Die Waisen im Mai

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe in Nairobi: Mai 2021

Mai war ein großer Monat für die Waisen in der Nursery-Gruppe, denn der Umzug von fünf Elefanten in die Auswilderungsstation nach Tsavo stand an. Diese Momente sind immer bittersüß, denn auf der einen Seite sind wir traurig über den Abschied, andererseits ist der Umzug ein Meilenstein auf ihrem Weg zurück in die Wildnis. In der Nairobi-Nursery kommen die Kleinsten kurz nach ihrer Rettung an und werden aufgepäppelt. Nach etwa drei Jahren kommen sie dann in die Auswilderungsstationen im Nationalpark Tsavo-Ost, wo sie noch weitere 8-10 Jahre bleiben werden, aber den Kontakt zu wilden Artgenossen haben und Stück für Stück wieder in die Wildnis zurückkehren. Wir freuen uns sehr, dass diese besagten Fünf diese erste wichtige Etappe nun geschafft haben und sind gespannt darauf, wie es ab jetzt in der Nursery weitergeht. Larro wird wahrscheinlich die Rolle der Leitkuh übernehmen, aber es ist ebenso wichtig, dass die jungen Bullen männliche Vorbilder haben. Mukokka sollte eigentlich auch mit nach Tsavo ziehen, aber wir überdachten den Plan noch einmal, denn Roho und Naboishu brauchen unbedingt einen älteren Bullen in ihrer Nähe. Weil Mukokko der jüngste unter den Waisen ist, die bereit für den Umzug in eine Auswilderungsstation sind, haben wir uns entschlossen, ihn vorerst noch in Nairobi zu behalten.

Am 24. Mai bestiegen nun Kiombo, Maktao und Kiasa den Umzugs-Lkw, der sie nach Umani im Kibwezi-Wald bringen sollte, wo sie ein stürmischer Empfang erwartete. Ein paar der Nursery-Waisen waren verunsichert darüber, dass die drei Freunde auf einmal verschwunden waren. Andere wiederum haben sich direkt an die neue Situation angepasst: Mukkoka übernahm sofort die Rolle, die für ihn im Sinne hatten und er verbrachte den ganzen Nachmittag mit Naiboshu beim Ringen. Schon am nächsten Tag wurde die Herdendynamik direkt wieder durcheinander gewirbelt, denn im Lkw aus Kibwezi kam Shukuru zurück nach Nairobi! Für die arme Shukuru war das nicht die erste Rückkehr nach Nairobi. Im Dezember 2017 mussten wir sie bereits einmal aus Ithumba zurückholen. Sie leidet an einer chronischen Erkrankung, deren Ursache bis heute ein Rätsel bleibt. In letzter Zeit ging es ihr wieder schlechter und wir brachten sie zurück nach Nairobi, wo ihr Blutbild regelmäßig kontrolliert und ein Tierarzt immer schnell herbei gerufen werden kann. Sie fühlt sich sehr wohl in der Nursery, kennt die Abläufe und hat sich schnell wieder eingelebt. Sie war in letzter Zeit sehr schüchtern und schwach gewesen und scheint regelrecht erleichtert darüber, in diesem Zustand gut aufgehoben bei den Babys zu sein.

Nach Shukurus Rückkehr stand direkt der nächste Abschied an. In den frühen Morgenstunden am 26. Mai starteten Maisha und Nabulu in Richtung Auswilderungsstation in Ithumba. Die beiden waren ganz wundervolle Mini-Leitkühe in der Nursery und es war Zeit für sie, sich abzunabeln. Roho hing ganz besonders an Maisha und wir wußten, dass er sie vermissen würde. Direkt am Morgen stürmte er direkt zu ihrem Stall und versuchte, herauszufinden, wo sie abgeblieben war. Die Keeper waren gleich an seiner Seite um ihn zu trösten, und er entspannte sich dann auch relativ schnell, als es mit den anderen Waisen in den Busch ging. Roho ist seit Maishas Abreise richtig reif geworden. Als er nun nicht mehr komplett auf sie fixiert war, zeigte er mehr Interesse an Naboishu und den anderen Jungbullen. Auch in Esoit, einen kleinen Bullen, den wir am 4. Mai gerettet hatten, hat er schnell einen neuen Freund gefunden.

