Die Waisen im November

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe: November 2019

So wie im Rest des Landes hat es auch in Nairobi heftig geregnet. Alle Bäche und Flüsse im Nairobi Nationalpark sind prall gefüllt und teilweise über die Ufer getreten. Die Waisen hatten daher viele Möglichkeiten zum Baden und Suhlen. Es gibt Unmengen an schlammigen Rutschen und die Elefanten verbringen ihre Zeit hauptsächlich in der Horizontalen. Zur mittäglichen Besucherstunde haben sie es derzeit nur auf ihre Milchflasche und das frisch geschnittene Grün abgesehen.

Wenn es regnet sind sie normalerweise nicht so begeistert, aber sobald er nachlässt kann mit dem Baden begonnen werden. Bei Sattao, Musiara, Maktao, Larro und Kiasa sind die Spielchen sehr übermütig; sie alle lieben es durch das Wasser zu rennen und bei jedem Geräusch zu Trompeten. Sogar Luggard versucht mitzumachen und die anderen nachzuahmen. Larro ist eine besonders große Wasserratte. Wie ein kleiner Lurch watet sie in den Schlamm, bis man nur noch ihren Rüssel wie einen Schnorchel herauslugen sieht. Klein Ziwadi bleibt dem Trubel lieber fern und frißt weiter Grünzeug und säuft an der Tränke. Aber sie traute sich diesen Monat schon an die rutschigen Hügel – ein großer Fortschritt für sie. Ziwadi hatte einige nächtliche Anfälle diesen Monat, aber ansonsten scheint es ihr gut zu gehen. Wegen ihrer Krankheit braucht sie viel Aufmerksamkeit von den Keepern und sie hängt mittlerweile sehr an ihnen. Es ist wirklich rührend, zu sehen, wie sicher und behütet sie sich bei ihrer Menschenfamilie fühlt. Sie ist allerdings auch sehr clever und hat mittlerweile ein paar Tricks heraus, wie sie vor der Fütterung an ihre Milchflasche kommt!

Fast alle älteren Kühe kümmern sich am liebsten um den kleinen Roho, aber der scheint nur Augen für Maisha zu haben. Das scheint daran zu liegen, daß Maisha einen großen Mutterinstinkt entwickelt hat! Roho liebt es, an ihrem Ohr zu saugen, und wir freuen uns, daß Maisha seine Babylaunen gar nicht zu stören scheinen und sie ihn geduldig gewähren läßt. Als der Regen besonders heftig war, durften Ziwadi und Roho nicht mit den anderen hinaus, denn in ihrem Alter sind sie noch sehr empfänglich für Lungenentzündungen. So kam es, daß Maisha eines Tages bemerkte, daß Roho nicht wie sonst hinter ihr lief und sie rannte mit Tagwa zurück zum Stallgelände. Die beiden Kühe zogen an Rohos Stalltüre bis sie sich öffnete und den Keepern blieb nichts anderes übrig, als Roho trotz des schlechten Wetters hinaus zu lassen. Sie zögerten noch eine ganze Weile, denn ohne den natürlichen Witterungsschutz der Mutter, ist ein Elefantenbaby den Elementen völlig ausgeliefert. Aber sie wogen sein psychologisches Trauma gegen die gesundheitlichen Risiken ab und ließen ihn schließlich gehen. Babyelefanten brauchen so viel Aufmerksamkeit und sein Seelenglück war in diesem Moment wichtiger.

Wann immer Dololo in der Nähe der Jüngsten ist, müssen wir ein Auge auf ihn haben. Einmal jagte er den kleinen Roho und versuchte, ihn von hinten zu besteigen, aber Kiombo ging glücklicherweise dazwischen und bestrafte Dololo. Er schubste ihn, so daß Roho zu Nabulu flüchten konnte, den einzigen anderen Elefant, der gerade in der Nähe war. Es dauerte aber nicht lange und Maisha war zur Stelle und nahm sich ihres Schützlings wieder an. Kiombo hängt immer noch sehr an Nabulu und folgt ihr überall hin. Sie scheint sich an ihrem kleinen Schatten nicht sonderlich zu stören.

