Die Waisen im Februar

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe in Nairobi: Februar 2022

Für unsere Nursery-Herde begann der Februar regnerisch. Das hat besonders unser „Kaluku-Trio“ Kindani, Kinyei und Bondeni gestört, denn sie hassen Unwetter. Kindani und Bondeni kuschelten in ihren Ställen, während Kinyei versuchte, über die Trennwand zu klettern, um zu ihnen zu gelangen. Die Keeper blieben an ihrer Seite und versuchten sie zu beruhigen. Erst als der Regen nachließ, schliefen sie erschöpft ein.

Am 2. Februar hießen wir einen weiteren Neuzugang aus Laikipia willkommen, den wir Lorigon nannten. So wie immer rannten sie morgens zuerst zu seinem Stall, um ihn auf das Herzlichste zu begrüßen. Der kleine Bulle war voller Energie und genoss die Aufmerksamkeit seiner neuen Freunde. Der 2. Februar war auch ein großer Tag für Lodo, der seinen ersten Tag mit der Nursery-Herde im Busch verbringen durfte. Nachdem die Waisen ihre Morgenmilch getrunken hatten, wurde eine kleine Gruppe herbeigeholt, um ihn hinaus in den Wald zu begleiten. Seine Stalltüre war kaum offen, da kam Lodo herausgestürmt und begrüßte Olorien, Naleku, Kindani, Suguroi, Roho, Bondeni und Kinyei. An der Suhle bewegte er sich wie ein alter Hase, so als ob er das schon tausend Mal gemacht hätte. Am Abend wurde er von Barnoti, Oldepe, Esoit, Ziwadi und Mukutan zurück in seinen Stall gebracht. Er und sein neuer Stallnachbar Lorigon waren die ganze Nacht damit beschäftigt, sich kennenzulernen und ihr Futter zu teilen.

Obwohl Mukatan längst nicht mehr der Jüngste der Herde ist, benimmt er sich wie ein Baby. Er quengelt dauernd die Keeper an, selbst, wenn alles in Ordnung ist. Kerrio hat verstanden, dass Mukatan nur simuliert und hat inzwischen viel Spaß daran, ihn damit aufzuziehen. Ihre Lieblingsmethode ist, Mukatan einmal um die Suhle zu jagen. Danach gibt er eine Lautwolke aus Kollern und Schreien von sich. Wenn sie ihn ärgert, hat Kerrio den allerfrechsten Gesichtsausdruck – sie weiß ganz genau, was sie tut! Tingai, einer unserer Neuzugänge, ist ein ruhiger und freundlicher kleiner Bulle. Er hat sich noch nicht völlig eingelebt, kommt aber inzwischen schon mit zum Baden. Manchmal vergißt er allerdings die Zeit und verpasst, wenn die Herde zur Suhle zieht. Aber dann holen ihn die Keeper ab.

Seit Mukkoka und Naboishu nach Tsavo umgezogen sind, ist Roho ganz schön aufmüpfig geworden. Er ist bei Weitem nicht der älteste Bulle in der Nursery, aber schon am längsten hier, weil er ganz jung zu uns kam. Bei dem Versuch, seine Dominanz zur Schau zu stellen, schreckt er auch nicht davor zurück, die älteren Bullen wie Barnoti und Oldepe zu schubsen. Die Keeper hoffen, dass er unter den neuen Bullen einen ebenbürtigen Spielgefährten findet. Mit Esoit, der inzwischen auch zu den Älteren zählt, versteht er sich zumindest gut.

Ihre gemeinsame Leidenschaft für das Schlammbad verbandelt Roho und Suguroi. Unser kleines Mädchen ist ausgebufft wie eh und je und hat sich die witzige Angewohnheit beibehalten, bei der kleinsten Provokation mit den Ohren zu flattern. Sie ist am liebsten mit den älteren Bullen zusammen, besonders mit Rama, Barnoti und Oldepe. Die Gesellschaft der Kühe ist ihr nicht so wichtig. Sich gegenseitig das Futter zu klauen ist eine lang gehegte Tradition in der Nursery. Eines Abends war Olorien aber richtig genervt von Sugurois Versuchen, ihr die Mahlzeit abzuluchsen. Sie rauschte an die Trennwand und schnappte sich Sugurois Rüssel. Das hat dem Ganzen, zumindest an diesem Abend, ein Ende gesetzt. Auf Olorien ist immer Verlaß, wenn jemand aus der Reihe tanzt. Eines Nachmittags verlor Lodo die Orientierung und begann, die Keeper anzugreifen. Olorien stellte sich vor sie und kollerte ganz tief, so als ob sie Lodo erinnern würde, dass sich das partout nicht gehört.