Genau wie erwartet, ist Larro direkt in Maishas Fußstapfen als Mini-Leitkuh getreten. Sie ist sehr aufmerksam und pflichtbewußt. Falls irgend eines der Waisen brüllt oder trompetet ist sie in sekundenschnelle zur Stelle. Nalekus Selbstbewusstsein ist auch sichtlich angewachsen, seit die älteren Kühe weg waren. Maisha hat Rohos Streiche immer toleriert, aber jetzt, da Maisha weg ist, läßt sich Naleku nichts mehr von Roho bieten. Wenn er sie nervt, macht sie ihm eine Ansage oder verscheucht ihm. Roho und Naleku haben sich schon immer gerne gezankt, fast wie Geschwister.

Rama ist schon seit ihrer Ankunft in der Nursery eng mit Ziwadi befreundet. Während es die meisten Waisen morgens kaum erwarten können, in den Busch zu ziehen, lassen es die Beiden lieber ein bißchen ruhiger angehen. Rama weicht Ziwadi nicht von der Seite, während die in aller Seelenruhe an der Tränke säuft und ihren Schabernack treibt. Besonders gerne taucht sie beim Saufen ihren ganzen Kopf in die Tränke. Naleku interessiert sich in letzter Zeit mehr für das entspannte Duo und folgt ihnen mittlerweile überall hin. Seit Esoits Ankunft sind Naleku und Olorien Stallnachbarn und seither noch enger befreundet.

Vor dem Umzug von Maisha und Nabulu, hatten sich Kinyei, Kindani, Bondeni und Olorien regelmäßig von der Herde abgesetzt, und gingen ihren eigenen kleinen Abenteuern nach. Kinyei ist für gewöhnlich die Anführerin, aber jetzt da Maisha weg ist, scheint sie das Interesse verloren haben, ihre eigene kleine Herde zu etablieren. Zusammenfassend können wir berichten, dass sich die übrig gebliebenen Waisen sich nach dem Weggang von Maisha und Nabulu gut umgewöhnt und neu orientiert haben!

Esoit, Roho, Kindani, Kinyei und Naleku möchten alle sehr gern mit Shukuru befreundet sein. Manchmal ist sie einverstanden, aber oft will sie einfach ihre Ruhe haben. Für die Kleinen, besonders Naleku, sind die Annäherungsversuche eine Art Spiel geworden, und sie macht sich einen großen Spaß daraus. Wir sind froh, dass wir uns dafür entschieden haben, Mukkoka noch hier zu behalten, denn Naboishu brauchte dringend guten Einfluß von einem Bullen. Wenn er wieder über die Stränge schlägt, schicken die Keeper ihn normalerweise in eine kleine Auszeit. Aber nicht mal das respektiert er mehr und schleicht sich einfach weg und richtet noch mehr Streit an. Mukkoka hat ihn unter seine Fittiche genommen. Seit der Ankunft von Esoit ist Naboishus Aufmerksamkeit komplett auf den kleinen Neuankömmling übergegangen. Es ist wirklich rührend wie vorsichtig er mit dem kleinen Bullen spielt und läßt uns hoffen, dass er aus seiner rebellischen Phase wieder herauswächst.

Unser Nashorn: In Nairobi hat es diesen Monat ein paar Mal geregnet, was für diese Jahreszeit ungewöhnlich ist. Während die Waisen in den feuchten Morgenstunden lieber noch ein bißchen länger in ihren gemütlichen Ställen bleiben, wirft sich Maxwell direkt ins kühle Naß und seine Morgenroutine: Nachdem die Keeper ihm frische Zweige in seinen Stall gelegt haben, sortiert er sie erst einmal ausgiebig vor. Man kann ihn von draußen geschäftig sortieren hören, denn zu allererst pickt er sich seine Lieblingszweige, die dornigen Akazienzweige aus dem Haufen. Manchmal verhaken sich die Zweige, im schlimmsten Fall noch über seinem Horn, und dann kann er richtig pampig werden! Wenn der Sortierungsvorgang abgeschlossen ist, frisst er den Rest des Vormittags sein Menü rauf und runter.

