Die Waisen im Dezember

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe in Nairobi: Dezember 2020

Dank der Regenzeit hatten wir ein paar schöne klare Tage mit strahlendem Sonnenschein. An jenen Tagen, an denen es morgens regnete, war es interessant, die Reaktionen der Wasserratten und der Wasserscheuen zu beobachten. Die einen rannten enthusiastisch durch den Schauer und die anderen brauchten einiges an Überzeugungskraft, um überhaupt aus ihren wohlig-warmen Ställen zu kommen und ihre Milchflaschen zu holen! Larro und Naboishu fallen auf jeden Fall in die letzte der beiden Kategorien.

Egal ob Regen oder Sonnenschein, der kleine Roho liebt sein Schlammbad, und auf Maisha oder Kiasa kann er dabei immer zählen. Einmal war er jedoch ein bißchen zu übermütig, verlor das Gleichgewicht und blieb im Schlamm stecken. Maisha, die gerade ihre zweite Milchflasche soff, ließ die Falsche fallen und eilte ihm sofort zu Hilfe. Klein Naleku, die Jüngste in der Nursery, liebt die Aufmerksamkeit des älteren Bullen Mukkoka – sogar mehr als die der älteren Kühe! Mukkoka war ihr erster Stallnachbar, als sie in der Nursery ankam. Und diese Zeit scheint sie sehr auf ihn geprägt und an ihn gebunden zu haben. Wenn sie morgens aus dem Stall kommt, macht sie sich zu allererst auf den Weg zu Mukkokas Stall, um ihm einen schönen guten Morgen zu wünschen. Die Keeper fragen sich auch gelegentlich, ob sie von ihm auch ein paar Ringkampftricks gelernt hat. Naleku und Roho ringen und kämpfen die ganze Zeit wie zwei Geschwister. Naleku ist sehr selbständig und obwohl sie die Jüngste ist, steht sie ihre Frau und kämpft verbissen, bis sie Roho besiegt hat. Maisha ist eine so aufmerksame junge Leitkuh, daß sie immer im Blick hat, wenn Naleku und Roho es übertreiben. Dann schreitet sie ein, um ihren kleinen Roho zu beschützen. Der kuschelt sich dann an seine Maisha und Naleku geht wieder ihre eigenen Wege, die meistens zu Mukkoka führen.

Einmal beendete Maisha einen Ringkampf zwischen Mukkoka und Kiombo. Kiombo hat inzwischen deutlich längere Stoßzähne und war dabei, Mukkoka ernsthaft weh zu tun. Maisha ist sehr geduldig und freundlich mit den älteren Bullen wie Mukkoka, Maktao und Kiombo. Nabulu dagegen gerät hin und wieder mit ihnen aneinander, besonders wenn sie die Jüngeren trietzen. Dann hat sie gar kein Problem damit, sie daran zu erinnern, wer hier das Sagen hat!

Maktao und Kiombo sind immer noch die besten Freunde und fordern sich ständig zu Ringkämpfen heraus. Mukkoka ist auch oft mit dabei und manchmal auch Naboishu. Bondeni schaut den jungen Bullen immer fasiziniert zu, ist aber noch viel zu klein, um schon mitzumischen. Wenn die Jungbullen sich irgendwann zu Boden ringen, zieht er sich schnell zu Kindani, Kinyei, Olorien oder Ziwadi zurück, die meistens irgendwo grasen. Bondeni, Kindani und Olorien sind nach wie vor enge Freunde. Kinyei ist auch manchmal mit von der Partie, ist aber auch gerne allein unterwegs oder mit Ziwadi. Gegen Ende des Monats schlossen sie sich Naleku, Mukkoka, Larro, Naboishu und Nabulu an, die gerne einmal allein im Wald verschwinden. Kinyei und Ziwadi sind sich sehr ähnlich. Wenn der Rest der Herde gerade am hyperaktivsten ist und in wilde Spielereien verwickelt, fressen die Beiden völlig unbeirrt weiter. Die Zwei haben kein großes Interesse an wilden Kabbeleien, Scheinangriffen oder daran, wie verrückt herum zu trompeten.

