Die Waisen im August

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe in Nairobi: August 2020

Olorien und Ziwadi sind ein richtig süßes Gespann. Olorien scheint die Gesellschaft von Ziwadi in vollen Zügen zu genießen und wir sehen sie oft zusammen im Wald verschwinden. Ziwadi hat ein ruhiges Gemüt, genau das, was Olorien braucht, denn sie ist sehr schüchtern in der großen Gruppe. Larro schließt sich den Beiden auch öfter an. Vielleicht fühlt sie sich ihnen verbunden, weil ihr Stall zwischen denen von Olorien und Ziwadi liegt. Auch Nabulu hat eine Schwäche für Olorien und passt immer auf sie auf, wenn sie ein Nickerchen macht, damit die stürmischen Jungbullen sie nicht aufwecken.

Maisha hat alle Hände voll zu tun mit Roho und Naleku, die sich oft zanken wie Geschwister und sie muss ständig dazwischen gehen. Naleku ist sehr selbständig und kann sich bei Bedarf selbst verteidigen, und daß, obwohl sie kleiner ist als Roho! Roho dagegen fordert sich jede Art von Aufmerksamkeit ein, besonders von den älteren Kühen, und er weiß genau wie er sie bekommt, selbst wenn das bedeutet, daß er Naleku und Olorien provoziert, damit man ihn beachtet. Er braucht nur zu kollern und die älteren Kühe wie Maisha, Nabulu und Kiasa kommen herbei gerannt. Sie bestrafen Naleku nicht, aber versuchen wenigstens, die Streithähne zu trennen.

Naboishu ist und bleibt der Lauteste während der Fütterung – bei jeder Fütterung! Sobald er die Funkgeräte der Keeper hört, beginnt er zu kollern und zu trompeten, so als ob er sagen will, daß er jetzt bereit ist für seinen Spurt zur Milchflasche. Sobald er von den Keepern grünes Licht erhält, rennt er los wie ein Verrückter. Die anderen Waisen – selbst Mukokka, der bisher immer der Schnellste war – können da nicht mithalten. Der Keeper mit Naboishus Flasche geht dann meistens in Deckung oder gar ein paar Schritte zurück, weil Naboishu oft kaum rechtzeitig bremsen kann.

Maktao ist eine Art netter Onkel für die Waisen und immer freundlich und geduldig. Roho, Naleku, Ziwadi und Olorien sind sehr gerne mit ihm zusammen, während sie gegenüber Kiombo und Naboishu sehr vorsichtig sind. Kiombo und Maktao sind enge Freunde, beide junge Bullen im gleichen Alter und Stallnachbarn. Sie haben beide ein ruhiges Gemüt und können entweder beim gemeinsamen Fressen oder Ringen beobachtet werden! Kiombo ist auch eng mit Nabulu befreundet, sie war sein erster Orientierungspunkt als er in der Nursery ankam und man sieht sie bis heute oft gemeinsam fressen.

Wie schon öfter angemerkt ist Kiasa unser kleiner Schelm, besonders um die Fütterungszeit herum. Aber sie ist nicht immer frech und hat oft einfach nur Spaß mit ihren Nursery-Freunden. In Wirklichkeit ist sie sogar eine sehr fürsorgliche junge Kuh und kümmert sich um jeden Waisenelefant, der hinter der Gruppe zurückfällt. Olorien hat auch eine große Zuneigung für ihre Milchflasche entwickelt, kommt aber noch lange nicht an Kiasas Aufdringlichkeit heran. Manchmal bettelt sie um mehr, kann ein Nein aber dann schnell akzeptieren. Eines Morgens, als sie nach ihrer ersten Flasche aus dem Stall herauskam und die anderen schon auf dem Weg in den Wald waren, hatte sie eine Idee und ging geradewegs in die Milchküche, schaute zur Tür herein und bat um Nachschlag! Bis zur nächsten Fütterung war es aber noch eine Weile hin und so wurde sie zum Rest der Herde zurückgebracht.

