Die Waisen im März

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe in Nairobi: März 2020

Es ist bemerkenswert, das Elefanten doch wie wir so richtige Gewohnheitstiere sind. Diesen Monat haben uns die derzeit 17 Elefantenwaisen in Nairobi oft daran erinnert. Seit Ausbruch der COVID-19 Pandemie mußten wir erstmals (und bis auf Weiteres) in der Geschichte des Sheldrick-Trusts die morgendliche öffentliche Besuchsstunde absagen. Normalerweise warten morgens um 11 Uhr hunderte Kenianer, Touristen und Elefantenpaten darauf, die Waisen beim Milchsaufen und Schlammbaden zu bewundern. Die Waisen waren in den ersten Tagen sichtlich irritiert, daß sie um 11 Uhr nicht mehr zur sonst üblichen Fütterungsstelle vor Daphne Sheldricks Haus gebracht wurden. Sie haben sich sogar selbständig in ihren Gruppen eingefunden (Babys und Ältere), damit es schneller geht, wenn die Fütterung an der Zeit ist. Die Keeper unterbrachen sie dann und mischten die Altersgruppen wieder, was einige so verwunderte, daß sie zurück in den Wald laufen wollten, weil sie vermutlich dachten, sie hätten sich in der Zeit geirrt! Tagwa, Dololo, Roho und Ziwadi protestierten lautstark, als die Keeper sie zurück holten. Luggard war offensichtlich auch verwirrt, weil er normalerweise nicht bei der öffentlichen Fütterung dabei ist. Er freute sich sichtlich darüber, daß er jetzt auch dabei sein durfte.

Dololo hatte für einige Tage ein Furunkel an seinem rechten Vorderfuß, das offenbar drückte und ihm ziemlich unangenehm war. Er humpelte ein bißchen und konnte dadurch nicht so gut Schritt mit den Anderen halten. Dadurch war er auch schlecht gelaunt und weil er nicht mit der Herde mithalten konnte, blieb er tagsüber bei Luggard und Ziwadi. Außerdem hatte er sich daran gewöhnt, abends in seinen Stall zu kommen und seinen Stallnachbarn Mukkoka schon vorzufinden, weil der seine Flasche immer zuerst bekommt. Wegen seines verletzten Fußes brachten ihn die Keeper einmal führer zurück und das hat ihn nur zusätzlich irritiert. Er polterte gegen das Stalltor, brüllte und wollte wieder hinaus. Die Keeper versuchten ihn zu beruhigen, aber es gelang ihnen nicht, so daß sie ihn wieder herausließen und mit ihm zusammen Mukkoka und der Herde entgegenliefen. Als er dann gegen 17 Uhr wie gewohnt in seinen Stall neben Mukkoka ging, war er wieder sichtlich entspannter.

Am 17. März verabschiedeten wir uns von unserem größten Herdenmitglied – Kiko, der Netzgiraffe. Kiko war 2015 im Alter von nur wenigen Tagen zu uns in die Nursery gekommen und jetzt wurde es Zeit für ihn, in die Wildnis zurückzukehren. Kikos Charakter und Sturkopf wird uns wohl allen in Erinnerung bleiben und wir werden ihn sehr vermissen. Kikos Umzug von Nairobi nach Sirikoi war eine große Herausforderung und verlangte viel Planung. Sirikoi lieg im Lewa-Schutzgebiet, etwa 270 km nördlich von Nairobi. Vor allem musste ein spezieller Tiertransporter, ähnlich einem Kanter aus dem Reitsport, gebaut werden. Als der Morgen dämmerte, wurden Kiko und einer seiner Keeper eingeladen und die Fahrt ging los. Anfängliche Sorgen, daß er seine eigenen Artgenossen vielleicht nicht akzeptieren würde, weil er die Masai-Giraffen im Nairobi-Nationalpark nie nicht so richtig leiden konnte, haben sich schnell zerschlagen. Er hat sich sofort mit Netzgiraffenkuh Nditu in Sirikoi angefreundet. Wir freuen uns sehr, daß er sich so schnell und gut in seinem neuen Zuhause eingelebt hat. Ein vertrauter Keeper an seiner Seite hat ihm sicher auch sehr dabei geholfen. Seine Auswilderung wird noch ein paar Jahre dauern, denn er ist sehr auf Menschen geprägt, aber der erste Schritt ist definitiv gemacht!

