Die Waisen im September

Monatsbericht für die Nursery-Gruppe in Nairobi: September 2022

Auch diesen Monat haben wir wieder viele Neuzugänge in der Nursery aufgenommen, denn die Dürre hat viele Teile Kenias erreicht. Latikas Stall liegt zwischen denen der Neuankömmlinge, und sie hat sich daher selbst zum Empfangskomittee ernannt. Die neuen Waisen stehen oft nah an der Stallzwischenwand und lassen sich von Latika mit ihrem kurzen Rüssel liebkosen. Sie wacht nachts immer wieder auf, schaut nach ihren neuen Freunden und teilt ihr Grünfutter mit ihnen. Sie ist wirklich eines der sanftmütigsten Elefantenbabys der Nursery-Herde.begannenL

Einer unserer neuesten Zugänge ist Shujaa, der sich „wie geschmiert“ in den Nursery-Alltag eingefunden hat. Er liebt seine Milch und ist überpünktlich. Egal. wie weit die Herde von der Fütterungsstelle entfernt war, Shujaa war immer der erste, der sich auf den Weg zur Fütterung machte. Eines Nachmittags lief er zur Suhle, und als er keine Keeper vorfand, sauste er zurück ins Stallgelände, wo die Milch angerührt wurde. Die Keeper lachten über die Überaschungskontrolle!

Kerrio begreift langsam, dass sie nicht mehr das Nesthäkchen ist. Naleku vergöttert sie immer noch, aber die Mini-Leitkuh muss ihre Aufmerksamkeit jetzt zwischen vielen neuen Babys aufteilen. Kerrio hängt gerne mit Nyambeni, Mzinga und Shujaa ab, hat aber nur wenig Zeit für Mageno. Aber vielleicht liegt es auch nur daran, dass Mageno schon größer und unabhängiger als sie ist. Kerrios größter Rivale ist Mukutan. Der ist auch am liebsten mit Nyambeni, Mzinga, Shujaa und Mageno zusammen, aber Kerrio verjagt ihn in der Regel. Eines Nachmittag plante der jedoch seine Revanche. Als Kerrio mit den Kleinsten beschäftigt war, stand Mukutan daneben und wartete auf seine Gelegenheit. In jenem Moment, als sie ein bisschen entfernt von den Kleinsten war, stampfte er auf sie zu und schubste sie um. Als sie sich wieder aufgerappelt hatte, war Mukutan schon weggelaufen. Er hatte wohl gedacht, dass es niemandem aufgefallen war, aber Olorien hatte alles beobachtet und gab ihm eine heftige Abmahnung.

Suguroi ist eher burschikos. Sie kann „bullenhafter“ sein als die meisten ihrer männlicher Artgenossen und ist immer auf Habacht. Wenn sich die Keeper annähern, flattert sie mit den Ohren und schubst gerne mal andere Waisen aus dem Weg. Aber in letzter Zeit achtet sie besonders auf Nyambeni, Mzinga, Shujaa und Mageno. Sie folgt ihnen auf Schritt und Tritt, umrüsselt sie und teilt freiwillig ihr Grünfutter. Die Keeper trauten ihren Augen kaum, freuten sich dann aber, dass Surugoi offenbar auch eine mütterliche Seite hat.

Ziwadi geht es sehr gut, aber sie wird immer zart und anfällig bleiben. Eines kalten Morgens bemerkten die Keeper, wie sie vor sich hinzitterte. Die Keeper stellten sich um sie herum, um sie ein bisschen zu wärmen, und brachten ihr sogar die Milchflasche herüber. Sobald sie die Milch ausgesoffen hatte, schien  sie sich besser zu fühlen und begann herumzulaufen. Sie folgte den Keepern zurück zur Nursery-Herde, wo sie sich an die anderen Elefanten schmiegte.

Taabu und Mukutan scheinen derzeit wie zänkische Geschwister. Sobald sie sich sehen, fangen sie an zu streiten und jagen sich durch den Wald. Mukutan scheint Choka als Taabus nervigen Bruder ersetzt zu haben. Aber das ist ganz normal in diesem Alter; sie versuchen beide, ihre Stellung in der Nursery-Herde zu finden und zu behaupten.