Einen anderen Zwischenfall gab es mit Luggard und Ziwadi als sie eines Tages ihre Milch früher als geplant abholen wollten. Kurz vor der 9-Uhr-Fütterung seilten sie sich langsam vom Rest der Herde ab, der noch im Wald graste. Sie hatten den Plan, sich zum Stallgelände zurück zu schleichen, wo sie auf die Keeper mit der Schubkarre trafen. Die Beiden trompeteten triumphierend und erwarteten beim Anblick der Schubkarre, hier und jetzt gefüttert zu werden! Luggard rannte hinter dem Keeper her und zog ihm am Bein, weil der nicht anhalten wollte. Der hielt an und versuchte Luggard zu erklären, daß er warten und Geduld haben soll. Aber Luggard griff sich einfach eine Flasche und begann, gierig zu saufen. Ziwadi hatte Glück, denn der Keeper entschied, daß sie auch ihre Flasche haben sollte, jetzt da Luggard seine trank. Und so war es den ausgebufften Babys gelungen, ihre Milchflaschen vor allen anderen zu bekommen.

Maktao kann manchmal auch ein echter Störenfried sein, wenn er seine Launen hat. Diesen Monat überredete er Musiara, das Fressen abzubrechen und stattdessen mit ihm zu spielen. Mukkoka ist der schnellste Läufer in der Nursery und ist gerne als Erster bei der Milchfütterung. Einmal, an einem sehr regnerischen Tag, kam Mukkoka wieder einmal angerannt, rutschte auf der Zielgeraden allerdings aus und fiel bäuchlings hin. Aber er rappelte sich schnell wieder hoch, setzte seinen Sprint unbeirrt fort und war dennoch als Erster am Ziel!

Unsere Nashörner: Maxwell, unser blinder Nashornbulle, kennt nichts schöneres als den Regen und rollt sich dann ausgiebig im Schlamm. Aber sobald die Wolken weiterziehen, legt er sich zu gerne auf ein Nickerchen in die Sonne. Er ist ein echtes Gewohnheitstier und wenn er vom Regen einen Unterschlupf braucht, liegt für ihn immer weiches, frisches Heu unter seinem Schauer, wo er sich dann wieder ausruhen und aufwärmen kann. Mit den Elefantenwaisen will er gelegentlich auch spielen und ruft sie besonders morgens oft zu seinem Gatter. Aber die Waisen haben nicht immer Lust auf seine Gesellschaft. Ein Warzenschwein beleidigte ihn eines Tages in seiner Ehre, als es sich an seinem Futter vergriff. Er begann es umherzujagen, bis es ihm schließlich gelang, durch die Gatterstäbe zu entwischen. Weil Max vollkommen blind ist, sind seine anderen Sinne umso stärker ausgeprägt und es ist beeindruckend, wie gut er ohne Augenlicht in diesem Tempo navigieren kann. Sein Gehege sieht bei diesem Wetter miserabel aus, aber ihm gefällt es.

Kiko, unser Giraffenbulle tut nach wie vor wie und wann es ihm beliebt und seine Kapriolen sind oft unvorhersehbar. Kiko und Lewa sollen bald umziehen, aber das können wir aufgrund des Wetters erst im Neuen Jahr organisieren, wenn die Regenzeit vorbei ist. Meistens folgt Kiko den Anweisungen der Keeper, aber manchmal hört er überhaupt nicht und dann kann man sich auf den Kopf stellen. Wenn es in den Nationalpark geht, ist er oft verunsichert, selbst wenn die Keeper bei ihm sind. Aber vielleicht wittert er auch Löwen, die niemand sonst wahrnimmt. Seitdem er von den Raubkatzen in seinem Stall angegriffen wurde, kann man ihm das nichtverübeln. Wann immer Kiko in der Nähe ist, hat er auf jeden Fall Vorrang, weil er einen ansonsten einfach über den Haufen läuft! Er ist ein wirklich attraktiver Giraffenbulle, übermütig und spitzfindig, aber auch ein Gewohnheitstier. Er liebt seinen Stall und genießt es, nachts in seinem gemütlichen Lager eingeschlossen zu sein, von wo aus er durch ein Guckloch ins Stallgelände blicken kann, besonders hinüber zu seinem Stallnachbar Luggard.

