Die Waisen im Oktober

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe in Nairobi: Oktober 2020

Dank der üppigen Regenfälle Anfang des 2020, ist die Pflanzenwelt in Nairobi das ganze Jahr verhältnismäßig grün und saftig geblieben, sogar in den letzten Monaten der Trockenzeit. Gerade als es braun und staubig werden wollte, begann auch schon die kleine Regenzeit! Unsere Nairobi-Waisen konnten sich daher das ganze Jahr immer satt fressen und ausgiebig im Schlamm suhlen.

In den letzten Wochen war es – wie immer kurz vor der Regenzeit – sengend heiß, und die Waisen frönten ihrem Bad. Mit dem Regen versiegte die Lust auf das Schlammbaden in der großen Suhle, dafür füllte er jedoch all die kleinen und größeren Pfützen im Wald. Pfützenhüpfen ist das Baden in der Regenzeit und mindestens genau so beliebt. Niemand liebt den Regen jedoch so sehr wie Maxwell, der dann wie verrückt durch sein Gehege rennt. Die Elefantenwaisen gehen es bei Nieselregen eher ruhiger an und konzentrieren sich mehr aufs Fressen als aufs Ringen.

An den regnerischen, kühlen Tagen bleiben die kleinsten und anfälligsten Babys – Bondeni, Kindani, Kinyei und Ziwadi – im Stall, bis es zu regenen aufhört und sie zu den anderen in den Wald gebracht werden. Olorien hat sich sehr an Ziwadi gewöhnt und macht jedes Mal einen Aufstand, wenn sie ihre Freundin an Regentagen zurücklassen muss. Die Keeper bringen sie machmal sogar zurück zum Stall. Roho und Naleku sind zwar die jüngsten Babys in der Gruppe, scheinen das Wetter in Nairobi aber offenbar am besten zu vertragen. Sie stören sich nicht am Regen und haben kein Problem, mit dem Rest der Herde Schritt zu halten. Sie haben den Regen schon immer gemocht und weigern sich sogar, an den kalten Tagen ihre Decken zu tragen. Sie sind regelrecht genervt, wenn die Keeper sie einpacken wollen.

Olorien und Ziwadi sind unzertrennlich und mögen die gleichen Dinge. Am allerliebsten fressen sie. Vom Ringen und Kämpfen halten sie, wie die meisten Anderen, nicht so viel. Wir freuen uns, zu berichten, daß Ziwadi diesen Monat keinen Krampfanfall hatte und hoffen, daß diese Sorge nun der Vergangenheit angehört.

Für Kiombo und Maktao, oder Kiombo und Mukkoka vergeht kein Tag ohne Ringkampf. Maktao ist eigentlich ein recht sanftmütiger Bulle, aber er liebt die Spielchen und ist immer auf der Suche nach einem geeigneten Gegner. Die stets aufmerksamen Leitkühe Maisha und Nabulu haben immer ein Auge auf die jungen Bullen und trennen sie, sobald die Kämpfereien zu lange dauern oder es Zeit, zum nächsten Freßplatz weiter zu ziehen. Wenn die älteren Kühe zu beschäftigt oder schon weitergezogen sind, paßt Maktao auf, daß sie den Anschluß nicht verlieren. Für sein Alter ist er sehr verantwortungsvoll!

