Die Waisen im Oktober

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe: Oktober 2019

Am 16. Oktober kam Neuzugang Roho bei uns an. In Kiswahli bedeutet sein Name so viel wie „Seele“. Die Waisen waren sofort in ihn vernarrt und haben ihn gleich unter ihre Fittiche genommen. Das wird ihm sicherlich dabei helfen, besser über den Verlust seiner Familie hinwegzukommen. Tagwa, Tamiyoi, Enkesha, Maisha und Kiasa weichen nicht von seiner Seite, nicht einmal an der Suhle und bei der Milchfütterung. Wenn er abends in seinen Stall gehen soll, wird er von Ziwadi begleitet, bevor sie in ihren eigenen Stall geht und ihre Milch bekommt. Das scheint Roho zu beruhigen, nachdem er anfangs sehr angespannt war, wenn er abends in sein Nachtlager gehen sollte.

Jetzt, da Dololo deutlich größer und stärker geworden ist, kümmern sich die älteren Kühe mehr um Larro und Roho. Dololo schubst jetzt lieber die Jüngeren herum und versucht, die älteren Bullen zu provozieren. Daher bekommt er seine Milchflasche bei der öffentlichen Besucherstunde jetzt in der zweiten Gruppe mit den schon älteren Waisen wie Tagwa, Tamiyoi, Maisha, Enkesha und Nabulu. Gegenüber Ziwadi und Larro teilt er besonders gern aus, und auch Roho hatte er auf dem Kieker. Sein ungestümer Charakter wirkt sich inzwischen auch auf seine Freundschaften aus. Dololo war sehr eng mit Mukkoka befreundet, aber inzwischen kämpfen sie häufig. Sie beide haben starke Persönlichkeiten und sind ziemlich wild. Dololo, der ein wenig älter ist, scheint sich über den mangelnden Respekt von Mukokka zu ärgern. Die älteren Bullen wollen Dololo nicht so gerne bei ihren Ringkämpfen dabei haben, weil er zu grob ist, und das scheint ihn nur zusätzlich zu frustrieren. Also schubst er um sich, bis sie schließlich aufhören.

Luggard hat sich in letzter Zeit auch gewandelt, er versucht jetzt öfters, sich bei den anderen Nursery-Bullen Respekt zu verschaffen. Einmal wollte er nicht auf Tamiyoi und Enkesha hören, als sie ihn ermahnten, aufzuhören, Maktao und Sattao zu drangsalieren. Luggard ist trotzdem gern mit der Nursery-Herde zusammen und versucht sein Bestes, auf ihren Wanderungen in den Wald mit ihnen Schritt zu halten. Er hat inzwischen auch gelernt, seine Milchflasche selbst zu halten und kann es zur Fütterung kaum erwarten, bis er seine Ration erhält. Manchmal wird er sogar ein wenig aufdringlich und versucht, die Milch der Anderen zu stibitzen, wenn er seine Flasche schon ausgesoffen hat. Wir haben ihn dabei beobachtet, wie er mit Tamiyoi und seinem guten Freund kämpft. Es ist beruhigend, ihn trotz seines kaputten Beins so agil zu sehen.

Die Waisen hatten diesen Monat sehr viel Spaß im Busch. Die kleine Regenzeit hat dieses Jahr früher als sonst begonnen und es gab einige heltige Stürme und Schauer. Sobald die ersten dicken Regentropfen fielen, machten sich Luggard und Ziwadi geradewegs auf den Heimweg. Der Rest der Herde läßt sich dagegen mehr Zeit. Sie rutschen lieber noch ein wenig von schlammigen Termitenhügeln, rennen durch die Bäche, trompeten ausgelassen und bespritzen sich mit Wasser, gerade wie es Menschenkinder tun würden.

Seit Tagwa wieder in der Nursery ist, hat sie die Rolle der Leitkuh wieder übernommen und die jüngeren Kühe wie Sattao und Larro haben sich wie selbstverständlich untergeordnet. Obwohl Tagwa die Leitkuh ist, wird sie immer von der sanftmütigen Tamiyoi unterstützt. Man kann sie oft dabei beobachten, wie sie für Larro Zweige vom Baum zerrt. Tagwa ist nicht immer ganz so geduldig und schubst die Jüngeren auch einmal von sich, wenn sie ihr zu stark auf die Pelle rücken. Morgens gibt es manchmal Streit darüber, ob Tagwa oder Tamiyoi die Herde in den Busch führen sollen. Tamiyoi hat jedoch großen Respekt vor Tagwa, gibt meistens nach und führt dann ihre eigene kleine Gruppe an, obwohl es dort auch manchmal Krach darüber gibt, wer voran läuft.