Ziwadi dagegen liebt ihr Grünfutter so sehr, daß sie oft nicht einmal mitbekommt, daß es Zeit für die nächste Milchflasche ist! Sie mag ihre Milch, keine Frage, aber sie hat nicht die gleiche eingebaute „Milchuhr“ wie die anderen Waisen. Die Keeper müssen sie manchmal holen, weil sie noch im Wald steht und mit wackelndem Schwanz friedlich vor sich hin frißt, während die anderen schon alle saufen.

Unsere Nashörner: Maxwell hat sich diesen Monat wieder ausgiebig im Schlamm gesuhlt. Er bedeckt morgens seinen ganzen Körper mit Schlamm, noch bevor er mit Frühstücken beginnt. So wie die Elefanten ist die Schlammschicht auch für Nashörner wichtig, weil sie vor Sonne, Insektenstichen und Zeckenbissen schützt – außerdem liebt er es, sich im Schlamm herumzurollen! Im Moment sieht Maxwell richtig gut aus. Er gab diesen Monat ein Bild der Zufriedenheit ab und entspannte ausgestreckt in der Sonne liegend neben seinem Dreckhaufen. Wenn es morgens kälter ist, liegt er eingekuschelt auf seinem Heubett in seinem Schlaflager und wartet bis die Sonne herauskommt. Auch zu den Elefanten hatte er diesen Monat wieder mehr Kontakt. Wenn sie morgens aus den Ställen kommen begrüßt er sie und die Waisen tätscheln ihn mit ihren Rüsseln. Während die Waisen in den Wald ziehen, macht sich Max über seine Luzernepellets her. In der Nacht geht im Wald viel vor sich, es gibt viele Geräusche. Wir Menschen sehen natürlich nichts, aber Maxwell mit seinem ausgezeichneten Geruchssinn weiß genau, was da vor sich geht. In der Dunkelhaut sind oft wilde Nashörner in der Gegend und von den Dämmen hört man die Nilpferde beim Grasen.

 

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: August 2020

Die Voi-Waisen sind ein bunter Trupp im Moment: Neben den Elefanten und ihren Keepern gehören auch die Büffel-Waisen Ivia und Cheza als auch die Zebra-Fohlen Diria und Nzuki zur erweiterten Familie. Auf ihren Wanderungen zum Mzinga-Berg bleiben die Zebras meistens nah bei den Keepern und versuchen, den ungestümen Elefanten aus dem Weg zu gehen. In der Trockenzeit haben sowohl die Büffel als auch die Elefanten die Suhle ausgekostet. Ivia und Cheza haben einmal die Waisen vom Ufer beim Baden beobachtet, als Ivia plötzlich vom Badespaß angesteckt ins Wasser sprang. Pika Pika traute ihren Augen kaum.

Die Trockenzeit bietet auch viele Möglichkeiten, wilde Elefanten kennenzulernen. Dabei lernen sie viel über die Strukturen und Regeln ihrer wilden Artgenossen und werden stückweise sozialisiert. In dieser Jahreszeit wandern die wilden Herden durch den südlichen Teil des Nationalparks Tsavo-Ost und treffen sich oft zum Saufen und Suhlen am Wasserloch beim großen Affenbrotbaum, wo die Waisen für gewöhnlich ihre Mittagsmilch bekommen. Wenn die wilden Herden freundlich sind, gibt es ein paar spielerische Ringkämpfe und Kräftemessen mit Jungbullen im gleichen Alter oder sie starren einfach nur beeindruckt einen ausgewachsenen wilden Bullen. Besonders Godoma und Rorogoi freuen sich immer auf die Treffen mit wilden Elefanten, und auch Ndotto und Lasayen sind ihnen sehr zugetan.

Die Glückseligkeit wurde jäh durch den Tod unseres lieben Nelion unterbrochen. Er starb im Alter von neun Jahren an den Folgen eines Angriffs von 12 Löwen. Zuerst schienen die Verletzungen nur oberflächlich, aber sie hatten offenbar den Nerv seines Anus durchtrennt und er konnte keinen Stuhl mehr absetzen. Trotz aller Bemühungen durch die Tierärzte vergiftete er langsam innerlich und starb am 24. August. Die Obduktion ergab zusätzlich einen Darmverschluß weiter oben im Verdauungstrakt. Die anderen Mitglieder aus Kenias Herde, inklusive Nelions bester Freund Tundani blieben fortan in der Nähe und verbrachten sogar die Nächte wieder im Stallgelände. Obwohl die Gruppe um Kenia schon stattliche Erscheinungen sind, die Löwen in Tsavo sind bekannterweise aggressiv, besonders wenn sie in einem großen Rudel auftauchen, so wie es Nelion tragischerweise ergangen ist.