Unser Trio Roho, Oldepe und Neshashi sind in Wartestellung. Eigentlich sollten sie längst nach Tsavo umgezogen sein, aber es ist viel zu trocken. So genießen sie die Tage in der Nursery mit ihrer Clique. Eines Nachmittags schlichen sich Roho, Oldepe und Neshashi weg von der Herde und zurück ins Stallgelände. Es war offensichtlich, wonach sie suchten – Luzerne auf dem Umzugs-Lkw. Den kennen sie inzwischen in- und auswendig. Dumm für das Trio, aber der Lkw war umgeparkt worden, und sie gingen leer aus. Also gingen sie einfach bei Maxwell, unserem blinden Nashorn, vorbei, der ein Nickerchen in der Sonne hielt. Roho zerrte am Gattertor und versuchte, Max aufzuwecken. Es funktionierte, und er kam herüber, um herauszufinden, wer sein Nickerchen störte. Er und die Elefanten begrüßten sich kurz, bevor die Keeper das Trio zurück in den Wald schickten und Max sein Nickerchen in der Sonne fortsetzte.

Nyambeni ist derzeit das jüngste Mitglied der Nursery-Herde. Obwohl sie winzig ist, ist sie sehr selbstbewusst und steht immer für sich ein. Die Keeper halfen ihr zu Beginn bei der Futtersuche im Wald, und sie hat sich sofort alle Futterplätze eingeprägt. Sie ist wissbegierung und lernt wahnsinnig schnell. Sie kennt inzwischen alle Nursery-Abläufe: Die Zeit zum Aufstehen, für die Milch, für die Suhle und wann es Zeit ist, abends nach Hause zu gehen. Die Keeper sind furchtbar stolz auf sie.

Sagateisa ist und bleibt schüchtern und zurückhaltend. Fast so wie Ziwadi ist sie sehr wählerisch, wann und wie sie sich in die Spielchen der Herde einbringt. Aber anders als Ziwadi ist Sagateisa immer die erste in der Suhle. Wenn sich das Schlammbad mit anderen Waisen füllt, zieht sich oft in eine ruhige Ecke zurück. Die Keeper bespritzen sie dann mit Wasser und Schlamm, was ihr sehr gut gefällt. Tingai ist und bleibt der schüchternste Bulle in der Nursery-Herde. Er wird langsam selbstbewusster, aber er ist noch längst nicht soweit, die größeren Bullen zum Ringkampf herauszufordern. Eines Nachmittags versuchte Bondeni, ihn in ein Kräftemessen zu verwickeln, aber Tingai rannte in den Wald und versteckte sich. Das motivierte Bondeni nun erst recht, denn er dachte, sie würden jetzt Verstecken spielen. Tingai ist kleiner als Bondeni, der die Suche schließlich abbrach und sich einen anderen Spielgefährten suchte. Tingai ist zwar schüchtern, aber trotzdem ein sehr guter Freund. Eines Tages waren Mukutan und Taabu bei einem Kampf regelrecht verkeilt. Später fiel Tingai auf, dass Mukutan ruhiger als gewöhnlich war. Er ging zu ihm hinüber, um zu sehen, wie es ihm ging. Die beiden kleinen Bullen verbrachten den ganzen Nachmittag zusammen mit Fressen.

Lodo sorgte auch für einige Lacher diesen Monat. Er wurde plötzlich komisch, wenn es Milch gab, und hat seine Flasche sogar ein paar Mal verweigert! An einem anderen Tag sahen wir, wie er versuchte, Sagateisas Flasche zu klauen, die eine etwas andere Zusammensetzung hat. Die Keeper gaben Lodo ein bisschen davon ab, und er schien es zu mögen. Vielleicht brauchte er einfach nur ein wenig Abwechslung. Von da an schlang er den Inhalt seiner Flasche wieder gierig hinunter.

Rafiki hat damit aufgehört, einfach so zu verschwinden, und verbrachte mehr Zeit mit der Herde. Aber die Keeper können sich nur schwer entspannen und sind immer auf der Hut, weil er manchmal doch noch verschwindet. Rafikis engste Freunde sind Lodo und Tingai, die ein ähnliches Temperament wie er haben – nämlich ruhig und ausgeglichen.

