Die Waisen im Juni

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe: Juni 2019

 

Im Juni haben wir uns von 5 weiteren Nairobi-Waisen verabschiedet: Jotto, Ambo, Tagwa, Sagala und Emoli haben das allseits bekannte Lkw-Gewöhnungstraining durchlaufen und während Jotto und Ambo anschließend in die Auswilderungsstation nach Ithumba umgezogen sind, wird das neue Zuhause von Tagwa, Sagala und Emoli in Zukunft Voi sein. Nach der Regenzeit ist der ideale Zeitpunkt für diesen Teil des Auswilderungsprozesses, weil dann der Nationalpark Tsavo-Ost, wo sich unsere Auswilderungsstationen befinden, nicht ganz so unbarmherzig heiß und karg ist. Genauso wie alle anderen Elefantenwaisen, werden auch sie noch einige Jahre in menschlicher Obhut bleiben müssen, schon allein, weil sie noch Milch brauchen, aber der Anfang ist gemacht.

Wie man in einen Lkw einsteigt wird den Waisen beigebracht, indem ihnen ihre Milchflaschen erst auf dem Hänger gegeben werden. Bei allen hat sich die Strategie auch dieses Mal ausgezahlt – bis auf Jotto. Der wollte anfangs nicht einmal in die Nähe des Lkw gehen, vom Einsteigen mal ganz abgesehen. Es war als würde er die Keeper durchschauen, aber vielleicht wollte er auch einfach keine Veränderung, denn Elefanten sind regelrechte Gewohnheitstiere! Er weigerte sich mehr als eine Woche, so daß die Keeper schließlich eine andere Taktik anwenden mußten und die Herde mit einbanden. Das hat tatsächlich funktioniert! Jotto hat fortan mit seinen Kumpels im Lkw Milch getrunken und konnte am Ende am 11. Juni mit Ambo nach Voi umziehen. Tagwa, Emoli und Sagalas waren schon am 4. Juni nach Ithumba umgesiedelt.

 

Enkesha, Tamiyoi und Maisha waren nun die Ältesten in der Nursery und passten von nun an auf die Herde auf. Für Ambo war es höchste Zeit, nach Tsavo zu ziehen, denn er wurde für die Nursery langsam zu groß und zu grob. Besonders als Tagwa und Sagala nach Ithumba gezogen waren, schubste er vor allem Nabulu, Maisha und Enkesha herum. Als die älteren Bullen die Nursery verlassen hatten, stellten wir eine deutliche Veränderung bei Sattao fest: Er schien viel selbstbewusster und wollte spielen und mit anderen seine Kräfte messen. Er spielt am liebsten mit Luggard, der auch nichts gegen Ringkämpfe mit Sattao hat, weil der nicht zu grob mit ihm umgeht. Dupotto hat sich schnell wieder in der Nursery eingelebt und Tamiyoi blieb immer an ihrer Seite. Als Sagala und Tagwa abreisten, machten sich die Keeper zuerst Sorgen um Larro, daß sie die Beiden eventuell vermissen würde. Aber Kiasa, Maisha und Enkesha haben Sagalas Rolle übernommen, leisten ihr Gesellschaft und passen auf sie auf. Larro hat dadurch ebenfalls an Selbstbewußtsein gewonnen und wir waren später sogar bißchen besorgt, daß sie sich zu sehr an Kiasa orientiert. Einige ihrer schlechten Angewohnheiten könnten auf die Kleine abfärben! Kiasa hat wie immer ihre Streiche gespielt, besonders während der Milchfütterung. Manchmal lassen die Keeper sie einfach gewähren, so daß sie und die anderen Waisen wenigstens eine Mahlzeit ihre Ruhe hatten.

 

Mukkoka ist so gierig wie eh und je, und er scheint genau zu wissen, wenn es Zeit für die Fütterung ist. Dann beginnt er zu kollern und zu trompeten bis er seine Milch bekommt. Wenn er unter den Letzten ist, die ihre Flasche bekommen, brüllt er nur umso lauter. Eines Tages rannte er so schnell auf seine Flasche zu, daß er über ein paar Steine stolperte und fast hinfiel.

 

Das Wetter ist recht typisch für Nairobi um diese Jahreszeit. Es ist bewölkt und kühl und gelegentlich gibt es ein paar Schauer. Maktao, Mukkoka und Kiasa sind keine Fans von nächtlichen Gewittern und machen dann selber viel Getöse. Aber die Keeper sind ja bei ihnen und sind in diesen Nächten besonders fürsorglich. An den besonders kalten Tagen wollen die Waisen morgens nicht mal aus ihren Ställen herauskommen, besonders Dupotto, der sich manchmal um 7 Uhr noch weigert. Maxwell, der morgens eigentlich immer sehr aktiv ist, schlummert an diesen Tagen auch lieber noch ein bißchen länger ins seinem Heuhaufen.