Seit Kenia und Ndii wieder mehr Zeit mit den Voi-Waisen verbrachten, übernahmen sie ganz automatisch die Rollen der Leitkühe. Schließlich waren sie die Ältesten. Sie führen die Herde morgens jetzt auch direkt in den Busch – keine Zeit für Spielereien im Stallgelände nach der Milchflasche! Kenia weiß einfach, daß jetzt um diese Zeit sehr trocken ist und sie den Tag bestmöglich nutzen müssen, um genug Futter zu finden.

Arruba und Ndotto, die eigentlich die Leitung im der Herde übernommen hatten, haben sich wieder in die zweite Reihe verabschiedet. Arruba, die sich als Leitkuh intensiv um Baby Pika Pika gekümmert hat, musste auch ihren Schützling an Kenia übergeben – zumindest vorübergehend! Nach dem Angriff auf Nelion ist Ndoria aufgeschlossener und freundlicher gegenüber den anderen Herdenmitgliedern geworden, denen ihre neue Art sehr gefallen zu scheint. Sie sind nicht mehr so angespannt in ihrer Gegenwart. Einmal lag sie sich hinter Mashariki, aber die sprang nicht nervös auf, wie sonst immer.

Pika Pika, Godoma und Emoli sind wohl unsere größten Giermäuler. Eines Morgens hörte man Pika Pika schon wild gegen ihr Gatter klopfen, noch lang bevor die Milchflaschen überhaupt gefüllt waren. Zur Mittagsflasche an der Suhle sind sie auch meistens die Ersten.

Ndotto ist immer noch sehr erpicht, jeden in einen Ringkampf zu verwickeln. Während Mbegu selten nachgibt, ist Arruba meistens sehr willig, mitzukämpfen. Mbegu ist eher darauf bedacht, sich um die anderen, besonders Emoli, zu kümmern. Manchmal steht sie regelrecht über ihm, wenn er sich im Dreck wälzt, nur um sicher zu gehen, daß ihm niemand zu nah kommt. Wenn sie selber auf dem Boden liegt, läßt sie Emoli und Tahri auch gerne auch über sich drüber klettern. Ngilai ringt am liebsten mit Emoli oder Murit. Tagwa, Tamiyoi und Sagala sind immer noch ein Freundes-Trio und machen fast alles gemeinsam, zum Beispiel sich ausgiebig im Dreck suhlen.

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: August 2020

Obwohl die Trockenzeit Ithumba fest im Griff hat, sind die Elefanten sehr guter Dinge. Sie hatten diesen Monat täglich Kontakt zu den Ex-Waisen und auch zu zahllosen wilden Elefantenherden. Die Waisen werden fast jeden Morgen von irgendeiner Gruppe der Ex-Waisen begrüßt; sei es Barsilinga, Kithaka, Lemoyian und Garzi oder auch Mutara mit Sities, Suguta und Turkwel. Kanjoro kommt und geht wie es im gefällt, manchmal ist er mit Kilaguni zusammen, einem anderen, etwa einem Jahr älteren Ex-Waisenbullen, der oft mit seinem besten Kumpel Chaimu unterwegs ist. Die beiden sind absolute Wasserratten und suhlen auch an kalten Tagen, wenn keiner der Waisen auch nur einen Fuß in den kalten Schlamm setzen würde!

