Die Waisen im Dezember

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe: Dezember 2018

 

Am 4. Dezember sind Sana Sana, Malkia und Ndiwa wie schon viele andere vor ihnen in die Auswilderungsstation nach Ithumba im Nationalpark Tsavo-Ost umgezogen. Die Station wurde 2004 eröffnet und von ihr aus haben seither mehr als 90 Elefantenwaisen ihre Reise zurück in die Wildnis gestartet. Es ist wichtig, zu verstehen, daß dieser Vorgang der Auswilderung wirklich eine Reise über mehrere Jahre ist, und es manchmal acht bis zehn Jahre dauert, bis sich die Waisen völlig selbstsicher und eigenständig in der Wildnis bewegen.

 

Trotz all unserer Befürchtungen, machte Malkia beim Einsteigen in den Lkw keine Probleme. Es war wider Erwarten Ndiwa, die sich ein bißchen schwer damit tat, auf dem Lkw eingeschlossen zu werden. Aber sie hat sich schnell beruhigt und der Lkw begann seine Fahrt. Mit an Bord waren auch zwei Keeper aus der Nursery, die die ersten Wochen der Eingewöhnung noch mit ihnen in Ithumba verbringen werden. Alle anderen Keeper wünschten ihnen eine gute Reise und eine glückliche Zukunft, natürlich nicht ohne den obligatorischen Kloß im Hals, denn es ist ungewiß, ob sie sich jemals wieder sehen. Auf ihrem nächsten Lebensabschnitt werden sie andere Kollegen begleiten. Bis zu Malkias Geburtstag dauert es noch ein paar Monate, aber sie ist inzwischen sehr selbständig geworden. Wir haben keine Bedenken, sie in diesem zarten Alter schon nach Tsavo zu schicken, besonders, da sie auch zusammen mit ihren besten Freunden Sana Sana und Ndiwa umzieht. Es hilft enorm, die Elefanten mit ihren besten Freunden umzusiedeln, so daß sie wenigstens eine wichtige Konstante in ihrem Leben behalten, bei all den aufregenden Veränderungen. Die Freundschaften, die sie in der Nursery schließen, halten in der Regel ein ganzes Leben.

 

Zurück in der Nursery – Tagwa hat schnell die Lücke der Leitkuh gefüllt und wird tatkräftig von Klein Tamiyoi unterstützt. Am Morgen, nachdem die Drei abgereist waren, hat sie kein Auge von der Herde gelassen. Sagala, die sehr an Sana Sana und Ndiwa hing, klebte Tagwa und Kuishi an diesem Tag Null förmlich an den Fersen, wahrscheinlich aus Angst, sie auch noch zu verlieren. Die Waisen blieben an diesem Tag dicht bei ihren Keepern und machten auch keinen Ausflug in den Wald, denn Tagwa und Kuishi sind nicht besonders lauffreudig. Aber die Waisen haben sich in den nächsten Tagen schnell an die neuen Chefinnen gewöhnt.

 

Enkesha beobachten wir in letzter Zeit öfter dabei, wie sie abseits vom Rest der Herde grast. Sie ist immer sehr höflich und vielleicht geht sie einfach nur irgendjemandem aus dem Weg. Manchmal schleicht sie sich auch schon morgens von der Gruppe weg und schlemmt irgendwo alleine. Die Keeper kennen all ihre Verstecke undwenn sie sie holen, freut sie sich jedes Mal, kollert zufrieden vor sich hin und schwingt ihren Rüssel verspielt hin und her, während sie den Keepern zurück zur Herde folgt. Sie ist wirklich ein ganz entzückendes, liebes Elefantenmädchen.

 

Unsere jungen Bullen sind verspielt wie eh und je, und machmal auch ein bißchen übermütig. Einmal, an der Suhle, konnten Maktao, Musiara, Sattao und Emoli nicht an sich halten, jagten sich durch den Schlamm und kletterten aufeinander. Emoli scheint sich gerade als Anführer der Jüngeren zu fühlen, und steigt neuerdings immer von vorn auf Sattaos Kopf, wenn Sattao ihn herausfordert. Maktao hat ihn später nachgeahmt und versuchte sein Glück bei Enkesha. Sie bei diesen merkwürdigen Mätzchen zu beobachten, ist immer ein Riesenspaß.

