Die Waisen im März

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe in Nairobi: März 2021

Den Großteil des Monats März warteten wir sehnlich auf die kleine Regenzeit. Es war unglaublich heiß in Nairobi, und manchmal legten die Waisen sogar eine Extra-Baderunde ein, nur um sich abzukühlen. Dabei ist uns auch aufgefallen, dass unser Neuzugang Rama, ein großes Faible für die Suhle hat! Er schliddert direkt rein und rollt und matscht nach Herzenslust. Er mag es besonders, wenn er die Suhle ganz für sich alleine hat. Er schlingt seine Milch in Windeseile herunter und rennt schonmal in den Schlamm, während die anderen noch saufen. Der dreijährige Jungbulle hat schon beeindruckende Stoßzähne. Ein paar der anderen Waisen, besonders Kiasa, Nabulu, Kiombo, Olorien und Roho, sind daher ein wenig skeptisch und manchmal auch ablehnend im Umgang mit dem Neuzugang. Aber Rama scheint davon relativ unbeeindruckt und macht einfach einen großen Bogen um sie, wenn sie unfreundlich sind. Beim Rest der Herde ist er sehr beliebt. Er ist besonnen, aber kontaktfreudig, was den meisten gefällt. Olorien hat er gleich für sich gewonnen, und am Monatsende war er schon Teil ihrer kleiner Gruppe mit Ziwadi, Kindani, Kinyei und Bondeni. Mit Ziwadi ist er besonders gern zusammen, weil auch sie ein wenig langsamer zu Fuß ist.

Ziwadi macht einfach in ihrem eigenen Tempo. Sie ist das einzige Elefantenbaby, das wir kennen, was lieber weiter grast als ihre Milchflasche zu saufen! Grünfutter Fressen ist ihre absolute Lieblingsbeschäftigung, und sobald sie mit ihrer Flasche fertig ist, geht sie direkt wieder zum Fressen ins Gebüsch. Die Keeper bemerken immer schnell, wenn sich unter ihren Schützlingen eine Freundschaft anbahnt, und derzeit deutet alles darauf hin, dass Ziwadi und Kinyei zum dynamischen Doppel werden. Ziwadi wird auch zunehmend beschützerisch, wenn es um ihre Freunde geht.

Maktao, Mukkoka und Maisha sind nach wie vor gute Freunde. Maktao hat für jede Gelegenheit einen anderen Freund. Kiombo ist sein bevorzugter Spielgefährte und Mukokka sein Seelenverwandter. Die beiden Bullen sind unglaublich sanftmütig und kümmern sich gerne um die Kleinsten. Aber trotzdem sind sie Bullen und fixiert auf freundschaftliche Kräftemessen und Posieren. Die älteren Bullen haben die meiste Zeit im März mit Ringen verbracht und tauschten lediglich die Gegner aus. Kiombo, Mukkoka, Maktao und Naboishu sind die leidenschaftlichsten Ringkämpfer, aber manchmal konnten sie auch die Mini-Leitkuh Maisha zum Mitmachen überreden.

Naboishu hat sich Mukkoka zum Lieblingsfreund und -ringkampfgegner ausgesucht. Obwohl Mukokka ein Jahr älter ist, nutzt er diesen Vorteil nie aus. Roho, der jetzt auch größer wird, zeigt immer wieder Ambitionen, auch mitzuringen. Er hat sich diesen Monat ein paar Mal an Naboishu und Mukkoka versucht. Es ist schön, zu sehen, dass er sich langsam von den älteren Kühen abnabelt, so wie es auch in der Wildnis läuft.