Als älteste Bullen in der Nursery-Herde fühlen sich Rama und Oldepe unbesiegbar. Manchmal ziehen sie alleine in den Busch, als würden sie nicht mehr auf den Schutz einer Herde angewiesen sein. Aber da hatten sie die Rechnung ohne einen großen Büffel gemacht. Wie der Blitz waren sie zurück im Stallgelände und alles war sehr dramatisch! Vielleicht ist ihnen eingefallen, dass sie doch erst vier, beziehungsweise drei Jahre alt waren!

Barnoti und Oldepe haben sich zu den „netten Onkels“ der Nursery-Herde entwickelt, so wie Maktao einst. Esoit, Mukutan, Choka, Bondeni, Olorien, Suguroi, Taabu, Latika und Kamili fressen am liebsten hinter ihnen, denn sie kommen an die saftigsten Zweige und lassen gerne hin und wieder etwas fallen. Sie sind sehr großzügig und scheinen ihre Beute gerne mit den Jüngeren zu teilen.

Jeder Einzelne unserere Elefantenwaisen hat seine Eigenheiten. Bei Latika ist es ihr winziger Rüssel. Aber das lässt sie vor nichts zurückschrecken. Sie wälzt sich mit großem Elan im Schlamm und beim Fressen geht sie manchmal auf die Knie, um sich Zweige oder frische Grastriebe zu ergattern. Am liebsten ist sie mit Kamili zusammen. Die beiden Mädchen sind ruhig, ausgeglichen und gerne mit sich beschäftigt. Eines Nachmittags kopierte Latika Oldepe und verschwand mal eben kurz. Sie hat sich alle Fresswege eingeprägt und daher wussten die Keeper wenigstens, wo sie nach ihr suchen mussten. Sie fanden sie zufrieden im Gebüsch und sie dachte wirklich, sie sei ganz allein. Als sie die Keeper erblickte, begrüßte sie sie mit einem tiefen Kollern – wir mussten sofort an Ziwadi denken!

Seit Ziwadis letztem epileptischen Anfall ist schon eine geraume Weile vergangen. Mit ihrer lieben Art zieht sie alle Neuankömmlinge gleich in ihren Bann. Sie und Rama sind und bleiben beste Freunde, auch wenn Rama jetzt mehr mit den größeren Bullen zusammen ist. Aber Ziwadi hat ja noch genügend andere Freunde. Taabu ist wahnsinnig verspielt. Als die Waisen an einem Morgen in den Busch zogen, jagten Taabu, Olorien, Bondeni, Kinyei und Suguroi einer Herde Impala nach. Taabu – wer sonst – führte die Gruppe an, und weil sie noch zu klein waren, konnten sie die Antilopen natürlich nicht einholen. Daher wichen sie auf Trompeten und Büscheklopfen aus.

Einige der Elefanten sind nicht auf eine Gruppe festgelegt. So auch Choka, er wird überall gemocht und mag auch jeden. Obwohl er das kleinste Mitglied der Herde ist, hat er einen ausgeprägten Beschützerinstinkt. Eines Nachmittags erblickte er eine Warzenschweinmutter mit ihrem Nachwuchs an der Suhle. Choka nahm das Problem selbst in die Hand und rannte ihnen nach, flatterte mit seinen kleinen Ohren und kollerte. Er war nur unwesentlich größer als die Warzenschweinmutter selbst, so dass ihn nicht einmal die Frischlinge ernstnahmen und sich nicht vom Fleck rührten. Sagateisa erbarmte sich schließlich und half Choka, die Eindringlinge ein für allemal zu verscheuchen.

Sagateisa hat, wie die meisten Dürreopfer, lange gebraucht, um sich zu erholen. Aber sie sieht inzwischen viel besser aus, nimmt an Gewicht und auch an Selbstbewusstsein zu. Inzwischen rennt sie schon voller Elan durch den Busch und zur Suhle. Sie lässt sich auch nicht mehr so schnell einschüchtern, nicht einmal von Olorien, Suguroi und Esoit, die sie anfangs bei der Fütterung immer herumschubsten. Und auch über die Genesung unseres großen Mädchens, Neshashi, freuen wir uns sehr. Sie war erst Ende Januar zu uns gekommen und lebt sich noch ein. Ihre Stallnachbarn Latika und Kamili unterstützen sie dabei sehr – auch wenn sie ihr ab und zu auch mal Grünzeug durch die Trennwand klauen!

