Die Waisen im Juli

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe in Nairobi: Juli 2020

Es ist jetzt Winter in Nairobi und die Tage sind oft kühl und bewölkt. Die Waisen hatten daher wenig Interesse am Baden und verbrachten die meiste Zeit im Busch beim Fressen und um sich im Dreck zu wälzen. An kalten Tagen gehen die Waisen nur in offenes Gelände wenn es Milch gibt, ansonsten halten sie sich lieber im windgeschützten Dickicht auf. Unser jüngster Neuzugang, Olorien, wächst und gedeiht jeden Tag. Sie nimmt zu und scheint sich an ihr neues Leben in der Nursery gewöhnt zu haben. Wie alle Waisen liebt sie ihre Milchflasche und hat schon gut verstanden, wann es Zeit für die Fütterung ist, und wie man sich am besten an den Keepern vorbeischleichen kann, um schnell eine Flasche zu bekommen. Sie hat auch schon herausbekommen, wo die Milch angemischt wird und die Keeper einmal ordentlich zum Lachen gebracht, als sie ihren Kopf in die Milchküche steckte und beim Befüllen der Flaschen zuschaute. Sie schien zu versuchen, ihre Flasche ausfindig zu machen.

Olorien verbringt die meiste Zeit damit, die verschiedenen Herdenmitglieder kennenzulernen und Freundschaften zu knüpfen. Am engsten scheint sie derzeit mit Ziwadi verbunden, sie werden oft zusammen beim Fressen und Entspannen beobachtet. Ziwadi ist in letzter Zeit oft Bezugspunkt für die Jüngeren, vor allem Mukkoka, Maktao, Nabulu und natürlich Olorien.

Larro und Kiasa sehen ab und zu nach Olorien, aber Nabulu scheint ihr Hauptkindermädchen. Sie passt auf sie auf, wenn sie im Wald ein Nickerchen macht (unter Nabulus Bauch) und spendet ihr Schatten, wenn die Sonne brennt. Es ist immer berührend, wie mitfühlend und fürsorglich die älteren Kühe werden, sobald sie jüngere Schützlinge in ihre Obhut bekommen.

Naleku ist ein robustes kleines Mädchen. Die Keeper sind immer ganz stolz wie sie sich verteidigt, wenn die jungen Bullen – meistens angestiftet von Roho – sie herumschubsen wollen. Die Kälber sind ähnlich alt und ähnlich groß und lieben einen guten Ringkampf. Maisha, die älteste Kuh und Leitkuh in der Nursery, deren Liebling Roho ist, geht allerdings immer dazwischen, wenn die Rangeleien zu grob werden.

Naleku war seit ihrer Ankunft in der Nursery auf Mukkoka fixiert, einen jungen Bullen, der zu Beginn ein bißchen verwirrt von der Anhänglichkeit der kleinen Kuh war und ihre Zuneigung nicht wirklich erwiderte. Aber über die letzten Monate scheint sie ihm sehr ans Herz gewachsen zu sein und er tut alles dafür, daß sie glücklich und zufrieden ist. Mukkoka rennt gerne und will auch als Erstes bei den Milchflaschen sein. Aber Naleku zuliebe schaltet er einen Gang herunter, denn sie hat noch längst nicht sein Niveau der Futtergier entwickelt! Die beiden Waisen haben Ziwadis abenteuerliche Taktiken kopiert und verschwinden jetzt häufig zu Zweit im Wald. Aber die Keeper sind nicht besorgt, weil sie wissen, daß Mukkoka zur Milchfütterung immer rechtzeitig zurück sein wird!

Maisha fühlt sich sehr wohl in der Gegenwart von Roho und erlaubt ihm fast alles: er darf seinen Rüssel in ihren Mund stecken, um zu sehen, was sie frißt, er darf unter ihr stehen, um alle Milch aufzusaugen, die sie beim Saufen verschüttet, und er darf sogar über sie drüber klettern, wenn sie sich auf den Boden legt. Aber eines darf er nicht, und das ist, an ihren Ohren zu saugen. Die meisten Leitkühe erlauben ihren Schützlingen das, weil es sie tröstet (wie ein Schnuller ein Baby). Maisha kann das offensichtlich gar nicht leiden, denn sie geht einfach weg, wenn Roho anfängt zu nuckeln. Roho ist umgekehrt ebenso beschützerisch gegenüber Maisha und mag sie nicht mit anderen teilen. Wann immer Naboishu, Naleku und Olorien ihr zu nahe kommen, scheucht er sie weg.