Bondeni ist ein echter Charakterkopf. Daher fiel es umso mehr auf, als er diesen Monat für ein paar Tage ganz niedergeschlagen und wir haben ihn beobachtet. Aber schon bald war er wieder ganz er selbst, jagte nach Warzenschweinen und schubste die Tränken an der Suhle um. Bondeni ist wahrscheinlich der langsamste Trinker in der gesamten Nursery-Geschichte. Er genießt jeden Tropfen aus seiner Milchflasche. Kiasa dagegen ist ein richtiger Gierschlund. Sie hat ein großes Herz, aber wenn es um die Milch geht, kennt sie kein Pardon. Sie versucht, den anderen ihre Milch abzujagen und vergißt dabei völlig ihre sonst gute Erziehung. Daher bekommt sie ihre Flasche immer zuletzt, damit die anderen genug Zeit haben, in Ruhe ihre Flaschen auszutrinken. Kiasa hat es bereits vor der Fütterung oft auf Naboishu abgesehen, vielleicht, weil der kurz vorher gefüttert wird. Naboishu hat es ebenso eilig zu seiner Flasche zu kommen, wie Kiasa und hat die nervige Angewohnheit, ein wahnsinniges Geschreie zu veranstalten, bevor er seine Flasche endlich bekommen hat.

Ziwadi ist ein richtiges Gewohnheitstier und man merkt schnell, wenn sie etwas bedrückt oder es ihr nicht gut geht. Morgens geht sie immer als erstes an Maishas Stalltränke. Sie säuft immer noch mit dem Mund und nicht mit dem Rüssel. Danach geht sie direkt auf Futtersuche. Olorien fiel es als Erste auf, daß es Ziwadi nicht gut ging und blieb den ganzen Tag bei ihrer Freundin. Nach jeder Milchfütterung zogen die Beiden wieder zusammen auf Futtersuche. Am nächsten Tag war Ziwadi wieder topfit. Als sie noch kleiner war, hatte Ziwadi epileptische Anfälle, die manchmal bis zu zehn Minuten dauern konnten. Aber zum Glück ist der Letzte schon etliche Monate her.

Ein schwieriges Jahr geht zu Ende. Und während wir 2020 Revue passieren lassen, lassen uns von der Lebensfreude und dem Optimismus unserer Waisen anstecken, die trotz eines schweren Starts ins Leben, das Beste aus jedem Tag machen.

Unsere Nashörner: An den heißen Dezember-Tagen konnte sich unser blindes Spitzmaulnashorn Maxwell nicht dazu aufraffen, seine Suhle zu verlassen, selbst wenn sein Lieblingsfutter direkt vor ihm lag. Die meiste Zeit lag er un Wasser. Ab und zu verließ er den Schlamm und ging auf einen kleinen Spaziergang, danach plumpste er direkt wieder in seine Suhle. Er mag es, den Waisen morgens zuzuhören, wenn sie aus ihren Ställen kommen. Manchmal steht er einfach so neben der Tür seines Gatters, so daß die Elefanten ihn sehen können und vielleicht herüberkommen, Mukokka und Kiombo zum Beispiel. Sie ziehen dann mit ihren Rüsseln an seinen Ohren. Max genießt das sichtlich und die Elefanten freuen sich, wenn er sich freut.

 