 

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: Mai 2021

Im Vergleich zum Rest des Tsavo Nationalparks, hat es in Voi relativ wenig geregnet. Die lange Trockenzeit steht bevor und daher hat unsere Tränke wieder stetigen Zulauf an Wildtieren und natürlich wilden Elefanten, die ihren Durst löschten und sich im Schatten des großen Affenbrotbaumes ausruhten.

Besonders unsere weiblichen Elefantenwaisen sind erpicht darauf, die wilden Herden kennen zu lernen, besonders wenn sie kleine Kälber dabei haben. Während Sagala, Mashariki und Rorogoi immer darauf warten, dass die wilden Herden den ersten Schritt machen, hat Tamiyoi kein Problem, sich selbst bei den wilden Artgenossen vorzustellen. Sie und Pika Pika sind manchmal so vertieft in die neuen Begegnungen, dass sie gar nicht merken, wie sie langsam von der wilden Herde „mitgenommen“ werden. Aber wenn die Keeper ihre Namen rufen, kommen sie wieder zurück. Ihre Extrovertiertheit wird ihnen bei der Auswilderung mit Sicherheit zugute kommen, aber jetzt sind sie noch viel zu jung, um mit wilden Herden mitzuziehen. Kenia, Ishaq-B und Ndii würden es außerdem nicht zulassen, dass eine wilde Herde die kleine Pika Pika mitnimmt. Sie ziehen den sicheren Abstand von den wilden Elefanten vor und man sieht sie meistens mit Pika Pika in ihrer Mitte ein wenig abseits stehen.

Ndiis Besessenheit um Pika Pika hat diesen Monat einen neuen Höhepunkt erreicht. Eines Nachmittags „erwischte“ sie Ishaq-B beim Grasen mit Pika Pika und hatte einen richtigen Eifersuchtsanfall. Sie griff sich Ishaq-B’s Schwanz und wollte nicht mehr ablassen – und zum Schluß biß sie ihr die Schwanzspitze ab! Alle waren erschrocken, dass die Situation so eskalierte, sogar Ndii selbst. Sie begriff sofort, dass sie eine Grenze überschritten hatte, zog sich beschämt zurück und blieb für mehrere Stunden in einer selbst auferlegten Auszeit. Noch faszinierender war, dass Ishaq-B es ihr nicht nachzutragen schien. Die beiden schienen nach dem Vorfall noch enger befreundet als vorher, und Ndii ist seitdem viel freigiebiger, wenn es um Pika Pika geht.

In Kenias 9-rüsseliger Herde, die mittlerweile die meiste Zeit alleine im Busch verbringt, ist Tundani der einzige Bulle, aber das scheint ihn nicht zu stören. Er ist ein sehr ruhiger Bulle und ein gutes Vorbild für die Jüngeren. Er ist nach wie vor auch der Einzige, der sich traut, durch den Elektrozaun hindurch das Gras zu fressen, das um das Stallgelände herum wächst. Als Kenias Herde zurückkam, mußte Arruba die Aufsicht für Pika Pika wieder abgeben. Und auch, wenn sich Arruba den älteren Kühen unterordnet, hat sie sehr gute Führungsqualitäten. Die gleichaltrige Mudanda dagegen ist eher launisch, und wenn sie wieder mal einen Rappel hat, schafft es Arruba, sie mit einem sanften Stups mit ihren Stoßzähnen, sie wieder von ihrem hohen Roß herunter zu holen. Ndoria, vormals bekannt als berüchtigte Schwanzbeisserin, scheint wie verwandelt und hat diese nervige Angewohnheit abgelegt. Aber die Waisen haben ihre Mätzchen noch nicht vergessen. Während eines Schlammbad wollte sich Ndoria an Arrubas Hintern schubbern. Arruba schien wohl zu befürchten, dass sie gebissen würde, wenn sie sich weigerte und blieb wie angewurzelt stehen, bis Ndoria mit Schubbern fertig war und weiter lief!

