Die Waisen im Januar

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe in Nairobi: Januar 2021

Die Elefantenbabys in unserer Obhut zeigen täglich, wie sehr sie in der Lage sind, Liebe zu empfinden und zurückzugeben – sogar in diesem jungen und prägenden Alter! Obwohl sie aus verschiedenen Gegenden und Elefantenfamilien stammen, bilden sie enge Bindungen zu den anderen Waisen. Elefanten sind sehr gesellige Säugetiere und haben innerhalb ihrer Familien ausgeprägte Sozialstrukturen und Wertevorstellungen. Das scheint genetisch veranlagt, denn schon die Allerkleinsten haben diese Charaktereigenschaften.

Diesen Monat gab es dafür so viele Beispiele. Nabulu blieb im Schlamm stecken und Maisha sauste herbei und manövrierte sich so eng neben Nabulu, daß die sich abstützen und aus dem Schlamm heraushieven konnte. Meistens beobachtet man das Verhalten bei den älteren Kühen in der Herde, wie Maisha, Nabulu und Kiasa, besonders wenn die Jüngsten einmal Trost brauchen. Roho ist besonders eng mit Maisha, und Larro entwickelt sich zur Mini-Leitkuh. Sie hat viel Potential, einmal in die Fußstapfen der älteren Kühe zu treten, wenn die später dieses Jahr in die Auswilderungsstationen umziehen. Larro hängt ganz besonders an Bondeni. Sie hat immer ein Auge auf ihn und begleitet ihn auf Schritt und Tritt.

Naleku und Roho sind wie Geschwister. Roho wurde aus dem Tsavo-Nationalpark gerettet und Naleku aus der Masai Mara, aber sie sind etwa gleich alt, Stallnachbarn und haben sich eng angefreundet. Tagsüber reiben und kabbeln sie sich auch gerne, aber als Roho eines nachts vor einem Gewittersturm Angst hatte, beobachteten wir, wie Naleku sich ganz nah an die Stallabtrennung stellte und mit ihrem Rüssel hindurchreichte. Sie tätschelte ihn und es gelang ihr tatsächlich, ihn zu beruhigen. Naleku war schon immer sehr selbständig. Roho ist zwar im gleichen Alter, aber viel sensibler. Naleku weiß das und gibt ihm, was er braucht.

Aber die Waisen haben auch ihre schlechten Tage, an denen sie miesepetrig sind. Dann liegt es bei den älteren Kühen und den Waisen, den Frieden zu erhalten. An einem Tag, zum Beispiel, war Kiombo ziemlich schlecht drauf und entsprechend grob zu den Jüngeren. Er schubste Bondeni, der brüllte wie am Spieß und im Nu waren Maisha, Kiasa und Maktao zur Stelle. Olorien erschreckte sich und rannte vor Kiombo weg, aber Larro lief ihr nach und beruhigte sie. Maktao und Kiasa kümmerten sich um Bondeni, während sich Maisha Kiombo vorknüpfen wollte. Aber der machte sich schnell aus dem Staub. Maktao, der „gute Onkel“ beruhigte unterdessen den Rest der Herde.

Maktao ist immer sehr liebevoll mit den Kleinsten, aber gegenüber den älteren Bullen in der Nursery, Mukkoka und Kiombo, kann er sich durchaus sehr gut durchsetzen. Jetzt, da sie größer sind, werden die Rangeleien zwischen den Jungbullen grober, denn schließlich müssen sie sich jetzt einen Rang und Namen erobern! Kiombo ist nur ein bißchen größer als Maktao und Mukkoka, so daß sich die täglichen Ringkämpfe stundenlang hinziehen können! Maktao und Kiombo sind Stallnachbarn und tragen ihre Kräftemessen meistens während der Nachtruhe durch die Stallabtrennung hindurch aus. Dementsprechend wenig schlafen die Beiden in der Nacht. Aber obwohl die jungen Bullen untereinander nicht zimperlich sind, mit den Kleinen sind sie sehr freundlich und sanftmütig. Die ungewöhnliche Freundschaft zwischen dem Jungbullen Mukkoka (4 Jahre) und der kleinen Naleku (2 Jahre) wird jeden Monat enger.