Naleku blüht in ihrer Rolle als neue Leitkuh der Nursery-Herde auf. Ihr Liebling ist Kerrio, aber sie kümmert sich um alle Herdenmitglieder. Morgens stößt sie ein lautes Trompeten aus – der ultimative Weckruf für Langschläfer, der alle aus den Schlaflagern holt. Alle, außer Ziwadi, unser kleiner Morgenmuffel, die so lange schläft, wie es ihr gefällt.

Der Februar endete für einige unserer Neuankömmlinge sehr fröhlich. Suguroi und Kamili wollten mit ihren Talenten als Anführer angeben und führten Tingai, Esoit und Roho auf einer privaten Tour durch den Busch. Die winzigen Kühe waren sichtlich stolz, dass ihnen der große Bulle Roho folgte. Als es Zeit für die Nachmittagsmilch war, rannten sie aufgeregt trompetend und kollernd zum Rest der Herde zurück.

Unsere Nashörner: Unser blinder Nashornbulle Maxwell hatte einen sehr guten Monat. In der Regel hat er schon frühmorgens gute Laune, besonders, wenn ihn sein Kumpel Bondeni besucht. Bondeni liebt es, Max an den Ohren zu ziehen und dann wegzurennen. Das bringt Maxwell richtig in Laune. Einmal hat es Bondeni aber zu weit getrieben und versucht, Max am Schwanz zu ziehen. Da war es vorbei mit der guten Stimmung, und Maxwell schmiss Dreck in Bondenis Gesicht. Bondeni brauchte eine Weile, um seine Fassung wiederzuerlangen.

 

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: Februar 2022

Der Monat begann mit Sagala und ihren neuen Fans, Thamana und Lemeki, die die Herde auf die nördliche Seite des Masinga-Berges führten, von wo aus man den großen Affenbrotbaum und die Suhle sehen konnte. Die Keeper waren beeindruckt von der Route! Tamiyoi und Tagwa führen die Herde an den meisten Tagen, geben die Aufgabe aber auch gerne einmal weiter.

Edie, Mweya, Icholta und die anderen Ex-Waisen blieben in der ersten Februarwoche noch in der Gegend. Edies sieben Tage altes Baby, Enzo, ist schon ein richtiger Charakter. Wann immer die Herde im Stallgelände vorbeischaute, flitzte er durch die Beine seiner Mutter und die der Kindermädchen und griff spitzbübisch die Keeper an. Am 6. Februar zog Edies Herde weiter nach Tsavo. Für 10 Elefanten aus unserer Waisenherde bedeutete das den Beginn des nächsten Lebensabschnitts. Kenia und ihre Gruppe haben schon eine Weile mit dem Leben in der Wildnis experimentiert, sich bisher aber noch nicht getraut, den nächsten Schritt zu machen. Als Edie und die Herde Ex-Waisen Anfang Januar kamen, verbrachten sie sehr viel Zeit mit ihnen, obwohl sie an den meisten Tagen auch ins Stallgelände kamen. Wir wussten, dass Edie und Mweya irgendwann weiterziehen würden, und fragten uns schon die ganze Zeit, ob Kenia diese Gelegenheit beim Schopfe packen würde – und sie tat es. Es scheint, als seien Kenia, Ndii, Ishaq-B, Panda, Naipoki, Tundani, Bada, Mashariki, Ndoria und Araba nun offiziell Ex-Waisen! Wir sind sehr stolz auf sie.

Mbegu wurde damit zur neuen Leitkuh der Voi-Waisen, aber sie ist schon lange bereit für diese Aufgabe. Seit sie ganz klein war, hat sie immer wieder ihre Führungstalente gezeigt. Aber trotz all der Verantwortung, die sie jetzt hat, ist sie immer zu einem Späßchen aufgelegt. Eines Nachmittags, als die Waisen auf dem Weg in die Savanne waren, stieg sie in die Wassertränke und begann, wild herumzuspritzen. So, als ob sie sagen wollte, sie brauche noch ein bisschen Zeit zum Spielen, bevor die Arbeit beginnt. Die Keeper baten sie, zu ihren Freunden zu gehen, und am Ende gab sie nach – aber nicht, ohne ein bisschen Theater zu machen. Sie rannte mit erhobenem Schwanz und wildem Trompeten an den Kopf der Elefantenreihe, und der Marsch begann.

