Die Waisen im September

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe in Nairobi: September 2021

Der Monat stand in der Nursery ganz unter dem Motto „Entwicklung“.  Ganz besonders freut uns die Entwicklung von Ziwadi. Normalerweise läßt sie sich hinter der Herde zurückfallen, und macht entweder ihr eigenes Ding oder frißt zusammen mit Rama, Shukuru und Olorien. Aber in den letzten Wochen hat sie sich mehr und mehr mit dem Rest der Herde beschäftigt. Eines Morgens hat sie sogar – gemeinsam mit Naleku – die Herde in den Busch geführt. Was für ein Fortschritt für das einst so schüchterne Elefantenmädchen!

Wir glauben, daß Naleku eine der nächsten großartigen Leitkühe wird. Natürlich wird das nur die Zeit zeigen, aber ihre Charakterzüge zeigen schon jetzt tolle Eigenschaften einer Anführerin. Sobald sie die Waisen morgens zum Freßplatz geführt hat, scheint sie mit Larro durchzuzählen, ob alle da sind. Besonders achtet sie darauf, daß auch die Langsameren in der Gruppe, wie Bondeni, Kindani, Kinyei und Olorien, mitgekommen sind. Erst, wenn alle zusammen sind, beginnen auch Larro und Naleku mit dem Fressen. Larro ist noch sehr, sehr jung, aber sehr verantwortungsvoll. Shukuru dagegen scheint mit ihren 12 Jahren dagegen keinerlei Ambitionen auf eine Leitkuhposition zu haben und läßt Larro liebend gerne den Vortritt. Die Beiden Kühe haben trotz ihres Altersunterschiedes von 9 Jahren großen Respekt voreinander, und das wiederum schafft eine sehr harmonische Stimmung in der Nursery-Herde. Mukkoka hat zwar immer wieder ihre Momente, in denen er stänkert, aber grundsätzlich unterstützt auch er Larro dabei, die Ordnung in der Herde zu bewahren.

Naboishu und Bondeni haben sich zu den größten Störenfrieden beim mittäglichen Schlammbad entwickelt. An den meisten Tagen versuchen sie die Besucher hinter dem Absperrungsseil mit Scheinangriffen zu erschrecken. Die Keeper ermahnen sie erst, und schicken sie dann in eine Auszeit, aber das scheint die Beiden nicht davon abzuschrecken, sich am nächsten Tag wieder daneben zu benehmen – zum großen Frust der Keeper! Bondeni hat seine ganz speziellen Tricks, um während der Besucherstunde die größtmögliche Aufmerksam zu bekommen. Am liebsten läuft er am Seil auf und ab, flattert mit den Ohren und schubst einzelne Besucher – und sonnt sich dann in deren Gelächter und Bewunderung!

Olorien und Kindani können ziemlich sprunghaft und launisch sein. Während sie gerade eben noch süß und hilfsbereit waren, ärgern sie im nächsten Moment ihre Freunde – oder sich gegenseitig. An einem Tag begannen sie sich plötzlich um einen Ast zu streiten, der etwas ganz Besonderes sein musste. Keine der Beiden wollte davon ablassen und sie hatten sich fest ins jeweilige Ende verbissen und boten uns eine Art Tauziehen. Das zog sich einige Minuten hin, aber irgendwann wurden sie müde. Als Kindani bemerkte, daß Olorien schwächelte, zog kräftig an ihrem Ende des Astes, so daß Olorien vornüber fiel und ihr Ende los ließ. Während Olorien sich wieder aufrappelte, rannte Kindani mit dem Ast davon und schien sehr zufrieden!

Rama geht es wunderbar und die Keeper sind furchtbar stolz darauf, wie selbstbewußt er geworden ist. Man konnte ihn sogar beim Ringen mit Naboishu und Mukkoka beobachten und er schien großen Spaß dabei zu haben! Auch vor ungezogenen Artgenossen, wie Olorien, hat er keine Angst mehr und schubst sie einfach weg, wenn sie ihm auf die Nerven geht.