 

Maktao klebt den Keepern immer noch an den Fersen. Einmal schien er einen der Keeper ganz besonders zu vermissen und ging auf dem Stallgelände nach ihm auf die Suche. Er fand ihn beim Aufräumen der Nachtlager, und wurde von ihm zu den andern zurückgebracht.  Damit die Elefantenwaisen sich nicht zu sehr an nur einen Keeper gewöhnen, lassen wir die Keeper rotieren. Aber Maktao ist von allen Keepern gleichermaßen sehr angetan.

 

Ziwadi hat sich langsam in der Nursery eingewöhnt und nähert sich nun auch der Herde immer mehr an. Es scheint, daß sie besonders die Gesellschaft von Maktao, Musiara, Luggard und Dololo genießt, obwohl Letzterer manchmal etwas unberechenbar ist. Ziwadi wurde noch nicht ins Patenprogramm aufgenommen, weil sie machmal Krämpfe hat und wir uns noch nicht sicher sind, ob sie vielleicht an Epilepsie leidet. Die Anfälle sind nur ganz kurz, aber können jederzeit auftreten, wenn sie einfach steht oder auf dem Weg in den Wald oder wenn sie in ihrem Stall liegt. Wir hoffen, daß sie aus dem Problem „herauswächst“, zumindest hat die Häufigkeit der Anfälle schon abgenommen.

 

Unsere Nashörner: Maxwell genießt ausnahmsweise die Gesellschaft der Warzenschweine, wenn sie ihn an seinem Gehege besuchen. Das ist nicht immer der Fall, aber diesen Monat hatte er viel Spaß mit ihnen! Wir freuen uns außerdem, zu berichten, daß Solio fast täglich von den Nashorn-Wachmännern der Kenianischen Wildtierbehörde (Kenya Wildlife Service, KWS) gesehen wird. Sie scheint jetzt tiefer im Park zu leben, es geht ihr prächtig und sie wird manchmal auch in Begleitung eines anderen wilden Nashorns gesehen. Das erklärt natürlich, warum ihre Besuche bei Max in letzter Zeit seltener geworden sind. Wir warten gespannt auf den Tag, an dem wir Solio mit ihrem eigenen Nachwuchs sehen.

 

 

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: Juni 2019

 

Voi war mit Regen dieses Jahr mehr gesegnet als andere Teile von Tsavo-Ost, inklusive Ithumba. Die Vegetation um den Msinga-Berg war grün und üppig – die besten Voraussetzungen, um neue Nursery-Waisen herzuholen. Emoli, Tagwa und Sagala waren die Neuzugänge im Juni. Mbegus Bande mit Godoma, Ngilai, Ndotto, Murit und Lasayen kannten die Drei noch aus ihrer Zeit in der Nursery und wurden daher als Begrüßungskommittee morgens im Stallgelände behalten. Die Voi-Waisen, die am Fuße des Msinga-Berges fraßen, kamen unaufgefordert mit dazu, so als ob sie wüßten, daß da irgendetwas vor sich geht. Nachdem die erste Aufregung abgeklungen war, wurde Kenias Herde mit den älteren Waisen herübergebracht, um die Babys zu begrüßen. Arruba und Embu waren besonders aufgeregt und sprangen übermütig in die Suhle, um die Neuen sofort zum Spielen zu animieren.

 

Die Neuzugänge fügten sich sofort in die Voi-Herdendynamik ein. Kenias Gruppe (Kihari, Panda, Lentili, Ishaq-B, Tundani, Nelion, Ndoria, Mashariki, Suswa, Rorogoi, Ndii, Lentili und Arruba) scharrt sich immer noch um Tahri und Araba, während sich Mbegus Herde immer noch selbst genügt. Die drei Neulinge haben es aber geschafft, daß die beiden Herden deutlich mehr Kontakt miteinander hatten. Über die nächsten Tage, blieb Sagala eng mit Tagwa und Emoli zusammen. Lasayen hängt mittlerweilse sehr an Emoli und streichelt ihn oft mit seinem Rüssel. Emoli hat sich ebenfalls gut eingelebt, nimmt gerne Kontakt zu wilden Artgenossen auf und spielt sogar mit gleichaltrigen wilden Elefanten – wenngleich sehr zum Frust von Tagwa, die nicht ganz so aufgeschlossen ist, und ihren Ärger über sich selbst an Emoli ausläßt. Es ist wirklich schon zu sehen, wie wohl sich die Neulinge Emoli und Sagala in Voi fühlen. Aber letzten Endes ist es auch ihre Heimat, denn sie wurden einst im Nationalpark Tsavo-Ost geboren und dann gerettet.