Kiombo wird gut von Nabulu umsorgt, die ihn immer vor Streit mit den anderen Bullen bewahrt. Sie kann sehr ungehalten werden, wenn ihm jemand zu nahe kommt und drängelt ihn dann mit ihren Stoßzähnen weg vom Geschehen. Ziwadi hatte erst am Monatsende wieder einen kleinen Anfall, aber sie werden deutlich seltener.

Unsere Nashörner: Aber keiner unserer Elefanten liebt den Regen so sehr wie Maxwell, unser Nashornbulle. Er rennt dann wie ein Verrückter durch sein Gehege und wälzt sich im Schlamm, bis jeder Millimeter mit einer dicken Schicht überzogen ist. Mitten im Regensturm springt er umher, während Giraffenbulle Kiko das Treiben ungläubig aus dem Schutze einer Baumkrone beobachtet. Kiko ist eher wasserscheu.

 

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: Oktober 2019

Auch in Voi setzte die kleine Regenzeit dieses Jahr früher ein als sonst. Das kam uns gerade recht, denn die Trockenzeit war dieses Jahr besonders hart, weil der Regen im April/Mai eher dürftig ausfiel. Die Waisen fanden auf ihren Wanderungen jetzt endlich wieder Wasser in den natürlichen Senken und Felsspalten und waren nicht mehr auf die künstlichen Wasserlöcher angewiesen. Ihre Lieblingsbeschäftigung war es, in den erodierten Rinnen des Msinga-Berges herunterzurutschen. Die kühle, feuchte Erde ist nicht nur besonders gut zum Schliddern geeignet, sondern klebt auch gut auf der Haut, wenn man sich damit einreibt. Die Schlammschicht schützt die sensible Elefantenhaut vor Sonnenbrand und Insektenstichen. Und endlich gibt es dank des Regens wieder überall frisches Gras und neue, zarte Blätter an den Bäumen.

Mbirikani kam Anfang des Monats zurück, nachdem sie etwa eine Woche lang verschwunden war. Sie tauchte auf einmal am Stallgelände auf und wurde freudig von Ndoria begrüßt. Die war letzten Monat wegen der großen Trockenheit bei den Voi-Waisen und ihren Keepern geblieben, nachdem sie längere Zeit mit Mbirikani im Busch verbracht hat.

Am 13. Oktober konnten wir Pika Pika erstmals aus ihrem Stall zum Rest der Voi-Herde lassen. Mbegu, Lentili, Ishaq-B, Kihari und Ndii wichen ihr nicht von der Seite. Davon war sie anfangs ein wenig verunsichert und rannte weg, aber es dauerte nicht lange und sie verstand, daß das nicht böse gemeint war. Emoli begriff schnell, daß sie jetzt nicht mehr das Nesthäkchen der Herde war, sondern Pika Pika, und sie begann aus Eifersucht zu stänkern. Nach nur wenigen Tagen war Pika Pika vollständig in Mbegus kleine Herde integriert. Sie alle waren letztes Jahr aus Nairobi gekommen und immer noch auf ihre Milch angewiesen. Mbegu ging ganz in ihrer Ersatzmutterrolle auf und begleitete Pika Pika überall hin, natürlich immer in Begleitung von Godoma. Während der oft ungestümen Fütterungszeit passten Kenia und Ndii ganz besonders gut auf Araba und Tahri auf, während Godoma und Mbegu immer ein Auge auf ihren Schützlingen Emoli und Pika Pika hielten.

Innerhalb dieser kleinen Gruppe versuchen Tahri und Godoma in der Regel die Ersten zu sein, die ihre Flaschen bekommen, aber Ngilai ist mit Abstand der Gierigste und läuft auf der Suche nach Nachschlag unruhig umher. Er ist ansonsten aber meistens gutgelaunt und war zusammen mit Lasayen diesen Monat wohl am verspieltesten. Die Beiden konnten nicht genug davon bekommen, im Schlamm herumzuschliddern. Mbegus Herde besteht aus Godoma, Ndotto, Ngilai, Lasayen, Murit, jetzt auch Pika Pika, Emoli und Sagala. Die kleine Truppe war diesen Monat besonders agil. Vielleicht war auch nur das Wetter schuld, aber die Elefanten konnten nicht genug spielen. Meistens badeten sie gar nicht im großen Wasserloch neben dem Affenbrotbaum, sondern lieber in einer großen Pfütze gefüllt mit Regenwasser. Die sind in der Regel wärmer und man kann nicht untergehen. Ndoria spielt meistens alleine, weil die Anderen Angst vor ihren Schwanzbeißattacken haben, die sie bekommt, wenn sie übermütig wird.