Die Abreise von Kenia und Ndii hinterließ die offene Stelle des Kindermädchens für Pika Pika – eine Aufgabe, auf die es Arruba schon lange abgesehen hatte. Sie ist eine tolle „große Schwester“ für die kleine, verwöhnte Prinzessin. Die Keeper haben Pika Pika wegen ihres divenhaften Benehmens sogar den Spitznamen „Malkia“ gegeben, was auf Suaheli so viel heißt wie „Königin“. Eines Nachmittag wälzte sich Pika Pika gemütlich in der Suhle, als ein wilder Bulle in das Wasser stieg und ihr privates Schlammbad unterbrach. Pika Pika hatte doch tatsächlich die Unverfrorenheit und drohte ihm mit aufgestellten Ohren. Der Bulle würdigte sie keines Blickes und stapfte tiefer ins Wasser. Pika Pika war fassungslos!

Emoli war in der Vergangenheit immer etwas kühl gegenüber Neuankömmlingen, weil er vorher das Nesthäkchen der Herde gewesen war. Aber er sieht jetzt auch etwas Gutes in der Ankunft von Lemeki und Thamana. Während einer Mittagsmilchfütterung schlich er sich hinter den Keepern vorbei und kam dann mit Lemeki, Thamana und Sagala angerannt, um vor den Neulingen als Erster seine Flasche in Beschlag zu nehmen. Dann bummelte er zur Wassertränke, um ein kleines Bad zu nehmen. Seine Freunde waren überrascht, ihn wie ein Nilpferd komplett untergetaucht zu sehen, nur sein Rüssel lugte  heraus. Lemeki war offensichtlich angetan von dieser cleveren Methode, und an einem anderen Nachmittag machte sie es Emoli nach. Suswa kam sofort angerannt und zog sie heraus. Wir waren nicht sicher, ob Suswa nicht wollte, dass das Trinkwasser verschlammt wird, oder ob sie dachte, das kleine Mädchen sei in Gefahr. Egal ,was der Grund war, Lemekis Badespaß fand ein jähes Ende.

In Kaluku, wo Lemeki und Thamana vorher wohnten, hatte Lemeki Thamana kaum beachtet. Aber hier in Voi ist sie regelrecht besessen von ihm. Eines Morgens wollte Sagala Thamana in den Busch begleiten – für Lemeki inakzeptabel und sie stellte sich Sagala in den Weg. Sagala ging sehr diplomatisch vor und nahm einfach beide Babys mit in den Busch. Mudanda wurde dann eifersüchtig auf Sagala, die jetzt beide Babys für sich alleine hatte, und piekste Sagala grob mit ihren spitzen Stoßzähnen. Von diesem Zwischenfall einmal abgesehen, hat sich Mudanda sehr gewandelt. Sie war immer sehr reserviert, aber in letzter Zeit geht sie mehr aus sich heraus und hat die Freude am Spielen entdeckt. Für diese positive Veränderung sind allein Ngilai und Ndotto verantwortlich. Sie haben Mudanda beigebracht, wie man spielt, ohne zu grob zu werden, und wie viel Spaß das bringt. Jetzt freut sich Mudanda immer wie verrückt, wenn die beiden jungen Bullen sie auf einen Ringkampf herausfordern.

Am 9. Februar erreichte uns die Meldung über ein sehr junges Kälbchen, das mutterseelenallein nicht weit von Voi gesichtet worden war. Die Keeper machten sich auf die Suche, und als sie tatsächlich weit und breit keine Herde finden konnten, wurde das Kälbchen erstmal für eine Nacht in die Voi-Ställe gebracht. Am nächsten Morgen, als die Waisen sich den Bauch mit Luzerne-Pellets vollstopften, wurde die kleine Kuh nach Nairobi in die Nursery geflogen.

Nach kurzer Abkühlung im Januar wird es in Voi nun wieder trocken. Kurz vor der Nachmittagsmilch kam eine große Herde Büffel zum Wasserloch an den Affenbrotbaum. Es mussten mehr als 100 Büffel gewesen sein, und sie soffen das Wasserloch buchstäblich leer! Die Keeper brachten die Waisen zum Baden daher zum Stallgelände zurück.