Naboishu ist immer noch schüchtern gegenüber den Keepern und geht manchmal verloren inmitten der anderen Waisen, weil er noch so klein ist. Dafür ist er sehr laut und kann schon oft gehört werden, noch bevor er überhaupt gesehen wir, besonders vor den Milchfütterungszeiten. Inzwischen ist er gieriger als Mukkoka und rennt schreiend und trompetend auf die Keeper zu, wenn es Zeit für die Milch ist.

Kiasa und ihre Gier haben ihr eingebrockt, daß sie erst als Letzte ihre Flasche bekommt. Allerdings gelang es ihr eines Morgens und sie kam zur Milchfütterung, bevor Naboishu mit seiner Flasche fertig war. Kiasa schlang ihre Milch in Blitzgeschwindigkeit herunter und war sogar noch vor Naboishu fertig. Sie rannte zu ihm hinüber und verlangte seine Flasche. Die Keeper hatten alle Hände voll zu tun, sie von Naboishu fernzuhalten, so entschlossen war sie. Aber letzten Endes konnte Naboishu seine Milch in Frieden austrinken.

Unsere Nashörner: Maxwell, unser blinder Nashornbulle, kommt morgens meistens voller Energie aus seinem Schlaflager. Dort wurde ein neuer Dreckhaufen zum Wälzen für ihn aufgeschüttet und nach seinem Frühsport dort kommt er hungrig heraus, um frisches Grünfutter und Luzernepellets zu fressen. Danach hält er meistens ein kleines Vormittagsnickerchen in der Sonne ab. Er scheint sich gut von seiner Blutarmut erholt zu haben und ist langsam wieder der Alte. Wir freuen uns sehr über seine Genesung!

 

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: Juli 2020

Wir sind jetzt mitten in der Trockenzeit, das Wetter in Voi ist morgens meistens bewölkt und kühl, aber später am Vormittag kommt die Sonne heraus und es wärmt sich ein bißchen auf. Regen erwarten wir über die nächsten Monate nicht. Die Waisen haben hauptsächlich mit der Futtersuche zu tun und der Fokus liegt jetzt eindeutig wieder auf dem Fressen statt Spielen. Am Morgen bekommen sie ihre Milch und danach die tägliche Ration Luzerne, eine eiweißhaltige Pflanze, damit sie so fit und gesund bleiben wie sie jetzt alle sind. Später in der Trockenzeit werden wir wieder mehr und mehr wilde Elefanten an unserem Wasserloch sehen, wo die Waisen in der Regel ihre Mittagsmilch bekommen. Wir freuen uns jetzt schon auf die vielen Begegnungen die wir dann wieder beobachten können. Die Suhle und die Tränken werden jeden Morgen und Abend von unserem Tanklaster aufgefüllt.

Einige der wilden Herden sind freundlicher als andere, daher laufen auch die Treffen unterschiedlich ab. Manche wilde Elefanten warten im Gebüsch bis alle Waisen die Suhle verlassen haben und gehen erst hinein, wenn die Waisen weitergezogen sind. Andere Herden drängeln sich einfach rein und schubsten die Waisen sogar weg, um saufen zu können. Während sich Tagwa dann an den äußersten Rand verzieht, ist Emoli so frech und neugierig, daß er einfach auf die Bullen zuläuft um sich vorzustellen. Die sind meistens sehr überrascht von seinem Selbstbewußtsein und zu seinem Glück dann meistens auch sehr freundlich. Wenn die wilden Herden Babys dabei haben und unsere jungen Kühe Rorogoi, Mbegu, Tamiyoi und Suswa vor Begeisterung ausflippen und den Babys nahe kommen wollen, kommt es meistens zu eher unfreundlicheren Zusammentreffen. Oft versuchen die älteren Geschwister der wilden Babys den Nachwuchs vor den aufdringlichen Waisen zu beschützen und auch die Leitkühe reagieren dann eher aggressiv.