Die Keeper nennen Ndotto den Popstar der Voi-Herde, weil er so beliebt und umtriebig ist. Wenn er nicht mit Arruba spielt, ist er mit Mbegu beschäftigt, mit dem er seit den Tagen in der Nursery befreundet ist. Außerdem ist Ndotto der mittlerweile einzige Elefantenfreund von Ivia, unserem Büffelwaisen. Ivia war vorher immer nur mit Ngilai zusammen, aber Ndotto läßt jetzt sogar das Suhlen aus, um mit dem Büffel Zeit zu verbringen. Sie schienen ein eine stille Übereinkunft zu haben, dass die Vormittage und Nachmittage zum gemeinsamen Fressen reserviert sind, denn sowohl Elefanten als auch Büffel müssen in der Trockenzeit zu allererst dafür sorgen, dass ihr Pflanzenfressermagen immer gut gefüllt ist. Die Stunde nach der Suhle ist für Spielen und Ringen vorgemerkt. Mgebu versucht auch manchmal mitzumachen, aber Ivia ignoriert sie. Mbegu ist um einiges größer als Ndotto und Ngilai, vielleicht sucht der Büffel sich seine Spielgefährten nach der Größe aus? Es gibt auch einen Elefantenwaisen in der Gruppe, der sich besonders freut, dass Ivia sich jetzt mehr für Ndotto als für Ngilai interessiert, und das ist Emoli. Er und Ngilai sind jetzt wieder unzertrennlich.

Cheza, unser anderes Büffelwaise, zeigt null Interesse an den Elefanten. Sie ist eher an männlichen Artgenossen interessiert. Aber die wilden Büffel sind zur Zeit noch im südlichen Zipfel von Voi, also muss sie sich noch ein wenig gedulden. Aber je trockener es wird, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass die wilden Büffel wieder in Richtung Stallgelände kommen, besonders zum Saufen. Das wird eine interessante und wichtige Phase der Auswilderung für Cheza und Ivia! Seit Diria, unser Zebrawaise, seinen Freund Nzuki an ein Rudel Löwen verloren hat, weicht er den Keepern nicht von der Seite. Wir hoffen, dass er langsam wieder mutiger wird, aber momentan weicht er besonders Keeper Peterson nicht von der Seite.

Während Ndotto und Ngilai eigentlich jede Tierart zum geselligen Beisammensein recht ist, sind Lasayen und Murit nur an wilden Elefantenbullen interessiert. Sie fordern sie zu Ringkämpfen heraus, aber von den wilden Kühen halten sie sich respektvoll fern! Godoma und Pika Pika sind die Wasserratten in der Voi-Herde und lassen eigentlich keine Gelegenheit zum Baden und Suhlen im Schlamm aus. Sie werden dann auch regelrecht territorial und lassen niemand in „ihr“ Revier. Selbst die wilden Zebras, die einfach nur am Ufer saufen wollen, werden verscheucht! Godoma ist immer noch die beste Freundin von Mbegu und außerdem ihre Stellvertreterin. Mbegu ist die unangefochtene Leitkuh der jüngeren Waisen, aber ab und zu gestattet sie Tagwa, Tamiyoi und Sagala, die Herde anzuführen. Wir freuen uns, wie in dieser großen Herde mit vielen großen Persönlichkeiten jeder seine Rolle gefunden hat!

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: Mai 2021

Der Mai war sehr ruhig in Ithumba – bis zum 26., als Maisha und Nabulu aus Nairobi ankamen. Alle waren außer sich vor Freude, und ganz besonders ihre ehemaligen Freunde aus der Nursery. Die Wiedervereinigung mit Ambo, Musiara, Sattao und Dololo war wundervoll – wie sie so dastanden, ihre Rüssel eng verschlungen und leise kollernd. Diese alten Freundschaften haben Maisha und Nabulu mit Sicherheit geholfen, sich so schnell einzuleben. Während es in Nairobi kalt und grün ist, wird es in Ithumba immer heißer und trockener, für die beiden jungen Kühe waren die ganzen neuen Gerüche und Eindrücke sicher überwältigend!

Für Maisha bedeutet die Ankunft in Ithumba eigentlich eine Rückkehr nach Hause. Sie wurde 2017 in Tsavo-Ost gefunden, als Überlebende einer schlimmen Dürreperiode. Sie und Nabulu haben sich wahnsinnig eingefügt. Schon am zweiten Tag waren sie die Ersten, die morgens aus dem Stall kamen und direkt in Richtung Busch marschierten. Die Keeper mussten sie erst einmal einbremsen, denn sie sind noch viel zu klein, um schon auf eigene Faust in den Busch zu ziehen. Aber sie durften abends ihre Herde auf dem Heimweg anführen!