Die drei Waisen, die Ende letzten Jahres aus Kaluku in die Nairobi Nursery gekommen waren, wachsen und gedeihen prächtig. Kinyei, Kindani und Bondeni sind weiterhin unzertrennlich, obwohl sie sehr unterschiedliche Chakterere sind. Kinyei ist eher ruhig, aber sie versteht sich mit jedem Mitglied der Nursery-Herde gut. Der kleine Bondeni ist ausgebufft und verspielt und immer auf der Suche nach Unterhaltung, sei es mit den gleichaltrigen Elefanten oder seinen Keepern. Kindani ist immer noch sehr wählerisch, darüber, mit wem sie ihren Tag verbringt. Sie ist die Mini-Leitkuh des kleinen Trios, aber orientiert sich sehr wissbegierig an den älteren Kühen.

Kiasas Stimmungsschwankungen hielten die Keeper auch diesen Monat wieder auf Trab. An einem Tag ist sie zickig und stänkert, am nächsten ist sie fürsorglich und liebevoll. Während einer eher hektischen Milchfütterung animierte sie sogar Nabulu, Mukkoka und sogar Larro – die normalerweise immer sehr, sehr höflich ist – zu Mätzchen. Sie stürmten auf die Flaschen zu und schubsten und rempelten sich wie halbwüchsige Rowdys. Die Keeper mussten sie letztlich von der Herde trennen, damit der Rest in Ruhe seine Milch saufen konnte. Wir hoffen, dass Larro sich nicht zu viel von Kiasa abguckt, denn bisher scheint es, als könnte aus ihr eine großartige Leitkuh werden. Die Keeper betonen immer wieder, wie stolz sie auf sie sind, weil sie die Jüngeren mit so viel Aufmerksamkeit und Zuneigung behandelt.

Ende März fing es endlich an zu regnen, und auch die Temperaturen fielen. Überall gab es endlich wieder Pfützen und Schlamm, ein Riesenspaß für unsere Waisen. Die Kleinsten sieht man jetzt morgens wieder mit ihren Kuscheldecken auf dem Rücken.

Unser Nashorn: Die Waisen begrüßen morgens gerne als erstes Maxwell, unseren blinden Nashornbullen. Nabulu, Kiombo und Kiasa haben ihn eines Morgens schön veräppelt und klapperten an seinem Gatter. Als er aus seinem Nachtlager kam, rannten sie auf und davon. Max wich nicht vom Fleck und scharrte verspielt im Dreck, um sein Revier zu verteidigen. Kinyei ist noch unschlüssig, was sie von dem Nashornbullen halten soll und hält lieber Sicherheitsabstand, wenn ihre Freunde mit ihm spielen. Sie findet die wilden Warzenschweine weniger angsteinflößend und interessanter, wahrscheinlich, weil sie sich besser herumjagen lassen.

 

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: März 2021

Anfang März war es sehr heiß und die Nachbarschaft um Voi wurde gelb und knochentrocken. Gegen Ende des Monats türmten sich die Wolken auf und kündigten endlich den Regen und kühlere Temperaturen an. Unser Wassertankwagen war unermüdlich im Einsatz und bestückte das künstlich angelegte Wasserloch. In der Trockenzeit ist es die einzige Wasserquelle weit und breit und dementsprechend beliebt bei den wilden Elefanten als auch unseren Waisen. Es ist nicht ungewöhnlich, um diese Jahreszeit dutzende Dickhäuter im Schatten des Affenbrotbaums stehen zu sehen und immer wieder ans oder ins Wasser zu gehen. Während der Badestunde hatten die Waisen viel Spaß beim Spritzen, ihre kugelrunden Körper mit Schlamm zu bedecken und mit ihren Rüssels durch die Luft zu fuchteln. Viele der vorbeikommenden wilden Herden stimmten in den Reigen mit ein und so hatten die Waisen diesen Monat viele Kontakte zu wilden Alters- und Artgenossen. Elefanten sind unglaublich gesellig und die Voi-Herde war sichtlich begeistert, so viele neue Bekanntschaften zu machen. Und diese Begegnungen sind unglaublich wichtig im Auswilderungsprozess.