Der Höhepunkt des Monats war der 22. August als Lenana in der Abenddämmerung mit ihrer großen Herde Ex-Waisen und einem winzig kleinen Baby auftauchte, das zwischen ihren Füßen hin- und hertaumelte. Sie ging schnurstraks auf das Ithumba-Stallgelände zu. Kinna mit Baby Kama, Sunyei mit Baby Siku, Loijuk mit Baby Lili, Ishanga, Tumaren, Kalama, Chemi Chemi, Makena und einige wilde Elefanten gehören derzeit zu ihrer Herde. Und sie alle wollten ihrer erweiterten Familie im Stallgelände stolz den Nachwuchs präsentieren! Die Aufregung und Freude war nicht zu überhören – überall wurde gekollert und trompetet. Für die Keeper gibt es nichts Schöneres als der Anblick eines in der Wildnis geborenen Babys von einem ihrer ehemaligen Schützlinge, die sie so lange auf ihrem Weg zurück in die Wildnis begleitet haben. Den kleinen Bullen nannten wir Lapa, was in der Sprache der Samburu soviel heißt wie Mond. Lenana blieb für den Rest des Monats mit ihrer Herde in der Gegend und traf die Waisen oft beim Fressen im Busch oder an der Suhle. Es dauerte nicht lange bis sich herausstellte, daß der erst wenige Wochen alte Lapa ein weiterer Schelm werden würde, so wie Nasalots Baby Nusu.

Über den Monat sahen wir einige der Ex-Waisen wieder, zum Beispiel Tomboi, Zurura, Challa, den 12-jährigen Meibai als auch ein paar bekannte wilde Bullen, die wir „Dad“ (Vater) und „Kijana“ (Teenager) getauft hatten, weil sie so oft mit auf Besuch kamen. Die Waisen sind immer sehr beeindruckt, wenn sie die älteren Bullen sehen, besonders wenn sie dann noch mit so stattlichen Stoßzähnen wie Dad daherkommen. Dad ist vermutlich der Vater von einigen der Babys wie Mwende und Yetu. Namalok traute sich einmal, auf Dad zuzugehen und versuchte ihn, in eine kleine Interaktion zu verwickeln. Aber Dad blieb völlig unbeeindruckt und ließ den kleinen Bullen links liegen. Namalok gab irgendwann auf und ging wieder seiner Wege. Kainuk und Tusuja liefen einmal gemeinsam zu Dad und stellten sich ganz in seine Nähe. Aber der reagierte wieder nicht! Ausgewachsene Elefantenbullen haben manchmal einfach keine Zeit und Nerven für Elefantenbabys und wollen einfach nur ihre Ruhe haben! Olsekki und Tusuja sind völlig fasziniert von den wilden Bullen und fallen manchmal sogar hinter ihrer Herde zurück, nur um sie noch ein wenig länger anhimmeln zu können.

Olsekki hat die Chance genutzt, ein paar neue Tricks von den Älteren wie Meibai und Kanjoro zu lernen. Er ist zwar einige Jahre jünger, hat aber schon ein bißchen dickere und längere Stoßzähne als die zehnjährige Kainuk. Trotzdem war er überrascht, als er sie eines Tages zum Ringen herausfordern wollte, und sie ihn mit ihrem Rüssel verscheuchte wie eine lästige Fliege. Seitdem hat er seine Lektion über den Respekt vor dem Alter gelernt! Dadurch, daß Mutara mit ihrer Herde die meiste Zeit des Monats in der Gegend war, gab es außerdem jede Menge ältere Kühe, die den Waisen ein paar Manieren beibrachten, besonders den jungen Bullen. Die Kühe tolerieren keine langen Ringkämpfe – für Tusuja und Lemoyian war das eine regelrechte Anmaßung! Tusuja war gar nicht glücklich darüber, daß Kainuk eines Tages seinen Trainingskampf unterbrach und wollte sich mit ihr anlegen. Kainuk ignorierte den jungen Bullen und hielt an ihrer Rolle der älteren (vernünftigen) Schwester fest. Tusuja protestierte, indem er Kainuk zu schubsen versuchte, aber auch das ließ sie kalt. Tusuja blieb nichts anderes übrig, als aufzugeben. Die jungen Bullen in der Waisenherde sind immer noch sehr verspielt und lassen sich von ihren Rangeleien nicht einmal durch Futter ablenken. Jotto trainiert normalerweise mit Pare, Ambo, Wanjala oder Rapa.