Ein Elefantenbaby aufzuziehen ist kein leichtes Unterfangen. Für jeden schönen und herzerwärmenden Meilenstein gibt es auch viel Herzschmerz. Denn manchmal können wir nicht genug für ein Elefantenbaby tun, wenn es zu uns kommt. So zum Beispiel Shaka. Der kleine Bulle war randvoll mit Parasiten; selbst eine Behandlung kam zu spät und er starb am 28. Januar im Kreise der Kepeer. Er war zwar nur kurz bei uns, aber jedes Baby wächst uns schnell ans Herz und wir trauern um jedes Einzelne. Wir freuen uns allerdings auch umsomehr über jeden Fortschritt. Ziwadi, zum Beispiel, geht es inzwischen viel besser. Sie hatte zwar einmal nachts einen kleinen epileptischen Anfall, aber das war der erste in fünf Monaten und ansonsten geht es ihr so gut wie nie zuvor. Sie hat sogar zum ersten Mal – gemeinsam mit Olorien – die Herde in den Busch geführt. Sie scheint sich selber besser wahrzunehmen, und auch als Teil der Herde zu fühlen. Sie frißt zwar auch gerne mal alleine, genießt aber mittlerweile auch die Gesellschaft der Herde und passt sogar auf die Kleinsten auf. Eines Nachmittags fraßen ein paar Warzenschweine in der Nähe von Ziwadi und ihren Gefährten. Als sie ihr zu nah kamen, verjagte sie sie! Das kennen wir von ihr überhaupt nicht und haben uns sehr über ihren Mut gefreut. Obwohl sie Grünzeug gut mit ihrem Rüssel greifen und in ihren Mund stopfen kann, hat sie beim Saufen mit dem Rüssel noch ihre Probleme. Sie trinkt nach wie vor direkt mit dem Mund. Larro hat seinerzeit auch lange gebraucht, bevor er Wasser mit dem Rüssel trank und die Keeper bleiben zuversichtlich, daß auch Ziwadi das noch lernt. Elefanten saugen normalerweise Wasser mit dem Rüssel an und pusten es dann in in ihr Maul. Wenn sie klein sind, brauchen sie den Rüssel noch nicht zum Saufen, aber wenn sie größer werden, müssen sie die Technik lernen, denn sie müssten sich zum Saufen mit dem Maul sonst immer hinknien – das wird bei einem großen Kopf mit langen Stoßzähnen später schwierig.

Wir hatten diesen Monat eine Woche mit heftigen Regenfällen, was im Januar eigentlich untypisch ist. Aber wir sind dankbar für jeden Tropfen vor der nächsten Trockenzeit im März und April. Einige der Waisen, so wie Mukkoka, Kiasa, Larro, Maisha, Naleku, Roho und Maktao, mögen keinen Regen und bleiben an nassen Tagen morgens so lange wie möglich in ihren Ställen. Sie mögen es nicht, wenn die Büsche naß sind und halten sich immer auf den breiten und trockeneren Pfaden auf. Jedes Mal, wenn die Keeper sie zum Fressen ins nasse Dickicht drängen, beginnen Maktao, Mukkoka und Kiasa mit Kollern und weigern sich, weiterzulaufen. Sogar Naleku und Roho stimmen manchmal in den Protest ein. Nabulu, Kiombo und Naboishu hingegen, haben gar kein Problem mit Wasser. Sie fressen sich einfach durchs Gebüsch. Obwohl Roho, Kiasa und Mukkoka keinen Regen mögen, sind sie meistens die Ersten in der Suhle, sobald es wieder sonnig ist!

Larro und Mukkoka sind die Zeitmesser in der Nursery-Herde. Sie wissen genau, wann die Zeit für die Milchfütterung heran ist. Obwohl Larro so eine tolle Mini-Leitkuh ist, dreht sie vor der Milchfütterung – wie Kiasa – immer völlig durch. Sie versucht, sich zur Schubkarre vorzudrängeln, in der die Milchflaschen liegen, oder versucht, den anderen Waisen oder den Keepern eine Extra-Portion abzuluchsen. Kiasa wird immer noch ganz zuletzt gefüttert, damit sie die anderen nicht zu sehr stört. Aber inzwischen ist sie auch ungezogen, wenn die Waisen abends zum Schlafen in ihre Ställe gebracht werden und weigert sich, in ihren Stall zu gehen! Aber die Keeper haben erkannt, daß sie sie nur ärgern will. Sobald die Keeper das Spiel durchschaut hatten, sie ignorierten und so taten, als würden sie weggehen, ging sie in ihren Stall.