Olorien ist ein tolles Kindermädchen, hat es aber auch faustdick hinter den Ohren. Eines Morgens schlich sie zurück ins Stallgelände und lungerte vor den Ställen der Neuzugänge herum. Sie wusste ganz genau, dass sie ihre Ruhe brauchten, aber die Gier hat sie einfach überwältigt, und sie versuchte, ihnen das Grünfutter zu klauen, obwohl sie davon im Wald nun wirklich genug hatte! Sogar, als die Keeper sie zurück in den Wald scheuchten, versuchte sie zurückzuschleichen. Irgendwann versteckte sie sich hinter einem Busch  – aber sie ist inzwischen gewachsen, und die Keeper haben sie sofort entdeckt.

Am 19. September durfte Weka, eine unserer Neulinge, mit der Herde in den Busch. Sie hat sich schnell mit dem etwa gleichaltrigen Mageno angefreundet. Mageno war sehr freundlich und hat ihr gezeigt, wo die Milch gefüttert wird und wo sich die Suhle befindet. Sie stand am Ufer und spritzte mit Matsch herum. Danach führte Mageno sie zurück zu den anderen im Wald. Es war ein wunderbarer erster Tag für Weka.

Als die Waisen eines Nachmittags im Busch fraßen, kamen zwei große Büffelbullen hinzu. Die Elefantenwaisen waren furchtbar erschrocken, aber die großen Jungs Naleku, Neshashi, Roho, Oldepe, Kindani und Kinyei nahmen ihren Mut zusammen, um die Herde zu beschützen. Sie liefen auf die Büffel zu, flatterten mit den Ohren, kollerten und trompeteten. Die Büffel zogen schließlich genervt weiter.

Bondeni und Esoit sind immer noch die besten Spielgefährten. Es vergeht kaum ein Tag, an dem sie sich nicht zum Ringen herausfordern. Und ihr Elan ist ansteckend. Taabu und Choka waren nur vom Zuschauen so aufgeregt, dass sie schließlich ihren eigenen kleinen Ringkampf begannen. Sie waren sogar kühn genug und forderten Bondeni heraus, der die Einladung gerne annahm.

Tingai, Lodo und Rafiki haben die Rolle der „netten Onkel“ der Nursery-Herde angenommen. An den meisten Nachmittagen begleiten sie Mageno, Weka, Muridjo, Shujaa, Nyambeni und Mzinga durch den Wald. Die „Decken-Brigade“, unsere Allerkleinsten, freuen sich sehr über die Gesellschaft der großen Jungs, und es zeigt uns auch, dass selbst Elefantenbullen Kümmer-Gene haben.

 

Monatsbericht für die Voi-Gruppe: September 2022

Der Monat begann mit einem Tête-à-tête zwischen Mudanda und Ndotto. Die beiden alten Freunde standen mit den Köpfen aneinander und ließen niemanden sonst an ihrer Diskussion teilnehmen. Mudanda passt in der Regel immer auf Lemeki und Thamana auf, so dass Ngilai jetzt seine Gelegenheit sah. Er legte sich auf den Boden, so dass Lemeki auf ihm herumklettern konnte. Danach hatten sie noch Zeit für einen entspannten Ringkampf. Ngilai war sehr vorsichtig mit der kleinen Kuh.

Tahri war dieses Jahr nach mehr als einem Jahr in der Wildnis wieder nach Voi zurückgekommen. Sie scheint sehr glücklich, zurück in der Waisen-Herde zu sein. Aber Embu, ihr bester Freund, war wohl am glücklichsten. An manchen Tagen standen sie einfach nur nebeneinander und umarmten sich mit ihren Rüsseln. Dieses Jahr haben wir weitaus mehr Neuzugänge bekommen als erwartet. Einige davon sind direkt nach Voi gekommen, weil sie schon älter waren. Mbegu, Lemeki und Sagala sind wundervoll gastfreundlich und führen alle Neulinge in ihrem neuen Zuhause herum. Juni, die im Mai kam, hat sich wunderbar eingelebt und ist der Liebling von Tagwa, Sagala und Mbegu.