Nelion, Mudanda, Mashariki und Tundani scheinen sich von Kenias Herde mit Araba, Ndii, Ishaq-B und Ndoria (alles junge Kühe) abgesetzt zu haben. Sie kamen diesen Monat sehr oft zu den Waisen auf Besuch, manchmal alle zusammen oder einzeln und zu verschiedenen Tageszeiten. Nelion kommt meistens alleine, aber morgens zur Luzernefütterung kommen sie oft gemeinsam zum Fressen und bleiben dann den ganzen Tag mit den Waisen zusammen. Abends bringen sie sie dann ins Stallgelände zurück und verschwinden dann wieder im Wald.

Trotz des kalten Wetters und der vertrocknenden Pflanzen hatten die Waisen den ganzen Monat über gute Laune. Morgens sieht man ihre Rüssel aus dem Stall winken und nachdem sie ihre Milch gesoffen haben, spielen sie eine Weile im Stallgelände, bevor sie (Rüssel nach oben) in den Park aufbrechen. Tagwa hat sich inzwischen ganz gut eingelebt und ist nach wie vor eng mit Tamiyoi, Sagala und Godoma befreundet. An kalten Tagen sieht man Tagwa, Sagala und Tamiyoi oft eng zusammengekuschelt im Wald stehen, um sich vor dem Wind zu schützen. Sagala spielt außerdem gerne mit Emoli, zumindest wenn sie die Gelegenheit dazu bekommt. Denn meistens ist er seinem besten Freund Ngilai und Ringkämpfen beschäftigt. Mbegu versucht immer noch „ihre“ kleine Herde mit Godoma, Ngilai, Tamiyoi, Lasayen, Ndotto, Murit und Emoli an sich zu binden. Ndotto versucht immer noch die Älteren zu Kräftemessen herauszufordern, besonders Suswa und Arruba. Wenn Suswa ablehnt, versucht Ndotto Arruba herauszufordern, aber dann sorgt sich Pika Pika, ihr Schützling. Die versteht noch nicht, daß die Kämpfe nur Spielchen sind und denkt, sie streiten sich ernsthaft. Dann geht sie dazwischen und versucht zu beschwichtigen.

Den Zebra-Waisen Diria und Nzuki geht es sehr gut und sie sind beste Freunde. Gegen Ende des Monats begannen sie die Elefantenwaisen und die Büffelkälber auf ihre täglichen Wanderungen zu begleiten. Sie blieben immer an der Seite der Keeper auf und vermieden es, zu nah an die Elefantenherde zu kommen, denn die verjagen gerne jeden, der sich ihrer Guppe nähert. Die Büffelkälber Ivia und Cheza können ein Lied davon singen, denn besonders Rorogoi fühlt sich von ihrer Nähe offenbar persönlich beleidigt und verjagt sie, wann immer er die Gelegenheit bekommt. Ndotto sieht ihre Anwesenheit mehr als ein Spiel an und versucht sie eher, in eine Runde Haschen zu verwickeln. Jetzt in der Trockenheit kommen auch wieder vermehrt wilde Büffelherden an die Stalltränke. Ivia und Cheza beobachten ihre Artgenossen interessiert, hatten bisher aber noch nicht den Mut, sie kennenzulernen.

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: Juli 2020

Seit die Trockenzeit begonnen hat, konnten wir viele wilde Bullen beobachten, die sich jetzt rund um die Ithumba-Auswilderungsstation aufhalten. Sie haben sich mit den Waisen bekannt gemacht und sogar die Jüngsten scheinen sich in ihrer Gegenwart wohl und sicher zu fühlen. Einige der Bullen kennen die Keeper schon aus früheren Jahren und sie beteiligen sich inzwischen sogar am Suhlen und Wälzen im Dreck.

Der bekannteste unter den wilden Bullen wird von den Keepern „Dad“ (Papa) genannt, weil er wahrscheinlich der Vater von Yattas und Mulikas Kälbchen ist. Ein paar andere Besucher diesen Monat waren einige unserer Ex-Waisen, die inzwischen vollständig ausgewildert sind. So zum Beispiel der mittlerweile 17-jährige Tomboi, den wir seit Dezember nicht mehr gesehen hatten. Er tauchte am Abend des 16. Juli mit zwei wilden Kumpels an der Stalltränke auf. Auch die Ex-Waisenbullen Rapsu und der 15-jährige Challa kamen diesen Monat mehrmals vorbei und freundeten sich mit den Waisen und anderen Ex-Waisen wie Mutaras Herde an. Challa schien besonders Gefallen am Suhlen und Baden zu haben und ist dann in seiner eigenen Welt. Einmal rannte er völlig energiegeladen aus dem Wasser und verschwand drohend und trompetend im Busch.