Ishaq-B versucht immer noch, Mbegu den Rang als Leitkuh abzulaufen. Sie ist beim Fressen meist in der Nähe der kleinen Gruppe, aber wenn diese nicht dergleichen tut, dann schließt sich Ishaq-B Kenias Herde mit den älteren Waisen an. Manchmal trennen sich die beiden Herden beim Fressen. Kenias Herde braucht keine Milch mehr, bis auf Tahri und Araba, die dann nachmittags ihre Flasche abholen. Der Rest der Herde kommt oft erst abends zurück, wenn alle ihre Nachtlager beziehen.

Wenn die Regenzeit beginnt, verteilen sich die wilden Elefanten meistens weiträumiger im Park und wir sehen sie nur selten. Die Waisen haben daher nur einige wenige Male wilde Elefantenherden getroffen. Einmal führten Ndii und Rorogoi die Waisen zum Fressen in den Busch und witterten eine wilde Herde, die auf der Westseite des Msinga-Berges fraß. Ndii begann auf die wilde Herde zuzurennen, dicht gefolgt von Rorogoi und dem Rest der Gruppe. Die Waisen waren so aufgeregt, daß die wilde Herde ein bißchen verstört reagierte und sich davon machte. Vielleicht dachten sie, daß die Waisen vor etwas davon rannten. Einer der wilden Elefanten im Teenageralter drehte jedoch um und rangelte ein bißchen mit Lentili, bevor er sich seiner Herde wieder anschloß.

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: Oktober 2019

Der Monat begann gleich mit den ersten Vorboten der kurzen Regenzeit – ungewöhnlich früh dieses Jahr, aber eine wirkliche Erleichterung nach der harschen Trockenzeit. Am 1. Oktober war es morgens recht kühl, weil es nachts geregnet hatte. Orwa und Bomani warteten wie gewöhnlich auf die Waisen, um sie zur Luzernefütterung zu führen. Ihre Morgenroutine spielt sich immer nach dem gleichen Muster ab, aber änderte sich am 6. Oktober, als Orwa und Bomani bis später diesen Monat nicht mehr gehen wurden.

Mit dem Regen verteilten sich die wilden Elefanten wieder weiter im Park und wir sahen auch die Ex-Waisen nur noch sporadisch. Die beiden Herden scheinen immer wieder die Zusammensetzung zu ändern, bis auf Kilaguni und Chaimu, die sich nie trennten. Wir sahen Olare, Melia, Tumaren, Kalama, Chemi Chemi, Kitirua, Narok und Naisula ein paar Mal diesen Monat, immer wenn sie morgens zum Luzernefressen ins Stallgelände kamen. Narok sieht man für gewöhnlich mit Bomani und Orwa, aber die Drei scheinen sich vorübergehend getrennt zu haben. Eines Morgens kam Zurura zum Stallgelände – was für eine schöne Überraschung, denn es ist schon einige Monate her, das wir ihn gesehen hatten und wir dachten, er wäre mit Galanas Herde unterwegs.

Am Nachmittag des 7. Oktober fraßen die Waisen am Westhang des Ithumba-Berges, als sich die Ex-Waise Meibai in wilder Begleitung hinzugesellte. Es war an diesem Tag sehr heiß und sie alle stellten sich in der Mittagshitze im Schatten eines Baumes unter. Am Abend begleitete Meibai die Waisen zurück zum Stallgelände. Sein wilder Freund dagegen schien den Keepern nicht zu vertrauen und verdrückte sich. Am nächsten Tag waren beide wieder verschwunden.

Am 8. Oktober sahen wir Rapsu, Challa, Kibo, Kandecha, Kasigau und Kanjoro inmitten einer Gruppe mit 14 wilden Bullen. Kanjoro war normalerweise in Mutaras Herde, schien die Kühe aber verlassen zu haben. Vielleicht, weil er der einzige Bulle in der Herde war. Die älteren Bullen kamen auch ab und zu zum Luzernefressen ins Stallgelände. Kibo hatte kein Gnade mit dem verletzten Enkikwe und wurde von den Keepern bestraft, als er ihn trotz seines verletzten Beins schubste und auf ihn hinaufsteigen wollte. Kibo war eingeschnappt, verzog sich und wurde für den Rest des Monats nicht mehr gesehen! Am selben Nachmittag kam der mittlerweile fast 17-jährige Tomboi auf einen Abstecher zum Saufen vorbei!