Roho und Kinyei sind gute Freunde. Roho scheint gut zu verstehen, daß Kinyei jünger und kleiner als er selber ist und geht sehr vorsichtig mit ihr um. Auch mit Esoit versteht er sich sehr gut und die Beiden sieht man jetzt oft zusammen. Obwohl junge Bullen Ringkämpfe über Alles lieben, so brauchen sie auch Sicherheit und Ruhe – und die bekommen sie von Shukuru. Eines Tages stellten sich Roho und Esoit beim Grasen jeweils auf eine Seite von Shukuru und fraßen direkt aus ihrem Mund. Shukuru ist bekannt für ihre stoische Geduld und teilte ihr Futter liebend gerne mit den Beiden. Die Keeper fragen sich auch oft, ob die Bindung und Aufmerksamkeit der Waisen Shukuru beim Gesundwerden geholfen haben?

Gegen Monatsmitte hatten wir ein lustiges Erlebnis, das die schreckhafte Natur von Elefantenbabies illustrierte. Kurz nachdem sie aus ihren Ställen gekommen waren, trompeteten Bondeni und Naboishu wegen ein paar Warzenschweinen. Die Warzenschweine rannten verängstigt in den Wald und stürmten durch eine Herde Impala-Antilopen. Die Impalas rannten auseinander und direkt auf Naboishu und Bondeni zu die auf den Hacken umkehrten und einen kleinen Angstschrei ausstießen. Diese völlig harmlose Situation eskalierte dermaßen, daß Mukkoka und Larro zu Hilfe rannten und damit die ganze Elefantenherde in Panik versetzten. Eines ist klar: Mit Elefantenbabies ist immer was los!

Die Trockenzeit stellt die Tier- und Pflanzenwelt immer wieder auf eine harte Probe. Wir haben diesen Monat zwei Eelfantenkälbchen gerettet. Ihre Geschichten werden hoffentlich bald erzählt, wenn sie die kritische Phase nach ihrer Rettung überstanden haben. Am 31. August kam ein Neuzugang aus West Pokot bei uns an, die wir Kerrio benannten, nach dem Ort ihrer Rettung im Kerio-Tal. Sie konnte sich zu Beginn kaum bewegen, aber Ende September ging es ihr schon so gut, daß sie die Waisenherde auf kleine Spaziergänge in den Wald begleiten konnte.

Unser Nashorn: Maxwell hatte einen ganz wundervollen Monat und viel Kontakt zu seinen Elefantenfreunden. Zu Beginn des Monats war er extrem testosterongeladen. Er stampfte in seinem Gehege herum, schlug mit seinen Hinterbeinen aus, und alles machte den Anschein als würde er sein Territorium markieren. Als er merkte, daß die Waisen sich mit ihren Keepern auf den Weg in den Busch machen, wurde er wütend und rannte gegen die Wand, die seine beiden Ställe trennte. Maxwell hat immer mal schlechte Laune, aber so hatten wir ihn selten erlebt. Die Keeper nahmen an, daß ihn ein Tier im Wald – vielleicht sogar ein wildes Nashorn – aufgebracht hat. Es gelang ihnen nach einer Weile, Max mit leckerem Grünfutter und Luzerne abzulenken. Nach diesem Frühstück machte er ein Nickerchen und war danach wieder viel besser drauf.

 

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: September 2021

Unsere Voi-Herde ist sehr stabil und harmonisch, alle kennen und respektieren sich. Das war natürlich nicht immer so und hat seine Zeit gedauert: Als Tamiyoi und Tagwa letztes Jahr nach Voi gekommen waren, war Mbegu erst gar nicht begeistert und sogar sehr hochnäsig gegenüber Tagwa. Sie hatte irgendwie bemerkt, daß Tagwa ihrerseits in der Nairobi-Nursery auch eine Mini-Leitkuh gewesen war und witterte Konkurrenz. Aber nach ein paar Monaten stabilisierte sich das Verhältnis, denn Tagwa zeigte keinerlei Machtansprüche.

Mbegu ist und bleibt also die Leitkuh der jungen Voi-Waisen: Tagwa, Tamiyoi, Sagala, Emoli, Godoma, Ndotto, Lasayen und Murit. Tagwa hat dennoch kleine Privilegien innerhalb der Herde. So darf sie – gemeinsam mit Tamiyoi und Sagala – die Herde morgen immer zum Fressen in den Busch führen. Das ist eine große Verantwortung und die drei jungen Kühe nehmen diese sehr ernst! Unsere einstmals berüchtigte Schwanzbeißerin Ndoria bildet in der Regel das Schlußlicht.

