einmal ein regelrechtes Mini-Drama. Es war ihr gelungen, eine Flasche zu stibitzen, die ihr nicht gehörte, und alle Keeper rannten schreiend ihr hinterher, um ihr die Flasche abzunehmen. Sie soff sie noch während dem Rennen aus und ließ die leere Flasche dann einfach nonchalant fallen. Die Keeper trauten ihren Augen kaum – was für eine Frechheit!

Zum Fressen und Baden erkunden die Waisen jetzt auch neue Gegenden, denn nach den tollen Regenfällen gibt es überall Futter, Wasser und Schlamm. Manchmal ist es den Waisen sogar ein bißchen zu kalt und sie bewerfen sich nur mit Erde. Eine der neuen Badestellen ist das Imenti-Wasserloch. Am ersten Tag hielten sich die Waisen noch an ihre Keeper, weil selbst der selbstbewußte Barsilinga das Wasserloch noch nicht kannte und skeptisch war. Ein Elefant, der immer noch sein Bestes tut, um bloß nicht ins Wasser zu müssen, ist Ambo. Er hat irgendwann eine Scheu entwickelt, besonders vor großen und tiefen Badestellen und zieht sich lieber in kleine, flache und wärmere Pfützen zurück. Eines Tages war er gerade vertieft ins Planschen in seiner Mini-Suhle, als Malima ein paar Perlhühner erspähte und sie mit Getöse und Trompeten verscheuchen wollte. Ambo hat sich so sehr erschrocken, daß er Tusuja um Hilfe rief, der schnell herbei eilte, ohne überhaupt zu wissen, was los war!

 

Monatsbericht für die Kibwezi-Gruppe in Umani Springs: April 2020

Alamaya hält die Keeper mit seinen Mätzchen dieser Tage ordentlich auf Trab. Er kann ein echter Sturkopf sein und brüllt manchmal einfach nur herum, wenn er etwas nicht tun möchte. Zum Glück haben die Keeper die Leitkühe zur Unterstützung und besonders Sonje hat ihn gut im Griff und kann ihn letztlich immer zur „Mitarbeit“ motivieren. Sie ist aber auch immer zur Stelle, wenn Alamaya von anderen Bullen wie Ziwa geärgert wird, vermutlich hat er deshalb großen Respekt vor ihr. Während Alamaya allen zeigen will, wie taff er ist, handelt er sich oft Ärger mit den älteren Bullen ein. Alamaya ist wirklich groß für sein Alter und wird mal ein sehr stattlicher Bulle werden. Er benimmt sich immer noch wie der große Junge in der Nursery und führt die Waisen morgens gerne in den Busch zum Fressen. Bei jeder Gelegenheit will er zeigen wie stark er ist, und wenn es nur ein bißchen schubsten mit Quanza ist. Allerdings übertreibt er es meistens und schubst mit aller Kraft zurück, so daß sich Quanza dann lieber zurück zieht. Wir denken, daß er seine fehlende Männlichkeit damit kompensieren will – sein Penis wurde ihm auf brutalste Weise von Hyänen abgefressen, als er als Baby in einem Loch feststeckte. So kam er damals zu uns in die Nursery und es hat lange gedauert bis wir überhaupt bemerkten, daß er ein Bulle ist!

Wir haben uns diesen Monat sehr über den Besuch von Osama gefreut, Sonjes altem Freund, den wir zuletzt im Dezember gesehen hatten. Im Jahr 2016 war er das erste Mal aufgetaucht. Er war damals sehr aggressiv gegenüber den Keepern und seine ganze Aufmerksamkeit galt nur Sonje. Die Keeper hatten fürchterliche Angst vor ihm und auch die Waisen waren immer etwas unsicher, wenn er da war. Osama ist jetzt ein sehr ausgeglichener Junggeselle, sehr freundlich und höflich, und die Keeper stören ihn überhaupt nicht mehr. Wir sahen ihn diesen Monat noch ein paar Mal und waren überrascht, daß Sonje scheinbar kein Interesse mehr an ihm hatte – wahrscheinlich weil er sich einfach zu lange nicht mehr hat blicken lassen! Mwashoti und Alamaya waren noch sehr jung als sie Osama zum ersten Mal sahen. Sie waren gerade erst aus der Nairobi-Nursery nach Umani Springs gekommen. Daher freut es uns sehr, zu sehen, wie entspannt sie nun – vier Jahre später – miteinander umgehen. Im Vergleich zu Osama ist Alamaya ist immer noch ein Zwerg, aber das hält ihn nicht davon ab, ihn zu einem Ringkampf herauszufordern. Wir trauten unseren Augen kaum, aber Osama war sehr freundlich und lud Alamaya ein, statt zu kämpfen, lieber neben ihm zu fressen.

Wir trafen diesen Monat auch den sanftmütigen wilden Bullen Ndugu wieder, der großes Interesse hatte, sich der Umani-Herde anzuschließen. Sein Name bedeutet „Bruder“ und er paßt völlig – er ist so freundlich, daß er den Keepern sogar dabei hilft, die Herde im Busch zusammenzuhalten, wie ein Schäferhund.

Mwashoti ist sehr wißbegierig und will alles von den älteren Waisen lernen. Einmal beobachteten wir ihn, wie er Ngasha überall hin folgte, so als ob Ngasha ihm erzählte, was sich nachts außerhalb des Stalles so im Busch abspielte. Ziwa, Zongoloni, Faraja und Ngasha haben den Spitznamen „Nachtclub-Jungs“ verpaßt bekommen, obwohl es eine Kuh (Zongoloni) ist, die das Tempo bestimmt. Man hört sie nachts immer wieder bellen und trompeten und sie haben unüberhörbar eine gute Zeit. Tagsüber sind sie nach wie vor mit den anderen Waisen und den Keepern zusammen, trotz aller neu gewonnener Unabhängigkeit hängen sie nach wie vor an ihrer Ersatzfamilie. Mittags kommen sie oft zur Milchfütterung und holen sich ein bißchen Zusatzfutter ab. Auch abends kommen sie noch auf einen Snack vorbei, bevor sie sich auf die Piste machen. Shukuru wirkte diesen Monat sehr müde und abgeschlagen und die Keeper kümmerten sich ganz besonders um sie – sehr zum Verdruß von Mwashoti, der normalerweise von den Keepern verhätschelt wird, weil er der Kleinste ist. Alamaya ist kurioserweise am freundlichsten gegenüber Shukuru, was auch sie selber überrascht, aber zeigt, daß er auch sanftmütig sein kann, wenn er nur will. Sie wurde erneut gegen Zecken behandelt und wir hoffen, daß es ihr bald wieder besser geht.