 

Malima und Tamiyoi sind zwei weitere junge Kühe mit extrem verspieltem Charakter. Sie fordern besonders gerne Giraffenbulle Kiko heraus, der mittlerweile wirklich eine imposante Erscheinung ist. Er ist mit Tamiyoi groß geworden, überragt sie aber mittlerweile um Einiges! Immer, wenn er der Herde zu nahe kommt, endet das in Tumult.

 

Malima rempelt gerne Besucher an, besonders, wenn sie schlammig ist und genießt das Gelächter des Publikums in vollen Zügen. Tamiyoi nutzt jede Gelegenheit, um sich am Morgen unbeobachtet ins Stallgelände zurückzuschleichen und sich an Maxwells Luzernepellets zu bedienen. Wenn sie auf frischer Tat ertappt wird, macht sie einenen großen Aufstand und trompetet was das Zeug hält, bevor sie schließlich von den Keepern wieder mit zu den anderen Elefanten geführt wird.

 

Der Monat Dezember ist für gewöhnlich wärmer als die vorhergehenden Monate, aber erst der Anfang der sehr heißen und trockenen Jahreszeit, die mindestens bis Ende Februar dauert. Die Waisen haben sich also im Schlamm gesuhlt, wann immer sie die Möglichkeit dazu hatten. Kiasa steht gerne im Rampenlicht und taucht daher besonders gerne im Wasser unter, wenn sie dafür tosenden Applaus von den Besuchern bekommt. Danach spritzt sie dann mit ihrem Rüssel Schlamm auf den Rücken oder auch einmal in die Besuchermenge. Dololo ist eines der Elefantenbabys, das nicht gerne in die Suhle geht, aber vielleicht liegt es auch daran, daß er körperlich noch ziemlich schwach ist. Oder er hat schlechte Erinnerungen an Wasserlöcher, was in Hinblick auf seine Rettung einleuchtend wäre. An den besonders heißen Tagen bespritzt er sich daher einfach mit dem Wasser aus einer der Tränken. Er und Mukkoka sind unsere neuesten Neuzugänge, und beiden geht es sehr gut. An den wenigen Tagen, an denen es geregnet hat, haben wir ihnen eine Decke umgehangen, damit sie sich nicht erkälten. Und auch die älteren Waisen kümmern sich an den kühleren Tagen darum, daß die Babys warm bleiben. So hatte Mukkoka Tagwa eines Tages auf der einen Seite und Maktao auf der anderen Seite von ihm. Kuishi, die neuerdings Mutterinstinkte entwickelt, blieb an der Seite des dünnen Dololo, um ihn zu wärmen. Sattao ist ebenfalls ein guter Freund von Dololo und gleichzeitig auch sein Stallnachbar. Malima und Musiara stehen sich mittlerweile auch sehr nahe, was überrascht, denn Malima ist sonst eher als stürmisch und verspielt statt ihre Fürsorglichkeit bekannt.

 

Ambo entwickelt sich in einen kräftigen jungen Bullen, der tagsüber manchmal nicht weiß, wohin mit seiner Kraft und sich dann an Mapia oder Jotto ausläßt! Einmal wurde er beim Ringen mit dem viel größeren Jotto gesehen, der aber viel Geduld mit den jüngeren Bullen hat und ihn irgendwann einfach stehen ließ. Ambo widmete sich dann Mapia, der Emoli gerade ein paar Kampftaktiken beibrachte. In der Annahme, gerade Jotto besiegt zu haben, startete er kurzentschlossen einen Scheinangriff, um Mapias Aufmerksamkeit weg von Emoli und auf ihn zu lenken. Als Mapia Ambo sah, begann er ebenfalls mit Stampfen und das Ganze endete in einem verbissenen Ringkampf, bei dem keiner aufgeben wollte. Glücklicherweise gab es kurze Zeit später die 9 Uhr-Milchflasche, die dem Treiben ein Ende setzte.

 

Bevor Sana Sana nach Tsavo umzog, spielte sie viel mit Jotto, weil sie die größte und älteste war. Jetzt versucht Tagwa die Rolle zu übernehmen. Kuishi würde auch gerne mit ihm spielen, aber sie ist ihm und auch anderen wohl ein bißchen zu grob.