Diesen Monat kamen viele wilde Herden durch Voi und füllten ihre Bäuche mit frischem Wasser an der Stalltränke. Einmal kam eine Herde mit vier Kälbern! Die jungen Waisenkühe waren natürlich verzückt und wollten den Babys unbedingt näher kommen. Sagala und Mashariki durften schließlich den Kontakt zu einem der Babys aufnehmen, während Panda von der Mutter zurückgewiesen wurde. Panda ist schon größer als die anderen und die Mutter war vermutlich nur besorgt, daß ihr Baby gekidnappt würde!

Wilde Kälbchen üben auf unsere jungen Kühe eine unglaubliche Anziehungskraft aus, aber Pika Pika ist und bleibt der Liebling der Voi-Herde. An einem Tag schrie die Mini-Kuh in schierer Freude, weil die Milchflaschen für das Frühstück herausgebracht wurden. Kenia und Ndii sahen ihren Schützling in Todesgefahr und waren im Nu zur Stelle – es war natürlich alles Bestens! Während die Aufregung um Pika Pika sich bei den meisten jungen Kühen gelegt hat, folgen Kenia und Ndii jedem ihrer Schritte und ganz besonders passen sie auf, daß sich Naipoki ihrem Liebling nicht zu sehr annähert.

Auf Ngilai kann man sich immer verlassen, wenn man Unterhaltung wünscht, aber Ndotto folgt ihm ganz dicht! Die Beiden sind wahnsinnig verspielt und ihre Energie ansteckend. Eines Tages posierte Ngilai sehr extravagant auf einer der Rampen im Stallgelände und zog Ndottos Neugier auf sich, der ihn sofort auf einen kleinen Ringkampf herausforderte. Mashariki wollte auch was von all dem Spaß abbekommen und lud sich einfach selber in den Ringkampf ein. Ndii und Ishaq-B waren inzwischen auch neugierig und von dem Trubel angelockt und rannten mit ausgestreckten Rüsseln auf die Drei zu, was in Elefantensprache so viel heißt „was macht ihr denn da?“.

Emoli ist der jüngste kleine Bulle in der Voi-Herde und als Nesthäkchen auch ein bißchen verwöhnt. Meistens ist er unglaublich süß und mit Ngilai verbindet ihn eine enge Freundschaft. Als Ngilai die Waisen eines Tages zum Fressen hinausführen durfte, hing Emoli wie eine Klette an ihm und gab ihm mit seinem Rüssel sogar ein kleines „Küsschen“.

Lasayen ist in der Regel recht reserviert, was Kräftemessen angeht, aber an einem Tag, nachdem er mehr als vier Stunden gefressen hatte, machte er sich auf die Suche nach einem Trainingspartner. In Araba fand er eine ebenbürtige Partnerin und Lasayen freute sich sichtlich, daß Araba seine Einladung angenommen hatte, denn Ringen ist normalerweise unter ihrem Niveau. Arruba ist eine weitere Kuh, die Ringkämpfe eher scheut – außer natürlich mit Ndotto.

Tundani ist der älteste und größte Bulle in der Voi-Herde. Aber Ndotto hat große Ambitionen und will gerne und oft zeigen wie stark er schon ist. Tundani sieht es sportlich und die Beiden sieht man fast jeden Tag ringen. Sie können sich richtig in ihre Kämpfe hineinsteigern – Elefantenbullen können es nur schwer ertragen, wenn verlieren! Kühe sind da wesentlich entspannter. Eines Tages, vor der Nachmittagsmilch, entschied sich Mbegu, Rorogoi zum Ringen herauszufordern. Danach kuschelten sich die beiden Kühe aneinander und tätschelten sich mit ihren Rüsseln, in Vorfreude auf ihre Milchflaschen.

Diesen Monat gab es viele sehr heiße Tage, so daß die Waisen die Suhle mit besonderem Elan aufsuchten. Jeder Elefant hat seinen eigenen Badestil: Suswa wartet, bis alle anderen Elefanten aus dem kühlen Naß verschwunden sind und wirft sich dann genüßlich durch das Wasser. Mashariki schwimmt auch lieber allein. Embu dagegen ist meistens die Erste im Wasser und springt förmlich mit Anlauf hinein. Danach liebt sie eine ausgiebige „Dusche“ im Dreck. Murits Badelust hängt zum Großteil von der Wassertemperatur ab und erwartet erstmal ab, was ihm seine Freunde berichten.