Am 6. September hatten unsere Neulinge Hildama und Dabida ihren ersten Tag mit der Waisen-Herde im Busch. Mbegu, Arruba und Sagala waren das Begrüßungskomittee, führten die beiden überall herum und stellten sie allen vor. Zwei Tage später meldete der Pilot des Sheldrick Trusts ein weibliches Waisenbaby am Voi-Fluss. Es wurde geborgen und direkt in die Voi-Stallungen gebracht. Obwohl wir noch nicht sicher sind, was mit ihrer Familie passiert ist, nehmen wir an, sie ging ihr entweder aufgrund der Dürre oder wegen des Konflikts mit an Tsavo angrenzenden Bauern verloren. Wir nannten sie Akina.

Am 12. September hatte unser armer Ndotto ein Nasen-Drama. Die Keeper merkten, dass er irgendein Problem mit seinem Rüssel hatte. Bei genauerem Hinsehen stellte sich heraus, dass ihm ein großer Stein im Nasenloch steckte! Dr. Limo wurde gerufen, sedierte Ndotto und entfernte den Stein. Als Ndotto wieder aufwachte, ging er schnurstracks zu seinen Freunden, die vor dem Gatter auf ihn warteten. Keiner der Waisen hatte sich Sorgen gemacht. Sie wussten, dass ihm geholfen wurde.

Die Voi-Herde ist voll mit Schlammbad-Persönlichkeiten. Eines Nachmittags schlossen sich Pika Pika, Embu, Rorogoi, Arruba und Suswa zusammen. Pika Pika wälzte sich herum und rutschte über Embus Bauch, während die anderen mit Wasser spritzten und posierten. Rorogoi wartete wie immer, bis alle aus dem Wasser waren, so dass sie solo suhlen konnte. Einmal, nach der Mittagsmilch, sauste Tamiyoi zur Tränke und trank, wobei sie einen Fuß nach oben hielt. Emoli kam dazu und machte das nach, indem er sein Hinterbein hoch hielt. Als nächstes kam Sagala dazu und machte es den beiden nach. Dann kam Rorogoi, der auch mitmachte. Vielleicht war das ihre Art zu entspannen, nach all der Futtersuche am Morgen.

Mit den Neuzugängen veränderte sich auch wieder die Gruppendynamik in der Waisen-Herde. Pika Pika passt auf Hildama und Dabida und lässt sie nicht in die Nähe ihrer Adoptiv“mutter“  Arruba. Godoma hat in der Zwischenzeit ein paar dramatische Marotten angenommen. Sie kletterte zum Beispiel auf die Mauer der Veranda und machte allerlei lustige Posen. Wir denken, sie wollte damit die Aufmerksamkeit der beiden Neuen,  Hildama und Dabida, bekommen. Sagala und Tagwa haben sich inzwischen Juni gewidmet und überlassen die Kleinsten den anderen.

Am 26. September, kurz vor der Mittagsmilch, erreichte uns ein Anruf von der Tierärzte-Einheit des Sheldrick Trust und der Kenianischen Wildtierbehörde (KWS) in Tsavo. Sie hatten eine Elefantenkuh gefunden, die an einer inneren Verletzung gestorben war und eine zweijährige kleine Kuh hinterlassen hatte, die noch Milch brauchte. Die Voi-Keeper organisierten sich im Handumdrehen und fuhren nach Manyani, um sie abzuholen. Als sie ankamen, stand die Kleine neben ihrer toten Mutter. Die Keeper benachrichtigten das Team in Nairobi, und sie wurde ausgeflogen.

Am letzten Tag des Monats erhielten wir einen Anruf von der Lualeni Ranch, auf der ein verwaistes Elefantenbaby gefunden worden war. Die Voi-Keeper machten sich sofort auf die Suche und fanden das Baby nach etwa einer Stunde – allein, dehydriert und sehr abgemagert. Sie verluden es auf den Pick-up der Auswilderungsstation und brachten ihn nach Voi, wo seine Genesung begann.

 

Monatsbericht für die Ithumba-Gruppe: September 2022

Larro hat am Monatsanfang allen die Show gestohlen. Sie ist inzwischen sehr ausgefuchst dabei, Milchflaschen zu stibitzen, und lässt keine Gelegenheit aus, ihr Können zur Schau zu stellen. Am 1. September wartete sie, bis die Keeper sich unterhielten und eine andere Gruppe Elefanten fütterten. Sie schlich sich von hinten an und klaute sich eine Flasche! Am nächsten Tag machte sie genau das Gleiche, aber am dritten Tag waren die Keeper vorbereitet. Als sie sich für ihren Nachschlag anschlich, beobachteten sie aus dem Augenwinkel jeden ihrer Schritte. Als sie mitbekam, dass sie erwischt wurde, tat Larro vollkommen unschuldig und schlenderte zur Wassertränke. Mit Sicherheit plante sie bereits eine neue Strategie für das nächste Mal!

