Die Waisen im Oktober

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe in Nairobi: Oktober 2021

Diesen Monat hatten wir so viele Neuzugänge wie lange nicht mehr. Die Dürre ist auch an den Wildtieren nicht spurlos vorüber gegangen, inklusive den Elefanten. Viele Monate haben sie sich durchgekämpft, aber jetzt scheint der Tiefpunkt gekommen zu sein. Herden sehen sich gezwungen, die Schwächsten auf den langen Futtersuchen zurückzulassen. Diesen Monat haben wir daher hauptsächlich kleine Dürreopfer bekommen, die entweder keine Kraft mehr hatten, mit ihren Herden weiterzuziehen oder die ihre Mütter durch die Dürre verloren haben.

Unsere Nairobi-Herde findet trotz allem immer etwas Gutes an diesen Umständen. Sie haben jeden neuen Waisenelefanten mit großer Freude willkommen geheißen! Am Morgen stehen sie vor den Ställen der Neulinge an, um sie mit ihren kleinen Rüsseln und freundlichem Kollern zu grüßen. Die neuen Babys lassen wir immer ein paar Tage im Stall, damit sie sich an die neue Umgebung zu gewöhnen und ihre Kräfte zurück zu erlangen können, bevor wir sie mit dem Rest der Herde zusammenbringen. Gegen Monatsende waren Barnoti, Kamili und Latika stark genug, um mit der Herde in den Wald zu gehen.

Suguroi und Taabu, die letzten Monat gerettet wurden, haben sich ebenfalls gut eingelebt. Suguroi kommt aus Laikipia, wo ihre Mutter gestorben war. Taabu ist eines der vielen Dürrebabys aus Tsavo. Waisen, die innerhalb weniger Tage in die Nursery kommen, stehen sich in der Regel von Anfang an sehr nah. Taabu ist ein ruhiger und liebevoller kleiner Bulle, während Suguroi eher lebhaft und unerschrocken ist, und mit ihren Ohren flattert, wann immer man sich ihr nähert. Als sie zum ersten Mal mit der Nairobi-Herde zusammen kamen, war die Aufregung groß. Larro, Naboishu, Roho, Kinyei, Mukkoka und Naleku stürmten durch den Busch wie Planierraupen und rannten trompetend und kollernd und voller Freude über die Trampelpfade zurück.

Klein Kerrio ist ein weiterer Neuzugang und gedeiht prächtig. Sie ist zwar noch wacklig auf den Hinterbeinen, ist aber unwahrscheinlich fröhlich und strengt sich mächtig an, ihre Hinterbeine zu trainieren. Esoit, ihr Stallnachbar, folgt ihr wie ein Schatten auf Schritt und Tritt. So wie Mukkoka ist auch er freundlich und hilfsbereit und passt immer auf die Kleineren auf, ganz besonders Kerrio.

Larro wächst in ihre Rolle als Leitkuh. Ihre Herde wird größer, aber sie nimmt die Verantwortung dankend an. Eines Morgens, als die Keeper die Waisen aus ihren Ställen ließen, lief Larro zu jedem einzelnen, um ihn oder sie mit einer warmen Rüsselumarmung oder einem tiefen Kollern zu begrüßen. Sie begann mit Kerrio, Taabu, Suguroi und den anderen Neuzugängen und zog dann zu Esoit, Bondeni, Kindani, Kinyei, Ziwadi, Naleku, Olorien und Roho weiter. Sie beendete ihre Runde bei den Größten, Rama, Shukuru, Mukkoka und Naboishu.

Mukkoka ist, wie Larro, ein geborener Kümmerer. Rama ist viel selbstbewusster geworden und will jetzt immer mit Mukokka ringen. Rama weiß es zu schätzen, dass Mukkoka nicht zu grob ist, und es ihm nicht ums Gewinnen geht. Roho spielt auch sehr gerne mit Mukkoka. Er hat sich noch nie vor den älteren Bullen gescheut, aber ringt auch gerne mit Esoit und Kinyei.