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: September 2021

Der Monat begann gleich mit einem Höhepunkt, als sich an der Stalltränke 70 wilde Bullen versammelten. Unsere freche Nabulu führte die Waisen an diesem Tag, wie so oft, nach Hause; aber als sie auf die wilden Bullen trafen verhielten sie sich angemessen respektvoll. Wilde Dickhäuter bekamen wir diesen Monat fast jeden Tag zu sehen, denn die Trockenzeit war dieses Jahr wieder besonders brutal und so kamen Wildtiere von überall her, um an unseren nicht versiegenden Wasserstellen zu saufen. Sie wissen, daß die Tränken aufgefüllt werden und es ab und zu sogar Luzerne zum Naschen gibt, und diese kleinen Dinge können in einer Dürre den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen. Einige wilde Elefanten schliefen sogar vor dem Stallgelände, was zeigt, wie sicher sie sich bei uns fühlen. Das ist natürlich ein wundervolles Kompliment und erfüllt uns mit großer Dankbarkeit.

Unsere Ex-Waisen haben ein regelrechtes Anspruchsdenken, wenn es um Luzerne geht. Die Noch-Waisen wissen, daß sie besser nicht zwischen die hungrigen wilden und ehemaligen Waisenelefanten und ihre Luzerne geraten sollten! An einem Tag schnappte sich Ex-Waise Mulika ihre Tochter und ihren Sohn (Mwende und Mkuu) und führte sie im Stallgelände herum. Vielleicht erklärte sie ihnen ja, daß sie hier früher gewohnt hat, bevor sie vor 13 Jahren zurück in die Wildnis übersiedelte.

Unsere Waisen werden in Ithumba zwar weder lernen, zu Hungern oder zu Dursten, aber sie eignen sich dennoch jede Menge Fertigkeiten, die ihnen in der Wildnis helfen werden. Zum Beispiel wie man Äste mit den Vorderfüßen festhält und dann mit dem Rüssel die Rinde abzieht – die ist nämlich eine wichtige Nahrungsquelle in der Trockenzeit. Esampu hat ein ganz besonderes Talent im Entrinden, und als sie an einem Tag beobachtete, wie Mteto ein Stück Rinde umherschmiß, starrte sie sie an, als wäre sie wahnsinnig. Man spielt nicht mit Essen, schon gar nicht in der Trockenzeit!

Die Auswilderung ist ein sehr individueller Prozess, den jeder Elefantenwaise unterschiedlich durchläuft. Aber fast immer sind die bereits ausgewilderten, älteren Elefanten daran beteiligt. Zu Beginn des Monats entschied sich Suguta zu einem Intermezzo mit den Ex-Waisen Orwa, Bomani und Kibo. Die kleine Gruppe begleitete einige der älteren Noch-Waisen (Barsilinga, Tusuja, Olsekki, Oltaiyoni, Roi, Naseku und Siangiki) auf lange Wanderungen in den Busch. Diese Ausflüge helfen den Waisen, ihr Selbstvertrauen aufzubauen. Tusuja blieb sogar einige Nächte mit seinen wilden Freunden im Busch!

Enkikwe hat sich in den letzten Monaten fantastisch entwickelt. Vor inzwischen drei jahren hat er eine furchtbare Löwenattacke schwer verletzt überlebt. Seine Genesung hat lange gedauert, aber nach diversen Rückschlägen scheint er jetzt endlich wieder sein altes Selbst zu sein. Vielleicht wollte er den anderen mitteilen, daß er wieder voll bei Kräften war; zumindest war er diesen Monat ein richtiger Rowdy. Zum Beispiel wollte er Karisa und Wanjala mit aller Kraft davon abhalten, aus der Suhle zu steigen.

Kauro ist ein weiterer Bulle, der große Fortschritte macht. Er hat lange Zeit mit gesundheitlichen Problemen gekämpft, einmal musste er sogar zur Behandlung zurück nach Nairobi. Aber jetzt hat er seinen alten Kampfgeist wieder und stellt ihn auch zur Schau! An einem Tag forderte Mundusi ihn zu einem Ringkampf heraus. Mundusi verlor, und als ob das nicht Schmach genug gewesen wäre, kletterte Kauro auch noch auf ihn drauf, nur um seine Dominanz zu demonstrieren.