Einige der weiblichen Ex-Waisen kamen diesen Monat wieder mit ihrem Nachwuchs und deren Kindermädchen vorbei. Anfang Juli kam Ex-Waise Loijuk mit Baby Lili, Olare, Kinna mit Kama und Kalama. Wir freuten uns sehr, denn wir hatten sie seit März nicht mehr gesehen. Es dauerte auch nicht lange und sie versuchten Dololo zu „entführen“. Als die Keeper bemerkten, daß er verschwunden war, organisierten sie eine Suchaktion und fanden ihn wenig später wieder. Loijuk und Olare wollten ihm natürlich nichts Böses, sondern ihm nur das Leben in der Wildnis zeigen. Aber Dololo braucht immer noch seine Milch und ist noch zu klein für die Auswilderung. Wir nehmen an, daß auch Olare und Loijuk das wissen, denn als wir sie wieder fanden, machten sie einen ziemlich beschämten Eindruck und eskortierten ihn schnell nach Hause. Gegen Mitte des Monats begannen einige der wilden Bullen Loijuk zu verfolgen, offenbar war sie läufig. Sie, Olare und Baby Lili kamen eines Nachmittags ziemlich erschöpft im Stallgelände an und schienen sich vor den wilden Verehrern einfach für eine Weile zurückziehen und ausruhen zu wollen.

Nicht nur Loijuk und Olare hatten ein Auge auf unsere Ithumba-Waisen geworfen. Am 18. Juli kam Mutara mit den Ex-Waisen Melia, Tumaren, Chemi Chemi, Kibo und Kandecha vorbei. Auch sie hatten einen wilden Verehrer im Schlepptau, der es offenbar auf Melia abgesehen hatte. Am nächsten Tag kidnappte Melia tatsächlich die halbe Waisenherde und versteckte sich mit ihnen in der Nachbarschaft der Ithumba-Hill-Lodge. Diejenigen, die sie mitgenommen hatten waren Sattao, Karisa, Kuishi, Ndiwa, Maramoja, Sapalan, Rapa, Roi, Ukame, Namalok, Olsekki, Siangiki und Galla. Gegen 18 Uhr abends hatten die Keeper sie aufgespürt und brachten sie zurück ins Stallgelände. Barsilinga, der die Nacht mit Garzi im Busch verbracht hatte, wurde ebenfalls mit aufgesammelt. Im Laufe des Monats sahen wir noch ein paar andere Ex-Waisenkühe, die mittlerweile Mütter von in der Wildnis geborenen Kälbern waren. Sunyei tauchte am 12. Juli mit Baby Siku, Lenana und Ishanga auf und verließen das Stallgelände abends mit Mutaras Herde.

Dololo ist der Liebling aller älteren Kühe, besonders von Sities, Kaimuk, Suguta, Kanjoro, Mutara und Turkwel. Sities rannte aufgeregt auf Dololo zu, wann immer sie morgens mit Mutaras Herde ankam. Sie liebkoste ihn mit ihrem Rüssel und begleitete ihn später zum Fressen in den Park. Mittags begleitete sie ihn zur Milchfütterung und wartete geduldig, bis er ausgesoffen hatte. Beim Spielen ist sie sehr vorsichtig und passt immer auf, daß sie ihn nicht zu grob schubst oder ihm gar weh tut. Suguta ist auch sehr interessiert an Dololo und versucht manchmal, ihn Sities wegzunehmen. Wir haben sie dabei beobachtet, wie sie um seine Aufmerksamkeit konkurrieren.

Orwa, Bomani, Chemi Chemi, Kilaguni, Kithaka, Lemoyian, Garzi, Kibo und Kandecha halten sich gerne bei Mutaras Herde auf und waren daher diesen Monat auch oft auf Besuch. Barsilinga, der wegen einer Fußverletzung einige Zeit mit den Ithumba-Waisen lebte, verbringt jetzt wieder mehr Zeit mit seinen alten Kumpels, besonders Garzi, und kommt auch nicht mehr jede nacht ins Stallgelände zurück.