Larro entwickelt sich langsam in eine kleine Mini-Leitkuh und die Keeper sind überzeugt davon, daß sie irgendwann ihre eigene Herde anführt. Sie ist unglaublich ruhig und immer freundlich zu allen Waisen, und wegen ihrer Art ist sie meistens auch die Erste, die die Neuankömmlinge begrüßt. Weil ihre Anwesenheit etwas Beruhigend für traumatisierte Waisen hat, werden sie in der ersten Nacht meistens in ihrem Nachbarstall untergebracht. Am 23. Oktober kam ein kleiner Bulle aus Tsavo an, der in jämmerlichem Zustand war. Das kleine Kälbchen war wohl schon einige Zeit ohne seine Mutter unterwegs und in furchtbarem Zustand. Die Keeper brachten Larro in einem Stall neben ihm unter. Dafür mußte sie sogar aus ihrem Stall umziehen, aber das schien ihr nichts auszumachen. Sie war ganz wundervoll und hat die ganze Nacht über mit ihm kommuniziert. Vielleicht hat sie ihm gesagt, daß er hier sicher und in guten Händen ist? In den letzten Wochen hat sie sich ganz besonders um Bondeni, Kindani und Kinyei, die drei Neuankömmlinge gekümmert. Kurz vor der Milchfütterung wartet sie auf die Drei und führt sie dann zum Futterplatz. Larro ist selber gerade mal zwei Jahre alt und trotz ihrer erstaunlichen Mutterinstinkte läßt sie sich auch selber gerne einmal von den Leitkühen Maisha, Nabulu und Kiasa bemuttern.

Bondeni ist ein kleiner Bulle mit großer Persönlichkeit. Wenn er draußen im Wald ist und genug von der Futtersuche hat, rennt er gerne zu seinen Keepern und beginnt sie umherzuscheuchen. Wenn er sie eingefangen hat, fordert er sie auch gerne auf einen kleinen Ringkampf heraus. Die Keeper spielen sehr gerne mit ihm und denken manchmal wehmütig an Kithaka und Ndotto, die einen ähnlichen Charakter hatten – die Beiden sind jetzt in unseren Auswilderungsstationen im Nationalpark Tsavo-Ost auf dem Weg zurück in ein Leben in der Wildnis.

Kiasa hat sich in letzter Zeit sehr gut benommen, bis auf einige Ausnahmen um die Fütterungszeiten. Sie scheint sich sehr gerne um Kindani und Olorien zu kümmern. Naboishu hat sich auch gut eingelebt und ist integraler Bestandteil der Herde geworden. Er spielt am liebsten mit Mukkoka und Roho, ist immer noch versessen auf seine Milchflaschen und bei Weitem der Lauteste in der Nursery-Gruppe. Die Keeper hören ihn schon aus der Ferne, wenn er schon im Wald wie verrückt zu Trompeten beginnt, bevor er zum Endspurt auf seine Flasche ansetzt.

Unsere Nashörner: Maxwell hat das Wetter diesen Monat, wie schon gesagt, sehr genossen. Sogar wenn es bewölkt war, suhlte er ausgelassen im Schlamm. Am Ende des Tages kehrte er zufrieden in sein Nachtlager zurück und fraß die frischen Zweige, die für ihn bereit gelegt wurden. Sie liegen immer an der gleichen Stelle und er sortiert sie mit seinem Horn aus – seine Lieblingszweige nach oben und die weniger leckeren an die Seite. Er begegnete diesen Monat auch erstmals dem verspielten kleinen Bondeni, als der mit einem Scheinangriff zum Spielen herausfordern wollte und dann Reißaus nahm. Maxwell stand eine Weile verwundert da und schlenderte dann zurück zu seinen Luzernepellets. Währenddessen trommelte Maisha alle Waisen zusammen und führte sie in den Busch.

 

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: Oktober 2020

Ende des Monats gab es ein wenig Nieselregen und wir hoffen auf richtige Niederschläge im Novemer. In anderen Teilen des Nationalparks Tsavo-Ost hat die Regenzeit schon begonnen und damit ziehen die wilden Elefantenherden wieder weg aus dem Gebiet um den Msinga-Berg, dorthin, wo bereits frisches Grün wächst. Es gab diesen Monat trotzdem viele Begnungen zwischen den Elefantenwaisen und wilden Artgenossen und die beliebtesten sind ohne Zweifel die mit Nachwuchs. So gibt es immer wieder neue Spielgefährten oder winzige Babys, die man begrüßen kann. Mbegu, Godoma, Tamiyoi und Sagala nehmen dann strategische Positionen ein, um möglichst schnell zu den wilden Babys zu gelangen, aber nicht immer sind diese Aktionen von Erfolg gekrönt. Manche wilde Herden sind sehr beschützerisch.