Während des mittäglichen Schlammbads, waren Büffel Ivia und sein ungleicher Freund Ngilai in Ringkämpfe verwickelt, fast so als hätten sie sich dafür verabredet. Godoma schien gerne mitmachen zu wollen und versuchte mehrmals, Ivia in ein kleines Kräftemessen zu verwickeln. Aber Ivia zeigte keinerlei Interesse an Godoma; im Gegenteil, wann immer sich Godoma annäherte, ergriff er die Flucht. Er hatte wirklich nur Augen für Ngilai, und zum Glück beruht diese Freundschaft auf Gegenseitigkeit. Selbst, wenn Ngilai mit seinem besten Freund Emoli spielte, würde er ihn sofort stehen lassen, wenn Ivia aufkreutzt und das tat er dann auch. Emoli fühlte sich (zurecht) vor den Kopf gestoßen; einmal stapfte er ärgerlich davon und reagierte sich an einem unschuldigen Baum ab. Aber zum Glück gibt es für Emoli keinen Mangel an Spielgefährten. Die älteren Kühe Kenia und Ndii haben die kleine Pika Pika weiter bemuttert und alle anderen Kühe von ihr fern gehalten. Während Ishaq-B und Arruba das locker hinnahmen, war Araba ein bißchen verloren. Sie konzentrierte sich dann auf Emoli und der nahm die Aufmerksamkeit nach seinem Rückschlag mit Ngilai dankend an!

Jetzt da es wieder sehr trocken war, begannen die Waisen schon früh morgens vor dem Sonnenaufgang Rabatz im Gehege machen, weil sie zum Milchsaufen und Fressen herausgelassen werden wollten. Tundani hatte einen Freßplatz im Stallgelände gefunden, wo frische, grüne Pflanzen wachsen – aber dort hinan zu gelangen, barg einige Risiken! Das Stallgelände, wo die Waisen nachts schlafen ist elektrisch umzäunt, damit die Waisen vor Raubtieren sicher sind. Tundani hat herausgefunden, wie er seinen Rüssel geschickt über den Zaun fädeln musste, um an das Grünfutter zu gelangen, ohne einen Schlag zu bekommen. Mashariki hat es ihm direkt abgeschaut und nachgemacht!

Lasayen war diesen Monat morgens immer voller Energie, die er dafür nutzte, um seinen Freunden die Milchflaschen zu klauen. Mudanda auf der anderen Seite kam am Morgen immer nur schwer in die Gänge und war oft ein bißchen miesepetrig. Aber die Waisen passen aufeinander auf und sorgten dafür, daß Mudanda ihre schlechte Laune nicht an anderen ausließ. Eines Morgens ärgerte sie Tagwa, und Ishaq-B eilte Tagwa zu Hilfe. Die Waisen wissen, daß es oft am Besten ist, den Ball flach zu halten und Konfrontationen zu vermeiden, und als Mudanda an einem anderen Morgen Mashariki und Araba schubste, kehrten die Beiden einfach um und suchten sich einen neuen Freßplatz.

Mbegu war diesen Monat glücksselig, wann immer sie in der Nähe von Schlamm war. Ihre Pflichten als Leitkuh ihrer kleinen Herde nimmt sie überaus ernst, aber wenn die Zeit für die Suhle gekommen ist, vergisst sie sich vollkommen. Sie hatte so viel Spaß damit, sich im Wasser mit Ndotto herumzuschmeißen und ließ den kleinen Bullen sogar über und auf sie rauf klettern. Nach dem Suhlen versammelt sie ihre Herde mit Ndotto, Emoli, Godoma, Ngilai, Lasayen, Tagwa und den anderen um sich herum und führt sie zum Grasen an den Fuß des Mzinga-Berges. Kenia und die älteren Waisen inklusive ihrer kleinen Pika Pika fressen dann eher hangaufwärts.