Unser süßer kleiner Sapalan durchlief diesen Monat einige Hochs und Tiefs. Zweimal begann er einen bitteren Streit mit seinen Freunden. Beim ersten Mal hat er sich mit Pare überworfen und der Streit endete erst, als Suguta dazwischen ging und die beiden Streithähne trennte. Ein paar Tage später erdreistete sich Malima, Futter aus seinem Maul zu stibitzen. Vielleicht wollte sie auch nur riechen, was er Leckeres fraß – auf jeden Fall wurde Sapalan sehr wütend und erteilte ihr umgehend eine Lektion. Malima wollte ihm eigentlich gar nichts Böses, zog sich traurig zurück und rollte sich eine Weile einsam im Dreck. Es dauerte aber nicht lange und Mapia kam, um sie mit einem Spielchen aufzuheitern.

Aber der September brachte auch einiges an Herzschmerz. Am 10. September kam Makena mit einem neugeborenen Baby, das wir Mumo nannten. Sie schien bei bester Gesundheit und Mutter und Tochter blieben für etwa eine Woche in Ithumba bevor sie überraschend weiterzogen. Nach einigen Tagen kamen sie zurück, aber der Ausflug hatte bei Mumo deutliche Spuren hinterlassen, sie war extrem entkräfted und dehydatisiert. Wir versuchten alles, um sie wieder zu Kräften zu bringen, aber sie starb in den Morgenstunden des 20. Septembers. Unser Herz blutete für Makena, aber ihr scheint es den Umständen entsprechend sehr gut zu gehen. Sie ist die ganze Zeit in guter Gesellschaft von Yattas Herde.

 

Monatsbericht für die Kibwezi-Gruppe in Umani Springs:
September 2021

Nur die Zeit wird zeigen, wann unsere nun älteren Kühe geschlechtsreif sind und eigenen Nachwuchs haben werden, aber sie haben auf jeden Fall schon jede Menge Verehrer. Murera verbringt inzwischen die meisten Nächte im Busch, mit ihren wilden Freunden und vielleicht auch ihren Verehrern. Sonje ist eine außergewöhnlich schöne Elefantenkuh und hat das Interesse eines sehr galanten wilden Bullens geweckt. Es war entzückend, seine Avancen zu beobachten: Während des Fressens angelte der Bulle die grünsten Zweige, die ganz oben im Baum hingen und gab sie Sonje.

So wie menschliche Eltern nun einmal sind, fragen sich die Keeper oft, wie viele Verehrer Lima Lima wohl hat! Im Moment hält sie Kontakt zu so vielen Bullen wie möglich, um dadurch die Chancen zu erhöhen, den richtigen Partner zu finden. Aber es ist gut, daß sie wählerisch ist. Jeder Elefant hat eine eigene Persönlichkeit, aber Lima Lima ist wirklich ganz besonders. Sie ist mit Abstand die intelligenteste, loyalste und intuitivste junge Kuh in der Herde. Diesen Monat bemerkten die Keeper, daß sie sich immer wieder von der Herde davon stahl. Die Keeper wurden neugierig und folgten ihr unbemerkt in den Wald – aber nur, um festzustellen, daß Lima Lima einem Trupp Paviane nachstellte. Sie hatte sich natürlich etwas dabei gedacht, denn die Affen klettern irgendwann hoch in die Bäume, wo sie niemals hingelangte. Dabei fallen auch leckere Akazienschoten nach unten, die sie superlecker findet. Dieses Arrangement hilft auch den Pavianen, denn Leoparden jagen keine Paviane, wenn Elefanten in der Nähe sind.

Apropos Leopard: Zu Beginn des Monat hatte es in der Tat ein kleines Drama gegeben, in dem ein Leopard im Spiel war. Spät Nachts hörten die Keeper auf einmal die „Nachtschwärmer“ trompeten. Gleich morgens zogen Lima Lima, Kiasa und Enkesha in den Busch, um nach dem Rechten zu sehen. Schon nach wenigen Minuten kamen sie zurück, rannten wie verrückt umher und machten ordentlich Krach. Das lockte natürlich den Rest der Herde an und alle zogen los in den Busch, um sich anzusehen, was Lima Lima entdeckt hatte. Sie hatte die Überreste eines Buschbocks gefunden, der von einem ortsansässigen Leoparden geschlagen worden war. Nachdem die Waisen die arme Kreatur ausgiebig inspiziert hatten, drängten sie Keeper sie zum Weiterziehen, damit der Leopard in Ruhe seine Mahlzeit beenden konnte. Die Aufregung ging auch am nächsten Tag weiter, als Murera die Plazenta eines neugeborenen Elefantenbabies entdeckte. Das versetzte unsere jungen Kühe natürlich sofort in helle Aufregung und sie waren fest entschlossen, das Baby und seine Herde zu finden und strömten in alle Himmelsrichtungen aus. Am Ende des Tages war die Suche erfolglos geblieben und den Keepern blieb nichts übrig, als alle mit Luzernepellets zurück ins Stallgelände zu locken.