Tagwa ist eine sehr beflissene, aber strenge Leitkuh! Sie hat immer Zeit für die Jüngsten – Larro, Roho, Naleku und Ziwadi. Die Kleinen fressen auch gerne zu ihren Füßen, während sie sich die höher hängenden Zweige aus den Bäumen holt. Die Jungbullen wie Kiombo und Sattao hat sie immer besonders im Blick und wehrt jede Annäherung ab, noch bevor sie einen ihrer Schützlinge in Kabbeleien verwickeln. Tamiyoi ist da ein wenig entspannter und teilt ihr Futter mit allen. Wahrscheinlich ist das aber auch eine gute Ergänzung zu Tagwas eher strengem Charakter. Diesen Monat war Tamiyoi besonders aufmerksam gegenüber Luggard und Ziwadi. Sie wurde dabei beobachtet, wie sie sie morgens immer an ihren Ställen abholte und dann auch die Vormittage beim Fressen mit ihnen im Busch verbrachte.

Enkesha geht immer noch gerne auf einsame Streifzüge, aber manchmal hat sie auch gerne Begleitung. So zog sie diesen Monat öfter mit Sattao und Kiombo oder Musiara und Ziwadi los. Ziwadi streunt jetzt weniger allein herum und scheint die Gesellschaft der Herde mittlerweile sehr liebgewonnen zu haben. Dololo und Ziwadi scheinen jetzt dicke Freunde zu werden und wir freuen uns, daß Ziwadi jetzt schon länger keine Krampfanfälle mehr hatte.

Ein paar Mal während der Milchfütterung, haben sich Kiasa und Larro (der seine schlechten Angewohnheiten von seinem Vorbild Kiasa gelernt hat) wieder daneben benommen. Luggard beginnt auch langsam damit, während der Milchfütterung gierig zu werden. Einmal hat er mit den Keepern und Kiombo um dessen Milchflasche gekämpft, die ihm am Ende auch überlassen werden musste! Luggard ist wirklich rüsselfertig – er kann seine Flasche jetzt schon alleine mit dem Rüssel aus der Schubkarre holen und beim Saufen selber halten!

Maktao beginnt langsam mit dem Kräftemessen. Er provoziert gerne die anderen jungen Bullen in der Nursery wie Musiara, Kiombo, Sattao und Dololo. Aber das ist nichts Ungewöhnliches, denn so entwickeln sie ihre Rangordnung in der Nursery-Herde. Der kleine Roho scheint auch mitmachen zu wollen und wir glauben, daß er eines Tages ein sehr starker Elefantenbulle sein wird. Er hat gar keine Angst, die älteren und größeren Bullen zum Kämpfen herauszufordern. Während Roho die Tage am liebsten mit den Bullen und Tagwa zusammen verbringt, will Naleku immer bei den Kühen sein. Sie wird manchmal von den Bullen geschubst, aber dann schubst sie ganz selbstbewußt zurück! Die Keeper freuen sich, daß sie sich so gut durchsetzt! Die meiste Zeit folgt sie Larro und Mukkoka auf Schritt und Tritt, aber die Beiden haben nicht sonderlich große Lust auf Baby-Betreuung. Mukkoka ist schnell genervt und versucht, sie dann loszuwerden. Aber das stört Naleku nicht sonderlich. Sie ignoriert seine Abwehr gänzlich oder sucht sich einfach einen anderen Elefanten. Manchmal, wenn Mukkoka sie wegschubst, schubst sie sogar zurück!

Die Keeper sin dimmer begeistert, wie sensibel die älteren Waisen reagieren, wenn es einem anderen Elefantenwaisen nicht so gut zu gehen scheint. Roho und Naleku sind abends manchmal unruhig und nervös, aber eine der älteren Kühe – so wie Maisha – beginnt dann ganz tief zu kollern und andere wie Tagwa, Tamiyoi und Kiasa stimmen dann mit ein. Das scheint die Babys schnell zu beruhigen.