Naboishu und Bondeni sind in letzter Zeit weniger ausgebufft. Das hat den Keepern ein bisschen Erholung verschafft, und selbst Mukkoka musste nicht so oft einschreiten wie sonst. Trotzdem vergeht fast kein Tag, an dem sie nicht wenigstens ein bisschen aus der Reihe tanzen. Naboishu ist so daran gewöhnt, für eine Auszeit in der Ecke stehen zu müssen, dass die Keeper ihn mittlerweile nur noch ermahnen müssen und er sich von ganz alleine in die Ecke stellt!

Obwohl Shukuru immer noch Gesundheitsprobleme hat, ist sie guter Dinge. Seit ihrer Rückkehr nach Nairobi hat sie sich gut eingelebt und ist gerne mit den Waisen zusammen. Es spielt keine Rolle, wer ihr Gesellschaft leistet, sie ist immer respektvoll und ruhig. Und die kleinen Waisen himmeln sie alle an. Ziwadi hat schon immer ihr eigenes Ding gemacht. Die Keeper lassen sie nicht aus den Augen, aber darf ihrer eigenen Wege gehen. Gegen Monatsende änderte sich das aber. Die Neulinge Kamili, Taabu, Latika und Suguroi verstanden, dass Ziwadi ein Gespür dafür hat, wo die leckersten Blätter wachsen und folgten ihr auf Schritt und Tritt. Jetzt, da Ziwadi ihre eigene kleine Entourage hat, muss sie beim Rest der Herde bleiben, aber das scheint sie nicht zu stören.

Naleku ist eines der ruhigeren Waisen, aber die Waisen sind gerne in ihrer Gesellschaft. Sie stiftet nie Unruhe, nur wenn Naboishu und Roho sie nerven, wird sie ungehalten. Sie liebt es, die Waisen in den Wald zu führen, wobei sie von Mukkoka unterstützt wird. Naleku hat einen sehr starken Charakter, und die Keeper glauben, dass sie eines Tages eine tolle Leitkuh oder Stellvertreterin wird. Olorien ist noch so eine unabhängige kleine Kuh, aber sie schwimmt auch gerne einfach mit dem Strom. Nach der Ankunft der Neuzugänge ist sie in einen neuen Stall umgezogen, den sie sich mit den älteren Waisen teilt. Sie hatte keinerlei Einwände, und vielleicht liegt es daran, dass der neue Stall keine Abflussrinne vor der Stalltür hatte. Die mochte sie nämlich überhaupt nicht.

Nicht alle Waisen sind so entspannt, wenn sie in ein neues Schlaflager umziehen müssen. Gegen Mitte des Monats versuchten die Keeper, Kindani in einem neuen Stall unterzubringen und das ging gar nicht gut aus: Sie, Kinyei und Bondeni waren gar nicht mit dieser Entscheidung einverstanden, getrennt zu werden, und brachten ihren Ärger deutlich zum Ausdruck. Sie brüllten die ganze Nacht und schmissen ihre Luzerne umher, und keine der Drei tat auch nur ein Auge zu! Es schien, als wären sie noch nicht bereit dafür, getrennt zu schlafen, und die Keeper brachten Kindani – zur Erleichterung aller – zurück in ihren alten Stall zu Kinyei und Bondeni. Aber seitdem macht sie immer ordentlich Terz, wenn die Waisen abends zur Nachtruhe in den Stall gehen sollen. Die Keeper fragen sich, ob sie einfach nur bockig ist oder die Neuzugänge auf der anderen Seite des Stallgeländes besuchen will.

Unser Nashorn: Obwohl er komplett blind ist, scheint Maxwell immer zu wissen, wenn ein neuer Elefant angekommen ist. Unsere ortsansässigen Warzenschweine haben vier Junge bekommen. Eines Morgens führte die Mutter den Nachwuchs geradewegs in Max’ Gehege, fast so als ob sie sie ihm vorstellen wollte. Max war in guter Stimmung und schien sich über die Jungtiere zu freuen. Die jungen und winzigen Warzenschweine waren natürlich sehr beeindruckt von dem riesigen Nashorn, aber der war ganz entspannt, so wie die Warzenschweinmutter. Am Ende fraßen sie alle von seiner Luzerne und Max freut sich jetzt auf ihre täglichen Besuche.