 

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: November 2019

Als es am 17. November mit regnen begann, hätte fast nichts diesen schönen Tag toppen können – außer, die Geburt von gleich zwei Elefantenbabys! Die Ex-Waisen Edie und Mweya haben Nachwuchs bekommen, den wir Eco und Mwitu nannten. Für die 20-jährige Edie ist es das dritte, in der Wildnis geborene Baby nach Ella (jetzt zehn Jahre alt) und Eden (jetzt 4 Jahre alt). Ihre älteren Sprößlinge sind an diesem Tag wohl bei Emilys Herde geblieben, aber die beiden frischgebackenen Mütter wollten die frohe Kunde offenbar mit ihrer Ersatzfamilie teilen. Die Voi-Waisen, besonders die jungen Kühe, waren natürlich außer sich vor Freude, und boten sich sofort als Kindermädchen an! Für die 18-jährige Mweya ist es in indessen das erste Baby, sie ist ein kleiner Spätzünder, aber wir freuen uns sehr, daß es nun endlich geklappt hat. Wir schätzen, daß Eco ca. 4 Monate und Mwitu etwa 3 Monate alt ist. In der Trockenzeit konnten sie wegen des Wassermangels wahrscheinlich nicht so weite Strecken zurücklegen, aber nach dem Anbruch des Regens gab es wieder genügend Futter und die Babys waren für die weite Wanderung gestärkt. Die Ex-Waisen in Voi wandern in der Trockenzeit meistens in 100-150 Kilometer weit entfernte Gebiete, wo es immer ausreichend Futter gibt.

Ihr Besuch hinterließ auch bei den Voi-Waisen bleibenden Eindruck. Mweya und Edie kamen von nun an fast jeden Morgen und verbrachten den Tag mit den Waisen. Die waren natürlich begeistert davon, Zeit mit den Babys zu verbringen. Bada war so angetan, daß er mit schreien und zetern begann, sobald Mweya und Edie sich entfernten. Nach nur wenigen Tagen gelang es Mweya und Edie zuerst Bada und Nguvu zu „kidnappen“, und sie verbrachten die Nacht mit ihnen im Busch. Nach ein paar weiteren Tagen lockten sie Naipoki, Panda, Lentili und Mbirikani auch mit fort, wahrscheinlich um ein paar zusätzliche Kindermädchen für ihren Nachwuchs zu rekrutieren. Diese nahmen diese neue Aufgabe sehr ernst und gegen Ende des Monats zeigten Nguvu und Naipoki schon wie pflichtbewußt sie waren, als sie Tahri davon abhielten, mit Eco zu spielen.

Kenia und Ndii waren nicht so begeistert, daß ihnen binnen weniger Tage fünf ihrer Herdenmitglieder abhanden gekommen waren. Sie hatten Angst um ihren Leitkuhstatus und führten ihre Herde fortan immer in die entgegengesetzte Richtung, wenn die Ex-Waisen in der Nähe waren. Arruba, Ishaq-B und Lentili hatten die Aufgabe, auf Emoli aufzupassen, und Rorogoi wurde mit Pika Pika betraut. Edie, Eco, Mweya, Mwitu, Nguvu, Bada, Naipoki, Panda, Lentili und Mbirikani kommen immer noch morgens ins Stallgelände und grasen tagsüber in der Nähe. Die Zeit wird zeigen, ob sie nun für immer bei Mweya und Edie in der Herde bleiben, aber dennoch ist es ein großer Schritt zurück in die Wildnis für sie und wir freuen uns mit ihnen. Edie und Mweya sind sicherlich ebenso froh über so viele tatkräftige Kindermädchen.

Erst kurz bevor Mweya und Edie aufgetaucht waren, hatten die Keeper Kenia, Ndii, Kihari und Panda nachts nicht mehr in ihren Ställen eingeschlossen, so daß sie sich über Nacht frei in und um das Stallgelände bewegen konnten. Zu dieser Zeit waren sie morgens aber immer pünktlich zur Fütterung da.

Jetzt, da Naipoki in Edies und Mweyas Herde als Kindermädchen angeheuert hat, freut sich Mbegu um so mehr, daß sie Pika Pika endlich für sich ganz allein hat. Ndotto und Lasayen können von den schlammigen Pfützen nicht genug bekommen, von denen es jetzt nach dem Regen unzählige in Tsavo gibt. Die Waisen sind manchmal überwältigt von der Auswahl an Suhlen, die ihnen an den Tagen zwischen dem Regen zur Verfügung stehen. Rorogoi und Ngilai sind ebenso richtige Wasserratten und spielen am liebsten in den vom Wasser erodierten Gräben im Boden. In manchen Gegenden ist das Gras inwischen so hoch wie die Elefanten und wir müssen zugeben, daß der Park lange nicht so wunderschön war. Der Regen ist dieses Jahr großflächig und großzügig gefallen, der Voi-Fluß ist teilweise über die Ufer getreten und hat viele Gebiete überflutet, so daß dort auch die Vegetation wieder zu sich kommt.