Unsere Nashörner: Maxwell scheint es wieder besser zu gehen, aber er schläft immer noch viel und wir haben ihn auch schon lange nicht mehr mit den Waisen spielen sehen. An einem Morgen war er ausnahmsweise einmal früher wach als die Elefanten und schien sogar auf sie zu warten. Maktao und Dololo gingen gleich zu ihm hinüber, als sie aus ihren Ställen kamen und grüßten und frotzelten durch die Gatterstäbe. Als Dololo und Maktao schließlich auf ihre Wanderung in den Wald aufbrachen, jagte Maxwell wie früher die Warzenschweine, die sich an seinen Luzernepellets vergriffen. Auch am Schlamm hat er wieder seine Freude, was uns sehr beruhigt!

 

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: März 2020

Die Gegend um Voi ist immer noch wunderbar saftig grün, Prunkwinden schlingen sich wie ein grüner Spitzenteppich über den Boden und ihre weißen Blüten wirken wie Schneeflocken. Für die Waisen sind sie obendrein eine große Leckerei und sie verbringen die Tage damit, sich durch den grün-weißen Teppich zu futtern. Diesen Monat hat es weiter geregnet, so daß die Waisen nicht sonderlich interessiert am Baden im Wasserloch unter dem Affenbrotbaum waren. Stattdessen wälzten sie sich lieber im feuchten, roten Schlamm an den Hängen vom Msinga-Berg. Ein paar der Elefantenwaisen sind allerdings hart im Nehmen und können dem Baden trotzdem nicht widerstehen, auch wenn das Wetter kalt und windig ist. Pika Pika und Embu zum Beispiel lassen sich davon nicht abbringen, während der Rest der Herde am Rande des Wasserlochs steht und zuschaut. Einmal war Embu so in ihr Badevergnügen vertieft, daß sie verpaßte, als die Herde weiter zog. Sie musste ihnen schließlich nachrennen. Weil es momentan überall Grünfutter gibt, gibt es auch weniger Begegnungen mit wilden Elefantenherden oder Bullen.

Arruba und Suswa sind jetzt von der Milch abgesetzt, sind aber nach wie vor Mitglieder der Waisenherde und verbringen die Nächte im Stallgelände. Jetzt da die ehemaligen Leitkühe Kenia und Kihari in die Wildnis übergesiedelt sind, sind Arruba und Suswa in ihre Rollen geschlüpft und passen auf, daß sich alle gut benehmen. Mudanda war ein wenig frech, vielleicht dachte sie, sie kommt damit durch, jetzt da Kenia und Kihari nicht mehr da sind. Man konnte sie dabei beobachten wie sie einige Jüngere geärgert hat und einmal versuchte sie immer wieder und wieder, Luzernepellets von Ngilai wegzuschnappen. Arruba kam zu Ngilais Rettung und sorgte dafür, daß Mudanda ihn und die anderen in Ruhe fressen ließ. Die älteren Kühe sind auch sehr hilfreich dabei, mit ihren Stoßzähnen kleine Hügel aus roter Erde aufzuschütten, die von allen zum Wälzen und Suhlen benutzt werden können.

Mashariki pendelt immer noch zwischen der Voi-Waisenherde und Kenias Herde mit Tundani, Nelion, Ishaq-B, Ndii, Ndoria und Araba hin und her. Kenias Herde ist schon teilweise ausgewildert, aber ein paar Mitglieder ihrer Herde besuchen die Waisen regelmäßig. Das sind meistens Ishaq-B und Mashariki, manchmal auch Tundani. Die Besucher warten dann oft früh morgens geduldig vor dem Stallgelände bis die Waisen herauskommen, um ihren Tag im Nationalpark zu starten. Sie verbringen dann meist den Tag zusammen und einer der Drei begleitet die Waisen abends zurück. Wenn alle ihre Schlafplätze eingenommen haben, geht es für den Begleiter zurück in den Busch zu den wilden Artgenossen. Ndii freut sich immer besonders, Klein Tahri wiederzusehen und mit ihr zu grasen.