Eine Tragödie ereignete sich diesen Monat am Wasserloch. Trotz der wachsamen Keeper gelang es einer Löwin, das kleine Zebra Nzuki anzugreifen. Tundani reagierte wahrlich heldenhaft. Als er bemerkte, was sich da abspielte und wie die Keeper versuchten, die Löwin von Nzuki abzulenken, kam er mit Getöse den Hang herunter gerannt. Tundani hatte seinen besten Freund Nelion durch einen Löwenangriff verloren und in ihm schienen all diese schlimmen Eindrücke wieder hochzukommen. Wir waren sehr beeindruckt von seiner Selbstlosigkeit, die Keeper in dieser gefährlichen Situation zu unterstützen. Nzuki wurde zurück ins Stallgelände gebracht, aber die Erleichterung war nur von kurzer Dauer. Tierarzt Dr. Poghon wurde gerufen, und weil die Verletzungen zu schwer waren, musste Nzuki eingeschläfert werden. Alle, aber ganz besonders Zebra Diria, waren von diesem plötzlichen Verlust sehr geschockt. Diria vermisst seinen Kumpel sehr und sucht jetzt wieder sehr die Nähe der Keeper, die ihn trösten.

Die Gegenwart von Raubtieren ist natürlich nicht ungewöhnlich in Tsavo, besonders in der Trockenzeit. Bis der Regen einsetzte, ließen die Keeper die Büffel- und Zebrawaisen im Stallgelände, wo sie sicher waren. Die Elefantenwaisen blieben von selbst in der Nähe des Stallgeländes und auf dem benachbarten Hang des Mzinga-Berges. Die Milchfütterung und das Schlammbad fanden bis zum Ende des Monats immer im Stallgelände statt, und das schien den Waisen so gut zu gefallen.

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: März 2021

In Ithumba ging es diesen Monat zu wie im Taubenschlag. Verschiedene Gruppen von Ex-Waisen und diverse alte und neue Gesichter kamen auf Stippvisiten vorbei. Wir sahen die Ex-Waisenbullen Challa, Tomboi und Zurura wieder, die mittlerweile alle zwischen 15-19 Jahre alt und von beachtlicher Größe sind. Ein anderer Dauergast war „Dad“, ein prächtiger wilder Tusker (ein Elefant mit besonders großen Stoßzähnen) und der der Vater einiger der Babys unserer Ex-Waisen ist, z.B. Yetu und Mwende. Bei so vielen Elefanten, war es manchmal nicht leicht, an der Suhle die wilden und Waisenelefanten auseinander zu halten. Die Nachmittage waren so heiß, dass die Waisen teilweise noch eine zweite Badezeit in ihr Tagesprogramm einflochten, einfach nur, um sich abzukühlen. Aber gegen Monatsende türmten sich die Wolken auf, ein sicheres Zeichen dafür, dass der Regen nicht mehr weit war.

Unsere Keeper freuen sich in der Regel immer sehr, wenn die Ex-Waisen zu Besuch kommen, denn es gibt kein schöneres Lob für unsere Arbeit, als die in der Wildnis geborenen Babys der ehemaligen Schützlinge aufwachsen zu sehen. Aber der Anblick von Mutaras Herde Ex-Waisen versetzt mittlerweile alle in Alarmbereitschaft, denn einige in der Herde – allen voran Suguta, Sities und Turkwel – sind derzeit darauf fixiert, ihre Lieblingswaisen zu kidnappen. Sie sind sehr geschickt darin, die Waisen förmlich vor den Augen der Keeper wegzulocken, so dass sie sie beim Fressen für sich selbst haben. Suguta ist dabei die Schlimmste. Sie hat es immer auf Dololo und gelegentlich auch auf Musiara abgesehen. Diese beiden Babys sind in der Waisenherde eigentlich unter der Obhut der älteren Kühe, besonders Roi, Oltayoni, Kamok und Maramoja – es fehlt ihnen also nicht an Aufmerksamkeit. Die Keeper versuchten ihr Bestmögliches, aber trotzdem gelang es Suguta und Turkwel, für einen Tag mit ihren Lieblingen zu verschwinden. Daher waren die Keeper ständig in Alarmbereitschaft, wann immer Mutara mit ihrer Herde auftauchte. Sie wussten, wenn ihre Babys abhanden kämen, müssten sie den Rest des Tages damit zubringen, sie im Dickicht wieder zu finden. Die Kühe bringen die Waisen meistens zu ihren Keepern zurück, aber halt nicht immer!