Am 7. Oktober bat die mobile tierärztliche Einheit des Sheldrick Wildlife Trust (SWT) und der Kenianischen Wildtierbehörde (Kenya Wildlife Service, KWS) unsere Voi-Keeper um Unterstützung. Ein junger wilder Elefant steckte in einem austrocknenden Wasserloch nahe der Aruba Ashnil Safari Lodge fest. Die Familie des Kälbchens war noch in der Nähe und verständlicherweise sehr nervös über die Ankunft so vieler Menschen. Dem Team gelang es, die Herde vorübergehend abzulenken und das Kälbchen zu befreien. Anschließend konnten sie alle vereint weiterziehen. Wir haben uns sehr darüber gefreut, daß wir mit vereinten Kräften verhindern konnten, daß ein weiteres Elefantenbaby seine Familie verliert.

Emilys Herde Ex-Waisen haben wir das ganze Jahr über nicht gesehen, denn sie halten sich auf der anderen Seite des Nationalparks, in Tsavo-West auf. Edie und Mweya waren im Januar kurz mit ihren Neugeborenen zu Besuch und zogen dann mit ein paar älteren Voi-Waisen weiter. Diese hatten sich als Kindermädchen angeboten und waren bereit für die Wildnis. Daß wir Emily und ihre Herde nicht mehr gesehen haben, liegt mit Sicherheit an den üppigen Regenfällen in Sagala und Kasigau, wo sie gerne grasen und es auch in der Trockenzeit grün geblieben ist und es ganzjährig Sternenbüsche gibt. Aber man weiß nie so genau, wann uns die Ex-Waisen einmal wieder einen Besuch abstatten und wir freuen uns schon sehr darauf.

Kenias Herde, die bis zu dem Löwenangriff auf Nelia und dessen Tod viel unabhängiger geworden war, kam diesen Monat ohne Aufforderung jeden Abend ins Stallgelände zurück. Kenia, Mudanda, Ndii, Mashariki, Ndoria, Tundani, Ishaq-B und Araba verbrachten die Tage mit den Waisen beim Fressen und kamen abends wann immer sie wollten, ins Stallgelände zurück. Mit ihren 13 Jahren ist Kenia auf jeden Fall die Anführerin, wenn alle Waisen beisammen sind. Arruba überläßt dann sogar ihr „Adoptivbaby“ Pika Pika den älteren Kühen Kenia und Ndii, die sich auch um Arruba und Tahri kümmern. Kenia, Ndii, Mashariki, Ndoria, Ishaq-B und Araba sind alle junge Kühe, in besten Alter, um nun selber bald Mütter zu werden – wir rechnen in etwa zwei Jahren mit einem kleinen Baby-Boom!

Eine überraschend enge Freundschaft entwickelte sich diesen Monat zwischen Ngilai und dem Büffel-Waisen Ivia! Das hätten wir von dem eher grummeligen und ein bißchen groben Ngilai nicht vermutet, aber die Chemie bei den Beiden scheint zu stimmen. Ivia steht geduldig da, während Ngilai seinen Rüssel um seinen Hals schlingt und ihn an sich drückt. In der Mittagszeit sucht Ngilai förmlich die Nähe der Büffel, die nach der Mittagsfütterung meist im Schatten eines Baumes bei den Keepern stehen. Wenn er seine Flasche ausgesoffen und gebadet hat, geht er zu Ivia, um mit ihm zu spielen oder zu schmusen. Rorogoi und Godoma mögen es gar nicht, wenn Ivia und Cheza in der Nähe sind. Sie fühlen sich irgendwie unwohl und verjagen sie aus (uns) nicht ersichtlichen Gründen. Aber an einem Tag war es Tundani, der den Büffeln zu Hilfe kam, als ein wilder Elefantenbulle im Teenager-Alter Ivia von der Wassertränke vertreiben wollte. Tundani blockte den wilden Bullen, und als Cheza Ivia zur Seite eilte, waren sie mutig genug, um gemeinsam mit den wilden Elefanten an der Tränke zu saufen.