 

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: Oktober 2021

Die Trockenzeit zieht sich auch in Voi in die Länge, ohne eine einzige Regenwolke in Sicht. In Galama gab es ein Gewitter, aber das war es dann auch schon wieder. Es ist eine schwierige Zeit für die wilde Flora und Fauna. Elefanten sind besonders betroffen, weil sie unglaublich viel Grünfutter pro Tag brauchen. In dieser Zeit finden sie nicht nur weniger Futter, sondern müssen für das Wenige auch noch viel weiter wandern. Unser Voi-Team hat diesen Monat mehrere Waisen aufgenommen. Einige waren schon zu geschwächt und haben es leider nicht überlebt, anderen wiederum geht es schon viel besser. Bei Dürrebabys geht es um jede Stunde. In Tsavo haben wir sehr erfahrene Mitarbeiter, die schnell und versiert reagieren und diese Erfahrung entscheidet oft über Leben und Tod.

Genauso wie ihre wilden Artgenossen verbringen die Voi-Waisen jetzt den Großteil des Tages auf Futtersuche, und weniger mit Spielen und Baden. Aber trotzdem sind sie guter Laune und auf jeden Fall sicher vor dem Hungertod. Jeden Morgen kommen sie vor Energie strotzend aus ihren Ställen, schlingen ihre Milch hinunter, spielen im Stallgelände, fressen ein wenig Zusatzfutter und ziehen dann los in den Busch.

Tamiyoi, Tagwa und Sagala sind und bleiben die Anführerinnen der Voi-Herde und bringen die Waisen gut durch jeden Tag. Sie sind ein tolles Team und genießen die große Verantwortung, die sie auf sich genommen haben. Weil es so heiß war, waren die Waisen natürlich erpicht auf die Zeit an der Suhle. Die Keeper amüsieren sich über jeden individuellen Wälz-Stil. Godoma und Mbegu spielen immer am Rand der Suhle, so dass sie sich schön mit Schlamm bekleckern können, ohne komplett hineinsteigen zu müssen. An einem besonders drückend heißen Tag standen die Beiden dicht beieinander und fächerten sich mit ihren Ohren gegenseitig eine frische Brise zu. Mashariki und Mudanda haben es ihnen dann gleich nachgemacht, was die Keeper ungewöhnlich fanden, weil die Beiden sonst lieber für sich blieben.

Die jungen Bullen bevorzugen am Nachmittag ein bisschen mehr Action, besonders Ngilai, Ndotto und Emoli. Manchmal lassen sie das Schlammbad komplett aus, um mehr Zeit zum Ringen und Fangen zu haben. An einem Tag hatten Ngilai und Emoli eine Sparring-Einheit, die viele Zuschauer anlockte! Nachdem die Trainingseinheit beendet war, rollten die Beiden ihre Rüssel ineinander und beglückwünschten sich zu ihrer beispielhaften Leistung.

Tundani ist immer noch der begehrteste Trainingspartner unter den Elefanten. Er ist jetzt der älteste Bulle in der Voi-Herde, hat aber einen ausgeprägten Sinn für Fairness. Eines Tages entschied sich Ndotto, ein paar kreative Tricks in seine Ringkampftaktik einzubauen. Er stieg in die Wassertränke und stieg von innen auf die Kante und hielt seinen Rüssel in die Höhe, um größer und einschüchternder auf Tundani zu wirken, der zwei Jahre jünger ist als er selbst!

Wenn sie sich nicht gegenseitig fangen, jagen sie Vögel. Eines Nachmittags hatten Ngilai und Ndotto besonders viel Freude dabei, ein paar Perlhühner zu jagen. Ihr Manöver war sehr effektiv, und als Lasayen sich dem Vergnügen anschließen wollte, waren die Vögel schon im Dickicht verschwunden! Ndii hat an einem anderen Nachmittag ein paar Nilgänse verscheucht, die einfach nur im Wasser schwimmen wollten.