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: November 2019

Die Ankunft und der geschäftige Nestbau der Webervögel ist immer ein gutes Zeichen, daß die Regenzeit kurz bevor steht. Auf diesen Boten der Natur war auch dieses Mal Verlaß – die kurze Regenzeit begann Anfang Oktober und dauerte den ganzen November hindurch. Es dauerte nicht lange und der Bereich um die Suhle, wo die Waisen auch ihre Mittagsmilch bekommen, war bald mit klarem, frischen Regenwasser gefüllt. An den besonders heißen Tagen, zwischen den Schauern, wenn der Himmel strahlend blau war, wurde aus diesem Stausee das perfekte Freibad für die Ithumba-Waisen. Endlich konnten sie wieder einmal richtig baden, so mit untertauchen und allem was dazu gehört. Ihre Rüssel benutzten sie als Schnorchel und sie konnten nicht genug davon bekommen, zu spielen, sich im Wasser hin- und herzuschmeißen, sich umherzurollen und aufeinander aufzusteigen – mit dem Vorteil, daß ihre Spielgefährten in diesem natürlichen Swimmingpool ordentlich Auftrieb hatten.

Wir haben in Ithumba noch nie so viel Wasser gesehen. Jedes Wasserloch, jeder Damm und jeder Flußlauf ist prall gefüllt und das ist natürlich auch sehr gut für die Vegetation und den Boden. Für unsere zwei- und vierbeinigen Familienmitglieder in Voi bedeutete das Wetter allerdings auch manchen durchnäßten Tag.

Wie sie wahrscheinlich schon wissen, kam die größte Nachricht in Ithumba diesen Monat in der Gestalt eines winzigen Elefantenbabys. Am 19. November brachte Wendi ihr Neugeborenes, die kleine Wema, um sie den Keepern vorzustellen. Ihre mittlerweile vierjährige Erstgeborene, Wiva, und die Ex-Waisen Kinna und Yatta mit ihren Babys Kama, Yoyo und Yetu, Lenana, Naserian, Vuria, Challa, Makena und Ex-Waisenbulle Zurura waren auch dabei. Sie blieben nur wenige Tage, was den Keepern bestätigte, daß sie den Nachwuchs in der Tat einfach nur dem Rest der Ersatzfamilie vorstellen wollten. Das ist ein Ritual nach fast jeder Geburt geworden. Wendi wurde ihrerseits im September 2002 gerettet. Sie war damals noch rosa hinter den Ohren, aber ihre Winzigkeit und ihr zartes Alter hielten sie nicht davon ab, zu einen der größten Charakter in der Geschichte unseres Trusts zu werden und auch weit über ihre Zeit nach der Auswilderung hinaus. Wema bedeutet „Güte“ auf Swahili, was fast ironisch scheint, wenn man sich den ausgebufften Charakter ihrer Mutter anschaut! Sie blieben ein paar Tage in der Gegend und wir haben und die Kindermädchen einige Male gesehen, aber gegen Ende des Monats sind sie weitergezogen – vermutlich, weil sich wieder Löwen in der Nähe aufhielten.

Die haben wir am 23. November bemerkt, als sie versuchten, Karisa anzugreifen, der sich über Nacht vor dem Stall aufhielt und nicht einsperren lassen wollte. Eine Weile zu vor hat er gekränkelt und war mit Antibiotika behandelt worden – aus Angst vor einer weiteren Spritze wollte er vermutlich nicht in den Stall zurück. Kurz nach 21 Uhr versuchten die Löwen, ihn anzugreifen, aber glücklicherweise hörten die Keeper seine Hilfeschreie und konnten rechtzeitig eingreifen. Sie rannten zu ihm und sahen, wie drei Löwen ihn umzingelt hatten, von denen Einer bereits einen Angriff startete. Mit ihren blendenden Taschenlampen und viel Geschrei konnten sie die Raubkatzen verscheuchen und Karisa wurde schnell zurück in den Stall gebracht – was er jetzt auch ohne Murren akzeptierte. Der Arme trug eine kleine Verletzung am Hals und seinem linken Ohr davon, aber der Tierarzt, der sich die Wunden am nächsten Tag ansah, befand, daß diese zum Glück nur oberflächlich waren. Ein großer Dank gebührt den Keepern und ihrem beherzten und schnellen Eingreifen.