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: Dezember 2020

In unserer Voi-Station gab es diesen Monat viel Besuch von unseren Ex-Waisen und ihrem in der Wildnis geborenen Nachwuchs. Am Morgen des 12. Dezembers kamen nach fast einem Jahr Mweya und Edie mit ihrer Herde, Panda, Naipoki, Nguvu, Mbirikani, Bada und Lentili. Als sie Anfang des Jahres weiterzogen, war Nelion drauf und dran, sich ihnen anzuschließen, blieb dann aber mit Mudanda, Mashariki und Tundani in der Gegend. Leider wurde er kurze Zeit später von einem Rudel Löwen angegriffen und erlag im August seinen schweren Verletzungen. Unsere Keeper waren völlig perplex, als die Ex-Waisen bei ihrem Dezember-Besuch schnurstracks zu Nelions Grab gingen und dort ein wenig Zeit verbrachten, wie bei einem Friedhofsbesuch. Nur daß sie gar nicht dabei waren, als Nelion starb und gar nicht wissen konnten, wo er begraben lag. Wir wissen nicht, ob sie diese Information von unseren Waisen bekommen haben, aber auch wenn wir dies wahrscheinlich nie herausfinden werden, so wissen wir, daß Elefanten um verstorbene Familienmitglieder trauern.

Wir freuten uns sehr, unsere Ex-Waisen zu sehen: Mweya mit Baby Mwitu, Edie mit ihren drei Babys Eco, Ella und Eden sowie Mbirikani, Naipoki, Panda, Kihari, Nguvu und Lentili. Bada, der im Januar auch mit ihnen mitgezogen war, war leider nicht mit dabei, aber wir vermuten, daß er sich Emilys Herde angeschlossen hat, die wir dieses Jahr gar nicht zu Gesicht bekommen haben. Tamiyoi war die Erste, die sich traute, auf die Ex-Waisen zuzugehen. Kenia schien sehr eingeschüchtert und nicht einmal die Versuche von Kihari konnten sie überzeugen. Im Laufe des letzten Jahres haben sich auch die Rollen innerhalb der Herde Ex-Waisen verfestigt. Naipoki und Panda sind ganz offenbar die Kindermädchen für Mwitu und Eco. Tamiyoi, Sagala und Klein Godoma versuchen immer wieder mit den Babys zu spielen, sie laufen um sie herum, um näher an sie heranzugelangen, aber die Babys sind hermetisch abgeriegelt von den Ex-Waisen. Eines Morgens gelang es Godoma, den Schutzwall zu durchbrechen, und zu Eco zu gelangen, der sich gerade an einem Felsen schubberte. Aber das Glück war von kurzer Dauer und Godoma wurde von Nguvu verjagt. Godoma war verdutzt, aber ließ sich schnell ablenken, als Panda sie einlud, mit Baby Mwitu zu spielen. Es ist immer wundervoll, zu sehen, wie sich die Ex-Waisen in der Wildnis zurechtfinden und wie sie sich gegenseitig unterstützen.

Immer, wenn die Ex-Waisen auf Besuch kommen, kollern sie bei der Morgendämmerung am Tor zum Stallgelände, wollen hereingelassen werden, saufen an der Tränke und fressen Luzernepellets mit den Waisen. Die Babys Mwitu und Eco beobachten manchmal neugierig, wenn die Waisen ihre Milchflaschen von den Keepern bekommen. Vermutlich finden sie das sehr kurios, schließlich bekommen ihre Portion direkt von ihren Müttern. Eines Morgens, Ende Dezember, fiel den Keepern ein drittes Baby in der Herde auf, ein wenig älter als Eco und Mwitu, und schließlich stellte sich heraus, daß es Baby Neptune war. Seine Mutter ist Ndara und sie hatte sich über Nacht der Herde Ex-Waisen angeschlossen. Die Ex-Waisen waren fast den ganzen Monat in Voi, und zogen fast täglich nach der Fütterung mit den Waisen in den Busch. Im Verlauf des Tages setzten sie sich dann ab, und am nächsten Morgen begann das Spiel von vorn.

Kenia, Ndii und Ishaq-B waren – wie erwartet – weniger erfreut darüber, die Ex-Waisen zu sehen und hielten Sicherheitsabstand. Ishaq-B passte außerdem auf, daß Pika Pika im Freudentaumel nicht abhanden kommt, beziehungsweise, daß die Ex-Waisen Pika Pika nicht mitnehmen würden. Und dieser Verdacht war nicht unbegründet – an einem Tag gelang es den Ex-Waisen, Klein Tahri mitzulocken! Sie passten die ganze Nacht gut auf sie auf und brachten sie am nächsten Morgen unbeschadet zur Voi-Herde zurück. Kenia ist morgens immer leicht gehetzt und versucht, ihre kleine Herde so schnell wie möglich zum Aufbruch in den Busch zu bewegen, am Besten noch bevor die Ex-Waisen auftauchen. Während Kenia wie besessen auf ihre Schützlinge aufpasste, hielt sich Mbegu an Godoma und Emoli, und Tagwa an Tamiyoi und Sagala.