Kenia, Ndii, Panda und Arruba sind nach wie vor vernarrt in Pika Pika. Sie sind sehr besitzergreifend und erlauben den anderen Waisen fast nie, mit ihr zu spielen. Der Fokus auf Pika Pika bedeutet auch, dass Araba, das einstige Nesthäkchen, jetzt die zweite Geige spielen muss. Sie scheint das aber nicht so persönlich zu nehmen und nutzt die Gelegenheit, neue Freundschaften mit den anderen Voi-Waisen zu knüpfen. Als ob sie ihren Standpunkt klar machen müsste, rannte sie ganz demonstrativ zu Godoma hinüber, die mitten in der Suhle stand. Später sprang sie dann noch animierend in die Stalltränke. In die Wassertränke zu springen, ist zu so etwas wie einem neuen Trend geworden, den Panda begonnen hatte. In der Stalltränke herumzuspringen ist ihr liebster Zeitvertreib geworden und sie behandelt die Tränke wie einen Privatpool. Während Panda planscht und spritzt, stehen Suswa, Embu, Mashariki und die anderen am Rand, schauen ihr zu und genehmigen sich hin und wieder einen Schluck.

Auch die Löwen sind zurück in der Nachbarschaft, zweifellos wegen der Dürre. Ihre Anwesenheit bedeutet allerdings, dass Cheza, Ivia und Diria – unsere verwaisten Büffel und das Zebra – in der Nähe des Stallgeländes bleiben müssen. Sie verbringen ihre Tage nach wie vor auf Futtersuche, aber unter Beobachtung der Keeper. Ngilai hat dagegen seinen Spielfreund Ivia vermisst! Während wir weiter auf den Regen warten, endete der Monat zuversichtlich, denn es begann zu nieseln. Wir hoffen, dass das Ende der Trockenzeit nun endlich in Sicht ist.

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: Oktober 2021

Wie im Rest Tsavos leiden auch die Wildtiere in Ithumba unter der langen Trockenzeit. Die vielen wilden Besucher im Stallgelände, viel mehr als sonst um diese Jahreszeit, sind eine tägliche Erinnerung. In der ersten Morgendämmerung des Monats fanden die Keeper einen wilden Elefanten und einen Büffel, die vor dem Stallgelände warteten. Sie waren gekommen, um an der Stalltränke zu saufen, und als sie feststellten, dass diese leer war, nickerten sie eine Weile unter dem nächsten Baum, bis der Wassertankwagen kam und die Tränke wieder auffüllte. Über alle Tränken in Ithumba verteilt, muss der Tanklaster täglich 140.000 Liter verteilen. Das wird wahrscheinlich noch so lange dauern, bis die Regenzeit endlich beginnt. Aber aufgrund des Klimawandels ist auch das Wetter unvorhersehbar geworden, und keiner weiß genau, wann der Regen dieses Jahr kommt.

Obwohl das eine trostlose Zeit für die Wildnis ist, gab es auch durchaus fröhliche Momente für die Elefantenwaisen. An einem Tag kam eine wilde Familie ins Stallgelände, die aus einer älteren Kuh, einer jüngeren Kuh und zwei Kälbern bestand. Ihre offenbar älteste Tochter hatte vor etwa einer Woche ein Baby bekommen und die ältere Kuh schien die stolze Oma zu sein.

Wir haben diesen Monat selbst die Ankunft zweier Kälbchen gefeiert! Am Abend des 18. Oktober stellte uns Kinna ihre jüngste Tochter vor, die wir Kaia nannten. Kinnas Erstgeborene, Kama, ist ein wunderbares Kindermädchen für ihre kleine Schwester. Zehn Tage später, nach einem halben Jahr Abwesenheit, kam Naserian mit einem gesunden, kleinen Kälbchen an ihrer Seite ins Stallgelände. Dieses kleine Mädchen nannten wir Njema, was auf Swahili so viel heißt wie „gut“. Wendis älteste Tochter, Wiva, hat sich dann auch gleich zur Chef-Kinderfrau ernannt. Wendi war eine recht eigensinnige Mutter und ihre beste Freundin Naserian war unverzichtbar im Großziehen von Wiva gewesen. Die ist inzwischen schon sechs Jahre alt und scheint sich jetzt bei Naserian bedanken zu wollen.