Diesen Monat wurde  in der Ithumba-Herde jede Menge Quatsch gemacht. Der elfjährige Orwa, der seit geraumer Zeit von der Milch abgesetzt ist, hat beschlossen, ein paar Schritte in der Zeit zurückzugehen. Immer, wenn einige der Waisen ihre Flasche bekamen, schlich er sich dazwischen und schnappte sich eine leere Flasche. Er hielt die Keeper gut auf Trab, denn er wollte ihnen die Flasche bis zum Schluss nicht zurückgeben. Jotto hat es schon eine Weile vermieden, die älteren Bullen anzugreifen, vielleicht hatte er Angst, ihnen unterlegen zu sein. Aber diesen Monat schien er wieder bereit zu sein. Er hatte fast jeden Morgen Ringkämpfe mit Ndiwa, Mapia oder Sapalan! Jotto hat begriffen, dass die Welt voller Herausforderungen steckt und dass es gut ist, diese direkt anzugehen. Naboishu führt die Herde fast jeden Morgen in den Busch. Einige Tage waren die Ex-Waisen nicht vor dem Stallgelände versammelt, was die Waisen ausgelassen machte, denn sie konnten tun und lassen, was sie wollten.

Esampus Rivalität mit den Büffeln in Tsavo hält an. An einem Tag tauchte ein Büffel zum Saufen im Stallgelände auf. Esampu und ein paar Freunde schlichen sich von hinten an und schauten drein, als wollten sie ihn in den Schwanz beißen! Der Büffel spürte die Gefahr im Rücken und drehte sich um. Als er merkte, dass es Esampu ernst meinte, machte er sich aus dem Staub. Am nächsten Tag ging Esampu tatsächlich auf die Suche nach dem durstigen Büffel. Ihr aufgeregtes Trompeten zeigte an, dass sie ihn gefunden hatten. Malima, Malkia, Ndiwa und Maramoja rannten ihr nach, um sie zu unterstützen, fanden sie aber in wilder Verfolgungsjagd mit dem Büffel. Die jungen Bullen schauten einfach zu, Esampu schien alles im Griff zu haben.

Am 9. September tauchte ein Mitglied unserer erweiterten Familie auf. Saba, das Baby von Ex-Waise Sunyei, kam zum Stallgelände mit einer Drahtschlinge um ihr Hinterbein. Die Keeper versuchten, die Schlinge zu entfernen, aber ihre Kindermädchen waren sehr aggressiv. Zwei Tage später gelang es den Keepern, Sunyei und Saba vom Rest der Herde zu trennen und die Drahtschlinge zu entfernen. Sabas ältere Schwester Siku versuchte zwar, die Keeper fernzuhalten, aber sie konnten sich durchsetzen. Sunyei verstand, dass die Keeper ihrem Baby zu helfen versuchten und blieb ganz entspannt. Glücklicherweise hatte die Schlinge noch keinen Schaden angerichtet.

Malkia entwickelt sich zu einem tollen Kindermädchen. Eines Tages, als sich Nasalot und Lualeni zur Waisen-Herde gesellten, stellte sie sich beschützend vor Baby Noah. Noahs älterer Bruder Nusu war damit gar nicht einverstanden und versuchte, Malkia fernzuhalten. Die kleine Meinungsverschiedenheit eskalierte schnell. Makena musste dazwischen gehen und die Streithähne trennen. Sie hat sich nach ihrem schlimmen Verlust letztes Jahr zu einer tollen Tante entwickelt und wird eine tolle Mutter werden, wenn sie wieder ein Baby bekommt.

Malkia kann sich darauf verlassen, immer auf Mambo, Mutaras Baby, aufpassen zu dürfen. Dieses Privileg hat sie sich hart erarbeitet, denn Mutaras Freunde sind sehr besitzergreifend, und es hat lange gedauert, bis sie Malkia als junges Kindermädchen akzeptiert hatten. Aber inzwischen ist sie selbst auch sehr besitzergreifend! Eines Morgens passten Malkia, Mteto und Maramoja auf Mambo auf, während sie auf die Luzerne warteten. Malkia wollte Mambo ganz für sich alleine, aber da hatte sie die Rechnung ohne Mteto gemacht, die sich einfach zwischen die beiden quetschte.