Die Nashörner: Dem winzigen Baby Maarifa geht es ausgezeichnet in der Nursery. Sie legt an Gewicht zu, hält die Keeper ordentlich auf Trab und weicht ihnen nicht von der Seite. Sie ist unglaublich verspielt und jagt am liebsten die kleinen Warzenschweinfrischlinge. Es ist gut für sie, jetzt auch andere Wildtiere und ihr Umfeld kennenzulernen. Sie lernt jedenfalls sehr schnell, und findet jetzt schon ohne die Keeper ihren Stall.

 

 

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: Dezember 2018

 

Die kurze Regenzeit im Einzugsgebiet von Tsavo, inklusive Voi, war sehr üppig und es regnete bis weit in den Dezember hinein. Viele der Ex-Waisen, die in der Trockenzeit weit weg gewandert sind, kamen wohlbehalten zurück. Es ist immer schön, wenn sie reinschauen und den Kontakt zu den Waisen und den Keepern pflegen. Wir haben uns gefreut, daß alle, auch die in der Wildnis geborenen Babys, guter Dinge und vor allem gesund waren.

 

Am 2. Dezember trafen wir Lesanjus Herde mit Lempaute, Wasessa, Rombo, Taveta, Thoma, Baby Thor, Seraa und Baby Solar. Sie grasten auf der Westseite von Msinga Hill, an dessen Fuß sich unsere Auswilderungsstation befindet. Wir hatten sie seit März nicht gesehen und freuten uns wahnsinnig! Seraas Baby Solar wurde im Februar 2018 geboren und ist jetzt schon fast ein Jahr alt. Nach den reichlichen Regenfällen letztes Jahr müssen wir uns daran erinnern, warum wir ihn überhaupt Solar genannt hatten. Seraa war 2017 mit ihm tragend, dem Jahr der großen Dürre in Tsavo. Die Ex-Waisen und die Waisen sind gerne zusammen, besonders Ndii, Panda und Naipoki freuen sich, wenn sie Zeit mit Thor verbringen dürfen – natürlich immer unter der strengen Aufsicht von Lesanju und Wasessa.

 

Lesanjus Herde schien zu der Zeit mit Emilys Herde zusammen unterwegs zu sein, denn auch am nächsten Morgen kamen sie wieder zusammen und verblüfften die Waisen, die noch nie zuvor so viele bekannte Elefanten gesehen hatten! Mbegus Herde, die erst im Juni aus Nairobi gekommen war, hatte noch nie zuvor so viele Ex-Waisen gesehen! Die Keeper bemerkten, daß einer von Emilys Stoßzähnen abgebrochen war. Emilys und Lesanjus Herde blieben in der Gegend, so daß wir sie fast jeden Tag sehen konnten. Die in der Wildnis geborenen Babys Inca, Neptune, Solar und Thor schienen sich immer sehr darauf zu freuen, mit den Waisen zu spielen, auch wenn ihre fleißigen Kindermädchen mit Adleraugen auf sie aufpassten. Lentili und Kihari verbündeten sich, um Neptune von Ndara zu kidnappen, aber sein Kindermädchen Sinya hat ihre Absichten sofort durchschaut. Die Waisen dürfen meistens nicht in die Nähe der wilden Babys, was Kenia und Mbegu oft ärgert. Und dann führen sie ihre Schützlinge aus purem Frust von den Ex-Waisen weg.

 

Lempaute war oft aufgeregt, wenn sie die Waisen sah und einmal kam wie schon aus der Ferne wie eine Verrückte angerannt. Mbegus Herde war verunsichert und versteckte sich hinter Kenia, Ndii und Kihari, bis sie verstanden hatten, daß keine Gefahr drohte. Die sechs Neuankömmlinge haben sich sehr gut in Voi eingelebt und genossen das Leben in vollen Zügen, seit der Regen wieder eingesetzt hatte und sie nach Lust und Laune baden, spielen und fressen konnten. Einmal beobachteten wir Lasayen, Godoma, Murit und Mbegu dabei, wie sie in einen verwitterten Graben rutschten. Murit war der Beste bei diesem Spiel und danach verbündeten sich Lasayen und Godoma, und legten sich auf seinen Bauch. Ngilai ist neuerdings ein bißchen gierig und versucht, bei der Milchfütterung immer der Erste zu sein, manchmal auch im Wettlauf mit Klein Tahri. Die beiden kabbeln sich auch öfters um die Beute, und Mbegu muss dann eingreifen und den Streit beenden. Sogar Ndotto macht zur Milchfütterung manchmal Ärger und versucht sich Extra-Flaschen von der Ladefläche des Pick-ups zu klauen. Einmal hat er geschafft, eine Flasche bis an seinen Mund zu führen, aber dann wurde er doch erwischt!