Emoli wird nächsten Monat vier Jahre alt und es wird deutlich, daß einige der älteren Kühe in der Voi-Herde seinen Überschwung ein bißchen im Zaum halten wollen. Vielleicht machen sie sich Sorgen, daß er sonst irgendwann einmal in Schwierigkeiten gerät. Eines Nachmittags war Emoli immer noch am Wasserloch zugange, als die Herde bereits zum Fressen weitergezogen war. Ein wilder, halbwüchsiger Elefantenbulle näherte sich dem Wasser, um zu saufen, und er versuchte tatsächlich, ihn davon abzuhalten. Und das, obwohl sein Gegenüber um Einiges größer war! Letzten Endes entschied er sich zum Glück dafür, den Rückzug anzutreten, bevor er von dem älteren Elefanten richtig eines auf die Mütze bekam! An einem Morgen später im Oktober sahen wir, wie Mbegu, Godoma und Sagala Emoli umzingelten und ihn so wahrscheinlich versuchten, unter Kontrolle zu halten. Vielleicht hatten sie auch einfach die Nase voll, daß er sich bei der Fütterung immer vordrängelt. Sagala scheint ihn immer im Auge zu haben; wann immer er einen Fehler macht, ist sie immer sofort zur Stelle, um ihn zu berichtigen. Emoli ist berüchtigt dafür, Godoma zu besteigen, und komischerweise hat er es nur auf sie abgesehen und besonders dann, wenn sie auf dem Boden liegt, zum Suhlen zum Beispiel. Aber die Anderen sind schnell zur Stelle und drängen ihn dann weg von ihr. Oder Ngilai lenkt ihn mit einem kleinen Ringkampf ab. Dies alles sind schöne Beispiele, wie die Mitglieder einer Elefantenherde aufeinander Acht geben, Störenfriede disziplinieren und wie effizient alle zusammen arbeiten.

Ndoria ist ein eher stures Mitglied der Voi-Waisenherde. Sie ist berüchtigt für ihre Schwanzbeißereien und andere Eskapaden. Über die letzten Monate hat sie sich schon gebessert, aber die Herdenmitglieder sind immer noch auf der Hut, wenn sie mitten im Getümmel auftaucht oder wenn sie hinter einem Herdenmitglied läuft. Mit der Ankunft von Tagwa und Tamiyoi hat sie sich stark gebessert, aber die Herdenmitglieder trauen ihr noch nicht so ganz. Wann immer sie ins Wasserloch steigt, ergreifen ihre Freunde die Flucht. Die jüngeren Waisen wie Mbegu und Tagwa sind zu klein, um Ndorias Streiche zu erinnern und fühlen sich sichtlich wohl in ihrer Gesellschaft. Mbegu ist auch sichtlich entspannter. Als Tagwa in Voi angekommen war, war Mbegu sehr gemein zu ihr. Aber mittlerweile haben sie sich aneinander gewöhnt. Vielleicht erkennt Mbegu auch Tagwas vorzügliche Führungsqualitäten an? Tagwa hat große Fortschritte gemacht, seit sie das zweite Mal nach Voi zurückgekehrt ist und scheint nun wirklich angekommen zu sein. Zu Beginn schien sie noch lethargisch und unglücklich, aber jetzt rennt sie enthusiastisch zur Milchfütterung und verbringt ihre Zeit am liebsten mit Tamiyoi und Sagala. Bei den Keepern sind sie als „Die drei Musketiere“ bekannt, weil sie kaum ohneeinander anzutreffen sind.