 

Kenias Herde ist schon ein bißchen selbständiger, aber immer noch abhängig von den Keepern und dem Rückhalt der Herde. Die Interaktionen mit den wilden Elefanten im Stallgelände und an der Suhle diesen Monat haben ihnen aber sicherlich wieder einen Schub Selbstbewusstsein verpasst und es wird nicht mehr lange dauern, daß sie sich langsam abnabeln, so wie Mbirikani letztes Jahr. Die ist diesen Monat immer wieder einmal aufgetaucht, was die anderen Waisen bestimmt anspornt, ihre Unabhängigkeit auszutesten. Einmal sahen Kihari und Ishaq-B Mbirikani auf dem Gipfel des Msinga-Berges grasen und gesellten sich zu ihr. Sie kamen abends nicht zurück ins Stallgelände, sondern verbrachten die Nacht mit ihr im Busch. Bei Nelion und Ndoria scheint der Ruf der Wildnis jetzt ebenfalls lauter zu werden. Sie mischen sich ab und an unter eine wilde Herde und fressen für ein paar Stunden mit ihnen. Abends kommen sie dann meistens mit den anderen Voi-Waisen zurück ins Stallgelände. Panda und Lentili folgten Nelion einmal unbemerkt, als die eine wilde Herde besuchte, aber sie alle kamen abends wohlbehalten zurück.

 

Der üppige Regen in diesem Teil Tsavos lockte auch die wilden Herden an, die hier natürlich mehr Futter finden und gefüllte Wasserlöcher. Dort treffen sie dann oft auf unsere Waisen, wenn die gerade ihre Mittagsmilch bekommen. Juni und Juli sind für gewöhnlich die kältesten Monate des Jahres und dann haben die Waisen nicht besonders viel Lust zum Baden, sondern gehen lieber wieder im Busch fressen, wenn sie ihre Milchflaschen geleert haben. Embu, Arruba und Bada dagegen können vom Baden nicht genug bekommen. Wenn sie dann plötzlich ins Wasser springen, rennt der Rest der Herde auf und davon, um bloß nicht naßgespritzt zu werden.

 

Das Wasserloch am Affenbrotbaum ist immer das, wo die schönsten Begnungen zwischen wilden und Waisenelefanten stattfinden. Diesen Monat kamen ein paar sehr beeindruckende wilde Bullen vorbei, die die Keeper und Waisen wirklich staunen ließen. Die jungen Waisen hebten ihre Rüssel, um den Geruch der grauen Riesen aufzunehmen und starrten sie fasziniert an. Vielleicht haben sie sich in diesem Moment gefragt, ob sie selber auch mal so groß werden?

 

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: Juni 2019

 

In Ithumba ging es diesen Monat zu wie im Taubenschlag. Es gab viele wilde Bullen in der Gegend, die fast jeden Tag morgens an der Stalltränke und später an der Suhle vorbeischauten. An einem Tag zählten wir fast vierzig, und einige hatten wir noch nie zuvor gesehen. Ein Jungbulle versuchte einmal sogar, die Keeper und die Waisen anzugreifen, weil er sie nicht kannte und diese verrückte Herdenzusammensetzung von Zwei- und Vierbeinern absolut unverständlich fand. Aber es dauerte nicht lange, und sie hatten sich mit dieser Sitation angefreundet und akzeptierten die Waisen mit ihren Keepern in ihrer Nähe.

 

Für Mapia, Kuishi, Malima, Jotto und Ambo war es der erste Monat in Ithumba. Jotto und Ambo waren erst am 11. Juni angekommen und haben sich überschwenglich über das Wiedersehen mit Kuishi, Mapia, Malima und Malkia gefreut. Die Vier waren vor Ort, als der Lkw aus Nairobi ankam und die beiden Neuankömmlinge freuten sich, gleich nach ihrer Ankunft ein paar bekannte Gesichter aus ihrer Zeit in Nairobi zu sehen. Jotto war es anfänglich ein bißchen zu heiß in Ithumba, aber Ambo streifte sofort neugierig durch das Stallgelände und die Nachbarschaft! Olares Gruppe wartete am nächsten Morgen neugierig auf die Beiden und die Keeper mussten sehr wachsam sein, daß ihre neuen Schützlinge nicht gleich entführt werden. Damit lagen sie ganz richtig, denn sobald es hinaus in den Busch gingen, wollten Melia und Olare Ambo in den Busch locken. Die Keeper gingen dazwischen und brachten Ambo zurück zur Gruppe. Die beiden jungen Kühe begriffen, daß ihr Plan durchschaut war und legten sich daraufhin auf den Boden, um die Babys wenigstens zum Spielen anzulocken.