 

Ishaq-B versucht immer noch ernsthaft, Mitglied in Mbegus Freundeskreis zu werden. Sie versucht öfters, die kleine Gruppe aus der größeren Herde, die von Kenia angeführt wird, wegzulocken. Mbegu, die mit ihrer kleinen Gruppe (Ngilai, Godoma, Murit, Ndotto und Lasayen) aus Nairobi gekommen war, mag es nicht, wenn Ishaq-B zu aufdringlich wird, aber die meiste Zeit toleriert sie ihre Anwesenheit. Ndii dagegen mag es gar nicht, wenn Ishaq-B Mbegus kleine Gruppe anführen will. Sie möchte, daß alles so bleibt wie es war.

 

Natürlich haben sich auch die Waisen in Voi am Regen erfreut: das frische grüne Gras, neue Pflanzentriebe und Pfützen überall. Eines Tages haben wir Embu dabei beobachtet, wie sie sich in der Mitte des Wasserloches rollte und sich Bada langsam annäherte und sie nachahmte. Mashariki und Ishaq-B beobachteten alles und trompeteten anerkennend vom Rand aus. Bada gab mit seinen Schwimm- und Tauchkünsten an, bis Tundani den Badeplatz für sich einnahm. Nelion und Bada versuchen Tundani immer gerne in einen Ringkampf zu verwickeln, denn schließlich ist er schon viel größer und erfahrener. Aber er ist auch sehr ruhig und sanftmütig und ignoriert sie die meiste Zeit. An diesem Tag badete auch Kihari und strich mit ihrem Rüssel durch das Wasser während sie sich treiben ließ. Naipoki rührte das Wasser mit ihren Vorderfüßen um und Ndoria kniete halb im Wasser und halb draußen. Es war ein gleichzeitig komisches und wunderschönes Bild, den Waisen bei ihren Wasserspielchen zuzusehen.

 

Wir haben uns auch sehr gefreut, den Ex-Waisenbullen Laikipia diesen Monat nach einem halben Jahr wiederzusehen, als der eines Morgens zum Saufen an die Tränke kam. Die Waisen waren voller Bewunderung für ihn und hörten nicht auf, ihn mit ihren Rüsseln zu berühren. Laikipia folgte den Waisen auf dem Weg in den Busch und folgte kurz darauf wieder seiner eigenen Wege.

 

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: Dezember 2018

 

In unseren Auswilderungsstationen im Tsavo-Schutzgebiet leben die Elefantenwaisen bis zur kompletten Unabhängigkeit. Eine Auswilderung passiert nicht über Nacht sondern dauert mehrere Jahre und ist jeweils abhängig von individuellen Charakter des Elefanten und seiner Geschichte. Wenn die Waisen älter werden, entscheiden sie selber, wann es Zeit ist, über Nacht im Busch zu bleiben, meistens in der Obhut der Ex-Waisen oder wilder Artgenossen. Es ist wie bei Menschenkindern, der Weg in die Unabhängigkeit braucht einige Zeit und Unterstützung. Unsere Ithumba-Gruppe ist ein wundervoller Mix aus Ex-Waisen, die mittlerweile völlig unabhängig leben, aber ihre alte Menschenfamilie und die neuen Waisen regelmäßig besuchen. Derzeit haben wir 24 Waisenelefanten in Ithumba, die noch Milch gefüttert bekommen, und 65 Ex-Waisen, die sich hauptsächlich im Norden des Nationalparks aufhalten und die mittlerweile selber neun Kälber in der Wildnis zur Welt gebracht haben.