Die kurze Regenzeit war wunderbar und sehr ergiebig. Diese Gegend in Tsavo ist wieder saftig grün und die Lieblingsblumen der Waisen blühen überall, wohin das Auge blickt. An den warmen Tagen suhlen sich die Waisen im Schlamm neben dem Affenbrotbaum, wo sie auch ihre Mittagsmilch bekommen. Die Keeper beobachteten Suswa und Godoma, wie sie mit Ndoria im Schlamm herumrollten und spielten. Das war eine große Überraschung, denn normalerweise halten sie sich in der Suhle von ihr fern, da sie als berüchtigte Schwanzbeißerin gilt.

Die Suhle lockt auch die Büffelwaisen Ivia und Cheza an und sie nutzen die Gelegenheit, wenn die Elefanten es ihnen erlauben. Mashariki versuchte Ivia vom Suhlen abzuhalten, aber er konnte sich an ihr vorbei und ihns Wasser schleichen. Mashariki und Suswa einmal sogar, mit Ivia zu ringen, aber das ist nicht so sein Geschmack. Der einzige Elefant, mit dem er sich Kräftemessen liefert, ist Ngilai. Der ist auch Emolis Lieblingsgegner.

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: Dezember 2020

Obwohl das Jahr 2020 die Welt in einen Ausnahmezustand versetzte, bekamen die Waisen davon natürlich nicht viel mit und mancher Zyniker meinte sogar, sie wirkten so glücklich wie nie zu vor. Jeden Morgen kamen sie mit schwingenden Rüsseln und im Galopp aus ihren Ställen und freuten sich auf den Tag, der vor ihnen lag. Der üppige Regen hat den Waisen außerdem ein sorgenfreies Jahresende beschert, denn sie konnten sich jeden Tag ihre Bäuche vollschlagen und hatten immer noch genug Zeit zum Spielen und Toben. Ambo führt morgens immer noch die Herde in den Busch und kann es immer gar nicht erwarten, endlich loszukommen. Die anderen müssen aufpassen, daß sie ihn nicht verlieren oder er in die falsche Richtung davon läuft.

Das große Wasserloch ist randvoll und reizt sogar Kauro, der sonst sehr wasserscheu ist. An einem Tag hat er uns alle überrascht, als er gar nicht genug vom Baden bekam und ständig wieder ins Wasser und heraus rannte, noch als der Rest der Herde bereits weiterziehen wollte. Naseku liebt das Schwimmen im tieferen Gewässer. Aber am Ende jeder Badestunde steht sie am Ufer und planscht mit ihrem Rüssel geankenversunken im Wasser.