Trotz der Wetterumstände waren die Waisen diesen Monat guter Dinge, sehr aktiv und hielten sich mit allerlei kreativen Spielen bei Laune. Die Jüngsten lieben das Ringen, aber manchmal können sie auch anders. Es war so süß, Malkia, Musiara und Dololo dabei zu beobachten, wie liebevoll sie miteinander können. Eines Nachmittags standen sie dicht beieinander und tätschelten sich gegenseitig mit ihren Rüsseln auf den Rücken. An einem anderen Morgen war Mapia wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden und schubste seinen Freund Jotto ohne ersichtlichen Grund aus dem Weg. Jotto brüllte und zog sich zurück, aber schien einen Racheplan auszuhecken. Als er später seinen ganzen Mut zusammen fasste und sich revanchieren wollte, schritt Kamok ein und trennte die beiden Streithähne.

Die älteren Waisen (in der 5. Klasse) experimentieren weiter mit dem Leben in der Wildnis. Am Morgen ziehen sie mit dem Rest der Herde los, seilen sich dann aber schnell ab und erkunden Tsavo ohne Aufsicht. Obwohl Enkikwe schon fast acht Jahre alt ist, bleibt er seit dem Löwenangriff 2018 lieber bei den Kleineren. Die Attacke hat ihn in seiner Entwicklung um einige Jahre zurückgeworfen. Aber er ist immer noch eng mit Siagiki und Olsekki aus der 5. Klasse befreundet und geht manchmal auch auf kleine Exkursionen mit ihnen. Barsilinga hatte wegen einer Fußverletzung einen ähnlichen Rückfall, ist aber jetzt wieder bereit, seine Auswilderung mit der 5. Klasse fortzusetzen. Über Nacht kommen die meisten aber immer noch zurück ins Stallgelände. Kamok und Galla sind schon ein bisschen weiter, und haben damit begonnen, ihre Nächte mit den Ex-Waisen im Busch zu verbringen.

Mutara und ihre Herde Ex-Waisen halten sich weiterhin in der Nachbarschaft auf. Dafür gibt es natürlich einige Gründe, wie zum Beispiel das Wasserangebot. Aber Dololo ist sicherlich auch ein entscheidender Faktor: Die Ex-Waisen Suguta und Sities sind und bleiben absolut besessen von ihm und warten jeden Morgen vor seinem Stall auf ihn. Roi ist ebenfalls sehr angetan von dem jungen Bullen, und wann immer Suguta und Sities einmal nicht an seiner Seite sind, kümmert sie sich um ihn. Eines Nachmittags war Dololo auf einmal verschwunden und die Keeper konnten ihn nicht finden, selbst als es Zeit war, zurück zum Stallgelände zu gehen. Sie hofften, er sei mit Mutaras Herde unterwegs, aber die wartete bereits vor dem Stallgelände, als die Waisen und ihre Keeper zurück kamen – kein Dololo in Sicht! Aber gegen 20:30 tauchte er, zu unserer großen Erleichterung, mit Roi und den anderen Fünftklässlern auf. Ambo, Jotto und Sattao waren überglücklich, ihren Stallkumpan zurück zu haben.

Esampu scheint sich selbst zum Sicherheitschef ernannt zu haben. Das scheint ein gutes Ventil für ihren schelmischen Charakter zu sein, denn sie liebt es, irgendetwas oder irgendjemandem hinterherzujagen. Diesen Monat war es erst ein Vogel, der ständig über ihr her flatterte; dann ein Trupp Paviane, der sie mit ihrem Lärm nervte. Zusammen mit Wanjala, Rapa, Galla und Ndiwa startete Esampu einen Scheinangriff und die Fünf stürmten mit flatternden Ohren auf die Paviane zu – die Affen verschwanden im Nu in den Baumkronen.

Gegen Monatsende tauchte der inzwischen 18-jährige Buchuma im Stallgelände auf! Wir haben ihn schon länger nicht gesehen und waren angenehm überrascht, wie groß und gesund er aussah! Klein Nabulu, die Buchuma seit ihrem Umzug nach Ithumba noch nie gesehen hatte, starrte ihn ehrfürchtig und fasziniert an!