Unsere göttlichen kleinen Neuankömmlinge aus der Kaluku Nursery – Kinyei, Kindani und Bondeni – geht es ausgezeichnet in der Nairobi-Nursery. Kinyei und Roho haben sich angefreundet und spielen gerne miteinander. Obwohl sie jünger ist als Kindani, ist Kinyei sehr neugierig und offen für neue Bekanntschaften. Bondeni ist super-verspielt und seine Lieblingsbeschäftigung ist es, Wasserbehälter umzuschmeißen und umherzuschubsen. Mit seiner Matratze macht er es nachts im Stall genauso. Er macht aus fast allem ein Spiel, und erobert dabei die Herzen der Keeper jeden Tag auf’s Neue. Auch mit den Keepern spielt er gerne, zum Beispiel Ringen oder Verstecken!

Unser Nashorn: Eines unserer Waisen kann vom Regenwetter nicht genug bekommen, und das ist unser blindes Spitzmaulnashorn Maxwell. Eines Morgens, nach einem weiteren heftigen Schauer kam er aus seinem Schlaflager und begann direkt damit, sich im Schlamm zu suhlen. Maxwell hatte diesen Monat auch viele schöne Begegnungen mit den Elefantenwaisen. Kiasa sah ihn eines Morgens an seinem Gatter stehen und wir beobachten, wie sie mit ihrem Rüssel durch die Gatterstäbe langte und seine Ohren anfaßte. Maxwell ließ es sich eine Weile gefallen. Ein paar Tage später war es Maisha, die ihm durch das Gatter mit ihrem Rüssel den Rücken tätschelte. Maxwell schienen die Streicheleinheiten zu gefallen, denn er lehnte sich entspannt gegen das Gatter. Dieser zärtliche Moment wurde jäh unterbrochen, als Maisha plötzlich an Maxwells Gatter rüttelte. Der Krach erschreckte und nervte Maxwell und er begann sofort mit der typischen Nashorn-Abwehrtaktik und versprühte überall Urin. Maisha rannte direkt in den Busch, ihren Artgenossen hinterher!

An einem anderen Morgen liefen Roho, Mukkoka, Larro, Maktao und Kiasa zu Maxwells Gehege hinüber, um ihn zu begrüßen. Sie drückten von einer Seite des Gatters und Max von der anderen Seite, und anschließend tätschelten die Elefanten Maxwells Rücken mit ihren Rüsseln und beobachten gespannt seine Reaktion. Maxwell genießt diese Begegnungen sehr, und sobald die Waisen in den Busch ziehen, zieht er sich zufrieden in sein Schlaflager zurück oder macht sich über seine Luzernepellets her. Maxwells Lieblingsbeschäftigung an warmen Tagen ist, den sonnigsten Platz in seinem Gehege zu finden und ein Nickerchen zu halten. Er ist dann so weggetreten, daß er nicht einmal bemerkt, wenn ihm eine Agame über den Rücken läuft. Anders als die Nashörner in der Wildnis kann Maxwell unbesorgt in den Tiefschlaf fallen, denn in seinem Gehege ist der blinde Dickhäuter vollkommen sicher.

 

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: Januar 2021

Wie in Ithumba, so hatten wir auch in Voi Besuch von unseren Ex-Waisen, die mittlerweile schon lange in der Wildnis leben. Mweya, Edie und Ndara blieben eine Weile in der Gegend, wie Yatta und ihre Herde in Ithumba. Schon im Januar 2020 waren Mweya und Edie auf Besuch gekommen, bevor sie weiter zogen und einige unserer älteren Voi-Waisen als Kindermädchen für ihren Nachwuchs Eco und Mwitu mitnahmen. Den ganzen Rest des Jahres 2020 hatten sie sich nicht mehr blicken lassen – bis jetzt, und dieses Mal hatten sie auch Ndara und ihren in der Wildnis geborenen kleinen Bullen Neptune im Schlepptau. Emily und den Rest der Herde Ex-Waisen haben wir schon lange nicht gesehen, und wir nehmen an, daß Bada bei ihnen geblieben ist, weil er nicht mit unter den Besuchern war.

Wir freuen uns sehr, Edie, Mweya, Ndara und ihre Babys für eine Weile bei uns zu haben. Das sind immer besondere Zeiten für unsere Waisen, weil sie so mit älteren und erfahreneren Ex-Waisen und deren Nachwuchs Kontakt aufbauen können. Die Jungkühe, besonders Tamiyoi, sind immer sehr glücklich, mit den wilden Babys Eco, Mwitu und Neptune zu spielen und sich zu kümmern. Die Ex-Waisen kommen meistens früh morgens zur Luzernefütterung und um sich ein wenig mit den Waisen zu beschäftigen. Danach ziehen sie entweder gemeinsam oder getrennt zum Fressen in den Park. Auch der Ex-Waisenbulle Laikipia, der inzwischen beeindruckende 22 Jahre alt ist, kam ein paar Mal auf einen Luzerne-Snack ins Stallgelände. Unsere Waisen sind in der glücklichen Lage, so oft mit den älteren Artgenossen Kontakt zu haben. Sie können viel von ihnen lernen, besonders in Sachen Elefantenetikette, das ihnen in ihrem späteren Leben in der Wildnis von großem Nutzen sein wird.