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: Oktober 2020

In Ithumba gab es gelegentliche Nieselregen, Vorboten auf die lang ersehnte Regenzeit. Es wird noch eine Weile dauern, bis die Pflanzenwelt wieder völlig ergrünt ist, und bis dahin bleibt die Gegend um die Ithumba-Auswilderungsstation für unsere Elefantenwaisen, Ex-Waisen und die Wildtiere eine wichtige Quelle zum Saufen und Suhlen. Etwa 30 unserer Ex-Waisen inklusive der vier Babys waren den ganzen Monat in der Nähe.

Kinna und ihre Herde Ex-Waisen kommen fast jeden Morgen zur Luzernefütterung, das ist natürlich ein willkommener Energieschub für die stillenden Mütter, besonders in der Trockenzeit. Zur Herde gehören Kinna mit ihrem Baby Kama, Sunyei mit Baby Siku, Lenana mit Baby Lapa als auch Loijuk mit Baby Lili und die Kindermädchen Melia, Ishanga, Makena, Kilaguni und Chemi Chemi. Gegen Mitte des Monats teilte sie sich die Herde auf. Loijuk, Lili, Melia und Ishanga zogen zusammen weiter und Kinna, Sunyei, Lenana und deren Babys blieben zusammen. An einem Tag sahen wir Makena inmitten einer Gruppe von 40 wilden Bullen. Von einem schien sie besonders angetan zu sein und wir denken, daß sie vielleicht läufig ist.

Die Babys unserer Ex-Waisen sind wunderbare Spielgefährten für unsere Waisen und es ist großartig, zu beobachten, wie gut sie sich verstehen, obwohl sie alle so unterschiedliche Starts ins Leben hatten. Der zweieinhalb Monate alte Lapa ist ein richtiger Schelm und voller Energie. Eines Morgens gingen Naseku und Sattao zu Lapa, um ihn zu begrüßen und er startete einen Scheinangriff. Es sah wirklich zu komisch aus, wie der kleine Zwerg seine Vorderbeine hochhob während er zum Sprung ansetzte, um seine „Gegner“ zu schubsen. Als er auf Olsekki traf, half ihm auch sein Baby-Charme nicht mehr. Olsekki war der Meinung, daß er sich nicht alles erlauben darf und schubste ihn ordentlich.

Die etwas jüngeren Ex-Waisen unter Anführung von Mutara verbrachten die meiste Zeit des Monats in der Nähe der Auswilderungsstation und Zeit sowohl mit den Waisen als auch den anderen Ex-Waisen. Mutara und die anderen waren im Mai nach der langen Regenzeit zurückgekommen. Mutara haben damals mehrere wilde Bullen nachgestellt und wir hoffen auf Nachwuchs in 2022. Auch Orwa, Bomani und Chemi Chemi haben sich Mutara einige Zeit angeschlossen, denn die Drei haben den Großteil der Trockenzeit in Ithumba verbracht. Kainuk war überglücklich, im Mai Mutara und ihre Herde wiederzusehen. Zu gleichen Zeit kamen auch Dololo, Sattao und Musiara aus Nairobi nach Ithumba. Sities, Suguta und Kainuk waren seitdem ganz versessen auf den kleinen Dololo und folgten im überall hin und als Lapa im August des Weges kam, musste Dololo lernen, die Aufmerksamkeit immer mal wieder zu teilen.

Im Mai waren auch Turkwel, Kainuk, Kithaka, Garzi und Lemoyian nach einem halben Jahr wieder nach Ithumba zurück gekommen und haben sich Mutaras Herde angeschlossen. Ihr ehemaliges Herdenmitglied Barsilinga bleibt nach wie vor in der Waisenherde, während seine chronische Infektion im Fuß völlig verheilt. Ab und an hat er sich sich mit Tusuja oder Kauro weggeschlichen, so daß sie als Allererste bei der Mittagsfütterung an der Suhle ankamen!