Obwohl es Karisa am nächsten Tag gut ging und er ohne Probleme seine Milchflasche trank, war der Rest der Herde sichtlich nervös (zurecht!) und wich den Keepern kaum von der Seite. Die Keeper forderten die Unterstützung von zwei unserer Anti-Wilderer-Einheiten an, bis sich die Nervosität wieder ein bißchen gelegt hatte. Das dauerte ein paar Tage und dann zog wieder der Alltag ein: Die Waisen grasten im Park und tranken ihre Milch. Kithaka und seine „Rebellenherde“ inklusive Garzi, Lemoyian und Turkwel entschieden sich, für den Rest der Herde bei den Waisen und ihren Keepern zu bleiben und kamen jeden Abend um exakt die gleiche Zeit ins Stallgelände.

Von diesem Zwischenfall mit den Löwen einmal abgesehen hatten die Waisen einen wunderbaren November. Es gab viel frisches Wasser und Futter. Die jüngeren Waisen wie Namalok und Esampu konnte man oft dabei beobachten wie sie auf Felsen kletterten, um an die höher hängenden, aber viel saftigeren Blätter in den Bäumen gelangen zu können. Wann immer es regnete rollten sie sich ausgiebig auf der nassen Erde, schmissen den Schlamm in die Luft und auf ihren Rücken, um sich abzukühlen.

Am 8. November freuten wir uns über ein Wiedersehen mit Galana, Gawa, Loijuk, Baby Lili, Lenana, Makireti, Kilabasi, Teleki, Makena, Sunyei mit Siku und Ithumbah. Sie kamen erst spät abends, als die Waisen schon in ihren Ställen schliefen. Wir hatten die Herde mehrere Monate nicht gesehen und freuten uns, daß sie die Trockenheit gesund und gut überstanden zu haben schienen. Im Verlaufe des Monats sichteten wir den 14-jährigen Zurura mehrfach, meistens mit Yatta und Wendis Herde, bis er es sich mit Kinna verscherzte und sie ihn verscheuchte. Am 6. November sahen wir auch den 16-jährigen Tomboi wieder.

Olsekki und sein Freund Siangiki sind und bleiben die zwei besten Freunde und scheinen unzertrennlich. Mundusi zettelt immer noch gerne Ringkämpfe an, denn er ist der verspielteste junge Bulle in der Herde. Leider ist er nicht der beste Ringer und verliert meistens. Er sucht sich oft ältere und damit körperlich überlegenere Gegner aus, aber vielleicht braucht er gerade diese Herausforderung, um stärker und besser zugleich zu werden! Er spielt einfach mit jedem. Sogar als seine Freunde eines Tages weit weg im Busch waren, blieb er zurück um Klein Yoyo, Yattas jüngstes Kalb, herauszufordern. Der war natürlich sehr selbstbewußt, weil er seine Mutter in der Nähe wußte und sich oft unter ihrem Bauch verstecken konnte. Einmal brachte Mundusis Verspieltheit in Schwierigkeiten, als er aus dem Nichts auftauchte und Naseku schubste. Naseku war erschrocken und sah den Angriff eines jüngeren Bullen als Affront. Mundusi war bereit für den „Kampf“, aber als es langsam härter und verbissener wurde, musste er aufgeben und rannte vor der wütenden Naseku auf und davon!

Barsilinga haben wir diesen Monat wieder humpeln gesehen. Er war vor einiger Zeit auf einen Stock getreten, der sich in seinen rechten Vorderfuß gebohrt hatte. Oberflächlich schien die Wunde verheilt, aber als wir uns die Sohle genauer ansahen, lief Eiter heraus. Wir haben die Wunde gereinigt, grüne Lehmerde aufgetragen und den Tierarzt gerufen, der ihn am nächsten Tag versorgte. Inzwischen geht es ihm wieder viel besser.

Esampu ist immer noch sehr frech. Sie und Sana Sana lieben es, die Gruppe morgens in den Busch zu führen. Esampu und Roi versuchen oft, sich eine Extraportion Milch zu besorgen! Diesen Monat verriet sich Esampu, weil sie einfach neben der Schubkarre mit den Flaschen stehen blieb. Die Keeper erinnerten sie kurz daran, daß sie ihren Teil schon gesoffen hatte und sie fühlte sich ertappt und zog weiter. Roi wiederum gelang es einmal, sich eine volle Flasche zu schnappen und damit zu flüchten. Als die Keeper das Malheur bemerkten, hatte Roi schon fast alles ausgesoffen. Zum Glück hatten sie für alle (diese!) Fälle eine Extra-Flasche dabei, so daß niemand zu kurz kam.