Mweya ist derzeit läufig und gegen Mitte des Monats hatte sie einige Verehrer im Schlepptau. Manchmal fühlte sie sich so bedrängt, daß sie sich von der Herde absetzte und ihr knapp ein Jahre altes Kälbchen in der Obhut von Edie und den anderen Kindermädchen zurückließ. Dazu gehören Panda, Naipoki, Nguvu, Mbirikani und Lentili. Eines Tages fiel uns auf, daß der siebenjährige Bulle Nguvu nicht mehr bei den Ex-Waisen war. Die Keeper vermuten, daß er von den großen wilden Bullen verjagt wurde, die Mweya nachstellten.

An den meisten Tagen kommen die Waisen morgens enthusiastisch aus ihren Ställen und stellen sich in Reihe auf, um ihre Milchflaschen entgegenzunehmen. Für gewöhnlich sind Godoma, Emoli, Pika Pika und Tamiyoi die Ersten und schlingen ihre Milch in wenigen Sekunden herunter. Danach gehen die Waisen, die nach wie vor mit Milch gefüttert werden zu denen, die bereits abgesetzt sind (Arruba, Suswa, Mashariki, Mudanda, Tundani, Kenia, Ishaq-B, Ndoria, Suswa, Rorogoi, Embu, Ndii und Araba) und sie alle naschen ein paar Luzernepellets. Danach sagen sich alle Guten Morgen und spielen ein Weilchen. Ndotto spielt meistens mit Arruba, der immer noch sein Lieblings-Sparringpartner ist. Die anderen, wie Ndii, Suswa, Sagala, Tahri, Pika Pika und Rorogoi rollen sich lieber ein bißchen auf den Haufen roter Erde, die die Keeper für sie aufgeschüttet haben. Wenn Arruba nicht gerade mit Ndotto ringt, findet man sie beim Rollen im Dreck. Pika Pika darf dann auf sie drauf und drüber klettern. Tundani steht meist ein bißchen abseits, am anderen Ende des Stallgeländes und wir haben ihn schon öfter dabei beobachtet, wie er seinen Rüssel über den Elektrozaun streckte, um an frisches Grün auf der anderen Seite zu gelangen.

Irgendwann entscheiden entweder Sagala, Tagwa und Tamiyoi, wenn es an der Zeit ist, in den Busch zu ziehen und sie führen ihre Voi-Herde in den Park. Wir sind sehr stolz auf Mbegu. Sie erlaubt Tagwa und Tamiyoi öfters, die Herde anzuführen. Sowohl Tagwa als auch Mbegu waren einmal Leitkühe in der Nairobi-Nursery. Und als Tagwa nach Voi kam, war sie ein bißchen verloren. Sie war es gewohnt, die Leitkuh zu sein und wußte nicht so richtig, welche Rolle sie jetzt einnehmen sollte, vor allem da ja Kenia und Mbegu offenbar die Leitkühe ihrer beiden Herden waren. Aber Mbegu überließ Tagwa ein paar Mal die Führung und das hat Tagwa sehr bei der Eingewöhnung geholfen. Sie scheint jetzt sehr zufrieden und glücklich.

Bei den jungen Bullen Lasayen und Murit stellen wir auch einige Veränderungen fest. Während ihre Altersgenossen Ngilai und Ndotto ständig am Ringen sind, wirken Lasayen und Murit schon viel souveräner und ruhiger. Die Keeper sehen sie kaum noch herumkämpfen. Sie sind ausgeglichen und meistens mit Fressen beschäftigt. Vielleicht sind sie jetzt einfach reifer und haben sich ein paar Gewohnheiten ihres Idols Laikipia abgeschaut!

Obwohl Kenia, Ishaq-B, Ndii, Tundani und Mashariki keine Milch mehr brauchen, so schlafen sie nachts immer noch im Stallgelände. Dort fühlen sie sich sicher und natürlich geborgen, inmitten ihrer Familie. Aber sie können jederzeit kommen und gehen. Machmal bleiben Tundani, Ndoria und Ishaq-B mittags im Busch, während die Waisen ihre Milchflaschen bekommen und sich in der Suhle rollen.