Am 3. Oktober kamen die Ex-Waisen Melia, Kandecha und Kibo nach langer Zeit einmal wieder vorbei und blieben den ganzen Monat. Die Ex-Waisen Kandecha, Chemi Chemi, Bomani, Kilaguni, Melia und Kibo scheinen sich noch nicht auf eine Herde festgelegt zu haben und pendeln die meiste Zeit, weil sie sich überall wohlfühlen. Kilaguni kam diesen Monat mit dem freundlichen wilden Jungbullen, den die Keeper „Kijana“ nennen; meistens kamen sie zur morgendlichen Luzernefütterung und verbrachten dann die Tage mit den Waisen im Busch. An einem Tag hatten sie auch die Ex-Waisen Zurura und Bomani im Schlepptau und nachdem sie sich später aus dem Staub machten, war Bomani der Älteste mit lauter Elefantenwaisen. Er machte sich gleich zum Oberaufseher und ermahnte jeden kleinen Bullen, der ihm zu nahe kam. Bomani hängt sehr an Orwa und schon nach wenigen Tagen machte er sich auf die Suche und kehrte wenig später mit seiner besseren Hälfte zurück.

Außer Zurura waren auch einige unserer schon älteren Ex-Waisenbullen diesen Monat zu Besuch. Tomboi war mit einem wilden Bullen unterwegs, den die Keeper „Dad“ nennen, eine Art väterlicher Freund der Waisen und Ex-Waisen. Tomboi und Dad tauchten immer wieder zusammen an der Suhle auf. Am 29. Oktober früh morgens schaute Challa mit einem wilden Freund zum Saufen an der Stalltränke auf, und weil er den Ablauf in der Ithumba-Station kennt, blieben die Beiden gleich noch auf einen kleinen Luzerne-Snack. Der 17-jährige Rapsu wurde diesen Monat einmal mit den Ex-Waisen gesehen und kommt ab und zu zum Luzernefressen ins Stallgelände.

Zwischen den jungen Bullen gab es diesen Monat einige Reibereien. Tusuja und Wanjala schaffen fast keinen Tag ohne Ringkämpfe oder andere Kraftspielchen, die meistens unentschieden ausgehen. Jotto scheint auf einer Mission zu sein, den anderen zu vermitteln, daß sie seine Gutmütigkeit nicht mit Schwäche verwechseln sollten und er durchaus für sich einstehen kann, wenn er muss. Enkikwe will beweisen, daß sein kaputtes Bein nicht meint, daß Pare oder Namalok ihn einfach herumschubsen dürfen. Und in der Tat gewinnt er oft die Ringkämpfe, die er anzettelt! Dololo ist zwar ein verwöhntes kleines Nesthäkchen, aber langsam findet er seine Rolle in der Reihe der jungen Bullen. Manchmal fordert er Rapa oder Karisa oder Mapia heraus. Kauro war diesen Monat ein bißchen grummelig und nicht er selbst. Er schubste seine Kumpels Malima und Karisa und sogar den kleineren Ambo herum. Aber Siangiki und Kamok sind glücklicherweise immer in der Nähe und können ihm schnell helfen und ihn trösten. Ambo wird langsam ein bißchen selbständiger und streunt auch mal ein bißchen allein umher. Kamok und Olsekki stecken meistens mit ihren Köpfen zusammen, weil sie wieder irgend eine Meinungsverschiedenheit auszufechten haben. Selbiges trifft auf Kuishi und Mapia zu. Aus irgend einem Grund schubst Kuishi Mapia immer, wenn sie an ihm vorbei läuft. An einem Tag konnte man förmlich ein gehässiges Funkeln in Mapias Augen sehen, weil Kuishi auf einen Dornen trat und daher nicht stänkern konnte. Für die älteren Kühe in der Waisenherde dreht sich momentan alles um Ambo. Da Mutaras Herde mit Dololo beschäftigt ist, haben Siangiki, Roi und Kamok mehr Zeit für Ambo. Der ist nicht so versessen auf die Luzerne, die morgens verfüttert wird und drängelt seine großen „Schwestern“ wie Kamok, daß es nun endlich Zeit wird in den Busch aufzubrechen. An einem Tag stieß ein Teil der Waisenherde, inklusive Ambo, im Busch auf zwei Warzenschweine und sie rannten panisch zu ihren Keepern zurück. Ambo stolperte auf der Flucht, aber Sana Sana und Maramoja kehrten um und halfen ihm zurück auf die Beine. Die beiden jungen Kühe kollerten, um ihn zu trösten und übergaben ihn schließlich an Siangiki, die ihn für den Rest des Tages verhätschelte. Den Keepern ist aufgefallen, daß es Malkia dieser Tage eher ruhig angehen läßt und sich von dem Trubel fernhält. Aber sie hat Freude daran, die Herde an gute Futterplätze im Busch zu führen.