Der Hauptgrund, unsere Waisen aus Nairobi irgendwann nach Tsavo-Ost zu bringen, ist natürlich, dass sie langsam aber sicher Kontakt zu Ex-Waisen und wilden Elefanten haben und von den Älteren zu lernen, wie das Leben in der Wildnis und innerhalb der Elefantengesellschaft abläuft. Am letzten Tag des Monats kamen Ex-Waise Zurura und ein wilder Freund auf einen Abstecher vorbei. Zurura ist inzwischen 15 Jahre alt und wirklich ein stattlicher Bulle geworden! Maisha und Nabulu waren richtig nervös, als sie ihn zum ersten Mal aus der Nähe sahen! Aber Zurura ist sehr lieb und ruhig und stellte sich vor, als sie beim Luzerne fressen waren. Er führte sie anschließend zur Tränke, wo schon die anderen Waisen warteten.

Maisha und Nabulu mussten sich aber trotzdem erst an die Hitze in Ithumba gewöhnen, und es war diesen Mai ungewöhnlich heiß, so dass sogar die Alteingesessenen alles langsamer angehen ließen. Anfang Mai hatte es ein paar kleine Schauer gegeben, aber der Rest des Monats war entweder kalt und windig oder heiß und trocken. Während die meisten Elefantenwaisen nur an sonnigen Tagen in die Suhle steigen, findet man Ex-Waise Kanjoro eigentlich bei jeder Wetterlage im kühlen Naß.

Mutaras Herde Ex-Waisen war ebenfalls in der Nachbarschaft geblieben, wahrscheinlich wegen ihrer Besessenheit um den kleinen Dololo. Nach dem Regen waren sie kurz verschwunden, aber Ex-Waise Kalama übernahm diesen Posten. Sie ist jetzt zwölf Jahre alt und wurde so etwas wie eine große Schwester für die Waisen. Sie begleitete sie überall hin, bis Mutaras Herde am 16. Mai zurückkam. Die Keeper wissen, dass Mutara nur ein Ziel verfolgt: So viel Zeit wie möglich mit ihrem Liebling Dololo zu verbringen. Wir wissen nicht, woher die Fixierung auf Dololo kommt. Am Alter kann es nicht liegen, denn Musiara und Sattao sind im gleichen Alter, aber werden meistens keines Blickes gewürdigt! Mutara hatte in der Vergangenheit immer wieder versucht, Dololo zu entführen, aber diesen Monat gab es keinen Grund zur Sorge.

Diverse Ex-Waisen kamen diesen Monat im Stallgelände vorbei: Kithaka mit Orwa, Garzi und Lemoyian sowie Kalama, Melia, Chemi Chemi, Kibo, Kilaguni und Kandecha. Besonders gefreut haben wir uns, als der 13-jährige Meibai eines Morgens auftauchte. Seit seinem letzten Besuch ist es schon eine ganze Weile her und er sah wunderbar gesund und glücklich aus. Klein Mundusi lief schnurstraks auf ihn zu und begrüßte ihn ohne jede Scheu.

Barsilinga, Olsekki und Tusuja machen inzwischen eher ihr eigenes Ding. Sie verbringen den Vormittag gemeinsam beim Futtersuchen und treffen die anderen später entweder an der Suhle oder an den Stallungen wieder. Barsilinga und Tusuja sind absolut unzertrennlich, und Olsekki scheint an pubertärem Übermut zu leiden. Er legt sich mit allen in der Waisenherde an und provozierte einmal sogar Ex-Waisenbulle Tomboi. Der ist mittlerwile 18 Jahre alt und hätte (nach Olsekkis Geschmack) einen optimalen Sparringpartner abgegeben. Aber Tomboi hat den 7-jährigen Jungbullen komplett ignoriert. Der 11-jährige Chemi Chemi hat nicht so viel Verständnis und verscheuchte Olsekki in den Busch.