Mudanda ist manchmal schlecht drauf und läßt ihre Laune dann gern an Pika Pika aus. Aber zum Glück passen Ndii und Ishaq-B immer auf sie auf und jagen Mudanda fort, falls sie anfängt, zu stänkern. Ndoria hat sich in letzter Zeit auch sehr gut benommen und ist viel ausgeglichener. Aber wie wir wissen, haben Elefanten ein hervorragendes Gedächtnis und die Waisen sind nach wie vor auf der Hut vor Schwanzbeißattacken.

Die Waisen verbringen ihre Tage nach wie vor mit den beiden Büffelwaisen Ivia und Cheza sowie den Zebra-Waisen Nzuki und Diria. Ivia liebt es, mit den Elefanten zu spielen und sein liebster Spielgefährte ist immer noch Ngilai. Aber einmal beobachteten die Keeper ihn auch beim Spielen mit Godoma, die Beiden jagten sich ausgelassen durch den Schlamm. Aber besonders die älteren Kühe, wie Arruba, würden Ivia lieber verscheuchen als mit ihm zu spielen. So wie im Rest des Landes, hat es auch in Voi eine Woche geregnet, was im Januar untypisch ist. Aber wenn es bewölkt ist, dann können die Waisen den ganzen Tag in Ruhe fressen, ohne sich in der Mittagshitze einen Schattenplatz suchen zu müssen.

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: Januar 2021

Das neue Jahr begann mit einem Überraschungsbesuch von Yatta und ihrer ganzen Herde Ex-Waisen. Sie blieben den ganzen Monat in Ithumba und die Keeper und ihre Schützlinge freuten sich jeden Tag, wenn sie auf Besuch kamen. Manchmal hatten wir bis zu 70 Elefanten vor dem Stallgelände, Yatta, die Ex-Waisen, ihre 15 in der Wildnis geborenen Babys und ein paar wilde Elefanten. Auch der 15-jährige Zurura kam ein paar Mal vorbei und es war sehr lustig zu beobachten, wie ihn die sonst so frechen Jungbullen ehrfürchtig anhimmelten. Karisa war gerade dabei, sich mit dem gleichaltrigen Rapa zu bekämpfen, als Zurura aus dem Gebüsch auftauchte. Die beiden Jungspunte unterbrachen sofort ihren Ringkaumpf, aber nahmen ihn direkt wieder auf, als der große Bulle wieder verschwunden war.

Viele unserer Waisen testen jetzt ein wenig das Unbekannte der Unabhängigkeit. Anfang des Monats entschied sich Ukame, die jetzt fast sieben Jahre alt ist, zu dem großen Schritt, fortan mit den Ex-Waisen zu leben. Tusuja dagegen schwankt immer noch zwischen den Ex-Waisen und den Noch-Waisen hin und her. Aber das ist völlig ok, er soll sich die Zeit nehmen, die er braucht. Ukame ist jetzt designiertes Kindermädchen für Cheka, Lapa und die anderen Kälbchen, die in der Wildnis geboren sind. Ukame war einst für ihren Hitzkopf bekannt, aber in Ithumba lebt sie ein eher ruhiges Leben. Sie hat zu keinem bestimmten Elefanten eine besonders enge Bindung. Als Kindermädchen in der Herde der Ex-Waisen scheint sie ihre Berufung gefunden zu haben und wir freuen uns sehr für sie.

Die Anwesenheit des älteren Bomani und seines Freundes Orwa war offenbar Katalysator für den Abnabelungsprozess der sechs- und siebenjährigen Waisen. Kurz nachdem Ukame übersiedelte, schloß sich auch Namalok den Ex-Waisen an. Eines Abends überraschte er alle, als er an seinem Stall vorbeilief und Bomani und Orwa in den Busch folgte. Die Keeper versuchten ihn, zurück zu rufen, aber Namalok begann zu rennen und überholte Orwa und Bomani, als ob er wüßte, wohin sie gehen wollten! Von da an verbrachte er jede Nacht mit den Ex-Waisen im Busch. Wir vermuten, daß Bomani neue Mitglieder für seine Herde „rekrutiert“. Eines Tages, kurz nach dem Schlammbad, schlichen sich Naseku, Kauro, Namalok, Wanjala und Oltaiyoini mit ihm davon. Als die Keeper ihr Verschwinden bemerkten, war es bereits zu spät, und die Waisen verbrachten den ganzen Tag mit Bomani. Abends gegen 21 Uhr kamen sie allerdings wohlbehalten zurück ins Stallgelände. Bomani verbrachte die Nacht in der Nachbarschaft, nur um die Waisen am nächsten Morgen auf ein neues Abenteuer mit in den Busch zu nehmen.