 

Monatsbericht für die Kibwezi-Gruppe in Umani Springs: November 2019

Ziwa ist Anführer der Gruppe Waisen, die die Nächte jetzt im Wald verbringen. Hierzu gehören Faraja, Ngasha und seit Mitte November auch Zongoloni. Vielleicht hatte sie keine Lust mehr, die Nächte im Stall ohne ihren Nachbarn zu verbringen sondern lieber mit den älteren Bullen im Wald. Wer hätte gedacht, daß Ziwa, die noch vor einigen Jahren das Nesthäkchen der Herde war und von Murera und Sonje bemuttert wurde, so schnell so selbstbewußt werden würde? Die kleine lustige Truppe kommt jeden Morgen sehr früh zum Stallgelände zurück, um ihre Milchflaschen abzuholen. Sie stehen dann oft ungeduldig wartend am Tor. Aber manchmal kommen sie auch zu spät und dann wurden ihre Flaschen vielleicht sogar schon von einem gierigen Waisenelefant wie Lima Lima oder Mwashoti ausgesoffen. Die Nächte im Wald tun Ziwa und den anderen sichtlich gut. Sie haben immer gefüllte Bäuche und sehen sehr gesund aus.

Jasiri bevorzugt die Gesellschaft der Herde rund um die Leitkühe Murera und Sonje; es scheint er sieht sich als männlicher Beschützer der Gruppe. Die Nächte verbringt er nach wie vor im Stallgelände. Quanza und Lima Lima haben ebenfalls kein Interesse daran, die Nächte mit Zongoloni und Co. im Busch zu verbringen und bleiben lieber bei Jasiri, Murera, Sonje, Alamaya und Mwashoti. Shukuru ist die Beste darin, die Freigänger zu lokalisieren. Morgens, wenn die Waisen mit den Keepern in den Busch gehen und sich fragen, wo Ziwa und sein Trupp wohl stecken könnten, kommt Shukuru bereits im Schlepptau mit ihnen zurück. Wir waren daran gewöhnt, daß Lima Lima diese Aufgabe inne hat, aber Shukuru hat dieses Talent wohl ebenfalls. Sie hat die Keeper diesen Monat mehrfach überascht, zum Beispiel, als sie die Herde selbstbewußt in die Richtung führte, die sie wollte, und als sie einen Hang bezwang, von dem die Keeper dachten, er wäre zu steil für sie. Die kleine Kuh ist im Kibwezi-Wald richtig aufgeblüht. Sie ist immer noch klein und zierlich, wird aber immer selbstbewußter. Sie hält sich immer noch aus wilden Spielchen heraus und hält sich bei Treffen mit wilden Elefantenherden lieber im Hintergrund, aber sie ist schon deutlich mutiger geworden.

Das ganze Land ist dank der üppigen Niederschläge seit Oktober in sattes Grün getaucht. Im Kibwezi-Wald gibt es noch mehr saftiges Futter als sonst und hunderte Wasserlöcher, die randvoll sind. Der Sumpf ist ebenfalls überflutet und kann jetzt sowohl von den Waisen als auch den wilden Elefanten zum Schwimmen benutzt werden. Nachdem sie ihre Milch ausgesoffen haben, machen sie sich häufig auf den Weg dorthin und verbringen mehr als eine Stunde mit Baden, Spritzen, Umherrollen, aufeinander Aufsteigen und das Wasser mit dem Rüssel schlagen – ganz wie Kinder in einem Swimming Pool!

Am 20. November schien Sonje besorgt um Alamaya zu sein und wich nicht von seiner Seite. Als die Waisen gerade das Stallgelände verlassen wollten, setzte Alamaya sich einfach auf den Boden. Murera und Zongoloni halfen ihm hoch und die Keeper bemerkten, daß er humpelte. Es scheint als hätte er sich beim Toben eine Muskelzerrung zugezogen. Nach ein paar Tagen ging es ihm schon wieder gut, aber es erstaunt uns immer wieder, wie einfühlsam die Waisen spüren, wenn etwas mit einem ihrer Artgenossen nicht stimmt, noch lange bevor es die Menschen bemerken.