Es passiert für gewöhnlich in diesen sorglosen Zeiten, daß die älteren Waisen beginnen, ihre Unabhängigkeit auszutesten. Es begann mit Kamok, Ambo, Wanjala und Tusuja, die sich eines Vormittags von der Herde zum Fressen absetzten und dann auch die Mittagsmilch wegließen. Wenig später am gleichen Tag lockten sie dann noch die Hälfte der Ithumba-Herde mit! Der Rest der Herde wurde zurück zu den Stallungen geführt, während die Keeper nach den Abtrünnigen suchten. Irgendwann wurden sie, völlig entspannt und zufrieden, im tief im Dickicht gefunden und zurück nach Hause gebracht. Nur Naseku, Rapa, Tusuja, Barsilinga und Namalok fehlten. Aber gegen 19 Uhr abends kam Barsilinga ins Stallgelände, wenig später gefolgt von Naseku, Tusuja und Namalok. Sie schlangen ihre Milch hinunter und gingen gleich weiter in ihre Nachtlager – vermutlich waren sie geschafft von diesem aufregenden Tag. Sapalan, Kamok, Tusuja, Kaura, Rapa, Enkikwe und Barsilinga kommen abends jetzt nur noch widerwillig ins Stallgelände und schleichen sich gerne vor dem Heimweg von der Herde weg. Aber meistens kommen sie irgendwann nach 18 Uhr von alleine ins Nachtlager. Es ist wundervoll zu sehen, daß die Beinverletzung, die Enkikwe vor etwa drei Jahren durch ein Rudel Löwen zugefügt wurde, ihn gar nicht davon abhält, auch auf Erkundungstouren zu gehen. Er humpelt immer noch leicht, so daß die Keeper ihn immer noch nachts im Stallgelände haben wollen, bis er wieder völlig gesund ist. Und das scheint ihm nichts auszumachen, denn so kann er Barsilinga Gesellschaft leisten!

Am 13. Dezember kamen ein paar Ex-Waisen aus Kinnas Herde auf einen kurzen Abstecher vorbei. Zur Herde gehören Kinna mit Baby Kama, Nasalot mit Baby Nusu, Sidai mit Baby Sita, Narok, Vuria, Ishanga, Naserian, Olare, Wendi mit Baby Wema und zwei wilde Elefanten. Wir hatten Nasalot, Narok, Naserian, Sidai und die Babys eine ganze Weile nicht gesehen und freuten uns sehr über die Stippvisite! Für die Waisen ist es immer eine gute Erfahrung, Kontakt mit den Ex-Waisen und deren in der Wildnis geborenen Babys zu haben. Nicht nur, weil sie dann gleichaltrige Spielgefährten haben, sondern auch, weil sie von ihnen viele Kniffe lernen, die ihnen bei der Auswilderung helfen werden. Am nächsten Tag kam Lenana mit ihrem kleinen Lausejungen Lapa – eine perfekte Gegelenheit für Naseku, Roi, Maramoja, Kamok und Oltaiyoni, ihn besser kennenzulernen. Auch wenn der winzige Halunke alle nur herumschubste!

Unsere Waisen stehen in ständigem Kontakt mit den Ex-Waisen. Das haben wir wieder einmal gemerkt, als die Waisen eines Tages alle ihre Rüssel in den Himmel streckten und Geruchssignale aufnahmen. So ging das einige Tage, bis wir erkannten, daß die Ex-Waisen sie dahin riefen, wo sie fraßen.

Am 18. Dezember bekamen wir ein frühes Weihnachtsgeschenk: Yattas Herde Ex-Waisen kam im Stallgelände vorbei, auf ihrem Weg in den Osten. Sie machten einen Zwischenstopp auf ihrer Reise, um zu saufen. Nicht nur Wendi und ihr Nachwuchs war dabei, sondern auch Chyulu – mit eigenem Baby! Zu Yattas herde gehören ihre Babys Yetu und Yoyo, Kinna, Kama, Lualeni, Lulu, Sunyei, Siku, Sidai, Sita, Nasalot, Nusu, Teleki, Makena, Naserian, Ishanga, Loijuk, Lili, Makireti, Kilabasi, Kasigau, Chaimu, Ithumbah, Narok, Wendi, Wiva, Wema, Olare, Lenana und Lapa. Wir hatten sie lange nicht gesehen und die Freude war groß! Chyulus kleinen Baby-Bullen nannten wir Cheka, was soviel heißt wie „lachen“. Er ist das 38. Baby unserer Ex-Waisen, das in der Wildnis geboren wurde, und sein Name passte perfekt zur derzeitigen Festtagsstimmung.