Tamiyoi war schon immer sehr interessiert an wilden Elefanten, und eines Tages fiel ihr in der Savanne eine Herde mit einem winzigem Kälbchen auf. Sie lief einfach dreist auf die Herde zu und bat quasi um Erlaubnis, mit dem Baby spielen zu dürfen. Sagala und Tagwa sahen aus sicherer Entfernung zu und waren sehr neidisch auf ihre Freundin, aber zu schüchtern, um mitzugehen. Bei den Babys der Waisenherde, Thamana und Lemeki, hat allerdings niemand Berührungsängste. Embu gelang es eines Morgens, mal ein bisschen Zeit alleine mit Lemeki verbringen zu dürfen. Sie tätschelte ihr den Rücken und drückte ihren Rüssel. An einem anderen Nachmittag spielte Mbegu ausgelassen mit Thamana im Wasser. Das brachte Tagwa vor Eifersucht auf die Palme, und sie stieg tatsächlich von hinten auf Mbegu auf, um dem Spiel ein Ende zu setzen.

Als der Monat endete, schlug Wasserratte Pika Pika vor, schon morgens eine Runde im Wasserloch schwimmen zu gehen. Der Großteil der Herde fand diese Idee prima, außer Ndotto und Mudanda, die in der Zwischenzeit ihren Ringkämpfen nachgingen.

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: Februar 2022

In seinen Nursery-Zeiten war Naboishu für Terror bei der Milchfütterung bekannt. Der Umzug nach Ithumba brachte eine kurze Pause mit sich, aber jetzt scheint es, als sei er wieder ganz so wie früher. Wenn er mittags seine Flasche holen will, beschwert er sich lauthals, wenn ihn andere beim Endspurt überholen. Um diese Demütigung zu kompensieren, holte er sich einfach mal eine Extra-Flasche, als er mit seiner Portion fertig war. Und war bitter enttäuscht, als das Diebesgut leer war! Obwohl die Keeper ihn baten, die Flasche zurückzugeben, zog er sich eingeschnappt damit in den Busch zurück. Dort hat er sie irgendwann fallen lassen, als die Herde weiter zur Suhle zog.

Roi, die von der Milch abgesetzt worden war, wurde später im Februar auch zur Milch-Terroristin. Eines Nachmittags schmiedete sie einen Plan, um Milch zu klauen. Sie stellte sich an einen strategisch günstigen Punkt, von wo aus sie die Keeper beobachten konnte, und wartete auf den richtigen Moment, um zuzuschlagen. Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, stellte sie sich bei ihrem Beobachtungsmanöver schlafend! Als sie ihre Chance gekommen sah, rannte sie wie der Blitz los und schnappte sich eine Flasche, die für eine der Waisen auf den Boden gestellt worden war. Sie flüchtete mit ihrer Beute, schlang den Inhalt herunter – und war sehr stolz auf ihre Aktion.

Die Ex-Waisen kamen und gingen diesen Monat, aber nur Mutaras Herde mit Suguta, Sities, Turkwel und Kainuk blieben in der Nachbarschaft. Mutaras Baby könnte jeden Tag auf die Welt kommen, und die werdende Mutter wollte die verbleibenden Tage bis zur Geburt ganz offensichtlich in Ithumba bleiben. Suguta, Sities und Turkwel haben die Zeit genutzt, um ihre Fertigkeiten zum Babysitten an Dololo zu trainieren. An einem Morgen bekamen die Waisen Gesellschaft von Lenana, Narok, Kitirua, Kasigau, Ishanga und Lenanas Baby Lapa. Bei der verlockenden Aussicht, auf Lapa aufzupassen, ließen Suguta, Sities und Turkwel Dololo fallen wie eine heiße Kartoffel. Esampu und Mteto eiferten mit den älteren Kühen um die Wette, wem es gelingen würde, Lapas Herz zu gewinnen, aber Lapa ließ alle fremden Kühe links liegen und folgte den treuen Kindermädchen Ishanga und Narok.

Esampu und Mteto bekamen ihren glorreichen Moment später im Februar, als Yatta und ihre Herde vorbeikamen. Yattas kleiner Sohn Yogi machte den Fehler, sich vor Kamok zu drängeln, die für Elefantenbabys nicht so viel übrig hat. Als Kamok Yogi beiseite schubste, sausten Esampu und Mteto herbei, um Yogi zu trösten. Von Kamok einmal abgesehen, haben alle anderen Kühe sehr ausgeprägte Mutterinstinkte, was immer besonders auffällt, wenn die Ex-Waisen auf Besuch sind. Einmal nahm Yattas Herde Naseku, Olsekki, Siangiki, Oltaiyoni, Tusuja, Roi, Galla, Mteto und Esampu den ganzen Nachmittag mit auf einen Streifzug durch den Busch. Wie es sich für eine gute Leitkuh gehört, brachte Yatta die Waisen pünktlich zur Abenddämmerung zurück zum Stallgelände.