Karisa, Sapalan und Namalok versuchen sich ständig, gegenseitig zu übertreffen. Mapia wird immer stärker und gewinnt jetzt sogar meistens gegen Ambo, der eigentlich älter ist als Mapia! Er fordert auch gerne einmal ältere Bullen wie Galla heraus. Schon seit er noch ganz klein war, deutete sich anhand seines Körperbaus an, daß Mapia eines Tages ein sehr großer und starker Elefantenbulle werden würde – was für ein Kontrast zu dem kleinen, ausgehungerten Bündel Elend, das vor drei Jahren zu uns kam.

Die Kühe um Mutara sind nach wie vor völlig vernarrt in den Kleinsten in der Waisenherde, Dololo. Sobald er morgens aus seinem Stall kommt, stehen sie bereit, um ihn zu begrüßen und in den Busch oder zur Milchfütterung oder zur Suhle zu begleiten. Bei der Milchfütterung stehen sie dann meistens geduldig neben ihm bis er ausgesoffen hat. Sities und Suguta sind seine größten Fans, und ihr Mutterinstinkt scheint auch ein bißchen auf die jungen Kühe in der Waisenherde abzufärben. Maramoja lernt langsam, ein gutes Kindermädchen zu werden, und passt besonders gerne auf Musiara auf. Sie tätschelt ihn auf den Rücken und versichert sich immer wieder, daß es ihm gut geht. An besonders heißen Tagen führt sie ihn an ein schattiges Plätzchen. Roi folgt Suguta und Sities manchmal, wenn sie mit Dololo zusammen sind. Dabei lernt sie wahrscheinlich auch ein bis zwei Kniffe. Aber das hält sie nicht von ihren Streichen während der Milchfütterung ab. Sie versucht nach wie vor, sich immer eine extra Flasche zu stibitzen – aber ihre Versuche sind zu ihrer Enttäuschung meistens nicht von Erfolg gekrönt.

 

Monatsbericht für die Kibwezi-Gruppe in Umani Springs: August 2020

In unserer Umani-Herde zeichnen sich ein paar größere Veränderungen ab. Alamaya hat einen großen Freiheitsdrang. Während Mwashoti, der genauso alt ist, noch keine Anstalten macht, sich von der Herde abzunabeln, zieht Alamaya jetzt oft alleine los oder sucht die Gesellschaft der „Nachtschwärmer“, jener Elefanten, die oft die ganze Nacht im Busch verbringen. Dazu gehören Zongoloni, Ziwa, Ngasha, Faraja und Jasiri. Die Ankunft von Enkesha und Luggard vor ein paar Monaten verlagerte Mureras Fokus von Alamaya auf Luggard. Vielleicht hat das seinen Abnabelungsprozess in Gang gesetzt. Sein Nachtlager hat er bisher mit Murera geteilt, aber mittlerweile kommt er gleich als Erster am Morgen heraus, säuft seine Milch und verschwindet im Busch mit den schon unabhängigeren Waisen. Besonders viel Zeit verbring er mit Ziwa und Zongoloni, und manchmal kommt er nicht einmal zur Mittagsmilch zurück.

Die Keeper haben weiterhin ein Auge auf Alamaya. Sie wollen ihm den Freiraum lassen, sich auszuprobrieren ohne sich gleich zu überfordern. Die Auswilderung ist ein stetiger Prozess, der nicht über Nacht erfolgen kann. Schließlich muss er erst einmal alle Regeln lernen, die wilde Elefanten im Busch zu befolgen haben. Aber auch die vielen unerwarteten Dinge, die im Busch passieren können, muss er erst einmal meistern und sein Selbstbewußtsein aufbauen. Neulich hat ihn die plötzliche Flucht einer Herde Buschböcke so sehr erschrocken, daß er direkt ins Stallgelände zurückgerannt kam. Aber soweit scheint er die Tage mit anderen Elefanten sehr zu genießen.