Olsekki und Siangiki werden langsam von der Milchflasche abgesetzt und gehen abends manchmal schnurstraks in ihren Stall, ohne sich ihre Flasche abzuholen. So wie bei Kauro bedeutet das, daß sie jetzt unabhängiger werden und irgendwann vielleicht sogar die Nächte im Wald verbringen. Sapalan und Enkikwe halten die Keeper ordentlich auf Trab. Sie sind immer die Letzten, die mittags ihre Milch bekommen und dann betteln sie um eine Extra-Portion. Aber einmal entschieden sie sich am Nachmittag, schon einmal vorauszugehen, bevor die Herde gemeinsam den Heimweg antrat. Gemeinsam mit Rapa haben sie einen Plan ausgeheckt und sich aus dem Staub gemacht. Die Keeper haben mehr als eine Stunde gesucht, bis sie sie gefunden haben – und die Drei taten so, als wäre rein gar nichts passiert. So fängt es bei den jungen Bullen immer an, wenn sie sich abnabeln. Aber die Drei haben noch gute fünf bis sechs Jahre, bis sie wirklich ausgewildert sein werden.

 

Monatsbericht für die Kibwezi-Gruppe in Umani Springs: Oktober 2020

Die Umani-Waisen waren in den letzten Wochen der Trockenzeit hauptsächlich mit der Futtersuche beschäftigt. Obwohl der Kibwezi-Wald ganzjährig grün ist, war es dieses Jahr ungewöhnlich trocken. Aber am Ende des Monats gab es die ersten ordentlichen Regenschauer und binnen weniger Tage sah man frisches Gras wachsen. Grundsätzlich ist der Kibwezi-Wald ein sicherer Ort für viele Wildtiere, besonders in der Trockenzeit, wenn z.B. Buschfeuer im benachbarten Chyulu-Hills wüten. Wir haben dieses Jahr so viele wilde Elefanten, Büffel und Antilopen gesehen wie noch nie zuvor.

Nach monatelanger Hitze schienen die Waisen sichtlich erleichtert darüber, als sich am 29. Oktober der Himmel verdunkelte und es wenig später in Strömen regnete. Enkesha war zu dem Zeitpunkt gerade auf der Suche nach ihrer Freundin Zongoloni und sichtlich überrascht. Die Waisen wälzten sich ausgelassen im Schlamm und spielten in den Pfützen. Es war eine Freude dabei zuzusehen, wie sie sich innerhalb kürzester Zeit wieder rot verfärbten und ihre Fröhlichkeit war regelrecht ansteckend.