Barsilingas Fußverletzung hat ihn für mehr als ein Jahr an Ithumba gebunden, aber jetzt, da alles wieder vollständig verheilt ist, genießt er wieder seine Unabhängigkeit. Meistens ist er mit Kithaka unterwegs, die beiden sind seit ihren Tagen in der Nursery beste Freunde. Manchmal hatten sie auch ihren älteren Freund Kibo dabei. Enkikwe, der bei einem Löwenangriff verletzt wurde, hat sich ebenfalls wieder erholt. Sein Hinterbein wird nie wieder völlig heilen, aber das hält ihn nicht zurück – sehr zu Mundusis Enttäuschung! Mundusi ist inzwischen sechs Jahre alt und versucht, seine Rolle als „stärkster Bulle in der Herde“ zu etablieren. Am besten eignen sich dafür Ringkämpfe mit älteren Bullen. Vielleicht hatte er gehofft, dass Enkikwe wegen seines Handicaps leicht zu schlagen sein. Aber Enkikwe ließ Mundusi nicht so leicht gewinnen und zeigte ihm in einem letzten Ringkampf, dass eine Behinderung nicht gleichzeitig Unfähigkeit bedeutete. Mundusi gab am Ende auf und verließ reumütig den Ring.

Jotto, der ebenfalls sechs Jahre ist, bekam eine ähnliche Lektion von Kauro erteilt. Die beiden Bullen hatten eine Auseinandersetzung, nachdem Kauro Jotto einen Zweig aus dem Maul zog. Jotto wollte sich rächen, war aber noch nicht stark genug, um den zwei Jahre älteren Kauro zu besiegen. Um der Schmach noch einen draufzusetzen, drückte Kauro Jotto zu Boden und stieg auf seinen Rücken – und das alles vor den Augen der Kühe!

Unsere „Einserschüler“ Larro, Mukkoka und Naboishu machen sich sehr gut in Ithumba. Larro kennt sich schon richtig gut in der Gegend aus und führt die Herde fast jeden Morgen in den Busch. Musiara und Nabulu sind immer noch die selbsternannten „Ithumba-Fremdenführer“ für das Trio, obwohl die schon gut alleine zurecht kommen! Die älteren Kühe, vor allem Malkia, Kuishi und Sana Sana haben die Neulinge unter ihre Fittiche genommen und verbringen indidivuell mehrere Stunden alleine mit ihnen.

Mukkoka hatte diesen Monat ein aufregendes Erlebnis mit den älteren Bullen. Eines Nachmittags kamen ein paar Perlhühner an der Herde vorbei und machten ordentlich Krach, der alle ziemlich nervte. Mukkoka, Wanjala, Rapa und Dololo versuchten gemeinsam, die Nervensägen zu verscheuchen, und rannten trompetend auf die Hühner zu, die in alle Himmelsrichtungen davonflatterten. Die Bullen waren sehr zufrieden mit dem Ergebnis, und Mukkoka schien stolz, Teil der Jungenbande zu sein. Die älteren Bullen hatten auch einige Abenteuer. Während sie gemütlich grasten, kam ein wilder Bulle aus dem Nordosten auf sie zu. Rapa, Mundusi, Wanjala, Olsekki und Pare haben ihn freundlich und besonnen begrüßt und boten ihm an, ihn zu seinem nächsten Ziel zu begleiten. So mancher wilder Bulle macht den Jungs sofort klar, dass er nicht interessiert ist. Aber dieser hier nahm das Angebot an, und die fünf jungen Bullen folgten ihm ehrerbietig.

Nasalots Sohn Nusu und unser Sapalan waren das Epizentrum der Dramen im Monat Februar. Als Yattas Herde an einem Nachmittag an der Suhle auftauchte, schubste Sapalan Nusu in die Suhle. Vermutlich dachte er, Nusu sei leichte Beuchte, aber Nusu drehte sich herum und schlug zurück! Der Zank endete erst, als Nasalot die Streithähne trennte. An einem anderen Tag verstellte Nusu Sapalan und Rapa den Weg zu ihrem Nachtlager. Vielleicht war er ein bisschen neidisch, weil er im Freien schlafen musste? Interessanterweise hatte Naboishu diesen Monat das beste Verhältnis zu Nusu. Er verbündete sich mit Nusu, und die beiden wurden oft (friedlich) zusammen gesehen. Sie waren nur getrennt, wenn Sana Sana kam, um Naboishu mitzunehmen. Dann widmete sich Nusu Siangiki, die nie irgendetwas gegen neue Bekanntschaften einzuwenden hat.