 

Der im Dezember anhaltende Regen sorgte für jede Menge Frischfutter. Im Dezember und Januar ist es normalerweise sehr heiß und trocken und die Waisen stehen nachmittags meist im Schatten der Bäume oder spritzen sich das im Park verbleibende Wasser zur Abkühlung hinter die Ohren. Man konnte dieses Jahr beobachten, daß die Waisen sich nicht um Futter stritten, sondern von den gleichen Büchen fressen und mehr Zeit mit Entspannung und Spielen verbrachten. Die “grüne Jahreszeit“ eignete sich gut dazu, ein paar Waisen aus Nairobi nachzuholen. Dieses Mal waren Sana Sana, Malkia und Ndiwa an der Reihe. Am 4. Dezember kamen sie in unserem Umzugs-Lkw an und wurden zuerst von ihren alten Freunden Mundusi, Esampu und Mteto begrüßt. Esampu bellte regelrecht vor Aufregung, nachdem er seine Freunde im Mai zuletzt gesehen hatte. Es gibt kein vergleichbares Geräusch, das ein Elefant macht, wenn er oder sie einen alten Freund wiedertrifft! Mteto begrüßte Malkia während Ndiwa herausfinden wollte, ob Esampu sich noch an sie erinnerte. Die drei Neuankömmlinge hatten keinerlei Schwierigkeiten, sich in Ithumba einzuleben und hatten sich schnell an die neuen Abläufe gewöhnt. Sie folgten einfach immer ihren alten Freunden aus der Nursery und schienen sehr zu genießen, mit ihnen wiedervereint zu sein. Die kalte Suhle war ihnen anfangs nicht ganz geheuer, aber bald lernten sie, wie angenehm es war, sich im Wasser abzukühlen, wenn die Mittagshitze ihren täglichen Höhepunkt erreichte. Es war schön zu beobachten, wie sie sich einlebten und wie glücklich sie zu sein schienen, ganz als wären sie schon immer hier zu Hause.

 

Noch vor der Morgendämmerung am 12. Dezember, kamen die Ex-Waisen Tumaren, Melia, Kandecha, Kalama und zwei wilde Elefanten zum Stallgelände und warteten bis Tagesanbruch, um die beiden Neuankömmlinge zu begrüßen. Nachdem die Waisen ihre Morgenmilch getrunken hatten, führte Sana Sana sie hinaus, aber als sie die Ex-Waisen sah, hielt sie an und überließ Maramoja die Führung. Die vielen großen Ex-Waisen hatten sie völlig überwältigt! Tumaren und Melia stellten sich kurz Malkia, Sana Sana und Ndiwa vor und gingen dann wieder. Als der Monat voranschritt, wurde Sana Sana mutiger und freute sich, die Waisen morgens anzuführen.

 

Am 17. Dezember besuchte uns der 14-jährige Challa, den wir schon etwa ein Jahr nicht gesehen hatten! Er und ein weiterer wilder Bulle kamen früh morgens zum Stallgelände, noch bevor sich die Waisen auf den Weg machten. Challa sah sehr gut aus und wartete geduldig auf die Waisen. Er war ganz entspannt und fraß anschließend ein paar Luzernepellets mit den jungen Elefanten. Namalok und Wanjala standen ganz dicht bei ihm und hielten ihre Rüssel in seine Richtung, voller Bewunderung vor seiner Größe und es schien, als würden sie ihm viele Fragen stellen! Kurz darauf zog Challa mit seinem wilden Kumpel weiter. Es ist immer herzerwärmend, die Überaschungsbesuche unserer Ex-Waisen mitzuverfolgen. Sie erinnern sich offenbar an ihr einstiges Zuhause, ihre Menschenfamilie und kommen immer mal wieder vorbei. Es ist auch beruhigend, Challa nach all der Zeit so gesund und gutaussehend wiederzusehen.

 

Im letzten Monat hat unsere aufmüpfige Laragai sich geweigert, in den Stall eingeschlossen zu werden. Sie zog am 12. Dezember mit den Ex-Waisen Murka, Naisula und Kitirua los und wurde für den Rest des Monats nicht mehr gesehen. Aber wir sind uns sicher, daß es ihr gut geht und sie in guter Gesellschaft ist. Sie ließ Kithaka, Barsilinga und Garzi zurück, die anfangs ein bißchen verwirrt waren, daß ihre Anführerin weg war, sich aber bald daran gewöhnt hatten. Sie entschieden sich, die Tage mit den Waisen zu verbringen und ließen sich auch nachts wieder in ihren Stall einschließen, ohne sich von Laragai zum Ausbruch anstiften zu lassen. Barsilinga war ein bißchen grob mit den Kleinsten, bis die Keeper ihn zurecht wiesen.