Unser süßer Alamaya hat sich nun wirklich der halb-ausgewilderten Gruppe unserer „Nachtschwärmer“ angeschlossen und zieht jetzt gemeinsam mit Zongoloni, Ngasha, Faraja, Jasiri und Ziwa umher. Den Spitznamen bekam die Gruppe, weil sie die ganze Nacht im Busch verbringen und dann auch ordentlich Krach machen! Die Keeper haben bemerkt, daß Alamayas Selbstbewußtsein deutlich gewachsen ist und er offensichtlich gar keine Angst mehr hat. Im Verlauf einer Woche kommt er mehrere Male mit wenigstens einem seiner Kumpel im Stallgelände vorbei, manchmal sieht man ihn mehrere Tage am Stück gar nicht. In der Regel tauchen sie pünktlich zur morgendlichen Luzernefütterung auf und die Keeper haben immer eine kleine Reserve für ihre halb-ausgewilderten Schützlinge, sollten sie vorbei kommen. Eines Morgens kamen die Nachtschwärmer, angeführt von Alamaya, zum Frühstück. Mit einem großen Trompeten griff sich Alamaya einen Luzerneballen und machte sich aus dem Staub. Die Keeper rannten ihm nach, sahen aber dann, daß er die Luzerne mit seinen Nachtschwärmer-Kumpels teilte und ließen sie gewähren.

Wann immer die Nachtschwärmer die Waisen besuchen, sind Enkesha und Zongoloni völlig aus dem Häuschen vor Freude, und es ist wirklich herzerwärmend wie sie dann aufeinander zurennen und sich begrüßen, ihre Köpfe eng umschlungen in tiefer Zuneigung. Manchmal bringen die Nachtschwärmer auch einen oder zwei wilde Freunde mit. Murera und Sonje, unterstützt von Shukuru und Lima Lima, schieben dann schnell ihren geliebten Luggard beiseite, damit er nicht in irgendwelche Kabbeleien gerät. Es ist offensichtlich, daß Luggard hauptsächlich Mureras Schützling ist, aber sie wird tatkräftig von Sonje und Lima Lima unterstützt und hat kein Problem damit, die Betreuung auch einmal an die beiden abzugeben. Wir beobachten dann, daß sie regelrecht eine „Übergabe“ machen, bevor sie sich einmal zurückzieht. Sonje ist wie viele junge Kühe verzückt von kleinen Elefantenbabys. Eines Tages, die Waisen waren gerade auf dem Heimweg, und sie blieb zurück, um mit einer wilden Herde Kontakt aufzunehmen, die auch sechs kleine Babys dabei hatte. Gegen Mitternacht stand sie trompetend und kollernd vor dem Tor des Stallgeländes und wurde in ihr Nachtlager gelassen.

Es scheint, als hätte Faraja sich ein paar Flirttricks bei den wilden Elefantenbullen abgeschaut. Er kommt jetzt häufiger zu den Umani-Waisen zurück und scheint ein Auge auf Lima Lima zu haben! Aber die läßt ihn noch zappeln. Sonje muß immer wieder einschreiten, damit Faraja Lima Lima nicht belästigt. Wenn er nicht damit beschäftigt ist, Lima Lima zu beeindrucken, freut sich Faraja auch über ein paar Momente mit dem jungen Bullen Mwashoti. Mwashoti ist allerdings ein wenig zurückhaltend. Vielleicht erinnert er sich an das eine Mal, als Faraja ihn (aus Versehen!) mit einem seiner Stoßzähne ins Gesicht piekte und faßt sein Auge traf. Lima Lima zerrte sich einen Muskel im Bein und wurde für ein paar Tage im Stallgelände gelassen. Als sie wieder mit ihn den Busch durfte, schien sie die „verlorene Zeit“ mit Luggard aufholen zu wollen und erkämpfte ihn sich zurück von Sonje, die ihn an diesem Tag umsorgte. Luggard ist immer noch der Augäpfel aller jungen Kühe. Enkesha ist schon viel selbstständiger, eine geborene Mini-Leitkuh, aber immer noch vergöttert von Shukuru, Sonje und natürlich Zongoloni. Die Ankunft von Luggard und Enkesha war für Shukuru wie eine Offenbarung. Sie ist ein brandneuer Elefant: Verspielt und glücklich, wenngleich immer noch nicht zu erpicht auf Ringkämpfe. Quanza ist immer noch ein guter Freund von Shukuru und frißt immer noch gerne an ihrer Seite. Er ist ein wunderbar entspannter und ruhiger Freund für Shukuru und sie hat ihn sichtlich gerne bei sich.