Ex-Waise Kinna mit ihrer Herde und Baby Kama schauten am Ende des Monats vorbei. Sie war in Begleitung von Naserian, Kenze und einem wilden Elefanten. Am 10. Oktober sahen wir den wilden Bullen „Limpy“ (der Humpelnde), den wir vor ein paar Jahren wegen einer furchtbaren Wunde am Fuß verarztet hatten, die ihm eine Drahtschlinge zugefügt hatte. Seine Verletzung war damals lebensgefährlich, und daher freut es uns umso mehr, daß es ihm dank der Intervention unseres Tierarztes und der kenianischen Wildtierbehörde (Kenya Wildlife Service, KWS) wieder so gut ging. Unsere fünf auf das Land verteilten tierärztlichen Einheiten haben bis heute mehr als 3000 verletzte Elefanten behandelt.

Der anhaltende Regen verwandelte Pfützen in Suhlen, und die Waisen zogen diese jetzt dem kalten Wasserloch zum Planschen vor. Ihr ständiges Suhlen und Wälzen vertiefte die Pfützen und zeigte einmal mehr, wie wichtig Elefanten für ihr Ökosystem sind. Sie sorgen dafür, daß es immer genügend tiefe, natürliche Senken gibt, die später das Wasser auffangen und anderen Tieren zum Saufen dienen. Der Regen sorgt bei Elefanten immer für Ausgelassenheit. Eines Tages begann es mitten am Tag zu regnen. Die Waisen hörten sofort auf zu Fressen und rannten aufgeregt umher. Pare und Naseku wälzten sich auf dem Boden herum und schmissen mit Schlamm um sich. Neues Gras sproß buchstäblich über Nacht, und weil es so schön weich ist, war es natürlich ein besonderer Leckerbissen für die Elefantenwaisen. Außerdem gab es überall Regenwasser zu saufen, daß sich in Felsspalten ansammelt, und der Boden war weich, so daß es viel einfacher ist, köstliche Wurzeln auszubuddeln.

Eines Tages rannte Esampu wie vom Blitz getroffen aus dem Wasser, begann zu Trompeten und wie verrückt umherzurennen, so als ob sie von etwas verfolgt wurde. Aber sie tat nur so. Die anderen Waisen wußten das aber nicht und begannen ebenfalls, wie von der Tarantel gestochen herumzurennen. Die Keeper konnten fast ein Grinsen in Esampus Gesicht erkennen, als es ihr gelungen war, ihre Freunde aufzuscheuchen. Die Keeper riefen sie zusammen und die Ruhe wurde wieder hergestellt. Garzi, Barsilinga, Mundusi, Ambo, Roi, Enkikwe, Jotto und Kauro waren diesen Monat die verspieltesten Waisen in der Ithumba-Herde.

Die „Rebellenherde“ besteht aus Kithaka, Barsilinga, Garzi und Lemoyian, und testete diesen Monat ihre Freiheit ein bißchen weiter aus. Aber nachdem kürzlich in der Nähe des Stallgeländes zwei Büffel von Löwen getötet wurden, entschlossen sie sich, erst einmal bei den Waisen und ihren Keepern zu bleiben. Gegen Monatsende blieben sie abends wieder länger im Park, kamen aber gegen 21 Uhr immer selbständig wieder zurück. An der Suhle hörten die Waisen einmal ein Geräusch, das sie nicht kannten und das sie erschreckte. Der humpelnde Enkikwe war so erschrocken, daß er beim Weglaufen sogar Karisa und seinen guten Kumpel Kauro überholte. Es scheint ihm also besser zu gehen, und ein paar Mal konnten wir ihn sogar dabei beobachten wie er Tusuja in einen Ringkampf verwickelte. Ein anderes Mal flogen zwei Ibisse über die Herde und machten großen Krach, so daß die Waisen zu ihren Keepern flüchteten. Nur Karisa rannte nicht weg, sondern drehte sich um und wunderte sich, warum sich seine Freunde so leicht erschrecken ließen. Karisa blieb mutig stehen und als die Anspannung vorbei war, führte er die Herde an!

Olsekki schien diesen Monat ein wenig lethargisch und niedergeschlagen. Aber dank der guten Beobachtungsgabe der Keeper konnte er schnell behandelt werden und es ging ihm am Monatsende schon wieder viel besser.