Auch Kitirua sahen wir diesen Monat einige Male. Sie war früher in Olares Herde, aber pendelt mittlerweile zwischen den verschiedenen Herden Ex-Waisen. Meibai kam diesen Monat ebenfalls zurück und verbrachte eine Weile in ihrer alten Heimat. Mundusi und Tusuja sind enge Spielgefährten, genauso wie Sapalan und Namalok – man sieht sie alle fast jeden Tag miteinander ringen. Seit sich Turkwel nach einem Löwenangriff vor ein paar Jahren wieder erholt hat, hat sie sich ihrer alten Herde wieder angeschlossen. Enkikiwe, der in der gleichen Zeit von einem Löwen attackiert wurde, geht es ebenfalls wieder gut, aber er hatte schwere und bleibende Verletzungen an seinem Hinterbein davon getragen. Aber die Keeper freuen sich, daß es ihm inzwischen wieder so gut geht und er sich trotz seines Handicaps in Ringkämpfen gut verteidigen kann. Einmal konnten wir einen Kampf mit Kamok beobachten, der am Ende sogar unentschieden ausging!

Maramoja entwickelt ihre mütterlichen Talente. Seit der Ankunft der neuen Waisen aus Nairobi im Mai hat sie sich richtig ins Zeug gelegt. Wann immer eines der Babys kollerte oder gestresst schien, war sie sofort zur Stelle um sie zu trösten, ganz besonders Musiara. Siangikis Liebling ist immer noch Ambo und sie folgt ihm den ganzen Tag überall hin, und Ambo erwidert ihre Zuneigung. Naseku hat ebenfalls ein Interesse an Ambo und manchmal begleitet sie Siangiki, Kamok und Ambo. Die jungen Waisen profitieren ungemein von der Fürsorge und Erfahrung der älteren Waisen. Ambo gesellte sich eines Morgens zu Kilaguni, die ein paar Akazienschoten naschte. Da Ambo viel kleiner war und noch nicht an die Zweige gelangen konnte, wo die leckeren Schoten hingen, sammelte er die auf, die auf den Boden gefallen waren. Während Kilaguni sich immer wieder neue pflückte, ließ sie immer wieder welche für Ambo auf den Boden fallen.

 

Monatsbericht für die Kibwezi-Gruppe in Umani Springs: Juli 2020

Luggard und Enkesha werden immer noch hauptsächlich von den Umani-Leitkühen Murera und Sonje betreut, aber Murera passt jetzt auch ab und zu auf Luggard auf. Enkesha dagegen verbringt mehr und mehr Zeit mit Zongoloni und Shukuru. Quanza und die anderen Kühe in Umani sind sehr froh, endlich wieder zwei Nesthäkchen in ihrer Herde zu haben. Enkesha ist absolut liebenswert und freut sich einfach über alles, sogar wenn es sich nur um etwas völlig Unspektakuläres wie Wälzen im Dreck handelt. Ihr Enthusiasmus ist ansteckend und sie hat das Herz von Zongoloni erobert, die sie absolut vergöttert und ihr eine wahre Ersatzmutter geworden ist. Zongoloni nabelt sich zwar langsam mehr und mehr ab und scheint unabhängiger zu werden, aber seit die Neuzugänge aus Nairobi bei uns sind, zeigt sie auch ihre mütterliche Art.

Shukuru ist in den letzten Wochen förmlich aufgeblüht. Das liegt sicherlich hauptsächlich daran, daß es ihr gesundheitlich wieder besser geht, aber auch an der Gesellschaft der kleinen Babys. Sie haben ihr frische Lebensenergie gegeben und sie kümmert sich bei jeder Gelegenheit um sie. Enkesha mag Shukurus ruhige Art und auch, wenn sie manchmal vor Shukuru her rennt, so versteht sie, wann sie wieder langsamer werden muss und kehrt dann zu ihr um. Auch hier entwickelt sich eine wunderbare neue Freundschaft.

Innerhalb der kurzen Zeit, die Enkesha erst in Umani ist, hat sie sich schon alle guten Futterplätze gemerkt. Sie liebt es, die Herde morgens in den Wald zu führen und damit die Keeper zu beeindrucken. Weil sie so viel Zeit mit Zongoloni verbringt, hat sie sich auch schon abgeschaut, wie sie ihre Flasche selbst mit dem Rüssel aufheben und zum Saufen halten muss. Das ist natürlich umso beeindruckender, wenn man ihre Rüsselwunde bedenkt. Sie hat ein tiefes Loch im Rüssel, das von einer Drahtschlinge herrührt, die ihren Rüssel seinerzeit fast vollständig abgetrennt hatte.