 

Monatsbericht für die Kibwezi-Gruppe in Umani Springs: Oktober 2021

Anders als Voi und Ithumba, ist unsere Umani-Auswilderungsstation erst seit sieben Jahren in Betrieb. Die Keeper kennen jeden Elefanten seit dem Tag seiner/ihrer Ankunft. Daher ist es ganz besonders aufregend für die Keeper, ihre Schützlinge jetzt dabei zu beobachten, wie sie langsam wieder in die Wildnis zurückkehren. Obwohl der Prozess für jeden Elefanten individuell ist, durchlaufen sie ihn meistens in kleineren Gruppen. So zum Beispiel unsere „Nachtschwärmer“, die unter der Führung von Zongoloni zuerst die Tage und dann später auch die Nächte im Busch verbrachten. Jetzt leben sie wieder ihr eigenes Leben in der Wildnis, aber als kleine Gruppe, und sie kommen auch regelmäßig auf Besuch ins Stallgelände, um nach ihrer einstigen Ersatzfamilie zu sehen.

Ziwa ist da die Ausnahme. Er war schon immer ein Einzelgänger. Auch wenn er sehr an seinen Keepern und den anderen Waisenelefanten hängt, macht er am liebsten sein eigenes Ding. Am Monatsanfang kam er nach langer Zeit einmal wieder zurück. Als er die Waisen begrüßen wollte, dachten die Keeper erst, er sei ein wilder Bulle. Aber als er gegenüber Lima Lima und Zongoloni sehr liebevoll war, vermuteten sie, es sei Ziwa. Als sie ihn dann bei seinem Namen riefen und er sie daraufhin auch begrüßte, war die Freude riesig! Im Laufe des Monats kam Ziwa mit ein paar älteren wilden Bullen zurück. Er ist zwar der größte Elefant in der Gruppe der „Nachtschwärmer“, aber neben seinen wilden Freunden schien er geradezu winzig. Trotz des Alters- und Größenunterschiedes schien er völlig entspannt mit ihnen. Es ist wundervoll, daß er diesen Übergang zurück in die wilde Elefantengemeinschaft so reibungslos geschafft hat.

Zongoloni ist zwar die Chefin der „Nachtschwärmer“, aber bleibt trotzdem eine Elefantenkuh und liebt Babys. Sie sucht immer nach jüngeren Kühen, die sie in ihre Herde aufnehmen könnte. In der Vergangenheit hat sie ihr Glück bereits mit Enkesha versucht, und im Moment probiert sie es mit Kiasa. Aber die beiden kleinen Kühe sind noch zu jung für die Auswilderung. Dennoch verbringen sie sehr gerne Zeit mit „ihrer großen Schwester“.

Murera ist ein neues Mitglied in der Gruppe der „Nachtschwärmer“ und sie scheint ihre Ausflüge in den Busch sehr zu genießen. Sie und Sonje sind und bleiben misstrauisch den wilden Bullen gegenüber und verbringen ihre Zeit lieber mit wilden Kühen und deren Nachwuchs. Gegen Ende des Monats scheint sich Murera jedoch Hals über Kopf verliebt zu haben! Wir beobachteten sie mit einem wilden Bullen, den sie überall beschnüffelte und mit ihrem Rüssel abtastete. Kurze Zeit später verschwanden sie im Gebüsch… Sie wurde den Rest des Nachmittags nicht mehr gesehen, und überließ die Aufsicht der Umani-Herde Quanza und Sonje.

Bevor Murera und Lima Lima ihre Auswilderung begonnen, hatten sie sich die Aufsicht der Jüngeren schwesterlich geteilt und Quanza war lediglich eine Unterstützung. Jetzt, da die beiden Älteren Kühe auf dem Weg in die Wildnis sind, kann Quanza zeigen, was sie gelernt hat – und dass sie einen ausgeprägten Mutterinstinkt hat. Sie ist eine wunderbare Mitbewohnerin für die kleine Kiasa und hat auch Enkesha unter ihre Fittiche genommen.

Die Freundschaft von Enkesha und Maktao wächst und gedeiht ebenfalls. An einem Tag waren sie in einen ausgedehnten Ringkampf vertieft, der abrupt zum Ende kam, als Enkesha einen Ast ins Auge bekam. Sie trompetete vor Schmerz und rannte zu den Keepern für Trost und Hilfe. Die kümmerten sich um ihr Auge und sie beruhigte sich schnell wieder. Maktao tat seine Freundin sehr leid und er wich nicht von ihrer Seite und schlang sogar seinen Rüssel um sie und kollerte ihr tröstend zu.