Die jungen Bullen sind eigentlich fast nur mit Kräftemessen (und Futtersuche) beschäftigt. Kauro hat sich dabei wahrscheinlich auch einen Muskel gezerrt, aber so plötzlich sein Humpeln auftauchte, war es nach ein paar Stunden auch schon wieder verschwunden. Pare spielt am liebsten mit Mundusi und Karisa, hat aber auch eine Schwäche für die jüngsten Bullen: Als Musiara und Mapia kämpfend im Wasser landeten, entschied er sich, dazwischen zu gehen. Mapia verzog sich, sobald er den großen Bullen kommen sah, und Musiara streckte seinen Rüssel nach Pare aus, so als ob er ihm danken wollte. Wie bei den Menschen, gibt es Elefanten, die sich auf Anhieb verstehen und beste Freunde werden, während bei anderen die Chemie einfach nicht stimmen will. Mapia und Esampu fallen definitiv in letztere Kategorie. Wann immer sie aufeinander treffen, gibt es Streit!

Ganz zu Beginn des Monats waren Ambo und seine „große Schwester“ Kamok immer wieder weggeschlichen, bevor die Herde abends den Heimweg antrat. Es war offensichtlich, dass sie etwas ausgeheckt hatten, denn sie ließen sich immer wieder hinter der Herde zurück fallen, so dass sie sich irgendwann unbemerkt absetzen konnten. Die Keeper stört es nicht, wenn „Klasse 5“ aus dem hinteren Stall ihre Freiheit austestet, aber Ambo ist noch viel zu jung dafür.

 

Monatsbericht für die Kibwezi-Gruppe in Umani Springs: Mai 2021

Der Monat begann mit einer Hiobsbotschaft, denn Luggard starb am 11. Mai. Sein Tod war plötzlich, auch wenn er schon immer gesundheitlich beeinträchtigt war. Im Alter von nur 4 Monaten ist er im Kugelhagel nur knapp dem Tod entronnen, er trug allerdings schlimme Verletzungen davon. Besonders sein Bein war lebenslänglich kaputt. Aber er hatte ein Löwenherz und ein sonniges Gemüt und war uns in den letzten fünf Jahren eng ans Herz gewachsen. Auch in Umani starb er in Gesellschaft all jener, die ihn so liebgewonnen hatten. Am Tag nach seinem Tod konnte man die große Trauer spüren, die über der kleinen Herde in Umani Springs hing. Selbst die „Nachtschwärmer“ kamen zum Trösten ins Stallgelände. Es schien als wußten sie schon früh am Morgen, was passiert war. Sie kamen nicht so unbeschwert wie sonst, sondern gingen langsam zu Lima Lima, Murera und dem Rest der Herde, die traurig in einer kleinen Gruppe beisammen standen und kollerten. Einige Zeit später schienen Lima Lima und Murera deutlich gefaßter, aber sie fraßen mit hängenden Köpfen und pusteten nur gelegentlich den Staub auf. Die Keeper waren froh, dass die Herde in dieser schweren Zeit zusammen trauerten und sich gegenseitig trösteten.

Luggard hatte eine Lieblingsakazie direkt vor dem Stallgelände und die Waisen sind in den Tagen nach seinem Tod immer wieder zu diesem Baum gegangen, haben sich eine Weile in seinen Schatten gestanden und mit ihren Rüsseln seine Rinde berührt. Lima Lima war eines Tages verschwunden und die Keeper fanden sie unter der Akazie, die wir jetzt „Luggards Baum“ nennen. Am gleichen Abend versammelten sich auch Jasiri, Faraja, Ziwa, Ngasha und Alamaya unter dem Baum. Die „Nachtschwärmer“ haben nicht wirklich viel Zeit mit Luggard verbracht, aber schienen ihn auch zu vermissen. Unser kleines Löwenherz war erst ein Jahr in Umani Springs gewesen und hat trotzdem eine große Lücke hinterlassen.