Barsilinga, Enkikwe und Tusuja haben sich neuerdings von der Herde abgesetzt, bevor es an der Zeit für den abendlichen Heimweg war. Manchmal zogen sie mit den Ex-Waisen los und kamen zurück, wenn ihnen danach war. Aber manchmal weigerte sich Tusuja abends in seinen Stall zu gehen und verbringt die Nacht lieber mit seinem neuen Kumpel Bomani. Eines Abends kam er sogar mit zwei wilden, uns völlig unbekannten Bullen! Bomani ist ein guter Freund und spürte Tusuja später auf und überzeugte ihn, bei ihm zu bleiben, statt mit wilden Fremden durch die Nacht zu ziehen. Tusuja verbringt jetzt abwchselnd ein paar Nächte mit den Ex-Waisen und ein paar Nächte im Stallgelände beim Rest der Waiseherde. Jeder Waisenelefant hat sein eigenes Tempo in der Auswilderung. Manche wachen eines Morgens auf und beschließen, daß es an der Zeit ist. Andere brauchen eine Weile, um sich an den Gedanken zu gewöhnen. So scheint es auch bei Barsilinga zu laufen. Aber glücklicherweise hatten wir einen Erfolg in seiner Krankengeschichte zu verbuchen. Ein Abszess in seinem Fuß brach auf und wir hoffen, daß dies nun endlich das Ende seiner Fußprobleme ist.

Ein Elefantenwaise, das niemals eine Gelegenheit verpaßt, sich von der Herde wegzuschleichen, ist Rapa! Und er ist einer von denen, die immer Streiche spielen, wenn es an der Zeit für den abendlichen Heimweg ist. In der Regel verschwindet er auch nicht allein, sondern nimmt sich ein paar Freunde mit – so wie Siangiki, Olsekki, Oltaiyoni, Tusuja, Rapa, Enkikwe, Wanjala, Galla und Kauro. Einmal verschwand sogar Esampu mit ihnen – das war neu! Aber all diese Eskapaden haben in der Regel eines gemein, und das ist Rapa. Wir denken also, daß er das Mastermind dahinter ist. Aber zum Glück will er immer noch in seinem Stall schlafen, so daß die Abtrünnigen eigentlich immer irgendwann am Abend zurück ins Stallgelände zurückkehren.

Wann immer Yattas Herde Ex-Waisen zu Besuch kam, rissen sich die jungen Kühe in der Waisenherde um den Nachwuchs. Naseku, Roi, Maramoja, Malkia und Oltaiyoni ließen alles stehen und liegen und stürmten auf Yattas Herde zu. Das brachte die Keeper in manch eine brenzlige Situation, denn es ist nicht so einfach, die Waisen von der großen Herde zu trennen, besonders wenn sie wilde Bullen dabei haben! Einmal gelang es den Ex-Waisen, Jotto, Enkikwe, Oltaiyoni und Klein Ambo mitzunehmen. Aber sie wissen sehr gut, welche Waisen schon alt genug für das Leben ohne Milchflasche und Keeper sind. Noch am gleichen Tag brachten sie die Vier zurück. Gleiches passierte auch mit Mteto. Nach einem Tag im Busch mit den Ex-Waisen, wurde sie abends wieder im Stallgelände abgeliefert.

Mulika war diesen Monat offenbar läufig, denn sie und ihr Baby Mkuu hatten eine Reihe an Verehrern im Schlepptau. Die Trächtigkeit bei Elefanten dauert 22 Monate, so daß wir erst in mehr als einem Jahr wissen werden, ob sie wieder Nachwuchs bekommt.

Gegen Ende des Monats, schaute auch Mutaras Herde nach zwei Monaten einmal wieder vorbei. Mutara, Sities, Suguta, Kainuk, Turkwel, Lemoyian, Kithaka, Garzi, Kilaguni und Kibo kamen in den frühen Morgenstunden an und warteten, bis die Waisen aus ihren Ställen kamen. Die Keeper wussten, wie sehr Mutaras Herde Dololo anhimmelte, so daß sie besonders aufpassen mussten, daß sie ihn oder kein anderes Baby mitnahmen. Dololo, Sattao und Musiara waren so aufgeregt, ihre alten Freunde wiederzusehen – es gab viel aufregegtes Trompeten und Kollern am Morgen. An diesem Tag waren sage und schreibe 120 Elefanten an der Suhle, und Mutara hat sich gut benommen und kein Baby enführt. Aber sie verbrachten so viel Zeit wie möglich mit den Waisen. Sie waren den ganzen Tag zusammen und abends wurden die Waisen von ihren älteren Freunden wieder im Stallgelände abgeliefert. Am 27. Januar freuten wir uns, den 16 Jahre alten Challa an der Suhle wiederzusehen.