 

Nur ein paar Tage nachdem Mapia, Kuishi und Malima in Ithumba angekommen waren, tauchten jede Menge Ex-Waisen auf: Mulika, Mwende, Lualeni, Baby Lulu, Galana, Baby Gawa, Teleki, Makireti, Kilabasi, Chaimu, Rapsu, Taita und Loijuk. Wir freuten uns sehr, Mulika mit ihrem Baby Mwende zu sehen, denn das letzte Mal war im Oktober 2018. Teleki hatten wir seit nunmehr einem Jahr nicht mehr gesehen. Vielleicht haben sie die Aufregung um die Neuankömmlinge mitbekommen und sich entschieden, doch mal wieder vorbeizuschauen. Wir waren sehr froh darüber, wie gut sie alle aussahen!

 

Von nun an lernten die Neuzugänge täglich neue Dinge, wahrhaftig der Beginn eines neuen Lebensabschnittes und der erste, richtige Schritt zurück in die Wildnis. Dank der Besuche der wilden Bullen hatten die Waisen viel Kontakt zu wilden Artgenossen und konnten sich natürlich so viel von deren Verhalten abschauen. Eines Tages war Malima überrascht, als sie von einer Tränke saufen wollte und von einem wilden Jungbullen verjagt wurde. Sie dachte, sie hätte als Elefantenbaby überall „Welpenschutz“, lernte aber schnell, daß ältere Elefanten in der Regel Vorrang haben. Ambo blieb einmal im Schlamm in der Suhle stecken und die Keeper mussten ihm heraushelfen. Jotto war einen Vormittag extrem schlecht gelaunt, nachdem er und die anderen Waisen die ganze Nacht wegen eines Leoparden nicht schlafen konnten. Sie wichen den Keepern den ganzen Tag nicht von der Seite. Jotto hat definitiv ein bißchen länger gebraucht, um sich in Ithumba einzuleben und hängt sehr an seinen Keepern. Malkia war sehr süß und hat Jotto und Ambo sehr bei der Eingewöhnung geholfen. Sie war immer zur Stelle, wenn sie Trost brauchten, oder wenn sie einmal hilflos schienen. Die Tatsache, daß unsere Ex-Waisen so oft vorbeischauen ist ebenfalls sehr hilfreich. Schließlich gehören auch sie zur Familie und können den Babys viele Hilfestellungen geben. Narok, Mutara und Olares kleine Herde blieben länger in der Nachbarschaft und schauten fast täglich bei den Waisen vorbei.

 

Kithaka, Barsilinga, Garzi und Lemoyian testen jetzt ihre Grenzen aus und fressen jetzt lieber ohne den Rest der Herde. Abends kommen sie dann immer selbständig zurück ins Stallgelände. Garzi verbringt jetzt mehr Zeit mit den Ex-Waisen Chaimu und Kilaguni. Olare und Mutara passen aber immer auf, daß ihre Herdenmitglieder den kleinen Räuber abends pünktlich wieder am Stallgelände abliefern. Kithaka beobachteten wir neulich, als der mittlerweile 16 Jahre alte Ex-Waisenbulle Taita ins Stallgelände kam und Kithaka auf ihn zulief und offenbar einen kleinen Ringkampf einfordern wollte. Als Taita näher kam, dämmerte ihm allerdings, daß das wohl nicht seine beste Idee war und zog sich unauffällig zurück!

 

Sapalan, der ebenfalls noch Milch bekommt, wird jeden Tag stärker und selbstbewußter und spielt am liebsten mit Rapa, manchmal auch mit Karisa. Tusuja gibt immer noch sehr gerne an und versuchte eines Morgens ganz allein, eine Herde Büffel zu vertreiben, was ihm tatsächlich gelang und er war wahnsinnig stolz! Olsekki dagegen zeigte sich von einer weniger guten Seite, als er Wanjala den Berg hinunter schubste. Wanjala fiel hin und brach sich ein Stück seines Stoßzahnes ab, aber ansonsten war er in Ordnung. Enkikwes Bein wird nach der Löwenattacke nach wie vor jeden Tag behandelt und heilt nur langsam. Er wird wohl leider für den Rest seines Lebens humpeln.