Morgens, wenn die Voi-Waisen ihre Luzernepellets bekommen, wird Godoma oft sehr futterneidisch, schaufelt Pellets mit ihrem Rüssel auf und legt sie auf die Terasse, um sie ganz allein und ungestört zu genießen. Sie und Tahri sind generell ziemlich gierig und morgens werden sie oft ungeduldig und klappern an ihren Stallgattern, damit sie schnell zum Futterplatz kommen, auch wenn noch gar nichts vorbereitet ist. Wenn die Keeper die Gatter öffnen rennen sie in halsbrecherischem Tempo los, um bloß als Erste ihre Milchflaschen zu bekommen. Eines Morgens hatte Ndoria, die eigentlich in Kenias Herde ist, ziemlich schlechte Laune und schubste Arruba weg von ihrem Futter, so daß die Keeper irgendwann dazwischen gehen mussten.

Jetzt, da Kenias Herde mehr Zeit im Busch verbringt, sind Pika Pika und Arruba unzertrennlich geworden. Man sieht die Beiden eigentlich nie ohneeinander, ebenso wie Emoli und Sagala. Mbegus Mini-Herde mit ihren Freuden aus Nairobi – Godoma, Ngilai, Ndotto, Murit, Lasayen und Emoli – sind immer noch sehr guter Dinge und genießen ihr neues Zuhause in vollen Zügen. Eines Morgens wurden sie dabei beobachtet, wie sie voller Enthusiasmus einen Hang in der Nähe des Stallgeländes hinunterstürmten, und ihre Ohren und Rüssel flatterten und wackelten vor Freude!

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: März 2020

Bis zur Monatsmitte haben wir die Ex-Waisen ein paar Mal gesehen, sogar Mulika mit ihrem kleinen Baby-Bullen Mkuu. Sie besuchten ein paar Mal das Stallgelände und das Wasserloch, um nach den Waisen und ihren Keepern zu schauen und um ihren Nachwuchs zu präsentieren: Yatta mit ihrem Baby Yoyo, Loijuk mit Baby Lili, Wendi mit Baby Wema, Mwende, Vuria, Chyulu, Nasalot mit Baby Nusu, Kinna mit Baby Kama, Makireti, Kilabasi, Challa und Kasigau. Gelegentlich sind auch Mulika mit Baby Mkuu und Galana mit Baby Gawa dabei, aber es scheint, als ob Mulika und Galana meistens zu Zweit mit ihrem Nachwuchs unterwegs sind. Die Waisen Roi und Naseku übernehmen bei den Besuchen liebend gerne die Rolle der Kindermädchen für Baby Lili. Baby Yoyo ist ein typischer kleiner Bulle und beschäftigt sich lieber mit den Jungbullen Tusuja, Mundusi und Naseku.

Am 5. März um ca. 21:30 Uhr kamen die Ex-Waisen Tumaren, Melia, Naisula, Kalama, Chemi Chemi und Kibo auf eine Stippvisite im Stallgelände vorbei, nachdem wir sie schon mehrere Monate nicht mehr gesehen hatten. Vielleicht hatten sie die frohe Kunde über das neue Baby erfahren? Jedenfalls haben wir uns sehr über das Wiedersehen gefreut, aber es dauerte nicht lang und sie zogen weiter und wir haben sie für den Rest des Monats nicht mehr gesehen (außer Melia, die am 13. März allein zur Suhle kam).

Chemi Chemi hat sich inzwischen vollständig vom Löwenangriff vor zwei Jahren erholt und konnte diesen Monat endlich zu seiner wilden Herde zurückkehren. Es ist unglaublich, aber Barsilinga ist diesen Monat schon 8 Jahre alt geworden! Sein Fuß muss immer noch behandelt werden, ebenso wie die Beinverletzung von Enkikwe. Auch diese Wunden stammen von der Löwenattacke von vor zwei Jahren! Barsilingas Fuß geht es langsam besser, was man auch daran merkte, daß er eines Abends mit den Anderen nicht ins Stallgelände zurückkam. Die Keeper machten sich auf die Suche und brachten ihn zurück, denn egal, wie gern er zu seinen wilden Freunden, besonders Kithaka, zurück möchte, so lange der Fuß noch nicht völlig verheilt ist, wäre er ein leichtes Ziel für einen weiteren Löwenangriff oder Wilderer.