Innerhalb der Waisenherde läuft alles seinen gewohnten Gang. Die älteren Kühe passen gut auf die Jüngsten auf, Kamok folgt Ambo auf Schritt und Tritt, und Dololo ist immer noch Rois Liebling. Sana Sana, Maramoja und besonders Siangiki geben auf Musiara und Sattao acht. Siangiki war einmal besorgt, als Ambo Mapia in einen Ringkampf verwickelte. Sie schien Angst zu haben, daß Ambo sich da übernahm und stand am Rand, um jederzeit eingreifen zu können. Aber Mapia war sehr vorsichtig, wahrscheinlich wußte er, daß er es mit Siangiki zu tun bekommen würde, wenn er zu grob würde.

Dololo ist immer noch dabei, sich eine Position in der Gruppe der Bullen zu erkämpfen. Er hat keine Angst vor den Älteren wie Karisa und Mapia. Die Bullen nehmen ihn ordentlich ran, klettern auf ihn hinauf und schubsten ihn. Offenbar wollen sie ihm klar machen, daß man sich die Aufnahme in den kleinen Kreis erst verdienen musste. Roi unterstützt ihn immer und tröstet ihn nach einer Niederlage. Die Anwesenheit der älteren Kühe gibt den jungen Bullen auf jeden Fall Sicherheit und Selbstbewusstsein. Sana Sana bestrafte Jotto einmal, weil er Musiara ärgerte. Musiara war beleidigt und ließ seinen Frust an Mapia aus. Der Arme wusste gar nicht wie ihm geschah und zu seinem Pech, war Sana Sana schon im Busch verschwunden. Aber Mapia wußte sich zu wehren und als der Kampf für Musiara zu anstrengend wurde, brach er die Aktion von selber ab.

Roi ist auf jeden Fall sehr mitfühlend, aber sie kann um die Fütterungszeit auch ein bißchen verrückt werden. Sie säuft ihre Milch so schnell wie möglich und belästigt dann die anderen, um an deren Portion zu kommen. Oltaiyoni ist das Gegenteil davon und wird von den Keepern zärtlich „kleine Prinzessin genannt“. Sie stellt sich immer ein wenig abseits vom Trubel der Milchflaschenverteilung und wartet, bis ihre Flasche zu ihr gebracht (bzw. ihr kredenzt) wird.

Bei den Kämpfen zwischen Sapalan und Namalok gibt es irgendwie nie einen klaren Gewinner. Meistens unterbrechen sie ihre Rangeleien nach einer Weile, um erst einmal wieder zu fressen und kämpfen dann später weiter. Bei Kamok und Olsekki läuft es ähnlich. Und weil sie nie einen Gewinner haben, dauern ihre Kämpfe ewig. Eines Tages versuchte Olsekki mit Otaiyoni zu spielen, aber die kleine Prinzessin machte deutlich, daß sie „sich dazu nicht in der Lage sah“ und machte sich auf die Suche nach Kamok, mit der sie eigentlich immer spielt. Karisa und Pare ringen auch sehr gerne miteinander, während Ukame keinen besten Freund hat und sich eigentlich mit allen versteht.

An Silvester schauten die beiden Ex-Waisen Kitirua und Kandecha vorbei, die mittlerweile 11 Jahre alt sind. Sie begleiteten die Ithumba-Waisen zum Fressen in den Busch und blieben den ganzen Tag bei ihnen. Abends brachten sie sie sogar zurück zum Stallgelände, bevor sie wieder im Wald verschwanden. Es war schwül und der Regen kündigte sich an – ein passender Jahresabschluss, denn Regen ist in Afrika das Zeichen für Wachstum und Neuanfang. Als die ersten Tropfen fielen, begannen sich die Waisen, im Schlamm zu wälzen und die Keeper blickten auf ein aufregendes Jahr zurück und freuten sich über die glücklichen Elefantenwaisen, denen eine zweite Chance auf ein Leben in der Wildnis gegeben wurde.