Kamok und Olsekki sind immer noch dicke Freunde und sind fast immer in irgendwelche Spielchen oder in Ringkämpfe verwickelt. Eines Tages zettelte Enkikwe einen Streit mit Kamok an, nur um zu zeigen, daß er sich trotz seines kranken Beines gut verteidigen kann. Ambo hat die älteren Bullen – besonders Enkikwe, Sapalan und Karisa – intensiv bei ihren Ringkämpfen beobachtet. Danach kopiert er ihre Tricks gemeinsam mit seinem Kumpel Sattao. Aber Ambo steht immer unter Beobachtung von Siangiki, die sehr beschützerisch ist. Sie unterbricht die Kämpfe meistens vorzeitig. Wenn sie die Möglicheit haben, spielen der sanftmütige Jotto und manchmal auch Olsekki mit Ambo und Sattao. Der kleine Ambo vermeidet die Suhle immer noch, wenn er kann und bevorzugt eine Dreckdusche.

Die Woche Regen und Wolken kam für alle überraschend, aber jeder Niederschlag vor der Trockenzeit ist immer willkommen. Wir hoffen, daß die Regenzeit auch dieses Jahr wieder früher als normal beginnt. Durch den Regen war es morgens kühl und klar, und wenn die Sonne im Osten aufging, stieg auch der Nebel auf und die Schwalben flatterten um die Suhle vor dem Ithumba-Stallgelände. Wir hoffen, daß die Ex-Waisen noch ein wenig länger bleiben, denn es ist immer schön, sie in der Nähe zu haben. Naserian und Mutara sind hochschwanger, so daß wir davon ausgehen, daß sie noch bleiben und es demnächst ein neues Baby gibt!

 

Monatsbericht für die Kibwezi-Gruppe in Umani Springs: Januar 2021

Diesen Monat gab es allerlei Klamauk in der Umani-Gruppe. Nicht nur die schelmische Lima Lima spielte ihre allbekannten Tricks, wie zum Beispiel Heuballen aus dem Lager schleppen oder den Keepern die Regenschirme stibitzen, damit sie ihr hinterher rennen. Ngasha und Alamaya, die bisher Teil der Gruppe waren, die wir als „Nachtschwärmer“ bezeichnen, schienen sich eine Auszeit zu nehmen und verbrachten diesen Monat viel Zeit mit den Umani-Waisen. Natürlich brachten sie ihnen auch ein paar schlechte Angewohnheiten bei. Wir werden nie wirklich wissen, warum sie zurückkamen. Vielleicht war ihnen das Leben mit den erwachsenen, wilden Bullen noch ein bißchen zu anstrengend. Oder vielleicht hat Zongoloni sie zurück geschickt, damit die Keeper ihnen ein paar Manieren beibringen.

Darauf sind wir gekommen, weil Ngasha wirklich ungehobelt war. Er versuchte die ganze Zeit die jungen Kühe zu besteigen, hauptsächlich Sonje, Murera und Lima Lima. Die waren zurecht völlig genervt und das brachte die Herdendynamik ordentlich durcheinander, denn die Kühe waren nervös und rannten weg, wollten aber Luggard nicht zurücklassen. Die Keeper mussten Ngasha mehrfach abmahnen. Als er schließlich Enkesha nachstellte und versuchte, auf sie aufzusteigen, war es genug und die Keeper und die Leitkühe habn ihn richtig ausgeschimpft. Ngasha schien regelrecht beschämt und versteckte sich im Gebüsch und benahm sich den Rest des Tages vorbildlich. Alamaya benahm sich ähnlich rüpelhaft, aber nicht ganz so schlimm wie Ngasha, denn er wußte, welche Strafe ihm durch die Kühe blühte, wenn er sich daneben benahm.