Karisa ist der Zeitnehmer der Herde. Er liebt es, die Tage mit den Ex-Waisen zu verbringen, aber kehrt jede Nacht  ins Stallgelände zurück. Wie ein Uhrwerk kommt er jeden Abend kurz vor den Waisen zurück. Dann wartet er auf sie, so dass sie zusammen ins Stallgelände laufen können. Die Auswilderung läuft für jeden Waisen individuell ab, und Karisa scheint noch nicht bereit, seinen Schlafplatz aufzugeben.

Im Juli war Kithaka mit einer Zerrung nach Ithumba zurückgekommen. Es braucht eine Weile, aber es wird ihm bald wieder gutgehen. Zu unserer aller Überraschung ist er trotz seines Temperaments ein toller Patient. Er scheint seinen Aufenthalt im „Hotel Ithumba“ sichtlich zu genießen. Tagsüber macht er kleine Spaziergänge durchs Stallgelände, trainiert, aber nicht zu hart. Abends geht er selbständig in seinen Stall, ohne dass ihn die Keeper dazu auffordern müssen. Wir sind stolz auf ihn, dass er nach Hause gekommen ist und weiß, wo er Hilfe bekommt. In der Dürre wäre es für ihn mit dieser Verletzung lebensgefährlich geworden. Wir werden uns um ihn kümmern, so lange, wie es nötig ist.

Der Monat endete mit Ambo und seinen Streichen. Er hatte schon eine ganze Weile nicht versucht, Luzerne zu klauen, aber offenbar war ihm jetzt wieder einmal danach. Als er eines Morgens aus seinem Stall kam, bog er rechts ab und ging schnurstracks zum Luzernel-Lager. Zu seiner großen Freude war die Tür offen, und er konnte einfach hineingehen und sich satt fressen. Die Keeper ertappten ihn mit vollem Maul, aber er schien sehr zufrieden mit sich zu sein.

 

Monatsbericht für die Kibwezi-Gruppe in Umani Springs: September 2022

Zongoloni versuchte ständig, jüngere Waisen für die halb ausgewilderte Herde zu rekrutieren, die „Nachtschwärmer“. Es schien, als ob Maktao der neue Auserwählte sei. Zumindest hat sie sich den ganzen Monat um ihn bemüht. Lima Lima war überhaupt nicht glücklich darüber. Zongoloni hatte ihr schon Kiasa weggenommen, jetzt Maktao? Enkesha, die Maktaos beste Freundin ist, unterstützte Lima Lima dabei, Zongoloni loszuwerden. Am Ende schien Maktao aber zu realisieren, dass er noch kein „Nachtschwärmer“ ist und blieb bei Enkesha.

Kiasa ist so klug! Nach ihrer Morgenmilch waren die Waisen bereit für den Tag. Das Tor war halb offen, aber die Waisen zögerten, hindurch zu laufen, weil sie wissen, dass der Zaun nachts elektrisch geladen ist. Sie schmiegten sich alle aneinander und warteten, bis die Keeper das Tor komplett aufgemacht hatten, Kiasa hindurch lief und dann der Rest der Herde folgte. Die Keeper waren sehr stolz auf Kiasa!

Eines Morgens breiteten die Keeper gerade Luzerne für die „Nachtschwärmer“ aus, als sie überrascht wurden: Eine wilde Herde mit winzig kleinen Kälbchen tauchte auf und schien nach Futter zu suchen. Sie begannen, die Luzerne zu fressen, und ließen die „Nachtschwärmer“ Ngasha, Zongoloni, Alamaya und Jasiri keinen Meter heran. Lima Lima und Zongoloni gingen schnurstracks auf die Babys zu, was die Mütter natürlich wütend machte. Sechs wilde Elefantenkühe hielten Lima Lima und Zongoloni in Schach, damit deren Nachwuchs in Ruhe fressen konnte. Als sie weiterzogen, bekamen die „Nachtschwärmer“ letztlich auch noch ihre Ration von den Keepern.