 

Monatsbericht für die Kibwezi-Gruppe in Umani Springs: Dezember 2020

Im Kibwezi-Wald war diesen Monat geschäftigtes Treiben, und unsere Waisen waren mittendrin. Wir hatten ein paar wilde Elefanten zu Besuch und in einer Nacht gab es ein Trompetenkonzert vor dem Stallgelände. Was auch immer sich da ereignet hatte, musste sehr aufregend gewesen sein. Die Waisen fraßen am nächsten Morgen nichtmal ihre Luzernepellets auf und suchten sofort nach den wilden Elefanten. Offenbar war in der Nacht ein Elefantenbaby zur Welt gekommen! Die Waisen inspizierten einige Zeit den Ort der Niederkunft und schienen anhand der Gerüche noch nachträglich an dem freudigen Ereignis teilzunehmen. Was für eine tolle neue Erfahrung für unsere Waisen!

Unsere „Nachtschwärmer“ – Zongoloni, Jasiri, Ngasha, Faraja, Ziwa und jetzt auch Alamaya – sind inzwischen halb ausgewildert, kommen aber regelmäßig auf Besuch. Ngasha und Alamaya sind unzertrennlich, vielleicht, weil Zongoloni sie des Öfteren zur Strafe in eine Auszeit schickt. Eines Morgens kam Zongoloni mit einer Verletzung an ihrem Hinterbein ins Stallgelände. Wir vermuteten, daß sie vom Stoßzahn eines anderen Elefanten stammte. Als es sich entzündete, riefen wir die Mobile Tierärtzliche Einheit des Sheldrick Wildlife Trust und der Kenianische Wildbehörde in Amboseli zu Hilfe. Zongoloni wurde in Narkose gelegt und untersucht, die Wunde gereinigt und behandelt. Dank der schnellen Hilfe hat sie sich schon wieder komplett erholt. Die Keeper und besonders Enkesha freuen sich immer am meisten, Zongoloni zu sehen.

Jasiri hat sich ein paar schlechte Eigenschaften von den wilden Elefantenbullen abgeschaut. Das ist uns aufgefallen, weil Ziwa und Faraja ständig neue Kratzer haben, die von Stoßzähnen stammen, höchstwahrscheinlich von den Ringkämpfen mit älteren, wilden Bullen. Eines Tages kam Jasiri ins Stallgelände und begann, Murera nachzustellen. Er wurde ziemlich aufdringlich, was die Umani-Herde und, besonders Luggard, ziemlich stresste. Zongoloni wäre nicht die fähige Leitkuh, die sie ist, wenn sie Jasiri nicht in den Griff bekommen würde. Sie begann einfach, ihn auszugrenzen. Die anderen Waisen folgten ihrem Beispiel und zeigten ihm die kalte Schulter, bis er sich wieder anständig benahm. Diese Methode ist sehr effektiv und hat auch schon bei Ngasha gewirkt, als der Enkesha bedrängte. Sonje und Murera schickten ihn einfach weg von der Herde. Elefanten sind sehr gesellige Tiere und können es nicht ertragen, ohne ihre Herde zu sein. Auch Jasiri hat seine Lektion gelernt und ist jetzt wieder sehr friedlich und umgänglich.

Es ist normal, daß die fünf Waisen-Bullen Jasiri, Ngasha, Faraja, Ziwa und Alamaya nicht nur Gutes lernen. Aber durch den Kontakt zur Herde werden sie immer daran erinnert, daß es auch Kühe und Babys in der Elefantengemeinschaft gibt, auf die man Rücksicht zu nehmen hat. Die Bullen wissen, daß Murera stark und streng ist und respektieren ihre Regeln. Es ist toll zu beobachten, daß sie zwar unabhängiger werden, aber immer noch zu Murera und Sonje aufschauen. Einmal gesellten sich Ziwa und Jasiri kurz vor dem Schlammbad zur Umani-Herde und irgendwann wütete ein heftiger Ringkampf zwischen den Beiden. Die Leitkühe wollten nicht, daß sie sich vor den Babys so bekämpften und trennten die Streithähne. Die Leitkühe wissen immer, was zu tun ist und wie sie den Frieden in der Herde wieder herstellen können.