Am 22. Februar gab es ein ganz besonderes Wiedersehen mit einer wilden Herde, die wir schon seit November nicht gesehen hatten. Damals war die Leitkuh hochtragend, und jetzt hatte sie ihr zwei Monate altes Baby dabei – das Vierte, und ein Enkelkind hat sie auch schon! Es ist wirklich schön zu sehen, dass auch all die wilden Herden um uns herum Nachwuchs haben. Mit Beginn der Regenzeit im Dezember verteilten sich die wilden Tiere weiter im Busch, weil es wieder überall Futter gab. Jetzt, da es wieder trocken wird, kommen immer mehr von ihnen zurück. An einem Nachmittag hatten wir 30 wilde Bullen an der Suhle – bisheriger Rekord in diesem Jahr und definitiv ein Anzeichen dafür, dass es hier schon sehr trocken war.

 

Monatsbericht für die Kibwezi-Gruppe in Umani Springs: Februar 2022

Der Februar begann aufregend: Eine große wilde Herde mit vier winzigen Babys kam zu Besuch. Die Keeper hatten es nicht leicht, Kiasa, Maktao, Kiombo und Enkesha von der Herde fernzuhalten! Sie baten dann Zongoloni und Lima Lima um Hilfe und trieben die Abtrünnigen zusammen und zurück zur Waisenherde. Die waren natürlich gar nicht begeistert, dass sie die entzückenden Babys unverrichteter Dinge zurücklassen mussten.

Die Herdendynamik ändert sich ständig. Sonje kümmert sich jetzt um die Jüngsten, inklusive Kiombo, Kiasa, Maktao und Enkesha. Quanza hat sich zu Sonjes fähiger Assistentin entwickelt. Murera hat nur Augen für Mwashoti und jegliche ehemaligen Waisen, die auf Besuch kommen. Sie wird von Lima Lima unterstützt, der Routenplanerin der Herde. Lima Lima ist außerdem Späherin der Keeper. Eines Morgens war es so neblig, dass die Keeper kaum ihre eigenen Füße sehen konnten. Die Elefanten führten sie an, sie konnten sich ja mittels ihres Geruchssinns orientieren. Die Keeper liefen ganz dicht bei Lima Lima, weil sie wussten, das ist der sicherste Pfad. Dummerweise trafen sie auf eine schlafende Herde Büffel. Alle Beteiligten erschreckten sich und rannten in alle Richtungen davon. Lima Lima hatte als erste ihre Fassung wiedererlangt und stellte sich zwischen die Büffel und die Keeper. Enkesha und Maktao waren sehr beeindruckt von dieser mutigen Tat und trompeteten Lima Lima anerkennend Beifall.

Enkesha wird selber auch zur Mini-Leitkuh. Sie ist ruhig, loyal, diplomatisch und verlässlich. Sie macht alles nach, was sie sich bei Murera abschaut, z.B. deren Morgenweckruf, an jedem Stall nach dem Rechten sehen und sich immer um ihre Freunde kümmern. Ihr bester Freund ist nach wie vor Maktao. An einem Morgen schmiedeten sie einen Plan und führten dann eine kleine Gruppe Richtung Kenzo-Berg. Lima Lima schloss sich ihnen an und ließ Quanza und Murera beim Rest der Herde zurück. Das zeigte, dass Enkesha tolle Führungseigenschaften hat – und nebenbei bekam Lima Lima eine Auszeit bei der Routenplanung.

Unser kleines Trio – Kiasa, Maktao und Kiombo – wächst und gedeiht in Umani. Sie haben viele neue Freunde gefunden, sind aber nach wie vor unzertrennlich. An einem Morgen standen Kiasa und Maktao ewig beieinander und umarmten sich. Kiombo wurde ein bisschen eifersüchtig, denn er wollte auch von Kiasa gedrückt werden. Quanza und Sonje trösteten ihn, indem sie ihm ihre Rüssel auf die Schulter legten. Kiombo war besänftigt und kollerte zufrieden vor sich hin.