Weibliche Elefanten lieben Babys abgöttisch und würden unter Menschen wohl zum Typ Helikoptereltern zählen. Eine andere notorische Baby-Entführerin ist Lualeni. Inzwischen hat sie ihr eigenes Kälbchen, Lulu, und scheint genug mit ihr beschäftigt zu sein. Lualeni und Lulu kamen am 8. März gemeinsam mit den anderen Ex-Waisen Ithumbah und Kilabasi. Sie verbrachten die Nacht vor dem Stallgelände, so lange, bis die Waisen am Morgen herausgelassen wurden. Nachdem sie nun jahrelang mit den Waisenbabys geübt hat, ist es wunderschön, Lualeni jetzt als Mutter zu sehen. Anstatt sich mit den Waisen aus dem Staub zu machen, bringt sie jetzt lieber ihren eigenen Nachwuchs zu ihrer Ersatzfamilie aus Elefantenwaisen und Menschen.

Suguta ist nicht der einzige Elefant, der den Keepern einen langen Tag im Busch auf der Suche nach den Waisenbabys „ermöglicht“. Rapa hat damit begonnen, sich abzunabeln. Er zieht jetzt gerne allein los und kommt erst abends zurück ins Stallgelände. Gelegentlich begleiten ihn Jotto, Tusuja und Mundusi. Auch wenn die Keeper sie nicht finden, können wir darauf zählen, daß sie zur Schlafenszeit wieder zu Hause sind.

Yattas gesamte Herde mit den Ex-Waisen war fast den ganzen Monat in der Nachbarschaft. Yatta ist hochtragend und verbietet ihrem dreijährigen Zweitgeborenen, Yoyo, mittlerweile auch, an ihr zu säugen. Sie stupst ihn sanft weg von ihrem Gesäuge und schient ihm vermitteln zu wollen, dass sein Geschwisterchen auf dem Weg ist und er jetzt keine Milch mehr haben könne. Das stößt bei Yoyo auf Unverständnis, da seine Freunde Nusu und Kama, die ein wenig älter sind als er, aber immer noch bei ihren Müttern (Nasalot und Kinna) Milch säugen dürfen!

Die Waisen waren natürlich sehr erfreut darüber, dass Yatta und Wendi mit den Ex-Waisen den ganzen Monat in der Nähe waren. So konnten sie jederzeit mit denen in der Wildnis geborenen Nachwuchs spielen. Ukame und Namalok hatten sich erst vor Kurzem Yattas Herde angeschlossen und scheinen glücklich in ihrer neuen Herde. Ukame nimmt ihre neuen Pflichten als Kindermädchen sehr ernst, besonders wenn es um die Babys von Lenana (Lapa) und Chyulu (Cheka) geht. Die Noch-Waisen Maramoja, Malkia, Roi und Esampu wirken ein bisschen neidisch, weil sie nicht so leichten Zugang auf die Babys haben wie Ukame!

Der zehn Jahre alte Kanjoro kommt und geht, we es ihm passt, so wie es Bullen in seinem Alter auch in der Natur machen. Manchmal war er bei Mutaras Herde oder auch mal in Begleitung von Kibo und Kilaguni. Die drei Bullen verbrachten einmal einen ganzen Tag mit den Waisen, warteten schon morgens vor dem Stallgelände und brachten sie abends auch wieder zurück. Die Waisen genossen es, ihre älteren Freunde um sich zu haben und fühlten sich offensichtlich sehr aufgehoben und wohl bei ihnen.