Shukuru hält sich aus all diesen Querelen heraus. Sie und Quanza sind eigentlich immer zusammen und fressen meistens irgendwo zusammen. Quanza versteht sich auch gut mit Enkesha und die beiden gehen oft zusammen auf Futter- und Wassersuche. Shukuru trottet ihnen dann immer hinterher. Das ist schön für Enkesha, es baut ihr Selbstbewußtsein auf und sie fühlt sich zugehörig, besonders an den Tagen, an denen ihre persönliche Beschützerin Zongoloni irgendwo anders unterwegs ist.

Murera und Sonje sind immer noch sehr aufmerksame Ersatzmütter für Luggard. Sie scheuchen ihn immer weg von wilden Spielereien und schützen ihn Tag und Nacht vor jeder möglichen Gefahr! In einer Nacht war ein Leopard auf der Jagd nach ortsansässigen Pavianen, die immer in den Bäumen vor dem Stallgelände schliefen. Der Krach hat die Waisen ordentlich aufgescheucht. Murera und Lima Lima waren so besorgt, daß sie erst Ruhe gaben, als sie mit Luggard im Stall schlafen konnten. An einem anderen Tag fraßen die Waisen neben den Umani-Quellen, als ein Buschbock aus dem Gebüsch sprang und vor eben jenem Leopard flüchtete. Die Antilope sah die Elefanten und enschied sich (extrem geistesgegenwärtig!), sich bei ihnen „unterzustellen“. Mwashoti und Lima Lima erblickten den Leopard als erstes und begannen ihn zu verscheuchen. Murera schaltete direkt auf den Mutter-Modus um und versuchte, Luggard vom Ort des Geschehens wegzubringen. Der arme Buschbock war furchtbar verängstigt und blieb bei den Elefanten, bis diese Abends wieder ins Stallgelände zurückkehrten. Mwashoti bewies wirklich starke Nerven diesen Monat – an einem anderen Tag, trompetete Quanza vor Schreck, als ein paar Krokodile ins Wasser rannten, nachdem sie fast auf sie drauf getreten war. Mwashoti rannte ihm sofort zu Hilfe und trompetete tapfer, um sicher zu gehen, daß alle Krokodile verschwunden waren.

Aber er ist auch immer noch sehr verspielt. Eines Tages beobachteten wir ihn dabei, wie er mit Lima Lima Schmetterlinge jagte. Die gibt es zu dieser Jahreszeit, nach all dem Regen, in Massen. Weil er ein bißchen tolpatschig ist und vor Aufregung nicht aufpaßte, wo er hin trat, stolperte er über ein paar Steine und fiel hin. Sonje und Lima Lima waren allerdings sofort zur Stelle, halfen ihm auf und trösteten ihn. Es schien diesen Monat, daß wann immer etwas Verrücktes passierte, waren Mwashoti und Lima Lima mittendrin. Sei es die Entdeckung einer neuen Suhle oder das mysteriöse Verschwinden von Heuballen aus dem Futterlager. Die Beiden haben die Keeper diesen Monat ordentlich auf Trab gehalten. Aber sie waren auch – wie immer – sehr hilfsbereit und fürsorglich. Lima Lima ist immer noch die Alarmanlage für die Keeper. Eines Morgens, als die Waisen gerade für die Wanderung zusammengerufen wurden, tauchte ein großer wilder Bulle mit Jasiri, Ngasha, Faraja, Ziwa und Alamaya auf. Lima Lima bemerkte die Ankömmlinge zu allererst und die Keeper brachten Murera, Luggard und Shukuru schnell in Luggards Stall. Lima Lima half den Keepern danach, auch die anderen in Sicherheit zu bringen, bevor sie an sich selbst dachte. Die Keeper beobachten die Bullen aus der Ferne, wie sie genüßlich die Luzernepellets verdrückten.

Während die Nachtschwärmer sich weiter abnableln, genießen Luggard und Enkesha die volle Aufmerksamkeit der Herde und lernen ihr neues Zuhause, den Kibwezi-Wald, immer besser kennen. Wir sind gespannt, was das neue Jahr für unsere Waisen bereit hält!