Vielleicht lag es daran, dass die Herde nach Luggards Tod besonders verletzlich war, aber die „Nachtschwärmer“ blieben diesen Monat immer in der Nähe, um auf die Waisen aufzupassen. Am 21. Mai verbrachte ein wilder Elefantenbulle den Tag mit den Umani-Waisen. Er war sehr freundlich, aber Jasiri fühlte sich irgendwie bedroht und versuchte ihn, zusammen mit Ziwa und Faraja, zu verscheuchen. Der Bulle kam aber am nächsten Tag wieder und hatte noch zwei Freunde dabei. Und wieder verscheuchten die „Nachtschwärmer“ die wilden Besucher. Entweder waren sie beschützerisch oder eifersüchtig, dass die wilden Bullen ein Auge auf die jungen Kühe in der Umani-Herde geworfen hatten! An einem anderen Nachmittag kam ein weiterer Bulle und hoffierte Sonje. Er versuchte sogar, sie davon abzuhalten, abends ins Stallgelände zu gehen. Vermutlich wollte er sie zu einem kleinen nächlichen Ausflug in den Busch überreden. Aber Sonje war irritiert und trompetete nervös. In Sekundenschnelle waren die “Nachtschwärmer” zur Stelle und verjagten den Bullen, während Ziwa Sonje ins Stallgelände begleitete.

Trotz der guten Absichten unserer “Nachtschwärmer” scheinen einige unserer jungen Kühe von den wilden Besuchern angetan! Lima Lima hat sich in einen wilden Bullen verguckt, der die Herde für einige Tage in Folge besuchte. Wir konnten sie dabei beobachten, wie sie ihn überredete, mit den Waisen in der Suhle zu spielen und verschwand auch einige Zeit mit ihm im Gebüsch. Die Keeper wußten, dass es ihr ernst war, als sie die Mittagsflasche ausließ, um Zeit mit ihrem hübschen Verehrer zu haben!

Am 24. Mai konnten alle den Verlust von Luggard für einen Moment vergessen und die Aufregung war groß, als der Umzugs-Lkw eintraf und Kiasa, Kiombo und Maktao ausstiegen. Wir sind immer sehr berührt davon, dass die Waisen schon vorher wissen, dass sich im Laufe des Tages etwas ereignen würde, so als ob sie vorher schon mit den Nairobi-Waisen kommuniziert hätten. So auch an diesem Tag! Die Keeper versuchten die aufgeregten Umani-Waisen noch zu bändigen, damit die Neuankömmlinge nicht komplett überwältigt würden. Shukuru hielt es aber irgendwann nicht mehr aus und stürmte auf Kiasa, Kiombo und Maktao zu, und danach gab es ein inniges und freudiges Begrüßungsgewimmel. Sogar die „Nachtschwärmer“ stießen irgendwann dazu und irgendwann hörten wir nur noch Kollern und Trompeten.

Während die jungen Kühe überglücklich waren, eine junge Kuh (Kiasa) in ihrer Mitte begrüßen zu können, haben sich Sonje und Lima Lima direkt Maktao und Kiombo angenommen. Enkesha war erst ein bißchen eifersüchtig, aber verbrachte dann einfach mehr Zeit mit Mwashoti. Murera hat Kiasa direkt adoptiert und wollte niemand anderen an sie heran lassen, außer Lima Lima und Quanza. Zongoloni, die Leitkuh der „Nachtschwärmer“ kam fortan jeden Morgen ins Stallgelände, um nach den Jüngsten zu sehen. Wir ahnten, dass sie ein Auge auf Kiasa geworfen hatte und versuchen würde, sie bei der erstbesten Gelegenheit mitzunehmen! Daher passten die Keeper ganz besonders auf Kiasa auf.

Als der Umzugs-Lkw in Umani-Springs war, trafen die Keeper und Angela Sheldrick die Entscheidung, Shukuru zurück nach Nairobi zu schicken. Sie war in den letzten Wochen wieder sehr lethargisch, meistens alleine und hatte wieder deutlich an Gewicht verloren. In Nairobi konnte sie regelmäßig untersucht und bei Bedarf direkt behandelt werden. Shukuru ist seit Jahren chronisch krank und sie zögerte keinen Moment, in den Umzugs-Lkw zu steigen, so als ob sie wüßte, dass sie in die Nursery zurückfahren würde.

So traurig der Monat in Umani-Springs begann, so waren wir Ende Mai doch wieder ganz hoffnungsvoll. Luggard fehlt uns sehr und wir warden ihn nie vergessen. Aber die Ankunft der drei Nairobi-Waisen hat die Umani-Waisen gut abgelenkt und wir freuen uns auf den Juni.