Auch diesen Monat gab es ein paar Schauer, die auf den Beginn der langen Regenzeit hindeuten. Dazwischen gab es immer wieder große Hitze und die Waisen genossen in vollen Zügen ihr Wasserloch und die Suhle. Wie immer waren Wanjala, Tusuja und Mundusi die Wasserratten des Monats. Aber auch Esampu reihte sich ein – sie konnte gar nicht genug vom Kühlen Naß bekommen. Einmal kam sie aus dem Wasserloch gerannt, schwenkte ihren Rüssel hin und her und trompetete voller Aufregung und alle ihre Freunde rannten ihr aufgeregt aus dem Wasser hinterher. Sie muss darauf aufpassen, daß ihr Selbstbewußtsein nicht in Übermut ausartet und sie keine Grenzen überschreitet. Aber sie hat sich ziemlich gut im Griff. Eines Tages wurde sie auch von Kauro verwarnt, als sie ein Auge auf die Zweige geworfen hatte, auf die er es gerade selbst abgesehen hatte. Esampu war schlau genug, um sich nicht mit dem weitaus älteren, größeren und stärkeren Kauro anzulegen. Also ging sie ihm aus dem Weg und fraß woanders weiter, um ihm zu zeigen, daß sie niemanden provozieren will. Tusuja ist noch so ein selbstbewußter Elefant, sehr verspielt und auch ein bißchen grob, typisch für junge Bullen in seinem Alter. Er ist außerdem sehr wißbegierig und wir konnten das live beobachten, als er eines Tages geradewegs auf einen wilden Bullen zusteuerte und scheinbar gar keine Angst hatte!

Die Waisen verbringen ihre Siesta in der Mittagshitze meistens im Schatten eines großen Baumes und ziehen erst weiter, wenn sich die Temperatur ein wenig abgekühlt hat. Siangikis Augapfel ist weiterhin Klein-Ambo und die Beiden verbringen viel Zeit miteinander, besonders beim Fressen. Roi hat sich diesen Monat immer wieder daneben benommen. Einmal hob sie eine leere Milchflasche auf, weil sie nicht bemerkt hatte, daß es nichts mehr zu holen gab. Als sie es dann irgendwann doch merkte, wurde sie sauer, lief aber trotzdem mit der Flasche auf und davon und die Keeper mussten ihr eine ganze Weile hinterherrennen, bis sie sie endlich fallen ließ! Namalok kaute eines Nachmittags völlig vertieft an einem köstlichen Zweig herum, als Roi sich anschlich und ihm den Zweig einfach aus dem Maul zog! Natürlich entfachte sich ein Streit um den Zweig und es dauerte eine ganze Weile, bis Namalok schließlich aufgab und sich einen neuen Zweig suchte.

 

Monatsbericht für die Kibwezi-Gruppe in Umani Springs: März 2020

Alamaya dominiert die Tagebucheintragungen diesen Monat mit seinen verrückten Aktionen. Erst kürzlich schien er eine Art Mutprobe mit den anderen Bullen in der Umani-Herde am Laufen zu haben, was Sinn macht, denn er ist inzwischen schon sechs Jahre alt! Man sieht es ihm schon morgens an, wenn er aus seinem Stall kommt – er scheint es auf den ersten Elefanten abgesehen zu haben, der ihm morgens in die Quere kommt. Faraja ärgert Alamaya manchmal. Der läßt sich aber nicht mehr so leicht unterkriegen, war vorbereitet und kämpfte zurück. Faraja war sehr überrascht vom Gegenangriff und es dauerte nicht lange und er ließ ab! Alamaya war überglücklich und zeigte seine Freude mit wildem Trompeten und Kollern. Quanza ist ein weiterer Sparring-Partner von Alamaya, warum genau, wissen wir auch nicht, aber ihre schon sehr großen und prächtigen Stoßzähne scheinen ihn gar nicht zu stören. Quanza ist jedoch schnell gelangweilt oder abgelenkt und daher dauern ihre Rangeleien meistens nicht sehr lange.