Mwashoti ist immer noch missgünstig gegenüber den jüngeren Waisen. Er kann sich zwar meistens zusammennehmen, aber manchmal überwältigt ihn die Eifersucht und er lässt seinen Ärger an Maktao und Kiombo aus. Einmal schubste er Maktao so sehr, dass der junge Bulle das Gleichgewicht verlor und hinfiel. Enkesha eilte Maktao zu Hilfe, während die Keeper mit Mwashoti schimpften. Mwashoti rannte trompetend auf und davon, und es klang fast so, als würde er sich beschweren, dass mit ihm geschimpft wurde! Die kleinen Bullen kann er vielleicht noch herumschubsen, aber bei seinem Freund Alamaya hat Mwashoti keine Chance. Eines Morgens, als Alamaya bei der Pellet-Ausgabe auftauchte, hamsterte Mwashoti gerade rüsselweise von der Leckerei. Alamaya fand, dass er genug abbekommen hatte und die anderen jetzt an der Reihe seihen. Als der junge Bulle nicht hören wollte, schubste ihn Alamaya mit seinen Stoßzähnen – vielleicht sogar ein bißchen zu doll, denn Mwashoti schrie auf und rannte trompetend davon.

Nachdem Jasiri und Ngasha einige Nächte im Busch verbracht haben, kommen sie immer wieder im Stallgelände vorbei und imitieren das Gehabe der wilden Bullen. Das heißt leider auch oft, dass sie Murera und Sonje besteigen. Die Beiden Kühe mögen das verständlicherweise überhaupt nicht und gehen den Bullen aus dem Weg, wann immer sie auftauchen. Obwohl die jungen Bullen manchmal nerven, so sind sie auch sehr beschützerisch gegenüber der Umani-Herde. Eines Nachmittags standen einige männliche Büffel auf dem Elefantenpfad und wollten die Waisen nicht passieren lassen. Jasiri steckte den Kopf mit Faraja zusammen, so als ob sie einen Plan ausheckten. Dann rannten sie mit weit aufgestellten Ohren und wild trompetend auf die Büffel zu, die schnell in alle Richtungen auseinanderstoben. Murera versammelte inzwischen die Waisen um sich, so dass sie gemeinsam weiterziehen konnten. Der Hangabstieg glich einem Triumphzug und die kleine Herde trompetete stolz vor sich hin.

Am Ende des Monats gab es ein noch ein kleines Drama in Umani-Springs. Enkesha entdeckte am Flussufer eine Ecke, wo es genug Schlamm für eine kleine Suhle gab. Kiombo sah, dass sie viel Spaß hatte und wollte mitmachen. Er wollte die Böschung hinabsteigen, rutsche aber ab und landete mit seinem Hintern auf Enkeshas Kopf und drückte sie in den Schlamm. Kiombo schaffte es heraus, aber die arme Enkesha steckte fest! Sie brüllte um Hilfe und die Keeper, Sonje und Murera eilten herbei. Die beiden Leitkühe stiegen behutsam die Böschung hinab, griffen mit ihren Rüsseln unter Enkeshas Brust und zogen, während die Keeper schoben – bis sie letzten Endes wieder befreit war. Maktao beobachtete das Ganze vom Ufer und war überglücklich, als die Schlamm-Odyssee endlich vorbei war.

Ansonsten verlief der Monat ruhig. Die Waisen erkundeten den Kibwezi-Wald und trafen viele Elefantenherden. Lima Lima wird von den Keepern liebevoll „Empfangsdame“ genannt, weil sie sich immer als Erste den wilden Elefanten vorstellt. Eines Tages kam sie mit einem wilden Bullen daher, mit dem sie in letzter Zeit viel Zeit verbracht hatte. Gemeinsam mit Kiombo und Enkesha schloss sie sich dem Bullen für einen Vormittag im Busch an. Gegen Mittag kam Lima Lima mit Enkesha und Kiombo zur Milchfütterung, während der Bulle ein wenig abseits wartete. Das einzige, das sie mehr liebt als neue Bekanntschaften zu schließen, ist ihre Milchflasche. Sie war so vertieft, dass sie den Bullen während der Mittagspause komplett vergaß! Aber der wartete geduldig und beobachtete das Gewusel erstaunt aus sicherer Ferne.