Enkesha und Kiasa sind Leitkühe in der Ausbildung. Eines Morgens übernahmen sie die Führung und entschieden, wo die Waisen fressen würden. Die Keeper hatten eine andere Richtung vorgeschlagen, aber das interessierte die beiden nicht. Sonje wollte den Keepern folgen, aber Enkesha und Kiasa stellten sicher, dass sie bei der Herde blieb, und alle zogen in Richtung Kenzili. Es stellte sich heraus, dass sie richtig lagen – es gab jede Menge Frischfutter! Aber Sonje ist immer noch die offizielle Leitkuh der Umani-Herde. Ein kurzes, leises Kollern von ihr genügt, und alle Waisen versammeln sich um sie. Die Waisen vertrauen ihr und all ihren Entscheidungen. Murera ist Sonjes Freundin und verlangt den gleichen Respekt. Aber grundsätzlich ist sie zufrieden damit, dass Sonje die meisten Entscheidungen für die Gruppe trifft.

Sie sind vielleicht die ältesten Bullen in der Umani-Herde, aber die „Nachtschwärmer“-Bullen können richtige Riesenbabys sein. Einmal zogen Jasiri und Ngasha getrennt von ihrer Gruppe los. Noch bevor sie den Wald erreichten, überzeugte Lima Lima Jasiri, ihr wieder zurück zu folgen, aber Ngasha weigerte sich. Es dauerte jedoch nicht lange, und Ngasha bekam Angst vor ein paar Weißkehlmeerkatzen, die laut aus den Bäumen schrien. Er entschied sich also schnell dafür, doch nicht alleine weiterzuziehen, und rannte zurück zu seinen Freunden.

Der 14. September war ein großer Tag für alle in Umani. Am Nachmittag erhielten die Keeper einen Anruf, dass ein Elefant geborgen wurde und auf dem Weg zum Umani-Stallgelände war. Das war neu für die Waisen dort, denn normalerweise kommen hier keine eben erst  geretteten Elefantenwaisen her. Aber Kapei, wie er genannt wurde, war schon älter, wurde ganz ihn der Nähe gefunden, so dass Umani die praktischere Lösung war. Als würde sie es ahnen, war Lima Lima sofort im Stallgelände, obwohl sie in letzter Zeit fast nur im Busch unterwegs war. Sie ging schnurstracks auf Kapeis Stall zu und bestand darauf, dass die Keeper sie hineinließen. Sie verbrachte mehr als drei Stunden mit dem Neuling, umrüsselte und täschelte ihn. Als die Waisen abends zurückkamen, ging Quanza auch direkt zu Kapeis Stall und machte sich ein paar Minuten bekannt. Maktao, der im Stall nebenan schläft, war ebenfalls sehr behutsam mit dem Neuzugang. Die meisten Waisen und auch die Keeper freuten sich sehr über den Neuzugang!

Aber es gab natürlich auch diejenigen, die eifersüchtig waren. Alamaya versuchte, Kapei eines Morgens von der Fütterung zu verjagen, in dem er ihn wie ein Fohlen mit seinen Hinterbeinen trat. Die Keeper und die Kühe waren schnell zur Stelle, um Kapei zu beschützen. Murera rannte hinter Alamaya her, um ihn zu bestrafen, und wurde tatkräftig von Mwashoti unterstützt. Alamaya verschwand für eine Weile reumütig im Busch.

Am Monatsende tauchte Ziwa mit seiner wilden Herde auf. Die Keeper waren sehr glücklich, dass es ihm in der Wildnis mit seiner neuen Familie so gut ging. Er sieht groß und stark aus, trotz der schlimmen Dürre. Der Monat endete schließlich mit einem kleinen Drama. Wilde Elefanten versammelten sich an den Umani-Quellen, um sich vor den Buschfeuern und dem Rauch in den Chyulu-Bergen in Sicherheit zu bringen. Als Quanza versuchte, eines der wilden Babys zu umarmen, dachte die Mutter, sie wollte ihr Baby entführen und wurde sehr aggressiv. Die clevere Quanza sauste zurück zu Kapei und stellte ihn den wilden Elefanten vor, so als wolle sie klarstellen, dass sie ihr eigenes Baby hatte, und ihres nicht brauchte! Der Frieden war wiederhergestellt.