Ziwa haben wir diesen Monat leider gar nicht gesehen. Obwohl wir ihn vermissen, läßt seine Abwesenheit vermuten, daß er sich gut in der wilden Elefantengemeinschaft eingelebt hat. Der Rest der “Nachtschwärmer” scheint dagegen ein bißchen Heimweh zu haben. Während sie noch vor einiger Zeit die Nächte durch den Busch zogen, halten sich Zongoloni, Jasiri, Faraja, Ngasha und Alamaya jetzt fast nur noch in der Nähe des Stallgeländes auf. Aber das lockt auch wilde Elefanten an und Umani ist mittlerweile ein richtig populärer Elefantentreffpunkt geworden – am meisten freut das natürlich unsere Waisen, die somit viel Kontakt zu wilden Artgenossen haben.

Maktao ist und bleibt ruhig und süß. Zu Monatsbeginn passierte ihm ein kleines Mißgeschick und er blieb im Schlamm stecken. Die meisten Waisen waren schon weitergezogen und waren auf dem Weg zu den Wasserquellen. Aber seine beiden besten Freunde, Kiasa und Kiombo, eilten ihm sofort zu Hilfe. Dummerweise sind sie genau so klein wie er und kontten daher nur wenig ausrichten – aber sie trompeteten laut nach Unterstützung, bis Murera und Sonje kamen und Maktao aus seiner Misere befreiten.

Kiombo und Mwashoti sind diesen Monat ordentlich aneinander geraten. Mwashoti hat offenbar das Gefühl, daß Kiombo seine Rolle als Sonjes Liebling eingenommen hat! Wenn niemand aufpasst, schleicht er sich an Kiombo an, schubst ihn oder stellt sich ihm in den Weg. Sonje findet das gar nicht toll, aber scheint für Mwashoti Verständnis zu haben. Er braucht wahrscheinlich einfach nur ein bißchen Zeit, um sich an die neue Situation zu gewöhnen. Statt ihn zu bestrafen, geht sie einfach ein Stückchen weg mit Kiombo. Die anderen Kühe sind da weniger geduldig und haben Mwashoti schon mehrfach ermahnt. Er scheint es sich nicht mit allen verscherzen zu wollen und ist inzwischen ein kleines bißchen freundlicher zu Kiombo.

Kiasa und Enkesha hatten ebenfalls Reibereien diesen Monat. Enkesha will die Anführerin der Gruppe mit den Jüngeren sein, aber Kiasa denkt, sie ist die Richtige für diese Position. Kiombo und Maktao scheinen Kiasa da zuzustimmen, und das hat ordentlich Streit mit Enkesha verursacht. Am Monatsende sah alles nach Waffenstillstand aus, aber die Keeper denken, daß das Problem noch nicht aus der Welt ist. Kiasa ist erst vier Jahre alt, aber hält sich schon für alt und weise. Aber in Wirklichkeit muss sie noch viel lernen. Als Kiasa frisch in Umani angekommen war, hat Murera ihr viele Tips gegeben. Aber seit Murera die Nächte im Busch verbringt, fehlt Kiasa eindeutig ein Mentor. Die Keeper hatten schon vor, Kiasa aus dem Stall zu verlegen, den sie sich vorher mit Murera geteilt hatte, aber Kiasa hat das wie immer selber in die Hand genommen. Am Ende des Monats hatte sie sich bei Quanza eingeladen und es sich gemütlich gemacht. Quanza war überglücklich über ihre neue, kleine Mitbewohnerin, die sie betüdeln konnte und wir hoffen, das ist der Beginn einer wundervollen neuen Freundschaft.