 

Vom 26. Dezember an besuchte Naroks Herde die Waisen jeden Tag. Das ist sonst gar nicht ihre Art und wir fragten uns, was sie wohl vorhatten. Wir dachten erst, sie sondieren, ob einer der Waisen bereit ist, sie in die Wildnis zu begleiten – Kithaka, Barsilinga und Garzi waren die offensichtlichen Kandidaten, seit sie ohne Laragai waren. Zuerst haben die Drei gar nicht reagiert, aber nach einigen Tagen ließen sie sich nachmittags hinter dem Rest der Herde zurückfallen und verließen Naroks Herde auf abendlichen Heimweg. Sie kamen aber immer später, so gegen 19 Uhr, zurück ins Stallgelände.

 

Am 20. Dezember besuchte Mutara mit ihrer Herde nachts das Stallgelände. Zu ihr gehören Sities, Kanjoro, Kainuk, Turkwel, Suguta und Kibo. Es war das erste Mal, daß Turkwel wieder kam, nachdem sie sich nach ihrer viermonatigen Verletzung wieder Mutaras Herde angeschlossen hatte. Sie war von einem Löwen attackiert worden und daraufhin musste ihr sogar der Schwanz amputiert werden. Mutara hat sie damals nie aufgegeben und war regelmäßig auf Krankenbesuche vorbei gekommen, und auch um zu schauen, wann sie sie wieder mit in die Wildnis nehmen konnte.

 

Wir freuen uns diesen Monat besonders über Sapalans Fortschritte. Er war einige Zeit sehr lethargisch und kränkelte im Oktober, aber nachdem er behandelt wurde, scheint es ihm jetzt wieder sehr gut zu gehen. Was immer ihn geplagt hat, scheint glücklicherweise überwunden. Er ist eng befreundet mit Enkikwe, mit dem er jetzt immer gemeinsam frißt.

 

 

Monatsbericht für die Kibwezi-Gruppe in Umani Springs: Dezember 2018

 

Umani Springs ist unsere jüngste Auswilderungsstation und entstand aus dem Bedürfnis, einigen der körperlich eingeschränkten Waisen ein komfortableres Umfeld zu geben. Einige kamen mit schweren Verletzungen zu uns, die es ihnen nicht erlauben, zur Futtersuche in der Trockenzeit sehr weite Strecken zurückzulegen. Um ihnen trotzdem ein Leben in der Wildnis zu ermöglichen, ist Umani ideal. Der Wald liegt innerhalb des Chyulu Hills Nationalparks und hat das ganze Jahr über frisches Wasser und Futter, sowie wilde Elefanten, die unverzichtbar für den Auswilderungsprozess sind.

 

Jetzt, nach dem Regen im November, waren alle Wasserlöcher wieder randvoll. Die Wasserratten Shukuru und Lima Lima haben die Saison besonders genossen und waren viel baden. Es gab diesen Monat auch viele wilde Elefanten in der Gegend und auch die genossen die Vorzüge der Jahreszeit. Shukuru ist immer noch die Erste, die morgens zur Milchfütterung kommt und auch die Erste an der Suhle. Wenn andere sich ihr anschließen wollen, besonders Bullen wie Ngasha, zieht sie sich zurück. Sie erinnert sich immer noch an das eine Mal, als sie auf sie hinaufsteigen wollten, und das versucht sie tunlichst zu vermeiden! Mit den feisten jungen Bullen möchte sie als liebenswürdige, ruhige Elefantenkuh nicht in Verbindung gebracht werden, und geht ihnen daher so gut wie es geht aus dem Weg. Die Keeper finden, daß sie die bisher ruhigste und liebste Elefantenwaise ist, die ihnen bisher untergekommen war. Vielleicht liegt es auch daran, daß Shukuru über mehrere Jahre an einer chronischen Erkrankung litt und schon allein deshalb schwächer als der Rest in ihrer Altersgruppe war. Während es ihr über die vergangenen Monate besser zu gehen schien, verschlechterte sich ihr Zustand im Dezember wieder. Sie wurde mit Antibiotika behandelt und seither geht es ihr wieder besser. Genau wie Sonje, ist auch Lima Lima sehr gut im Umgang mit Shukuru. Allerdings scheint sie Shukuru und auch ein paar anderen einige ihrer schlechten Angewohnheiten beigebracht zu haben. Zu Beginn des Monats, ging Lima Lima nach der Luzernefütterung nicht wie geplant mit dem Rest der Herde in den Wald, sondern schlich sich ins Luzernelager, rieß ein paar Ballen herunter und bediente sich. Die Keeper ertappten sie, und sie rannte einfach weg. Ein paar Tage später machte Alamaya es ihr nach und Lima Lima folgte ihm. Gemeinsam verteilten sie Luzerne im ganzen Lagerraum. Und wieder ein paar Tage später überraschte Shukuru die Keeper, als sie ihr morgens die Milchflasche brachten, und sie das Tor aufgemacht und überall Luzerne verstreut hatte! Shukuru schien genau zu wissen, daß sie einen großen Fehler gemacht hatte und legte ihr reumütigstes Gesicht auf, als die Keeper am Morgen herein kamen. Sie brauchten nur ihren Namen zu sagen und sie rannte durch die offene Stalltür ihren Freunden nach, die sich schon auf den Weg hinaus gemacht hatten.