 

Monatsbericht für die Kibwezi-Gruppe in Umani Springs: Oktober 2019

Auch im Kibwezi-Wald begann es diesen Moant zu regnen. Die Vegetation erholte sich sehr schnell und alles war wieder grün und saftig, was die Umani-Waisen, aber auch die anderen Waisen dankbar zur Kenntnis nahmen. Herden von Büffeln grasten in der Steppe und Paviane wuselten wie Ameisen dazwischen umher. Sie rissen die frischen, grünen Triebe mit ihren Zähnen heraus. Die Waisen mögen die Triebe auch am liebsten und traten trockene Gras beiseite, um ihre Beute mit dem Rüssel aufzuheben.

Pfützen verwandelten sich dank der wälzenden Elefanten wieder in Suhlen und das Wasserloch, wo sie sonst immer ihre Milchflaschen bekommen, wurde diesen Monat gar nicht benutzt. Quanza, Zongoloni, Jasiri und die anderen kamen diesen Monat immer in Schlamm besudelt zur Milchfütterung, und nachdem sie ihre Flaschen ausgesoffen hatten, gingen sie schnurstraks zum Grasfressen. Als der Regen heftiger wurde, gingen die Waisen morgens direkt in den Wald zum Fressen, ohne ihre Luzerne anzurühren. Wenn sie so stürmisch aufbrechen und es keinen Anführer gibt, haben es die Keeper nicht immer leicht, mit ihnen Schritt zu halten!

Ziwa, der einst das Nesthäkchen der Umani-Herde war, ist inzwischen sieben Jahre alt und ein ziemlicher Freigeist. Er, Ngasha und Faraja bleiben mittlerweile mehrere Nächte hintereinander im Wald. Der kleine Trupp wird von den Keepern nur “Jungs-Club“ genannt. Ziwa weiß, daß er in Begleitung seiner Freunde sicher ist, und läuft fast immer direkt neben Ngasha. Die Keeper erkennen jetzt schon, wenn die Drei wieder Hummeln im Hintern haben, weil Ziwa seine Freunde dann vom Rest der Herde weg treibt. Dann machen sie sich auf die Suche nach wilden Artgenossen. Jasiri zögert noch, mitzugehen und bleibt lieber bei den Kühen in der Umani-Herde, zu denen auch die Babies Mwashoti und Alamaya gehören. Da Ziwa und Faraja jetzt öfter die Mittagsmilchfütterung auslassen, freuen sich die Kleinsten und Shukuru über eine Extraportion! Das und die Tatsache, daß sie sich jetzt nicht ständig vor schubsenden Jungbullen in Acht nehmen mußten, sorgte für eine entspannte Atmosphäre in der Umani-Herde.

Ziwa sucht fast täglich Kontakt zu wilden Herden und ist in der Regel der Erste, der den Kontakt dann auch aufnimmt. Lima Lima ist ebenfalls sehr interessiert, aber umso mehr, wenn sie Nachwuchs dabei haben. Sie ist besessen von Elefantenbabies! Eines Abends blieben sie und Zongoloni fast bis Mitternacht mit der wilden Herde im Busch. Aber die Mütter waren sehr aufmerksam und nicht sehr erpicht auf neue Babysitter.

Sonje ist sehr wählerisch, was die Avancen wilder Bullen angeht. Ein wilder Bulle, den die Keeper „Osama“ nennen, war für eine Weile ihr Freund, aber wir haben ihn schon eine ganze Weile nicht gesehen. Am 5. Oktober verschwand sie im Wald und kam kurze Zeit später mit zwei, uns bisher unbekannten wilden Bullen zurück. Es hat uns sehr gefreut, daß sie den Kontakt sucht und Murera schloß sich den Dreien schließlich auch noch an. Die Vier blieben zusammen, bis Sonje und Murera die Herde schließlich zurück zum Stallgelände führten.

Murera und Sonje sind immer noch sehr beschützerisch gegenüber „ihrem“ Baby Mwashoti, besonders, wenn die älteren Bullen, wie Ziwa, ihn ärgerten. Dann sind sie sofort zur Stelle, um den Störenfried zu verscheuchen. Alamaya kann ebenfalls ärgern und muß von den Kühen manchmal ermahnt werden. Shukuru hat sich an seine Mätzchen gewöhnt und scheut nicht davor zurück, ihm einen strafenden Klaps mit ihrem Rüssel zu verpassen. Lima Lima ist die Beschützerin der Gruppe und nimmt ihre Aufgabe sehr ernst. Eines Tages beobachteten die Keeper Alamaya und Mwashoti dabei, wie sie auf ein Wasserloch zuliefen, in dem Krokodile lagen. Lima Lima hatte sie schon bemerkt, kam angerannt und sprang noch vor den beiden Bullen ins Wasser, so daß die Krokodile sich verzogen. Sie ist ein sehr fürsorglicher Elefant und beeindruckt die Keeper immer wieder aufs Neue.