Während sich die älteren Kühe in der Herde vollständig auf die Neuzugänge konzentrieren, bekamen Mwashoti und Alamaya Gelegenheit, ein bißchen selbständiger zu werden. Alamaya suchte sich diesen Monat seinen eigenen Futterplatz und fraß entfernt vom Rest der Herde. Das ist sehr typisch für einen jungen Elefantenbullen in seinem Alter. Sie werden sich jetzt nach und nach von ihrer Herde abnabeln und unabhängig werden. Abends kommt er immer ins Stallgelände und verbringt auch die Nächte im Stall. Das wird wohl auch noch eine ganze Zeit so gehen, aber immerhin, der nächste Schritt ist gemacht! Diese Mischung aus Sicherheit und Ermutigung zur Selbständigkeit ist auch, was unser Auswilderungsprogramm so erfolgreich macht. Jeder Elefant kann seine eigene Geschwindigkeit bestimmen, mit der er sich langsam wieder in die Wildnis integriert. Wir konnten über die vergangenen Jahrzehnte beobachten, daß jeder Elefant seinen eigenen Rhytmus hat; bei manchen geht alles förmlich über Nacht, bei anderen dauert es Jahre. Bei Alamaya machten die Keeper einfach gar nichts, als es abend Zeit für den Aufbruch für die Waisen ins Stallgelände war – sie ließen einfach die Türe offen. Zuerst schien Alamaya tiefer in den Wald gehen zu wollen, er begann sogar den Aufstieg auf einen Berg. Aber als er bemerkte, daß die Waisen auf dem Heimweg waren, drehte er um und folgte ihnen zurück ins sichere Stallgelände.

Mwashoti hält sich an Enkesha, denn an Luggard ist fast kein Herankommen, denn er ist ständig von Murera, Sonje und Lima Lima belagert. Murera geht gleich morgens nach dem Aufwachen an Luggards Stall und wartet dort, bis her heraus kommt. Dann bekommt er eine Rüssel-Umarmung und an kalten Tagen wärmt sie ihn mit ihrem Körper, in dem sie sich ganz dicht an ihn heranstellt. Lima Lima hat sich ebenfalls als gutes Kindermädchen für Luggard herausgestellt und Murera vertraut ihr sehr.

Unsere teilweise unabhängigen Waisen, die die Keeper als „Nachtschwärmer“ bezeichnen, weil sie die Nächte meistens mit Toben und Trompeten im Wald verbringen, sind Zongoloni, Ziwa, Ngasha, Jasiri und Faraja. Sie kommen und gehen, wie sie wollen, aber Zongoloni ist meistens tagsüber bei den Waisen. Eines Abends begleiteten die „Nachtschwärmer“ die Waisen bis nach Hause und Zongoloni wollte danach nicht wieder in den Busch zurück. Also schliefen sie gleich neben dem Stallgelände und begrüßten die Waisen, besonders Enkesha, gleich früh am nächsten Morgen.

An einem Morgen gab es besonders viel Krach, als die „Nachtschwärmer“ an der Stalltränke auftauchten – mitsamt einem wilden Elefanten im Schlepptau. Es handelte sich offenbar um einen Freund, den sie in der Nacht zuvor kennengelernt hatten. Murera und Sonje schien es sicherer, Luggard und Enkesha von der ungestümen Gruppe fernzuhalten. Sie mögen unvorhersehbare Situationen überhaupt nicht, besonders, wenn sie so kleine Schützlinge dabei haben. Also schlichen sie sich mit den Kleinsten unauffällig davon.

Die Waisen freuen sich ansonsten immer sehr, ihre schon sehr unabhängigen Freunde zu sehen, besonders Faraja und Ngasha, die gerne mal mehrere Tage am Stück wegbleiben. Wenn sie dann noch wilde Freunde mitbringen, ist das natürlich umso aufregender, besonders wenn ein junges Kälbchen dabei ist. Einmal war es soweit und Quanza war ganz verzaubert und versuchte die ganze Zeit, sich dem Kälbchen zu nähern. Das Baby hatte aber eine sehr beschützerische Mutter, an der für Quanza kein Vorbeikommen war. Am Ende gab sie auf und gesellte sich zu dem Reset der Waisen. Jetzt, da die Trockenzeit begonnen hat, werden wieder mehr und mehr wilde Elefanten, Büffel und Buschböcke die Stalltränke nutzen.