Barsilinga geht es inzwischen viel besser. Es ist mittlerweile zwei Jahre her, dass er sich von einer Verletzung am Fuß erholt, die ihn hat lahmen lassen. Wir glauben, dass sich ein Dorn tief in seinen Fuß gebohrt hat und selbst nach zwei Eingriffen schienen immer noch kleine Splitter zurück geblieben zu sein, die die ganze Heilung verzögerten. Zu Beginn des Jahres gab es eine gute Entwicklung, als sich ein Abszess an seinem Fuß bildete. Das klingt paradox, aber ein Abszess ist eine durch eine Bindegewebskapsel abgegrenzte Entzündung, und als dieser letztlich nach außen aufbrach, konnte der Eiter jegliche Fremdkörper, die noch im Fuß steckten, herausspülen. Wir hoffen, dass Barsilinga nun bald wieder zu seinen Kumpels in die Wildnis zurück kann. Tusuja ist jetzt eng mit ihm befreundet und wir fragen uns, ob er dann mit Barsilinga den nächsten Schritt in seiner Auswilderung geht?

Vor seiner Verletzung vor zwei Jahren war Barsilinga immer mit Kithaka, Garzi und Lemoyian unterwegs. Seine alten Freunde kamen auch diesen Monat häufig, meistens mit Mutaras Herde, auf Besuch. Kithaka ist inzwischen neun Jahre alt, aber immer noch frech wie eh und je. Die Waisen und Keeper machen meistens einen großen Boden um ihn! Kithaka und Barsilinga waren seit Anfang an die besten Freunde, obwohl sie so unterschiedliche Charaktere sind. Barsilinga ist ruhig und sehr tolerant, während Kithaka immer irgendwas im Schilde führt. Vielleicht hat sich Barsilinga auch deswegen für seine Genesung zurück ins Stallgelände begeben.

Ex-Waise Lemoyian ist zwar nicht ganz so frech wie Kithaka, aber hatte diesen Monat seine eigenen Auftritte. Es war ihm nach mehreren Anläufen nun endlich gelungen, ins Futterlager einzudringen und den Vorrat an Milchpulverwürfeln zu plündern. Seine Cleverness muss man durchaus anerkennen: Als die Waisen am Vorabend ins Stallgelände zurück kamen, hat sich Lemoyian einfach mit ins Nachtlager geschlichen! Am nächsten Morgen schlenderte er hoch zufrieden mit sich selber durchs Stallgelände. Mutaras Herde holte den Frechdachs später wieder ab und zog mit ihm in den Park weiter.

Sana Sana führt die Waisen morgens immer noch gerne zum Fressen in den Busch und die Leitkühe Roi, Kamok und Oltaiyoni lassen sie gerne gewähren. Rois Rolle ist die Vollstreckung der Regeln in der Herde, das heißt, sie mahnt Waisen ab – wie Mundusi –, wenn diese sich daneben benehmen. Oltaiyoni ist die anerkannte Schiedsrichterin, die immer einschreitet, wenn Rangeleien zu grob werden. Kamok ist die Kümmerin, besonders wenn es um Klein Ambo geht. Der genießt ihre Aufmerksamkeit, geht aber jetzt abends nur noch widerwillig ins Stallgelände. Er hat diesen Monat mehrfach versucht, mit seinen älteren Freunden Rapa, Naseku, Siangiki und Enkikwe länger als der Rest der Herde im Busch zu bleiben. Diese Waisen wissen, dass sie noch nicht soweit sind, das Nest zu verlassen und kommen immer rechtzeitig zur Nachtruhe zurück ins Stallgelände.

 

Monatsbericht für die Kibwezi-Gruppe in Umani Springs: März 2021

Wenn sich die Trockenzeit in Tsavo dem Ende entgegen neigt, kommen die wilden Elefanten und andere Wildtiere in den Kibwezi-Wald. Angelockt von der saftigen Vegetation und ganzjährig verfügbarem Wasser, ziehen sie sich um diese Jahreszeit lieber aus der staubigen Savanne in den immergrünen Wald zurück. In Kibwezi konnten wir beobachten, wie über Nacht die Zahl der Elefanten, Büffel, Buschböcke und sogar Schmetterlinge explodierte.