Die Hitze über Tsavo baut sich langsam auf und deutet darauf hin, daß es nicht mehr lange dauern wird, bis die Regenzeit beginnt. Aber in Umani gibt es dank der vielen Quellen immer frisches Wasser zum Saufen und zum Baden. Manchmal verbringen die Waisen den ganzen Nachmittag mit Baden! Alamaya war der Letzte in der Suhle, und planschte munter weiter, als der Rest der Herde längst in den Wald weitergezogen war.

Jasiri schien diesen Monat hin- und hergerissen darüber, ob er sich nun der inzwischen halb ausgewilderten Herde mit Ngasha, Ziwa, Faraja und Zongoloni anschließen soll oder nicht. Wann immer er mit ihnen los zieht, kommt er zur Abenddämmerung zurück. Ngasha, Ziwa, Faraja und Zongoloni kommen und gehen, wann immer sie wollen, manchmal auch gar nicht. Sie ziehen gerne mit wilden Elefantenherden durch den Busch, um von ihnen zu lernen. Außerdem wissen sie, daß nicht alle Waisen erpicht auf Begegnungen mit den großen, wilden Freunden sind. Aber Jasiri und Faraja sind nach wie vor gute Freunde und Ringkampfpartner, wann immer Faraja in der Nähe ist. Aber nach so viel Zeit mit wilden Elefantenbullen scheint er ein paar neue Tricks und Taktiken gelernt zu haben, und gewinnt jetzt meistens die Zweikämpfe mit Jasiri. Der wollte einmal abends mit Zongoloni und den anderen in den Wald ziehen, aber das schien Ziwa gar nicht recht zu sein und er hielt Jasiri förmlich zurück!

Eine Nacht blieb uns diesen Monat besonders in Erinnerung, weil eine Herde wilder Elefanten die ganze Nacht furchtbaren Lärm vor dem Stallgelände machte. Die Waisen kollerten in ihren Ställen und bei all der Unruhe wachten auch die Keeper nach und standen auf, um der Sache auf den Grund zu gehen. Sie entdeckten, daß Zongoloni, Ziwa, Ngasha und Faraja inmitten der wilden Herde waren und sie alle glücklich und zufrieden an der Tränke außerhalb des Stallgeländes soffen. Als sie fertig waren, weigerte sich die wilde Herde, die Ex-Waisen zurückzulassen, so daß ihnen nichts weiter übrig blieb, als mittels Trompeten und Kollern mit ihren Freunden im Stall eine Gute Nacht zu wünschen. Wir freuten uns alle zu sehen, wie toll sich die Ex-Waisen in die wilde Herde integriert hatten.

Shukuru schien einige Tage geschlecht gelaunt und mied die Gesellschaft der anderen, sogar ihrer Freundin Sonje. Sie war schon immer ein Freigeist, aber diesen Monat war sie auffallend oft allein. Die Keeper ließen sie gewähren, aber behielten sie im Auge. Manchmal ging sie schon vor den anderen zurück ins Stallgelände, so als ob sie wüßte, daß sie für den Rückweg länger bräuchte. Aber sie machte nicht den Eindruck als ob sie krank sei, ganz im Gegenteil, sie scheint jeden Tag körperlich stärker zu werden.

Lima Lima hat sich einen neuen Trick zugelegt, den sie schon eine Weile übt: Zur 11-Uhr-Fütterung am Vormittag sprintet sie zur Futterstelle und wartet auf den Rest der Herde. Wenn sie endlich kommen, begrüßt sie jeden einzelnen mit erhobenen Rüssel – wie ein Gastgeber seine Gäste! Die Leitkuh Murera kommt in der Regel als Letzte und es scheint, als ist sie nicht mehr besonders erpicht auf Milch. Manchmal tut sie so als wolle sie ihre Flasche und wenn die Keeper sie ihr geben wollen, nimmt sie sie nicht. Mwashoti, der im gleichen Alter wie Alamaya ist, ist immer noch ihr Ein und Alles und wir denken nicht, daß sie sich bald in die Wildnis abnabelt.