 

Lima Limas gieriger Charakter bestimmt meistens auch ihr Handeln, und daher bekommt sie ihre Flasche auch als Letztes und wird bei jeder Fütterung besonders gut beobachtet. An einem Tag hatte Murera keinen Appetit auf ihre Mittagsflasche und Lima Lima setzte alles daran, eine Extra-Portion abzugreifen. Aber die Flasche ging an Baby Mwashoti, der angenehm überrascht war und die Flasche mit zufriedenem Kollern an sich nahm.

Die Waisen hatten diesen Monat verschiedene Erlebnisse mit wilden Artgenossen. Mwashoti und Alamaya scheinen sich vor den großen Bullen zu fürchten, wollen ihnen nicht näher kommen und tun dies mit genervtem Trompeten kund. Die älteren Waisenbullen jedoch können sich gar nichts Besseres vorstellen, als den wilden Bullen nahe zu sein, aber die scheinen genervt. Ziwa und Faraja machten mit Ngasha gemeinsame Sache und schlichen sich von den Keepern weg. Sie folgten den wilden Elefanten und Ngasha forderte die wilden Bullen heraus. Es dauerte nicht lang und er lag am Boden – und die Kumpels Ziwa und Faraja hatten sich aus dem Staub gemacht! Als er wieder auf allen Füßen stand, rannte er so schnell wie möglich zurück zu seiner Waisenherde und den Keepern. Ngasha hat an diesem Tag offenbar eine Lektion gelernt!

 

Auch, wenn sie als Teenager ständig in Ringkämpfe verwickelt sind, um ihre Kräfte zu messen, sind Ngasha, Ziwa, Faraja und Jasiri nicht immer ungezogen. Als die Regenzeit am Anfang des Monats endete, waren die Trampelpfade durchweicht und rutschig. Murera und Sonje haben beide alte Beinverletzungen und empfinden das Laufen bei diesem Wetter als unangenehm, besonders auf den besagten Pfaden. Manchmal liefen sie sogar rückwärts, wenn ein Teil des Weges zu rutschig war. Jasiri und Ngasha halfen Murera einmal dabei, Sonje von hinten anzuschieben, als sie sich auf einem rutschigen Teil des Weges nicht weiter traute. Sie schafften es tatsächlich, sie in ein ebenerdiges Gebiet ohne rutschige Trampelpfade zu navigieren, wo sie zum Rest der Herde aufschließen konnten. Sie war den sonst eher frechen jungen Bullen ausnahmsweise mal sehr dankbar. Alamaya zeigt dieser Tage auch echten Kampfgeist und es ist offensichtlich, daß er auch als Jungbulle ernstgenommen werden möchte.

 

Eines Nachts beobachteten die Keeper ein paar Mangusten im Stallgelände, die unter dem Zaun hinein- und hinausrannten. Die Schleichkatzen erschraken Quanza und Lima Lima, die es nicht ertragen konnten, daß die kleinen Kreaturen um ihre Füße huschten und all diese Geräusche machten, die sie nicht kannten. Im Stall wurde überall trompetet und manche stießen sogar gegen ihre Stallwände, um die Störenfriede loszuwerden. Es war recht witzig zu beobachten, wie viel Angst die großen Elefanten vor einer kleinen Manguste haben konnten. Irgendwann gelang es den Keepern zum Glück, alle wieder zu beruhigen!

 

Foto der Waisen aus Dezember
(c) Sheldrick Trust