Maktao ist bekannt für sein sanftes Wesen, aber er hat auch seine Macken! Eines Morgens sah er, wie Kiasa Reste der Luzerne-Pellets fraß, und bekam Angst, sie würde alles auffressen. Er stieß sie richtig grob in den Bauch! Quanza war zum Glück direkt zur Stelle und ging dazwischen. Der Frieden war schnell wieder hergestellt, und die beiden Rivalen fraßen die Reste gemeinsam auf.

Der Februar ist der Monat der Liebe, und davon gab es in Umani jede Menge. Unsere älteren Kühe hatten diverse Verehrer zu Besuch, Murera und Sonje „unterhielten“ sich sogar eine ganze Nacht mit einer Gruppe wilder Bullen, die ihnen vor dem Stallgelände ihre Aufwartung machten. Während Murera den meisten Bullen die kalte Schulter zeigt, sonnt sich Sonje in der Aufmerksamkeit. An einem Tag bestand Sonje darauf, dass ein wilder Bulle bei der Herde blieb, obwohl es Murera sichtlich unangenehm war. Quanza überzeugte Sonje irgendwann, dass dieser Flirt keine so gute Idee war. Lima Lima ist jedoch der absolute Schwarm aller Elefantenbullen. Sie hat ständig neue Verehrer im Schlepptau. An einem Tag brachte Alamaya einen wilden Freund mit zum Stallgelände, und Lima Lima führte ihn schnell weg vom Rest der Herde, damit er sich nicht erst eine Andere ausguckte! Am Valentinstag kam Lima Lima schon wieder mit einem neuen Freund. Der schien definitiv nicht darauf vorbereitet, dass das Date auch Menschen beinhaltete, und blickte immer wieder nervös zu den Keepern. Lima Lima konnte ihn offenbar überzeugen, dass die Grünjacken völlig harmlos waren, und er blieb bei ihr und dem Rest der Umani-Herde. Als Sonje und Quanza sich vorstellen wollten, wurde Lima Lima eifersüchtig und hielt sie von der Begrüßung ab. Lima Lima ist sehr selbstbewusst und sehr scharfsinnig, wenn es um weibliche Konkurrenz geht.

Zongoloni ist und bleibt Leitkuh der halb-ausgewilderten Gruppe der „Nachtschwärmer“. Obwohl sie an den meisten Tagen bei den Waisen reinschauen, sind sie oft länger unterwegs. An einem Nachmittag kamen Zongoloni, Ziwa, Faraja und Jasiri nach mehreren Tagen Abwesenheit vorbei, und Lima Lima begrüßte sie mit dicken Rüssel-Umarmungen und lautem Kollern. Kiasa war überglücklich, ihre „große Schwester“ Zongoloni wiederzusehen, und umarmte sie ebenfalls lange mit ihrem Rüssel. Ngasha begrüßte Ziwa mit einem Ringkampf.

Alamaya und Mwashoti setzten ihre Auswilderung in eigenem Tempo fort. Alamaya begann zum Beispiel den besagten Ausflug mit den „Nachtschwärmern“, aber als er mitbekam, dass es sich um eine mehrtägige Aktion handelte, kam er zurück zur Waisenherde. Er und Mwashoti sind wie Brüder, sie lieben und reiben sich wie richtige Geschwister. Eines Nachmittags jagte Mwashoti Schmetterlinge den Hügel hinunter. Als er fast einen erhascht hatte, stolperte er über einen Dreckhaufen. Alamaya kam sofort herüber, aber anstatt ihm aufzuhelfen, setzte er sich auf ihn drauf und machte sich über sein Missgeschick lustig!

Ngashas Fehde mit Jasiri und Faraja ist leider immer noch nicht zu Ende. Alle haben die Nase voll von Ngasha, wenn er um sich schlägt oder seine guten Manieren vergisst. Wenn Jasiri und Faraja ihn mit den Waisen sehen, machen sie einen großen Bogen um sie, so als ob sie keine Unruhe stiften wollen. Wir fragen uns, ob es einfach Ngashas ungeschickter Versuch ist, sich als dominanter Bulle in der Umani-Herde zu etablieren. Da muss er aber aufpassen, dass er sich nicht übernimmt. An einem Nachmittag inspizierten Ngasha und Alamaya eine wilde Herde, die ordentlich Rabatz machte. Noch bevor sie sie erreichten, kam ein riesiger Bulle aus dem Gebüsch und verjagte sie. Ngasha, der der große, dominante Bulle sein will, kam zu den Keepern zurückgerannt wie ein kleines Baby!