Nach ein paar Tagen kamen Zongoloni und die anderen „Nachtschwärmer“, Ziwa, Faraja und Jasiri am 23. Januar zurück zur Umani-Herde. Die war erleichtert, daß Zongoloni zurück war, wahrscheinlich, weil sie hofften, Ngasha wieder loszuwerden. Quanza und Sonje trompeteten wie verrückt bei der Ankunft ihrer alten Freunde und die Keeper staunten, wie groß Faraja und Ziwa geworden waren. Sie sahen so stark und gesund aus! Ein paar Tage später setzten sich die anderen “Nachtschwärmer” wieder ab, aber Zongoloni blieb zurück. Wir denken, daß sie davon ausging, daß Ziwa, Faraja und Jasiri ohne sie auskamen, aber Murera und Sonje ein bißchen Unterstützung im Umgang mit Ngasha brauchten! Sie blieb den Rest des Monats bei der Umani-Herde und naschte sogar hin und wieder einmal eine Milchflasche. Die Keeper waren erstaunt, als sie auf einmal eine Flasche wollte, aber wir denken, sie denkt einfach, daß die zum Komplettpaket gehört, wenn man in der Waisenherde verkehrt. Die Keeper gaben ihr eine Flasche, auch, wenn sie keine Milch mehr brauchte. Sie wollten sich die Wunde auf ihrem Rücken anschauen, die sie sich letzten Monat in einer Rangelei mit wilden Elefanten zugezogen hatte. Die Wunde verheilte gut, so daß die Keeper ihr keine Milch mehr gaben. Zuerst war Zongoloni irritiert, aber es dauerte nicht lange und sie akzeptierte es.

Am meisten erfreut über Zongolonis Rückkehr war natürlich Enkesha. Enkesha war vor einem Jahr nach Umani gekommen und sie und standen sich sehr nah. Vielleicht war Zongoloni auch aus diesem Grund zurückgekommen, weil sie befürchtete, daß Ngasha ihre kleine Enkesha belästigen könnte. Jedes Wiedersehen von Enkesha und Zongoloni ist bezaubernd zu beobachten. Enkesha saust zu Zongoloni und die wickelt Enkesha in eine dicke Rüsselumarmung und kollert leise. Wenn Zongoloni in den Busch verschwinden will, möchte Enkesha ihr am liebsten folgen, aber die Keeper rufen sie zurück, denn sie ist noch zu klein für die Wildnis.

Shukuru hat sich von Alamaya und Ngasha ferngehalten, seit sie zurückkamen und läuft auf den Wanderungen im Busch in ihrem eigenen Tempo und immer auf der Hut, ihnen nicht in die Quere zu kommen. Aber insgesamt sieht sie sehr gut aus und es scheint, als wird sie langsam selbstbewußter. Sie war schon immer ein sehr ruhiger Elefant, wann immer sie trompetet, wissen wir, es muss sich um etwas Außergewöhnliches handeln! Als sie eines Tages in einen riesigen Schwarm Schmetterlinge geriet, stieß sie das lauteste Trompeten aus, das wir je von ihr gehört hatten, und dann jagte sie den Schmetterlingen nach. Ihre Aufregung lockte auch Lima Lima an und die Beiden hatten eine wunderbare Zeit, beim Haschen der Schmetterlinge. Mit ihrem Rüssel pusteten und schwankten sie durch die dichte Wolke der Flattertiere, ein wunderschöner Anblick! Nach all der Aufregung war Shukuru so geschafft, daß sie sich erst einmal auf ein Nickerchen hinlegen musste.

Die Leitkühe in der Herde haben immer ein besonders achtsames Auge auf Luggard und halten ihn von jeglichen groben Spielchen fern. Er ist das verhätscheltste Baby, das wir je gesehen haben. Anfang des Monats schien es, als wäre Enkesha ein bißchen eifersüchtig, aber sie kann sich immer auf die Gesellschaft von Shukuru verlassen und später kam ja auch ihr Liebling Zongoloni zurück. Quanza erwies sich als sehr fähiges Kindermädchen für Luggard und Sonje schien zufrieden damit. Eines Tages, als Ngasha wieder einmal besonders verrückt spielte, blieben Quanza und Lima Lima dicht bei Sonje und Murera, und die Vier bildeten einen Kreis um ihren Schützling Luggard. Man sah nur seinen kleinen Kopf zwischen den Beinen hindurchlugen. Quanza mag auch Shukuru sehr gerne, und man sieht die Beiden oft zusammen grasen.

Mwashoti, trotz des schlechten Einflusses der älteren Bullen diesen Monat, hat sich die meiste Zeit sehr gut benommen. Wann immer er Enkesha ärgerte, wurde er sofort von den älteren Kühen abgemahnt. An einem Tag gelang es Ngasha, Mwashoti auf eine kleine Wanderung durch den Wald zu locken und Ngasha stellte Mwashoti seinen wilden Freunden vor. Mwashoti verbrachte den ganzen Tag mit ihnen, kam aber abends erschöpft zurück ins Stallgelände. Er trank seine Flasche in Sekundenschnelle aus und ging direkt in sein Schlaflager.