Wie immer in der Trockenzeit kommen die wilden Elefanten jetzt wieder von weiter her, um sich im immergrünen Kibwezi-Wald satt zu fressen und zu saufen. Danach ziehen sie meistens in die Chyulu-Berge weiter. Durch diese Begegnungen lernen die Waisen die Sprache ihrer wilden Artgenossen kennen und schließen neue Freundschaften, die ihnen in ihrem Auswilderungsprozess sehr helfen werden. Alamaya kam den Monat über häufig mit wilden Freunden im Schlepptau zurück zur Umani-Herde – von großen Bullen bis zu Kuhherden mit kleinen Kälbchen war alles dabei und die Keeper waren sehr stolz auf ihn.

Enkesha ist sehr anpassungsfähig. Die Keeper sind immer wieder beeindruckt, wie schnell sie sich in Kibwezi eingelebt hat. Sie streift gerne einmal allein in den Busch auf der Suche nach Futter und freut sich, wenn sie zum Beispiel einen leckeren Akazienzweig ganz allein herunterreißen und ihn anschließend ganz allein vernaschen kann. Zongoloni ist immer noch sehr in Enkesha vernarrt und verbringt gerne Zeit mit der Waisen-Herde, nur um in ihrer Nähe zu sein. Von den „Nachtschwärmern“ verbringen sie und Alamaya die meiste Zeit mit den Waisen, aber gegen Monatsende wurden die Besuche immer weniger. Dadurch orientierte sich Enkesha eher an Quanza, die diese Rolle mit großer Freude annahm.

Auch auf Shukurus Fortschritte sind wir sehr stolz. Sie sieht derzeit so gesund aus wie vor vier Jahren, bevor ihre chronischen Gesundheitsprobleme begannen; sie hat wieder einen gesunden Appetit und dadurch endlich wieder an Gewicht und Kraft zugelegt. Die Ankunft von Enkesha und Luggard schien ihr neue Lebensenergie zu geben. Sie kümmert sich um die Beiden, spielt und suhlt mit ihnen. Wenn die Herde in den Busch zieht, läuft sie meistens vorneweg, um den groben Jungbullen aus dem Weg zu gehen. Aber ansonsten geht es ihr wirklich sehr gut und wir sind sehr froh darüber.

Es scheint als gäbe es eine Übereinkunft zwischen Murera und Lima Lima, daß sie sich die Betreuung von Luggard teilen. Die Keeper haben auch den Eindruck, daß sie eine Strategie entwickelt haben, um Luggard von Alamaya fernzuhalten, der in letzter Zeit ein bißchen eifersüchtig auf Luggard war. Wenn Murera fressen oder suhlen will, sehen wir wie Lima Lima übernimmt, noch bevor Murera sich von Luggard entfernt. Dadurch ist Lima Lima manchmal nicht so aufmerksam für andere Dinge wie sonst. Eines morgens kamen Zongoloni und die „Nachtschwärmer“ mit ein paar wilden Elefantenbullen. Mwashoti hat es als Erster bemerkt und trompetete laut um die Keeper zu informieren. Lima Lima, die sonst die Rolle der Wachfrau hat, war gerade mit Luggard beschäftigt. Aber es ist toll, daß Mwashoti sofort ihre Aufgabe übernahm. Er ist in letzter Zeit generell ein sehr aufmerksamer und fürsorglicher junger Bulle geworden. Er ist jetzt sechs Jahre alt (wie Alamaya) und entwickelt sich in einen feinen Elefantenbullen. Einmal forderte Jasiri Mwashoti zu einem kleinen Ringkampf heraus und schien vergessen zu haben, daß Mwashoti kein Baby mehr war. Er wurde sehr überrascht von Mwashotis Kraft – nach seinem Wachstumsschub endlich ein ebenbürtiger Trainigspartner!

Jetzt, da Lima Lima und Murera hauptsächlich mit Luggard beschäftigt sind, führt Sonje die Herde zum Fressen in den Wald. Einmal war sie sehr besorgt um Mwashoti und Quanza, die auf dem Heimweg eine Herde wilder Elefanten trafen und hinter den Waisen zurück fielen. Die Keeper machten sich auf die Suche, aber ohne Erfolg. Aber am nächsten Morgen standen Mwashoti und Quanza unversehrt vor dem Tor des Stallgeländes und die Freude war riesengroß!