 

Daher hatten die Waisen diesen Monat auch viele Möglichkeiten für den Kontakt zu wilden Artgenossen. Die Suhle ist immer ein beliebter Treffpunkt und für die Waisen steht sie symbolisch für viele schöne Momente: matschen, baden und Büffel oder Antilopen haschen.

Die “Nachtschwärmer” haben diesen Monat mehr Zeit mit der Waisenherde verbracht. Zur Herde unter der Führung der kompetenten Zongoloni gehören noch Jasiri, Ziwa, Ngasha, Faraja und manchmal auch Alamaya. Jetzt, da sie die Nächte eigentlich immer im Busch verbringen, haben sie eine Art Ritual entwickelt und kommen jeden Morgen ins Stallgelände und ziehen dann mit den Waisen zum Fressen in den Busch. Gegen Ende des Monats kamen sie dann mittags zur Suhle und verbrachten die Nachmittage mit den Waisen und ihren Keepern.

Murera und die anderen Kühe in der Waisenherde sind immer wachsam gegenüber den „Nachtschwärmern“ und das völlig zurecht! Zongoloni benimmt sich gewohnt gut, aber die jungen Bullen haben sich von ihren wilden Freunden ein paar schlechte Angewohnheiten abgeschaut, ganz besonders Jasiri und Ngasha. Sie stellen den jungen Kühen nach und sind ziemlich aufdringlich. Die Keeper müssen hin und wieder sogar einschreiten. Faraja und Ziwa benehmen sich ein bisschen besser, aber auch Faraja geht manchmal zu weit. Allerdings weiß er, dass Zongoloni ihn bestrafen wird, wenn er es zu weit treibt. Einmal rang er mit Mwashoti und drückte ihn zu Boden. Die Keeper gingen dazwischen und während sie sich um Mwashoti kümmerten, mahnte Zongoloni Faraja ab. Der hatte sie bereits kommen sehen und versuchte, sich schnell aus dem Staub zu machen. Für den Rest des Tages wurde er nicht mehr gesehen.

Faraja hat sich diesen Monat einige Schnitzer erlaubt. An einem Tag vergriff er sich an Alamayas Schwanzstummel und provozierte einen wütenden Gegenangriff. Alle wissen, wie empfindlich Alamaya reagiert, wenn es um seinen fehlenden Schwanz geht – der wurde ihm als Baby von einer Hyäne abgebissen, gemeinsam mit seinen Genitalien. Zongoloni geht bei diesen Auseinandersetzungen meistens dazwischen, aber auch die Bullen wachsen auch, und so wird es zunehmend schwieriger für sie. Manchmal lässt sie sie einfach zu Ende kämpfen, damit sie ihren Ärger herauslassen können. Murera hat keine Geduld mit dem Bullengehabe, aber sie regelt die Sache ganz anders als Zongoloni. Wann immer die Bullen ihr Getöse beginnen, führen sie und Shukuru Luggard möglichst weit weg vom Geschehen. Shukuru bleibt auch gerne neben Zongoloni stehen, weil sie weiß, dass ihre Freundin sie beschützen wird.

Wenn es um Enkesha geht, kennt Zongoloni allerdings kein Pardon. She scheint sie als kleine Schwester anzusehen, und Gnade dem Jungbullen, der Enkesha ärgert. Die Beziehung zu Enkesha wirft Zongoloni manchmal regelrecht einen Interessenskonflikt. Jetzt, da so viele wilde Elefanten auf Besuch kommen, ist sie oft hin- und hergerissen zwischen der Betreuung ihrer „kleinen Schwester“ und einem Abenteuer mit wilden Artgenossen. Enkesha hängt genauso an Zongoloni und läuft ihr oft hinterher, wenn sie doch einmal einen Ausflug mit den wilden Elefanten unternimmt. Aber sie scheint zu verstehen, dass sie noch zu klein für Zongolonis Freiheitsdrang ist und kommt immer wieder zur Waisenherde zurück. Dort wartet dann ihre Freundin Quanza auf sie.