 

 

Monatsbericht für die Kibwezi-Gruppe in Umani Springs: Mai 2019

 

Nach einer guten Regenzeit im Mai haben wir jetzt Winter, die Morgenstunden sind neblig und auch der Rest des Tages ist kühl. Im Kibwezi-Wald macht sich das natürlich besonders bemerkbar und daher waren die Waisen diesen Monat auch nicht oft baden. Die Jüngsten – Alamaya und Mwashoti – liefen immer in der Mitte der Gruppe und blieben in Körpernähe zu den anderen, um sich warmzuhalten. Im Kibwezi-Wald gibt es im Momemt wahnsinnig viele Wildtiere, von Schmetterlingen über Paviane bis hin zu Antilopen, die jetzt alle Nachwuchs haben. Viele der Tiere haben sich inzwischen an die Elefantenwaisen und ihre Keeper gewöhnt und rennen nicht mehr weg, wenn sie sie sehen. Die Beziehung zwischen den Elefanten und ihren Menschenfreunden scheint abzufärben, denn sie alle scheinen zu verstehen, daß keine Gefahr droht.

 

Viele wilde Herden sind ebenfalls nach Kibwezi gewandert, wo es ganzjährig Wasser und Futter gibt. Diesem Umstand haben die Waisen auch viel Kontakt mit wilden Artgenossen zu verdanken. Die wilden Bullen waren ganz besonders angetan von unseren inzwischen Kühen Sonje und Murera, die inzwischen 8 beziehungsweise 9 Jahre alt sind. Sonje erwidert die Aufmerksamkeit manchmal gerne, aber Murera denkt nur daran, ihre kleine Herde vr den Eindringlingen zu beschützen. Ngasha, Faraja und die anderen Bullen freuen sich immer über wilden Besuch und man merkt, daß der Ruf der Wildnis bei ihnen lauter wird.

 

Lima Lima und Quanza schienen sich diesen Monat nicht so gut zu verstehen. Sie klauten sich gegenseitig Zweige und Milchflaschen, oder stritten sich darum, wer auf Alamaya aufpassen durfte. Einmal zankten sie sich so sehr, daß Murera, Sonje und die Keeper einschreiten mußten. Die arme Quanza schmollte den Rest des Tages vor sich hin. Zongoloni schaffte es, keine Partei zu ergreifen, und konnte sich so aus dem Streit heraushalten. Shukuru geht es sehr gut im Kibwezi-Wald und in der Begleitung von Sonje, die immer auf sie aufpaßt. Eines Tages war Shukuru ein bißchen verträumt und blieb im Stallgelände zurück, um noch ein bißchen zu saufen, während die Herde bereits loszog. Als Sonje im Busch feststellte, daß Shukuru fehlte, machte sie sich panisch auf die Suche und trompetete wild umher. Shukuru passte danach auf, nicht wieder den Anschluß zu verlieren!

 

Ziwa und Faraja sind neuerdings ein bißchen aufmüpfiger geworden und gehen ihrer eigenen Wege als die Herde von Sonje, Murera und Zongoloni. Faraja blieb manchmal den ganzen Tag bei einer wilden Herde. Ziwa versuchte das auch, aber weil er manchmal ein bißchen grob ist, wurde er meistens von den wilden Jungbullen verjagt. Da Faraja und Ziwa ihrem Freiheitsdrang nachgehen, führen sie auch die anderen Waisen in neues Territorium. Zuerst waren die Waisen ein bißchen ängstlich, aber die Keeper waren schließlich auch dabei und schafften es, sie zu beruhigen. Es ist gut für die Waisen, immer einmal wieder ihre Komfortzone zu verlassen und etwas Neues zu entdecken. Diese Erfahrungen werden ihnen später bei der Futtersuche zu Gute kommen. Faraja und Ziwa betrachten Murera und Sonje nach wie vor als die Leitkühe der Herde und fürchten jegliche Stafe. Wenn sich Murera oder Sonje ihnen nähern, nachdem sie frech waren (z.B. Alamayas Schwanzstummel angefasst haben), nehmen sie schnell Reißaus, bevor sie bestraft werden können.

 

Mwashoti und Alamaya werden natürlich ebenfalls älter und entwickeln damit auch eine gewisse Neugier gegenüber wilden Herden. Aber sie halten immer den nötigen Sicherheitsabstand und schauen lieber erstmal nur aus der Ferne. Die beiden jungen Bullen haben jetzt auch mit Ringkämpfen angefangen, und keiner von Beiden gibt gerne nach! Aber sobald Alamaya Murera in seinem Augenwinkel sieht, läßt er von Mwashoti ab. Schließlich ist Mwashoti immer noch Mureras Lieblingsbaby.