Viele der wilden Herden haben jetzt auch wieder Babys, was immer ein schöner Anblick ist. Noch vor einigen Jahren, bevor die Umani-Auswilderungsstation errichtet wurde, sah man kaum wilde Elefanten im Kibwezi-Wald. Quanza und Mwashoti sind in der Regel die Ersten, die die wilden Herden begrüßen. Lima Lima versucht immer, den Kontakt zu den wilden Babys herzustellen, aber zu ihrem Frust sind die immer gut von ihren Kindermädchen und Müttern abgeschirmt. Sonje ist immer ein wenig skeptisch gegenüber den wilden Besuchern, es sei denn es handelt sich um einen stattlichen Bullen. Wir fragen uns, ob sie noch an ihren Freund Osama denkt, einen prächtigen Bullen, den wir dieses Jahr noch gar nicht gesehen haben. Lima Lima verbrachte einen ganzen Nachmittag mit den wilden Bullen, aber als es abends auf den Heimweg ging, war sie wieder bei der Waisenherde.

Murera stresste der Besuch der wilden Elefanten, wahrscheinlich hat sie Angst, daß sie ihr ihren kleinen Luggard wegnehmen. Gleichzeitig hat Luggard großes Interesse, sich mit den wilden Bullen anzufreunden. Am Vormittag des 14. März schloß sich ein wilder Jungbulle unseren Waisen an und Luggard schien sehr angetan von dessen ruhiger Erscheinung. Murera und Luggard verbrachten den ganzen Tag mit ihrem neuen Freund. Später im März gab es ein wirklich spektakuläres Ereignis: Die Waisen waren an der Suhle und auf einmal tauchte ein riesiger Elefantenbulle auf und lief langsam auf Luggard zu. Er war so groß, dass er sogar die ältesten Mitglieder aus unserer Waisenherde überragte. Die Keeper riefen nach Luggard, aber der blieb wie angewurzelt stehen. Der wilde Bulle inspizierte Luggard von oben bis unten mit seinem Rüssel und unser kleiner Bulle bewies Nerven aus Stahl und rührte sich nicht. Auch Ngasha stand die ganze Zeit daneben und staunte, schien Luggard mit ihrer Gegenwart zu beruhigen. Nach dieser wundervollen Szene lief der wilde Bulle ins Wasser, während Luggard einfach am Ufer weiter planschte, als sei gar nichts passiert. Es war wirklich beeindruckend und wir waren wahnsinnig stolz auf unseren Luggard.

Man sagt „Die Neugier ist der Katze Tod“, aber Lima Lima hatte Glück diesen Monat. Eines Vormittags, als die Waisen am Fuße der Umani-Berge fraßen, entdeckte sie den Eingang zu einer Höhle im Felsen. Sonje, die ebenso neugierig ist, untersuchte die Entdeckung mit ihr gemeinsam. Die Beiden mussten über einige Felsen klettern, um zur Höhle zu gelangen und einige davon hatten große Risse und Spalten. Lima Lima konnte einfach nicht widerstehen und steckte ihren Rüssel in den Eingang – und summmmmms – ein riesiger Schwarm von Bienen brummte heraus! Sie stachen Lima Lima in den Rüssel und sie rannte auf und davon, mit dem Schwarm Bienen hinter ihr her. Sonje wurde in den Rücken gestochen, aber weil sie sich still verhielt, blieb es bei dem einen Stich. Lima Lima war schon immer sehr geistesgegenwärtig und so sprang sie ins nächste Wasserloch und bedeckte sich mit Wasser und Schlamm, um sich vor weiteren Stichen zu schützen. Man kann also sagen, in Umani ging es diesen Monat zu, wie in einem Bienenstock! Wir denken, dass es bald regnet und die Wildtiere bald wieder in Richtung Chyulu-Berge ziehen. Die Waisen werden sie sicher vermissen, aber die nächste Trockenzeit kommt sicher!